#Interview mit Semmieke Rothenberger über Aberglauben, Bauernmädchen und ihre Funktion als Trainerin
In dieser Podcastfolge von wehorse teilt Dressurreiterin Semmieke Rothenberger ihre Geschichte und ihren Weg zur Reiterei. Sie spricht darüber, wie sie ihre Leidenschaft für den Pferdesport entdeckte und was ihr der Alltag mit ihren Pferden bedeutet. Als Ponyreitertrainerin legt Semmieke großen Wert auf mentale Stärke – sowohl bei sich selbst als auch bei ihren Schülerinnen und Schülern. Sie erzählt, wie wichtig es für sie ist, Herausforderungen mit innerer Gelassenheit zu begegnen, und wie ihr Glaube daran, dass alles so kommt, wie es kommen soll, ihr dabei hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Freu dich auf authentische Einblicke in Semmiekes tägliches Leben, ihre Arbeit als Trainerin und welche Stallgasse, wenn es nach Semmieke geht, irgendwann nochmal umbenannt werden muss.
Hier geht es zum Podcast mit Semmiekes Bruder, Sönke Rothenberger: https://www.wehorse.com/de/podcast/soenke-rothenberger
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]
[00:00:01-00:00:07]
Heute zu Gast, die Dressureiterin Semmieke Rothenberger.
[SPEAKER 1]
[00:00:07-00:00:37]
Meine Eltern lachen auch immer, weil wenn mein Vater nicht sagen würde, los Semmie, wir fahren jetzt mal aufs Turnier, dann würde ich glaube ich immer zu Hause bleiben, weil einfach für mich ist eigentlich noch mehr ein Gänsehautmoment, wenn man irgendwie ein neues Level sozusagen unlocken konnte mit einem Pferd zu Hause im Training oder wenn man merkt, dass ein etwas unsicheres Pferd auf einmal total mutig wird, das sind die besonderen Momente. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 2]
[00:00:38-00:02:32]
Vor einigen Tagen waren wir auf dem Gestüt Erlenhof in Bad Homburg in der Nähe Frankfurts zu Gast. Dort habe ich ein Podcast-Interview mit Semmieke Rotenberger geführt. Sie war im Nachwuchsbereich der Dressur eine der Top-Reiterinnen. Über viele Jahre gewann sie 17 Mal den Titel der Nachwuchs-Europameisterin. Viele nationale und internationale Titel kamen noch dazu. Inzwischen ist sie im letzten U25 Jahr, danach geht es bei den ganz großen Reiterinnen und Reitern im Dressurbereich an den Start dabei. Und das ist das Spannende, wie ich finde, ist sie nicht nur eine Reiterin. Sie trainiert einige Nachwuchs-Dressurreiter inzwischen selber und setzt sich, wie ich finde, sehr, sehr stark mit den Themen der Reiterei in der Tiefe auseinander. Sie kommt aus einer absoluten Pferdesport-Dynastie. Ihre Eltern, Sven und Gonnelien, gewannen gemeinsam mit der Mannschaft der Niederlande 1996 olympisches Team Silber. Ihr Bruder Sönke, der im Übrigen auch schon hier im Podcast zu Gast war, gewann 2016 für Deutschland Ressort Teamgold. Und wenn ich heute eine Fünfer-Schnellwette eingehen müsste, ob Semmieke das irgendwann auch einmal schafft, würde ich sagen, da haben wir heute hier im Podcast eine zukünftige Olympiasiegerin gehört. Daher würde ich sagen, keine große Vorrede, wir starten rein, das Interview mit Semmieke Rothenberger. Hi Sammy. Hallo. Schön, dass du da bist im Podcast. Wir sitzen hier in Bad Homburg auf eurem Gestüt, Gestüt Erlenhof, gucken hier in die Halle und man sieht hier sechs Fotografien an der Wand von dir und deinen Geschwistern, wie ihr im Dressursport unterwegs seid. Was macht für dich die Faszination Dressurreiten aus?
[SPEAKER 1]
[00:02:32-00:03:07]
Ja, genau. Also wir sitzen hier eigentlich in unserem Wohnzimmer, sagen wir immer. Und genau so ist das auch für uns mit dem Dressursport. Also es macht einfach unheimlich viel Freude, dass wir immer diese Verbindung zu dem Pferd haben, dass wir mit jedem Pferd irgendwie eine eigene Geschichte aufbauen. Deshalb auch hier die sechs Bilder. Das sind ganz unterschiedliche Bilder. Geschichten und Reisen, die wir da erleben durften mit verschiedenen Pferden. Die hängen hier ein bisschen als Inspiration und als Motivation jeden Tag, dass man weiß, wo man angefangen hat und was aus dieser Reise geworden ist.
[SPEAKER 2]
[00:03:08-00:03:31]
Also ihr könnt es ja nicht sehen im Podcast, aber unter anderem von Weltcup-Finale. Ich glaube, das ist Herr Togenbosch oder irgendein Weltcup auf jeden Fall. Wiesbaden, tolle Bilder aus Prüfungen. Ist das am Ende, das was wir sinnbildlich da sehen, ist das immer das Ziel für dich? Also die Ausbildung bis hin auf allerhöchstes olympisches Niveau?
[SPEAKER 1]
[00:03:32-00:04:47]
Ehrlich gesagt nein. Das höchste Ziel ist einfach dieses Band mit dem Pferd. Ich genieße das unheimlich, die Arbeit mit dem Pferd. Meine Eltern lachen auch immer, weil wenn mein Vater nicht sagen würde, wir fahren jetzt mal aufs Turnier, dann würde ich glaube ich immer zu Hause bleiben, weil einfach zu Hause das Training so viel Spaß macht und Für mich ist eigentlich noch mehr ein Gänsehaut-Moment, wenn man irgendwie ein neues Level sozusagen unlocken konnte mit einem Pferd zu Hause im Training oder wenn eine neue Lektion klappt oder wenn man neue Sachen rausgetüftelt hat. Das sind die besonderen Momente. Oder wenn man merkt, dass ein... etwas unsicheres Pferd auf einmal total mutig wird und ein richtiger Draufgänger wird und das, was man hier auf den Bildern sieht nebenher, das ist so die Kirsche obendrauf. Also ich glaube, wenn man dann das schafft, dieses, was man zu Hause mit den Pferden geübt hat und trainiert hat, dann mit in die Prüfung zu nehmen und dann solche schöne Momente dabei entstehen, Dann ist das natürlich ganz besonders. Aber ich glaube, das Hauptziel hier zu Hause, was wir von unseren Eltern mitbekommen haben, ist einfach wirklich diese Pferde verstehen und nicht nach Plan A, sondern manchmal gibt es auch Plan B, C und weiter, um jedes Pferd eigentlich das Bestmögliche rauszuholen und die gut kennenzulernen.
[SPEAKER 2]
[00:04:48-00:05:00]
Wie kommst du zu diesen Plänen? Also jedes Pferd ist ja anders und man muss sich auf jedes Pferd individuell einstellen. Aber wie entwickelst du Plan A oder Plan B oder Plan C oder vielleicht auch bis Plan F oder was weiß ich wohin?
[SPEAKER 1]
[00:05:01-00:05:56]
Ja, also ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man, wie du schon sagst, dass man sich diese Pferde kennenlernt und sich darauf einlässt. Ich glaube, jedes Pferd ist ja auch anders. Das ist wie wenn man... Ich glaube, ich habe noch keine Kinder, aber ich glaube, es ist so, wie man Kinder hat. Ich merke das jetzt bei meiner Nichte und meinem Neffen. Man merkt ja schon, dass da ganz andere Charaktere sind. Und darauf muss man sich natürlich einlassen. Und das eine Pferd, weiß ich nicht, macht die Lektion mehr so, die andere macht es mehr so. Und dann muss man herausfinden, wie kann man das erklären. Weil das Schöne an unserem Sport ist ja, wir sprechen nicht die gleiche Sprache wie die Pferde. Also wir müssen irgendwie versuchen, anders zu kommunizieren. Und mit den Pferden dann gemeinsam eine Sprache zu entwickeln und zu merken, okay, die verstehen, was wir eigentlich möchten und das ist das Besondere und dann entwickeln sich diese Pläne von ganz alleine, also das kommt dann einfach nach und nach.
[SPEAKER 2]
[00:05:56-00:05:57]
Ist der Faktor Zeit unglaublich wichtig?
[SPEAKER 1]
[00:05:58-00:06:36]
Ja, super wichtig. Also ich meine, wir haben jetzt das große Glück, dass wir hier zu Hause unsere Anlage haben. Ich meine, ich stehe auf und bin quasi sofort im Stall. Das heißt, ich kann auch mal abends, wenn ich hier meine Stallrunde mache, ich mache das Abendfutter gerne immer um 9 Uhr, dann ist hier Ruhe eingekehrt, dann sieht man die Pferde nochmal abends, wie die ruhig sind. Und dann auch tagsüber, ich kann eigentlich zu jeder Zeit abends, Ja, mich mit dem Pferd befassen und die kennenlernen, weil ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig. Man muss natürlich wie in der Beziehung auch viel Zeit investieren, um die kennenzulernen und um ein Band aufzubauen.
