#135 Philipp Jakob: Die Zukunft des Jagdreitens
Philipp Jakob ist Mitglied im Vorstand der Deutschen Schleppjagdvereinigung. Das Jagdreiten ist für ihn nicht nur eine Faszination, sondern ein Lebensgefühl.
In dieser Folge des wehorse-Podcast spricht er mit Christian Kröber über die Fragen, wie die Zukunft des Jagdreitens aussehen könnte und ob Jagdreiten überhaupt noch zeitgemäß ist.
Podcast Transkript
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[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum WeHorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber. Heute handelt es sich um Folge Nummer 135 und auf vielfachen Wunsch geht es noch einmal um das Thema Jagdreiten. Ich habe einen Top-Experten an meiner Seite. Philipp Jakob ist Vorstand der Deutschen Schleppjagdvereinigung und wir reden unter anderem auch darüber, welche Zukunft das Jagdreiten an sich hat und was es so in Deutschland besonders macht. Bevor wir starten, darf ich euch noch quasi in eigener Sache auf unser Jahresstartprogramm hinweisen. Erstmalig organisieren wir ein Programm, das euch in den ersten vier Wochen Hippologisch sozusagen begleitet. Und wir haben namhafte und großartige Experten und Trainer dafür versammelt, in einem Programm gebündelt. Es trägt den Namen Two Hearts, Two Minds und beginnt am 8.1.2023. Es wird um die Themen Management, Wohlbefinden, Bodenarbeit, Reitersitz gehen. Es sind ganz konkret 16 Live-Sessions mit diesen ausgewählten Trainern, wo ihr auch ganz konkret eure Fragen loswerden könnt. Es gibt ein Workbook mit über 130 Seiten, um das Ganze einzubetten und zu begleiten. Coaching Sessions, ein Austausch in einem Community-Portal mit den Gleichgesinnten. Das ist wie so ein kleines Facebook, nur für das Programm und, und, und, und, und. Das Ganze wirklich extrem reichhaltig, unser Jahresstartprogramm. Wir packen den Link mit allen Informationen auch in die Shownotes. Und nur noch heute, es ist ja der 4.12., gibt es noch den Frühbucherrabatt von 99 Euro. Und das Ganze gibt es auch als Geschenkbox für Weihnachten zum Verschenken. Also, es ist einiges drin. Guckt euch das Ganze mal an. Ich kann es wirklich von Herzen empfehlen. Jetzt geht’s los mit dem Podcast.
[SPEAKER 1]Auf geht’s! Hallo Philipp. Hallo, grüß dich.
[SPEAKER 2]Wir wollen heute noch einmal das Thema Jagd vertiefen. Wir hatten vor einigen Wochen deinen sozusagen Kollegen, könnte man fast sagen. Er ist Veranstalter einer Jagd, nämlich Philipp von Hammerstein bei uns im Podcast, der in Norddeutschland eine Jagd organisiert. Du, lieber Philipp, bist im Vorstand des Deutschen Schleppjagdverbandes und wir wollen heute das ganze Thema noch mal etwas mehr in der Tiefe beleuchten.
[SPEAKER 1]Ja, richtig. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle, dass ich auch dabei sein darf und bin, wie schon gesagt, sehr, sehr gespannt auf all deine Fragen.
[SPEAKER 2]Wir können ja vielleicht mal starten mit dem Thema, dass es in Deutschland tatsächlich organisierte Jagdreiter gibt. Ich habe ja in dem Podcast vor einigen Wochen schon gesagt, ich selber bin noch mal in eine Jagd geritten. Wir haben auch gerade gemeinsam herausgefunden, wo das war, nämlich im Ronneburger Hügelland in der Nähe Frankfurts, wo auch bis heute eine Jagd, wie du eben sagtest, stattfindet. Die Jagdreiter in Deutschland sind organisiert, am Ende auch unter dem Dach der FN, mit diesem deutschen Schleppjagdverband.
