#150 Influencerin Mira Müller-Steinmann über ihren Weg in den Dressursport
Mira Müller-Steinmann lebt mit ihren Pferden im Norden Deutschlands. Viele kennen sie aus den sozialen Netzwerken, in denen die täglich tausende Zuschauer mit durch ihren Alltag nimmt. „Ich musste mir das alles selbst erarbeiten, ich glaube das macht mich auch ein bisschen aus.“, erzählt sie im Gespräch mit Christian Kröber.
In dieser Folge des wehorse-Podcasts sprechen Christian und Mira über ihren Weg in den Dressursport. Außerdem geht es auch um weitere Themen wie den aktuellen Stand der Pferdezucht und die Talentförderung im Reitsport.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Heute zu Gast Dressurreiterin und Influencerin Mira Müller-Steinmann.
[SPEAKER 1]Ich glaube, das ist irgendwo tatsächlich ein Problem, wenn man es so nennen will, dass ich so viel im Sport lebe und das so gerne will, denn die Möglichkeiten habe ich durch Social Media. Aber meine berufliche Karriere könnte mitunter noch besser laufen, wenn ich nicht so viel Zeit im Stall verbringen würde. Herzlich willkommen beim Wehorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 2]Vor wenigen Wochen war ich hier im Norden unterwegs, ganz in der Nähe Hamburgs, nämlich in Kiel, genauer gesagt in Gettorf. Da lebt Mira und wir saßen dort ganz lauschig zusammen auf der Wiese oder beziehungsweise auf so einem kleinen Rasenstück und haben auf die Wiese geguckt, wo die Pferde gerade unterwegs waren und haben eigentlich eine große Reise durch Miras Welt gemacht. Ich hab währenddessen ganz am Ende auch noch gelernt, sie betreibt unter anderem den Stall ja selber, in dem die Pferde sind, das war mir vorher gar nicht klar. Und sie ist ja Podcasterin, Influencerin, Ressortreiterin. All diese Themen haben wir abgedeckt und auch ihre Meinung zu verschiedenen Dingen, Zukunft der Turnierwelt oder auch der Zucht, Dinge, die wir immer wieder hier im Podcast besprechen, sind da zur Sprache gekommen. Also ein ganz rundes Ding, wie ich finde und ich wünsche euch viel Spaß. Wir starten rein. Auf geht’s. Hi Mira.
[SPEAKER 1]Hi.
[SPEAKER 2]Schön, dass du da bist. Wir sitzen hier in der Sonne, blicken quasi auf die Pferde und wir sind in Schleswig-Holstein, nämlich dort, wo du mit deinen Pferden beheimatet bist, wo du quasi deine reiterliche Heimat hast hier.
[SPEAKER 1]Ja, genau.
[SPEAKER 2]Und wir wollen heute ein wenig über dich plaudern, wie du dahin gekommen bist, wo du heute bist und was du eigentlich so machst. Das Spannende ist, du reitest inzwischen auf Grand Prix Niveau und hast quasi deinen Traum auch zum Beruf gemacht.
[SPEAKER 1]Total, ja. Frage ist, wo fängt man da so ein bisschen an? Ich kann ja mal bei meinem jetzigen Berufsbild anfangen, würde man jetzt als Content Creator oder Influencer auch gerne bezeichnen.
[SPEAKER 2]Man sagt aber heutzutage doch eher Content Creator inzwischen, oder? Ist nicht Influencer so ein bisschen outdated?
[SPEAKER 1]Ja, ich glaube, man verpackt es lieber als Content Creator, weil es besser klingt und vielleicht noch ein bisschen mehr umfasst.
[SPEAKER 2]So ein bisschen fanziger, ne?
[SPEAKER 1]Genau, finde ich auch. Also ich bin damit eigentlich relativ mit allem offen. Ja und tatsächlich ist das so ein bisschen die Grundlage für das alles, was ich heute machen kann, denn nur dadurch habe ich die Möglichkeiten, wirklich meine Tage nach den Pferden zu richten oder mit den Pferden zu gestalten und da so frei in der Wahl zu sein. Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
[SPEAKER 2]Was aber auch total das Privileg ist, oder? Weil das hätte ja vor 15 Jahren theoretisch gar nicht möglich sein können. Da hättest du entweder Profireiterin sein müssen oder halt das als Hobby betreiben. Ist schon auch mega cool, stell ich mir vor.
[SPEAKER 1]Total. Und ich glaube, dass ich da auch mitunter Glück gehabt habe, da so reinzuwachsen. Denn als ich damit angefangen habe, vor mittlerweile fast zehn Jahren, würde ich sagen, damals aber noch in total kleinem Hobbystil bei Facebook, dass ich dadurch einfach die Chance hatte, da groß zu werden und vor allem das auch zu nutzen. Und ja, totales Privileg auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Es ist ja schon, wir haben ja immer mal wieder Menschen, die auch über Reichweiten verfügen hier bei uns im Podcast. Es ist ja auch schon interessant, dass so ein Weg und so ein Lebenslauf, dass wir hier an dem, guck mal heute ist ein Donnerstag um 10 Uhr, normalerweise viele andere sind jetzt in Anführungsstrichen auf der Arbeit und wir sitzen hier in der Sonne und nehmen einen Podcast auf. Das ist ja schon auch erstaunlich, dass so ein Weg auch entstehen kann.
[SPEAKER 1]Wollte gerade sagen, wobei auch unser Treffen ja heute für mich ein Teil meiner Arbeit ist. Und deshalb ist vormittags dafür immer am besten. Aber ja, ich weiß, was du meinst. Andere müssen das außen rum planen, weil die Fernlern eben doch nur das Hobby sind. Für mich ist es, ja, Hauptjob, wenn auch nicht so wie bei einem gewöhnlichen Profireiter, sag ich mal, sondern ein bisschen anders aufgezogen.
[SPEAKER 2]Du kommst ursprünglich aus Kiel, hier aus Schleswig-Holstein. Und ich glaube, wenn man so von außen drauf schaut, wahrscheinlich gruppiert sich alles so um den Traum einmal hoch in der Dressur raten zu können, oder? Ist das so der Nukleus?
[SPEAKER 1]Der Traum ist gewachsen, total. Aber ich hatte den nicht immer. Und ich glaube, das macht mich auch so ein bisschen aus, dass ich nicht schon in jungen Jahren… Ich hatte keine Ponyzeit. Ich bin das erste Mal mit meinem ersten Pferd, mit dem ich jetzt auch Grand Prix reite, überhaupt Turnier geritten. Mit 15, 16, glaube ich. Und musste mir das alles total selbst erarbeiten. Also ich hatte familiär da keine Unterstützung und Know-how. Ich habe das mit Freunden zusammen gemacht. Und für mich war damals allein schon der Traum riesig, mit 14 Jahren das erste Pferd zu haben, den ich jetzt ja immer noch habe. Und ich würde mich damals als klassische Freizeitreiterin betrachten. Für mich war auch einfach die Zeit und das Budget nicht da. Und ursprünglich wollte ich sogar auch ganz gerne mal springen. Also der Traum ist irgendwann gewachsen.
[SPEAKER 2]Hauptsache irgendwas mit Pferden.
[SPEAKER 1]Hauptsache irgendwas mit Pferden. Ein eigenes Pferd wäre ganz wichtig. Groß muss es sein, damit es hochspringen kann.
[SPEAKER 2]Gut, hier in Schleswig-Holstein, das ist ja auch ein Springreitergebiet ein bisschen. Als Dressurreiterin bist du ja, ich will nicht sagen Outsiderin, aber das ist ja schon eher der seltene Fall.
[SPEAKER 1]Das stimmt, hier sind auf jeden Fall ein bisschen weniger. Der Traum ist ein bisschen gewachsen mit meinem damaligen Trainer, den hatte ich seitdem ich so 16 war, glaube ich. Der kam eigentlich aus der Vielseitigkeit, aber mit dem zusammen bin ich von A bis S Dressur gekommen und der hat so an uns geglaubt. Und das hat mir wahnsinnig viel gegeben und ich hatte schon immer Spaß am Dressurreiten, aber ich habe mich gar nicht getraut zu träumen. Nach drei, vier Jahren junger Pferdebesitzerin habe ich dann schon still und heimlich mal davon geträumt, mal eine Estrusso zu reiten. Aber dass es danach auch noch weitergeht, das waren immer Trainer und Außenstehende, die da an uns geglaubt haben und mittlerweile glaube ich auch selber dran.
