#36 Springweltmeisterin Simone Blum über ihren kometenhaften Aufstieg
Das Herz schlägt höher und man bekommt jetzt noch Gänsehaut, wenn man sich den Siegesritt von Simone Blum bei den Weltreiterspielen in Tryon 2018 noch einmal anschaut. Sie ist die erste deutsche Weltmeisterin im Springreiten und mit ihrer Wunderstute Alice zur jungen Legende geworden.
In dieser Podcastfolge berichtet sie im Interview mit Christian Kröber nicht nur von den Weltmeisterschaften und dem Medienrummel danach, sondern auch von ihrem ganz normalen Leben im Springstall Blum in Zolling (Bayern).
Höre dir an, wie sie die Weltreiterspiele erlebte, wie es jetzt für sie und Alice weitergeht, warum sich ihr Leben mit Alice nicht nur in sportlicher Hinsicht veränderte und warum bei jedem Turnier Mangos mit an Bord sein müssen.
Eine kurzweilige Podcastfolge mit Gänsehautpotenzial!
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich Willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Für alle, die noch nicht eingetragen sind für unsere Newsletter von wehorse.com, der Online-Reitschule, haben wir derzeit ein besonderes Leckerli. Denn für jede Neuanmeldung schenken wir dir ein gratis wehorse Lernvideo. Was müsst ihr dafür tun? Geht auf wehorse.com, dort erscheint ein kleines Fensterchen, trag deine E-Mail-Adresse dort ein, dann im E-Mail-Postfach die Bestätigungs-E-Mail anklicken und dann bekommt ihr ein Top-Lernvideo der letzten Monate gratis. In dieser Podcast-Folge geht es heute um das Thema Springreiten und dazu traf ich die Überraschungsspringreit-Weltmeisterin des vergangenen Jahres der Weltmeisterschaften von Triumph, Simone Blum.
Viel Spaß! Ein neuer Podcast bei uns bei wehorse, ich freue mich ganz besonders. Heute geht es um das Thema Springreiten und dazu freue ich mich auf Einzelweltmeisterin Simone Blum. Hallo Simone. Hallo. Inzwischen ist es acht Monate her, glaube ich, dass du Einzelweltmeisterin im Springreiten geworden bist. Wie fühlt sich das an, wenn man sagt Weltmeisterin Simone Blum?
[SPEAKER 1]Es ist immer noch ein tolles Gefühl und ich bin natürlich auch immer noch stolz darauf. Aber die erste extreme Zeit ist jetzt schon mal ein bisschen vorbei und wir sind wieder ein bisschen zur Normalität zurückgekehrt.
[SPEAKER 2]Wie waren so die ersten Tage? Also ich weiß noch ganz genau, wir waren glaube ich bei WeHouse, ich glaube sogar mit mehreren Leuten aus dem Team haben wir tatsächlich das Springen auch geguckt. Wie waren so die ersten Stunden danach? Ich glaube das war crazy, oder?
[SPEAKER 1]Ja, in Trine das war Wahnsinn. Man hat am Anfang gar nicht so viel Zeit, weil du wirst von Pressekonferenz über Siegerehrung, dann Dopingkontrollen nur hin und her gereicht und es ist ja ein riesiges Gelände da. Also es hat echt ein paar Stunden gedauert, bis ich dann wirklich mal zum Stall zurückgekommen bin und Alice gesehen habe. Und da habe ich mich dann einmal da vor ihre Box gesetzt und da war wirklich so der erste Moment, wo ich einmal für mich war, wo ich mir gedacht habe, ist das nicht Realität jetzt oder? Es müsste mich eigentlich mal einer kneifen. Und dann haben wir abends dann ein bisschen echt schön gefeiert da in Trine. Dann zurückgeflogen und dann ging hier der Wahnsinn weiter. Also alle haben schon Fans, Freunde, Familie haben alle gewartet.
[SPEAKER 2]Ich glaube, der Bürgermeister sogar.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Der Bürgermeister von Zolling, ja. Die standen dann vor unserem Hof mit Blaskapelle und Weißwurstfrühstück.
[SPEAKER 2]Also ihr kommt aus Bayern, muss man dazu sagen, gerade die, die wissen, wo du wohnst. Zolling, ganz unweit vom Flughafen in München.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Am Flughafen war schon bayerisches Fernsehen da und ja, das war echt Wahnsinn. Also da haben wir dann erstmal ein bisschen gefeiert und Glückwünsche entgegengenommen und so, aber dann musste Alice noch abgeholt werden, weil die ist ein Jahr, ein Tag später geflogen als wir.
[SPEAKER 2]Mit den ganzen anderen Pferden, die dort von den europäischen Teams quasi dort waren.
[SPEAKER 1]Genau. Und dann nach Lüttich eben und ist jetzt auch nicht ums Eck bei uns, deswegen mussten wir dann da wieder hochfliegen und haben sie dann da in Empfang genommen und dann mit dem LKW runter transportiert nach Bayern.
[SPEAKER 2]Also es gab quasi so diesen ganz großen Hype und dann konntet ihr, als ihr nach Lüttich gefahren seid, so ein bisschen auch mal durchschnaufen.
[SPEAKER 1]Ja, durchschnaufen schon, aber es war alles spät. Mitten in der Nacht, wir hatten eh noch Jetlag da angekommen. Und dann, ich glaube, drei Stunden später kam dann Alice an. Und bis dann da das ganze Zeug vom Flugzeug runter ist und Equipment, das dauert dann schon. Und dann neun Stunden nach Hause und danach waren wir erst mal platt.
[SPEAKER 2]Du bist ja nach Tryin quasi als Newcomerin so ein bisschen, glaub das kann man sagen, gekommen. Hast du jemals damit gerechnet, dass es dich so weit tragen könnte?
[SPEAKER 1]Also gerechnet sicherlich nicht. Ich habe oder wir haben schon immer an Alice geglaubt und an ihre Qualität und einfach diese Bearound-Maschine. Also das hat sie davor oft genug bewiesen. Aber natürlich ist sowas war, als ich der Parcours abgegangen bin, das war hoch und breit und schwer. Und da ist man halt froh, wenn man da gut drüber kommt. Aber irgendwie jede Nullrunde von Tag zu Tag hat mich irgendwie noch stärker gemacht. Und dann so vorm Finale, nach schon drei, glaube ich, echt starken Nullrunden, habe ich gedacht, im Finale kann, glaube ich, jetzt eigentlich nicht mehr so viel kommen, was Alice nicht kann.
[SPEAKER 2]was euch quasi aus der Bahn werfen würde.