[SPEAKER 2]
[00:06:36-00:06:48]
Weil das ist ja spannend, das ist ja nicht nur dann die Arbeit unterm Sattel oder vielleicht vom Boden aus, sondern auch wirklich all day long, den ganzen Tag auch das Pferd vielleicht beobachten, einschätzen und um dieses Band dann aufzubauen.
[SPEAKER 1]
[00:06:48-00:07:21]
Ja, auf jeden Fall. Also ich glaube, das ist ein ganz, ganz großer Teil. Deswegen haben wir auch tolle Leute und Experten immer mal wieder hier. Wir hatten jetzt einen tollen Cowboy, würde ich mal sagen, hier, der nochmal eine ganz andere Art hat, um auf Pferde zu gucken, gar nicht bezogen auf Dressur oder auf irgendwelche Lektionen, sondern einfach im Umgang mit noch mehr die Pferdesprache lernen und dass man sich da einfach immer weiterentwickelt, weil ich denke, mit Pferden ist es ein lebenslanges Lernen und da hat man nie ausgelernt.
[SPEAKER 2]
[00:07:22-00:07:50]
Und wenn jetzt so ein Cowboy kommt, ist dann das Ziel von dem zu lernen, um die Pferde besser zu verstehen oder kommt der dann mit einer Methode, die ihr anwenden wollt? Weil ihr seid ja jetzt als Dressurreiter, wenn man von außen schaut, seid ihr ganz klassisch europäisch-deutsche, ihr seid ja auch ein bisschen holländisch, auch viel holländisch. Dahinter würde man das ja gar nicht denken, dass jetzt hier jemand, ein Cowboy aus den USA eingeflogen wird, der euch jetzt sowas zeigt. Was ist dann so die Idee dahinter?
[SPEAKER 1]
[00:07:51-00:09:32]
Ja, also grundsätzlich ist die Idee dahinter, dass meine Eltern immer den Leitspruch haben, no horse, no rider. Also ich meine, wenn wir keine Pferde mehr haben, sind wir ein ganz normaler Mensch. Die Pferde bleiben Pferde. Das heißt, wir müssen versuchen, die Pferde zu verstehen und das immer besser zu tun. Und bei uns ist es hauptsächlich so, dass der Cowboy, ich nenne jetzt mal Cowboy, aber da ist oben zum Beispiel unsere jungen Pferde, bevor die angeritten werden. dass wir uns da sehr, sehr viel Zeit mitlassen und viel von Boden aus arbeiten. Und er ist da natürlich in der Hinsicht ein super Experte und kann total gut das alles verstehen, wie die Pferde wann handhaben und reagieren. Und das ist natürlich eine super Sache, um da auch zuzuschauen, wenn man zum Beispiel ein etwas ängstlicheres Pferd hat. Oder zum Beispiel hatten wir jetzt einen sehr, sehr dominanten Hengst. Wie kriegt man den auf deine Seite? Wie kann man den irgendwie spielerisch verändern? von unten, sag ich mal, an das Ganze rantasten und das macht unheimlich viel Spaß, um das anzuschauen und ich nehme das gerne mit für meine Grand Prix Pferde und das ist einfach, glaube ich, wie so ein großes Puzzle, sage ich immer und jedes Stückchen gehört dazu, also man hat einen super Schmied, man hat gutes Training, man muss gut reiten, aber ich denke auch dieser Umgang und dieses zwischenmenschliche, sag ich mal in Anführungsstrichen, mit dem Pferd ist natürlich super entscheidend, weil das macht auch viel aus, verstehe ich mein Pferd wirklich und kann ich das gut einschätzen, weil viele Leute irgendwie sagen, mein Pferd ist frech zum Beispiel, dabei hat es eigentlich Angst, also dass man wirklich versteht, was geht eigentlich gerade in dem Pferd vor und wie kann ich als Mensch mich noch besser darauf einstellen.
[SPEAKER 2]
[00:09:33-00:10:13]
Du selber bist jetzt im letzten U25-Jahr und reitest ja schon auf höchstem Niveau in den jeweiligen Altersklassen, die dann da drunter sind, auf sehr, sehr hohem Niveau, bist 17-malige Europameisterin bei den Ponys, Junioren und jungen Reitern. War es für dich... Klar, dass immer eine leistungsorientierte Karriere für dich kommen wird, weil deine Geschwister Sönke und Sanneke, die haben ja auch einen ähnlichen Weg beschritten. War für dich klar, dieser selbe Weg als jüngste von drei Kindern ist für dich der identisch, natürlich in deiner eigenen Ausprägung, aber in der Stoßrichtung ist es dasselbe. War das klar?
[SPEAKER 1]
[00:10:14-00:11:27]
Tatsächlich nein. Also meine Eltern haben immer gelacht, weil ich durfte natürlich als jüngstes Mitglied von unserer Familie immer zuschauen, wie meine Geschwister, wie du schon gesagt hast, quasi Lehrgänge hatten bei Bundestrainern und sind zu der Zeit Ponys geritten. Und da hat meine Mutter gesagt, ah Sammy, du bist ja so ein bisschen der Nachzügler, hast du nicht auch Lust, Pony zu reiten? Da habe ich gesagt, Mama, das ist so streng hier in Deutschland. Ich habe da gar keine Lust drauf. Ich möchte überhaupt nicht hier das alles reiten. Guck mal, wie streng wir sind. Also doch reiten schon. Ich hatte immer meinen Pony. Ich habe immer hier zu Hause rumgeblödelt. Was ich viel gemacht habe, ist hier in der Halle laut Musik an. Habe dann so in die Luft gratuliert, habe laut aufgerufen und gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. Da habe ich mich in die Mitte gestellt und habe dann laut Musik aufgedreht und bin dann Mit einer Faust in der Luft dann durch die Gegend galoppiert, auch beim Springen von die Primero damals. Also das war mein Highlight. Jeden Tag musste er das machen. Also er hat oft gewonnen hier zu Hause. Aber da war noch nicht so richtig der Kick, dass ich gesagt habe, ich möchte mich wirklich so leistungsorientiert an diese Dressur rantasten. Ich hatte einfach immer... super, super viel Freude an meinem Pony. Ich war stundenlang damit beschäftigt, den zu frisieren, dem die Mähne zu schneiden, teilweise sah er aus wie ein Fjord.
[SPEAKER 2]
[00:11:27-00:11:29]
Wie viele Mädels das ja auch machen.
[SPEAKER 1]
[00:11:30-00:13:03]
Ja, genau. Und das ist auch heute tatsächlich auch noch der Fall. Einfach dieses Betüddeln und die Zeit mit dem Pferd. Einfach das super genossen und da sehr, sehr viel Zeit mit verbracht und Ich muss sagen, meine Eltern fanden das super toll. Also da war auch nie irgendwie, dass sie gesagt haben, Sammy musst jetzt reiten oder musst jetzt mal mit der Dressur anfangen und Richtung Europameisterschaften. Das war nie der Fall. Die fanden es einfach toll, dass ich so viel Spaß am Pferd, an dem Tier hatte. Und dann kam tatsächlich irgendwann ein Pony zurück, was wir verliest hatten. Das hieß Domino Dancing und da ich viel Spaß am Pferd hatte und am Pony hatte, hat meine Mutter gesagt, möchtest du dich da nicht mal draufsetzen, so als Sitzlonge, einfach um so ein bisschen auf dem zu üben, weil das war ein ganz, ganz tolles Pony, was auch Europameisterschaften lief für Spanien und Europa. Da habe ich gesagt, ja komm, da setze ich mich drauf. Der war bildhübsch, war hengst. Das hat mich natürlich als kleines Mädchen, war das so, wow, das ist so ein Barbie-Pony, da setze ich mich gern drauf. Und ab dem Moment, wo ich mit dem angefangen habe, da hat es mich vollgepackt, weil das Pony einfach mich, ja, mein Herz immer hat höher schlagen lassen. Und das war so ein Professor, der war dann 18 und dann bin ich mit dem meine erste Europameisterschaft geritten, als ich 11 war. Und das war für mich wirklich so, dass ich gedacht habe, wow, das macht richtig Spaß und ja, Das Pony hat mich eigentlich da so herangetastet und dann war ich Feuer und Flamme. Dann wollte ich mich richtig quälen lassen und wollte richtig arbeiten und wollte immer besser werden. Und dann war ich da in dieser Jugendszene mit der Ponyreiterei drin und dann ging das über die Jahre so weiter.
[SPEAKER 2]
[00:13:03-00:13:10]
Wenn du sagst quälen lassen, wie viel Qual in Anführungsstrichen ist dabei, so erfolgreich zu sein im Jugendbereich?