[SPEAKER 2]Bevor wir dazu kommen, was quasi heute ist, wie ist denn so dein Background? Erzähl mal, du sagst gerade mit 14 das erste Pferd. Kommst du aus einem reiterlichen Background?
[SPEAKER 1]Nee, gar nicht. Also meine Eltern haben beide nichts mit Pferden am Hut. Mein Vater ist früher wohl mal geritten und blöd gestürzt und deshalb da nicht mehr so begeistert gewesen. Aber ich hab das dann irgendwann geschafft, meine Eltern dazu zu überreden. Ich meine, da war ich sechs Jahre alt, dass ich mal in den Ferien auf so einen Ponyhof durfte.
[SPEAKER 2]Bitte, bitte, bitte.
[SPEAKER 1]Bitte, bitte, genau. Hab da ohne Sattel im Gelände reiten gelernt. Und das war dann aber nur so ein Feriending. Also bis ich zehn, elf, zwölf war, war ich immer nur in den Ferien, Oster- und Sommerferien, vielleicht noch Herbstferien, auf so einem Ponyhof. Und später hatte ich dann meine Reitbeteiligung. Aber dieses richtig Klassische in der Reitschule, reiten, wöchentlich Unterricht nehmen, das hatte ich irgendwie nie.
[SPEAKER 2]Werbung. Vom 5. bis zum 7. Mai findet ein absoluter Klassiker im Sportkalender statt. Das Pferdefestival Redefin verbindet Spitzensport mit kulturellem Erbe vor dem riesigen, imposanten und wirklich beeindruckenden Portal des traditionellen staatlichen Landgestüts Redefin in Mecklenburg-Vorpommern. Das Ganze ist gut eine Stunde südöstlich von Hamburg gelegen und dort gibt es Springreiten, Dressurreiten, eine tolle Ausstellung, vieles, vieles mehr. Und wirklich in dieser großartigen Kulisse vor diesem Portal. Ich selber war auch schon einmal da. Es ist wirklich extrem schön. Und das Ganze ist heute aus der Kategorie Veranstaltungstipps bei uns. Also, falls ihr im Norden seid und vom 5. bis zum 7. Mai noch nichts vorhabt, schaut mal vorbei unter www.pferdefestival-redefin.de Werbung Ende. Und dann kam es aber trotzdem, dann das erste Pferd oder das Pony und damit begann die Rase.
[SPEAKER 1]Genau, das erste Pferd war ja eben mein Samba, den ich jetzt immer noch habe.
[SPEAKER 2]Stimmt, du hast ja gerade erzählt, es gab ja gar keine Ponyzeit.
[SPEAKER 1]Ne, genau, ich habe keine Ponyzeit, ich kann gar nichts. Und ich glaube, was uns auch so ein bisschen besonders macht, ist, dass mein Samba ein Pferd ohne eingetragene Abstammung ist. Den habe ich dreijährig frisch kastriert, von Privat damals bekommen. mal unabhängig davon, dass das überhaupt gar kein geeignetes Springpferd ist, war das damals mein Ziel, mit dem irgendwann mal zu springen.
[SPEAKER 2]Und ist dann doch alles ziemlich anders gekommen.
[SPEAKER 1]Genau, total. Also wir sind auch ein bisschen gesprungen und es war auch ursprünglich mal der Plan, auch auf dem Turnier bis L zu starten. Das hat sich dann so ein bisschen erledigt, aber wir sind weit oben abplatziert. Ich glaube, ewiger Zweiter waren wir auch da. Im Springen, ja. Aber genau, als ich dann irgendwann gemerkt habe, okay, in der Dressur geht’s voran, als es dann Richtung M-Dressur ging und auch dann eine einzige M zwei Sterne, die wir mal geritten sind, da habe ich gesagt, okay, wir springen noch ein bisschen zu Hause, aber auf dem Turnier lasse ich das bleiben, weil das für den dann doch ein bisschen viel wurde.
[SPEAKER 2]Und inzwischen wart ihr unter anderem im U25 Derby in Hamburg am Start. Vierte sogar.
[SPEAKER 1]Wahnsinn, genau, vierte. Wir haben knapp das Finale verpasst, aber da war ich ehrlicherweise auch nicht so traurig drum, habe ich mir zumindest eingeredet, weil das Finale ja bedeutet Pferdewechsel.
[SPEAKER 2]Ist bei U25 auch so, ne?
[SPEAKER 1]Ja, genau. Die ersten drei, die kommen dann noch ins Finale und jeder muss jedes Pferd einmal reiten und das finde ich für die Pferde und dann noch in der Kulisse schon sehr, sehr anspruchsvoll und da ich an diesem Pferd wirklich Mit meinem ganzen Herzen hänge, war ich da natürlich nicht ganz so traurig, dass er das dann nicht machen musste. Und Vierter ist echt total cool. Also dadurch, dass ich eben nicht wie alle anderen oder viele andere klassisch Ponyzeit, viele andere Pferde, viel Turnier geritten bin, war das für mich eh alles wahnsinnig aufregend und das ist auf jeden Fall eines der Highlights, die wir zusammen erleben durften.
[SPEAKER 2]Ja und viele sind bei diesem Thema Pferdewechsel echt kritisch. Früher war das ja Standard, so bei Berufsreiter-Championaten gibt es das glaube ich bis heute. Aber es ist einfach noch eine Herausforderung.
[SPEAKER 1]Total, wobei ich sagen muss, ich hatte vorher wahnsinnig Respekt davor und habe das auch sehr, sehr kritisch gesehen, aber ich habe mir das Finale dann natürlich letztes Jahr in Hamburg angeschaut und die drei Reiterinnen haben das wahnsinnig gut gemacht. Total fair, super toll mit den Pferden und die Abreitezeiten, die Vorbereitungszeiten und das Einfinden mit dem neuen Pferd sind ja wahnsinnig kurz gehalten.
[SPEAKER 2]Das sind so fünf Minuten, fünf, sechs Minuten, glaube ich.
[SPEAKER 1]Ja, ich meine so. Auf jeden Fall echt nicht lang. Lass es zehn sein, genau weiß ich es gerade nicht mehr. Auf jeden Fall Absolut in Ordnung. Und dadurch war das total spannend anzuschauen, weil die das wirklich sehr gut mit den Pferden gemacht haben.
[SPEAKER 2]Wann hast du das erste Mal gemerkt, so dieser Traum, vielleicht doch mit Samba zu hören, weinen zu kommen, Richtung Ess zu kommen, dass sich das materialisieren könnte?
[SPEAKER 1]Ja, ich glaube, als die Wechsel immer einfacher wurden, die fliegenden Wechsel, das ist ja für viele eine Hürde, habe ich gemerkt, okay, das fällt dem gar nicht schwer und wenn die Serienwechsel klappen, dann wird halt auch es und gegebenenfalls mehr was und für mich war dann, Ich weiß auch nicht. Also irgendwie habe ich immer, vielleicht auch durch mein noch junges Alter immer noch und da sowieso, dass ich nie so groß gedacht habe, sondern mich immer so wahnsinnig über das jetzt gefreut habe und so dankbar für die Möglichkeiten war, dass ich gar nicht selber auf die Idee kam zu sagen, ja und in ein paar Jahren reiten wir auf jeden Fall Grand Prix. Ich habe dann, als wir glaube ich die erste S-Saison hatten, durch einen Zufall den Trainer gewechselt und der hat uns als Paar, also mich und mein Pferd kennengelernt und hat gesagt, das ist ein Grand Prix Pferd. Und ich war so, äh. Naja, also noch total ungläubig.
[SPEAKER 2]Aber der hatte das Auge da.