[SPEAKER 1]Genau, natürlich passiert ein Fehler mal schnell, aber bei den anderen auch und deshalb war das dann, am Sonntag bin ich da eigentlich auch ganz guter Dinge da in das Finale gegangen und natürlich war ich nervös, sicherlich, aber ich glaube gar nicht, dass ich so viel mehr nervös bin, wie hier vor anderen springen, weil jedes Springen ist auf sich muss man einfach oder aufs Neue muss man Alles geben und muss einfach passen, muss ein bisschen Glück dabei sein, das Pferd muss gut drauf sein, deswegen hat einfach an dem Tag alles gepasst.
[SPEAKER 2]Der Glaube quasi und einige Springreiter Kollegen, zum Beispiel Holger Hetzel, die haben glaube ich sogar auf dich gewettet.
[SPEAKER 1]Ja, das stimmt. In Arnheim letztes Jahr habe ich großen Preis gewonnen. Und dann hat er mir gratuliert und hat gesagt, Simone, wenn ihr beide fit bleibt, du und Alice, dann kommt ihr ins deutsche Team für Tryon und dann gewinnst du eine Medaille. Das war für mich natürlich so utopisch. Dann habe ich zu ihm gesagt, ja, träum weiter. Schön wäre es, aber träum weiter. Dann hat er gesagt, ich wette 100 Euro mit dir. Da habe ich gedacht, naja, das mache ich ja mal. Kann ich ja einschlagen, weil da habe ich wirklich nicht dran gedacht eigentlich oder geglaubt. Und ja, die Wettschulden habe ich jetzt eingelöst.
[SPEAKER 2]Genau, wir sind nämlich gerade in Mannheim, auf dem Mannheimer Maimarkt und hier hat Holger Hetzel seine Wettschulden eingelöst. Ich glaube 100 Euro.
[SPEAKER 1]Genau, 100 Euro hat er bekommen. Hat eigentlich auch ganz gut gepasst, weil hier in Mannheim, da ging eigentlich so unsere internationale Karriere los eigentlich 2017. Da ist LS4 wunderschöne und echt tolle Runden gesprungen hier auf echt schwerem Niveau. Ja und danach ging alles echt ziemlich schnell.
[SPEAKER 2]Du bist ja im Springreiten jetzt bis nach ganz oben gekommen, aber eigentlich hast du mal angefangen auch eher Richtung Vielseitigkeit, denn dein Vater, Jürgen Blum, ist Olympionike im Vielseitigkeitssport gewesen, ich glaube 1996. Und deine Karriere war gar nicht zwangsläufig Richtung Springen gepolt. Wie waren so deine reiterlichen Anfänge?
[SPEAKER 1]Also am Anfang habe ich eine sehr vielseitige Ausbildung genossen. Klar, es ging los mit dem Pony, wirklich Tresur, Springen, ein bisschen Gelände dabei. Ich bin viel bei Tresurtrainern von meinem Vater mitgeritten. Das hat mir, glaube ich, sehr viel gebracht in meiner Entwicklung. Und genau, ich bin auch kleine Vielseitigkeitsturniere geritten, so auf bayerischem Niveau, bayerische Meisterschaften, Pony, dann mal so Bundesnachwuchsschampionat in Warendorf. Das hat mir alles auch furchtbar Spaß gemacht, aber ich habe mich jetzt nie auf irgendwas spezialisiert. Ich bin auch L-Dressur geritten, eben mit meinem Pony auch L-Springen, M-Springen dann. Aber dann kam irgendwann der Zeitpunkt, wo man sich doch ein bisschen entscheiden musste. Kaufen wir jetzt halt einen Springpony oder einen Dressurpony oder einen Viehseitigkeitspony, das eben ein bisschen mehr kann, wie jetzt halt so dieses Allroundpony. Und dann waren wir in Aachen, bei den deutschen Jugendmeisterschaften damals. Und da habe ich mich einfach in einen Springpony verliebt.
[SPEAKER 2]Und da bist du zu Papa gegangen?
[SPEAKER 1]Ja, meine Eltern fanden den auch ganz toll. Und damals wurde es dann Rivo, ein Springpony, der schon Europameisterschaften gegangen ist und zwar sehr, sehr schwierig war, aber ich glaube wirklich viel Qualität hatte. Genau, und so bin ich dann… Meinen Pony, mit dem ich Busch geritten bin, haben wir dann verkauft. Der war dann ein bisschen klein für mich. Den gibt es jetzt immer noch. Der ist noch, ich glaube, 25, 27, 25 vielleicht ist er. Läuft in Amerika.
[SPEAKER 2]Ach wirklich?
[SPEAKER 1]Ja, ich kriege immer Fotos gestickt. Also der schaut aus wie das blühende Leben und ihm geht es richtig gut. Genau, und dann kam eben der Springsport.
[SPEAKER 2]Und war es für dich von Anfang klar, dass du das auch leistungsmäßig betreiben willst?
[SPEAKER 1]Nee, überhaupt nicht. Also Reiten war für mich immer Hobby. Ich habe meine Schule gemacht. Gut, dann hatte ich ein Jahr nach der Schule ein bisschen Auszeit gehabt, weil es doch mit dem Reiten und der Schule war immer schon eine Doppelbelastung. Wollte ich einfach einmal ein Jahr so ein bisschen Einfach mal für mich wissen, wo ich hin will und einfach ein bisschen den Reitsport genießen. Dann habe ich studiert. Biologie und Chemie mit zusätzliches Lehramt. Habe da auch meinen Master gemacht. Und 2016 den abgeschlossen. Und dann habe ich eigentlich, bevor ich jetzt ins Berufsleben gehe, wollte ich nochmal ein Jahr eben ein bisschen meine reiterliche Karriere voranbringen. Ja und dann kam 2017 eigentlich der große Wurf, der Anfang meiner Karriere und dann haben wir uns Anfang 2018 dazu entschlossen uns selbstständig zu machen, das professionell zu machen, haben eine Firma gegründet. Mein Mann und ich.
[SPEAKER 2]Blum, wir haben eben schon darüber gewitzelt so ein bisschen. Ihr habt jüngst geheiratet und vorher hat dein Mann Goskowitz mit Nachnamen geheißen und du hast glaube ich auch so einen kleinen Witz auf der Weltmeisterschaft Pressekonferenz darüber gehabt, oder?