[SPEAKER 1]
[00:13:11-00:14:03]
Nee, Qual ist jetzt übertrieben. Das denke ich nicht. Aber ich glaube, jeder, der Sport macht, weiß, dass man, besonders beim Reitsport auch, da ist es mal kalt, da regnet es mal, da schneit es mal, da ist es mal richtig, richtig warm. Und ich glaube, das wäre jetzt falsch, wenn man sagt, man ist jeden Tag super, super motiviert in den Stall gegangen. Sondern da gibt es auch mal Tage, so wie es auch in der Schulzeit ist. Ich habe auch nicht jeden Tag Lust gehabt, zur Schule zu gehen. Und habe mich manchmal gefreut, wenn dann Snow Day war und zu viel Schnee auf den Straßen war, dass ich mal zu Hause bleiben konnte. Und so ist es natürlich auch. Also es gab schon Tage, wo ich gedacht habe, jetzt regnet es richtig heftig und jetzt muss ich in den Stall gehen und beim Polly durch den Regen reiten und alles. Aber wie gesagt, weil es einfach immer so viel Spaß war mit dem Tier an sich, habe ich das super, super gerne gemacht und hätte es auch keinen Tag missen wollen.
[SPEAKER 2]
[00:14:04-00:14:26]
Aber es ist ja gerade auch im Leistungsbereich auch schon sehr viel Disziplin erforderlich, einfach um diesen Weg zu gehen. Weil wie du sagst, es ist egal, ob es Regen, Sonne, Schnee, Wind. Wir fahren morgens um fünf im Nieselregen zum Turnier an einem grauen Novembermorgen. Das gehört ja alles mit dazu, da wo andere sagen, okay, ich mache jetzt vielleicht ein chilliges Wochenende.
[SPEAKER 1]
[00:14:26-00:15:02]
Ja, auf jeden Fall. Ich meine, viele meiner Schulfreunde konnten jedes Wochenende lang ausschlafen, waren dann ab einem gewissen Alter feiern und Party machen und da war ich natürlich auf Turnieren unterwegs. Aber ich muss sagen, dass das mir fürs Leben unheimlich viel gebracht hat. Also ich würde es auf gar keinen Fall anders machen wollen, weil... Da, wo denen manchmal langweilig war, habe ich tolle Abenteuer erlebt, habe viele Sachen gelernt fürs Leben, organisiert zu sein, diszipliniert zu sein, was du ja auch später, egal in welchem Job, brauchen wirst. Deswegen ist das, glaube ich, etwas, was man mitnimmt fürs Leben.
[SPEAKER 2]
[00:15:03-00:15:29]
Hast du versucht, das trotzdem hier und da zu kombinieren? Du bist ja auch Studentin, studierst hier an der Goethe-Uni in Frankfurt Psychologie, auch meine alte Uni, auch wenn ich da nicht Psychologie studiert habe. Hast du trotzdem versucht, so ein Studentenleben für dich ein bisschen aufrechtzuerhalten oder ist das wirklich eine ganz klare Linie? Okay, das ist quasi der Official-Teil, den muss ich machen, um ein Studium in der Tasche zu haben, aber Fokus ist 100% auf den Reitsport.
[SPEAKER 1]
[00:15:29-00:16:32]
Also ich würde sagen, da gibt es kein Entweder-Oder. Also der Fokus ist immer 100 Prozent auf dem Reitsport, weil das einfach meine Passion ist. Also ich glaube, wenn man mich gut kennt, dann weiß man, dass nach zwei Sätzen immer irgendwie das Wort Pferd fällt, weil ich einfach das liebe, was ich tue und da super begeistert von bin. Und dementsprechend, so wie andere über ihr Kind schwärmen, schwärme ich vom Reitsport und liebe meinen Tagesablauf. Aber natürlich habe ich auch mich in das Studentenleben oder in das Schulleben und Freizeit gehabt und das alles gemacht. Also es ist jetzt nicht so, dass ich mich hier durchgängig gequält habe. Aber ich denke, das ist schon etwas, was man lernt. Das sind richtig gute Freunde, die man hat. Die wissen auch, dass das einfach zu mir dazugehört. Und deswegen wussten die das alle und wussten auch, wenn dann... ein Geburtstag mal auf ein Wochenende oder so fällt, wo ich Turnier habe, dann feiert man das halt nach und das war nie ein Problem und die Freunde habe ich bis heute noch und sie wissen das und die kommen auch gerne mal zum Turnier supporten und jubeln und ja, deswegen.
[SPEAKER 2]
[00:16:32-00:16:46]
Ich glaube, da muss man sich auch ein bisschen an anderen Sportlern, ich bin da super großer Fan von Michael Phelps oder Kobe Bryant, also wenn man das sich auch anhört oder anschaut, was für eine Krass fokussiertes Leben auf die Sache und die Mentalität.
[SPEAKER 1]
[00:16:47-00:17:05]
Ja, total. Und das ist ja nicht für die auch eine Qual, sondern am Ende ist das ja deine Passion und du lebst dafür. Und genau das, was Michael Phelps auch sagt, der hat ja gesagt, wenn die anderen aus dem Becken gegangen sind, bin ich gerade nochmal zwei Reihen mehr geschwommen. Und einfach das summiert sich über die Zeit dann irgendwann.
[SPEAKER 2]
[00:17:05-00:17:08]
Und die verschieben auch die Grenzen dadurch natürlich, auf was für einen Sport möglich ist.
[SPEAKER 1]
[00:17:09-00:17:24]
Genau, auf jeden Fall. Und ich glaube, da kann man sich auch viel von anderen Sportlern abgucken. Ich glaube, das Wichtigste ist einfach, dass man das liebt, was man tut und dann tut man das auch gerne. Also für mich war das, wie gesagt, immer eine tolle Sache und bis heute noch. Also sonst würde ich es nicht so lange machen.
[SPEAKER 2]
[00:17:24-00:17:51]
Aber was ja häufig für Nichtsportler gar nicht so einfach nachzuvollziehen ist. Also du sagst ja gerade, ich weiß jetzt, ich habe quasi enge Freunde und die jubeln auch mit, aber ich kann mich noch an meine aktive Reiterzeit erinnern, die lange nicht so intensiv war wie deine. Aber es ist ja häufig auch gar nicht unbedingt das Verständnis da, was machst du jetzt eigentlich da samstags morgens um fünf nochmal, wo fährst du nochmal dahin und warum bist du nicht dabei? Das ist ja auch die andere Seite der Medaille ein bisschen.
[SPEAKER 1]
[00:17:51-00:18:41]
Ja, natürlich. Also ich meine, das ist wie wenn ich jetzt Freunde hätte, die Curling spielen oder so. Ich bin einfach super, super sportbegeistert und würde versuchen, mich da reinzutüfteln. Aber ich glaube, es gibt immer, egal was man tut im Leben, Leute, die das nicht verstehen, weil das einfach außerhalb deren Horizont ist. Ich glaube, dass alle Leute, die verstehen, wofür ich brenne und die mich mal besuchen zu Hause und sehen, wie viel Freude ich daran habe, mit meinen Pferden Zeit zu verbringen. Da würde ich teilweise jede Party sausen lassen, nur um morgens früh als Erste im Stall zu sein und mit meinem Pferd eine Runde auf der Rennbahn zu drehen. Das gibt mir viel mehr einen Kick und macht mich viel zufriedener, als abends auf der Party zu sein mit Leuten, die ich nicht kenne und die mich nicht in dem Sinne interessieren. Deswegen muss man da einfach seine Prioritäten setzen und das ist ja für jeden fein.
[SPEAKER 2]
[00:18:42-00:18:59]
Jetzt, wenn man Michael Phelps im Schwimmen sich anschaut, da war ja wahrscheinlich das Ziel, okay, ich will Weltrekord auf 100 Meter Freistil. In Kobe Bryant, da ist das Ziel, ich möchte der beste Basketballer werden, ich will NBA Champion werden. Was ist bei dir das Ziel?
[SPEAKER 1]
[00:18:59-00:19:38]
Ja, also natürlich mich immer weiter zu entwickeln und es wäre gelogen, wenn ich jetzt nicht sagen würde, wenn man jetzt auch Paris anguckt, das Höchstmögliche wäre natürlich schon das Ziel, irgendwann mal ganz oben zu stehen, Olympiasieger zu sein oder so. Goldmedaillen zu gewinnen, das auf jeden Fall, weil das einfach widerspiegelt, wie viel Zeit und wie viel Energie man in eine Sache reingesteckt hat. Nur wenn ich das niemals erreichen sollte, wäre das für mich jetzt auch nicht verschwendete Zeit, weil ich einfach, wie gesagt, nicht reite, um Turniere zu gewinnen, sondern reite, weil ich einfach die Zeit mit meinen Pferden sehr genieße.
[SPEAKER 2]
[00:19:40-00:19:49]
Und der sportliche Erfolg, ist das dann eigentlich wie so eine Art Nebenprodukt, was aus dieser Verbindung erwächst zwischen dir und den Pferden?
