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#179 Lisa Röckener: Freiarbeit kann jeder lernen

Reiten und Bodenarbeit haben miteinander wenig zu tun? Das kann Lisa Röckener auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen klar widerlegen. Für die mit ihrer Freiarbeit bekannt gewordene Influencerin und Vielseitigkeitsreiterin basiert die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Pferd vom Sattel aus auf einer guten Kommunikation am Boden.

In dieser Spezial-Folge des wehorse Podcasts zum Kursstart „Rufen, Zirkeln, Cavaletti: Freiarbeit mit Lisa Röckener“ bekommst du erste interessante Einblicke in konkrete Übungen. Außerdem erzählt Lisa, wie ihr Weg in die Freiarbeit ausgesehen hat und welcher der ganz entscheidende Unterschied zwischen Reiten und Freiarbeit ist.

Hier geht es zu unserem ersten Podcast mit Lisa Röckener: https://wehorse.podigee.io/10-10-lisa-rockener-uber-die-kombination-von-turniersport-und-horsemanship

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]
[00:00:01-00:00:11]
Heute zu Gast, wahrscheinlich Deutschlands bekannteste Expertin inzwischen für das Thema Freiarbeit, Lisa Röckener.

[SPEAKER 2]
[00:00:11-00:00:43]
Beim Reiten kann man lächeln und man kann trotzdem die Hand fester zumachen oder den Schenkel mal mehr drücken, ohne dass es jeder mitkriegt. Und das Pferd kann in dem Moment auch wenig machen. In der Freiarbeit ist das Pferd weg, wenn ich mit mehr Druck komme. Wir wollen das nicht, aber einfach nur mal, um das zu verbildlichen. Ich habe eigentlich gar keine andere Möglichkeit, außer das Pferd zu überzeugen, dass es schön ist bei mir und dass es Spaß macht, mit mir zu arbeiten. Ansonsten geht es am Ende einfach nicht auf. Herzlich Willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kroeber.

[SPEAKER 1]
[00:00:45-00:02:56]
Wenn man in die Tiefen unserer Lernplattform wehorse.com schaut, sieht man, dass in den vergangenen Jahren das Thema Bodenarbeit und insbesondere Freiarbeit mit das beliebteste Themenspektrum in unseren Kursen ist. Es hat sogar in Teilen manche olympische Disziplinen überholt und das zeigt, welche Relevanz das Thema Freiarbeit für viele, viele Menschen hat. Wir arbeiten da seit vielen Jahren mit Lisa Röckener zusammen. Sie ist auf der einen Seite Showstar, viele kennen sie von Instagram, aber vor allen Dingen ist sie eine der renommiertesten und bekanntesten Expertinnen für das Thema Freiarbeit in Deutschland inzwischen. Sie hat sich da eine wirkliche Nische geschaffen und arbeitet zum Beispiel auch sehr eng mit Ingrid Klimke zusammen. Wir haben mit Lisa einen neuen Kurs kreiert, der da heißt Rufen, Zirkeln, Cavaletti, Freiarbeit mit Lisa Röckener. Und das habe ich zum Anlass genommen, mal mit Lisa wieder zu sprechen, wie eigentlich die Grundlagen entstehen, wie man dann weiterführend in die verschiedenen Übungen, wie zum Beispiel Zirkeln ohne Longe oder Strick, viele andere Dinge, wie man eigentlich da hinkommt. Und darüber geht es heute. in diesem Podcast, wo wir einmal wirklich einen Deep Dive machen, Freiarbeit, wie nähere ich mich, wie entwickle ich mich weiter und wie funktioniert das Ganze. Dazu ist Lisa auch Jurymitglied des Wehorse Courage Awards in diesem Jahr. Der verliehen wird am 08.06. auf den Deutschen Meisterschaften im Springen und Dressurreiten in Balve. Und dort um ca. 20.15 Uhr wird derjenige prämiert oder diejenige prämiert, die den Courage Award 2024 gewinnen wird. Das Ganze ist möglich geworden durch viele tolle Partner. Wir haben ein herausragendes Preisgeld auch in diesem Jahr wieder aufgestellt. 9000 Euro für den guten Zweck werden dann gespendet durch Equest. Business mit Pferd, Stimmen, PAVO, USG, Derby, Reiterrevue, EFOL und uns, WeHorse. Der Gewinner darf dann auswählen, wo dieses Geld hin gespendet wird. Natürlich immer im Sinne des Courage Awards. Wir wollen Menschen ehren, die mit Mut und Mumm, mit Leidenschaft leben. Hallo Lisa!

[SPEAKER 2]
[00:03:22-00:03:23]
Moin, moin, Christian.

[SPEAKER 1]
[00:03:23-00:03:35]
Schön, dass du da bist, ein weiteres Mal im Podcast. Und wir wollen heute eigentlich, oder eigentlich nicht nur eigentlich, sondern auch in Realität über dein Herzensthema sprechen. Das ist Freiarbeit, würdest du das auch so sehen? Ist das dein Lieblingsthema?

[SPEAKER 2]
[00:03:37-00:03:45]
Ja, absolut. Ich hätte es damals nie für möglich gehalten, aber es ist tatsächlich mein Hauptthema in allen Lebensbereichen mittlerweile.

[SPEAKER 1]
[00:03:45-00:03:48]
In allen Lebensbereichen sogar, nicht nur rund ums Pferd.

[SPEAKER 2]
[00:03:49-00:04:08]
Ja, was heißt in allen Lebensbereichen? Also gut, ich nehme ganz viel aus der Arbeit mit, zum Beispiel gerade in der Hundeerziehung. Jetzt haben wir einen Welpen und dann wird der halt auch so erzogen wie ein Pferd. Also sehr ähnlich, ja. Sei es im Privaten unterwegs oder halt beruflich, habe ich eigentlich immer das Thema Freiarbeit im Hinterkopf.

[SPEAKER 1]
[00:04:08-00:04:38]
Das Thema Freiarbeit ist immer im Hinterkopf. Wir haben ja mit dir auch schon eine Podcast-Folge gemacht, die wir auch in den Show Notes verlinken, wo es auch so ein bisschen über deinen Weg geht. Darüber wollen wir heute gar nicht sprechen, sondern konkret über ein neues Projekt, was wir gemeinsam gemacht haben in den vergangenen Monaten, nämlich ein brandneuer Kurs. Einige von euch kennen sicherlich Lisas Kurse bei uns. Da geht es immer um Freiarbeit, auch über die Grundlagen. Aber vielleicht verrate mal, was ist unser gemeinsames Projekt?