[SPEAKER 1]Also wir haben eigentlich, ja es haben alle immer gemeint, dass er meinen Namen angenommen hat, weil ich jetzt Weltmeisterin bin. Das war eigentlich nicht so. Wir haben uns schon eigentlich seitdem wir verlobt sind, also das war Dezember 17, genau, Dezember 17, haben wir uns eigentlich immer ein bisschen über die Namenswahl halt Gedanken gemacht und bei Hansi war es immer so, dass wenn er auch mal angesagt wurde und der Sprecher das nicht ganz so gut drauf hatte, dann wurde da auch ganz gerne mal so ein osteuropäischer Name draus oder was tschechisch oder polnisches. Wo er sich dann immer so ein bisschen darüber geärgert hat und irgendwann kamen wir dann einfach zu der Entscheidung, dass Bloom einfach kurz und bündig ist und man das eigentlich nicht verschandeln kann und dass wir gemeinsam diesen Namen annehmen.
[SPEAKER 2]Und ihr habt zusammen eine Firma gegründet und betreibt quasi zusammen den Sportstall auf deinem elterlichen Hof, kann man sagen, in Zolling in Oberbayern.
[SPEAKER 1]Genau. Und die Firma heißt eben auch Sport für die Bloom.
[SPEAKER 2]Genau, und damit ist quasi für dich auch klar, du wirst den sportlichen Weg weitergehen und jetzt nicht quasi den Weg einschlagen, das was du studiert hast, was eigentlich so der ursprüngliche Plan mal war.
[SPEAKER 1]Also ich finde, man sollte niemals nie sagen, was in vielen Jahren ist. Das kann man einfach, finde ich, gerade nicht vorhersehen. Es gibt dann einfach ein zweites Standbein. Ob es jetzt das Lehramt ist in der Schule oder in der Schülerhilfe. Da gibt es ja viele Sachen, breit gefächert, wo man sich dann einfach hin orientieren kann. Also das will ich überhaupt nicht sagen, dass das nie stattfinden kann. Das will ich mir auch so ein bisschen offen halten, aber im Moment steht für uns der Sport und unser Business im Vordergrund und da wollen wir uns auch einfach ein bisschen hocharbeiten und das wird einfach auch… Hansi ist einfach ein toller Trainer. Er ist ja nicht nur mein Mann, sondern er hat auch mich mit zum Weltmeistertitel getragen oder begleitet. Er trainiert einfach unheimlich toll. Er hat da wirklich ein Händchen für und das wollen wir auch, dass er das in Zukunft auch noch jüngeren Talenten, Reiterinnen einfach weitergeben kann. Wir haben einfach noch genug Pläne für unsere Zukunft und natürlich neben dem Reiterlichen einfach im großen Sport.
[SPEAKER 2]Jährlich im Mai öffnet das Landgestüt Redefin in Mecklenburg-Vorpommern seine Pforten für ein internationales Reitturnier. Vom 24. bis 26. Mai findet dort das Pferdefestival Redefin in historischem Ambiente statt. Denn das Ganze wird von dem historischen Portal des Landgestüts Redefin veranstaltet. Springsport, zum einen mit der zweiten Etappe der BEMA Riders Tour auf dem Weg zum Finale in Neumünster, also die besten internationalen Springreiterinnen und Springreiter. Zum anderen aber auch Dressursport, vom Youngster, also Nachwuchspferdeprüfungen bis hin zum Grand Prix angereichert, dazu auch noch mit Showblocks, beispielsweise mit einer großen Hengstparade des Landgestüts. Es gibt auch ein Dorkagility-Turnier, Eingerahmt alles von einer charmanten Ausstellung in diesem großartigen Ambiente, 24. bis 26. Mai in diesem Jahr. Und weitere Informationen und Tickets gibt es unter www.pferdefestival-redefin.de.
[SPEAKER 1]Viel Spaß!
[SPEAKER 2]Wenn wir jetzt einmal zurückgehen quasi zum Beginn deiner Karriere, du hast ja gesagt, dann kam so der Wechsel in den Springsport und dann hast du es auch leistungsmäßig betrieben, bist quasi den Weg durchlaufen, den auch viele Junioren und junge Reiter gehen, quasi in den Sport hineingewachsen, oder?
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall, ja. Ich habe dann mit dem Pony, das ging ziemlich schnell, echt ganz gut. Dann waren wir auf Europameisterschaften. Der Ponyreiter, mit 15 war ich dann da. Da waren wir Vierter. Das war, glaube ich, echt ein tolles Ergebnis für uns. Das hat mir schon mal ein bisschen Erfahrung auf einem Championat gebracht. Danach ging es dann ein bisschen in die Juniorenphase. Da hatte ich Tolle Pferde, bin dann auch Jungreiter in den Bundeskader gekommen. Aber jetzt nichts, was von der Qualität her ganz herausragend war, was auch für das Seniorenlager gereicht hat. das war flying boy war dann zweiter bei den damen auf der deutschen meisterschaft 2015 genau also der hat auch ganz tollen job und gemacht und mir das alles so ein bisschen geebnet damals hatte ich noch cash den habe ich von freunden von uns zur verfügung bekommen der ist schon sehr schwer gegangen das fährt davor und Das hat mir alles einfach so ein bisschen geholfen, da Fuß zu fassen, ohne dass man da jetzt wirklich an diesen Spitzensport rangekommen ist. Das muss ich schon sagen, es ging halt nur durch Alice. Einfach durch ihre Qualität. Wir haben uns da zusammen hochgearbeitet. Wir sind ein Team geworden und einfach so wie der Phoenix aus der Asche eigentlich auf dieses Fünf-Sterne-Niveau gekommen und das hat sie einfach toll gemacht von vornherein.
[SPEAKER 2]Wie genau ist Alice zu dir gekommen? Wie habt ihr quasi zusammengefunden?
[SPEAKER 1]Sie war damals 7-jährig und ich habe Hansi 2014 eigentlich kennengelernt, da hatte ich noch eine andere Fuchsstute, die sehr sehr schwierig war und mit der ich so ein bisschen meine Probleme hatte. Und er ist bei Freunden von uns, wo wir auch dieses Pferd gekauft hatten, ist er geritten und die haben gesagt, frag doch mal Hansi, ob er dir da ein bisschen hilft bei dem Pferd. Und so kam eigentlich dann die Zusammenarbeit, dass er mich trainiert hat, dass er diese Stute geritten hat. Und dann habe ich auch zu Hansi und auch zu den Freunden der Familie Steindl eben gesagt, Mensch, wenn ihr mal wieder auf Tour seid, wir würden noch ein junges Pferd suchen oder ein jüngeres Pferd. Und dann haben sie Alice gesehen und dann hat Hansi mir gleich geschrieben, er hat genau mein Pferd entdeckt. Das könnte super passen. Und die haben sie dann einmal da in Ostdeutschland ausprobiert und die Besitzer kamen dann zu uns runter mit ihr. Ich durfte sie zwei Tage reiten und dann hat sie unseren Stein nicht mehr verlassen.
