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#Pferdesport3000 Folge 4: Warum Dr. Christina Münch das Pferd in Zukunft als Kitt der Gesellschaft sieht

Mit unserer #Pferdesport3000-Reihe, in der es um die Zukunft der Pferdewelt, also Sport, Zucht und Freizeit geht, wollen wir nicht nur über Trends sprechen, sondern auch repräsentative Daten aus der Gegenwart beleuchten. Dafür ist mit Marktforscherin und Wissenschaftlerin Dr. Christina Münch eine ausgewiesene Expertin zu Gast in Folge 4. Sie berichtet, dass Pferdebestand, Turniersport und auch die Zucht derzeit im Vergleich zu noch vor zehn Jahren stark gesunken sind. In den nächsten fünf bis zehn Jahren soll der Pferdebestand in Deutschland um weitere 30 Prozent zurückgehen. Dafür benennt Christina Münch Gründe wie den Megatrend der Urbanisierung, aber zeigt auch Lösungen auf.

So sagt sie, auch wenn heute in einer Familie die jüngsten drei Generationen keinen Kontakt mehr zum Pferd oder allgemein zu Tieren hätten, so habe doch die Begeisterung für das Thema Pferd, Natur bzw. nicht menschliche Lebewesen nie nachgelassen. Sie sei sogar evolutionstechnisch in den Menschen verankert.

Die analogen Lebenswelten, die Pferde bieten, sind für Christina Münch von unschätzbarem Wert und könnten die Menschen im Zeitalter der Digitalisierung, in der der direkte Kontakt zu Menschen immer weniger wird, wieder mehr miteinander ins Gespräch bringen. Selbst erleben kann die zweifache Mutter das auch in ihrer Rolle als Gründungsmitglied des Vereins "Pferde für unsere Kinder e. V.". Dort ermöglicht der Verein immer wieder Kindern aus sozialen Krisenzentren den Kontakt zum Pferd und man kann beobachten, wie sehr diese jungen Menschen aufblühen. Die Marktforscherin sagt: Auch vor dem Hintergrund der Prognose dass jeder dritte Mensch in Deutschland in Zukunft einen Migrationshintergrund hat, wünscht sich Christina Münch das Pferd als Kitt der Gesellschaft und Lehrer für so wichtige Werte wie Empathie, Verantwortung und Kommunikation.

Welche Ansätze es dafür schon gibt und welche noch fehlen, inwiefern auch in der Zucht ein Umdenken stattfinden muss und was Schwere Warmblüter damit zu tun haben, erfahrt ihr in dieser Folge.

Das Online-Portal der Pferdewelt "HorseFuturePanel": [https://www.horsefuturepanel.de/](https://www.horsefuturepanel.de/)
Pferde für unsere Kinder e. V. [https://www.pferde-fuer-unsere-kinder.de/](https://www.pferde-fuer-unsere-kinder.de/)
Ein Hinweis in eigener Sache: Ab sofort gibt es bei wehorse den Online-Tierarzt-Service - für wehorse-Mitglieder kostenlos und unbegrenzt verfügbar! Erfahrt hier mehr darüber. [https://www.wehorse.com/de/online-tierarzt](https://www.wehorse.com/de/online-tierarzt)

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]
[00:00:01-00:00:12]
Die Folge 3 von Pferdesport 3000 heute mit der Marktforscherin und Wissenschaftlerin Dr. Christina Münch.

[SPEAKER 1]
[00:00:12-00:00:32]
Da ist mir tatsächlich bewusst geworden, welche Verantwortung wir als Akteure aus der Branche heraus eigentlich auch tragen, weil wir ein neues Einsatzgebiet des Pferdes in der Hand haben, nämlich gesellschaftliche Verbindung, gesellschaftliche Zukunft gestalten zu können. Herzlich willkommen beim Wehorse-Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 2]
[00:00:33-00:00:52]
Beim Blick in die Zukunft möchten wir natürlich nicht nur subjektive Einschätzungen und vielleicht auch Emotionen mitgeben, sondern auch ein nüchterner und klarer Blick auf die Daten und Fakten. Dazu haben wir heute die Wissenschaftlerin und Marktforscherin Dr. Christina Münch am Start. Und liebe Frederice, warum freuen wir uns heute besonders auf diese Folge?

[SPEAKER 3]
[00:00:53-00:01:26]
Du hast es bereits angedeutet, mit Dr. Christina Münch haben wir jemanden, die Trends nicht nur benennt und erklärt, sondern auch mit Zahlen belegen kann. 2024 hat ihr auf die Pferdebranche Spezialisiertes Marktforschungsinstitut den Zukunftsreport Pferdewirtschaft 2030 veröffentlicht. Außerdem hat Dr. Christina Münch 2015 den gemeinnützigen Verein Pferde für unsere Kinder e.V. gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wert des Pferdes für den Menschen und für die Gesellschaft zu verdeutlichen.

[SPEAKER 2]
[00:01:26-00:01:42]
Und genau was diese Daten und Fakten sind, da werden wir jetzt eintauchen. Eine, wie ich finde, Pflichtfolge für jeden, der es mit dem Pferden hält. Also wir steigen rein. Dr. Christina Münch, los geht's. Herzlich willkommen im Podcast, Dr.

[SPEAKER 1]
[00:01:42-00:01:43]
Christina Münch.

[SPEAKER 2]
[00:01:43-00:02:09]
Hallo. Schön, dass du da bist. Es geht um die Zukunft des Pferdesports. Vor einigen Monaten hast du zusammen mit deinem Forschungsinstitut eine viel beachtete Studie herausgegeben über die Zukunft der Pferdewelt. Wie sieht die Zukunft der Pferdewelt in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus? Wir reden im Jahre 2024. Was hält die Zukunft bereit für die Pferde in Deutschland und darüber hinaus?

[SPEAKER 1]
[00:02:11-00:03:28]
Ja, da fahren wir direkt mit dem Kernthema der Kernherausforderungen an. Tatsächlich, wenn man sich die Zahlen anschaut, schauen wir nicht auf rosige Zeiten. Also es sind schon dunkle Wolken, wenn man so will, weil wir in eigentlich vielen Bereichen Abwärtsbewegungen beobachten, in den klassischen Bereichen, die wir aus der Pferdebranche heraus kennen. Trotzdem muss ich sagen, bieten natürlich auch Herausforderungen immer große Chancen und diese müssen natürlich erarbeitet entwickelt werden. Tatsächlich ist es so, dass wir davon ausgehen, dass innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre der Pferdebestand in Deutschland insgesamt nochmal um 30 Prozent zurückgehen wird. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Pferde immer älter werden in Deutschland, dass die Bereitschaft und auch das Vermögen, letztendlich sich ein Pferd leisten zu können, abnimmt und die Menschen sich einfach immer weiter von den Lebenswelten des Pferdes letztendlich zurückentwickelt haben. Wir haben also Megatrends wie die Urbanisierung, die das Pferd letztendlich nicht mehr vor der Tür hat. Wir haben immer weniger Reitschulbetriebe, in denen Kinder und Menschen auch mit dem Pferdesport beginnen können, mit einer Ausübung beginnen können. Und so haben sich letztendlich die Welten von Pferden und Menschen in unserer Gesellschaft immer weiter auseinander entfernt. Was dazu führt, dass einfach die Nachfrage auch nach dem Thema Pferd und dem Pferdesport mit eigenem Pferdebesitz rückläufig ist.

[SPEAKER 3]
[00:03:28-00:03:56]
Man sieht ja in Amerika oder in Frankreich, dass der Reitsport insbesondere oder Pferde auch ein Lifestyle-Produkt für Wohlhabende sind. Allerdings auch in einem dort relativ stabilen, funktionierenden Markt. Kann es auch einfach eine Veränderung geben hin zu einer Spitze, einer kleinen Gruppe von Menschen, die bereit sind, sehr viel in diesen Sport zu investieren, der sich stabil hält? Wie siehst du da die Entwicklung?