[SPEAKER 2]
[00:04:39-00:05:11]
Ja, wir haben ja tatsächlich einen weiteren Kurs auf die Beine gestellt mit ganz viel Mühen und Herzblut. Ja, und es geht eigentlich darum, auch vor allen Dingen für diejenigen, die auch den ersten Kurs schon gesehen haben, dass sie neue Übungen haben zum Weiterüben. Was kann ich noch Cooles auf diesen Basics halt gerade aufbauen? Am Anfang hat man ja meistens so die Übungen, die vielleicht jetzt noch nicht den größten Spaß bereiten, weil man einfach eine Grundlage schaffen muss. Und jetzt wird es auf jeden Fall noch spaßiger, noch cooler, noch bunter und wilder.

[SPEAKER 1]
[00:05:11-00:05:29]
Wilder, sehr gut. Aber vielleicht um einmal bei den Grundlagen zu starten. Warum sind erstmal Grundlagen bei der Freiarbeit wichtig? Manche denken ja, okay, wir legen einfach mal los, wir nehmen das Halfter ab oder die Trense und jetzt geht es los. Warum sind denn die Grundlagen, um damit zu starten, erstmal wichtig?

[SPEAKER 2]
[00:05:30-00:06:24]
Weil man tatsächlich sonst ganz schnell auch enttäuscht wird. Also wenn ich natürlich etwas sehe auf einer Show, auf einer Messe oder auch online irgendwo und ich möchte das nachmachen, ist natürlich immer mein Ziel. Ich möchte dieses Endergebnis schaffen. Ich möchte, dass das Pferd zum Beispiel frei um mich herum galoppiert oder einen fliegenden Wechsel dabei macht oder sich hinlegt. Das sind auch meistens die Ziele, die zum Beispiel meine Kursteilnehmer haben, die sagen, ich will das und das und das erreichen, dass davor aber ganz, ganz viele Schritte sind, um eben auch diese Grundlage zu legen. Das übersieht man manchmal, weil man halt natürlich den Traum hat, das Endergebnis zu schaffen. Wenn die Grundlage nicht da ist, das ist eigentlich genau wie beim Hausbau, wenn da das Gerüst, also die Grundlage nicht ordentlich ist, dann fällt das Haus auch irgendwann zusammen. Und demnach ist die Grundlage so wichtig und ich lege da wirklich total viel Wert darauf, dass dort schon so wenig Fehler wie möglich gemacht werden.

[SPEAKER 1]
[00:06:26-00:06:43]
Wir haben ja bei uns auf der Plattform das Halsringreiten, Bodenarbeit und Freiarbeit genannt. Und gerade die Bodenarbeit und Freiarbeit sind ja am Ende die Grundlagen, die du beschreibst. Was sind denn dann die Ausbaustufen, nachdem ich die Grundlagen kenne?

[SPEAKER 2]
[00:06:45-00:07:43]
Also ich sage mal zu den Grundlagen, was ich gerade schon sagte, ist natürlich auch das Losgehen, das Halten, dass das Pferd erstmal weiß, wo seine Position ist. Und in dem neuen Kurs, da gehen wir aber auch so weit, dass wir uns etwas lösen von unserer Position, dass wir das Pferd noch feiner eigentlich oder mit dem Pferd noch feiner arbeiten können, dass es von außen noch mehr nach Magie aussieht sozusagen. Und wir einfach mit kleinsten Bewegungen, mit kleinsten Zeichen und Signalen das Pferd lenken können in dem Sinne. Also sagen können, wir machen jetzt dies und wir machen das und das aber immer im Einklang mit dem Pferd. Also dass es einfach noch bunter wird, man noch kreativer wird und man auch nicht mehr so im Kopf dieses Ziel hat, Ich muss jetzt den Schritt machen und dann den und dann den, dass das so ein bisschen robotermäßig ist. Das ist auch normal am Anfang, wenn man sich damit noch nicht auskennt, sondern dass das Gefühl halt irgendwann übernimmt und dass das zu einer Art Tanz mit dem Pferd wird.

[SPEAKER 1]
[00:07:43-00:08:12]
Du bist ja auch Vielseitigkeitsreiterin. Hat das eigentlich irgendwas mit Reiten in Anführungsstrichen zu tun? Weil das ist ja schon fundamental anders. Am Ende, du hast ja gerade gesagt, dass das Gefühl in gewisser Weise übernimmt. Das ist ja auch, wenn man richtig im Flow ist beim Reiten, ähnlich. Das ist natürlich auch extrem gefühlsorientiert. Aber ist da irgendein Konnektor eigentlich dazwischen?

[SPEAKER 2]
[00:08:12-00:08:59]
Also ich würde sagen, sogar ganz viel. Denn gerade diese ganze Ausbildung oder wenn ich jetzt ein Pferd ausbilde, dann ist die Grundlage auch da ja die Bodenarbeit. Auch wenn ich das Pferd als Sportpferd ausbilden möchte. Auch wenn wir mit dem Pferd überwiegend reiten möchten... muss ja diese Verbindung, also ich muss mein Pferd ja auch lernen zu verstehen, das Pferd muss mich einschätzen können, also das ist ja einfach eine wahre Freundschaft und die entsteht nicht nur in dem Bereich, ich setze mich drauf und reite, sondern eben immer im Zusammenklang mit dieser Bodenarbeit und dann kann man natürlich noch weitergehen und sagen, wir machen eben auch Freiarbeit. Also um das Pferd kennenzulernen und auch beim Reiten einfach einen besseren Partner in dem Sinne zu haben oder die Verbindung besser zu gestalten, ist das für mich die Grundlage schlechthin.

[SPEAKER 1]
[00:08:59-00:09:20]
Vielleicht kannst du uns mal so in ein, zwei Übungen mitnehmen, die so der fortgeschrittene Freiarbeits-Experte jetzt machen kann. Was sind da so die Übungen? Man hat ja gerade, wenn man so mit der Freiarbeit startet, ist es ja erstmal wirklich diese Verbindung aufzubauen. Aber wenn man über diese Grundlagen hinaus ist, was sind so konkrete Übungen?

[SPEAKER 2]
[00:09:22-00:10:25]
Das ist zum Beispiel das Zirkeln. Wir haben ja in den Grundlagen zum Beispiel, dass das Pferd lernt, ich laufe an deiner Schulter mit, ich gehe, wenn du jetzt nach links gehst, gehe ich mit dir mit und laufe nicht einfach geradeaus weiter, was vielleicht am Anfang passieren würde, wenn ich einfach mal mit der Freiarbeit starte. Und das lernen wir alles in den Basics. Und jetzt geht es halt weiter, dass wir das Pferd zum Beispiel auch weiter von uns entfernen und dann über Sprünge oder Kavalettis und Stangen schicken können, dann wieder zu uns rufen, wieder einladen, dass das Pferd nah bei uns ist. Dass wir es zum Beispiel auch wenden lassen können. Das machen wir in den Basics ja wirklich im Schritt, weil das auch eine relativ komplexe Übung ist. Dass das Pferd von der einen Hand auf die andere Hand wechselt, ohne dass ich vor dem Pferd herlaufen muss. Und da sind wir den fortgeschrittenen Sachen jetzt auch so weit, dass wir das im Trab oder auch im Galopp machen, dass da dann irgendwann der fliegende Wechsel entsteht. Eigentlich immer aufbauend auf den Basic-Übungen, vor allen Dingen mit mehr Tempo, also höheren Gangarten und einfach einer ganz anderen Dynamik. Und dann kann man so Sachen wie Sprünge, Cavalettis und Co.

