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#Pferdesport3000 Miniserie Folge 2: Christoph Hess über das Wohlbefinden von Pferden im Turniersport der Zukunft

ℹ️ Diese Podcastfolge haben wir vor den Olympischen Spielen in Paris aufgenommen.

Host Christian Kröber und Co-Host Frederice Baack von der Initiative #EqualEquest beschäftigen sich in der mehrteiligen Podcast-Reihe mit dem Thema, wie der Pferdesport in der Zukunft aussehen kann. Dazu sprechen sie mit Persönlichkeiten aus Spitzensport, Wissenschaft, mit Richtern und Reiter*innen aus der Mitte der Gesellschaft über Themen, die den meisten Pferdeleuten unter den Nägeln brennen.

Christoph Hess ist durch und durch Pferdemann und blickt zurück auf jahrzehntelange Erfahrung als Reiter, Richter und Ausbilder. Probleme des Pferdesports im Hier und Jetzt kann der Experte klar benennen: steigende Kosten, ein Mangel an Transparenz und auch das Honorieren des Spektakulären anstelle von Harmonie zwischen Reiter und Pferd – wovon sich Christoph selbst rückblickend auch nicht ausnimmt.
Aber er sieht auch klar die Haben-Seite: Christoph Hess hält den Kontakt zu Pferden für Menschen aus gutem Grund für sehr wichtig, gerade in der immer digitaler werdenden Gesellschaft. Ein Zubringer dahin für ihn: Hobby Horsing, von Pferdeleuten ansonsten häufig nur belächelt. Diese Probleme und auch Chancen erörtert Christoph Hess in dieser Podcastfolge.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]
[00:00:01-00:00:13]
Heute Folge Nummer 2 unserer Miniserie Pferdesport 3000. Zu Gast der Trainer und Ausbilder und Social Media Star inzwischen –  Christoph Hess.

[SPEAKER 1]
[00:00:13-00:01:04]
Ich glaube dieses, nennen wir es mal so ein bisschen was zwischen Himmel und Erde ist. Dieses Erfühlen des Wohlseins des Pferdes, das ist eine Komponente, die, meine ich, viel stärker gewichtet werden muss, sowohl im Dressursport, wo eben beurteilt gerichtet wird, aber möglicherweise auch im Springen, Gelände etc., dass auch da mal überlegt werden muss, wie können wir eigentlich, sicherstellen, dass am Ende nicht nur der gewinnt, der der schnellste ist und ich sage mal, das Pferd einen wahnsinnig unzufriedenen Eindruck macht. Wie können wir sicherstellen, dass das trotzdem in Harmonie, in Kooperation mit einer positiven Ausstrahlung des Pferdes erfolgt? Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 2]
[00:01:05-00:01:15]
Wir möchten unseren Blick in die Zukunft der Pferdewelt verschiedene Standpunkte beleuchten. Du, liebe Frederice, bist auch in dieser Folge wieder an dem Start. Und heute haben wir Christoph Hess zu Gast. Warum Christoph?

[SPEAKER 3]
[00:01:16-00:01:42]
Christoph ist nicht nur Pferdefachmann, er ist Pferdemensch in erster Linie und auch Branchenkenner. Er ist seit über 30 Jahren Richter in Dressur und Vielseitigkeit, national und international. Er hat olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften gerichtet, in Aachen bei der WM der jungen Dressurpferde und überall anders auch auf der Welt. Er vermittelt sein Wissen nicht nur, indem er Ritte kommentiert, sondern auch über Instagram, wo ihm rund 55.000 Menschen folgen.

[SPEAKER 2]
[00:01:45-00:01:52]
Und seinen Blick auf die Dinge hören wir jetzt. Pferdesport 3000, die Folge mit Christoph Hess. Auf geht's.

[SPEAKER 1]
[00:01:52-00:01:59]
Hallo Christoph. Ja, hallo lieber Christian und hallo Frederice.

[SPEAKER 2]
[00:01:59-00:02:21]
Schön, dass du da bist. Pferdesport 3000, unser Mini-Podcast bei WeHorse. Und wir wollen natürlich mal mit so einer kleinen Bestandsaufnahme anfangen. Wir schreiben das Jahr 2024, Anfang Juli. Das zweite Halbjahr hat gerade begonnen. Wo steht der Pferdesport in Deutschland am Beginn des zweiten Halbjahres 2024?

[SPEAKER 1]
[00:02:21-00:04:16]
Ja, das ist eine gute, aber zugleich auch schwierig zu beantwortende Frage. Ich glaube, wir haben große Chancen, wenn wir sie... Richtig annehmen. Ich fange mal mit dem Negativaspekt an. Wir haben in vielen Bereichen, das fängt in der Zucht an, geht über den Sport, Rückgänge. Wir haben Herausforderungen, was die Kostenseite angeht, Stichwort Inflation, Gebührenordnung, Tierärzte, steigende Kosten bei denen, die Einstaller sind. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite muss ich sagen, leben wir, und das merke ich selber als zum alten Semester gehörenden Menschen, mehr und mehr in einer Zeit, in der wir eigentlich die Pferde unglaublich brauchen, weil wir die Pferde brauchen, damit sie uns wieder, ich sage mal in Anführungsstrichen, erden. Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, dass wir unseren Menschen, den Menschen, die mit Pferden zu tun haben, und da müssen wir versuchen, möglichst viele zu kriegen, das Pferd attraktiv zu machen, um ihnen zu sagen, hey, das könnt ihr von den Pferden lernen, das geben euch die Pferde, wenn ihr den halben Tag oder länger vor dem Laptop setzt, ständig euch mit dem iPhone, iPad etc. beschäftigt, mit künstlicher Intelligenz und so weiter. Dinge, die uns eigentlich aus dem, ich sage mal bewusst kreatürlichen, so ein bisschen rausholen, aus dem natürlichen. Und ich glaube, an der Stelle haben wir unglaubliche Chancen, wenn wir sie richtig anpacken, wenn wir das Pferd wirklich dann wieder in den Mittelpunkt für viele Menschen stellen, die dann wieder Kraft schöpfen. Und insofern bin ich vor dem Hintergrund, Umgang mit dem Pferd im weitesten Sinne unglaublich positiv gestimmt, immer wissend, dass viele Rahmendaten um uns herum nicht unkritisch zu beurteilen sind.

[SPEAKER 2]
[00:04:17-00:04:32]
Und ist das etwas, Christoph, was du auch in deinem täglichen Leben, in Anführungsstrichen, als Trainer, als Ausbilder, du bist viel international unterwegs, ist das auch deine Beobachtung, dass quasi wir so digital sind auf der einen Seite, dass wir diesen Ausgleich dann brauchen?