[SPEAKER 1]
[00:03:58-00:07:36]
Das trifft für den deutschen Markt und für den weltweiten Markt sicherlich genauso zu. Das sieht man auch in den Verkaufszahlen von den absoluten Spitzenpferden in Deutschland und in Europa insgesamt auch. Tatsächlich ist es ein Lifestyle-Thema. Interessanterweise hatte ich auch diese Woche noch eine Anfrage vom Manager-Magazin, die sich mit dem Thema erfolgreiche Unternehmen und Pferdezucht, Pferdesport auseinandersetzen, weil es durchaus als Thema erkannt ist. Und zwar in den unterschiedlichen Disziplinen, sicherlich vor allen Dingen Der Pferdeleistungssport, Polo ist sicher auch immer ein Spezialsegment und da einfach eine hohe Attraktivität auch gesehen wird in dieser Verbindung Pferd-Mensch, Leistungsmerkmale, Leistungsausprägung und letztendlich auch der Rahmen, in dem sich das Thema Pferd bewegt. Und das kann man natürlich gerade auch im städtischen Umfeld bei den Spitzensportveranstaltungen beobachten, dass es ein Lifestyle-Thema ist und auch immer weiter dahingehend von den Veranstaltern entwickelt wird und auch eventisiert wird, wenn man so möchte. Und da klar findet auch eine Polarisierung statt im Positiven. Wir haben im Spitzensegment ein sehr stabiles Niveau, was auch perspektivisch sicherlich wachsen wird. Wir haben auch in der Breite nach wie vor ein stabiles Fundament. Menschen, die einfach glücklich sind, wenn sie sich mit dem Pferd beschäftigen. Aber das, was den deutschen Pferdesport über die letzten... sagen wir ruhig mal 100 Jahre, charakterisiert hat, ist einfach die breite Mitte. Der Bauer gehört aufs Pferd. Das war mal das Leitmotiv, womit der deutsche Spitzensport oder woraus er auch entwachsen ist. Es spielte keine Rolle, wem das Pferd gehört hat. Wenn jemand talentiert war und diszipliniert und leistungsbereit, dann wurde er eben mit dem Pferd gefördert. Es gab einen engen Zusammenhalt in den Vereinsstrukturen. So dass eben wirklich auch geschaut wurde, wer will, wer kann, wohin geht die Reise und das ist sicherlich heute nicht mehr so, weil wir einfach neben den klassischen Vereinen auch vermehrt Betriebe haben, wo die Pferde untergebracht werden, die zwar einen Verein gegründet haben, aber nicht mehr diesen originären Vereinscharakter haben, wie wir den aus der Vergangenheit kennen. Es gibt halt weniger Schulpferde, weil es einfach wirtschaftlich nicht trakt, wie ich in der Vergangenheit war Ehrenamtler. Ich will jetzt gar nicht die ganzen Kernherausforderungen aus der Branche aufzählen, weil ich glaube, die sind hinreichend bekannt. Aber das hat eben schon dazu geführt, dass wir diese Verschmelzung zwischen Breitensport und Spitzensport nicht mehr haben und wir am Ende auch nicht mehr die Vorbilder in greifbarer Nähe haben. Wir haben in den vergangenen Jahren auch immer wieder Interviews mit Spitzenpferdesportlern geführt, die auch sehr selbstreflektiv waren und sagen, naja, wir versuchen unseren Sport bestmöglich professionell auszuüben. Wir fahren zu den besten Veranstaltungsorten, während wir früher auf den lettlichen Turnieren waren, wo wir dann auch die normalen Pferdesportler noch gesehen haben, wo auch ein Austausch stattgefunden hat. Da sind wir nicht mehr, wir sind nicht mehr greifbar und dadurch entsteht natürlich eine große Distanz auch und in diese Lücke sind eben auch andere Akteure hineingesprungen, wenn man so will. Influencer, Petfluencer sind Themen, die auch in dem Kontext genannt werden können, die einfach die Themenfelder anders besetzen, zu anderen Ausprägungen führen können. man auch weniger versteht, was eigentlich im Spitzensport los ist. Davon mal abgesehen, es ist einfach ein sehr weiter und harter Weg, wenn man auch diesen Weg gehen möchte, der sicherlich auch mit Kosten verbunden ist. Und das führt natürlich zu diesen vielen Veränderungen in dem System, was wir über lange Jahre oder Jahrzehnte eigentlich erlernt haben. Und was auch eine Gefährdung für den klassischen Pferdesport mit der deutschen Reitlehre ist, die ja wirklich aus meiner Sicht das Bestes System in der Kombination mit dem deutschen Reitpony ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten.

[SPEAKER 2]
[00:07:36-00:08:23]
Wenn man jetzt in die Analyse noch einmal tiefer reingeht, sehen wir Trends wie Urbanisierung, also mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt. Wir haben das Thema demografischer Wandel. Das sind ja Themen, die nicht nur Pferdesport originär sind, sondern uns als Gesellschaft ja betreffen. Ja. Dazu die gerade von dir beschriebene Spreizung zwischen dem Breitensport und dem Spitzensport, was man auch eigentlich beschreiben könnte als fehlende Durchlässigkeit. Es gibt wie so eine Art gläserne Decke für viele, dass man nicht mehr sagen kann, mit Arbeit und Talent habe ich die Möglichkeit, von ganz unten nach ganz oben zu kommen. Sind das in der Analyse die drei Trends, die bestimmt sind für die nächsten Jahre? Oder gibt es darüber noch weitere, die da rumgelagert sind, die auch einen Einfluss auswirken?

[SPEAKER 1]
[00:08:26-00:11:52]
Das sind schon die Kerntrends, die den Rahmen letztendlich definieren. Also die demografischen Veränderungen, ein hoher Migrationsanteil, auch letztendlich fehlende Durchlässigkeit, wie beschrieben. Ich habe noch ein Beispiel, um es auch mal für das Thema Pferd statt Land zu beschreiben. Vor rund 60 Jahren hat ein Großteil der Bevölkerung von sich noch gesagt, dass sie in der Lage sind zu melken. Also es waren die Top 5 Beschäftigungen, wo Menschen noch gesagt haben, ich kann melken. Und heute geht man in der Stadt davon aus, dass die Kuh lila ist. Das sind auch sehr plastische Beispiele, die viel genutzt werden. Das ist aber tatsächlich auch übertragbar auf das Thema Pferd. Wir haben in dem städtischen Umfeld... Menschen, die seit mindestens drei Generationen keinen Zugang mehr zum Thema Pferd haben. Das heißt also, in meiner Kindheit war es tatsächlich noch so, dass jeder irgendwie jemanden in der Familie und im Umfeld hatte, der ein Pferd hatte, der mal mit Pferden gearbeitet hat oder ähnliches. Und diese persönliche Verbindung haben wir nicht mehr. Das heißt also, wir haben durch Medien, durch auch Evolutionsbiologie, haben wir schon auch bei den Kindern in der Stadt nach wie vor eine Begeisterung für das Thema Pferd, Natur, nichtmenschliche Lebewesen. Das ist evolutionsbiologisch verankert und das, glaube ich, kriegen wir auch durch Digitalisierung in zwei oder drei Generationen gar nicht hin. Das zeigen Kindermedienanalysen, sämtliche Gesellschaftsforschung, dass da ein Interesse daran besteht. Aber es ist alles sehr theoretisch und abstrakt, wenn man mal versucht, das trennscharf zu machen zwischen Städter und Landbewohner, wenn man so will. Das heißt also, es muss im Grunde der gesamte Umgang mit dem Thema Natur, Tier, Pferd insbesondere, muss erlernt werden. Und zwar eigentlich vor dem Hintergrund, dass Pferde keine Menschen sind. Und das sind sicher Herausforderungen auch im Umgang mit dem Pferd, dass eine Vermenschlichung ist. Das Thema Leistung spielt in der Gesellschaft vielleicht auch nicht mehr so eine ganz große Rolle. Bedeutung über die Kinder liegen, wird ja teilweise darüber nachgedacht, ob sie abgeschafft werden, um einfach diese Unterscheidung durch Leistung nicht mehr so in den Fokus zu rücken. Das sind schon auch Themen, die beispielsweise in der Pferdezucht oder in der Tierzucht insgesamt eine Herausforderung darstellen. Ist es eigentlich noch in Ordnung, Tiere zu selektieren, weil sie bestimmten Leistungskriterien nicht genügen? Bei den Menschen wäre das logischerweise auszuschließen. Insofern hat die Lebenswelt in Stadt und Land eine große gesellschaftliche Relevanz, aber natürlich auch für das Thema Pferd, weil sie mit ganz praktischen Fragestellungen verbunden sind. Wie komme ich überhaupt raus, wenn ich 45 Minuten zum Pferd fahre, anderthalb Stunden hin und zurück? Das kann ich zeitlich gar nicht schaffen. Wir haben es hier im Dresdner Umfeld Menschen, die in der Lage sind, sich durchaus ein Pferd zu leisten, die eine gewisse berufliche Nähe haben, aber sagen, wir wollen unter der Woche gar nicht mit unseren Kindern raus in die Stadt, wir wollen am Wochenende lieber aufs Land, wir wollen am Wochenende lieber unseren eigenen Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Also die gesellschaftlichen Strömungen haben da schon eine extrem große Rolle. auch der demografische Wandel auf der Ebene der Menschen. Leistungssport ist eigentlich immer mit jungen Menschen verbunden. Wenn jemand mit 40, 45 anfängt zu reiten, dann hat er nicht mehr das Ziel, Leistungssportler zu werden, außer wirklich einzelne Individuen. Das heißt also, auch die Nachfrage- und Ausübungsmuster verändern sich natürlich gravierend. Insofern sind das schon zentrale Herausforderungen für die Branche, ja.