[SPEAKER 1]
[00:19:50-00:20:15]
Ja, auf jeden Fall. Also ich denke, ich wäre nicht ansatzweise so erfolgreich, wenn ich nicht so ein intensives Band mit meinen Pferden hätte. Also Ja, ich glaube da fest dran, dass meine Pferde da drin im Viereck für mich nochmal ein Schippchen oben drauf legen, weil wir so ein gutes Team sind und ich denke, das würden sie nicht tun, wenn sie nicht wüssten, dass ich ihnen so viel zurückgebe.
[SPEAKER 2]
[00:20:15-00:20:35]
Nun hast du ja eben beschrieben, dass du dich sehr viel mit deinen Pferden beschäftigst. Du neben dem Reiten natürlich auch, ihr holt Experten wie den besagten Cowboy hier zu euch. Wie baust du diese Verbindung am Ende vollständig auf? Weil jedes Pferd ist ja am Ende doch wieder, wie wir ganz am Anfang hatten, ganz individuell.
[SPEAKER 1]
[00:20:35-00:21:14]
Genau, also ich glaube, es ist einfach wichtig, dass man ein abwechslungsreiches Training gestaltet, dass man schon die Lektionen natürlich üben möchte, wenn man da aufs Turnier möchte, aber dass man auch auf die Rennbahn geht, dass die Aquatrainer gehen, dass sie malongiert werden, dass sie in die Führanlage gehen, dass sie möglichst viel Ausgleich haben auf der Koppel und so weiter. Und ja, nebenher super wichtig, das, was du auch schon meintest, sowas wie ein Cowboy, dass man Bodenarbeit macht. Wir hatten früher auch häufig Linda Talington-Jones hier, wo wir viel mitgearbeitet haben, wo man nochmal andere Techniken wie T-Touch und so weiter lernen kann.
[SPEAKER 2]
[00:21:14-00:21:16]
Vielfach schon hier im Podcast gewesen.
[SPEAKER 1]
[00:21:16-00:21:32]
Genau, habe ich schon gehört. Und dann lauter verschiedene. Man kann von den Schmieden lernen, man kann von Physios lernen, von Tierärzten lernen, Akupunktur und, und, und. Also, dass man einfach versucht, sich ganzheitlich mit dem Pferd zu beschäftigen.
[SPEAKER 2]
[00:21:34-00:21:52]
Und neben der Tatsache, dass du dich mit deinen Pferden, die du am Ende ja sportlich reitest, für Turniererfolg, hast du aber auch noch Schüler selber, denn du bist auch Trainerin. Das haben wir eben im Vorgespräch, das wusste ich gar nicht, dass du das so intensiv machst. Du hast nämlich wirklich sehr, sehr viele Schüler hier auch, die du trainierst.
[SPEAKER 1]
[00:21:53-00:22:16]
Genau, richtig. Also das mache ich quasi beruflich nebenher. Also einerseits meinen eigenen Sport und meine Pferde, aber dann auch noch Schüler, die ich trainiere und quasi auf dem Weg begleite durch den Jugendsport, den ich ja so durchgegangen bin, Pony Junior und Junge Reiter U25, hoffe ich auch meine Schüler durch diese Etappen durchzubegleiten.
[SPEAKER 2]
[00:22:17-00:22:34]
Was ja am Ende nochmal ganz andere Anforderungen an dich abfordert oder ganz andere Eigenschaften, die du mitbringen musst, weil jetzt managst du das Kind, das Pferd, dann gibt es ja auch noch vielleicht die Eltern. Das ist ja nochmal was ganz anderes.
[SPEAKER 1]
[00:22:34-00:23:60]
Ja, total. Aber ich glaube tatsächlich, seitdem ich damit angefangen habe, dass ich auch dadurch wieder ein besserer Reiter geworden bin. Weil wenn du natürlich trainierst, kannst du Sachen ja nicht intuitiv machen, sondern du musst ja versuchen, einem Kind das zu erklären. Das heißt, wenn ich dann die Ponys oder die Pferde auch mitreite, muss ich viel bewusster darüber nachdenken, Was mache ich jetzt eigentlich in der Lektion? Wie kann ich das jetzt eigentlich meiner Schülerin oder meinem Schüler erklären, was genau ich jetzt mache, damit das hoffentlich klappt? Und wenn ich dann am nächsten Tag Unterricht gebe, muss ich genau darüber nachdenken. So, Sammy, was hast du denn jetzt eigentlich gemacht? Wie hast du da deinen inneren Zügel? Wo hast du deinen Schenkel liegen? Wie hast du das gemacht? Wo verlagerst du dein Gewicht hin? Und so weiter, damit die Schüler das auch verstehen und verstehen. Das hat mir oft sehr geholfen, weil das mich auch sehr oft selbstkritisch hinterfragt, dass ich dann denke, okay, mein Schüler hat jetzt die und die Lektion irgendwie angetestet und dann kann ich das wieder in das Training mitnehmen für meine eigenen Pferde und gucken, okay, das muss ich da jetzt nochmal probieren. Oder wenn ich an einem Problem dran bin mit mehreren Schülern, wo ich merke, das haben mehrere aktuell, dann merke ich auch, Mist, Sammy, dann musst du das irgendwie falsch erklärt haben, weil das können ja jetzt nicht vier Schüler alle das gleiche Problem haben. Also ist sehr, sehr spannend und auf jeden Fall auch für mich selber sehr, sehr interessant, um zu sehen, wie ich mich da als Trainer auch zeige.
[SPEAKER 2]
[00:24:00-00:24:21]
Weil es gibt ja sehr viele Reiter, die hervorragende Reiter an sich sind, aber die dann nicht unbedingt zwangsläufig die besten Trainer sind, die damit auch ganz offen umgehen. Die sagen, ich kann das gar nicht so gut erklären, das, was ich hier oben fühle, um es einer anderen Person weiterzugeben. Das scheint bei dir ja nicht so zu sein, weil du ja dann sehr reflektiert darüber nachdenkst und versuchst, auch dann...
[SPEAKER 1]
[00:24:24-00:25:45]
Ich versuche mein Bestes natürlich. Ich weiß nicht, ob ich die beste Trainerin bin. Ich hoffe es natürlich für meine Schüler. Aber ja, was natürlich auch super interessant ist für meine Kinder ist, dass ich halt selber noch sportlich aktiv bin. Das heißt, ich weiß selber, wie es ist. ins Viereck reinzureiten. Ich weiß selber, wie es ist, wenn man nervös wird. Ich weiß, wie es ist, wenn man in Drucksituationen ist. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn gerade mal etwas gar nicht mehr klappt. Also ich bin ja eigentlich quasi selbst Trainer, aber auch noch Schüler meiner Eltern. Also ich weiß genau, wie es ist und wie die sich fühlen und kann das super gut nachempfinden, als wenn ich jetzt schon lange aufgehört hätte mit Reiten und jetzt nur noch Unterricht gebe. Und dadurch ist das für die Schüler natürlich super spannend, weil ich Das gut nachempfinden kann und auch mal sagen kann, komm mal runter vom Pony, ich setze mich mal drauf, ich probiere es mal zu tüfteln und so können wir gemeinsam versuchen, diese Probleme und diese kleinen Steine aus dem Weg zu schaffen. Das ist sehr hilfreich für die Schüler, dass sie auch auf Turniere wissen, okay, die Sammy, die weiß, jetzt ist natürlich Nervosität angesagt und dass ich dann sagen kann, weißt du was, wie mein Vater immer so gut sagt, das ist genauso wichtig, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt, dann geht die Prüfung halt schief und dann nächste Woche interessiert es keinen mehr und dann kannst du weitermachen und ja, ich glaube, dass das denen natürlich hilft.
[SPEAKER 2]
[00:25:46-00:26:01]
Wie gehst du selber mit Nervosität um? Ist es genau das in China, Veltner Kreis, um wen du interessierst? Oder hast du selber auch, wenn du jetzt in eine große Prüfung reinreitest, noch neben der gesunden Anspannung, die es ja immer irgendwie braucht, aber Aufregung?
[SPEAKER 1]
[00:26:01-00:27:34]
Also ich würde es ein bisschen anders erklären. Also natürlich halt diese gesunde Anspannung. Ich freue mich drauf. Ich sage immer, ich möchte aufs Turnier fahren, um quasi das zu zeigen, was wir zu Hause geübt haben. Das heißt, ich freue mich dann, um zu zeigen, okay, guck mal, was wir gelernt haben, guck mal, wie wir uns entwickelt haben und möchte das dann eigentlich am liebsten in der Prüfung zeigen und präsentieren. Und dann ist die Nervosität meistens nicht da. Vor der Prüfung oder vor dem Resultat, weil ich hatte schon einige schlechte Prüfungen und mir geht es immer noch gut. Also davon hängt meine Lebensqualität nicht ab. Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, dass man sich natürlich als Sportler ärgern darf, aber es darf einen nicht kaputt machen. und genauso ist es auch mit einer richtig, richtig guten Prüfung, da freut man sich, aber man darf natürlich nicht abheben, also dementsprechend ist das wichtig, um da einen guten Blick drauf zu haben und für mich ist es natürlich, die Nervosität kommt dann mehr daher, dass ich denke, Mensch, ich weiß, was mein Pferd kann, ich weiß, wie wir es zu Hause zeigen können und das kitzelt dann in den Fingern, dass man denkt, ach, ich würde es so schön finden, wenn wir das jetzt so auch mal präsentieren können in der Prüfung und Das ist so ein bisschen der Kick, dass man dann denkt, wenn man das jetzt in der Prüfung so zeigen kann, dann kriegt man natürlich Gänsehaut. Da hat man so lange drauf hingearbeitet und dass mein Pferd dann so selbstbewusst das von zu Hause mitnimmt, ist ja auch nicht selbstverständlich. Unter Zuschauern, unter dem Druck, unter den Bedingungen bin ich einfach unheimlich stolz auf meine Pferde, dass die das so mitnehmen.