[SPEAKER 1]Ja, genau, das ist richtig. Den Deutschen Schleppjagdverband gibt es, wie schon gesagt, als Fachgruppe in dem Deutschen Reiter- und Fahrverband und dient im Prinzip in erster Linie mal als Bindeglied zwischen den einzelnen Jagdreitern, möglichen Jagdherren, aber auch als Bindeglied zwischen all den Meuten, sodass man signalisiert, Mensch, man hat seitens des Verbandes, also seitens einer offiziellen Stelle immer auch ein Gehör. für mögliche Herausforderungen, die es in der Jagdreiterei gibt und kann entsprechend dann geschlossen im Zuge des Vorstands und auch unter Mithilfe aller Beteiligten Entscheidungen treffen und auch gewisse Maßnahmen mit auf den Weg geben, sodass das Ganze einfach einen bestmöglichen Charakter annimmt.
[SPEAKER 2]Einen organisierten Charakter? Was ist für dich diese Faszination des Jagdreitens? Du bist ja, wir haben im Vorgespräch ja eben schon so ein bisschen das Thema auch berührt, du bist selber ja auch auf sehr vielen Jagden unterwegs, jetzt am Wochenende hast du erzählt, geht’s oder in einigen Wochen geht’s nach Hessen, du selber wohnst aber in NRW, also du bist sehr sehr passionierter Jagdreiter. Was ist diese Faszination?
[SPEAKER 1]Na ja, also zunächst mal ist die Faszination mehr als eine Faszination, sondern fast schon eine Art Way of Life, die gerade jetzt in der Herbstjahreszeit einfach zum Vorschein kommt oder verstärkt zum Vorschein kommt. Also man hat so diese nasskalte Jahreszeit, die Wälder verfärben sich langsam in so ein buntes Kleid und es wird so eine Art mystische Jahreszeit. Und wenn man beispielsweise sich mal vorstellt, man ist also mit seinem Partner fährt im Wald unterwegs, und hört so das Geläut der Meute, man hört den Sound der Jagdhörner und weiß ganz genau, dass man jetzt so für die nächsten zwei, drei Stunden einfach auch ein bisschen sportlich reitet, einen kleinen Adrenalinkick hat. Man weiß ja schlicht und ergreifend auch nie genau, wo es lang geht. Und insofern ist das verbunden also mit dem Reiten in der Natur, der Gemeinschaft mit den Hunden, mit den Bläsern. Und auch mit Gleichgesinnten einfach eine Passion, die sich insofern unterscheidet, dass man einfach keinen Konkurrenzkampf hat oder keinen Ellenbogengerangel, keiner will gewinnen, sondern alle wollen einfach einen schönen Tag haben und ein paar schöne Stunden im Sattel verbringen.
[SPEAKER 2]Vor einigen Wochen saß ich übrigens in Italien bei einem Winzer, und habe ein Glas Wein getrunken, wir haben dann eine Weinprobe gemacht im Urlaub, und dann sehe ich auf den Hügeln eine große Gruppe Reiter. Da dachte ich, ja Mensch, das sind ein paar Leute, die machen einen kleinen Ausritt zusammen, und die Gruppe wurde immer größer, um die Kurve kam immer mehr, dann waren am Ende 40 Reiter, die eine Jagd gemacht haben, und das Erstaunliche war, es sah genauso aus wie in Deutschland. Und das ist vielleicht etwas, wo wir mal auch über diese Herkunft und über den Ursprung sprechen können, das hat sich schon länderübergreifend recht einheitlich entwickelt, wie so eine Jagd aussieht. Ist zumindestens meine subjektive Perspektive.