[SPEAKER 3]
[00:11:53-00:12:08]
Wenn man jetzt von einer disruptiven Entwicklung sprechen würde, wäre das am ehesten auch Social Media bezogen auf den Pferdesport? Und wenn ja, ist das nicht auch eine große Chance, wieder mehr Menschen zu erreichen?

[SPEAKER 1]
[00:12:08-00:13:56]
Ja, ich Ich bin mir noch gar nicht ganz sicher, ob wir tatsächlich eine disruptive Entwicklung haben, die jetzt zu massiven einschneidenden Entwicklungen in der Branche geführt hat. Letztendlich sind das ja langwirkende Prozesse. Das sind ja Megatrends, die einwirken. Mein Beschleuniger war sicherlich nochmal Corona durch die Veränderungen des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Grundsätzlich sehe ich immer die Chancen auch bei den Herausforderungen. Das ist schon so. Ich glaube, dass die sozialen Medien in der Lage sind, Einblicke zu geben, Menschen mitzunehmen und auch Lust zu machen auf bestimmte Themen. Ich glaube aber, dass die Chance für das Thema Pferd und Natur eigentlich in der Analogität liegt. Also das ist eigentlich bei der Digitalisierung, glaube ich, eigentlich die große Chance für das Thema Pferd und Natur. Der unabdingbare Wunsch, dass die Menschen irgendwann sich immer danach zurücksehen, analoge Lebenswelten zu erleben und da liegen auch aus meiner Sicht die ganz großen Potenziale. Kinder lernen ja gar nicht mehr miteinander zu sprechen, Empathie zu erlernen, zu beobachten, sich selbst zurückzunehmen. Ich glaube, dass das tatsächlich auch unsere gesellschaftliche Aufgabe als Akteure der Branche ist, da Zugänge zu schaffen, dass die Kinder und Menschen überhaupt wieder in die Lage versetzt werden, sich auf eine Gruppe einzustellen, sich einzuordnen in eine Gruppe, die eigenen Bedürfnisse auch mal zurückzustellen. Und das müssen wir tatsächlich als Branche schaffen, da auch einzustellen. Leistungen, Rahmenbedingungen zu entwickeln, wo das möglich ist. Und das ist tatsächlich ein ganz neues Geschäftsmodell oder vielleicht auch soziales Modell, wenn man so will, weil es immer die Frage ist, wie kann man es wirtschaftlich darstellen, dass wir den Menschen wieder dabei helfen, miteinander zu kommunizieren, sich selbst zurückzunehmen und sich mal auch in den Dienst einer Gemeinschaft zu stellen.

[SPEAKER 2]
[00:13:58-00:14:33]
Bevor wir gleich noch tiefer auf das Thema Chancen und was man eigentlich damit machen kann, weil in jeder Krise liegt ja auch eine Chance, eingehen, würde ich gerne auf ein Thema nochmal eingehen, nämlich das Thema der Migration. Weil das ist, wie ich finde, ein spannendes Thema, was häufig auch gar nicht so... Im Vordergrund insbesondere im Bereich Pferdesport steht, du hast es eben angesprochen, dass durch den höheren Anteil an Migranten in den Geburtenjahrgängen natürlich auch eine Verschiebung stattfindet. Kannst du die einmal noch beschreiben?

[SPEAKER 1]
[00:14:36-00:16:35]
Und es ist ja zu erwarten, dass jeder dritte Person in Zukunft Migrationshintergrund hat in der deutschen Gesellschaft. Also gerade bei den Kindern ist es ja spürbar. Und natürlicherweise sind das keine Menschen mit Migrationshintergrund, die aus reichen Ländern nach Deutschland kommen, sondern Menschen, die aus Krisenregionen nach Deutschland kommen, um eben hier Schutz zu suchen und auch ein neues Leben zu entwickeln und aufbauen zu können. Und das sind natürlich jetzt rein vom finanziellen Hintergrund nicht die klassischen Pferdesportler, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, auch in dem Kontext Lifestyle, worüber wir schon kurz gesprochen haben. Das wird auch perspektivisch möglicherweise, wenn man sich anschaut, wie auch die Demografieforschung die Szenarien entwickelt. Es gibt ja durchaus das Szenario, dass 2070 ungefähr 95 Millionen Menschen in Deutschland leben. Das ist eine der möglichen Entwicklungen. Genauso wie es auch nur 75 Millionen noch sein können, dass zum Beispiel auch die Klimafolgen Flüchtlinge, dass das auch Themen werden, die uns in Deutschland und Europa auch weiter berühren werden. Aus Sicht des klassischen Pferdesports sind das also keine Kundengruppen für die Zukunft, die wir entwickeln können, weil sie dazu finanziell nicht in der Lage sind, weil sie teilweise auch kulturell gar nicht unbedingt das Pferd so sehr im Fokus haben, weil sie andere Sozialisationsmechanismen haben. Aber auch hier glaube ich tatsächlich, dass das Pferd, ein erfolgreicher Verbinder dieser unterschiedlichen Lebenswelten sein kann, weil das Pferd ja übersetzt ohne Sprache und am Ende auch ein Gefühl vermitteln kann, was die Basis sein kann für vieles mehr. Und auch da gibt es natürlich tolle Ansätze, tolle Initiativen, die das immer wieder auch aufgreifen in unterschiedlichen Phasen. Aber wir haben jetzt noch keinen Kein standardisiertes Modell, was man einfach multiplizieren kann, sodass man diesen vielen Kindern und Jugendlichen oder auch Erwachsenen mit Migrationshintergrund diesen Weg eröffnen kann. Da sind wir tatsächlich aus meiner Sicht noch nicht gut genug.

[SPEAKER 3]
[00:16:36-00:17:10]
Du hast es eben angesprochen. Du selber hast den Verein Pferde für unsere Kinder e.V. mit anderen Mittouren gegründet. Eine super Sache. Darauf ist eine Gesellschaft natürlich angewiesen, auf Initiativen wie diesen. Vielleicht kannst du dazu einmal was sagen. Welche Rolle können Schulen und Bildungseinrichtungen spielen, um Kindern den Zugang zu Pferden zu erleichtern? Eben genau, vielleicht auch um diesen Gap so ein bisschen zu schließen und vielleicht auch Gruppen für den Sport langfristig zu begeistern, die jetzt noch gar keine Berührungspunkte haben.