[SPEAKER 2]
[00:27:34-00:28:49]
Aber die Gefahr des Abhebens war ja im Verlauf deiner bisherigen Karriere, wenn man nur auf die Erfolge schaut, ja immer eigentlich gegeben. Es ist ja immer eine enge Balance zwischen den Erfolgen und dann vielleicht auch die nächste Aufgabe zu leicht nehmen. Also wir hatten vor einigen Monaten hier Gina Lückenkemper, die Leichtathletin hier bei uns im Podcast, die ja auch reitet. Dann hat sie berichtet, ich bin jetzt Europameisterin in der Leichtathletik, 100 Meter, ich möchte die erste Dame sein, die in Paris bei den Olympischen Spielen für Deutschland seit 1988 wieder ins Finale kommt. Sie hat es dann nicht geschafft, ist aber mit sehr viel Ja, Vorschusslorbein will ich nicht sagen, aber natürlich als amtierende Europameisterin reingekommen. Die hat immer, das habe ich im Podcast auch, als extrem geerdet wahrgenommen. Und mein Gefühl ist, man muss auch extrem geerdet sein für wirklich Erfolg, sei es in der Leichtathletik, im Reiten oder wo auch immer. Aber wie schafft man es auf dem Weg dahin, gerade im Junioren- und Junge-Reiter-Lager, wenn du x-fach Europameisterin bist, dann doch noch diese Erdung zu behalten?
[SPEAKER 1]
[00:28:51-00:30:18]
Also erstens glaube ich, dass dieser Faktor Tier und Pferd dich unheimlich erdet, weil die Pferde wissen nicht, und das finde ich immer eine super Sache, die ich von meinen Eltern mitbekommen habe, die Pferde wissen nicht, fahren wir jetzt auf eine Europameisterschaft oder ist das... Einfach ein Turnier nebenan. Also das wissen die nicht. Und deshalb kann es genauso auch auf einer Opernmeisterschaft mal richtig schief gehen, weil das ist den Pferden egal. Also ob das jetzt da wichtig ist oder nicht, es kommt einfach auf diese Vorbereitung drauf an. Auch täglich im Training. Die Pferde erden dich. Meine Mutter sagt immer, dass in der Pubertät die Ponys und die Pferde die besten Erzieher waren für sie. Da musste sie gar nicht so viel erziehen, weil die Pferde haben ganz genau gemerkt, du hast einen schlechten Tag, dann hat weniger geklappt. Wenn du einen guten Tag hast, dann haben sie dir alles gegeben. Deswegen ist dieses, das merkt man ja auch mit seinem Hund, wenn man zu Hause einen Hund hat, Und man ist mal richtig schlecht drauf, dann merkt man sofort, wie der Hund zu einem hinkommt und das merkt und das spürt. Und genauso ist es mit den Pferden ja auch. Deswegen glaube ich, dadurch, dass man täglich mit den Pferden zu tun hat, ist man sowieso schon geerdet. Dann sieht man natürlich, Reitsport ist natürlich ein toller Sport. Aber wenn man natürlich weiß, so wie wir es schon besprochen hatten in meiner Jugendzeit, Das ist schon manchmal im Wasser, manchmal in den Pfützen, in der Matschepampe.
[SPEAKER 2]
[00:30:18-00:30:20]
Ist nicht so glamourös, wie man immer denkt.
[SPEAKER 1]
[00:30:20-00:30:44]
Genau, das wollte ich gerade sagen. Es ist nicht so glamourös und so schön und nur mit dem Jet durch die Gegend fliegen, sondern es ist wirklich in Gummistiefeln durch die Matschepampe rennen. Und das erdet einen, aber das macht einem auch super viel Spaß. Dadurch bleibt man auf dem Boden und ich bin natürlich auch richtig... Bauernmädchen irgendwie auf einer Seite und ich genieße das auch. Ich mag das gern so im Dreck mal und scheren und die ganzen Haare hängen an einem und so.
[SPEAKER 2]
[00:30:44-00:30:46]
Das tut gut.
[SPEAKER 1]
[00:30:46-00:31:19]
Ich glaube, das wollen meine Eltern nicht so gerne, dass ich hier irgendetwas kaputt mache. Genau, aber das ist natürlich super schön und dann habe ich natürlich noch einen ganz, ganz wichtigen Faktor mit meiner Familie. Ich glaube, das ist ganz selten, dass die Eltern einen trainieren und dass die ja meine Trainer sind und dass ich auch gleichzeitig Geschwister und Eltern habe, die so erfolgreich sind und waren im Reitsport. Dadurch hebt man nicht so schnell ab, weil das, was ich da erreicht habe, das haben meine Eltern schon lange erreicht und das, was wenn also.
[SPEAKER 2]
[00:31:20-00:31:23]
Beim Abendbrot wird man schon geerdet.
[SPEAKER 1]
[00:31:23-00:31:45]
Nein, aber ich meine, das sind natürlich super tolle Vorbilder. Und da schaut man natürlich gerne rauf, auch zu meinen Geschwistern. Und dadurch ist man im dauernden Austausch, um sich immer weiter zu verbessern. Aber ich denke, das Schöne ist, in der Dressur ist noch nie jemand 100% geritten. Das heißt, es war eigentlich noch nie perfekt. Deswegen, man kann nicht abheben, solange man noch nicht die Perfektion erreicht hat. Ja.
[SPEAKER 2]
[00:31:46-00:31:53]
die aber natürlich faktisch nicht erreichbar ist. Es ist ja ein Traum, aber am Ende ist ja diese Perfektion jetzt rein aus Notensicht ja gar nicht erreichbar.
[SPEAKER 1]
[00:31:53-00:31:57]
Meinst du, dass nicht irgendwann mal irgendwer 100% reiten wird?
[SPEAKER 2]
[00:31:57-00:31:58]
Meinst du, das wird es geben?
[SPEAKER 1]
[00:31:58-00:32:01]
Weiß ich nicht, aber das ist ja jetzt das Spannende.
[SPEAKER 2]
[00:32:01-00:32:25]
Wir könnten ja mal als nächstes hier eine Richterin einladen. Ich würde sagen, das ist so ein bisschen wie... Der Traum des Perfekten, also die Skala würde glaube ich nie von Lektion 1 bis, wie viel sind es beim Grand Prix Spezial? 21, 27, was auch immer, wie viele Positionen, wo Noten gegeben werden. Da wirklich 27 mal die 10?
[SPEAKER 1]
[00:32:26-00:32:57]
Ja, ich sehe, was du meinst. Nur trotzdem ist es für mich, also dann auch wieder als Zuschauer, gucke ich teilweise Paaren zu und sitze am Rand und kriege Gänsehaut und denke, diese Harmonie und wie das passt. Das ist das Besondere am Ende. Dann ist das für mich fast, also für mich ist das dann Perfektion. Natürlich, als Richter muss man streng sein und auch kritisch alles hinterfragen. Aber das ist für mich, glaube ich, so das höchst Erreichbare. Aber deswegen zum Thema Abheben. Ich glaube, das... Hoffe ich, passiert hier nicht so schnell.
[SPEAKER 2]
[00:32:57-00:33:08]
Und bei euch hier auf dem Gestüt sind ja auch die Ställe nach den jeweiligen Olympia-Austragungsorten benannt, bei denen Familienmitglieder teilgenommen haben.
[SPEAKER 1]
[00:33:08-00:33:12]
Genau, richtig. Wir haben Athen, Atlanta und Rio de Janeiro.
[SPEAKER 2]
[00:33:12-00:33:13]
Rio de Janeiro, dein Bruder.
[SPEAKER 1]
[00:33:13-00:33:14]
Genau, mit Cosmo.
[SPEAKER 2]
[00:33:14-00:33:16]
Athen, dein Vater.
[SPEAKER 1]
[00:33:16-00:33:18]
Genau, und Atlanta, meine Eltern beide.
[SPEAKER 2]
[00:33:18-00:33:20]
Beide, okay, beide deine Eltern.
[SPEAKER 1]
[00:33:20-00:33:21]
Genau, ja.