[SPEAKER 1]
[00:10:25-00:10:34]
mit einbauen. Wie hast du dich eigentlich damals genähert, zum Beispiel jetzt einen Sprung einzubauen? Ist es einfach nur aus Spaß entstanden?

[SPEAKER 2]
[00:10:35-00:11:12]
Ja, tatsächlich. Ich sage es immer wieder, dass auch meine Pferde die sind, die am längsten in der Ausbildung gebraucht haben. Nicht, weil sie irgendwie dümmer sind, in Anführungsstrichen, als andere, sondern weil ich mit denen ja alles aufgebaut habe. Und ich habe einfach ausprobiert und getestet und geschaut, was kann man denn jetzt machen mit dem Pferd und was habe ich vielleicht auch mal irgendwo gesehen. Ich gucke natürlich auch bei Instagram, ich sehe Shows bei YouTube. Man kann sich ja wirklich da mittlerweile überall auch inspirieren lassen. Aber den Weg, wie ich die Übung beibringe, das habe ich einfach tatsächlich nach meinem Gefühl gemacht. Und ja, das ist eigentlich ganz gut gelungen, würde ich sagen.

[SPEAKER 1]
[00:11:13-00:11:26]
Ja, das ist tatsächlich dieses Gefühl, das dann wichtig ist und das sich ja dann auch inzwischen, man kann ja sagen, du bist ja wirklich wahrscheinlich die mit die Freibadsausbilderin auch in Deutschland inzwischen. Würdest du das nicht sagen?

[SPEAKER 2]
[00:11:27-00:11:54]
Ja, also ich sage immer, es gibt ganz viele tolle Trainer mit verschiedenen Wegen und Zielen und beziehungsweise verschiedenen Wegen wären meistens alle dasselbe Ziel, irgendwie schön mit dem Pferd zusammenzuarbeiten. Und ja, ich habe halt einen Weg davon. Also ich würde jetzt nicht sagen, dass es schlecht ist, sonst würde ich es nicht machen. Ich glaube, das ist schon ein ganz guter Weg und ich kann zum Glück auch vielen Menschen und vor allen Dingen auch Pferden helfen, auch in der Kommunikation und viele Probleme da beseitigen. Aber es gibt auch noch ganz viele andere tolle.

[SPEAKER 1]
[00:11:55-00:12:03]
Trainierst du diese Übung regelmäßig eigentlich oder ist das wie Fahrradfahren? Hat man die einmal drin und dann kann man sie für immer?

[SPEAKER 2]
[00:12:03-00:12:49]
Ja, schön wäre es. Nein, auch da ist es genau wie beim Dressur oder Springreiten. Man feilt natürlich immer weiter an den Übungen. Es muss sich am Anfang erstmal setzen. Es braucht viele Wiederholungen, dass das Pferd auch wirklich versteht, was es machen soll und dass das auch sehr souverän dann funktioniert. Aber ich muss an der Beziehung ja immer weiter feilen. Man trifft sich mit Freunden ja auch nicht einmal und sagt, das ist jetzt meine beste Freundin, sondern man unternimmt ja immer was zusammen. Also dieses Partnerschaftliche ist da eigentlich ganz, ganz wichtig. Und das habe ich ja in der Arbeit. Man nennt es zwar Arbeit, aber für mich ist das, ich glaube, Training vielleicht noch ein etwas netteres Wort. Aber eigentlich ist es manchmal auch einfach nur Spaß haben mit dem Pferd. Die gemeinsame Zeit. Genau, Zeit zusammen verbringen. Und das Pferd da eigentlich wirklich als Partner ansehen, also als besten Freund.

[SPEAKER 1]
[00:12:51-00:13:01]
Aber dann ist es ja so, dass du die Übungen eigentlich auch in den Alltag einbaust. Die müssen jetzt nicht unbedingt auf dem Platz stattfinden oder in der Halle, sondern das kann auch auf der Stallgasse stattfinden beim Füttern.

[SPEAKER 2]
[00:13:01-00:13:58]
Genau, ich sage zum Beispiel immer, dass ich auch die, die zu mir kommen, sind meistens Reitschüler oder Bodenarbeitsschüler, die sagen, ich habe hier und da ein Problem mit dem Pferd im Alltag. Ich möchte einfach, dass der zum Beispiel ruhiger wird, dass der mir mehr zuhört, dass er sich mehr konzentriert und Das sind Punkte, die wir durch die Arbeit erreichen. Mein Ziel ist es gar nicht, Leute dahin auszubilden, dass jeder irgendwie nachher eine Show auf die Beine stellen kann. Da würde ich mir auch gut Konkurrenz anzüchten. Aber tatsächlich geht es mir eher darum, dass der Alltag erleichtert wird mit dem Pferd, dass die Kommunikation wieder besser funktioniert, dass wir auch lernen, wie kann mein Pferd lernen, was aufnehmen. Wie unterhalte ich mich in dem Sinne mit dem Pferd, welches ja leider kein Deutsch spricht. Das würde einiges vereinfachen. Das würde einiges vereinfachen, ja. Genau, da sind wir aber halt in der, oder haben wir die Aufgabe, einen Weg zu finden, den Pferden etwas zu erklären, weil wir möchten ja in dem Moment was von dem Pferd. Und oftmals scheitert es eben an der Kommunikation und das eben auch im Alltag.

[SPEAKER 1]
[00:13:58-00:14:10]
Wie lange dauert es jetzt, das Pferd, mit dem du wahrscheinlich die meiste Zeit verreist hast, Valoo? Ja. Wie lange hat es gebraucht, bis Valoo auf einem solchen Vertrauenslevel mit dir war?

[SPEAKER 2]
[00:14:12-00:15:03]
Also ich dachte ja damals schon immer, ich habe den mit dreieinhalb bekommen und ich dachte da schon mit vier, wow, so eine Verbindung hatte ich irgendwie noch nie mit einem Pferd. Aber das hat sich natürlich immer weiterentwickelt. Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine Connection, so eine Verbindung zu einem Tier überhaupt so extrem aufbauen kann. Bei uns war es immer schon so, dass die Tiere, sei es Hund, Gatze oder Pferd, irgendwie mit zur Familie dazugehören. Aber mit Valus dann auch mal was ganz anderes entstanden und Ich bin ihn fünfjährig die erste größere Show geritten. Das heißt, da hatte ich ihn anderthalb Jahre, aber das war natürlich alles noch längst nicht so befestigt, wie es jetzt ist. Die Bindung wächst eigentlich immer noch von Jahr zu Jahr. Mit allem, was wir erleben, mit allen Höhen, aber auch allen Tiefen, wachsen wir da immer weiter zusammen. Das ist eigentlich ein Prozess. Ich glaube, man hat da nie ein Ziel erreicht, auch im Training nicht.