[SPEAKER 1]Ja, na ja, das hat einen ganz einfachen Hintergrund. Also generell hat man ja nicht nur in Deutschland früher mit Hunden und mit Pferden gejagt, sondern eigentlich schlicht all around the world. Und insofern ist auch weitestgehender Ablauf ähnlich. Und verstärkt ist es natürlich in den Ländern wie Großbritannien, Frankreich und auch in Deutschland zu Zeiten der Aristokratie. Da hat sich dieses höfische Jagen mit Hunden und Pferden in einem gewissen Glanzformat entwickelt. Und wurde dann aber auch beispielsweise von den Briten in die Zonen mit überbracht oder integriert, in denen man schlicht und ergreifend auch militärisch vor Ort war, weil man gesagt hat, Mensch, man möchte dort auf den Way of Life nicht verzichten. Und hat ihn dann auch beispielsweise ja in amerika hinter coyoten beispielsweise etabliert also das ist nichts neues auch in indien oder auch in pakistan gibt es tatsächlich foxhound moden die gesagt haben mensch wir behalten das mal bei was die briten damals hier mitgebracht haben.
[SPEAKER 2]Und das hat sich ja scheinbar in europa auch wirklich verbreitet.
[SPEAKER 1]Ja genau richtig.
[SPEAKER 2]Was sind da so die führenden Länder, neben Großbritannien logischerweise, wo wird sehr viel Jagd betrieben?
[SPEAKER 1]In Frankreich, dort ist es sehr, sehr stark etabliert. Dort ist es fast schon ähnlich weitmännisch etabliert wie bei uns hier in Deutschland die grüne Jagd. Das erfolgt unglaublich vielen Regeln. Es ist eine sehr, sehr große Industrie dahinter, die in Frankreich da ein wirklich großes jagdliches Rad brät. Zum Vergleich, wir haben hier in Deutschland, ich glaube, wir hatten es gerade durchgegangen, 16 Mäuten, die noch aktiv Hunde führen.
[SPEAKER 2]Also vielleicht einmal zur Begriffsklärung. Erklär mal, was eine Meute ist, nur damit das allen klar ist.
[SPEAKER 1]Eine Meute ist im Prinzip zunächst mal ein Verein, der sich gründet aus verschiedensten Mitgliedern, die das Ziel haben, eine Hunderasse, eine jagdliche Hunderasse, wie den Foxhound oder den Beagle beispielsweise oder den Harrier, innerhalb des Vereins zu züchten, mit dem Ziel, damit mit 20, 30 Hunden hierzulande auf die Schleppjagden zu gehen und einer künstlichen Fährte zu folgen.
[SPEAKER 2]Da ist Frankreich sehr führend, scheinbar.
[SPEAKER 1]Ja, Frankreich und England sind da weitaus stärker vertreten.
[SPEAKER 2]Nun ist es ja so, dass viele Reiter davon träumen auch mal eine Jagd zu reiten, aber gar nicht unbedingt Kontakt haben zur lokalen Meute beispielsweise, wo ich jetzt dachte, das wäre so der erste Weg. Wie kann ich denn, egal wo ich bin, mal eine Jagd reiten?
[SPEAKER 1]Na ja, also grundsätzlich ist es mal so, dass ich beispielsweise auf das Portal Schleppjagd24 schauen kann. Das ist im Prinzip das Portal unseres Sportes. Dort sind unter der Rubrik Termine alle möglichen Termine genannt, die es im ganzen Jahr zu reiten gibt. Da kann man sich die Termine in der Nähe raussuchen. Es sind auch Termine genannt für mögliche Lehrgänge beispielsweise. Wenn man sagt, hey, ich kenn den ablauf zwar aber ich möchte doch erst mal mich langsam daran tasten dann kann man jederzeit an einem der lehrgänge teilnehmen man kann sich dann auf den webseiten der molten umsehen die bieten auch etwa reiter tage beispielsweise an um einfach interessierte generell da langsam ranzuführen derjenige der sagt mensch ich bin schon jachten geritten ich habe ein pferd dass das gut macht und dafür geeignet ist ich bin bestmöglich vorbereitet Dann kann man auch den Weg gehen über Schleppjagd 24 und sagen, Mensch, ich komme aus Hannover beispielsweise und sehe, dass in 14 Tagen in der Nähe von Celle eine Jagd ist oder genauso in der Region München, je nachdem.