[SPEAKER 1]Genau, der hat das Auge definitiv und der hat auch Recht behalten. Also ja, und das wird jetzt ja hier jetzt unsere erste Grand Prix Saison. Man muss dazu sagen, ich bin bisher unter zwei Kurs Grand Prix geritten. Das ist natürlich selbes Niveau, aber jetzt nicht Grand Prix, Grand Prix. Also da gibt es ja noch einen kleinen Unterschied. Aber das ist auf jeden Fall für diese Saison geplant und weit ist der Schritt dann ja auch nicht mehr.
[SPEAKER 2]Obwohl das Spannende ist ja, dass der, dass das Gap zwischen der Sankt-Georg-Tour und Inter 1 und dann Inter 2, das ist doch relativ hoch. Das glaubt man nicht, das sind fast wie zwei Sportarten, finde ich.
[SPEAKER 1]Total, genau. Das Reiten ist auch ein ganz anderes. Das habe ich auch lernen müssen und lerne es noch, dass man da wirklich nochmal ganz anders, viel aktiver und selber auch viel sportlicher und schneller im Denken sein muss. Und die Lektionen in Inter 2 sind ja genau dieselben wie in einem Grand Prix auch, nur in vielleicht noch einer etwas einfacheren Aneinanderreihung.
[SPEAKER 2]An der Abfolge nicht so schnell.
[SPEAKER 1]Im Kurzkompris sind es genauso 15 Einer-Wechsel. Also das ist schon sehr ähnlich, nur eben ein bisschen andere Abfolge. Nicht ganz so lang, meine ich. Und da sind wir jetzt noch nicht mehr weit entfernt von, aber ein bisschen warten wir noch.
[SPEAKER 2]Und das Spannende ist ja auch, viele Reiter scheitern ja an der Hürde. Also es gibt viele, die kommen relativ schnell dann so auf dieses St. Georg-Niveau und Inter 1 und dann ist es wirklich noch eine Hürde. Und das ist ganz spannend auch zu beobachten, dass viele diese Hürde nicht schaffen. Also es ist ja… Weil du brauchst das Pferd, das ja auch dann so diese Versammlungsfähigkeit und für Pi und Pa und Einerwechsel und so hat. Das ist eine Herausforderung.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall. Ja, wollte gerade sagen, ich glaube, dass viele Pferde oder auch viele Pferd-Reiter-Paare sich mit den Einerwechseln wahnsinnig schwer tun und da auch einfach viele Jahre brauchen. Dann hat man mit Pferden ja auch immer mal sportliche Ausfälle vielleicht, wenn man Pech hat. Ja, aber wir haben das geschafft.
[SPEAKER 2]Aber du bist ja dann erstmal so den ganz normalen Weg gegangen. Du hast Abi gemacht, Studium und so weiter. Also dass du jetzt hier fulltime von den Pferden und von der Arbeit lebst, hat sich ja erst dann eingestellt.
[SPEAKER 1]Genau, also es lief schon so ein bisschen nebenbei. Ich glaube, es hat angefangen, als ich mein Abitur gemacht habe, 2016, dass es so ein ganz netter Nebenjob war. Und mir war aber ganz wichtig, dann auf jeden Fall zu studieren und da auf jeden Fall was Handfestes zu haben, wie meine Oma sagen würde. Und das habe ich im Mai 20… 21 oder 22? Muss ich jetzt überlegen.
[SPEAKER 2]Mein Studium ist… Also hier auf meinem kleinen Zettelchen steht 2022.
[SPEAKER 1]Okay, na gut, dann erst ein knappes Jahr.
[SPEAKER 2]In Klammern Bachelor.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Gut, dass du es besser weißt als ich. Also mein Studium habe ich dann im Mai letzten Jahres. Und ich habe auch lange noch überlegt, ob ich jetzt noch einen Master dran hänge, habe ich erstmal nicht gemacht, weil ich so viel zu tun habe, dass ich das gar nicht vernünftig gerade machen könnte und deshalb habe ich das erstmal ein bisschen weggeschoben, aber ich denke, das ist auch in Ordnung. Viele brechen ihr Studium sogar ab oder machen gar keins, um dann Social Media als Hauptberuf zu machen und das war mir eben wichtig, dass ich das nicht mache, sondern dass ich eben ein Studium habe. Ich habe Volkswirtschaftslehre studiert.
[SPEAKER 2]Wie beginnt man dann? Lass mich das noch ein bisschen genauer fassen. Wie hast du die Entscheidung gefällt zu sagen, okay, nach dem Studium, ich werd jetzt nicht in Anführungsstrichen in ein Unternehmen gehen und da von 9 bis 17 Uhr arbeiten und dafür Geld bekommen, sondern diesen Influencer-Weg zu gehen und damit auch Geld zu verdienen. Weil das ist ja einmal das zu sein, das andere ist damit ja auch ein kleines Unternehmen aufzubauen.
[SPEAKER 1]Ja ich glaube das war sehr einfach für mich diese Entscheidung zu fällen und gar nicht so drastisch, weil es ja die ganze Zeit schon nebenbei lief. Also ich habe ja wie gesagt schon mit dem Abi so ganz bisschen angefangen da wirklich auch ein bisschen Einkommen zu generieren und das ist natürlich stetig gewachsen und dementsprechend auch die Idee neben dem Studium zu sagen, okay ich mache das dann nach Vollzeit und So richtig gefestigt hat sich das natürlich mit Ende des Studiums und auch damit, dass die Familie immer gefragt hat. Die fragen ja immer so, ja und was machst du dann, wenn du dein Studium abgeschlossen hast?
[SPEAKER 2]Diese schönen Fragen am Weihnachtstisch, was machst du jetzt eigentlich?
[SPEAKER 1]Am Anfang habe ich dann natürlich immer noch gesagt, ja, weiß ich nicht so genau und desto konkreter das wurde, dass das wirklich Sinn macht und da ich auch zum Ende meines Studiums tatsächlich schon die Managerin dazu geholt hatte und es musste, weil ich eben, glaube ich, Ich weiß gar nicht, wie viele Pferde hatte ich zu dem Zeitpunkt. Ich glaube auch schon drei. Und dementsprechend musste ich mir einfach Unterstützung suchen, die mir hilft, da Aufträge anzunehmen, meinen Mailverkehr zu organisieren, Telefonate für mich zu machen, damit ich überhaupt das alles bewältigen konnte. Und damit war dann ja schon klar, dass das irgendwie nicht mehr nur ein Ein-Mann-Job ist und das Sinn macht, das weiterzumachen.
[SPEAKER 2]Inzwischen ist sogar eine Drei-Mann-Show, glaube ich, besonders eine Frau-Show.
[SPEAKER 1]Genau, mittlerweile eine Drei-Mann-Schau oder Zwei-Frau-Ein-Mann-Schau. Ich hab meine Managerin Josefin und Luca, der mir mit den Pferden hilft, ursprünglich mal als Groom bei mir begonnen, macht er natürlich noch sehr viel mehr und hilft mir.
[SPEAKER 2]Das hört sich bei euch im Podcast, dass der nicht nur Groom ist, der macht auch deinen TikTok.
[SPEAKER 1]Ja, jetzt neuerdings, das ist so ein kleines Projekt, wobei, genau, wir machen das so ein bisschen zusammen, aber er pusht das so ein bisschen und ich brauche das auch manchmal, dass man sagt, hey, komm, mach das doch mal, du kannst das noch nutzen, weil ich dann eben doch mich sehr gerne und sehr viel den Pferden widme und das ganze Social Media zwar mache, aber das auch brauche, dass das jemand für mich managt und ja, der Luca hilft mir dann da und Topf jetzt auch so ein bisschen und der hat auch Bock drauf und dann soll er das gerne auch mitmachen, ja.
[SPEAKER 2]Wenn man mit vielen Athleten spricht, gerade jetzt im Zuge auch oder im Kontext von Social Media, die sagen, naja, wir haben eigentlich keine Zeit uns um das Thema zu kümmern, um Leuten zu zeigen, wie wir zu Hause arbeiten. Du hast ja gerade selber gesagt, eigentlich reite ich ja und Social Media mache ich halt auch. Ist das eine schwierige Balance, die du treffen musst? Die Diskussion hatten wir auch hier schon mal im Podcast. Es gibt zum Beispiel wenige große Athleten-Accounts. Jessica von Bredow-Werndl und Inge Klümpke, das sind so die beiden, die sofort einfallen.