[SPEAKER 1]
[00:15:03-00:15:21]
Wie gehst du da mit Rückschlägen um? Es klappt ja nicht immer alles. Auch wenn es dann jetzt bei deinen Shows oder auf Social Media relativ perfekt aussieht. Es ist natürlich auch so, dass da ein langer Weg auch mit vielen Höhen und Tiefen dahinter steckt. Wie gehst du vor allen Dingen mit den Tiefen um?

[SPEAKER 2]
[00:15:21-00:16:45]
Ja, absolut. Früher war ich enttäuscht und habe gesagt, Mist, was mache ich falsch? Die nächste Show steht an, das nächste Interview steht an, das muss doch jetzt hier klappen. Wir haben wieder einen Dreh und habe mich schon ab und zu echt unter Druck gesetzt. Habe aber gemerkt, dass ich damit gar nicht weiterkomme und bin mittlerweile in dem Punkt, dass ich sage, diese Rückschritte, die helfen mir vor allen Dingen als Trainerin total, um wieder neue Wege zu finden und auch mal anders abzubiegen und zu gucken, wie komme ich mit diesem Problem klar? Was kann ich jetzt machen? Was muss ich verändern? Was muss ich an meinen Signalen, an meiner Körpersprache verändern? Was hat das Pferd gerade? Also ich lerne ja mit jedem Rückschritt dazu. Rückschritt ist eigentlich, finde ich, ein viel zu negativ behafteter Begriff. Gerade durch die Rückschritte lernen wir. Wenn wir überlegen, wir wollen 100% erreichen, was keiner von uns schaffen wird, dann müssten wir ja nur 100 Tage 1% schaffen. 1% hört sich schon wieder wenig an. Also wenn ich 1% am Tag schaffe, würde man sagen, ja gut, ist jetzt nicht die Lösung. Alle welchen 100 Tagen ja schon durch. Also was ich damit sagen will, ist, dass die dass dieses Ziel, was wir haben, dass wir das gar nicht so als ein Ziel, dieses eine Ziel definieren können, sondern, wie es ja auch in den Sprüchen so schön heißt, der Weg ist das Ziel. Und dass wir auf diesem Weg eben ganz viel lernen und das eben gerade durch die Rückschritte und Fehler, die auch wir und auch die Pferde machen.

[SPEAKER 1]
[00:16:45-00:17:24]
Wir können ja mal in so ein paar konkrete Übungen reinschauen. Zum Beispiel eine, die ich immer spannend finde, die sich auch irgendwie... so im Laufe der Zeit entwickelt hat, finde ich zumindest, das Rufen. Also ich kann mich noch erinnern, es war mal eine Zeit lang verpönt, überhaupt so eine Stimmhilfe zu geben. Beim Reiten wurde das gerade unter den klassischen Ausbildern so ein bisschen normalisiert. Aber In der Freiarbeit und so, wie du das machst, ist ja, ich pfeife und mein Pferd kommt eigentlich auf mich zugaloppiert. Das ist ja so die Grundidee.

[SPEAKER 2]
[00:17:24-00:17:32]
Genau, das ist die Idee, die viele auch im Kopf haben. Ich rufe oder pfeife, ich mache jetzt ein anderes Signal und dann kommt es zu mir, wie so ein Hund.

[SPEAKER 1]
[00:17:32-00:17:35]
Genau, wie so ein Hund. Wie bringt man sowas bei?

[SPEAKER 2]
[00:17:38-00:18:35]
Ja, man stellt das Pferd einen Kilometer weit entfernt, ruft und klappert mit dem Album. Nein, Quatsch. War ein Spaß. Nein, da muss man natürlich ganz kleinschrittig anfangen. Das heißt, ich fange an, mich... Erstmal muss das Pferd auch lernen, dass ich nicht nur neben dem Pferd stehe, sondern frontal vor dem Pferd. Das heißt, ich und das Pferd, wir gucken uns sozusagen an. Natürlich haben die die Augen rechts und links und so, das weiß ich auch, aber wir stehen sozusagen vor dem Pferdekopf. Und... Dann fange ich erstmal an, mich zu entfernen und das sind am Anfang vielleicht zwei Schritte und das Pferd muss aber stehen bleiben. Denn da passiert schon meist der erste Fehler, dass das Pferd mitkommt. Wenn ich weggehe und habe einen Strick dran, kommt das Pferd mit. Und das heißt, die erste Übung für das Rufen ist eigentlich erstmal, meinem Pferd zu erklären, auf ein Kommando stehen zu bleiben und auch dort stehen zu bleiben, wenn ich mich mit meinem Körper, also bei Körpersprache, wegbewege. Das ist schon mal die erste Grundlage. Ich muss mein Pferd abstellen können.

[SPEAKER 1]
[00:18:36-00:18:38]
Im Westernbereich ist es ja schon relativ üblich, dass Pferde das können.

[SPEAKER 2]
[00:18:39-00:20:05]
Ja, da haben die auf jeden Fall die erste Übung deutlich einfacher als diejenigen, die das noch nicht geübt haben. Denn das ist wirklich gar nicht so einfach. Vor allen Dingen, wenn es zwei Schritte sind, geht es meistens noch. Wenn es aber danach fünf, sechs, sieben oder zehn Schritte werden, dann sind die meisten Pferde doch dann in der Lage und sagen, ich komme jetzt mal mit oder ich laufe auch einfach in die andere Richtung, weil vielleicht habe ich jetzt ja auch Feierabend. So, und da fange ich erstmal an, daran zu arbeiten. Dann vergrößere ich die Entfernung. Und dann auf ein Kommando hin, das ist bei mir halt, ich nenne es immer dieser Kussmund, also... Dieses Geräusch rufe ich das Pferd zu mir. Jetzt läuft das Pferd natürlich nicht sofort zu mir, nur weil ich dieses Geräusch mache, weil in meinem Kopf ja die Lösung klar ist, sondern ich mache das Geräusch, dass die Gärte, die ich vorher immer so nach oben zeige, nach innen unten runterfallen und nehme den Strick immer kürzer, sodass das Pferd, also ich kann ja auch über den Strick erstmal helfen, lernt, das Kommando kommt und ich werde zu ihr hin, ja nicht gezogen, aber ich übe schon einen Druck am Strick aus. Das wiederholt man 5, 6, 7, 10, 15, 20 Mal und dann weiß das Pferd irgendwann, auf dieses Kommando soll ich mich zu ihr bewegen. Natürlich kann es das nur abspeichern, wenn wir Pausen machen, wenn wir loben und wenn wir das nicht alles an einem Tag machen. Das ist auch immer wichtig. Also bitte kleinschrittig, da haben wir am Ende mehr von. Und das ist erstmal diese Grundlage, dass es im Schritt zu einem kommt. Dann vergrößert man den Abstand weiter, macht das Ganze auch im Trab und letzten Endes auch im Galopp.