[SPEAKER 1]
[00:17:10-00:21:57]
Genau, also gegründet haben wir den Verein ja tatsächlich aus Sicht der Pferdebranche, weil wir gesehen haben, wir haben echtes Nachfrageproblem. Es kommen einfach zu wenig Menschen nach und wir haben viele Probleme, die wir letztendlich in der Branche beobachten und die gelöst werden müssen. Um uns aber nicht zu verzetteln mit den Möglichkeiten, die wir als kleiner Verein haben, haben wir uns auf die Zielgruppe der Kinder fokussiert, weil das Thema Reitvereine haben Probleme, Schulpferde haben Probleme. Corona hat nochmal 30% Reduktion auf der Ebene der Schulpferdebetriebe dazu beigetragen. Ich muss ehrlich sagen, in der Zeit sind auch unsere Kinder geboren. Das verändert ohnehin nochmal den Blickwinkel auf das Thema Kind, Gesellschaft, Pferd. Aber darüber hinaus habe ich durch die Arbeit in dem Verein den Zugang zu Bildungseinrichtungen, zu Bildungsreferaten in den großen Städten bekommen. Und den Einblick, wie Kindheit heute tatsächlich stattfindet in Duisburg, in München, in den Krisenzentren. Und das ist ja wahnsinnig oder erfüllt einen mit sehr großer Demut, was man mit dem Pferd beitragen kann, um den Kindern einfach auch mal schöne, auch selbst wenn es nur kurze Momente sind, außerhalb ihrer normalen, teilweise krisenbehafteten Lebenssituationen geben zu können. Und da ist mir tatsächlich bewusst geworden, welche... Welche Verantwortung wir als Akteure aus der Branche heraus eigentlich auch tragen, weil wir eigentlich ein neues Einsatzgebiet des Pferdes in der Hand haben, nämlich gesellschaftliche Verbindung, gesellschaftliche Zukunft gestalten zu können. Wir haben aber dafür natürlich noch nicht den Nonplusultra-Ausbildungsgang, wenn man so möchte, der den pädagogischen Aspekt mit dem pferdefachlichen Aspekt verbindet. Ich habe selbst eine Berufsreiterausbildung gemacht, die liegt zwar schon einige Jahre zurück mittlerweile, aber das Thema Kinderunterricht war da weiß Gott noch kein Thema. Es gibt zwar heute schon Zusatzqualifikationen, Aber wir haben beispielsweise auch im Januar im Rahmen der Partnerpferd in Leipzig unser erstes Symposium mit dem Verein durchgeführt. Wir hatten total unterschiedliche Betriebe aus dem sächsischen Umfeld, die ein Angebot für Kind und Pferd, Jugendliche und Pferd machen. Das sind alles wirklich ganz individuelle und ich glaube sehr herausragende Konzepte, die da vorgestellt worden sind. Ich glaube, ich war noch bei keiner Veranstaltung, wo so viele Zusatzqualifikationen an einem Ort waren wie da, weil die Einzelpersonen sich immer gesucht haben zwischen Trainerausbildung, Berufsreiterausbildung, Hippolini-Qualifikation und was es alles noch gibt, um sich das passende Format sozusagen zuschneiden zu können, dass sie eben den Anforderungen, die diese neueren Zielgruppen an die Dienstleistungsstellen zu erfüllen. Und tatsächlich ist es so, dass wir beobachten, dass die Politik das Thema allmählich erkennt, dass sie sehen, welche Potenziale damit verbunden sind. Das ist in Bayern verstärkt Thema oder Agenda-Thema. In Sachsen beobachten wir das auch. Sowieso ein Bundesland, was sehr pro Pferdewirtschaft eingestellt ist, sehr viel positiv auf die Rahmenbedingungen einwirkt, dass Liederförderung auch im Bereich Pferd, Kind, Schule zulässt. Wir haben ziemlich zu Anfang bei der Gründung von Pferde für unsere Kinder von den Fröbel-Kindereinrichtungen im Berliner Umfeld, es sind immerhin 180 Kindereinrichtungen, die Anfrage gehabt, ob wir das standardisiert anbieten können, dass also die Kinder aus den Fröbel-Einrichtungen regelmäßig in eine Pferde-Einrichtung gehen können und dass sie möglichst vor der Tür ist. Und daran ist es tatsächlich gescheitert. Also dann hat man immer dieses Mobilitätsproblem, Fahrtkosten ist ein Thema, Begleitung, auch Fachkräftemangel ist auch da ein Thema. Wir haben jetzt hier vor zwei Wochen eine Schulklasse zu Gast gehabt bei uns auf dem Hof. Da war eine Lehrerin dabei und ein bis zwei Elternteile, weil einfach gar keine Lehrer mehr da sind. Und ich glaube, das ist tatsächlich auch eine gesellschaftliche Herausforderung, dass wir dieses Thema kritische Infrastrukturbildung, dass wir das angehen und dass wir auch versuchen, auch wenn es erstmal nicht unsere Aufgabe ist, Lösungen anzubieten und zu entwickeln, damit wir Jeder, der Kinder hat, beobachtet ja, was so im Umfeld auch in den Kindereinrichtungen, in den Schulen los ist. Das variiert sicherlich auch zwischen Land und Stadt und innerhalb der Städte auch, in welchem Ortsteil man lebt. Aber dass wir einfach mit eigener Kraft wieder anfangen, darauf Einfluss zu nehmen, die Bildung und das Aufwachsen unserer Kinder zu verbessern. Wenn ich mal vergleiche, wie viel Professionalität wir auf die Aufzucht von Tieren, also ob es die Kuh oder das Pferd ist, investieren, und man dann schaut, wie professionell auch die Kindheit heute in Deutschland aufgestellt ist, dann sieht man schon, dass da durchaus Luft nach oben ist.

[SPEAKER 2]
[00:21:57-00:22:56]
Da sind wir dann bei den Themen, aber gar nicht zwangsläufig bei Ausbildungsthemen der Pferdewelt, sondern im Auge des Sturms auch der gesellschaftlichen Probleme, die wir ja auch in Deutschland haben. Ist das dann ein fundamentaler Change, von dem wir bisher die Pferdewelt sehen? Ich kann mich erinnern, als ich in den Pferdesport in Anführungsstrichen gekommen bin, das ging über einen klassischen Reitverein. Dann habe ich Turniere geritten, es ging weiter vom Springreiterwettbewerb, Reiterwettbewerb, man arbeitete sich dann so langsam Horen, der eine hat es weiter geschafft, der andere weniger weit etc. Ist das, dieses Modell, dieses klassische Modell eigentlich Tod und geht es mehr in die Richtung dieser gesellschaftliche Kit, der durch ein Pferd auch gegeben werden kann?

[SPEAKER 1]
[00:22:56-00:25:05]
Ich hoffe tatsächlich auf den gesellschaftlichen Kit, weil es aus meiner Sicht ein Lösungsansatz für die Probleme in unserer Gesellschaft sein kann. Ich glaube auch, dass dann tatsächlich auch das klassische Modell des Pferdesports weiter bestehen kann, weil wir aus der Breite dann auch wieder an die Spitze herankommen. Also auch das Thema durchaus Pferdesport als sportliche Aktivität weiterentwickeln können, dass wir also wieder eine größere Basis bekommen. Ich fürchte tatsächlich, wenn das nicht gelingt, dass wir wieder mehr in die Breite mit dem Thema Pferd kommen. dass der Pferdesport, so wie wir ihn kennen, ein Auslaufmodell ist. Also das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber das wird sich über die nächsten 15 bis 20 Jahre weiter reduzieren. Wenn man sich die Turnierpferdesportlerzahlen anschaut, sind auch die 50.000 absehbar. Das ist eine Halbierung der Zahlen seit ungefähr 2000. Und insofern sehe ich es zum einen aus der gesellschaftlichen Verantwortung heraus, dass es uns gelingen muss, neue Lösungen zu gehen und auch aus der Pferdeunternehmenssicht, dass wir das machen müssen, um auch in Zukunft eine Breite zu haben, um auch daraus eine Spitze rekrutieren zu können für den Sport. Aber auch natürlich für den gesamten Absatzmarkt, für die Pferdezucht, um die es mir wirklich sehr leid tun würde, wenn wir es nicht schaffen, das, was Generationen vor uns im Bereich der Pferdezucht geleistet haben, auch für die Zukunft zu bewahren. Was zum Beispiel auch an den Staatsgestüten, glaube ich, teilweise wirklich sehr gut gelingt, diese Pferdezucht. Die Brücke zu bauen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und daran müssen wir halt arbeiten. Also wir als Branche müssen lernen, Transformation als Chance zu sehen und auch Lösungen zu gehen. Und dafür brauchen wir halt kluge Köpfe und mutige Köpfe, die auch neue Wege gehen können. Und ansonsten wird es sicherlich immer dieses Lifestyle-Segment geben, was Sie auch schon angesprochen haben. Ich glaube, dass das tatsächlich, das wird es immer geben. Es gab es vor 2000 Jahren, vor 1000 Jahren und das wird es wahrscheinlich auch noch in 1000 Jahren geben. Aber das hat nichts mit dem Pferdesport zu tun, wie wir ihn mal hatten, sicherlich.

[SPEAKER 3]
[00:25:06-00:25:27]
Ganz spannend finde ich diese Halbierung der Zahlen der Turniersportreiter. Da kann es ja zweierlei Gründe geben. Vielleicht kannst du da noch einmal drauf eingehen. Reiten nur noch die Hälfte der Menschen oder führt jetzt eine Hälfte oder macht Bodenarbeit, alternative Pferdesportarten? Wo liegen die Gründe dafür?