[SPEAKER 2]Wie bereite ich mein Pferd bestmöglich auf eine Jagd vor?
[SPEAKER 1]Na ja, im Grunde kann man das vergleichen mit der Vorbereitung eines Vielseitigkeitspferdes. Es ist sehr, sehr wichtig, dass sowohl ähnlich wie bei der Vielseitigkeit Rittigkeit auf dem Plan stehen müssen im Training, dass im Prinzip eine ein Training im Bereich der Springgymnastik im Vordergrund stehen muss. Kondition muss trainiert werden. Es muss trainiert werden, dass mein Pferd souverän auf möglichst vielen verschiedenen Untergrundgegebenheiten sicher sich bewegen kann. Der große Unterschied im Vergleich zur Vielseitigkeit ist allerdings der, dass wir nie alleine unterwegs sind. Das heißt, ein sehr, sehr wichtiger Aspekt des Trainings ist der, dass ich auch versuche, so häufig wie möglich in der Gruppe zu reiten. Denn in der Vielseitigkeit, wie schon gesagt, ganz genau, was kommt hinter der nächsten Kurve und bin auch mit meinem Pferd voll und ganz allein. Bei der Jagd ist es nicht so. Bei der Jagd weiß ich nicht unbedingt, was hinter der nächsten Kurve kommt und muss aber dafür sorgen, dass mein Pferd eben im Pulk, also mit 20, 30, 40 anderen Pferden auch bestmöglich zu händeln ist, einen kleinen Kopf einfach hat. Und diesen kleinen Kopf, diese Routine in der Gruppe, die muss ich natürlich genauso trainieren wie die Rittigkeit, wie die Kondition etc. Denn ansonsten stellt es womöglich eine Gefahr für andere Reiter her. Und das muss vermieden werden.
[SPEAKER 2]Nun ist es ja so, dass ich immer so das Gefühl habe, wenn ich an Jagd denke, da gibt es so die Altvorderen, die schon 400 Jagden auf dem Buckel haben. Und ich frage mich immer, wie generiert eigentlich jetzt einen Jagdverein oder eine Jagd selber Nachwuchs? Wie wird Nachwuchsarbeit gelebt bei euch?
[SPEAKER 1]Ja. Also das ist ganz, ganz unterschiedlich. Es gibt Mortevereine, die veranstalten etablierte Jagdreitertage an vielen verschiedenen Wochenenden, dass sie sagen, Mensch, komm zu uns, wir reiten in großer Gruppe mit den Hunden, wir machen Theorieunterricht, wie verhält man sich auf der Jagd. Wir machen auch Unterricht abseits der Molte, also ohne Molte, sondern trainieren einfach das Reiten in der Gruppe, das Springen über feste Hindernisse. Das ist ein wichtiger Punkt, den viele Molten, insbesondere auch die Niedersachsenmolte, die Philipp in seinem Podcast genannt hat, vorantreiben. Es gibt aber auch Jagdreiter-Lehrgänge, die sich ohne Molte einfach damit beschäftigen, wie kann ich den Jungen Reiter generell an das Reiten ins Gelände oder im Gelände heranführen, auch das Reiten an festen Hindernissen. Also im Prinzip ist der Ablauf immer ähnlich und es hängt einfach davon ab, inwiefern aktiv eine Molte ist, inwiefern aktiv einzelne Individualisten sind, die sagen, ich gebe Lehrgänge, ich versuche Leute heranzuführen. Es kann aber auch ganz im Privaten sein, dass man sagt, Mensch, ich habe hier einen jungen Burschen oder ein junges Mädel, die wollen gerne, die haben auch einen Pony dafür und ich nehme die einfach mit immer auf kleine Gruppenausritte. Ja, sodass die einfach schon ähnlich wie ich von klein auf mit der Sache in Berührung kommen und gar keine Berührungsangst haben. Also wie gesagt, das ist unterschiedlich. Das Ziel ist immer das gemeinsame Reiten im Gelände, das sichere Springen von Hindernissen. Und das ist über verschiedenste Wege zu erreichen.