[SPEAKER 1]
[00:04:34-00:06:37]
Ja, das ist eindeutig mein Eindruck. Und zwar habe ich ja den großen Vorteil, würde ich mal sagen, vielleicht auch anderen Trainern gegenüber, dass ich wirklich die Möglichkeit habe, da bin ich jeden Tag dankbar, wirklich im eher unteren Bereich auf der einen Seite als Ausbilder und Pferdefreund tätig zu sein, auf der anderen Seite Reiter habe, die jetzt unmittelbar vier Wochen vor den Olympischen Spielen stehen. Also ich sehe das gesamte Spektrum und sehe, wie wichtig es ist, dass wir Menschen, und ich finde diese Formulierung von Martin Pleber so schön, dass wir Menschen uns verpferdlichen, um die Pferde zu verstehen und nicht die Pferde vermenschlichen. Und das gilt sicherlich in erster Linie für diejenigen, die jetzt in den Sport hineinwachsen oder den Umgang mit Pferden, würde ich mal vorsichtig formulieren, erstmal erlernen. Aber das gilt in gewisser Weise auch für diejenigen, die schon sehr weit fortgeschritten beschritten sind bis hin zu den Olympischen Spielen. Zumindest versuchen da jetzt Short gelistet zu werden, um dann ihre Nationen vor Ort in Versailles, im so schönen Garten des Schlosses Versailles, dann ihre Nationen vertreten zu können. Auch da ist es sehr, sehr unterschiedlich, wie die mit den Pferden umgehen. Die einen benutzen die Pferde mehr als Sportpartner oder Sportgerät, würde ich mal sogar etwas kritisch sagen, und die anderen als wirklich Sportpartner. engsten Lebensfreund. Das ist ganz unglaublich, wie unterschiedlich das ist. Und das ist für mich in meiner Rolle als Trainer, Ausbilder unheimlich spannend, da eine Brücke zu bauen und eben denjenigen, die reiten, egal auf welchem Niveau, also einsteigen oder den Sport auf höchstem Niveau versuchen zu betreiben, wirklich diesen Tierkreis Kontakt weiter zu erklären, diesen Kontakt erfüllen zu lassen. Weil das, glaube ich, am Ende das ist, was den Menschen befriedigt und am Ende des Tages dann auch demjenigen, der ganz oben reitet oder in der Mitte Sport betreibt, dann auch den sportlichen Erfolg mit ermöglicht.

[SPEAKER 3]
[00:06:38-00:07:03]
Du sprichst den Kontakt zum Pferd an und die jungen Reiter, Reiterinnen, die haben ja gesehen, dass Jessica von Bredow-Werndl einen wahren Hype ausgelöst hat. Unglaublich viele Follower hat auf Instagram eine Dressurreiterin, die Cavaletti springt, mit ihren Stars ins Gelände geht und deren Top-Pferde auch auf der Wiese stehen dürfen, die die Rennbahn nutzt. Warum ist der Hunger danach gerade so groß?

[SPEAKER 1]
[00:07:05-00:09:33]
Also diesen Hype kann ich total nachvollziehen. Und das ist auch genau das, was ich selber immer spüre. Und wenn ich Menschen erlebe, die Pferde haben, dann habe ich den Eindruck, dass die ein ganz inniges Verhältnis zu ihren Pferden haben, dass dieses Pferd ja fast ein Mitglied der Familie ist. Und das ist auch vielleicht der Unterschied zu dem, so wie ich in den Pferdesport eingestiegen bin. Ich will gerade mal den Sprung nach hinten machen. Das ist natürlich lange, lange her. Angefangen in einem ländlichen Reiterverein in der Nähe Hannovers. Ich habe keinen Pferde-Background von zu Hause. Und für mich ist das Pferd damals schon ein Partner, aber in erster Linie ein Sportpartner gewesen. Das gebe ich offen zu. Der sportliche Erfolg ist für mich immer wichtig gewesen, auch wenn ich nur bis zum mittleren Niveau gekommen bin. Aber es sollte immer irgendwie abgefragt werden, das, was ich zu Hause lernte, auch auf den Turnieren. Das, glaube ich, hat sich unheimlich gedreht. Ich glaube, heute haben wir sehr, sehr viele Reiterinnen und Reiter gerade, Reiterinnen in erster Linie, für die ist es unheimlich wichtig, eine ganz intensive emotionale Beziehung zu den Pferden zu haben. Und für die ist es deshalb wichtig, dass es den Pferden wirklich gut geht. Und das finde ich ganz spannend und finde ich total richtig und kann es total unterstreichen, wenn ich das erlebe, dass für die es wichtig ist, dass die Pferde ein natürliches Umfeld haben. Das heißt, möglichst viel draußen auf der Weide sind, freie Bewegung in einem entsprechend großen Paddock haben, Sozialkontakt untereinander haben etc. pp. Das finde ich super spannend. Und eben solche Aushängeschilder wie Jessica von Bredow-Werndl, eine Traumreiterin, eine Schauspielerin, Reiterin, die sich eben auch sehr gut, finde ich, in den Medien darstellt, sehr, sehr authentisch, sehr, sehr persönlich und auch einen Teil ihres Lebens wirklich in den sozialen Medien ausbreitet, was ich toll finde. Die zeigt uns, wie es möglich ist. Und deshalb kann ich es auch nachvollziehen, dass sie eben eine riesige Fangemeinde hat, weil sie es einfach gut macht mit ihren Pferden und damit auch zu einem Vorbild für viele wird und Ich glaube, dieses Vorbildsein, das spiegelt auch unsere Gesellschaft im Pferdebereich wider. Und ich glaube, darauf müssen wir uns als Verantwortliche, egal auf welchem Niveau und in welchem Bereich wir tätig sind, einstellen.

[SPEAKER 3]
[00:09:34-00:10:06]
Genau, du sagst es. Es ist eigentlich eine positive Entwicklung. Da so ein bisschen im Gegensatz dazu steht, dass die Zuschauer immer wieder fasziniert sind von den unglaublich spektakulären Bewegungen im hohen Dressursport. Und da in der Kritik steht, dass eine korrekte Anlehnung, Takt und Losgelassenheit nicht mehr vielleicht die Bedeutung haben, die sie früher mal hatten. Wie ist deine Haltung dazu? Und wenn du das ähnlich sehen solltest, gibt es da auch eine Chance, dass hier auch eine Rolle rückwärts gelingen kann?