[SPEAKER 1]
[00:25:27-00:27:13]
Die sind tatsächlich, denke ich, auch vielfältig. Das ist so. Aber vielleicht fangen wir einfach mal mit dem Nachwuchsproblem im Turnierpferdesport an. Wir sehen ja einfach, dass wir immer weniger junge Leute haben oder Kinder und Jugendliche, die sich im Verein organisieren und auch sich auf den Weg zum Turnierpferdesportler machen. Das hat unterschiedliche Gründe, Zeit, Geld. Ja, die Rahmenbedingungen sind sicherlich schwierig. Durchaus auch eine gewisse Bürokratie oder Formalismus, also auch in der Anzahl an Reitabzeichen und all diese Themen, die ja auch schon viel diskutiert worden sind. Ein Sterben auch der ländlichen Turnierveranstaltungen, hoher Professionalisierungstechnik. Druck auch für ländliche Turnierveranstalter, fehlende Ehrenamtler. Also es gibt einfach immer weniger Plattformen, immer weniger Vorbilder, warum man dem Turnier Pferdesport nachgehen soll. Schlechtes Image teilweise auch des Turnier Pferdesports. Das ist das Social-License-Thema, was Sie auch sicher eingangs angesprochen haben. Im Grunde genommen landet der Pferdesport auch im turniersportlichen Sinne fast mehr in den Medien, wenn negative Ereignisse sind. Pferd stirbt, Reiter stirbt, irgendwer ist verletzt. verprügelt, vergewaltigt worden, wie auch immer. Das schafft es sicher eher in den Medien als diese ganzen positiven Meldungen und auch Partnerschaften, die wir im Pferdesport ja auch sehen und die wir ja auch kennen und die uns auch immer wieder motivieren, auch weiterzumachen. Dann sicherlich auch, das hatten Sie auch schon angesprochen, die Chancen von Social Media, dass wir vielleicht auch die jüngere Generation eher über andere Kanäle noch abholen müssen, mitnehmen müssen. Was macht das eigentlich aus? Warum Turnierpferdesport? Wohin geht die Reise? Ich glaube, das sind die vielen Themen, die letztendlich damit verbunden sind.

[SPEAKER 3]
[00:27:13-00:27:16]
Machen die Spitzensportler zu wenig dafür?

[SPEAKER 1]
[00:27:16-00:28:09]
Ja. Also ich finde, wir haben wirklich herausragende Spitzenpferdesportler. Wir haben auch wirklich beeindruckende Trainer in den A-Kadern, die auch glaube ich tatsächlich, das schon sehr selbstreflektiv erkannt haben, aber denen vielleicht auch die Instrumente fehlen, sich anders zu öffnen, die vielleicht noch in der Fachpresse präsent sind, die aber nicht über Social Media so viel über sich selber sprechen wollen. Das ist einfach ein grundsätzliches Darstellungsproblem auch. Das ist auch eher eine Generation, und ich kann das sehr gut nachvollziehen, die sich nicht nach vorne hinstellen, um zu erzählen, wie toll sie sind. Dann ist der Weg halt sehr weit, dann wirkt das eher abweisend, nicht nahbar. Insofern kann man die nicht mitnehmen. Manchen Pferdesportlern fehlt sicherlich auch das Verständnis, dass sie auch etwas zurückgeben müssen für das, wofür sie eigentlich stehen.

[SPEAKER 2]
[00:28:11-00:29:37]
Die Analyse, die teile ich zu 100 Prozent und das ist auch meine Wahrnehmung mit Spitzensportlern. Ich sage es auch schon seit vielen Jahren, dass dass Spitzensportler mehr in die Vorlage kommen müssen in der Diskussion und weniger rein reaktiv, wenn jetzt irgendwas ist auf einem großen Turnier, dann... dann sind wir transparent und dann zeigen wir uns, sondern am Ende ist das wahrscheinlich auch Teil der Jobbeschreibung, genauso wie du als Fußballer heutzutage ohne Social Media Account wahrscheinlich auch unwahrscheinlicher eine ganz große Karriere machst als mit. Ist denn, wenn man jetzt mal das Zielbild einmal definiert, ist denn überhaupt noch für den Spitzensport dann irgendwas zu gewinnen oder laufen wir gerade auf ein Szenario hinaus, wo wir einmal das Pferd als gesellschaftliches Bindemittel, als am Ende auch Instrument, Menschen mehr Empathie, Fähigkeiten, von denen wir glauben, dass sie wichtig sind für Menschen beizubringen, auf der einen Seite haben und auf der anderen Seite eine abgekapselte Spitzensportwelt unabhängig davon, ob sie dann noch olympisch ist oder nicht, die à la Formel 1 über die Kontinente tourt, aber dahinter kaum noch Substanz darstellt.

[SPEAKER 1]
[00:29:38-00:32:32]
Die Gefahr besteht definitiv. Ich glaube, wir hatten das ja auch in diesen Social License Workshops, kam zwischenzeitlich mal auch das Thema, was treibt uns denn eigentlich selber an? Was macht das Pferd mit uns? Weil das habe ich bei mir selbst auch festgestellt. Je weiter man diesen Schritt in der Szene weitergeht, unabhängig jetzt davon, ob man Unternehmer oder Spitzenpferdesportler ist, man sieht immer mehr die Probleme, die Herausforderungen, Strategien etc., aber man sieht... Und fühlt teilweise gar nicht mehr so sehr das Pferd. Und ich hatte nochmal einen Aha-Effekt jetzt bei der Gestütschau in Graditz. Die Menschen strömen hin zu so einer Veranstaltung, Familien mit Kindern, die haben Vorfreude, die sind glücklich, das ist leistbar. So, dann... Dann ist das ja alles eher auch so ein bisschen traditioneller aufgesetzt. Dann ist der Start mit dem Fanfarenchor und dann kamen die gerittenen Fohlenstuten, die Fohlen bei Fuß und zu Vivaldi traten sie rein. Und die Menschen saßen auf der Tribüne und hatten Tränen in den Augen, weil es sie so berührt hat. Das ist beeindruckend, genauso wie, weil es einfach den Menschen so nah geht. Und dieses Potenzial, das müssen wir einfach stärker heben. Also ich finde, es gibt wirklich so tolle Spitzenpferdesportler, die Geschichten erzählen können, die so eine enge Verbindung mit ihrem Pferd haben, wo das Pferd teilweise auf der Ebene auch der Familie steht, die auch so eine Geschichte aufzeigen, einen Lebensweg, der ja über viele Jahre auch geht. der für etwas steht, was bewundernswert ist und wofür es sich auch lohnt, sich damit auseinanderzusetzen. Insofern sehe ich dieses Potenzial schon für den spitzen Pferdesport, wenngleich man sicher immer auch die Gefahr hat, auch vielleicht im Springsport mehr als im Dressursport oder im Vielseitigkeitssport, wenn einfach auch eine Geschichte über viele Jahre geschrieben wird. Das begeistert nicht nur die Pferdemenschen, sondern es begeistert auch andere Menschen. Da kann sich, glaube ich, auch gar keiner überzeugen. Also das merke ich tatsächlich auch in der Art der Anfrage, die wir als House Future Panel in den vergangenen Jahren einfach mehr bekommen, dass gerade Unternehmen, Kommunikationsagenturen, die gar nichts mit dem Pferd zu tun haben, auf dieses Thema Pferd, Mensch und auch Spitzensport wieder aufmerksam werden. weil so viel Positives damit verbunden ist. Führung im Positiven, Disziplin, Leistungsentwicklung, das sind ja alles so wertvolle Werte für uns als Menschen, für uns als Gesellschaft, die es gilt, auch in die Zukunft zu tragen. Aber dafür brauchen wir eben auch Vorbilder, die das auch transportieren können und die auch diesen Einblick vielleicht zulassen. Insofern braucht man vielleicht doch in diesem Bereich Social Media.

[SPEAKER 3]
[00:32:32-00:32:41]
Ja, und sicherlich braucht man die Vorbilder und die Sportler, die auch ein bisschen nach vorne gehen und von ihrem Alltag ein bisschen mehr Einblicke gewähren lassen.