[SPEAKER 2]Woher kommt nochmal der rote Rock, in dem geritten wird?
[SPEAKER 1]Der rote Rock kommt Ursprünglich daher, dass er eine Signalfarbe hat. Und diese Signalfarbe trägt im Prinzip dazu bei, dass ich über eine große Distanz im Jagdfeld Schlüsselfiguren bestmöglich erkennen kann. Das kommt noch aus einer Zeit, in der man tatsächlich auch hinter lebendem Wild gejagt hat. Da muss man sich vorstellen, dass, du wirst das kennen, bei einer Schleppjagd reitet man geschlossen oft hintereinander auf einer vorgegebenen Strecke. Bei der Wildjagd ist es so, dass eine Meute beispielsweise sehr weit ausschwärmt, um überhaupt eine Wildfährte aufspüren zu können. Und die Reiter, die Equipage, also die an den Hunden reitet, die verteilt sich ebenso großflächig dann im Gelände. So, und jetzt stellen wir uns mal vor, dass rein theoretisch alle Reiter im Jagdfeld einen roten Rock tragen. Dann wäre es denjenigen, die die Jagd also maßgeblich beeinflussen, nämlich eben die Equipage, weil die an den Hunden reiten und ohne Hunde keine Jagd, dann wäre es für die einfach schlicht und ergreifend überhaupt nicht möglich, über die Ferne auszumachen. Wer von den ganzen Reitern in Rot ist denn jetzt eigentlich mein Equipage-Kollege? Wen kann ich denn auf die Distanz ansprechen, dass beispielsweise hier kein Wild oder hier eben verstärkt Wild ist? Deswegen hat sich das etabliert, dass diejenigen, die das Yachtgeschehen maßgeblich beeinflussen, und das sind eben die Reiter an den Hunden, dass die den roten Rock tragen, um sich einfach auch deutlich sichtbar von anderen abheben. Und so können auch die Reiter im Feld, die im Übrigen dann angehalten sind, gedeckte Farben zu tragen, auch die können dann in der Ferne ausmachen, ach, da vorne ist ein roter Rock, da scheint es weiter zu gehen, scheinen die Hunde zu sein. Also letzten Endes kann man sich das ein bisschen vorstellen, wie beim Fußballspiel. Diejenigen, die das Spiel beeinflussen, das sind die Schiedsrichter, die tragen gelb oder orange, um sich von den 22 anderen abzuheben.
[SPEAKER 2]Ist es nicht sogar so, dass dieser rote Rock sich auch so in den Springsport übertragen hat, wo ja beispielsweise auf Championaten die deutsche Equipe im roten Rock reitet?
[SPEAKER 1]Ja, also generell hat sich ja sehr viel des Reitsportes aus der Jagdreiterei heraus entwickelt. Also sowohl die Vielseitigkeit stammt ursprünglich aus der Jagdreiterei, auch das Springreiten, ganz klar. Und auch im Springsport ist es noch so tatsächlich, dass man ab einer gewissen Klasse eben erst dann den roten Rock auch tragen kann. Oder dass es üblich ist, ab einer gewissen Klasse den roten Rock zu tragen, ja.
[SPEAKER 2]Nun ist ja die Jagdreiterei etwas mit einer unglaublich langen Tradition. Und diese Tradition wird ja auch bis heute so gelebt. Wie zeitgemäß erachtest du die Jagdreiterei Stand heute, Herbst 2022?
[SPEAKER 1]Eine gute Frage. Zeitgemäß. Wenn du zeitgemäß als etwas definierst, was sich mit der Überlieferung von Tradition und vom Brauchtum beschäftigt, zeitgleich eine gewisse Jugendarbeit einschließt, die Gemeinschaft Spaß an der Sache, Spaß in der Natur mit dem Partner fährt, dann ganz klar ist Jagdreiten zeitgemäß.