[SPEAKER 2]Also ist ja quasi doppeltes Glück, was mit Alice kam, also sowohl den Ehemann als auch das Erfolgspferd gefunden. Besser geht’s ja eigentlich gar nicht. Und dann kam Alice siebenjährig zu dir in den Stall und dann bist du mit Alice Youngster Tour, glaube ich, geritten zunächst, quasi auf normalen Turnieren.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall siebenjährig. Wir haben sie Mitte siebenjährig gekauft, dann ist ihr da noch ein bisschen was gegangen. Da haben wir uns erst mal versucht ein bisschen zusammen zu fummeln, weil sie war ein sehr temperamentvolles und schwieriges Pferd mit ganz viel PS und sehr kuckig. Also hatten wir schon so ein bisschen unsere Probleme. Achtjährig eigentlich auch noch, viel auf nationalem bayerischen Niveau, hat sie schon mal sehr gute Runden gedreht, dann mal wieder weniger gute. Also sie hat jetzt nie viel Fehler gemacht, aber dass sie einfach unkonzentriert war oder irgendwas vor irgendwas Angst hatte oder so, das war achtjährig schon, hat sie noch so ein bisschen durchgezogen. Neunjährig wurde das dann alles so ein bisschen stabiler. Da hat sie einen riesen Schritt gemacht, dann kam da neunjährig der deutsche Meistertitel der Damen. Aber auch neunjährig haben wir sie immer noch kleiner geritten, um ihr das Vertrauen zu geben und dass sie wirklich wachsen konnte bei ihren Aufgaben. Genau, und dann war sie zehn, als dann hier 2017 Mannheim war. Es war, glaube ich, für sie auch das richtige Alter. Sie wäre kein Pferd gewesen, das man in jüngeren Jahren sehr schwer reiten konnte. Dafür war sie zu schwierig, zu vorsichtig. Sie wollte immer alles super machen, aber sie hat schon ihre Zeit gebraucht.
[SPEAKER 2]War es für dich zu Anfang schwierig, sich reiterlich auf Alice einzustellen? War das für dich eine Herausforderung, mit diesem Pferd auch mitzuwachsen?
[SPEAKER 1]Herausforderung auf jeden Fall, aber wir haben uns schon immer super verstanden. Meine Reiterei hat einfach perfekt zu ihr gepasst. Ich mache sehr wenig Druck. Die Pferde müssen bei mir alleine springen. Das hat ihr gelegen, weil sie so extrem elektrisch auf dem Schenkel ist. Wenn du einmal zu viel Druck machst, dann läuft sie bis nach China so ungefähr. Also deswegen kam ihr das natürlich zugute, dass ich einfach leicht bin und wenig Druck gemacht habe. Immer mal wieder hat aber auch Hansi sie geritten, weil sie manchmal wirklich ein bisschen ne Furie war, mich dann auch mal veräppelt hat oder manchmal so hoch sprang, dass mir der Orangensaft in der Früh vom Frühstück gleich hochkam. Also da hatte ich schon ganz viel Hilfe auch von Hansi, der sie immer wieder so ein bisschen versucht hat in die Spur zu bringen und es war schon alles nicht ganz einfach mit ihren jungen Jahren.
[SPEAKER 2]Wie wichtig würdest du sagen ist es, dass man, dass quasi die Connection zwischen Pferd und Reiter auch da ist? Dass quasi nicht das Pferd das Sportgerät ist, mit dem man jetzt einfach reitet und dann soll sich wer anders um kümmern, sondern dass man sich auch in Anführungsstrichen versteht zwischen Pferd und Reiter. Wie wichtig würdest du das einschätzen?
[SPEAKER 1]Ich glaube, das ist mit einer der wichtigsten Sachen. Ohne das geht es nicht. Du musst ein Team sein. Du musst dich wie die Westentasche kennen. Alice braucht das ganz besonders, dass ich viel Zeit mit ihr verbringe. Sie bekommt immer die meiste Aufmerksamkeit, sie ist am meisten draußen, sie hat am meisten Bewegung. Sie weiß, dass sie der Star im Stall ist und so will sie auch behandelt werden und das holt sie sich auch. Sie ist eine Fuchsstute und überhaupt eine Stute, das ist glaube ich nochmal ein bisschen extremer wie jetzt zum Beispiel Kool Hill. Das ist jetzt ein Wallach, einfach auch ein tolles Pferd, der hoffentlich mal in ihre Fußstapfen tritt. Aber der ist alles so ein bisschen ruhiger. Das ist ganz ein Lieber, der wartet immer, bis er seine Aufmerksamkeit bekommt. Die Alice ist dann schon richtig krantig, wenn man nicht gleich zu ihr kommt oder ihr nicht gleich einen Apfel oder irgendwas reinschiebt. Oder eine Mango kriegt sie ja nur nach einer Nullrunde.
[SPEAKER 2]Genau, das ist ja das ganz Besondere.
[SPEAKER 1]Aber Mango-Läckerlis verdrückt sie so auch genug.
[SPEAKER 2]Okay, aber das mit den Mangos, das musst du nochmal ganz genau erklären für alle, die es noch nicht mitgekriegt haben. Alice kriegt quasi nach jedem Ritt oder nach jeder Nullrunde Mango.
[SPEAKER 1]Genau. Es ging eigentlich los, da waren wir in Donaueschingen am Turnier und da hatten wir so von einer Marke Mango-Leckerlis dabei und die hat sie schon immer echt geliebt und meine damalige Pflegerin hat dann Alice versprochen, wenn sie einen großen Preis gewinnt, kriegt sie eine frische Mango. Naja, Alice hat dann in Donaueschingen-Immehöfe großen Preis gewonnen und dann hab ich gesagt, jetzt müssen wir uns aber irgendwie auf den Weg machen und suchen. Und da war zum Glück ein großer Obststand, der hatte eine Flugmango für 8,50 Euro.
[SPEAKER 2]Eine Flugmango? Ist das eine andere als eine normale Mango?
[SPEAKER 1]Ja, die kommen wahrscheinlich von weiter her. Und die war was ganz Besonderes, weil die war unglaublich teuer. Und dann haben wir Alice ihr geschält und Stück für Stück gegeben. Und wenn man in ihr Gesicht geschaut hat, dann hat man einfach diesen Genuss von ihr gesehen. Das fand sie ganz, ganz toll. Und so hat sich das dann eingebürgert, dass wirklich nach einer Nullrunde gibt es eine Mango. Und man hat auch das Gefühl, sie wartet wirklich drauf.