[SPEAKER 1]
[00:10:07-00:14:06]
Ja, also ich meine, ich gehöre ja in dem Fall auch zum Establishment. Und ich ducke mich auch nicht weg, wenn ich sage, dass ich 30 Jahre international gerichtet habe in der Disziplin Dressur und in der Disziplin Vielseitigkeit. Jetzt betrachte ich es eben als ehemaliger internationaler Richter Auch und muss sagen, sicherlich war ich auch, das muss man ganz kritisch sagen, auch für richterliche Urteile zuständig, von denen ich heute sagen würde, hey, da hast du das Spektakuläre mehr in den Vordergrund und das Reelle, das Losgelassene, das Herdefreundliche weniger in den Vordergrund gestellt in deiner Bewertung beziehungsweise in deiner Kommentierung. Das ist das eine. Ich glaube, alles entwickelt sich weiter. Wir haben ja Zeiten gehabt, da wurde über Low, Round and Deep gesprochen, die sogenannte auf Deutsch ausgesprochen Rollkur. Das war eine pferdeunfreundliche-falsche-Reiterei. Dennoch wurde sie praktiziert. Dennoch wurde sie sicherlich hier und da auch richterlich zu gut bewertet. Das ist das eine. Das hat sich weiter in eine gute Richtung entwickelt. entwickelt. Dennoch, das sage ich uneingeschränkt, haben wir immer wieder Richterurteile, auch heute noch, wo ich sage, hey, da ist das Natürliche, da ist das Reiten auf der Basis mentaler und physischer Losgelassenheit zu wenig im Vordergrund. Mein Credo lautet da, wir müssen viel mehr nach außen das, was wir tun, kommunizieren. Und ich glaube, und da spreche ich aus eigener Erfahrung, ich glaube, wenn man als Richter angehalten ist, zu kommunizieren, sei es, dass man das Mikrofon in die Hand nimmt oder hinterher wirklich Rede und Antwort stehen muss, dann ist es, glaube ich, einfacher für jemanden, auch dann dieses Grundsätzliche, das grundsätzlich Richtige noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Und dann sich auch selber noch mal mehr zu hinterfragen, als wenn ich nur Note gebe und dann gebe ich, weiß ich, im Grand Prix Roundabout 35 Einzelnoten und danach übertreibt man so ein bisschen nach mir die Sinnflut. Ich finde es wirklich gut, wenn dann mit den Zuschauern, mit anderen Verantwortlichen darüber noch mal in Ruhe gesprochen wird. Ich glaube, das wird à la longue zu einem Verbessern des Richtens beitragen. Wobei ich jetzt keiner bin, der sagt, das ganze Richten ist ganz schrecklich. Das habe ich jetzt gerade bei einem Podcast erlebt, den ich mit Monika Tedoresco machte. Da gab es dann Kritik. Wahrscheinlich waren das am Ende auch nur Einzelkritiken. Aber die gingen genau in die Richtung deiner Frage, Friederike, die du mir eben gestellt hast. Insofern ist mir das sehr geläufig und da habe ich zum Beispiel gesagt, hey, liebe Leute, ich bin ab morgen in Aachen, ich stehe euch Rede und Antwort, bitte nehmt mit mir Kontakt auf, dann unterhalten wir uns, überreiten, wir gehen auf den Vorbereitungsplatz, ich mache in Aachen konkret das Dressurradio zusammen mit Heike Kemmer. Ich stehe euch Rede und Antwort, wir gucken uns das an und ich bin froh und dankbar sogar von euch zu lernen, wenn ihr sagt, hey, da wird gerade spektakulär geritten und nicht richtig und nicht pferdefreundlich, dann lasse ich mir das gerne erklären und möglicherweise komme ich selber nachher zu einem anderen Ergebnis und muss sagen, ja. Da hast du recht, das hätte ich positiver gesehen. Also insofern ist für mich dieser gedankliche Austausch ganz, ganz wichtig. Aber ich wehre mich eigentlich dagegen, dass man nur so pauschal das kritisiert. Das, glaube ich, ist ein Schritt, der uns nicht weiterhilft. Und das ist vielleicht am Ende auch etwas, was man so in Anführungsstrichen als Nestbeschmutzung beschreiben kann. Denn das hilft uns nicht weiter und verunsichert uns. Und ich gerade, wir Pferdefreunde, ich finde, wir müssen eine gemeinsame Phalanx bilden, um eben auch Social License in der Gesellschaft leben, praktizieren und auch anwenden zu können.

[SPEAKER 2]
[00:14:07-00:14:57]
Und wahrscheinlich, Christoph, hat man einige dieser Leute wahrscheinlich auch schon verloren. Also wenn man sich das jetzt anschaut, auf der einen Seite des Spektrums haben wir Leute, die Pferde halten, aber nicht unbedingt sportlich orientiert sind, haben wir eben darüber gesprochen. Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir Menschen, die Richtung Olympia, also echte Athleten gehen und Irgendwo dazwischen gibt es viele Richterurteile, die von Leuten angezweifelt werden, beziehungsweise wo es einfach gar nicht mehr das Gefühl gibt, dass Argumente durchschlagen. Haben da diese dann doch auch fragwürdigen sportlichen Entscheidungen in den vergangenen Jahren wirklich dazu geführt, dass einige Leute sich so fundamental vom Sport abgekehrt haben, dass wir die gar nicht mehr zurückgewinnen können eigentlich?