[SPEAKER 2]
[00:33:21-00:33:24]
Also da wird man ja vielleicht noch täglich damit konfrontiert.
[SPEAKER 1]
[00:33:24-00:33:26]
Und inspiriert.
[SPEAKER 2]
[00:33:26-00:33:31]
Und inspiriert. Also es gäbe jetzt noch weitere Ställe, die wir jetzt hier umbenennen können.
[SPEAKER 1]
[00:33:31-00:33:33]
Genau, wir sind ja immer am Bauen.
[SPEAKER 2]
[00:33:33-00:33:36]
Also LA, es gibt einen Stall, den man Los Angeles nennen könnte.
[SPEAKER 1]
[00:33:36-00:33:52]
Genau, also wir haben ja oben noch eine Stallgasse, die heißt Olympia. Und die ist quasi in den Startlöchern umgenannt zu werden. Und wir haben tatsächlich jetzt überlegt, weil Sönke ja Reserve war in Paris und mitreisen durfte nach Paris, ob wir sie schon Paris nennen.
[SPEAKER 2]
[00:33:52-00:33:54]
Und das entscheidet das Familiengericht?
[SPEAKER 1]
[00:33:54-00:34:05]
Das weiß ich noch nicht. Da haben wir ehrlich gesagt noch gar nicht so drüber nachgedacht. Das wäre mehr als Flachsidee. Bisher heißt der Stall noch Olympia. Aber hoffentlich, wenn noch ein paar Olympische Spiele dazukommen...
[SPEAKER 2]
[00:34:05-00:34:08]
Also L.A., Brisbane ist danach, ich glaube danach ist noch gar nicht klar.
[SPEAKER 1]
[00:34:08-00:34:12]
Klingt auch gut als Stahl, oder? Brisbane Stahl, das finde ich cool.
[SPEAKER 2]
[00:34:12-00:34:15]
Los Angeles reiht sich ja auch ein.
[SPEAKER 1]
[00:34:15-00:34:16]
Klingt gut, passt hier hin.
[SPEAKER 2]
[00:34:16-00:34:25]
Klingt auf jeden Fall gut. Du hast eben im Vorfeld, als wir so ein bisschen schon zusammensaßen, gesagt, dass du abergläubisch bist.
[SPEAKER 1]
[00:34:26-00:36:02]
Wie äußert sich das? Das fängt mit vielen Kleinigkeiten schon an, nur früher war es ganz extrem. Früher bin ich, wenn ich irgendwo gelaufen bin und da waren so Platten auf dem Boden, dann bin ich nie auf die Linien drauf getreten oder immer von einer Seite zur anderen gehüpft oder habe mir immer erst den einen Stiefel angezogen, dann erst den anderen. Wenn es andersrum war, war Katastrophe, da ist der Tag schon gelaufen. Also ich glaube, je... erfolgreicher man wird, desto mehr versucht man sich auch an diesen Dingen festzuhalten. Weil man natürlich denkt, okay, das ist eine Routine und das hat einmal geklappt, das wird dann auch wieder klappen. Also dann merkt man, okay, jetzt war es heute ein richtig guter Tag, was habe ich denn heute anders gemacht? Heute habe ich mir die Haare so und so gemacht. Okay, die Haare müssen jetzt immer in dieser Frisur sein. Irgendwann wird das aber auch anstrengend, muss ich sagen. Also das ist nicht immer positiv abergläubisch zu sein. Und dann muss auch mal eine Prüfung richtig Und versemmelt werden auf gut Deutsch, damit man dann merkt, Mensch, ich habe jetzt eigentlich alles gemacht, so wie immer und es lief jetzt trotzdem nicht, damit man dann einmal alles über den Haufen wirft und dann sagt, okay, man muss sich aufs Wesentliche konzentrieren. Deswegen, ich bin zwar immer noch abergläubisch, aber mit manchen Dingen habe ich aufgehört. Also ich hüpfe jetzt nicht mehr komisch. Jetzt guckt mich keiner mehr an in der Stadt und denkt, mein Gott, was hatte ich für ein Problem beim Laufen. Die hüpft hier von einem Stein zum nächsten. Das ist nicht mehr der Fall, aber ich habe natürlich doch noch feste Routinen, wo ich mich daran fest orientiere, die mir einfach gut tun und die mir deshalb auch Nervosität nehmen und Sicherheit geben.
[SPEAKER 2]
[00:36:02-00:36:06]
Ist das Thema mentale Stärke ein sehr, sehr wichtiges für dich?
[SPEAKER 1]
[00:36:07-00:37:11]
Ja, aber ich muss sagen, dass da auch wieder meine Eltern richtig, richtig großer Pol für mich sind, die mir sehr, sehr viel Sicherheit geben. Ich meine, dadurch, dass sie selber so hoch erfolgreich waren, wissen sie, was es heißt, um im Topsport teilzunehmen. Und ohne meine Eltern würde ich das auf gar keinen Fall schaffen. Also was die teilweise mir für einen Druck abnehmen und sagen, Ja, mir auch immer wieder einen guten Spruch geben, so wie eben, was ich auch meinte mit meinem Vater, der hat immer einen guten Spruch drauf. Dann habe ich meine Tante, die damals in der Ponyzeit mir immer auf den Oberschenkel geklopft hat, bevor ich reingeritten bin und hat auf Holländisch immer gesagt, ich genieße es einfach. Und ich glaube, das sind viele Dinge, die ich immer mitnehme, wenn ich in die Prüfung einreite. Ja. Deshalb glaube ich, ist mentale Stärke ganz, ganz wichtig. Man muss mental stark sein, damit man das halt auch auf seine Pferde überträgt. Weil wenn ich da oben drauf ein mentales Wrack bin, kann ich nicht erwarten, dass mein Pferd auf die Mittellinie kommt und sagt, hier bin ich und let's do it und mich an die Hand nimmt. Ich muss natürlich auch mental stark sein.
[SPEAKER 2]
[00:37:11-00:37:12]
Das Pferd ist ein Spiegelbild, der ist am Ende.
[SPEAKER 1]
[00:37:12-00:37:21]
Genau. Und wenn ich positiv da reingehe und mit einem guten Gefühl und das genieße und da Spaß dran habe, dann sieht man das auch in den Pferden.
[SPEAKER 2]
[00:37:22-00:37:59]
Wie ganz praktisch kannst du das deinen Schülern vermitteln? Weil das ist ja häufig, jetzt auch bei uns bei WeHouse, es gibt, wir haben x Kurse zu wie reitet die Traversale oder wie geht Versammlung. Aber mentale Stärke und wir widmen uns gerade auch wieder diesem Thema, ist ja doch etwas trickier. Auf der einen Seite erstmal von außen, aber dann gibt es ja auch ganz klare Methodiken, wie man damit umgehen kann. Also wenn man mit einem Sportpsychologen spricht. Der hat ja eher Methodiken, als dass er, ich meine, du studierst ja Psychologie, da sind ja sehr viele Frameworks dabei, wie man mit Dingen umgeht. Was gibst du konkret deinen Schülern mit, um mental besser zu werden?
[SPEAKER 1]
[00:38:00-00:39:12]
Ich glaube, ich habe das mal gehört und ich fand das eine ganz schöne Sache, dass man so einen Werkzeugkasten hat. Und in diesem Werkzeugkasten hat man lauter kleine Werkzeuge. Und da muss man für sich selber herausfinden, welches Werkzeug passt wann rein. Und da gibt es manchmal, dass manche Kinder, die natürlich so ein bisschen verträumt durch die Gegend gehen im Leben, die brauchen vielleicht ein Werkzeug, wo man sagt, so, jetzt fahre ich dich hoch. Jetzt sagen wir, okay, jetzt müssen wir irgendwie vorher vielleicht ein Ballspiel machen, dass man anfängt ein bisschen... schnelle Reaktionen zu geben und ein bisschen wacher wird. Denn andere, die sind schon auf 180, wenn sie nur das Wort Turnier hören, die muss man natürlich unheimlich runterfahren. Ich glaube schon, dass es super wichtig ist, da auch mit Mentaltrainern zusammenzuarbeiten. Machst du das? Ich habe das früher sehr viel gemacht. Mittlerweile sind meine Eltern meine Mentaltrainer, um ehrlich zu sein. Und dass man ein gutes Umfeld hat. Das ist, glaube ich, sehr, sehr wichtig, dass man... ein gutes Team um sich herum hat, weil das fängt einen auf. Also ich kann ganz klar sagen, dass bei mir der engste Kern meine Eltern und meine Pflegerin, wenn die drei nicht dabei sind, die geben mir unheimlich viel Halt. Also wenn die nicht dabei sind, dann...
[SPEAKER 2]
[00:39:12-00:39:13]
Wenn die an der Bande stehen.