[SPEAKER 2]Also seit wann wird die Schleppjagd so praktiziert in Deutschland? Auch schon sehr, sehr lange, oder?
[SPEAKER 1]Ja, schon weit vor 1900. In den 30er-Jahren, also 1930er-Jahren, wurde es offiziell verboten. Man hat aber auch schon weitaus viel, viel früher, also weitaus früher, die Art der Schleppjagd in Deutschland erkannt. Und zwar hat das einen militärischen Hintergrund gehabt. Früher hat auch das Militär, also sehr, sehr viele Kasernen, viele Militär hatten auch Hunde gehabt, also Mäutchen geführt, um Jagden zu reiten. Und zwar hat man die Jagd sehr, sehr gut für die Tauglichkeit von Kavalleriepferden. und auch Kavallerie oder Kavalleristen nutzen können, weil einfach derjenige, der sich da sehr souverän im Gelände schlagen kann oder behaupten kann, einfach auch gut geeignet für den Dienst auf dem Pferd im Gelände ist. Der Nachteil nur bei einer reinen Wildjagd fürs Militär ist, dass so ein Tag nicht planbar ist. Also ich kann, wenn ich sage, ich möchte heute jagen gehen, rausgehen und kann Pech haben und ich mache gar keine Wildpferde auf. Und dann gehen natürlich nach ein paar Stunden alle Reiter enttäuscht nach Hause und sind nicht ein einziges Mal galoppiert oder gesprungen. Während dann, wenn ich Tatsächlich eine Wildpferde-Auftour kann es sein, dass es einfach mehrere Stunden dauert. Und das alles ist mit einem Dienstplan des Militärs nicht zu vereinbaren. Und deswegen hat man… Er hat gesagt, Mensch, wie wäre es denn, wenn wir diese Wildjacht durch eine künstliche Pferde ersetzen, denn das hat für uns den Mehrwert, dass wir vor allen Dingen die Strecke genau planen können. Wir können festlegen, wie viele Hindernisse gibt es, wie sportlich wird das Ganze gestaltet und vor allen Dingen auch, wie lange dauert es. Und daraus hat sich eben in Deutschland auch schon vor den 1930er Jahren die Schleppjacht im Prinzip etabliert.
[SPEAKER 2]Und daraus, wie gesagt, auch das ganze Lebensgefühl. Das Schöne ist ja bei dir auf der Webseite, da ist so alles mit einem Spruch eigentlich überschrieben, nämlich weniger die Kleidung, mehr die Einstellung. Das ist so ein bisschen auch wahrscheinlich dein Credo, oder?
[SPEAKER 1]Ja, das kommt daher, wenn ich mal die Brücke schlage zur grünen Jagd, allein der Besitz eines Jachtscheins macht mich ja nicht zum Waldmann. Also ich kann zwar einen Jagdschein erwerben, weil ich die Prüfung bestehe. Aber deswegen bin ich noch lange kein richtiger Weidmann. Da gehören eben Werte dazu, Einstellungen einfach zu der ganzen Sache, gewisse Haltung, Respekt der Sache gegenüber der Natur, gegenüber den Akteuren, die da maßgeblich mit dabei sind. Und dann wird es einfach, wenn ich das Ganze berücksichtige, über die Jahre hinweg, auch mit der Zeit, wird es eine runde Sache. Und dann ist das irgendwann auch natürlich aus einem Guss und hat Hand und Fuß.
[SPEAKER 2]Wie siehst du so die Zukunft der Jagdreiterei? Wir haben ja eben schon im Vorgespräch so ein bisschen auch darüber gesprochen. Es sind ja auch Herausforderungen. Finde mal eine Strecke, weil ihr braucht ja auch schon Platz, die Hindernisse. Wie sind so die Zukunftsaussichten der Jagdreiterei derzeit?