[SPEAKER 2]
[00:32:45-00:34:06]
Ein kleiner Hinweis in eigener Sache, denn wir als WeHorse sind gemeinhin als Online-Lernplattform bekannt mit über 85 Trainern und unzähligen Online-Kursen. Nun kommt etwas ganz Neues hinzu, denn ab sofort bieten wir einen digitalen tierärztlichen Beratungsdienst an, mit dem du mit deinem Pferd sofortige, gute und flexible Hilfe von echten Tierärzten bekommen kannst. Wie funktioniert das Ganze? Gemeinsam mit den Kollegen von Agria Tierversicherung bieten wir den Online-Tierarzt an, der über eine App dann Kontakt zu dir aufnimmt. Du kannst kostenlos einen Online-Termin vereinbaren, täglich zwischen 7 und 24 Uhr und damit kannst du beispielsweise abklären, Muss ich in die Klinik, ja oder nein? Ist es ein akuter Fall, um den ich mich kümmern muss? Oder hat das noch ein paar Tage Zeit? Oder vielleicht brauchst du hier und da auch noch einmal eine zweite Meinung. All das bietet der Online Tierarzt exklusiv für WeHoss Mitglieder inkludiert und unbegrenzt. Wenn ihr euch einloggt, seht ihr das Ganze auch. Dort gibt es alle Informationen unter wehoss.com oder in unserer App WeHoss. der Online-Tierarzt, seit neuestem bei uns auf WeHorse.

[SPEAKER 3]
[00:34:06-00:34:22]
Ein anderer Faktor ist ja auch die Pferdezucht. Wo stehen wir da und was brauchen wir für Pferde, um natürlich nicht nur den Leistungssport zu bedienen, sondern eben auch vielen den Einstieg zu ermöglichen. Welche Herausforderungen siehst du da für die Pferdezucht in den kommenden Jahren?

[SPEAKER 1]
[00:34:24-00:37:51]
Die deutsche Reitpferdezucht ist ja sehr eng gekoppelt an die deutsche Reitlehre. Das ist ja quasi komplementär zu betrachten. Und da es uns immer weniger gelingt, die deutsche Reitlehre in der Breite auch an die Menschen heranzutragen, wegen der fehlenden oder abnehmenden Infrastruktur, ist es sicher eine Herausforderung, auch das deutsche Reitpferd an den normalen Freizeitreiter heranzutragen. Also muss ich ehrlicherweise sagen, ist das deutsche Reitpferd, selbst wenn man auch einen Schwerpunkt Freizeit hätte... nicht die Lösung für den Pferdefreund, der auch zum Beispiel gerne einfach mal spazieren gehen möchte mit dem Pferd, so wie es ja auch eine neuere Disziplin ist, wenn man so will. Da glaube ich tatsächlich, ist es schon hilfreich, dass wir über ein größeres Rasseportfolio verfügen in Deutschland, in Europa, wo man seine eigene Spezialisierung auch finden kann. Ich glaube tatsächlich, dass eine Rasse für die Zukunft durchaus das schwere Warmblut ist, weil es einfach aufgrund von Gesundheit, Charakter, Ausgeglichenheit die Kriterien erfüllt, also auch von der Größe, die der normale Freizeitreiter auch mit sportlicher Ambition braucht. Also das sind tolle Pferde, die sind einfach ein bisschen ruhiger, ausgewogener, die wackeln nicht so schnell, sage ich mal. Insofern glaube ich, ist das beispielsweise eine Rasse, die durchaus Potenzial auch für die Zukunft hat und natürlich auch im Reitpferdesegment und im Reitponysegment auch Pferde, die funktional sind, die über eine gewisse Robustheit verfügen, die auch im Handling leichter sind. Aber trotzdem, Es ist so, dass ein Reitpferd immer auch Ausbildung braucht. Es braucht jedes Pferd, aber unsere Reitpferdezucht ist darauf fokussiert, dass der Nutzen und das Einsatzgebiet des Pferdes nicht im Sporteinsatz, egal ob es Dressurspringen, Vielseitigkeit oder Fahren ist. Das heißt also, diese Pferde müssen ausgebildet werden. Das setzt voraus, dass ich über ein Mindestmaß an eigener Ausbildung verfüge. Ja, genau. glaube ich, dass sich die Reitpferdezuchten sehr weit von der Breite entfernt haben. Ich habe in der Vergangenheit das schon immer so gesehen, dass eigentlich das Reitpferd nach wie vor dazu in der Lage ist, für den normalen Freizeitreiter oder Reiter die Ansprüche zu erfüllen. Ich sehe das heute tatsächlich schon eher als problematisch, weil der Rahmen und die Infrastruktur für eine pferdegerechte Ausübung des Pferdesports dann auch nicht mehr unbedingt verfügbar sind. Die Pferde sind einfach Die Springpferde sind sowieso teilweise etwas schwieriger für den normalen Menschen zu bedienen. Bei den Dressurpferden gibt es durchaus auch die, die etwas mehr Fleckma haben, wo es geht, aber die dann eher mal ein gesundheitliches Problem haben oder nicht zu sitzen sind, was auch immer. Das ist auch nichts Neues. Das ist schon seit 20 Jahren immer wieder Thema. Wir brauchen auch das Freizeitpferd im Reitpferdesegment. Das ist aber schwierig, das auch über ein Zuchtprogramm darzustellen, welche Merkmale erfasst man, wie kann man Charakterinterieur erfassen. Eigentlich hätten wir schon ein uraltes Instrument wie die Zugleistungsprüfung, aber das ist halt auch out, kommt nicht wieder. Da muss man dann eben mit leben und vielleicht auch auf andere Rassen vertrauen.

[SPEAKER 2]
[00:37:51-00:38:26]
Wenn man jetzt einen Züchter fragt, wie du es eben beschrieben hast, was züchtest du, sagen die meisten, den nächsten Olympiasieger. Das ist ja das fundamentale Ziel, das der Leistungspferdezucht unterliegt. Dass jeder danach strebt, das beste Pferd im jeweiligen Bereich, in dem er züchtet, zu züchten. Wir wollen ja auch Lösungsansätze bieten und schauen, wie können wir denn wirklich das zukunftsträchtig machen. Was rätst du konkret einem Züchter, der heute leistungsorientiert züchtet, was ist für ihn der Weg in die Zukunft?

[SPEAKER 1]
[00:38:29-00:41:22]
Also für den Sportwerdezüchter ist es essentiell, dass er die gesamte Wertschöpfungskette in der Hand hat. Darauf zu setzen, eine Stute zu haben, die aus einem Leistungsstamm kommt und die Fohlen frühzeitig zu vermarkten, das kann funktionieren. Letztendlich ist das aus meiner Sicht kommunikativ in der Vergangenheit auf den falschen Weg gebracht worden. 80 Prozent unserer Pferdezüchter, egal in welchem Zuchtverband, züchten Pferde aus Freude an der Pferdezucht, an ihren alten Stutenstämmen, daran, dass eine gewisse Wertschätzung für das Zuchtprodukt auch entsteht. Und das hätte man in der Vergangenheit und auch gegenwärtig müsste man das einfach anders kommunikativ aufsetzen. Man muss den Menschen ein gutes Gefühl geben, auch in der Pferdezucht. Das heißt nicht, dass man Schwächen nicht ansprechen kann bei Pferden oder Fohlen oder Zuchtstuten oder was auch immer. Aber die Art und Weise, wie man damit umgeht, ist, glaube ich, schon kommunikativ zu optimieren. Und das, was in der... Was Vergangenheit und auch gegenwärtig ja immer noch vorkommt, ist, dass das Freizeitwert das Abfallprodukt der Leistungspferdezucht ist. Das ist halt grundsätzlich falsch. Und das kriegt man auch leider aus den Köpfen nicht raus. Und es ist ganz ehrlich gerechnet, es ist auch so, dass selbst Züchter, die Spitzensportpferde gezüchtet haben und auch mal teuer vermarktet haben über die Jahre der Pferdezucht, Vielleicht eine schwarze Null machen, aber die Pferdezucht ist für den normalen Menschen kein Modell, um Geld zu verdienen. Und das müsste man viel stärker annehmen, auch in den Zuchtverbänden. Das ist ja auch eigentlich toll. Die Menschen züchten Pferde, weil sie Freude daran haben. Die wollen gutes Pferd züchten und es ist auch für jeden schön, wenn er damit auch einen kleinen Erlös erzielen kann. Gewinne, muss ich ehrlich sagen, wenn man die Stunden ehrlich rechnen würde, die man damit verbringt, die Einsatzkosten, dann ist es immer schwierig darstellbar. Und es ist auch nicht verwunderlich, selbst in der Schweinezucht oder in der Rinderzucht ist das Thema Zucht immer ein Stück weit dem Thema Passion und Leidenschaft zuzuordnen. Es gibt Einzelne, die das nicht. so professionell hinbekommen, dass es finanziell funktioniert und darstellbar ist. Aber der Großteil macht es einfach aus der Freude an der Zucht. Und eigentlich ist das toll, wenn man das in den Vordergrund rückt und diese Begeisterung für die Tierzucht auch nach außen tragen kann. Weil tatsächlich ist sie im Moment noch staatlich in Deutschland unterstützt. Und wenn das Pferd nicht mehr Nutztier ist, dann fällt natürlich in dem Moment auch die staatliche Steuerung der Tierzucht weg und dann haben wir gar keine Infrastruktur mehr, die ohne gewerbliche Aspekte oder Zielsetzungen die Pferdezucht letztendlich auch steuert hinsichtlich bestimmter Merkmale und das ist aus meiner Sicht tatsächlich eine große Gefahr. Das wäre auch einer der Punkte, wo ich persönlich schon sehr verärgert wäre, wenn die Pferdezucht fällt sozusagen als Disziplin. Ich sehe aber auch hier die Gefahr.