[SPEAKER 1]
[00:39:13-00:40:12]
Ja, und auch die Art, die wissen genau wann, die kennen mich so gut, die lesen mich, die wissen genau wann, wie ich drauf bin und wie sie darauf reagieren müssen. Also meine Pflegerin weiß dann ganz genau, wann sie mich mal in den Arm nimmt und wann sie mal sagt, so Sammy, jetzt... Wir freuen uns drauf und wie man auf Englisch so schön sagt, sagt immer, go kick ass. Also das ist natürlich auch manchmal nötig. Also deswegen, man braucht ein gutes Team um sich herum, was genau weiß, wann was nötig ist. Man sieht es ja auch oft, wenn ich mit meinen Schülern auf Turnier bin, dass man andere Leute am Abreiteplatz sieht, wo die Kinder dann total schreien, Mama, jetzt lass das doch mal oder so. Das ist natürlich... Nicht so optimal, wenn man gleich in zehn Minuten in eine Prüfung muss. Deswegen muss man für sich selber, glaube ich, einfach herausfinden, welche Leute tun mir gut in dieser Stresssituation, welche nehmen mir Druck ab, welche helfen mir, meine Nervosität zu bündeln und welche Werkzeuge brauche ich gerade. Und so kann sich jeder seinen eigenen Werkzeugkasten zusammenbasteln von verschiedenen Methoden.
[SPEAKER 2]
[00:40:12-00:40:15]
Das ist ja ganz schön, so die Analogie, wer nimmt mehr ein bisschen Last ab?
[SPEAKER 1]
[00:40:15-00:40:17]
Genau, ja.
[SPEAKER 2]
[00:40:17-00:40:22]
Und wer fügt nicht noch Last hinzu, gibt noch Druck oben drauf und sagt, jetzt mach mal ordentlich.
[SPEAKER 1]
[00:40:22-00:40:32]
Ja genau, richtig das. Weil ich glaube auch, das muss man wissen, keiner reitet da rein, wenn man aufs Turnier geht und denkt, ich mach das jetzt mal bewusst richtig schlecht. Oder ich will das jetzt mal richtig in die Tonne kloppen.
[SPEAKER 2]
[00:40:33-00:40:35]
Heute versemmelst du es mal richtig, dass es nicht so schön war.
[SPEAKER 1]
[00:40:36-00:40:43]
Genau, weil heute haben wir den ganzen Aufwand gemacht, sind um fünf Uhr aufgestanden, haben das Pferd eingefangen, haben eingeflochten, haben alles gemacht, damit ich es heute mal richtig versehen werde.
[SPEAKER 2]
[00:40:43-00:40:47]
Um dann wieder möglichst schmerzhaft zurückzufahren und lange drüber nachzudenken, wie schlecht es war.
[SPEAKER 1]
[00:40:47-00:41:39]
Also das muss man sich so ein bisschen vor Augen halten. Und ich glaube, man muss auch, ich denke, das ist auch immer wichtig, auch als Zuschauer, dass man weiß... Mensch, das sind alles nur Menschen und es sind auch alles nur Tiere und es sind keine Maschinen und es kann nicht immer gut gehen und es geht auch mal schief und da hat man auch mal einen schlechten Tag und dass man dann natürlich nicht dann noch als Zuschauer draufhaut und sagt, Mensch, hattest du einen schlechten Tag heute, das hilft einem ja auch nicht. Und ich glaube, weil du eben meintest, welche Methoden da auch helfen als mentale Stärke, ich glaube, Routinen sind was unheimlich Wichtiges. Also ich habe ganz, ganz feste Abläufe, was wann wie gemacht wird, wie viele Stunden vorher geputzt wird, wie viele Stunden vorher das gemacht wird, wann meine Stiefel geputzt sind und, und, und. Und das gibt mir natürlich Sicherheit. Also feste Routinen geben einem natürlich viel Sicherheit.
[SPEAKER 2]
[00:41:40-00:41:49]
Jetzt hast du ja das große Privileg, wirklich sehr, sehr tolle Pferde zu haben. Wie findest du diese Pferde und wie stellst du sicher, dass diese Pferde auch zu dir passen?
[SPEAKER 1]
[00:41:51-00:42:03]
Das ist eine gute Frage, die ich gar nicht so genau beantworten kann, wie ich diese Pferde finde. Da bin ich wieder abergläubisch, dass ich von meiner Oma aus Holland habe, irgendwie wird alles von oben geregelt.
[SPEAKER 2]
[00:42:03-00:42:06]
Gibt es da auch einen holländischen Spruch zu?
[SPEAKER 1]
[00:42:06-00:44:01]
Nee, aber sie ist sehr gläubig und sagt schon immer, dass irgendwie alles von oben geregelt wird. So ein bisschen wie Karma. Bist du gläubig? Ja, schon. Also meine Oma zündet schon immer für mich ein Kärtchen an, wenn ich Turniere habe und wenn ich Prüfungen habe. Und ich habe schon das Gefühl, dass mein Opa, der verstorben ist, auch irgendwie oben herabschaut und natürlich stolz ist auf uns alle. Und wie man die Pferde dann findet... Das ergibt sich so. Natürlich, man sucht teilweise nach tollen Pferden. Dann laufen die einem teilweise über den Weg. Dann merkt man, okay, das ist ein tolles Pferd. Teilweise kaufen wir die ausprobiert, teilweise auch unausprobiert. Also das kann ich gar nicht so genau sagen. Aber dadurch, dass ich natürlich so privilegiert bin, dass ich schon in meiner Jugendzeit so tolle Ponys und Pferde reiten durfte... ist das ein bisschen so, wie wenn man Klavier spielen würde. Also wenn ich jetzt ein Pony reite, kann ich vielleicht drei weiße Tasten spielen. Dadurch, dass ich ein zweites Pony bekommen habe, konnte ich noch mal drei neue Tasten spielen, weil das natürlich ein ganz anderes Pferd oder Pony ist vom Charakter her. Dann kamen Juniorenpferde dazu. Dann lernt man schon mal die schwarzen Tasten ein bisschen spielen. Und je mehr man Pferde reitet, Reiten kommt vom Reiten, desto mehr lernt man diese ganzen Tasten auf dem Klavier zu spielen. Und irgendwann, wenn man natürlich das Privileg hat, was ich von meinen Eltern bekommen habe, so viele tolle, verschiedene Pferde und Ponys zu reiten, kann man sich natürlich immer besser auf Pferde einspielen und die kennenlernen. Das heißt, man muss nicht mehr nur ein Pferd suchen, was wie damals eine kleine Rapsstute ist, die schön wach ist, sondern dann kann man sich auch mal auf andere Pferde einspielen. Dadurch habe ich jetzt sehr verschiedene Pferde, aber auf ihre Art ganz, ganz besondere, tolle Pferde im Stall stehen, die auf ihre Art perfekt zu mir passen.
[SPEAKER 2]
[00:44:01-00:44:57]
Der Dressursport sieht sich häufig einer Kritik entgegen, dass das sehr viel sinnbildlich mit Scheuklappen stattfindet. Der Dressursport macht Dressur und guckt wenig links-rechts, gerade wenn man jetzt so die letzten Jahre auch Revue passieren lässt. Jetzt sagst du ja auf der einen Seite, dass du das eigentlich ja ganz anders machst. Also von T-Touch, andere Methoden, ganzheitlicher Ansatz. Wie siehst du so dieser Kritik, dass der Dressursport dann doch ein sehr stark eingeengter, vielleicht auch sehr, sehr elitärer Sport ist? Der ja gerade auch jetzt, sag mal, ein letzter Satz noch dazu, im Zuge jetzt von Olympia kommt das ja immer wieder mal auf. beispielsweise mit Charlotte Dujardin, die jetzt vor Olympia der Tierquälerei am Ende überführt wurde. Wie blickst du auf diesen doch herausfordernd für uns alle Pferdemenschen herausfordernden Themenkomplex?
[SPEAKER 1]
[00:44:59-00:46:03]
Ja, das ist natürlich ein ganz, ganz schwieriges Thema, wo es natürlich schwierig ist, darauf zu antworten. Also ich glaube, es ist schlimm, dass es schwarze Schafe gibt, aber ich glaube, die gibt es in jedem Sport irgendwie. Also es gibt auch Leute, die Medikamenten nutzen bei den Rennern. Radsportler zum Beispiel und so weiter. Also ich glaube, das gibt es immer. Natürlich dürfen solche Fälle nicht vorkommen. Aber von den Leuten, die ich kenne oder wie ich es gelernt habe von meinen Eltern, versuchen wir alle irgendwie besser zu werden. Und wir versuchen alle irgendwie unsere Pferde noch mehr zu verstehen. Und wenn man... Ja, da so ein Band zu seinem Pferd hat und das nicht ein Sportgerät ist, sondern ein Familienmitglied und man das macht, weil man einfach Freude hat, diese Zeit mit dem Pferd zu verbringen, dann würde ich nicht sagen, dass diese Dressursportler sehr engmaschig oder wie du es genannt hast, endstirnig sind.
[SPEAKER 2]
[00:46:04-00:46:07]
Also es ist nicht meine Meinung, es gibt das nur wieder.