[SPEAKER 1]
[00:20:06-00:20:14]
Wie findet man dieses Wort eigentlich? Welches Wort? Die Signal. Also du hast ja jetzt... Ach so. ...gemacht. Manche machen ja auch ein Wort.

[SPEAKER 2]
[00:20:15-00:20:59]
Wie findet man das? Ja, genau. Ich mache lieber Signale anstatt Wörter, weil ich einfach denke... Oder wenn ich rede und das Pferd soll jetzt zum Beispiel das Komm rausfiltern, ist es für das Pferd total schwierig, weil das alles sehr monoton ist. Eine Sprache. Und wenn ich aber jetzt mich mit jemandem unterhalte und sage, jetzt rufe ich das Pferd und mache... dann hebt sich das ja ganz anders ab. Also das kriegen wir Menschen ja auch mit. Wenn wir ein Signal machen, dann ist man gleich aufmerksamer. Das ist was anderes als einfach nur reden. Und deshalb benutze ich bei den Pferden eigentlich viele Signale. Ich habe es einfach ausprobiert. Also ich habe einfach überlegt, welche Geräusche und Töne kann ich noch in meinem Mund machen. Mittlerweile gehen die mir auch ein bisschen aus. Also ich bräuchte da tatsächlich auch noch ein paar Tipps. Mach mal ein paar.

[SPEAKER 1]
[00:20:60-00:21:02]
Was gibt es da? Also es gibt...

[SPEAKER 2]
[00:21:03-00:21:34]
Genau, es gibt das Schnalzen. Das kannst du auch doppelt oder dreifach. Schnalzen, dann gibt es dieses das nehme ich zum, so ein Glocken, das nehme ich für einen spanischen Schritt zum Beispiel. Oder auch im Galopp, dass der vorne höher kommt, das heißt immer nur vorne mehr Aktion, mehr Spannung. Ja, was haben wir noch? Dann Zischen, also zum Beispiel zum Stehenbleiben habe ich das zum Rückwärtsgehen mache ich Das sind so die aktuellen Signale, die man da geben kann.

[SPEAKER 1]
[00:21:34-00:21:36]
Und die verändern sich auch?

[SPEAKER 2]
[00:21:36-00:21:47]
Ja, also je nachdem, welche Übung man halt eben hat. Und dann zum Beispiel das Reinpfeifen mit der Kuppe, wenn das Pferd einparken soll zu mir, dann mache ich halt dann pfeife ich.

[SPEAKER 1]
[00:21:47-00:21:59]
Ich meine so über die Zeit, das war rückwärts richten, ne? Hat sich das irgendwie verändert? Also war das vielleicht mal vor drei Jahren anders? Oder ist es dann so ein stehendes Geräusch?

[SPEAKER 2]
[00:22:00-00:22:32]
Ne, also ich achte schon da drauf. Ein Geräusch heißt ein Kommando. Ich habe natürlich in meiner Zeit, wo ich jetzt ja auch immer mehr dazu lerne von Pferd zu Pferd, von Jahr zu Jahr, habe ich natürlich Kommandos mal angepasst. Aber wenn ich einem Pferd einmal das Kommando beigebracht habe, dann muss ich da auch beibleiben. Weil das ist ja wie so ein Vokabelheft. Schnalzen, losgehen, Kussmund, rufen. Das sind jetzt meine Kommandos. Man kann natürlich auch was ganz anderes machen. Man muss halt nur eine Linie fahren. Und eigentlich, wenn man das Pferd auch, oder wenn andere auch das Pferd arbeiten, brauchen auch die eigentlich dieses Vokabelheft.

[SPEAKER 1]
[00:22:32-00:22:39]
Und ist es bei allen Pferden gleich? Oder ist Jack und Valoo, haben die ein unterschiedliches Vokabelheft?

[SPEAKER 2]
[00:22:39-00:23:14]
Ne, tatsächlich haben die ein relativ ähnliches Vokabelheft. Da ich Jack ja, der ist ja jetzt erst fünf, deutlich später ja sozusagen mit der Ausbildung angefangen habe, als Valoo, der jetzt 13 ist. habe ich hier und da vielleicht ein, zwei Unterschiede. Aber ansonsten haben wir die gleichen Kommandos. Was es mir aber jetzt gerade nicht einfach macht, weil ich ja auch mit zwei Pferden gleichzeitig Freiarbeit mache. Und wenn ich dann den einen rufen will und der andere soll noch stehen bleiben, da arbeiten wir gerade dran, muss ich jetzt tatsächlich mit dem Namen vorher arbeiten. Also jetzt schon mal als Tipp, wenn jemand mit zwei Pferden Freiarbeit gleichzeitig machen möchte, vielleicht doch unterschiedliche Kommandos nehmen.

[SPEAKER 1]
[00:23:14-00:23:16]
Das Vokabel heißt doch ein bisschen ausweiten.

[SPEAKER 2]
[00:23:17-00:23:29]
Genau. Ja, sich vorher einfach klar sein, was will ich eigentlich. Und da ich das damals einfach nur just for fun alles angefangen habe, habe ich mir da gar nicht so die Gedanken gemacht, die ich mir eben jetzt mache.

[SPEAKER 1]
[00:23:29-00:23:58]
Eine weitere Übung, die ja auch, wenn Leute an Freiheit denken, glaube ich, immer relativ schnell im Kopf ist, ist, ich stehe an einem Punkt und das Pferd zirkelt so um mich rum. Quasi wie longieren, nur ohne Longe. Und ich bleibe stehen. Das ist ja auch so eine ganz klassische Übung. Übung. Wie kommt da so diese unsichtbare Verbindung? Ist das dann auch so eine Komposition aus Signalen und Körpersprache? Wie kommt zum Beispiel diese Übung zustande?