[SPEAKER 2]Und ich glaube, nach dem Weltmeistertitel gab es einige Kilo an Mango-Zuschriften.
[SPEAKER 1]Das auch, ja. Also in Schwein war es nochmal so, dass Hansi lässt sie vor dem Parcours immer einmal an der Mango riechen, dass sie wieder einmal den Geruch von mangt.
[SPEAKER 2]Also, wie musst du dir das vorstellen? Also ihr seid im Stallzelt, es wird jetzt gerade gesattelt, oder sitzt du dann schon drauf?
[SPEAKER 1]Ne, es wird gesattelt, genau. Und dann zeigt Hansi Alice einmal die Mango und dann schnuppert sie dahin und findet sie schon ganz toll.
[SPEAKER 2]Und die versteht auch, das ist jetzt eine Mango, das könnte lecker sein.
[SPEAKER 1]Das weiß sie, ja. Nur an diesem Tag, am Sonntag, hat Hansi zu unserer Pflegerin gesagt, ja wo ist die Mango?
[SPEAKER 2]Also der Finaltag?
[SPEAKER 1]Der Finaltag, genau. Ja das weiß ich nicht, wolltest du doch mitbringen. Ups, die ist im Hotel geblieben. Und in Amerika ist es jetzt nicht so, dass man da mal schnell zum Hotel fährt, sondern da über den Highway hat es schon ein bisschen gedauert. Deswegen waren dann alle natürlich total in Aufruhr. Ich durfte davon ja nichts mitbekommen, weil sonst wäre ich ja noch nervöser gewesen. Also sind Uli und Stefan, zwei weitere Pfleger aus dem Team, wirklich losgefahren in so ein Walmart und haben Mangos gekauft und sind über dieses ganze Gelände geschossen und geheizt und haben wirklich gerade als ich rausgekommen bin, standen sie da mit der Mango. Also habe ich es meiner Pflegerin gegeben, dass ich davon wirklich nichts mitbekommen habe.
[SPEAKER 2]Und dann wurde quasi die Mango quasi eingeschleust und sie konnte trotzdem noch einmal dran riechen?
[SPEAKER 1]Das nicht, riechen nicht, aber sie hat sie danach dann gleich bekommen. Nach dem ersten Umlauf war das, glaube ich. Genau, nach dem ersten Umlauf. Und dann vor dem zweiten war ja dann noch genug Mango da. Und danach dann habe ich genug oder viel Fanpost bekommen. Auch immer mal wieder war ein Paket dabei mit Mangos drin. Also es waren so viele, dass Alice konnte die alle gar nicht essen, dass wir dann auch öfters schönen Mangosalat hatten.
[SPEAKER 2]Zum Frühstück gab’s dann Mango.
[SPEAKER 1]Oder abends, genau. Ja, das war nett. Aber Alice hat sich immer drüber gefreut.
[SPEAKER 2]Und das Ritual gibt’s bis heute?
[SPEAKER 1]Ja, das Ritual gibt’s bis heute. Wir haben immer Mangos dabei und das liebt sie einfach.
[SPEAKER 2]Also die Mango ist fest etabliert. Würdest du sagen, das ist so ein kleines Ding oder so ein kleines Ritual, was dann auch den Unterschied machen kann, wo man sagt, ich hab so eine Connection mit meinem Pferd, wir verstehen uns so gut, dass das vielleicht auch sportlich einen Unterschied machen könnte oder ist das nur was für den eigenen Kopf?
[SPEAKER 1]Also ich glaube schon auf jeden Fall ein bisschen. Also ein Pferd, vor allem so wie Alice, bin ich 100% davon überzeugt, dass sie weiß, wann es gut war und wann es nicht gut war. Und es ist einfach eine Belohnung für sie. Ein Tier lernt natürlich auch. Ja, ich glaube schon, dass das wirklich was Wichtiges ist. Also diese Beziehung und auch, dass man sowas hat. Aber es ist natürlich auch so ein bisschen Aberglauben vielleicht dabei. Also das ist schon so, wenn man einmal ein Sakko hatte, das einem Glück gebracht hat, dann denkt man immer, das ist sein Glückssakko. Am Schluss wird es dann doch wahrscheinlich mal gebrochen. Ja, ich glaube, dass es schön ist, wenn man sowas hat und davon lebt man auch so ein bisschen. Und jeder hat so ein bisschen seine Rituale und wahrscheinlich mit jedem Pferd einfach ein bisschen anders. Und umso länger man ein Pferd hat, umso mehr entsteht natürlich auch sowas.
[SPEAKER 2]Wie sieht so dein persönlicher Tagesablauf aus? Wie ist ein Trainingstag bei euch? Also du reitest natürlich verschiedene Pferde, jetzt nicht nur Alice oder Cool Hill oder Contach, ein weiteres Pferd mit dem du gerade einen großen Preis in Hagen gewonnen hast, den kleineren großen Preis dort. Wie sieht so ein Trainingstag bei dir aus?
[SPEAKER 1]Also ich fange eigentlich meistens mit Alice an, die ist dann davor schon in der Maschine gelaufen, dass sie schon warm ist und dann wird sie geritten, weil sie ja dann danach noch entweder noch ausreiten, Koppel, Paddock, Maschine, also die ist den ganzen Tag eigentlich beschäftigt oder grasen gehen oder spazieren gehen. Also das ist für sie wirklich ausreitend, liebt sie. Deswegen fange ich halt immer gleich in der Früh an, damit das dann eben so bis bis abends ihr Programm dann durchgezogen werden kann. Dann reite ich natürlich noch andere Pferde. Wir schauen immer, dass wir so bis Mittag, Früh, Nachmittag eigentlich mit allen fertig sind. Wir haben 16 Pferde zu Hause, die wir mit unserem Team reiten, pflegen, longieren. Ähm… Genau, und nachmittags ist dann entweder, wir fahren am nächsten Tag aufs Turnier, dann ist natürlich so Turnierzeug packen, alles herrichten, Buchhaltung ist natürlich auch, ist meistens montags eigentlich, wenn man wieder mal fünf Tage am Turnier war, ist viel Post angelaufen, dann habe ich Montag Nachmittag meistens Buchhaltung. Ich bin ein sehr ordentlicher Mensch, ich putze auch gerne was im Stall oder räume was auf oder Also es ist eigentlich immer was zu machen. Es ist jetzt nicht so, dass ich 10 Stunden am Tag auf dem Pferd sitze. Das könnte ich körperlich glaube ich gar nicht. Also ich reite so super gerne 5 Pferde. Die aber wirklich ausgiebig. Also das sind dann auf jeden Fall schon mal 5 Stunden. Und genau, dann ist einfach noch viel drum herum. Wir haben auch noch einen Hof, wo einfach immer was gemacht werden muss. Ob es Platz abziehen, Sprünge umbauen, irgendwas sind wir immer am Basteln. Und genau, manchmal auch bis spät abends. Aber das ist irgendwie auch vor allem im Sommer ist das schön, wenn es ein bisschen abgekühlt ist und dann so Ruhe einkehrt. Das mache ich mit Hansi zusammen einfach gerne.