[SPEAKER 1]
[00:46:07-00:46:27]
Ja, auf jeden Fall. Aber ich meine, da muss man irgendwie jeden individuell betrachten. Ich glaube, man kann das nicht alles über einen Kamm scheren. Natürlich gibt es Leute, die wie gesagt schwarze Schafe sind, aber das heißt nicht, dass der ganze Dressursport so ist. Ich glaube, da muss man ein bisschen vorsichtig sein und sich zu jedem seine eigene Meinung bilden.
[SPEAKER 2]
[00:46:28-00:46:31]
Wer neben deiner eigenen Familie, wer sind große Vorbilder für dich aus dem Sport?
[SPEAKER 1]
[00:46:32-00:47:16]
Puh, das finde ich sehr, sehr schwierig zu sagen, weil das nicht einzelne Menschen sind, sondern ich versuche irgendwie von jedem, wieder zurück zu dem Werkzeugkasten, von jedem irgendwie was mitzunehmen. Also ich genieße das unheimlich, bei großen Turnieren stundenlang am Abreiteplatz zu stehen und da zuzuschauen. Ich glaube, man kann von jedem was lernen. Papa sagt auch, selbst wenn du lernst, wie du es nicht machen sollst, du kannst von jedem irgendwas mitnehmen. Und dann denke ich, ist es wichtig, dass man versucht, seine eigene Version zu werden. Wenn man versucht, jemandem nachzuahmen und zu sagen, das ist mein Vorbild, ich will genauso werden wie diejenige oder derjenige. Ich glaube, das geht schief, weil jeder ist hier auf der Welt seine eigene Version.
[SPEAKER 2]
[00:47:16-00:47:20]
Und wenn man versucht, jemand anderes zu sein... Eine Kopie ist immer nur eine Kopie.
[SPEAKER 1]
[00:47:20-00:47:39]
Genau, richtig. Und dann ist man auch immer zu spät, weil derjenige natürlich was schon macht. Und wenn ich nur hinterher renne, dann mache ich immer nur nach. Deswegen denke ich, ist es wichtig, dass man sich... viele Eindrücke verschafft, von vielen Leuten was lernt, von vielen Leuten was mitnimmt, aber dann versucht irgendwie seinen eigenen Weg zu gehen.
[SPEAKER 2]
[00:47:39-00:47:46]
Wenn du jetzt auf die nächsten Jahre schaust, ist für dich dann das Ziel wirklich ganz klar Richtung Olympia? Du hast das ja eben sehr, sehr klar ausgesprochen.
[SPEAKER 1]
[00:47:46-00:48:10]
Ja, also ich denke, es wäre schön, Richtung Olympische Spiele irgendwann mal zu gehen, nur da auch no horse, no rider. Ich kann natürlich schwierig Ohne mein Pferd dahin, das heißt, das größte Ziel ist erstmal, dass die Pferde gesund und happy bleiben und dann, denke ich, kommt das auf den Weg. Also da muss man gucken, wie sich das entwickelt.
[SPEAKER 2]
[00:48:10-00:48:14]
Es sind viele Dinge ja auch passend zeitlich, wie ein Pferd zu dem Zeitpunkt topfit ist.
[SPEAKER 1]
[00:48:14-00:48:39]
Richtig, das richtige Alter, die Gesundheit, man muss selber auch fit bleiben, man muss alle Stationen abklappern, wie bei diesem großen Puzzle, muss jedes Teil stimmen und dass das klappt. Ist natürlich wahnsinnig, hat auch was mit Glück zu tun. Deswegen kann ich das jetzt so nicht sagen. Aber ja, selbstverständlich ein Traum wäre es irgendwann, mein Land an Olympischen Spielen vertreten zu dürfen.
[SPEAKER 2]
[00:48:39-00:48:50]
Zum Abschluss eines jeden WeHorse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHorse-Fragen, die jetzt auch dir blühen, liebe Sammy. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
[00:48:53-00:49:12]
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben, glaube ich, heißt der Spruch. Das ist aber ein cooler Spruch. Dass man einfach jeden Tag das macht, was man liebt und versucht, dem Tag einfach mehr Sinn zu geben.
[SPEAKER 2]
[00:49:12-00:49:19]
Mehr Lebensfreude. Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
[00:49:20-00:49:40]
Meine Mutter, auf jeden Fall. Also bis heute noch. Ich würde so gern noch mehr von meiner Mama lernen. Die ist ein irrsinniger Pferdemensch und hat ein super Gefühl für Pferde und lebt das einfach und ist da total begeistert von. Ohne meine Mutter wäre ich, glaube ich, nicht so passioniert.
[SPEAKER 2]
[00:49:42-00:49:50]
Frage Nummer 3. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
[00:49:54-00:50:23]
dass man erstmal das mehr hinterfragt und sich auch immer wieder zu Augen oder vor Augen hält, dass man weiß, okay, die Pferde haben sich das jetzt ja nicht per se ausgesucht, unsere Dressurpferde zu werden und dementsprechend ist es eigentlich unsere Aufgabe, zu versuchen, sie noch besser zu verstehen und irgendwie auch ein Stück weit ihre Sprache zu lernen und uns da noch mehr mit auseinanderzusetzen.
[SPEAKER 2]
[00:50:25-00:50:27]
Und auch das, glaube ich, positiv nach außen zu verkörpern.
[SPEAKER 1]
[00:50:27-00:51:20]
Auf jeden Fall. Ich denke auch, dass man viel mehr diese positiven Seiten von unserem Sport zeigen sollte und dass man auch viel mehr auf sozialen Medien, auf Instagram einfach das hochheben sollte und zeigen sollte, was es auch für tolle Dinge gibt, weil ich glaube, das sehen viele Leute, die mit dem Pferd nichts im Hut haben, sehen das nicht, die sehen nicht, wie viel Freude wir daran haben, unser Pferd zu betütteln, dass meine Pferde noch mehr Wellnessprogramm kriegen, als ich jemals, also das gibt es bei mir nicht und dass wir da wirklich auf die Gesundheit achten und Bluttests machen und gucken, dass wir wirklich das Futter perfekt abwiegen und und und, also das ist ja nicht selbstverständlich und Das habe ich zum Beispiel nicht. Also ich esse meine Schokobons und hätte gerne irgendwie einen Ernährungsberater, der mir mal sagt, du Sammy, das muss anders gemacht werden. Und dass man da auch die positiven Sachen mehr heraushebt.
[SPEAKER 2]
[00:51:20-00:51:29]
Siehst du das auch als eine deiner Aufgaben an? Weil du bist ja aktiv auf Instagram, hast 104.000 Follower. Ist das eine der Sachen, die du verkörpern möchtest?
[SPEAKER 1]
[00:51:30-00:52:00]
Nicht bewusst meine Aufgabe. Ich glaube, Instagram ist für mich mehr wie so ein Tagebuch. Also ich genieße es einfach irgendwie die Leute mit auf den Weg zu nehmen, was ich täglich so mache und das ist wahrscheinlich ein schöner Side-Effekt von dem, was ich tue, aber ich habe da einfach unheimlich viel Freude irgendwie mit meiner Community. Ich habe eine super coole Community, die sehr positiv ist und auch cool kritisch hinterfragt, aber nicht einfach draufhaut und deswegen macht es mir sehr viel Spaß, da viel zu teilen und ich hoffe, dass ich das noch lange machen kann.
[SPEAKER 2]
[00:52:00-00:52:05]
Und dann zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
[00:52:05-00:52:07]
Mein Leben.
[SPEAKER 2]
[00:52:07-00:52:11]
Super, liebe Sammy, vielen Dank. Eine kleine Reise durch dein Leben hier.
[SPEAKER 1]
[00:52:11-00:52:12]
Danke, dass ich dabei sein durfte.
[SPEAKER 2]
[00:52:13-00:52:17]
Und wir drücken die Daumen, dass bald in den nächsten Jahren hier ein Stall umbenannt wird.
[SPEAKER 1]
[00:52:17-00:52:18]
Sehr gut, danke schön.
[SPEAKER 2]
[00:52:18-00:52:19]
Also, bis bald.
[SPEAKER 1]
[00:52:19-00:52:20]
Ciao, ciao.
[SPEAKER 2]
[00:52:26-00:52:58]
Diese Folge wurde vorbereitet erstmals von Annika Voss, die neu ist bei uns im Podcast-Team. Dazu das Ganze produziert von Gloria Alter. Mein Name ist Christian Kröber. Wenn ihr mögt, hören wir uns das nächste Mal beim We Are Podcast. Lasst auch gerne eure Einschätzungen da. Was fandet ihr spannend an der Folge? Zum Beispiel über die Bewertung oder auch über das sogenannte Spotify Q&A. Da gibt es so ein kleines Tool, da kann man auch Fragen und Kommentare hinterlassen. Da freuen wir uns auf jeden Fall sehr drüber. Und wenn ihr mögt, hören wir uns das nächste Mal beim WeHouse Podcast. Ciao, ciao.