[SPEAKER 2]
[00:23:58-00:26:10]
Das ist eigentlich eine ganz schöne Übung, die erklärt, warum ich am Anfang über Signale, also über diese Stimmsignale arbeite. Und nicht nur über die Körpersprache. Das ist bei den meisten, die in einen Kurs kommen oder zum Unterricht, die sagen, wieso, wenn ich losgehe, geht ja mein Pferd los. Wenn ich anhalte, hält mein Pferd an. Und das mache ich ja am Anfang nicht. Und daher sage ich auch immer die Begründung, ich möchte mein Pferd später auch aus der Entfernung und auch losgelöst von meinem Körper arbeiten können. Das heißt, wenn ich nachher in der Mitte stehe und das Pferd läuft um mich herum, Dann unterstütze ich das am Anfang schon über meine Körpersprache, indem ich meine Schultern mitdrehe, meine Füße bleiben aber stehen und drehen sich nicht mit. Aber im zweiten Schritt lasse ich die Körpersprache immer mehr weg und sage nur noch mein eines Kommando, was ich halt für diese Übung dann habe aus meinem Vokabelheft. Und das erfordert von den Pferden sehr viel Konzentration, weil sie wirklich zuhören müssen, im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Ohr bei mir sein müssen. Ich erwarte schon immer, was heißt erwarte, man schafft es durch diese Arbeit, dass das innere Ohr des Pferdes eigentlich immer auf mich bzw. die Person, die mit dem Pferd arbeitet, gerichtet ist. Das äußere Ohr darf die Lage checken. Es sind und bleiben Fluchttiere und wir wollen die Instinkte ja nicht verändern. Aber ich möchte schon, dass das Pferd lernt, mir wirklich zuzuhören und nicht nur, die geht los, ich gehe mit, aber ich kann mich wo ganz anders drauf konzentrieren. Und dadurch schaffe ich es ja a, eben die Konzentration vom Pferd mehr zu mir zu bekommen und b, kann ich eben aus der Mitte heraus, ohne mit dem Körper ständig was zu machen, einfach nur dastehen, mein Kommando sagen und eben loben, auch über Stimme, ohne dass ich immer hingehen muss. Dann sieht es halt magisch aus, aber das Pferd hat einfach gelernt, auf dieses Kommando laufe ich jetzt zum Beispiel um Lisa herum. Aber auch da muss man natürlich anfangen, erstmal mit dem Strick. Man geht erst in die Wolken, dreht sich mit. Dann dreht man sich entgegengesetzt mit, dass man das Pferd losschickt mit den Schultern in die Wolte rein. Das Pferd läuft zum Beispiel auf der linken Hand und ich drehe mich nach rechts, bis ich wieder an der Schulter des Pferdes bin und empfange das Pferd da wieder. Und das muss man dann immer weiter abbauen, diese Hilfen. Das sind halt auch viele Schritte.

[SPEAKER 1]
[00:26:10-00:26:20]
Ich kann mir vorstellen, dass das Schwierigste ist, wenn man am Ende Strick oder Longe löst. Also man muss ja irgendwie so diesen Punkt hinkriegen, dass man sagt, okay, jetzt halt ohne.

[SPEAKER 2]
[00:26:22-00:27:27]
Ja, aber auch da gibt es Zwischenschritte, dass man zum Beispiel die Longe oder auch den Strick an den Halsring zum Beispiel macht, dass die nicht immer am Kopf irgendwie Druck haben, davon komme ich sehr schnell weg. Mache ich meistens schon in der ersten Stunde, wenn ich jetzt nicht gerade einen zweijährigen steigenden Hengst an der Hand habe oder so. der ja so irgendwie total wild ist. Aber da fange ich sehr schnell mit an, dass ich den Strick nicht mehr ans Halfter mache, sondern eben an den Halsring und dann auch dort irgendwann abmache und ich habe den Halsring, wo ich zur Not reingreifen kann. Also ich baue das langsam ab, lasse das Halfter aber erst noch drauf und mache das erst zu einem späteren Zeitpunkt ab. Denn immer, das kann man ja auch überall beobachten, man macht das Halfter ab und dann hat das Pferd frei, geht auf die Wiese, in die Box und Das heißt eigentlich immer, Training ist beendet. Sonst macht man das Halfter nicht ab, außer in der Freiarbeit. Deswegen lasse ich das da gerne erstmal dran. Ändert nichts von der Einwirkung des Reiters oder der Person, die am Boden steht. Ich könnte ins Halfter reingreifen, aber das ist eigentlich nicht so sinnvoll. Aber das Pferd hat einfach noch nicht das ganz totale freie Gefühl.

[SPEAKER 1]
[00:27:27-00:27:52]
Ich brauche ja auch schon... Diese Verbindung, da haben wir jetzt natürlich viel drüber gesprochen, alles basiert ja am Ende auf der Verbindung zum Pferd, was ja immer so ein abstrakter Begriff ist, Verbindung zum Pferd. Da können sich manche viel drüber vorstellen, manche können sich wenig darunter vorstellen. Es ist ja am Ende aber, wenn man das runter bricht, so eine Art Vertrauensverhältnis, dass man sagt, das was ich möchte, setzt das Pferd auch um.

[SPEAKER 2]
[00:27:54-00:29:04]
Ja, Vertrauen. Ja, wir reden immer ganz viel von Vertrauen in der generellen Arbeit mit dem Pferd, vor allen Dingen in der Boden- und Freiarbeit. Das ist auch unheimlich wichtig und das bauen wir dadurch auch auf. Was aber mindestens eigentlich genauso wichtig ist, ist, dass ich einen Plan habe, was möchte ich gerade von meinem Pferd, was möchte ich mit ihm zusammen gerade erlernen und beibringen und wie möchte ich das machen und kann mein Pferd das so umsetzen, kann mein Pferd das verstehen. Also Ich finde dieses Thema Verständnis, einmal das Verständnis von mir fürs Pferd, sich immer wieder in die Lage des Pferdes setzen. Stellt euch vor, ihr habt so einen Japaner neben euch, der da redet. Also ich kann jetzt kein Japanisch oder so. Den würde ich ja auch nicht verstehen. Das heißt, man muss es ja irgendwie anders erklären und dem Pferd versuchen beizubringen. Und da müssen wir uns schon immer wieder hinterfragen, ist das eigentlich gerade fair und ist das möglich? Also das erfordert ganz viel Arbeit von uns und uns auch vor allen Dingen immer wieder zu hinterfragen. Und das ist mindestens genauso wichtig wie nachher die Vertrauensebene. Also ohne diese Kommunikation bekomme ich auch keine Verbindung zum Pferd. Dann ist es meistens sehr einseitig.

[SPEAKER 1]
[00:29:05-00:29:17]
Wie bestimmst du, wann so eine... und dieses ganze Konglomerat am Ende, wann das stabil ist. Wann kann ich denn meinem Pferd vertrauen? Weil ich könnte auch sagen, ich mache das Halbzeit ab und tschüss, auf Wiedersehen.