[SPEAKER 2]Gut, und so ein Pferd wie Alice hat natürlich einen sehr dezidierten Trainingsplan, nehme ich an bei euch. Also es wird alles sehr, sehr genau geplant, wann was passiert, oder?
[SPEAKER 1]Das schon, aber man muss jetzt sagen, Alice wird kaum gesprungen eigentlich zu Hause. Wir machen das eigentlich so, wie sie Lust und Laune hat. Also natürlich wird sie genug Dressur gearbeitet, einfach auch um ihr Temperament immer ein bisschen zu zügeln, weil sie braucht einfach ganz, ganz viel Bewegung. Also es ist schon, wenn ich aus dem Stall raus reite und sie schon Richtung Gelände abbiegt, dann gehen wir halt mal eine Runde spazieren. Man kann sich das nicht so vorstellen, dass wir wirklich jeden Tag absolut planen, was sie macht, sondern ich überlege mir halt, natürlich schon im Plane, war sie heute sehr frisch, wie oft muss sie morgen raus, also sie kommt mindestens dreimal ist sie draußen, aber eben manchmal auch öfters und sie zeigt einem eigentlich das, was sie wirklich gerne macht.
[SPEAKER 2]Gibt es so in der Pferdeausbildung generell bei euch gewisse Grundsätze oder gewisse Dinge, auf die du und auf die auch Hansi oder ihr als Team besonders Wert drauf legt?
[SPEAKER 1]Also auf jeden Fall bei der Ausbildung von jungen Pferden ist uns die dressurmäßige Arbeit einfach total wichtig, weil das ist glaube ich das, was am Schluss dann auch den Erfolg bringt. Es gibt viele Pferde, die toll springen können oder hoch springen können, aber im wirklich großen Sport muss die Rittigkeit einfach stimmen und die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter und das ist glaube ich schon, was wir viel machen. Ich glaube, wir springen nicht so viel. Also ich glaube, da springen andere deutlich mehr. Das machen wir nicht so, sondern erst mal wirklich die tressormäßige Ausbildung. Wir haben eine ganz tolle Bereiterin auch zu Hause, die einfach in unserem Sinne die Pferde einfach schön arbeitet, auch die jungen Pferde. Und ja, das ist eigentlich unser Anliegen, dass die wirklich, wenn die, sagen wir mal ein Jahr oder so bei uns in Ausbildung waren oder sind, dass sie dann wirklich schön zu reiten sind, dass man da eigentlich jeden draufsitzen kann und der sagt, Mensch, eure Pferde, das macht wirklich Spaß, die zu reiten.
[SPEAKER 2]Ist das dann eher so eine springorientierte Dressur? Also manche Springreiter unterliegen ja immer so ein bisschen dem Vorwurf, dass es ja gar keine Dressur ist, sondern eigentlich eine Gymnastizierung des Springens wegen. Ist das denn also wirklich eine dressurmäßige Ausbildung und doch eher sehr springorientiert mit dem finalen Ziel, ein Parcours zu reiten?
[SPEAKER 1]Also das ist sicherlich ein bisschen springorientiert, aber ich finde schon, also alle unsere Pferde müssen einfach rechts, links eine Traversale gehen, Schulter herein, Außengalopp. Natürlich gehen die jetzt keine Tressur, aber Tressur-Lektionen finde ich schon, dass jedes Springpferd können muss. Die können auch mal eine Galopp-Pio retten. Das muss jetzt nicht so aussehen wie bei Isabel Bert, aber trotzdem kann man sich da ja ein bisschen rantasten, einfach dieses Zulegen einfangen. Das sind, glaube ich, schon wirklich wichtige Sachen. Und dann halt, dass das Pferd wirklich über den Rücken geritten wird, dass sie sich dehnen, dass wirklich der Rücken locker ist. Also darauf achten wir einfach viel, dass die Pferde zufrieden sind, ausgearbeitet sind, weil wir haben viele Pferde mit sehr viel Temperament. Das mögen wir. Es liegt uns. Dementsprechend musst du natürlich immer erst mal schauen, dass einfach das Temperament so ein bisschen gezügelt wird. Und ich glaube, dass man das mit Also Lektionen, leichtere Lektionen einfach gut machen kann.
[SPEAKER 2]Und ist es auch so, dass du ab und an nochmal bei anderen, bei Kollegen mal so ein bisschen über die Schulter schaust, guckst du dir hier und da auch mal was ab, jetzt unabhängig mal von Springen und Dressur, dass man schaut, okay, der und der Ausbilder, der interessiert mich, die und die Reitweise finde ich interessant, gibt’s das auch?
[SPEAKER 1]Doch, auf jeden Fall. Ich glaube, man hat beim Reiten nie ausgelernt. Wenn man dieser Meinung ist, dann geht es wirklich nach hinten los. Du musst dich immer weiterbilden. Du brauchst auch immer jemanden, der auch mal unten steht, der dir was sagt. Wir haben auch einen Dressurausbilder. der regelmäßig zu uns kommt. Der reitet auch bis Grand Prix, auch Dressur, aber der hat es einfach gut drauf, wie auch ein Springpferd eben dressurmäßig geritten werden muss. Das ist sehr, sehr wichtig. Und natürlich, man unterhält sich über Reitweisen, über Sachen, was machen die anderen, auch in einem Team. Man hilft sich gegenseitig. Also das ist auf jeden Fall so.
[SPEAKER 2]Wie ist jetzt so dein weiterer Fahrplan? Wir befinden uns ja im Jahre 2019, Europameisterschaft in diesem Jahr. Du bist ja jetzt mit Alice, könnte man sagen, fast gesetzt. Also gemäß dem Fall, ihr bleibt fit.
[SPEAKER 1]Naja, gesetzt ist glaube ich keiner. Also es muss sich jeder immer wieder neu beweisen. Natürlich ist es ein Ziel oder ist auf jeden Fall das Ziel. Was unsere Turnierplanung angeht, wir haben jetzt in zwei Wochen den Ersten Nationenpreis in Laboul. Dann werden wir einmal wieder ein bisschen die jüngeren Pferde einsetzen. In München wird Cool Hill erst Pferd sein.