[SPEAKER 1]
[00:14:60-00:18:39]
Ja, da wirst du recht haben, denn das ist ja der Hintergrund deiner Frage. Ich glaube schon, dass wir da Menschen verloren haben. Und wenn wir sie nur verlieren, kommen sie neutral uns gegenüber. Es ist nicht wirklich positiv, aber es ist verkraftbar. Nur das sind dann zu Gegnern unsere Sportes geworden. Die lehnen den Sport generell ab, den Spitzensport sowieso. Die lehnen die Ausbildung ab. Ich habe neulich einen Podcast gemacht, das ist jetzt sehr extrem, mit einem Vertreter der PETA-Organisation. Der will gar keinen Sattel mehr auf ein Pferd legen. So weit gehen möglicherweise diese Kritiker, die wir verloren haben, wie du es gerade formuliert hast, möglicherweise nicht. Aber es geht in diese Richtung. Und ja, die kritisieren es, weil sie, ich sage mal, im weitesten Sinne des Wortes frustriert worden sind. Da wird es unterschiedliche Gründe geben für diese Frustrationen, die sie spüren. Aber die sind so elementar und sie fühlen sich so verletzt, dass sie in der Tat ganz schwer zurückzugewinnen sind. Ich sage mal, als Pädagoge kann ich nur sagen, ich würde keinen aufgeben. Ich würde immer wieder versuchen, mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen, immer wieder es anbieten. Aber ich weiß, das wird ein ganz dickes Brett sein, was man da bohrt. Aber ich würde es... immer wieder als Herausforderung nehmen, weil ich glaube, dass wir, die wir zum Establishment gehören, oder ich zumindest, eine Verantwortung habe. Und jeder, den wir verloren haben, geschweige denn sogar zum Kritiker machen, den müssen wir, finde ich, versuchen, wieder ein wenig an uns heranzubringen, zumindest... soweit, dass er neutralisiert wird. Aber ich gebe zu, das geht nicht nur, dass wir da schöne Worte machen, sondern es geht nur, wenn wir das, was wir tun, auch immer wieder kritisch hinterfragen. Und da sind sicherlich unsere Top-Reiter, wir haben über Jessica von Bredow-Werndl gesprochen, die im Augenblick ja das Aushängeschild Nummer 1 bei uns in Deutschland ist. Aber wir haben ja viele andere Top-Reiter, die, wenn man so will, ganz, ganz wichtige Botschafter für gutes und richtiges Reiten sind. Und das müssen wir in den Vordergrund stellen. Auf der anderen Seite dürfen wir natürlich auch nicht die Augen verschließen, wenn Reiter generell oder Spitzenreiter mit ihren Pferden etwas machen, von dem wir sagen, das kann nicht gut sein. Und da sind wir... gefordert und eben auch die Richter und Richterkollegen gefordert, dann auch mal ganz klar eine Kante zu zeigen und zu sagen, hey, das geht nicht, das Spektakuläre wollen wir nicht, sondern wir wollen auf der Basis einer natürlichen Ausbildung, ein natürlich sich bewegendes und sich gehendes Pferd, in den Vordergrund stellen und da sind sicherlich auch die sozialen Medien oft schuld dran. Das sehe ich gar nicht kritisch, aber ich sage, da ist ein Problem, weil da sich viele Leute ja auch fast prostituieren, indem sie da irgendwelche tollen Bewegungen zeigen, wie sie da im starken Trab durch die ganze Bahn reiten, fast durch die ganze Bahn schweben, wo ein Fachmann sagt, Oder eine Fachdame sagt, hey, das ist doch fast Tierquälerei, solche Bewegungen von einem Pferd zu verlangen. Das ist doch kein natürlicher Bewegungsablauf mehr, sondern wirklich ein gepowertes Reiten gegen die Natur des Pferdes, die dann am Ende des Tages auch zu gesundheitlichen Schäden führt.

[SPEAKER 2]
[00:18:41-00:19:43]
Jetzt hattest du ja jemanden von Peter bei dir im Podcast. Wenn man sich anschaut und wir sprechen ja hier im Kontext von Zukunft des Pferdesports, wie immer das auch aussieht und was immer man auch für eine Disziplin betreiben möchte. Es geht ja nicht immer nur um den olympischen Sport. Natürlich schaut man da recht schnell hin, aber es gibt ja auch Leute, die ambitioniert Islandpferde reiten oder vielleicht unambitioniert Islandpferde reiten. Aber liegt nicht die wahre Verteidigungslinie beziehungsweise die wahre Herausforderung darin, diesen Streit in der Szene zu befrieden und eigentlich zu sagen, naja, wir haben gesellschaftliche Strömungen oder Organisationen, die eigentlich das Reiten per se verbieten wollen. Egal, was Reiten dann für die Einzelpersonen immer bedeutet. Aber du hast ja eben schon gesagt, es gibt Personen, die sagen, leg keinen Sattel bitte drauf. Das würde ich sagen, das kommt jetzt relativ nahe einem Reitverbot, wenn das dann in der Breite käme. Das wäre ja ein Reitverbot de facto. Ist das tatsächlich die Herausforderung?

[SPEAKER 1]
[00:19:43-00:23:12]
Also ich will mal so sagen, wir müssen uns, finde ich, mit den Extremen beschäftigen. Und dieser PETA-Vertreter, der Vertreter der PETA-Tierschutzrechtsorganisation geht so weit, kein Sattel rauflegen, mit der Konsequenz, es werden keine Pferde mehr gezüchtet. Und das ist das eine. Gar kein Sport mehr mit Tieren. Und auch die Frage von mir, wie ist es denn, wenn Menschen Hunde und Katzen haben, da bekam ich jetzt keine abschließende Antwort. Aber im Kontext stand eigentlich keine Tiere mehr, im weitesten Sinne des Wortes, zur Freude, Belustigung für Menschen. Nur noch Tiere draußen, Tiere im Wald, Tiere in der freien Natur. Das ist so der Ansatz. Ich glaube, das ist etwas, was wir sehen müssen. Ich glaube, die Augen davor zu verschließen wäre verkehrt, auch wenn das die Extremausrichtung ist. Aber ich glaube, wir müssen das sehen, wir müssen uns darauf einstellen und ich glaube, da sind auch die Verbände gefordert, das wirklich in ihren Kreisen zu diskutieren mit der Fragestellung, was heißt das für uns, damit wir in 10 Jahren, in 20 Jahren, in 30 Jahren noch unseren Sport betreiben können. Und zwar so, dass unsere Gesellschaft, Social License ist das Thema, unsere Gesellschaft das Reiten, Fahren, Voltigieren etc. pp. akzeptiert. Dass wir akzeptieren, dass Pferde transportiert werden, wohin auch immer. Und da gibt es sicherlich auch jetzt schon Extreme, wo man sagen muss, hey, Ist das wirklich so sinnvoll, eine Champions League zu haben, wo die Pferde, ich sage mal, rund um den Globus fliegen? Das sind ja Dinge, die man von verschiedenen Blickwinkeln sehen kann. Einmal vor dem Hintergrund des Tierschutzes. Tiergerechtigkeit, Pferdeschutz im weitesten Sinne, Horsemanship, vor dem Hintergrund auch CO2-Belastung, Abdruck, grüner Abdruck. Das sind ja Dinge, die wir sehen müssen. Und da sind wir mitten in unserer Gesellschaft. Und das, was wir machen, muss gesellschaftlich wirklich vertretbar sein, vor dem Hintergrund des Tierwohles, Pferdewohles, aber auch vor dem Hintergrund des Umweltschutzes. Und ich glaube, da haben wir massive Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Und einfach zu sagen, das ist alles so schön und wir machen mal so weiter. Ich glaube, das ist zu kurz gesprungen. Und wir müssen, glaube ich, einen Plan A, einen Plan B, einen Plan C haben. um dann auf die Situation zu reagieren. Und das ist etwas, was wir jetzt nicht nur im nationalen Kontext sehen müssen, sondern verdammt nochmal auch im internationalen Kontext sehen müssen. Und ich glaube, da sind einmal die Europäische Föderation gefragt worden, Und eben auch der Weltverband, die FEI, die da mit den verantwortlichen Föderationen, und da ist eben die Deutsche Föderation sicherlich eine der Führenden, sich mit einbringen müssen, um da die Zukunft des Pferdes, des Pferdesportes auch zu sichern.