[SPEAKER 2]
[00:29:17-00:30:54]
Das ist ganz unterschiedlich von Pferd zu Pferd. Das ist ja auch nicht der Moment, wo man sagt, und ab heute vertraut dir dein Pferd. Sondern das ist einfach eine Gefühlslage, die sich immer mehr... Wenn man es richtig macht. Die kann aber auch mal, ich sage mal, kaputt gemacht werden, indem wir falsch handeln oder sehr falsch handeln. Fehler machen wir alle irgendwie jeden Tag und das ist auch okay und normal, solange wir uns halt hinterfragen und es besser machen wollen. Aber diese Grundlage, also ich muss eigentlich dem Pferd, also ich muss dem Pferd vertrauen, das Pferd soll mir vertrauen. Und häufig ist es so der Fall, dass wir sagen, oh Mensch, das Pferd soll mir doch mal vertrauen und das soll hierbleiben und nicht immer weglaufen. Aber wir geben dem Pferd gar nicht die Chance, weil wir total angespannt da stehen, nur weil wir den Strick abmachen und sagen, oh Gott, hoffentlich bleibt er hier. Und schon ist diese Grundspannung da. Also sich auch mal zu trauen, natürlich nur in einem umschlossenen Raum wie einer Halle oder einem Platz, wo wirklich das Pferd nicht raus kann. Und da seid doch mal frei und versucht einfach mal. Und wenn es nicht klappt, dann gehen wir wieder einen Schritt zurück, machen den Strick dran und üben die Übung nochmal mit Strick. Was anderes bleibt uns da nicht über. Wir können da jetzt nicht, was eh total falsch wäre, aber mal angenommen, beim Reiten kann man lächeln und man kann trotzdem die Hand fester zumachen oder den Schenkel mal mehr drücken, ohne dass es jeder mitkriegt. Und das Pferd kann in dem Moment auch wenig machen. In der Freiarbeit ist das Pferd weg, wenn ich mit mehr Druck komme. Wir wollen es nicht, aber einfach nur mal, um das zu verbildlichen. Ich habe eigentlich gar keine andere Möglichkeit, außer das Pferd zu überzeugen, dass es schön ist bei mir und dass es Spaß macht, mit mir zu arbeiten. Ansonsten geht es am Ende einfach nicht auf.

[SPEAKER 1]
[00:30:56-00:31:22]
Ja, Lisa, eine Sache ist ja auch noch Kavalettis. Die integrierst du ja auch bei dir in der Freiarbeit. Ist das dann eigentlich schon ein Freispringen? Was ist da so die Herausforderung, Cavaletti einzubinden? Wie bist du auch darauf gekommen, Cavaletti in die Freiarbeit zu integrieren? Wie schaust du auf diesen Themenkomplex Cavalettis in der Freiarbeit?

[SPEAKER 2]
[00:31:22-00:32:56]
Ich bin da tatsächlich darauf gekommen, als ich ihn mit meinem Jack ausgebildet habe in der Freiarbeit und dachte, er kann ja mal ein paar Stangen und Cavalettis machen. Aber ich habe den noch gar nicht viel geritten gehabt und der war auch ein Jahr raus verletzungsbedingt und ist erst irgendwie vierjährig oder kurz vor fünfjährig eigentlich erst richtig ins Freitraining gegangen, was ich gar nicht schlimm finde von der Zeit her, sondern eher eigentlich angenehmer. Aber ich hatte halt davor viel Zeit, auch in der Freiarbeit was mit ihm zu machen und dachte, es kann ja nicht schaden, ihm schon mal Stangen und auch Kavalettis beizubringen. Und dann habe ich das einfach in der Freiarbeit stand erhalten, Kavaletti, bin ich mit ihm erstmal drüber gegangen, das war halt auf die niedrigste Stufe gestellt, bin da mal drüber getrabt und hatte dann irgendwann die Idee auch, das denke ich halt immer, wie kann ich Übungen auch kombinieren und das heißt, dieses Rausschicken und Reinholen vom Pferd, das heißt, Ich sage dem Pferd, es soll mir weichen, also es soll weiter außen laufen, aber trotzdem ist diese Verbindung da. Also wenn ich jetzt links abbiege, kommt das Pferd links mit, bleibt aber auf dem Abstand. Das ist eine Übung und dann lade ich es wieder zu mir ein, dann ist es wieder direkt bei mir an der Schulter. Dann schicke ich es wieder raus und dann habe ich gedacht, das wäre doch cool, wenn ich es rausschicken kann, es irgendwo da hinten einen Sprung macht oder ein Cavaletti oder eine Stange. Und es dann wieder zu mir kommt. Das ist einfach dieses, dass es wieder so magisch aussieht und dass man eben noch feiner kommunizieren kann. Und das habe ich auf kleine Distanz erst mal angefangen und hat das ganz gut funktioniert. Und Jack hat da echt Spaß dran gehabt und ist da rumgerannt. Natürlich ist der auch mal nach dem Cavaletti abgehauen. Aber dann konnte ich ihn wieder rufen. Und so kann man alle Übungen dann irgendwie zusammenbringen und da einfach Spaß haben auf dem Platz.

[SPEAKER 1]
[00:32:56-00:33:13]
Woran arbeitest du mit den beiden eigentlich, also mit Valoo und Jack derzeit? Ist das dann nur noch, sag mal, das Vertrauen aufrechterhalten oder hast du da konkrete Übungsziele, neue Ideen, neue Übungen, neue Geschichten, die du entwickeln willst?

[SPEAKER 2]
[00:33:15-00:33:25]
Natürlich ist mein Ziel immer auch irgendwie was Neues zu probieren, was aber irgendwann auch schwierig ist. Also schwierig im Sinne von, mir fällt dann manchmal nicht ein, was man jetzt noch machen könnte.

[SPEAKER 1]
[00:33:25-00:33:30]
Aber das kann auch nicht mehr erfunden werden. Es gibt ja so das Reflektoire an Dingen. Genau.

[SPEAKER 2]
[00:33:31-00:35:05]
Das ist genau wie in einer Show. Ich überlege mir auch, was kann ich denn in einer Show noch machen? Aber ich kann halt, ja, ich kann noch höher springen oder noch schneller oder so. Aber das ist im Endeffekt nicht der ausschlaggebende Punkt nachher fürs Publikum. Und in der Freiarbeit bei Valoo ist es ganz viel so, dass ich immer wieder auch an den Basics tatsächlich arbeite und überprüfe, sitzt das noch? Und gerade nach so einer langen Zeit, jetzt sind wir fast zehn Jahre zusammen im Oktober, Und das ist einfach so eine lange Zeit, wo sich auch immer wieder kleine Fehler einschleichen. Und ich weiß ja auch, wo Valous Knackpunkte sind, dass er halt eher das ruhigere, triebigere Pferd ist. Das heißt, ich muss dann mal viel mit Übergängen arbeiten, ihn wieder neu motivieren, weil er sonst auch ganz gerne einfach mit seinem Schaukelpferdchen galopp um mich rum galoppiert. Das macht er gerne. Aber dann muss ich zum Beispiel immer wieder daran arbeiten, ein bisschen mehr Energie in die Arbeit zu bekommen. Bei Jack sieht das genau andersrum aus. Dann muss ich immer mich darauf konzentrieren, dass all diese Power, die er mitbringt, und er hat davon sehr viel, dass ich das Ganze bündel und eben in die richtige Richtung schicke. Also das heißt, jedes Pferd hat ja seine ganz individuellen Schwerpunkte und da muss ich weiterhin immer wieder mit meinen Pferden daran arbeiten. Und wenn mir neue Sachen einfallen, mache ich das natürlich sehr gerne, so wie im Moment, dass ich halt beide gleichzeitig arbeite. Das macht mein Bruder ja zum Beispiel schon länger, für mich ist das noch ganz neu. Da wage ich mich jetzt gerade mal dran und schicke dann auch zum Beispiel, wenn ich auf Valoo sitze und Jack neben mir habe und dann galoppiere ich, dann schicke ich ihn raus über ein Kavaletti und rufe ihn wieder zu mir. Also genau die Übung, die ich unten am Boden gemacht habe, rufe ich dann von Valoos Rücken aus ab. Und das ist jetzt gerade zum Beispiel was, woran ich total gerne arbeite.