[SPEAKER 1]Richtig, wobei die ja trotzdem nicht sehr vergleichbar mit mir oder anderen Influencern, sag ich mal, jetzt arbeiten. Die zeigen viel, die haben große Accounts, aber es ist ja nicht so persönlich, würde ich sagen.
[SPEAKER 2]Genau, die nehmen nicht so mittäglich.
[SPEAKER 1]Genau, das ist nicht das klassische Influencer-Bild, was man sich vorstellt. Ja, das ist mir auch schon mehrfach aufgefallen, dass es nicht so viele wirklich erfolgreiche SportlerInnen gibt, die das machen. Ja, ich glaube, das ist irgendwo tatsächlich ein Problem, wenn man es so nennen will, dass ich so für den Sport lebe und das so gerne will, denn die Möglichkeiten habe ich durch Social Media. Aber meine berufliche Karriere, sag ich mal, könnte mitunter noch besser laufen, wenn ich nicht so viel Zeit im Stall verbringen würde. wenn ich einfach mehr Zeit hätte, um Projekte zu planen, umzusetzen und eben nicht mit dem so zuvielten Pferd zum Training fahre. Aber das will ich aktuell einfach in Kauf nehmen, weil mir das wahnsinnig Spaß macht und ich mir immer denke, wie lange werde ich das machen können. Vielleicht ist das mit den Pferden auch nicht immer so möglich und deshalb nutze ich das jetzt, versuche mich aber trotzdem ein bisschen zu begrenzen. Ich hatte jetzt eine Zeit lang sogar fünf Pferde. Das hat sich jetzt innerhalb relativ kurzer Zeit auf fast drei, auf Dienstag drei minimiert oder dreieinhalb. weil ich eins eben noch zum Teil reite und das ist dann schon deutlich angenehmer, vor allem mit Lukas Hilfe, weil es dann auch mal so ist, dass ich mal entweder einen Tag nicht in den Stall fahren müsste oder halt eben einen halben Tag übrig habe, weil aktuell ist das eigentlich ein Fulltime-Job im Stall und das obwohl ich Unterstützung habe. Und ohne meine Managerin würde ich da mit Social Media total hinterherhängen und so ist es halt echt so, dass ich noch lange bis in die Abendstunden da was machen muss, nie einen freien Tag habe und das ist ja auch so ein bisschen das Problem an Selbstständigkeit, dass man sich da selber organisieren und zurücknehmen muss und das fällt mir aktuell wahnsinnig schwer, weil ich alles sehr, sehr, sehr gerne mache, aber ich natürlich trotzdem merke, dass das einfach zu viel ist.
[SPEAKER 2]Wirst du von anderen Reiterinnen und Reitern angesprochen? Wahrscheinlich würde ich jetzt mal tippen, du vereinst mehr Follower als 75% der Reiter, die in den Top 20 der Weltrangdiskussion reiten. Die haben alle weniger als du.
[SPEAKER 1]Ja.
[SPEAKER 2]Wirst du von denen angesprochen, die sagen mal, hey, sag mal Mira, wie mach ich denn das hier eigentlich?
[SPEAKER 1]Weiß ich gar nicht. Also ich habe mich irgendwann vor Jahren tatsächlich mal in Aachen mit Jessica von Bruno Werner drüber unterhalten, aber das war es dann auch. Also ansonsten ist das natürlich so, dass ich mittlerweile auch mit einigen wirklich Profisportlern, per Du es vielleicht ein bisschen übertrieben, das macht man ja sowieso in der Regel, dass man sich duzt, aber man sich vom Gesicht her kennt und auch mal Hallo sagt und so weiter, aber Social Media ist für die meisten da ja gar nicht so das Thema, weil ich denke die haben da, ja sag ich mal ein ähnliches Problem wie ich, dass die einfach gar keine Zeit dafür haben. Also es wäre natürlich super interessant und clever das da zu machen und sich da aufzustellen, aber die wenigsten machen es. Also Social Media ist tatsächlich im Turniersport für mich in dem Teil meines Lebens nicht so Thema. Also ich mach das halt und ich bring das unter. Aber ich würde da auch eigentlich ganz gerne noch mehr Tiefe reinbringen, da noch mehr hinter den Kulissen und so weiter zeigen, weil ich es könnte. Aber Thema ist das so richtig bisher nicht. Nein, also das ist irgendwie so ein bisschen die andere Welt. Also dann wirklich Turniersport. Da ist eben der Sport der Mittelpunkt und nicht Social Media, für mich zumindest.
[SPEAKER 2]Was sind sportliche Ziele von dir?
[SPEAKER 1]Na ja, ich würde sagen auf jeden Fall Grand Prix, auch wirklich dann reiten, hoffentlich auch erfolgreich reiten. Und im nächsten Jahr würde ich auch gerne in den internationalen Ressort Sport starten.
[SPEAKER 2]Was heißt das konkret?
[SPEAKER 1]Naja, also es gab jetzt ja die letzten Jahre, die wirst du auch kennen, diese Almersee-Tour zum Beispiel.
[SPEAKER 2]Eine Amateur-Tour ist das, glaube ich.
[SPEAKER 1]Genau, eine Amateur-Tour. Das heißt so, weil alle, die zwar nationale Erfolge haben, aber international nicht gestartet sind, die können natürlich nicht einfach beim Hamburger Derby jetzt plötzlich Derby reiten, sondern da muss man auch ein bisschen Erfolge sammeln und diese Amateur-Touren, die sind nicht nur für wirkliche Amateure, sondern auch für Berufsreiter, aber eben für welche, die international neu einsteigen.
[SPEAKER 2]Die auch so reinwachsen.
[SPEAKER 1]Genau, diese Tour gibt es, also da fehlen halt einfach Ranglisten-Punkte. Diese Tour gibt es dieses Jahr leider nicht, sonst wäre das in diesem Jahr auch schon für uns interessant gewesen, weil die Eimersee-Tour eben genau diese Inter-2-Kurz-Grand Prix-Prüfung beinhaltet. Gibt es dieses Jahr leider nicht. Irgendwo schade. Andererseits für uns auch eine Chance, wirklich dieses Jahr mit Grand Prix zu starten und dann national nochmal mehr Erfahrungen zu sammeln und dieses Jahr für Training auch viel zu nutzen. Ja, beim nächsten Jahr wäre dann international Ziel und mit dem Samba und mit meinem Nachwuchspferd, mit dem Dino, wäre auf jeden Fall irgendwo das Ziel, wenn er das nervlich packt, nächstes Jahr in Jungpferde-S zu starten.
[SPEAKER 2]Wir sitzen hier auf der Wiese und gucken auf die Koppel der Pferde hier und was, finde ich, sofort ins Auge fällt. Die Pferde hier bei dir, die werden echt, oder wo du deine Pferde stehen hast, gut und robust gehalten.