[SPEAKER 3]
[00:23:15-00:24:08]
Wir sprechen über die Zukunft des Pferdesports und auch dafür, dass Lösungen generiert werden müssen im Sinne der Social License. Und du sprachst die Aspekte Transparenz und Kommunikation an. Wir sehen es bei anderen Sportarten, beispielsweise im Fußball, dass dort die KI eine Rolle spielt, beziehungsweise Videoschiedsrichter. mittlerweile das letzte Wort haben, da Situationen mithilfe ihrer detailliert erfasst und beurteilt werden können. Wie siehst du das im Hinblick auf den Dressursport und das Richten, dem ja auch, das sprachst du ja auch schon an, immer eine nicht unerhebliche subjektive Komponente nachgesagt wird? Könntest du dir vorstellen, dass die KI langfristig Teilnimmt, übernimmt, beziehungsweise siehst du darin auch eine Chance?

[SPEAKER 1]
[00:24:08-00:28:41]
Eindeutig. A, sehe ich eine Chance. B, sehe ich das auch so, dass wir das à la longue kriegen oder kriegen können. Und da wird es sicherlich findige KI-Experten geben, die das probieren. Und ich würde das auch sehr, sehr unterstützen. Das ist das eine. Auf der anderen Seite glaube ich, und das ist die wahnsinnige Verantwortung, die wir in unserem Sport haben, und das ist ein riesiger Unterschied zu allen anderen Sportarten, weil wir die Verantwortung dem Tier, dem Pferd gegenüber haben, das ja nicht sagt, ich will jetzt hier in die Reitbahn rein und will jetzt hier geritten werden, 1,50 Meter springen oder auf der Stelle piaffieren. sondern das muss ich als Reiter meinem Pferd beibringen. Ich muss es aber, und das ist für mich ganz wichtig, das ist für mich auch Spirit meiner Arbeit, ich muss das Pferd motivieren. Es muss wirklich mein Partner sein und es muss wirklich Freude an dem haben. Also es muss wirklich mit mir gemeinsam die Piaffe oder den 1,50 Meter Sprung absolvieren. Das ist für mich das eine. Und jetzt kommt eine Komponente dazu und ich glaube, soweit ich KI überblicke, das wird schwierig sein, diese Komponente dann auch KI-mäßig zu erfassen im weitesten Sinne. Ich glaube, und das ist für mich immer ein gedanklicher Ansatz, wenn ich Richter unterrichte, da kann ich auf der einen Seite sagen, wir machen das handwerklich-technisch. Nehmen wir mal ein Beispiel, eine Pürette in sechs Galoppsprüngen muss das 40 um die Hinterhand drehen, um mal einfach was zu sagen. Das kann ich relativ genau jemandem erklären. Oder wechseln im Zweierrhythmus, fliegende Galopp wechseln. Das kann ich jemandem erklären, der wenig von der Reiterei versteht. Aber jetzt kommt der andere Punkt. Wie erkenne ich, ob das 40 unter dem Reiter wohlfühlt? Ob es da wirklich eine Harmonie ist? Und das, glaube ich, ist etwas, das finde ich immer faszinierend, wenn ich auf Turnieren bin. Egal, ob das jetzt Aachen ist oder eine kleinere Veranstaltung. Ich habe den Eindruck, dass Zuschauer, die gar nicht so ins Detail schauen, reingehen, wie das ein Turnierrichter macht oder auch gar nicht so fachlich gebildet sind, dass die ein ganz feines Gespür dafür haben, ob das, was sie da sehen, harmonisch ist, ob das Pferd sich unter dem Sattel wohl fühlt oder ob es, ich sage es mal so ein bisschen übertrieben, eher versklavt ist, den Dienst machen muss, weil der Reiter das von deinem Pferd unbedingt erwartet, aber da keine echte Partnerschaft ist. Und ich glaube, dieses, was ich so nenne, was zwischen Himmel und Erde ist, dieses Erfühlen des Wohlseins des Pferdes, das Erkennen, und jetzt nehme ich so einen Begriff, den ich immer gerne in meinen Seminaren gebrauche, die Körpersprache des Pferdes zu erfassen. Ich glaube, das ist etwas... Das wird uns KI so schnell nicht ermöglichen. Wie ist die Körpersprache? Fühlt das 40 wohl? Und das ist eine Komponente, die, meine ich, viel stärker gewichtet werden muss, sowohl im Dressursport, wo eben, du hast gesagt subjektiv, wo eben beurteilt gerichtet wird. Man befühlt sich um Objektivität, aber da ist natürlich immer eine gewisse Subjektivität dabei. aber möglicherweise auch im beobachtenden Richtverfahren, da wo es eben um Fehler und Zeit geht, im Springen, Gelände etc., dass auch da mal überlegt werden muss, wie können wir eigentlich sicherstellen, dass am Ende nicht nur der gewinnt, der der schnellste ist und ich sage mal, dass Fiat einen wahnsinnig unzufriedenen Eindruck macht. Ich will mal sagen, ich sage es mal ein bisschen übertrieben, dass Fiat nur durch Stechen gehetzt worden ist. und dann am Ende die goldene Schleife bekommt. Wie können wir sicherstellen, dass das trotzdem in Harmonie, in Kooperation mit einer positiven Ausstrahlung des Pferdes erfolgt? Wenn das der Fall ist, dann glaube ich, werden wir auch in Zukunft den Pferdesport betreiben können. Aber wir müssen ihn so betreiben, dass die Gesellschaft denkt, es akzeptiert und die werden auf Dauer, meine ich, keine schlechten Bilder akzeptieren, wo man den Eindruck hat, hey, das Pferd ist hier nur der Knecht des Reiters.

[SPEAKER 3]
[00:28:42-00:29:10]
Du sprichst das Thema Harmonie an, zwischen Reiter und Pferd, das Miteinander. Wie steht das der Preisentwicklung, gerade mal bei den Dressurpferden beispielsweise, entgegen, die seit Jahrzehnten nur eine Richtung kennt? Was rätst du Reitern, die nicht die Möglichkeit haben, sich bei den Helgstrans und Kasselmanns dieser Welt ein Pferd zu erwerben? Gibt es da eine Chance auf sportlichen Erfolg?