[SPEAKER 1]
[00:35:07-00:35:20]
Wenn du jetzt Menschen, die sich mit dem Thema Freiarbeit beschäftigen und das vielleicht schon machen oder noch in der Zukunft mehr ausbauen wollen, wenn du denen drei Tipps geben könntest, auf was sie achten sollten. Was wären so diese drei Tipps?

[SPEAKER 2]
[00:35:22-00:35:24]
Also die jetzt schon Freiarbeit machen oder noch nicht?

[SPEAKER 1]
[00:35:24-00:35:30]
Die entweder Freiarbeit machen wollen. Also was ist wichtig für mich? Was sind die drei wichtigsten Dinge im Bereich Freiarbeit?

[SPEAKER 2]
[00:35:30-00:36:51]
Gut. Boah, jetzt muss ich kurz überlegen. Also eins auf jeden Fall, kleine Teilziele setzen. Das erlebe ich immer wieder. Die sagen, ja, ja, ich will das ja ordentlich machen und möchte das vernünftig üben, aber ich möchte das Ziel erreichen. Ja, nimm dir zwei, drei Wochen länger Zeit oder zwei, drei Einheiten oder was auch immer, um welche Übungen es geht. Nimm dir mehr Zeit, kleinere Ziele und du wirst schneller zum Ziel kommen. So, das ist so das Erste, was ich wichtig finde. Dann trainiere nur, wenn du wirklich Lust darauf hast und nicht, ach, ich muss ja noch Freiarbeit machen, ich muss ja noch Boden arbeiten, müsst nochmal schnell das Pferd holen. Pferde sind die saubersten Spiegel, die wir haben. Wenn wir da mit Druck oder wenn wir einfach unmotiviert sind, keine Lust haben und nur mal eben was machen wollen, dann kann man besser das Pferd einfach auf der Wiese stehen lassen. Also da schon motiviert sein. Ja, und der dritte Punkt ist eigentlich, hab einen Plan im Kopf, ja, aber vergiss das Gefühl nicht. Es gibt eine Anleitung sozusagen, auch von mir an meine Schüler, aber ich sage immer, wenn ihr irgendwie merkt, das und das klappt besser oder guck mal, wenn ich das mache, passiert das. Also vergesst nicht, selber weiterhin nachzudenken, nur weil ihr einen Trainer vielleicht in der Mitte stehen habt oder euch was angeschaut habt und so und so geht. Jedes Pferd ist individuell, genau wie wir Menschen es sind.

[SPEAKER 1]
[00:36:52-00:37:12]
Wunderbar. Wir haben ja, Lisa, der Podcast kommt sonntags raus. Sonntag der 2., wenn ich mich nicht irre. Genau, Sonntag der 2. Dann sind es nur noch 6 Tage bis zur Veröffentlichung des Siegers des WeHosh Courage Awards 2024, dessen Jury du ein Mitglied bist.

[SPEAKER 2]
[00:37:14-00:37:14]
Ja, genau.

[SPEAKER 1]
[00:37:14-00:37:19]
Wie ist deine Einschätzung der Kandidatinnen und Kandidaten 2024?

[SPEAKER 2]
[00:37:22-00:38:10]
Ja, ich kann nur sagen, man macht es uns nicht einfach mit den Einsendungen. Wir haben uns da ja schon mehrfach ausgetauscht und ich finde es Wahnsinn, was für ein Engagement im Reitsport eigentlich stattfindet, auch auf der Seite, was man vielleicht nicht öffentlich sieht. ständig mitbekommt. Es gibt Fälle, wo jeder Bescheid weiß und wo man auch sagt, eine Megaleistung. Es gibt aber auch viele Fälle, wo ich dachte, boah, wer ist das eigentlich? Da gucke ich mal und dachte mir, wow, Wahnsinn, was die für eine Arbeit machen. Also es ist wirklich, es gibt viele Leute, Projekte, Menschen, die da wirklich, wo ich meinen Hut vorziehe, was die in der Pferdewelt bewegen. Und das Sowohl in ihrem Job als auch ehrenamtlich. Das ist einfach der Wahnsinn.

[SPEAKER 1]
[00:38:10-00:38:51]
Und der Award wird verliehen in Balve bei den Deutschen Meisterschaften im Springreiten und im Dressurreiten. Und ich schaue nochmal nach. Ich habe hier so einen Zeitplan bekommen. Wahrscheinlich so zur besten Sendezeit. 20.15 Uhr wird wahrscheinlich der Award in Balve verliehen am Samstagabend. Wer live vor Ort ist, freut euch über einen großartigen Sieger, einen Siegerin. Und ich glaube, die Kollegen von Clipmore Horse werden das auch übertragen. Ihr könnt auch aus der Ferne zuschauen. Wir werden es auch verkünden, wer dann gewinnt etc. pp. Und dieser Dein-Kurs kommt auch bald raus. Nämlich, ich sage hier nochmal den Titel, der da lautet Rufen, Zirkeln, Cavalletti, Freiarbeit mit Lisa Röckener.

[SPEAKER 2]
[00:38:53-00:38:57]
Genau. Ich bin sehr gespannt und freue mich, wenn endlich der Startschuss kommt.

[SPEAKER 1]
[00:38:57-00:39:09]
Yes. Vielen Dank für deine Zeit, Lisa. Und ich würde sagen, wir machen jetzt alle nicht nur die Grundlagen, sondern die fortgeschrittenen Übungen im Bereich Freiarbeit. Und ja, danke dir und bis bald.

[SPEAKER 2]
[00:39:10-00:39:17]
Ja, sehr gerne. Ich wünsche euch alle ganz viel Spaß mit dem Kurs und bin sehr gespannt aufs Feedback. Ciao. Bis dann. Ciao.

[SPEAKER 1]
[00:39:21-00:39:38]
Diese Folge wurde vorbereitet von Sonja Fiedler und Carla Bokelmann, produziert von Gloria Alter. Mein Name ist Christian Kröber. Wenn ihr mögt, folgt uns gerne auf Spotify, Deezer, Google Podcast, Amazon Podcast etc. pp. Überall dort, wo ihr gute Podcasts findet. Bis bald.

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