[SPEAKER 1]Robust, ja stimmt, irgendwie schon. Ja, das ist glaube ich auch noch sowas, was mir extrem wichtig ist und was ich mir auch so ein bisschen zur Lebensaufgabe gemacht habe, das halt wirklich da als Social Media zu nutzen, um das zu zeigen, dass eben auch Sportpferde wirklich meiner Meinung nach artgerecht gehalten werden, indem sie halt mindestens zwölf Stunden draußen sind, Sommer wie Winter, und das im Herdenverband. Wir haben hier eine geschlechtergetrennte Herde. Also nur Wallache, aber die leben hier auf, finde ich, großem Raum mit vielen zusammen. Da vorne sieht man auch gerade, wie die zusammen spielen. Es ist mir wahnsinnig wichtig, dass meine Pferde hier den ganzen Tag im Herdenverband draußen sind. Und das ist halt, glaube ich, das, was ich so aus meinen Anfängen noch habe, dass ich als Freizeitreiterin quasi aufgewachsen bin und da das gesehen habe und das sich für mich nie ergeben hat, warum man Pferde, die sportliche Leistung erbringen, in Boxen sperren muss. Ich denke mir gerade das, versuche ich mal realistisch zu sehen, ich bin meinem Sportpartner Pferd sehr, sehr dankbar dafür, dass er das leistet, was ich von ihm möchte und mit mir zusammen da in Prüfungen auf Turnieren kämpft. Aber deshalb ist es auch meine Aufgabe, alles rundherum so nett und fair wie möglich zu gestalten und da gehört eben für mich artgerechte Haltung dazu. Und das versuchen wir hier halt wirklich umzusetzen, dass die Pferde hier den ganzen Tag draußen sind. Die schlafen hier zusammen in der Sonne. Die sind im Sommer sogar 20 Stunden draußen. Meine Pferde kommen nur vormittags rein, damit ich zweimal Kraftfutter gewährleisten kann. Und ansonsten sind die im Sommer, wenn das Wetter nicht komplett schlecht ist, sehr, sehr viel draußen. Und es funktioniert. Also da ist keiner müde, da ist keiner unausgeglichen, da hat keiner Leistungsdefizite. Das funktioniert wunderbar.
[SPEAKER 2]Das typische Argument wäre jetzt, naja, die Verletzungsgefahr.
[SPEAKER 1]Richtig, das kann ich auch bei Profis mit wirklich Pferden mit Millionenwerten verstehen, aber auch da verstehe ich nicht, warum die Pferde nicht mindestens zu zweit und meinetwegen mit Steigermaschen und was weiß ich was draußen sein können. Und das halt auch den ganzen Tag. Also weil meiner Meinung nach, ja, das Verletzungsrisiko ist höher für Schlagverletzungen oder ähnliches, aber das in die Boxen einsperren, das sorgt ja für Sehnenverletzungen, Gelenksprobleme, weil die Belastung ja einfach viel zu drastisch ist. Die stehen 23 Stunden oder meinetwegen auch nur 20 Stunden in der Box und dann wird da Höchstleistung mit meistens auch wenig Aufwärmen verbunden. umgesetzt und das ist halt einfach viel, viel belastender für den Organismus Pferd, als wenn sie sich viel bewegen. Da gibt es auch Studien zu und ich habe auch das Gefühl, dass da ein großer Wandel passiert. Immer mehr Profis versuchen das auch umzusetzen, dass sie natürlich nicht ihre Pferde in der zwölfköpfigen Herde haben. Finde ich absolut in Ordnung, kann ich auch total verstehen. Das erwartet man auch nicht, aber ja, ein Halten mit zumindest zweier Konstellationen und viel draußen, finde ich, ist eigentlich für jedes Pferd machbar.
[SPEAKER 2]Und was auch spannend ist, du hast hier keine Halle. Nein. He he.
[SPEAKER 1]Wobei ich das immer gar nicht so schlimm finde. Alle anderen, die hierher kommen und so wie du das jetzt hier kennenlernen, die finden das meistens deutlich schlimmer als ich selbst. Denn das war für mich der Kompromiss hier. Den Stall, den habe ich ja gepachtet. Irgendwann ist natürlich mein großer Traum Pferde am Haus. Aber auch da ist es natürlich, wenn man nur noch die eigenen zu Hause hat, relativ unrealistisch, da eine Halle für fünf Pferde zu errichten. Deshalb haben wir hier versucht, einen Reitplatz zu bauen, der wirklich ganzjährig zu bereiten ist. Natürlich ist Regen trotzdem ein Faktor, den wir nicht abstellen können.
[SPEAKER 2]Regen ist ein Faktor in Schleswig-Holstein, wirklich. Das kann ich mir gar nicht vorstellen.
[SPEAKER 1]Und das auch gar nicht so selten. Nee, aber grundsätzlich, wenn man da abgehärtet ist, dann könnte man hier, glaube ich, an 360 Tagen im Jahr reiten. Nur Schnee ist eben auf unserem speziellen Reitplatzboden ein Problem, weil es aufstaut. Aber den Regen muss man nur selber aushalten und ich habe ja einfach den großen Vorteil, dass ich komplett flexibel bin in der Regel. Ich kann jeden Tag das Regenradar checken. Das ist mein bester Freund geworden und ich bin ein absoluter Wetterfrosch.
[SPEAKER 2]Ja wirklich?
[SPEAKER 1]Ja, ich kenne mich damit mittlerweile sehr gut aus. Ich werde selten nass und wenn es stärker regnen sollte, dann plane ich halt eben die Woche über schon, wie ich das mache, dass die Pferde entweder an dem Tag frei haben, sie können ja auch einfach mehr frei haben, weil sie eben so viel draußen sind, oder ich fahre eine Halle. Und dann haben eben die Sportpferde Priorität und die Jüngeren, die haben dann halt mal eine Woche frei. Also das kommt selten vor, aber das kann sein und damit fahren wir total gut. Natürlich ärgere ich mich drüber, wenn es hier tagelang regnet, aber für mich ist da der Kompromiss, dass es da für meinen Pferden wirklich sehr, sehr, sehr gut geht und ich hier mein Ding machen kann, einfach absolut vorteilhaft.
[SPEAKER 2]Wie sagt man im Norden hier, es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung? Ist das nicht so ein platter Spruch, den man so sagt?
[SPEAKER 1]Total, aber ich bin trotzdem ein totaler Schönwetter-Mensch. Das denkt man gar nicht, wenn man mich hier so sieht. Aber da muss man halt irgendwie dann auch einfach durch.
[SPEAKER 2]Vor einigen Wochen hatten wir im Podcast die amtierende U21 deutsche Meisterin im Springreiten, Clara Blau. Und da haben wir sehr viel über das Thema Durchlässigkeit des Sports gesprochen. Und Clara Blau und es gibt auch einige andere und du bist sicherlich auch ein Beispiel dafür. Dass der Sport durchlässig ist. Also mit Talent und harter Arbeit und auch ein bisschen einem Quäntchen Fortunen schafft man es von kleinerem Niveau auf höheres Niveau zu kommen. Glaubst du, dass der Sport und jetzt in deinem Fall der Dressursport wirklich durchlässig ist?
[SPEAKER 1]Ja, doch, ich glaube schon, weil ich ja auch an meinem Beispiel merke, dass man nicht unbedingt ein großes Budget haben muss. Klar dauert es bei mir länger. Ich war mit U21 sicherlich noch nicht so erfolgreich. Ich glaube, dass es aber vor allem die richtigen Leute um einen herum braucht, die an einen glauben, sei es die Eltern, sei es ein Trainer, um da voranzukommen. Aber dann, ich glaube, der Profisport ist nicht durchlässig, aber der Amateursport, der ja auch bis Grand Prix wie bei mir gehen kann, ist es, glaube ich, schon.
[SPEAKER 2]Warum ist aus deiner Sicht der Profisport nicht durchlässig?
[SPEAKER 1]Weil man schon in jüngstem Kindesalter wirklich gut reiten muss und gefördert werden muss, um ganz oben anzukommen.
[SPEAKER 2]Aber du könntest doch jetzt auch mit den Reichweiten und den Möglichkeiten, die du hast, wenn du jetzt sagst, hey ich hab vier Berittplätze oder ich hab, denk mal groß, du hast acht Berittplätze jetzt, die hättest du doch innerhalb von zwei Wochen geschlossen.
[SPEAKER 1]Das stimmt, aber ist das, also für mich wäre jetzt, um Durchlässigkeit im Profisport zu beurteilen, das Ziel so, ist es möglich für mich Olympia zu reiten? Und das würde ich ganz klar mit Nein beantworten, oder?
[SPEAKER 2]Ist schon eine Herausforderung, glaube ich.
[SPEAKER 1]Eine sehr große, ja.
[SPEAKER 2]
Es ist eine Herausforderung und die Frage, die wir uns ja auch da im Pferdesport stellen müssen ist, sollte es nicht eigentlich durchlässig sein. Auf jeden Fall. Weil wenn ich jetzt Fußballer bin und ich bin talentiert, da wird ja auch niemand sagen, kurz bevor du vor der Bundesliga stehst, ah nee, das ist hier ein abgeschlossener Bereich, da bitte erstmal die Checkkarte durchziehen. Hier vorne bitte.