[SPEAKER 1]Die Zukunftsaussichten der Jagdreiterei sind sportlich ebenso wie manche Jagd selbst. Denn, wie schon erwähnt, fallen da einfach mehrere Faktoren zueinander oder kommen mehrere Faktoren zueinander. Einerseits ist es von der Infrastruktur her immer schwieriger, vernünftige Jagdstrecken auch zu erhalten. Es ist auch immer mit Herausforderungen verbunden, wenn man eine Hundemolde hat. die entsprechend trainieren zu können, auch geeignete Kennelanlagen zu finden, wo tatsächlich auch 30, 40, 50 Hunde 365 Tage im Jahr untergebracht sein können. Dann ist auch das Thema der Nachwuchsförderung sehr, sehr wichtig, denn es gibt zwar sehr, sehr viel Nachwuchs an sich, aber Man muss irgendwie versuchen, dass man auch die jungen Reiter nicht nur für ein oder zwei Jagdmale im Jahr begeistern kann, sondern dass die einfach auch nachhaltig dabei bleiben. Und das ist einfach in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach wie vielleicht noch früher in der Hochzeit der Jagdreiterei, wo es irgendwie gang und gäbe war, auch nach jeder Turniersaison als Turnierreiter gesetzt, eben Jagden zu reiten. Und wenn ich dann keine Ambitionen mehr auf die Turnierreiterei habe, zu sagen, na ja gut, dann reite ich nun künftig weiterhin Jagden und habe da Freude dabei. Also diese ganzen Faktoren kommen schon zusammen und machen es nicht einfacher. Aber insgesamt denke ich, hat die Jagdreiterei eine gute Chance, wenn es gelingt, dass der Jagdsport einfach fair abläuft, geordnet abläuft, gut abläuft, sodass er fair zum Pferd ist, fair zur Natur und auch gerecht dem Reiter wird. Und dann denke ich, kann man das gemeinsam packen.
[SPEAKER 2]Wir haben hier bei uns im Podcast die vier klassischen WeHouse-Fragen, die natürlich auch auf dich warten, lieber Philipp. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Mein Motto, nach dem ich lebe, ist work hard, have fun and be yourself.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Dann, Nummero zwei ist, gibt es einen Menschen, der dich, vielleicht auch im Hinblick jetzt auf die Jagdreiterei, besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Naja, es gibt nicht einen Menschen, es gibt in der Tat einfach zwei Menschen, das sind meine Eltern, ohne die es mich nicht gäbe und ohne die ich in die ganze Jagdreiterei nicht hineingeboren und auch nicht mit der Jagdreiterei aufgewachsen wäre.
[SPEAKER 2]Also es sind mehrere Personen und es gibt jetzt nicht die eine, wo du sagst, der oder die ist es?
[SPEAKER 1]Nein, es gibt mehrere und es ist schwierig, da wirklich eine isolierte Person zu nennen.
[SPEAKER 2]Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Reitet und beschäftigt euch vielseitig mit den Pferden und legt euch nicht auf ausschließlich eine Sparte fest, sondern probiert mal hier und mal da aus, denn nicht nur der reine Springsport, nicht nur der reine Dressursport hat seine schönen Seiten, sondern auch eben der Sport wie die Jagdreiterei lohnt es sich oder den Sport der Jagdreiterei lohnt es sich kennenzulernen und deswegen lohnt es sich auch einfach möglichst vielseitig zu trainieren, vielseitig zu reiten.
[SPEAKER 2]Und dann vervollständige bitte diesen Satz Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Pferde sind für mich im Prinzip der Partner, den man im Leben hat, um Gerade solche mystischen Momente, wie jetzt im Herbst Ritte durch den nebligen Wald zu erleben, abschalten zu können dadurch, aber auch schöne Momente wie auf der Jagd erleben zu können und auch Partner insofern, mit denen man sich ein Ziel steckt, einen Trainingsplan steckt, um für eine Sache, die man brennt, sich gemeinsam bestmöglich vorzubereiten, um dann eben auch gemeinsam diese schönen Momente zu erleben.