[SPEAKER 2]Pferd International, ein großes Turnier bei euch im Süden.
[SPEAKER 1]Genau. Danach geht es einmal in Urlaub und weiter haben wir eigentlich gerade noch nicht so wirklich geplant, weil wir schauen immer, dass wir so immer die nächsten Wochen so, weil bei Pferden oder im Pferdesport kann sich immer schnell mal was ändern, dass man mal einfach umswitchen muss. Genau, aber ist natürlich schon alles drauf ausgelegt, irgendwann in Aachen, dann wahrscheinlich noch ein Turnier und dann Europameisterschaft.
[SPEAKER 2]Und wie du sagst, ist nicht alles planbar. Ihr hattet glaube ich im Herbst 2018 in Verona beim Weltcup-Turnier einen Sturz. Wie habt ihr euch davon erholt und ist dann erstmal so das Vertrauensverhältnis so ein bisschen, ja beschädigt will ich nicht sagen, aber es ist dann angekratzt. Wie geht man auf, weil du sagtest, ihr habt so eine enge Verbindung und irgendwie seid ihr so ein Dreamteam zusammen. Wie geht man damit um?
[SPEAKER 1]Genau, also diese enge Verbindung oder diese Beziehung, die wir haben, die hat nach Trine natürlich aufgrund von Zeitmangel ziemlich gelitten. Also ich hatte unheimlich viel um die Ohren mit Interviews, Presseterminen, Fotoshootings, all das, was sicherlich auch toll war, dass man so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Also ich will das überhaupt nicht ins Negative ziehen, aber es war Natürlich nicht ganz einfach, ein bisschen anstrengend und auf so meinen wirklichen Job, das Reiten, konnte ich mich eigentlich wenig konzentrieren und die Hochzeit kam auch noch dazwischen.
[SPEAKER 2]Stimmt, ihr habt noch geheiratet.
[SPEAKER 1]Genau, deswegen das war schon viel und dann vor Verona muss ich sagen, bin ich vielleicht zwischen Ryan und Verona, das waren glaube ich vier oder fünf Wochen, vier Wochen, vielleicht dreimal auf Ellis gesessen. Und die Quittung hat man auch gleich bekommen in Verona. Wir waren einfach nicht so das eingespielte Team, das wir davor waren. Sie ist in der Halle nochmal ein bisschen schwieriger, ist ein bisschen kuckiger, ist alles ein bisschen enger. Hat sich unheimlich wahrscheinlich auf Parkour-Dienst oder auf irgendwas, was daneben war, konzentriert und hatten wir eben diesen Sturz. was zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Aber trotzdem steckt es einem natürlich schon erstmal so ein bisschen in den Knochen und auch ein bisschen im Kopf. Also das kann man jetzt glaube ich nicht sagen, dass es total spurlos dann einfach rüber geht. Dann bin ich weiter mit ihr nach Stuttgart geritten. Da war das Glück nicht so ganz auf unserer Seite. Dann habe ich mir das Genick ein bisschen ausgerenkt, hat einen Nerv eingeklemmt und ich konnte mich eigentlich gar nicht rühren. Da musste ich es ziemlich alleine machen. Irgendwie war es schon schwierig in die Normalität zurückzufinden und ich habe mich auch einfach mit ihr nicht so wohl gefühlt, komischerweise. In Genf dann war das besser wieder, da hatte ich eigentlich das erste Mal das Gefühl wieder, dass wir auf einem guten Wege sind und ich war aber einfach schon ein bisschen ausgepowert und habe mir im November dann ja zweimal noch die Schulter luxiert.
[SPEAKER 2]Luxiert, das musst du erklären.
[SPEAKER 1]Ausgekugelt. Also wirklich bei Alltagsbewegungen, zweimal abends eigentlich alleine im Stall gewesen, mich noch, was ich gerne mache, eben um Alice gekümmert, noch geputzt und beim Decke zumachen, unten drunter gegriffene, Schulter ausgekugelt und jedes Mal mit Notarzt und Narkose und Es war immer ein Riesenprimborium und dann habe ich gesagt, so kann es irgendwie auch nicht weitergehen. Ich bin dann eben zu einem Spezialisten gegangen und der hat gesagt, es muss sofort operiert werden, weil er wäre auch nur ein junger Mensch und sonst muss da ein neues Gelenk rein und das müsste man jetzt dann machen. Das haben wir dann nach Genf auch gleich machen lassen, Mitte Dezember dann. Und genau, diese Auszeit, glaube ich, hat uns beiden gut getan. Alice hat einfach ihre Pause bekommen und ich habe dreieinhalb Monate Pause gemacht. Und ja, gut, die Pause hätte jetzt vielleicht auch ohne Operationen, wäre es nicht so schmerzhaft gewesen, wäre auch eine schöne Pause gewesen.
[SPEAKER 2]Und ohne Luxation.
[SPEAKER 1]Genau, aber so ging es jetzt auch ganz gut und ich glaube, es ist schön verheilt und es fühlt sich gut an und jetzt sind wir wieder gestärkt zurück.
[SPEAKER 2]Ist der Trubel dir manchmal dann auch so ein bisschen zu viel, dass du sagst, eigentlich will ich lieber reiten und das Ganze drum zu weniger, weil du warst ja vom Sportstudio, dann Bayern Rundfunk, du warst ja eigentlich überall on-air in der Zeit. Ja, genau.
[SPEAKER 1]Also es war auf jeden Fall viel, aber Wie gesagt, es war einfach toll, diese Aufmerksamkeit zu bekommen, auch bei ZDF. Einfach so viele Zuschauerquoten, um auch einfach den Reitsport, den Springsport in Deutschland, in der Welt einfach auch populärer zu machen. Ich glaube schon, dass man damit irgendwie viel erreicht hat und zwar irgendwie doch so eine Sensation als Frau und so viele Jahre später wieder einen deutschen Weltmeistertitel. Das hat glaube ich schon einfach viele berührt und das war glaube ich auch schon schön, das irgendwie so weitergeben zu können, auch eben durch die Medien. Damit muss man dann auch so ein bisschen umgehen. Natürlich immer mal wieder war es einem auch zu viel, aber Ich glaube, besser als im Finale einen umgehabt zu hätten und dann irgendwie am Schluss Fünfter gewesen zu sein. Deswegen, man darf sich darüber überhaupt nicht beschweren. Ich sage nur für mich, dass die Auszeit, jetzt eigentlich Zwangspause durch die Schulteroperation, war für uns genau richtig.