[SPEAKER 1]
Nein, da finde ich ist der Reitsport wirklich ein negatives Beispiel, weil man wirklich schon sehr früh eben sehr viel erreicht haben muss und das kann man ja gar nicht nur mit einer Einmannkraft und da kommt natürlich darauf an, wo man eben dann das Ziel steckt. Also ich würde sagen, dass der Zug für mich auf jeden Fall abgefahren ist. Also Olympia reiten werde ich in diesem Leben nicht mehr.
[SPEAKER 2]
Das ist kein Ziel. Das steht nicht auf der Bucketlist.
[SPEAKER 1]
Naja, wäre schön, aber ich glaube davon ist man fernab. Zumindest in Deutschland. In anderen Ländern geht das vielleicht einfacher. Aber die Frage ist auch, was ändert man da? Da müsste man ja wirklich Sportförderung und Sichtungen deutlich offener gestalten, um da wirklich Talente zu sichten. Und das ist ja auch wiederum schwierig mit nicht dem entsprechenden Pferdematerial.
[SPEAKER 2]
Aber woran liegt’s? Liegt’s an der Politik? Liegt’s an fehlenden finanziellen Mitteln? Also ich verfolge das ja auch und ich frag mich das auch jetzt seit einigen Wochen, weil irgendwie dieses Thema so aufkam und ich das auch jetzt immer wieder mal Leute gefragt hab. Mensch, müsste es nicht eigentlich durchlässiger sein und Menschen mit Talent auch wirklich die Möglichkeit haben auf höchstem Level zu reiten? Ist ja eigentlich schon das Ding, ne?
[SPEAKER 1]
Ja, und also auf jeden Fall was, was man da ja verneinen kann. Also es funktioniert ja nicht. Und ich glaube, da spielt alles eine Rolle. Geld spielt eine Rolle, aber eben auch der Background. Also wer unterstützt mich, wenn man nicht sogar in eine Reiterfamilie reingeboren sein muss? Also ich meine, ich glaube, du kennst wahrscheinlich mehr Profis als ich, dass wenige davon ohne reiterlichen Background auf die Welt gekommen sind. Es gibt sicherlich welche, aber wenige, wo die Familie nicht sowieso schon geritten ist.
[SPEAKER 2]
Ich glaub sogar, dass das ein richtiges Problem ist. Weil dadurch entsteht, und das soll gar nicht geringschätzig gegenüber den Leistungen sein, die jetzt Leute erbringen, also das ist ja großartig, aber es verengt sich halt auf wenige Namen, die immer wieder kommen.
[SPEAKER 1]
Auf jeden Fall, genau. Und die auch ewig an der Spitze bleiben und man manchmal da auch ein bisschen skeptisch hinterfragen kann. Also ich finde auch, das ist auf jeden Fall ein Thema, weil natürlich wäre das schön, so groß träumen zu können, aber braucht man gar nicht. Da unterhalte ich mich auch viel mit meinem Freund und seinem Vater drüber. Die kommen aus dem Segelsport und da ist das nicht so unabdingbar, überhaupt nicht einmal Olympia zu segeln. Die sind da kurz davor, dass die 2024 Olympia segeln.
[SPEAKER 2]
Wirklich, dein Freund ist kurz davor in Paris mit dabei zu sein. Wow.
[SPEAKER 1]
Ja, es gibt noch zwei, drei Konkurrenten, aber in der Regel ja. Und das ist halt für die, ja, die segeln auch schon seitdem die klein und jung sind, aber das ist da jetzt nicht so, dass das ganze Leben danach gewidmet ist, sondern die machen das schon lange, ja. Definitiv eine sehr, sehr kostspielige Sache. Da ist auf jeden Fall Geld ein großer Faktor. Aber da würde ich mal behaupten, dass Geld die Lösung ist. Also dann hat da zumindest fast jeder eine Chance.
[SPEAKER 2]
Weil die Material brauchen einfach.
[SPEAKER 1]
Ja, genau. Und wenn man dann wirklich gut ist, dann braucht man auch nicht unbedingt selber mehr Geld, weil dann zahlen die Vereine das alle. Das ist bei uns ja auch nicht so. Da gibt es ja keine Regelung, dass Vereine und Sponsoren mir den Rennsport finanzieren. Und das ist im Segelsport, wo ich mich wirklich sehr, sehr schlecht auskenne. Aber deutlich besser und einfacher, wenn die einen Kaderstatus haben, dann haben die keine eigenen Kosten mehr.
[SPEAKER 2]
Und das ist, glaube ich, wirklich eine Herausforderung, insbesondere in Deutschland, um Menschen auch wieder dafür zu begeistern, sportlich aktiv zu sein.
[SPEAKER 1]
Auf jeden Fall, ja. Und da muss der Reitsport, glaube ich, auf jeden Fall was tun, denn es ist ja nicht nur, dass es vielleicht dann nicht durchlässig ist, sondern eben auch, dass das Reiten nicht immer so im guten Licht steht.
[SPEAKER 2]
Da haben wir jetzt mit WIOS in der letzten Woche mit dem Courage Award zum Beispiel was getan. Warum glaubst du, dass das der Fall ist, dass der Pferdesport eben nicht in diesem guten Licht steht. Also Diskussionen, da werde ich schon seit 10 Jahren fragen mich Leute, warum ist das eigentlich so? Und ich hab mal eine bessere, mal eine schlechtere Antwort. So richtig den Oberkluh bring ich auch nicht immer raus. Wie ist deine Sicht da drauf?
[SPEAKER 1]
Ich glaube, unser Problem im Reitsport ist einfach, dass wir mit Lebewesen arbeiten und deshalb ja einfach so in der Kritik stehen können, weil Außenstehende teilweise überhaupt nicht nachvollziehen können, warum wir das tun, warum wir die Pferde, ja, was heißt dazu zwingen, aber mit den Pferden zusammen sportlich unterwegs sind. Jeder weiß, dass Reisen und der Turniersport für Pferde Stress ist und trotzdem machen wir das. Und warum machen wir das, ist halt für viele Ausstehende die Frage und ich kann das gut nachvollziehen. Genau das ist eben der Grund, weshalb ich gute Haltung so enorm wichtig in den Fokus stellen will, weil faires Reiten ist das eine, aber faire Haltung das andere, weil das für mich immer die Entschuldigung und Wiedergutmachung dafür ist, dass ich meinem Sportpartner Pferd Leistungen abverlange und erwarte, dass es für mich sich stressige Situationen aussetzt, um für mich zu leisten und deshalb Ja, kann ich da schon Außenstehende sehr gut verstehen. Ich habe halt auch mit vielen Nicht-Reitern durch meinen Freund und Familie und eigene Familie zu tun. Und da ist das immer so mein Punkt, wenn die fragen, ja, macht den Pferden das denn überhaupt Spaß? Dann sage ich so, naja, das ist halt deren Job. Mir macht auch nicht alle Spaß, was ich machen muss, aber das ist halt deren Job. Aber deshalb muss ich halt auch für den Ausgleich sorgen.
[SPEAKER 2]
Aber schwingt da nicht auch so ein bisschen vorgeschoben mit drin, naja, eigentlich sollten wir das gar nicht machen. Ja, auf jeden Fall. Wenn du jetzt schaust in die Zucht, da würde ich sagen, dass die meisten Pferde sind dafür gezüchtet, sportlich aktiv zu sein.
[SPEAKER 1]
Das finde ich aber auch ein Problem, muss ich sagen. Ja, weil immer mehr Freizeitreiter sehr gute Pferde haben, denen sie gar nicht gewachsen sind und die gar nicht mehr robust genug sind und ich finde die Quote der verletzten Pferde und Pferde, die aus dem Sport genommen werden oder auch aus dem Freizeitsport genommen werden, ist immer immer höher und ich glaube, da ist Zucht und eben auch eigener Anspruch auf jeden Fall ein Problem. Weil viele Leute sehr gute Pferde haben, mit denen sie aber gar nichts anfangen können und das eigentlich auch gar nicht das ist, was die brauchen, sondern die brauchen Pferde, die gelassen sind, die vielleicht noch rittig sind und dann aber halt wirklich für jeden Spaß zu haben sind und das ist das klassische Dressur oder auch Springpferd eben meiner Meinung nach nicht. Und da muss sich auf jeden Fall was tun in der Zucht als auch in der Ansicht der Leute. Aber ich glaube, da tut sich was, weil eben die Pferde häufig nicht besonders haltbar sind, so zumindest meine Erfahrung.