[SPEAKER 2]Wie viele Jagden reitest du selber im Jahr eigentlich?
[SPEAKER 1]Oh, das ist ganz unterschiedlich, also… Ich würde sagen, das sind… Also so Pi mal Daumen? Ja, Pi mal Daumen sind das vielleicht so Mitte 20 Jagden.
[SPEAKER 2]Weil jetzt ist ja gerade auch die Hochsaison, wir befinden uns ja gerade in der Hauptjagd-Saison, oder?
[SPEAKER 1]Ja, absolut richtig. Also man kann jetzt im Prinzip jedes Wochenende mehrere Jagden veranstalten oder mehrere Jagden reiten. Allerdings gibt es das oftmals einfach auch nicht her vom Zeitplan und insofern sind 20 Jagden im Jahr eine vernünftige Zahl, bei der man einen guten Rundumblick bekommt und einfach viel, viel Freude hat.
[SPEAKER 2]Was ist für dich die bisher spektakulärste Jagd gewesen, die du
[SPEAKER 1]selber mitgeritten das kann ich ich werde es häufig gefragt tatsächlich was war denn die schönste jagd aber ich kann das abschließend überhaupt nicht sagen denn letzten endes ist tatsächlich und das ist das schöne. Jeder jagdtag auf seine eigene art und weise wirklich sehr sehr schön so dass man nachhaltiges erlebnis hat also es gibt jagden. Bei denen sagt man, Mensch, das war jetzt vielleicht gar nicht so sportlich oder so. Aber dadurch war die Gemeinschaft umso schöner. Man hat viel gelacht und man hat einfach in der Gesellschaft, in der Gemeinschaft einen schönen Tag gehabt. Dann gibt es wiederum Yachten, die sind sehr, sehr sportlich. Bei denen sagt man, Mensch, das war wirklich ein toller Tag. Ich hatte einen riesen Adrenalinkick über zwei, drei Stunden. Aber eines haben alle Yachten dieser Welt gemeinsam. Man fährt nach Hause und denkt sich, Mensch, das war ein schöner Tag.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Lieber Philipp, das war ein Plädoyer für die Jagdreiterei. Vielen Dank für deine Zeit und vielleicht haben wir den ein oder anderen jetzt begeistern können, auch nochmal eine Jagd zu reiten.
[SPEAKER 1]Ja, ich bedanke mich nochmal an dieser Stelle und danke, dass es ein, wie in deinen Worten, Plädoyer war und ich hoffe, ich habe dafür plädiert, dass du demnächst auch wieder eine Jagd reitest.
[SPEAKER 2]Ja, vielleicht musst du noch mal eine Rückkehr geben. Vielleicht nicht im Ronneburger Hügelland, da bin ich ein bisschen mehr im Norden.
[SPEAKER 1]Ja, da gibt es ganz viele Jagden.
[SPEAKER 2]Es war wirklich sehr, sehr schön. Und falls jemand aus dem Ronneburger Hügelland zuhört, fahrt da mal hin. Es ist wirklich schön.
[SPEAKER 1]Sehr gut.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Vielen Dank, lieber Philipp. Und alles Gute.
[SPEAKER 1]Danke dir. Ebenso.
[SPEAKER 2]Diese Folge wurde produziert von Mara Landwehr, vorbereitet von Josefine Lindner. Mein Name ist Christian Kröber und wir freuen uns, wenn ihr uns inspiriert mit euren Vorschlägen für Podcast-Gäste. wears.com slash podcast, dort ist ein kleines Formular, das könnt ihr ausfüllen und dann möglicherweise wird auch einmal euer Vorschlag hier bei uns zu Gast sein im Podcast. Ansonsten freuen wir uns auch über jede positive Bewertung, zum Beispiel auf Spotify. Das war’s von uns am heutigen Tage. Bis bald.