[SPEAKER 2]Am Ende ist es ja, wie in jedem Job, wo man auch im Fokus ist, wenn man sehr viel unter Druck steht, es gibt ja auch positiven Druck, dann hilft ja auch einfach mal, sich zurückzulehnen, mal eine gewisse Zeit durchzuschnaufen, dann wieder gestärkt zu starten.
[SPEAKER 1]Genau, auf jeden Fall. Das war auch so.
[SPEAKER 2]Wie ist das Verhältnis mit den Kollegen? Kommen die dann nach einer Weltmeisterschaft und sagen Simone, du bist die Größte, hast du super gemacht? Oder wie, da ist ja eigentlich, man ist so dieser Rising Star im Feld der Etablierten, die schon viele Championate hinter sich haben. Ist es schwierig da reinzukommen?
[SPEAKER 1]Nee, eigentlich überhaupt nicht. Ich muss sagen, ich hatte schon davor diese Teamturniere oder Nationenpreise oder Champignat, ob es Gütteburg war oder… Europameisterschaft 2017. Genau, das waren einfach wunderschöne Turniere und auch mit Markus Ening zum Beispiel, der hat uns immer zur Seite gestanden. geholfen wo es ging und das war wirklich immer immer ein absolut tolles Team und ja das war wirklich, es haben sich so viele für uns gefreut also und wir hatten einfach da Unterstützung. Ne das muss ich sagen das war aber wirklich toll.
[SPEAKER 2]Und die Zukunft für euch ist ja auch gesichert, denn ich glaube Alice ist unverkäuflich. Das kann man glaube ich auch in diesem Podcast sagen oder?
[SPEAKER 1]Alice ist unverkäuflich für uns. Sie hat uns einfach dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Ja, es gibt eine Vollschwester zu ihr. Wirklich? Genau, die ist zwei Jahre alt. Und da sind wir schon ganz gespannt. Sie hat echt ein paar Parallelen zu ihr. Vollgeschwister ist auch wie bei Menschen, die können total unterschiedlich sein. Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass das die zweite Alice ist, aber es ist einfach schon mal schön, dass da einfach diese Linie noch erhalten wird, dass es auch eine Stute ist. Und genau, da sind wir einfach mal gespannt, was da die Zukunft bringt.
[SPEAKER 2]Ich glaube ihr habt eine relativ große Zucht, die sind alle in Brandenburg oder so, ne?
[SPEAKER 1]Naja, große Zucht, wir haben es eigentlich jetzt aufgegeben ein bisschen das Züchten, weil so ganz viel Glück hatten wir eigentlich jetzt halt nicht, also mit unserer eigenen Zucht. Wir haben befreundete Züchterfamilien, da war das schon eher ein bisschen was, aber jetzt so die eigene Zucht, also vor allem von mir, das war jetzt halt nicht so grandios. Beim Hansi und seinem Vater sieht es ein bisschen besser aus, aber die müssen auch erstmal ein bisschen älter werden. Alicia war halt so ein bisschen für uns eine Herzensangelegenheit.
[SPEAKER 2]Ach, die Vollstresser ist Alicia.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Das wollten wir echt gerne und da müssen wir jetzt einfach mal schauen, was da rauskommt und es ist natürlich noch ganz ein weiter Weg, also bevor Alicia da irgendwas auf sich aufmerksam machen wird, wird es sicherlich erst Kool Hill sein, der einfach in Ellis Fußstapfen treten will.
[SPEAKER 2]Ist denn Kool Hill auch selbst gezogen?
[SPEAKER 1]Nein, Kool Hill ist nicht selbst gezogen. Er ist auch von Neustadt-Dosse.
[SPEAKER 2]mit denen ihr glaube ich eine sehr enge Kooperation habt, mit dem Deutschen Sportpferdeverband und dem Haupt- und Langgeschwindigkeitsverband Dosse.
[SPEAKER 1]Genau, da haben wir eben auch schon ein paar Pferde gekauft und dadurch, dass das ja auch die Herkunft ist von Alice, eben das Zuchtgebiet, ist das einfach eine gute Kooperation zwischen uns und es ist auch einfach ein ganz tolles Pferd. Ich mag einfach diese DSP-Pferde, die haben irgendwie für mich so, die haben schön viel Blut eingekreuzt und Wir haben da wirklich genug von im Stall und es ist einfach eine ganz tolle Zucht.
[SPEAKER 2]Großartig. Liebe Simone, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHouse-Fragen, die möchte ich auch dir stellen. Also, Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Ein Motto? Ja, schaue immer nach vorne und genieße einfach jeden Tag.
[SPEAKER 2]Kapetieren quasi. Genau. Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich persönlich besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Ich glaube, meine Mutter.
[SPEAKER 2]Warum?
[SPEAKER 1]weil sie mit mir einfach viel, ob es auch früher in meiner reiterlichen Entwicklung, aber wir haben viel durchgemacht, also durchgemacht hört sich jetzt so negativ an, aber wir waren viel auf Turnieren. Sie hat mich da sehr geprägt, sie ist einfach eine unheimlich tolle Frau und hat, glaube ich, auch viel das aus mir gemacht, was ich heute bin und da bin ich ihr unheimlich dankbar für.
[SPEAKER 2]Sehr gut. Dann Frage Nummer 3. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen auf dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Pferde sind eure Freunde und so sollte man sie auch behandeln, dann werden sie dich auch in dein Herz schließen.
[SPEAKER 2]Sehr gut. Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Mein Leben.
[SPEAKER 2]Großartig. Liebe Simone, vielen Dank. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
[SPEAKER 1]Dankeschön.
[SPEAKER 2]Schön, dass du bei uns warst im WeHouse Podcast. Wir werden natürlich alles sehr, sehr genau weiter verfolgen, wo es euch noch hintreibt. Drücken natürlich die Daumen für alle anstehenden Aufgaben. Und jetzt fehlt dir im Repertoire eigentlich nur noch Europameisterschaft und Olympische Spiele.
[SPEAKER 1]Genau. Das ist ja dieses Jahr und nächstes Jahr.
[SPEAKER 2]Man muss ja auch Ziele haben. Alles Gute für dich und schön, dass du da warst. Danke, Simone Blum.
[SPEAKER 1]Vielen Dank.
[SPEAKER 2]Falls dir diese Folge und der wehorse Podcast gefallen hat, freuen wir uns über eine Bewertung, beispielsweise in der Apple Podcast App oder auch bei Google und Facebook. Vielen Dank dafür und bis zum nächsten Mal beim wehorse Podcast.