[SPEAKER 2]
Wir hatten ja auch jetzt bei uns im Podcast letztens Dr. Katharina Roos Thema ETV. Und da sehe ich auch einen Aspekt, was da so mit rein spielt, nämlich die Tatsache, dass vielleicht auch die Zucht Verbesserungswürdig ist.
[SPEAKER 1]
Ja, total. Auf jeden Fall. In vielerlei Hinsicht finde ich auch. Und das ist ja auch das, was ich damit meine, dass so viele Pferde haben, denen sie gar nicht gewachsen sind. Vielleicht Pferde, die auch gar nicht für den Rennsport geeignet sind. Da, wie gesagt, ich kenne mich mit Zucht auch ganz wenig aus, aber was meiner Meinung nach auch einfach ein Riesenproblem ist, dass immer mehr ganz junge, moderne Hengste eingesetzt werden in der Zucht, anstatt dass man wirklich welche nimmt mit altem Blut, wo man auch weiß, dass die schon Eigenleistung erbracht haben und so weiter. Weil wie viele werden ein, zwei Saisons zum Decken eingesetzt, dann verschwinden die von der Bildfläche für immer. Wie gesagt, Zucht ist gar nicht mein Thema.
[SPEAKER 2]
Die siehst du gar nicht wieder, das stimmt.
[SPEAKER 1]
Aber das finde ich schon was, wo man mal hellhörig werden sollte. Ja, jetzt schwenken wir hier total aus. Wie gesagt, Zucht überhaupt nicht mein Gebiet, aber es interessiert mich.
[SPEAKER 2]
Kommen wir noch einmal zu dir. Also es gibt Samba, das ist dein Grand Prix-Pferd, dann gibt’s Dino, sechsjährig. Wie planst du sowas? Wie planst du die potenzielle Karriere oder Nicht-Karriere von Dino?
[SPEAKER 1]
Also erstmal habe ich ein bisschen gebraucht, um ihn kennenzulernen, weil auch für mich, ich bin viele junge Pferde geritten, habe viele junge Pferde mit ausgebildet, aber wirklich Pferde kaufen für mich perspektivisch, da ist der so mit der Erste, den ich da gekauft habe. Ich habe den jetzt anderthalb Jahre und der ist auch so klassisches Dressurpferd. nervlich schwierig gewesen. Mittlerweile geht es echt. Dafür aber wirklich sehr arbeitswillig und langweilig. Aber was die Planung angeht, habe ich da ein bisschen gebraucht und war auch teilweise selber ein bisschen unsicher. Das ist übrigens der da mit der blauen Decke und dem weißen Hinterbein.
[SPEAKER 2]
Also der mit der blauen Decke und dem weißen Hinterbein, das könnt ihr jetzt nicht sehen, aber Dino ist so 15 Meter von uns entfernt und frisst gerade an der Heuraufe.
[SPEAKER 1]
Genau, dann hast du hier auch ein Bild von ihm. Ja, also wir haben einfach eine Weile gebraucht, weil sein Nervenkostüm einfach ein großes Problem war. Aber da bin ich halt auch der Überzeugung, dass da die Haltung und auch die Abwechslung im Training viel mit reinspielen. musste ich halt ein bisschen schauen, was ist für ihn das Richtige individuell, aber jetzt Planungsstand ist, der ist mal in einem Test of Choice, also in einer Prüfung, die ganz normal wie eine Turnierprüfung abläuft, aber nicht gewertet wird in dem Sinne, dass man bei Raimondo oder ähnlichem da Ergebnisse einsehen kann, sondern einfach nur zwar mit richter Feedback, aber eben nur für uns als Einschätzung und als Übung irgendwo. ist das Ressort für der M gelaufen, auch gar nicht so schlecht. Dabei belassen wir es jetzt aber erst mal für dieses Jahr. Also der soll im Herbst wieder auf Übernachtungsturniere mitkommen, wenn ich da eigentlich mit Samba starten will, weil er ihm das einfach Sicherheit gibt. Das machen viele Profis auch so. Auch eine Isabel Wert stellt ihre Pferde erst sieben, achtjährig beim Nürnberger Burgbrückei vor. Genau so ist es. Und hat die zu Hause. Und so mutig muss man erstmal sein, vor allem als Amateur, so wie ich, zu sagen, okay, ich hab das Pferd, ich hab das für mich, ich will das nicht verkaufen, das muss keine Turniere laufen, um eben den Verkaufswert zu steigern. Und deshalb nutzen wir jetzt hier Zeit zu Hause, der soll trotzdem mit, der soll auch unterwegs sein, aber da soll eben keine Prüfung laufen. In erster Linie deshalb, weil er da gar nicht zeigen könnte, was er kann. Das ist ein richtig gutes Pferd, meiner Meinung nach, der aber einfach noch braucht und das tun die Profi-Pferde auch. Und deshalb ist da halt ein vorsichtiges Ziel, den erst nächstes Jahr so richtig einzusetzen und dann vielleicht auch ein Jungpferd ist. Und wenn nicht nächstes Jahr, dann halt übernächstes Jahr. Dann ist er sieben-, achtjährig oder übernächstes Jahr dann achtjährig und dann reicht es ja auch noch.
[SPEAKER 2]
Und das Ziel ist dann grundsätzlich, neben Samba Dino quasi aufzubauen?
[SPEAKER 1]
Auf jeden Fall. Das Ziel ist mit dem auf jeden Fall Grand Prix. Da traue ich mich das auch auszusprechen. Das ist ja fast eine Kampfansage jetzt hier. Ja, einfach deshalb, weil der Samba mir total Mut gemacht hat und vielleicht auch vielen anderen da draußen machen kann, weil der eben kein klassisch gezüchtetes Dressurpferd ist, sondern das ist ein, wie man so sagen würde, Wald- und Wiesenpferd gewesen. der jetzt mit wirklich normalem Gangwerk da im momentanen Kurz-Grand Prix, irgendwann Grand Prix auffallen kann. Weil der eben durch Rittigkeit, Gelassenheit und korrekte Ausführungen punkten kann. Und für mich ist das deshalb so einfach zu sagen, ja Dino wird das schaffen. Erstens, weil meine Trainer das sagen und zweitens, weil der einfach viel viel mehr Grundqualität mitbringt. Und dadurch, dass ich weiß, dass ich auch ein, da kann ich jetzt mal ein bisschen mutig reden, ein 0815 Pferd. Wir reden hier nur mutig im Podcast. Ein sehr einfaches Pferd, was nicht dafür prädestiniert war, aber es ganz nach oben bringen konnte, bin ich mir ganz sicher, dass ein Pferd, das eine sehr gute Grundqualität hat, das mit mir genauso schaffen kann.
[SPEAKER 2]
Also du bist zuversichtlich.
[SPEAKER 1]
Ja, ich bin zuversichtlich. Es wird noch dauern und ich bin ja eigentlich ein sehr ungeduldiger Mensch, aber ich zwinge mich gerade mit den Pferden immer zu geduldig. Ja, ich sag das zumindest immer, dass ich ungeduldig bin, weil ich immer nicht zufrieden bin mit den Fortschritten für mich, die schon da sind. Ich wäre gerne schon immer sehr viel weiter, ist immer so schwer zu erklären, weil ich bin mit den Pferden wahnsinnig geduldig, aber in mir drin würde ich gerne trotzdem, dass alles noch viel schneller geht.
[SPEAKER 2]
Woran liegt das? Ist das an deinen eigenen Ansprüchen oder was treibt dich da?