[SPEAKER 3]
[00:41:24-00:41:37]
Du züchtest selber, du betreibst die Familienzucht weiter. Wie begegnest du diesen Herausforderungen? Also was für Pferde züchtest du? Und an wen möchtest du sie gerne vermarkten, verkaufen, behalten? Wie gehst du selber damit um?

[SPEAKER 1]
[00:41:40-00:43:33]
Tatsächlich ist das letzte Fohlen, was ich gezüchtet habe, zwei und es ist eine Kreuzung zwischen Reitpferdestute und Ponyhengst, weil ich gesagt habe, ich züchte ein Pferd für unsere Kinder, was unter unseren Rahmenbedingungen aufwachsen kann. Und einfach optimal für den Rahmen hier ist. Ich persönlich tue mich mittlerweile sehr schwer, einfach die Pferde für den normal zu vermarkten, weil das einfach schon ein spezielles Umfeld ist und sicherlich die Ansprüche dann auch auseinander gehen. Aber Grundsätzlich glaube ich, ist es so, dass man ein Pferd züchten muss, wo man selber Freude daran hat, was ein gutes Interieur hat, was einfach eine funktionale Konstruktion hat und was man eben selber auch ausbilden kann. Das Thema Ausbildung ist das Allerwichtigste. Und wir wissen alle, selbst wenn man die Pferde selber ausbildet, es ist halt jeden Tag Zeit, die man aufbringen muss, um ein Pferd auszubilden. Und wenn man es nicht selber kann, dann wird es immer schwieriger, auch Leute zu finden, die die Remontearbeit leisten, die sich noch trauen, junges Pferd anzureiten und Das verleidet einem tatsächlich auch das Thema mit unter, dass man sich so ein bisschen alleine fühlt von der Infrastruktur, wenn man es selber nicht kann, abhängig ist von anderen. Davon gibt es immer weniger und manchmal auch, wenn man selber die Pferde falsch einschätzt von ihrer Qualität. Das ist sicherlich auch immer noch so ein Punkt. Also insofern würde ich immer in den Vordergrund rücken, dass man selber Freude an dem Pferd hat, was man züchtet und diese positive Einstellung, Was dabei rauskommt, ob es Farbe ist oder Größe oder was auch immer man für persönliche Präferenzen hat, dass man einfach daran seine Erfüllung hat. Das ist einfach ein gesundes Fohlen zur Welt kommt, im Idealfall nach elf Monaten und was wenig Probleme bereitet.

[SPEAKER 2]
[00:43:35-00:44:11]
Wenn wir jetzt von der Zucht weitergehen, beispielsweise auch Vereine. Wir haben tausende Vereine in Deutschland. Das sind in der Regel eingetragene Vereine, der klassische Reitverein, wie wir ihn kennen. Die Struktur, die Infrastruktur, die wir eben beschrieben haben, die ja auch nicht nur im Pferdesport vor gewissen Herausforderungen steht, wo man sich auch fragen kann, ist der eingetragene Verein eigentlich eine Organisationsform der Zukunft oder auch nicht? Was rätst du einem Reitverein? Es gibt viele große Reitvereine, die weiterhin tolle Arbeit leisten. Was ist für die der beste Weg in die Zukunft?

[SPEAKER 1]
[00:44:14-00:45:42]
Also grundsätzlich steht und fällt es natürlich mit den Menschen, die in dem Vorstand sind, die die Ehrenarbeit leisten im Verein. Also Gemeinschaftliche Werte, persönliche Befindlichkeiten zurückstellen ist auf jeden Fall eine Kernherausforderung. Also es geht um die Sache. Ich glaube tatsächlich auch an das Thema Schulbetrieb mit wirtschaftlicher Aufstellung und Beratung. Ich glaube auch, es muss immer eine, auch wenn es jetzt Neugründungen gibt oder Ähnliches, auf einen mittel- oder längerfristigen Weg ausgelegt sein und schrittweise sozusagen das Vereinsmodell wieder aufbauen. Ich glaube, wonach sich die Menschen in unserer Gesellschaft sehnen, ist Gemeinschaft, Verlässlichkeit, Struktur. Das Gefühl, wenn es um Kinder geht, dass man gut aufgehoben ist. Ich glaube, es ist auch wichtig für die Generation, nennen wir es ruhig mal auch Frau mittleres Alter, einen geschützten Raum anzubieten, wo sie Zeit mit dem Pferd verbringen kann, als Ausgleich zu ihrem stressigen Alltag, wie auch immer der gewährleistet ist. Aber tatsächlich gibt es jetzt nicht so ein ganz klares Modell aus meiner Sicht, so musst du es machen und dann funktioniert das. Also das steht und fällt mit den Menschen, die hinter dem Verein stehen. Und dafür ist, glaube ich, Gemeinschaft und gemeinsames Werteverständnis wesentlich.

[SPEAKER 2]
[00:45:42-00:45:48]
Aber sollte ich als Verein jetzt umstellen auf Begegnungsstätte mit Menschen?

[SPEAKER 1]
[00:45:48-00:46:12]
Wenn ich das kann, ja. Man darf nichts machen, wenn man da selber nicht hintersteht. Aber ich glaube, als Eintrittsmodell ist es das Richtige. Und dann muss man aber schauen, ob es gelingt, wenn der Eintritt gelungen ist, wenn die Schnittstelle erfolgt ist, auch darauf aufbauen, möglicherweise auch ein sportliches System aufzubauen.

[SPEAKER 3]
[00:46:12-00:46:38]
Also Vereine sollten sich breiter aufstellen, vielleicht Führungsseminare anbieten. Natürlich je nach Kompetenz, aber eben was du sagst, es reicht nicht einfach nur zu sagen, wir haben hier Schulpferde und vom Montag bis Freitag gibt es Schulunterricht und wer kommt, der kommt, sondern es fehlt wahrscheinlich auch viel Kommunikation und auch, wenn ich das vorhin rausgehört habe, Zusammenarbeit von Vereinen und Schulen.