[SPEAKER 1]
[00:29:13-00:30:59]
Natürlich gibt es die Chance. Klar, ich sage mal, wer mit dem goldenen Löffel geboren ist oder den goldenen Löffel durch Heirat bekommen hat, wie auch immer, der ist vielleicht im Vorteil. Am Ende des Tages, und das ist das Faszinierende, wird nur der gute Reiter, der sich wirklich um seine reiterliche Ausbildung bemüht, der sein, der auch vorne steht. Das sehen wir ja in der Gesellschaft unserer Pferdefreunde um uns herum. Das sind oft nicht diejenigen oder zumeist nicht diejenigen, die aus wohlhabenden Elternhäusern stammen oder wie auch immer zu Geld gekommen sind und sich alles leisten können, sondern das sind am Ende diejenigen, die wirklich fleißig arbeiten. Dass es nicht ohne einen entsprechenden Untersatz geht, Ist klar, das will ich auch gar nicht verkennen. Insofern muss immer Geld im Spiel sein, da wird Geld im Spiel sein. Aber das Erste und das Wichtigste ist, dass ich gut reiten kann, gut auf mein Pferd eingehen kann, gut mich in mein Pferd hineinfühlen kann. Und all das, was ich jetzt gerade sage, das gute Ausgebildetsein, das gute Gefühl fürs Pferd, dann sicherlich auch im Wettkampf, wettkampfstark, wie die Engländer sagen, competitive zu sein. Das sind die Dinge, die wichtig sind, die sich aber mit Geld nicht verändern. Nicht ausgleichen lassen, nicht zu 100 Prozent ausgleichen lassen. Sicherlich macht es den Einstieg leichter, aber wenn ich nachher gucke, wer wirklich oben ist, dann ist es am Ende des Tages der wirklich gute Reiter, der einfühlsam mit seinem Pferd umgeht, im Regelfall.

[SPEAKER 2]
[00:31:01-00:31:36]
Wenn wir unseren Blick einmal weg vom Spitzensport oder dem Weg hin zum Spitzensport, hin zum Einstieg. Das ist ja auch ein wichtiges Thema. Wie können wir mehr Menschen davon begeistern, das Reiten anzufangen als Sportart, die am Ende ja auch irgendwo antritt gegen andere Sportarten. Also von Volleyball bis Tennis, von Fußball bis Basketball steckt Reiten ja irgendwo in einem Topf an Sportarten, wo Menschen sagen, okay, will ich das anfangen, will ich das nicht anfangen. Was, lieber Christoph, hältst du von Hobbyhousing?

[SPEAKER 1]
[00:31:36-00:33:50]
Ich bin da total aufgeschlossen, weil ich glaube, wir müssen alle Wege gehen, um Menschen, Kinder, Jugendliche für das Pferd im weitesten Sinne zu begeistern. Und ich habe das selber mal in einem Post mitgeteilt. Da habe ich nämlich in meinem Kinderalbum gesehen. Und ich sagte eingangs dieses Podcastes, dass ich nicht aus einer Pferdefamilie komme. Aber dennoch haben mir meine Eltern mit zwei Jahren so ein Steckenpferd gegeben. Und damit bin ich durch die Gegend gesprungen. Und meine Mutter hat es nachher in das Kinderalbum getan. Nicht wissend, dass ich später mit acht Jahren anfangen würde zu reiten. Also insofern ist das nicht mal was Neues. Es wird jetzt ein riesen Hype darum gemacht, was ich okay finde, aber ich finde es gar nicht so okay, wenn Leute sagen, lass das besser sein und die FN sollte sich damit gar nicht beschäftigen. Ich finde, dass es ein Weg in Richtung Pferd, bitte in Richtung Pferd, dass ich am Ende damit das Reiten nicht ausgleichen kann, sondern wirklich das Pferd erleben, erfühlen muss, ertasten muss, ist doch selbstverständlich. Aber ein Ein möglicher Einstieg ist es. Ich fände es sogar spannend und habe auch der FN gesagt, ich würde daraus mal eine Master-, eine Bachelor- oder Doktorarbeit machen. Mal sagen, wie kann sie das eigentlich gegenseitig befruchten? Ich würde es gar nicht kritisch sehen, sondern sagen, der eine kommt vom Hobbyhorsing zum Pferd und der andere kommt gleich zum Pferd und macht dann noch ein bisschen Hobbyhorsing. Das müsste doch auch etwas sein, was sich positiv beeinflusst. Aufgabe lernen, mal mit dem Hobbyhaus durch so eine Dressuraufgabe gehen oder einen kleinen Parcours absolvieren. Das hilft mir mehr, einen kleinen Parcours einzuprägen etc. Ich könnte mir denken, da gibt es sehr viele Dinge, die man machen kann, die sich gegenseitig beeinflussen. Ich komme wieder als Pädagoge breit angelegt unten anzufangen, halte ich für sehr, sehr gut. Und dann kann man möglicherweise auch ein Klientel in Anführungsstrichen bitte abgreifen, was man sonst gar nicht bekäme. Also sich diesem Klientel zu verschließen, halte ich für einen Schritt in eine verkehrte Richtung.

[SPEAKER 2]
[00:33:51-00:34:32]
Wir hatten vor einigen Monaten die Damals noch designierte Geschäftsführerin des Gesamtverbandes, des damals noch zu gründenden Gesamtverbandes Hobbyhorsing, ich glaube, die sind inzwischen gegründet, und die hat gesagt, auf meine Frage, wie viele Leute bleiben in Anführungsstrichen denn kleben, also wie viele Leute machen dann, fangen das Reiten wirklich an, sagte die, jeder vierte. Und das fand ich erstaunlich, weil das sind ja wirklich viele. Und jetzt gibt es aber auf der anderen Seite, wenn man auch auf Turnieren unterwegs ist und das Thema ja nur anschneidet, Leute, die glauben, das ist etwa gleichbedeutend mit dem Untergang des Abendlandes, dass jetzt Hobby-Horsing betrieben wird. Was hältst du solchen Leuten entgegen, Christoph?

[SPEAKER 1]
[00:34:34-00:36:01]
Also ich glaube, man sollte denen das mal zeigen. Ich glaube, viele haben das noch gar nicht gesehen. Und wenn man sieht, welche Freude die Kinder dabei spüren, das Hobby-Housing zu betreiben, auch vielleicht schon die ersten Wettkampferfahrungen zu sammeln. Und wenn man das erlebt und sich an dieser Freude der Kinder erfreut, und ich habe das zwei- oder dreimal gemacht in letzter Zeit, Da kann man nur sagen, da braucht man aus meiner Sicht gar kein Argument zu bringen, sondern einfach das aufnehmen, das inhalieren, dann kommt man eigentlich zu dem Ergebnis, why not, lasst das laufen, erfreut euch daran. Regelt es nicht zu stark. Das ist ja so, was ich vielleicht der FN schon damals immer vorgeworfen habe. Auch heute geht jetzt bloß nicht ran und regelt da alles bis ins TZ. Aber erfreut euch daran, nehmt das so, ich sage mal so ein bisschen wie so ein Deutschaufsatz. Da fängt man ja auch erst mal an, ein paar Stichwörter zu schreiben. Und aus dem heraus wird dann hinter etwas Strukturelles. Und wenn dann schon jeder Vierte sagt, am Ende sogar anfängt zu reiten, ist das doch wunderbar, da die Brücke zum Reiten zu schlagen, den Tierkontakt herzustellen. Ich meine, besser geht es gar nicht. Also denen würde ich einfach sagen, kommt dahin, guckt euch das an und redet nicht über etwas, was ihr vielleicht selber noch gar nicht erlebt habt.

[SPEAKER 2]
[00:36:02-00:36:51]
Christoph, du lebst in Warendorf. In und um Warendorf gibt es viele, in Anführungsstrichen, traditionelle Reitvereine. Also ein eingetragener Verein, ein e.V., die auch in den vergangenen 60, 70 Jahren enorm gewachsen sind. So rein von unserem und meinem Gefühl ist es so, dass der Reitverein per se vielleicht... ja ein bisschen unter Druck steht, beziehungsweise es viele Reitvereine gibt, die einfach an Finanzierungsgrenzen kommen, die es auch gar nicht schaffen, so einen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten etc. Ist diese Form des Reitvereins, gerade auch vor dem Hintergrund von Hobbyhousing, wie Leute heute und in der Zukunft eigentlich das Reiten anfangen, gibt es noch eine Daseinsberechtigung für den klassisch deutschen Reitverein?

[SPEAKER 1]
[00:36:54-00:41:35]
Das ist interessant, dass du nochmal sagst, den klassisch deutschen Reitverein. Und da denke ich jetzt an den Verein, in dem ich reiterlich groß geworden bin. Der ist jetzt gerade 100 Jahre alt geworden. Der ist nicht in Westfalen, sondern kurz außerhalb Hannovers. Man würde sagen in der Region Hannover, der Reitverein Föhrie. Und das ist so ein klassischer Verein. Schulbetrieb hat der Verein nie gehabt, weil er sich das nicht leisten konnte. Also da geht es ja schon los, was ist jetzt klassisch? Ist der klassische Verein derjenige, der Schulbetrieb gemacht hat? Plus, plus, plus. Und ich glaube, den klassischen Verein in dem Sinne hat es, glaube ich, nie gegeben. Sondern jeder Verein ist etwas Individuelles. Und ich glaube, vor diesem Hintergrund hat der Verein auch heute, und heute in Zukunft seine Bedeutung. Der Verein muss genauso wie jeder Freiberufler, jedes Unternehmen mittelständisch oder in der großen Welt unterwegs sein, muss sich auf den Markt, auf die Gegebenheiten einstellen. Und mein ländlicher Verein, wieder zurück, Reiterverein Führige, jetzt gerade 100 Jahre alt, Der hat immer nur gesagt, wir wollen mit einem kleinen Budget den Leuten das Reiten ermöglichen. Eine kleine Halle 2040, die ich damals noch mitgebaut habe als Handlanger. Ein Reitplatz, auch nichts Besonderes, einmal im Jahr ein Turnier zu machen. Das sind so die Dinge und dann sicherlich nochmal ein kleiner Reiterball. Das waren so die Dinge, die dieser Verein angeboten hat. An mehr hat er sich nicht herangetraut. Und ich glaube, das müssen wir den Vereinen auch zugestehen, dass sie ihr eigenes Profil haben, dass sie ihre eigene Ausrichtung haben, dass sie möglicherweise ihre Ausrichtung auch mal verändern. Und ich glaube, wenn wir da flexibel auf das Hier und Heute eingehen, dann haben wir dem einen Verein die Chance gegeben oder er nutzt es als Chance, Hobby-Horsing mit dazuzunehmen. Ein anderer spezialisiert sich auf der Basis dann weiter in den Schulbetrieb hinein. Andere trauen sich daran ganz bewusst nicht. Und insofern ist für mich... Diese Mixtur aus auf der einen Seite dem Pferdebetrieb, der wirtschaftlich betrieben wird von einer Einzelperson oder einer Familie oder wer auch immer dahinter steht. mit einem Verein, oft auch in Kombination. Das ist eigentlich das Erfolgsmodell, was ich sehe. Und ich glaube, auf der Basis müssen auch die Verbände versuchen, den Reitsport an der Basis attraktiv zu machen. Denn am Ende des Tages müssen wir unten attraktiv sein, um überhaupt reiterlichen Nachwuchs oder pferdesportlichen Nachwuchs zu bekommen, damit wir in den mittleren oder in den höheren sportlichen Gefilden dann eben auch Reiterinnen und Reiter haben. Insofern halte ich das ganz, ganz wichtig, in dem Bereich Top-Ausbilder zu haben, die toll, also ich sage mal so eine Rattenfänger von Hameln-Mentalität haben, die ein Gefühl stärken, Und daran arbeiten, ein Gefühl für Pferde zu kriegen, damit es unfallfrei abläuft und dieser Tierkontakt hergestellt wird, damit eben auch die Eltern, die oft ja gar keinen Tierkontakt haben oder eine Tochter haben, die ganz pferdeaffin ist, dass die mit einbezogen werden, dass die die Faszination Pferd dann auch zu spüren bekommen. Denn das geht nur... Wenn die ganze Familie dahinter steht, wenn das etwas ist, was nur die Tochter macht und die Eltern gerade mal die Tochter vielleicht zum Reitstall oder zum Reitverein bringen, dann ist das zu wenig. Also insofern versuchen das, was du vielleicht so als Angelegenheit traditionellen klassischen deutschen Verein so ein bisschen umschrieben hast am Anfang, dass so ein bisschen dieses Gemeinschaftsgefühl wieder so ein bisschen in den Vordergrund zu stellen. Das könnte ich mir vorstellen, immer vor dem Hintergrund Ausbildung. Wir erklären Eltern, Großeltern, Freundinnen, Freunden und so weiter, dass Lebewesen fährt. Vielleicht noch ein ganz kurzer anderer Aspekt. Nicht einfach ist es eben dann auch, im Verein das Ehrenamt entsprechend adäquat zu besetzen. Das ist sicherlich für viele Vereine eine große Herausforderung. Und ich bewundere viele Ehrenamtler, da sage ich ganz offen, dass sie sich dem ehrenamtlichen Engagement oder sich ehrenamtlich engagieren. Also ziehe ich den Hut ganz tief.

[SPEAKER 3]
[00:41:36-00:41:60]
Das eine ist ja dieser Willen zur Veränderung, den du ansprachst. Also, wenn man nicht mit der Zeit geht, geht man mit der Zeit. Das andere ist eben aber auch die Motivation, ein Ehrenamt auszufüllen. Man sagt ja der Generation Z, also böse Zungen, eine mangelnde Anstrengungsbereitschaft nach. Immer auf der Suche nach dem Shortcut. Wie siehst du das in diesem Kontext?

[SPEAKER 1]
[00:42:02-00:42:44]
Ja, das habe ich natürlich oft gelesen. Ich kann auch sagen, ich habe es erfahren. Das gebe ich auch zu. Das hat auch Konsequenzen für mich als Ausbilder. Das muss ich auch sagen. Ich muss sicherlich häufig eine Pause machen. Wir haben ja diese guten Systeme. Ich will jetzt keine Schleichwerbung machen, dass man wirklich mit einem Knopf im Ohr Unterricht macht und da nicht rumruft oder rumschreit, wie es eben die Generation um mich herum damals erlebt hat in den verschiedenen Reitschulen Niedersachsens. Aber ich bin sicher, auch außer Niedersachsen ist das der Fall gewesen.