[SPEAKER 1]
[00:46:39-00:48:59]
Ja, unbedingt. Es gibt ja auch schon lange die Schul-AG Reiten. Das gibt es ja schon auch, hat aber ja aufgrund der vielfältigen Herausforderungen noch keine ganz hohe Durchschlagskraft gehabt. Aber klar, die Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren von Kindergarten, Schule, Seniorenheim, also sich breiter aufstellen. Aber das geht tatsächlich auch nur, wenn man Leute hat, die Zugänge in bestimmte Richtungen haben. Man kann das unterstützen als Verein, aber nicht für jeden ist es das Richtige, ein Reitschulangebot zu machen für Kindergärten und Schulen, sondern dem liegt vielleicht auch eher Das Seniorenzentrum oder auch die Leistungssportgruppe, wie auch immer. Deswegen ist es schwierig, da irgendwie was überzustülpen. Das muss im Grunde genommen auch in so einer Gemeinschaft gefunden werden. Was kann ich, worin bin ich gut und wie kann ich mich vielleicht auch für die Gemeinschaft einsetzen? Und natürlich ist dieses Thema auch Wertschätzung für das eingebrachte Engagement schon auch wichtig. Wir haben ja die Pferdeerlebnistage dieses Jahr gemeinsam mit der FN gemacht. Und es war als Pferde für unsere Kinder. Und wir haben es dieses Jahr das erste Mal gemacht, dass die Ausrichter bezahlt worden sind. Also die haben 150 Euro bekommen, wenn sie diesen Pferdeerlebnistag veranstaltet haben. Ich habe das zu Anfang tatsächlich kritisch gesehen, weil ich gesagt habe, es ist ureigene Aufgabe. Tatsächlich ist die Wahrnehmung aber die, dass die Menschen, die das gemacht haben, das als Wertschätzung ihrer Arbeit und ihres Einsatzes gesehen haben. Und vielleicht muss man das eben doch auch überdenken, dass man eben dieser Ausdruck der Wertschätzung und vielleicht auch eine gewisse finanzielle Unterstützung dass man das versucht, stärker auf den Weg zu bringen, um dieses Thema stärker zu pushen. Also ich bin ja auch in der Agrarbranche unterwegs, aber in der Landwirtschaft. Und ich glaube, dass dieses Förderinstrument auch für die Landwirtschaft das gleiche Problem ist. Es fehlt ja auch ein Zugang zu der Breite der Bevölkerung, zu den Kindern und Jugendlichen. Dass man einfach wirklich versucht, auch ein Förderinstrument wieder zu nutzen, zu standardisieren, wo eben Höfe, Betriebe, Tierbesitzer ein Format finden, wo sie einen Zugang schaffen und wo es auch eine Wertschätzung auch möglicherweise in Form von Bezahlung gibt.

[SPEAKER 2]
[00:48:59-00:49:18]
Warum nicht? Unabhängig davon, in welcher Malaise sich der Dachverband derzeit befindet im Pferdesport, welche Rolle kann die Deutsche Reiterliche Vereinigung spielen in der Zukunft? Welche Kernkompetenzen muss sie eigentlich abbilden, um die Herausforderung positiv zu adressieren?

[SPEAKER 1]
[00:49:19-00:50:17]
Ich glaube tatsächlich, die Fachlichkeit muss der Bundesverband weiter nach vorne tragen. Also auch die Organisationsform, Organisationsstruktur. Ich glaube tatsächlich, dass es wichtig ist, dass man wieder Themenfelder besetzt und aktiv vorantreibt und persönliche Befindlichkeiten zurückstellt. Ich glaube, dass die Herausforderung, und das ist ja auch so ein bisschen das Thema Verein, Oder auch Zuchtverband, auch die haben ja die gleichen Probleme. Wie führe ich eine Institution in die Zukunft in diesem Spagat zwischen Haupt- und Ehrenamt? Weil teilweise hat das Hauptamt eine sehr gute Vorstellung, eine gute Strategie, wie man Dinge angehen kann. Und es scheitert daran, dass es keinen mehrheitlichen Beschluss im Ehrenamt gibt. Insofern... Kann ich gar nicht ganz genau sagen, inwieweit das lösbar ist. Auf jeden Fall, glaube ich, brauchen wir auch Agenda-Setting und mutiges Voranschreiten und Öffnen auch nach links und rechts, im Kleinen wie im Großen.

[SPEAKER 3]
[00:50:19-00:50:33]
Also, wir können eigentlich mal zusammenfassen, es gibt auf vielen Ebenen sehr, sehr viel zu tun. Mit welcher Ebene abschließend sollten wir uns zuerst befassen?

[SPEAKER 1]
[00:50:33-00:53:04]
Spitzensport, Breitensport, Kommunikation, Ich glaube, tatsächlich ist die wichtigste Ebene, Angebote für die Menschen rund um das Thema Pferd zu schaffen. Weil wenn jemand einmal in echt ein Pferd gestreichelt hat, in echt eine positive Berührung mit Pferdemenschen hatte, dann haben wir einen Effekt erreicht, der uns nie wieder genommen werden kann. Und zwar muss er positiv besetzt sein, weil das zeigen ja auch sämtliche Studien. Keine Tierart ist so positiv bei Menschen besetzt wie das Pferd. Erstmal nur das Pferd. Und darauf sollten wir uns fokussieren. Es geht darum, um das Pferd und das, was es für den Menschen leisten kann und ja auch schon über 30.000 Jahre leistet. Und eine Offenheit, auch neue Wege zu gehen und für Mensch und Pferd einen zukunftsfähigen Weg zu bestreiten. Und der Rest... ist Beiwerk tatsächlich. Also wenn wir eine gute Breite haben, dann kriegen wir auch eine Spitze. Dann versteht man, warum es Spitzensport gibt und warum das gut ist und warum wir eine Pferdezucht brauchen, die den Fokus hat, Spitzensportpferde zu züchten. Wenn wir gut kommunizieren, erreichen wir die Menschen leichter. Das ist alles Beiwerk. Aber wir müssen das Pferd wieder in den Mittelpunkt unserer Arbeit rücken und das, was es für uns zu leisten vermag. Und es ist auch ein Nutztier und wir sollten es auch nutzen. Und das meine ich wirklich durchgängig positiv. Weil immer dann, wenn damit ein Nutzen verbunden ist, versucht man auch die Rahmenbedingungen professionell zu gestalten und das meine ich alles durchgängig positiv, weil es im Sinne des Tieres ist und der Umwelt, in der es sich bewegt und auch so Themen wie Nachhaltigkeit haben wir noch gar nicht berührt. Da sind so große Potenziale, die wir als Branche eigentlich in der Hand haben und wo es tatsächlich, glaube ich, an klugen, mutigen Köpfen fehlt, die Dinge gemeinsam voranzubringen, auch wenn es immer wieder viele Initiativen gibt und neue Anläufe. Aber ich meine, als wir mit Pferde für unsere Kinder gestartet sind, wussten wir auch, das wird ein weiter Weg und es ist ja häufig auch reduziert worden auf die niedlichen Holzpferde und damit ist das Thema auch dann schon auch häufig vorbei gewesen. Aber Vielleicht brauchen wir all die verschiedenen Initiativen, aber insgesamt müssen wir auch erkennen, dass wir auch Transformationen gehen müssen und nicht die klugen, jungen Menschen, die an den Hochschulen sind, die sich engagieren, immer wieder vor den Kopf stoßen, weil sie neue Ideen haben, die wir nicht immer schon so gemacht haben und damit schon scheitern. Frischer Wind ist, glaube ich, gut.

[SPEAKER 2]
[00:53:06-00:53:11]
Was würdest du mit deinem Wissen von heute, deinem 20-jährigen Ich raten?

[SPEAKER 1]
[00:53:19-00:54:12]
tatsächlich mutig, zukunftsorientiert und offen für Neues den Weg zu gehen. Das ist wirklich meine Erfahrung. Ich bin zwar damals mit einem relativ klaren Ziel gestartet, aber war auch immer offen für neue Wege und auch mal bereit, einen Umweg in Kauf zu nehmen, um ein Ziel zu erreichen. Ich glaube, wirklich mutig zu sein, sich gut zu vernetzen, Menschen zu finden, die gleiche Ziele, Werte, Visionen haben, mit denen gemeinsam versuchen, Ziele zu erreichen. Und ganz wichtig, sachorientiert zu arbeiten und nicht an persönlichen Befindlichkeiten und der eigenen Bedürfnisbefriedigung hängen zu bleiben. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Und sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn auch mal Dinge nicht so laufen.

[SPEAKER 2]
[00:54:14-00:54:26]
Zukunft kommt ja bekanntlich von Zuversicht und ich glaube, es ist einiges anzupacken. Und es war, wie ich fand, ein sehr spannender und tiefgehender Einblick in dieses Thema. Vielen Dank, Dr. Christina Münch.

[SPEAKER 1]
[00:54:27-00:54:28]
Ich danke euch.

[SPEAKER 2]
[00:54:33-00:54:50]
Diese Folge wurde produziert von Gloria Alter. Das war eine weitere Folge unserer Miniserie Pferdesport 3000. Die nächste Folge gibt es am nächsten Mittwoch. Mein Name ist Christian Kröber. Wenn ihr mögt, abonniert uns auf Spotify, Apple Podcast, überall da, wo es gute Podcasts gibt.

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