[SPEAKER 2]
[00:42:45-00:42:50]
Ich auch noch. Aber ich komme auch aus Niedersachsen wie du. Vielleicht ist etwas Regionales bei uns gewesen.

[SPEAKER 1]
[00:42:50-00:45:52]
Ja, genau. Nein, aber insofern kann man, und das finde ich sehr gut, man kann, wenn man dann Unterricht gibt mit so einem Kopfhörer, dann kann man sehr gut an der, ich sage mal, Emotionalität, auch an der Kondition des Reiters teilnehmen, der Reiterin teilnehmen. Und wenn man merkt, die ist so ein bisschen außer Atem. dann ist es sicherlich gut, mal eine Pause zu machen. So etwas gab es früher nicht. Also da wurde einfach weitergemacht, egal wie lange. Da hat der Reitlehrer das alleinige Sagerecht gehabt. Das finde ich also sehr gut. Ich glaube, wir müssen uns, und das ist für mich ganz wichtig, ich finde es eine spannende Herausforderung, auf diese Generation Z einstellen. Immer wieder... versuchen, ihnen die Freude auch am Wettbewerb, am Erbringen von Leistung deutlich zu machen. Und da unterscheiden sich unsere Sportarten oder unsere Sportarten von vielen anderen Sportarten. Und das, glaube ich, ist etwas, was sehr in die Ausbildung mit einfließen muss. Wir müssen uns immer über eines im Klaren sein. Wenn wir reiten, müssen wir uns ständig darauf Von der ersten Anfängerstunde bis zur letzten Stunde, die ich im Sattel sitze, und das gilt sicherlich auch für den Kutschbock und für das Montagieren auch in gewisser Weise, muss ich mich fortbilden. Ich habe einfach die Verantwortung dem Pferd gegenüber. Wenn ich den Hockeyschläger nehme und ins Gras haue in meiner Mannschaft, dann habe ich Pech gehabt. Dann ist es, wie es ist. Dann kann ich den Schlag wieder verbessern. Aber ich tue niemandem weh, aber wenn ich nicht richtig und gut im Sattel sitze, dann bin ich, ich will mal sagen, ich will wirklich übertreiben, bin ich ein Tierquäler, ein Pferdequäler. Und das muss ich dieser Generation auch klar machen, mich da einfach, ich sage mal, wie einen nassen Sack im Sattel zu hängen, vielleicht sogar noch ein bisschen übergewichtig zu sein. wobei das eine mit dem anderen nicht unbedingt was zu tun hat, dann ist das zu kurz gesprungen. Ich habe die Verantwortung dem Pferd gegenüber und muss wirklich sagen, ich muss sportiv sein und ich muss mich um meine Fortbildung bemühen. Ich muss nicht unbedingt Älteres verreiten, aber ich muss mich bemühen, losgelassen und vor allem balanciert im Sattel zu sein, damit ich für das Pferd nicht zum Fremdkörper werde. Und das setzt... Ja, das setzt Konzentration, das setzt sportliche Betätigung voraus und das ist mit Larifari und ich will mich nicht anstrengen, nicht zu erreichen. Also insofern ist im Pferdesport ein gewisses Maß an Anstrengung erforderlich, solange ich es vom Sattel aus betreibe. Wenn ich natürlich sage, ich will mein Pferd nur führen und mich daran erfreuen, wenn ich es auf der Weide sehe, das ist ein anderes Thema. für mich selber auch erfüllen.

[SPEAKER 2]
[00:45:52-00:46:09]
Lieber Christoph, hier bei uns im Podcast kriegt jeder unserer Gäste in dieser Pferdesport 3000 Miniserie dieselbe Frage zum Schluss. Und die Frage an dich lautet als Abschluss, was ist denn dein Ratschlag an den 20-jährigen Christoph?

[SPEAKER 1]
[00:46:14-00:47:22]
Beginne spätestens mit 20 Jahren zu reiten. Lass das Reiten, lass das Pferd, so wie es in deinem Leben bisher gewesen ist, zum roten Faden werden. Sei aber vielleicht für andere Dinge noch aufgeschlossener, als du es jetzt bist. Du bist vielleicht in einigen Bereichen zu sehr aufgeregt, pferdeorientiert gewesen. Vielleicht hätte ich meiner Familie und du weißt oder ihr wisst, ich habe drei Kinder, vielleicht ein wenig mehr Breite, mehr Spektrum bieten müssen. Ich habe immer gesagt, man kann nur eine Sache richtig machen und das ist für mich das Reiten gewesen und ich habe sehr die Menschen danach beurteilt, wie gut sie reiten konnten. Vielleicht war das übertrieben und Aber ich würde ein Leben ohne Pferde, wenn ich es heute nochmal zurückdrehen könnte, das sind ja viele, viele Jahre, Jahrzehnte, würde ich es in Bezug auf das Reiten, auf das Ausrichten mit dem Reiten genauso nochmal machen.

[SPEAKER 2]
[00:47:24-00:47:28]
Lieber Christoph, vielen Dank.

[SPEAKER 3]
[00:47:28-00:47:30]
Vielen Dank für die spannenden Einblicke.

[SPEAKER 1]
[00:47:32-00:47:59]
Dann bedanke ich mich bei euch beiden, bei Friederike und bei Christian, dass ihr mich eingeladen habt in euren Podcast, mir hat es Freude bereitet. Wir müssen versuchen, gemeinsam das Thema Pferd in die Öffentlichkeit zu bringen, beziehungsweise da wirklich richtig und gut zu platzieren. Social License ist das Wort, was eine Herausforderung für uns ist.

[SPEAKER 2]
[00:47:60-00:48:02]
Genauso machen wir es. Vielen Dank, Christoph.

[SPEAKER 1]
[00:48:02-00:48:03]
Ciao, ciao.

[SPEAKER 2]
[00:48:03-00:48:41]
Ciao, ciao. Das war die zweite Folge unserer Miniserie Pferdesport 3000. Wie sieht das Reiten der Zukunft aus? Ihr hört jetzt die nächste Folge von Pferdesport 3000 am nächsten Mittwoch. Im Übrigen, wenn ihr uns Feedback geben wollt auf diese Folge oder generell, könnt ihr das tun auf allen gängigen Social-Media-Plattformen oder... via E-Mail unter podcast.wehorse.com. Dazu wurde diese Folge produziert von Gloria Alter. Mein Name ist Christian Gröber und wir hören uns bei der nächsten Folge des WeHorse Podcasts.

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