[SPEAKER 1]
Ja, ich glaub meine eigenen Ansprüche an mich, aber irgendwie auch die Sorge, dass mir Zeit davon läuft, glaube ich. Warum? Naja, jünger werde ich auch nicht. U25 hab ich jetzt nur ein ganz bisschen was mitnehmen können.
[SPEAKER 2]
Das hört sich jetzt so an, als wärst du kurz vorm Ruhestand. Davon bist du ja jetzt nochmal Lichtjahre entfernt. Zeit ist ja am Ende nicht das Thema, oder?
[SPEAKER 1]
Nee, auf mein Alter bezogen dann vielleicht nicht, das stimmt, aber naja, mit dem Sportpartner Pferd ist man ja immer irgendwie ein bisschen darauf angewiesen, dass die fit sind. Ich meine, da kann jeder mal sich verletzen.
[SPEAKER 2]
Was denkst du, Samba, wie lange läuft der noch im Sport?
[SPEAKER 1]
Also ich hoffe, dass der einfach sehr, sehr lange fit bleibt, aber aktiv einsetzen würde ich den nicht mehr länger wollen als drei, vier Jahre. Der ist jetzt 14, hat in jungen Jahren nicht viel gemacht, aber dafür sind wir jetzt wirklich nicht ständig, aber schon sehr regelmäßig unterwegs und Ich finde, das Pferd hat so wahnsinnig viel für mich geleistet, dass dann auch irgendwann Schluss ist. Und ich hoffe, dass er dann und auch danach noch fit ist, aber dann soll er für mich nicht mehr mit auf große Turniere. Und ich finde halt, drei, vier Jahre ist halt irgendwie schon eine Ansage, in denen man, gerade wenn man internationale Pläne hat, gar nicht mehr so viel Zeit hat.
[SPEAKER 2]
Jetzt wollen wir zum Schluss nochmal auf ein weiteres Projekt von dir zu sprechen kommen, nämlich du bist quasi auch eine Podcast-Kollegin.
[SPEAKER 1]
Ach ja. Da war ja was. Genau, eins der Standbeine. Ja, genau, wir haben, also wir, damit meine ich meine Freundin Lisa und mich, wir machen zusammen seit etwas über einem Jahr auch einen Reitsport-Podcast, der heißt Stabletainment. Und da führen wir quasi diese Gespräche, die wir hier führen, ständig, suchen uns immer ein paar Themen raus, die nicht nur uns, sondern auch viele andere betreffen, binden da die HörerInnen mit ein und sprechen. Ursprünglich war der Gedanke so mal 20 Minuten, um die… Zum Schritt reiten. Zum Schritt reiten, richtig. um die Aufwärmphase mit Podcast hören zu verbringen, aber jetzt muss man eben auch oft Podcast hören, wenn man schon das Pferd fertig macht oder ähnliches, weil wir auch mal bis zu 40 Minuten quatschen.
[SPEAKER 2]
Also quasi zum Warm-up und Cool-down.
[SPEAKER 1]
Oder so.
[SPEAKER 2]
In der Mitte mit Break.
[SPEAKER 1]
Ja genau, das war so mal die Idee. Das ist natürlich völlig egal, wann man den Podcast nicht anhört, aber das hat mal ganz simpel gestartet, aber mittlerweile haben wir da auch ein sehr gutes und auch großes Zuhörerfeld und das macht uns total Spaß. Wir hatten da auch schon Live-Auftritte auf Messen und da sind für dieses Jahr auch noch mehr geplant und ich freue mich total über das Projekt, weil du merkst, ich rede wahnsinnig gerne.
[SPEAKER 2]
Fällt gar nicht auf.
[SPEAKER 1]
Und dementsprechend ist das für mich ein ganz nettes weiteres Standbein.
[SPEAKER 2]
Hörst du denn sonst Podcasts während des Schrittreitens? Also machst du das wirklich oder ist das quasi nur so ein bisschen die Idee dazu?
[SPEAKER 1]
Nein, ich höre keinen Podcast, ich schaue mir keine Instagram-Stories von anderen Leuten an.
[SPEAKER 2]
Würdest du also niemals tun?
[SPEAKER 1]
Nein, niemals nicht, aber wenig. Ich höre mir mal Podcasts an, aber dann meistens tatsächlich eher Richtung Business für mich.
[SPEAKER 2]
So wie alle früher, so vor drei, vier Jahren haben alle mal geantwortet, Steingarts Morning Briefing.
[SPEAKER 1]
Ja, das sagt mir natürlich nicht mehr ganz so viel. Aber ja, nee, genau, sowas vielleicht mal, ja.
[SPEAKER 2]
Frag Jessica von Bredow, wer du letztens zu Gast? Das war mal Deutschlands größter Podcast, ich glaub die sind ein bisschen abgestiegen, ein paar andere haben überholt, so gemischtes Hack und so, die haben halt mehr Reichweite.
[SPEAKER 1]
Ja, aber auch das wäre nicht so ganz mein Ding.
[SPEAKER 2]
Nee, ist überhaupt nicht meins auch nicht.
[SPEAKER 1]
Null. Zu viel Lifestyle.
[SPEAKER 2]
Ja und zu wenig Content. Mir fehlt da immer der Content so ein bisschen. Ich brauch da so ein bisschen mehr Fleisch am Knochen.
[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt, das stimmt. Also genau, ich hab bei euch schon mal reingehört, ich hab mir auch schon mal andere Pferdepodcasts angehört, ich war auch schon ein Gast in einigen Podcasts, aber mir selber viele anhören vielleicht phasenweise, aber ich guck auch kein Fernsehen.
[SPEAKER 2]
Auch nicht.
[SPEAKER 1]
Medien sind irgendwie sonst nicht so mein Ding.
[SPEAKER 2]
Du hast nix mit deinem Hut, ne?
[SPEAKER 1]
Keine Zeit.
[SPEAKER 2]
Ja, aber du hast ja jetzt dreieinhalb Pferde.
[SPEAKER 1]
Ja, richtig.
[SPEAKER 2]
Aber das füllt ja nicht den ganzen Tag.
[SPEAKER 1]
Nee, aber Social Media, die Gestaltung von mir, mein Content führt den Tag und die Stallplanung, ich meine, der Stall gehört ja zu mir. Und dann habe ich noch Hund und Freund und Privatleben.
[SPEAKER 2]
Gehört dir das hier?
[SPEAKER 1]
Jein, ja. Also ein Pachtvertrag, den ich hier habe, aber ja, der Stall trakt ganz viel.
[SPEAKER 2]
Der komplette Stall trakt? Ja. Und das sind dann Einsteller quasi?
[SPEAKER 1]
Ja, genau. Und das sind alles nur Freunde von mir.
[SPEAKER 2]
Achso, das wusste ich gar nicht. Nur vielleicht für euch, das ist ja ein richtig langer Stall, 25 Boxen?
[SPEAKER 1]
Nee, wir waren ursprünglich beim 15., wir haben jetzt das 16. gebaut.
[SPEAKER 2]
Guck mal, ich kann ganz schlecht schätzen.
[SPEAKER 1]
Nicht bestimmt, ich auch. Nicht besonders gut. Genau, also wir haben hier Platz für 16 Pferde und ich habe mich da im Oktober 2021 entschieden, das selber zu machen.
[SPEAKER 2]
In Covid sozusagen.
[SPEAKER 1]
Ja, in Covid, stimmt, ja. Und noch Vorbeendigung meines Studiums, einfach weil mir eben, das sag ich ja hier die ganze Zeit, so wichtig ist, dass die Pferde gut gehalten werden und ich hier meine Ruhe habe und die Möglichkeiten habe zu trainieren und auch Content zu erstellen, ohne dass ich da Leute um Erlaubnis bitten muss. Also das ist hier für mich ein riesen Lebenstraum. Ich habe hier zwei Mitarbeiter, die den Stall machen und misten und die Pferde rein und raus bringen und so weiter. Deshalb funktioniert das auch nur, dass die Pferde morgens um sechs raus gehen und abends um neunzehn Uhr wieder reinkommen. Aber ich muss das halt managen. Ich kümmere mich darum, wer macht was, wann kommt Futter und so weiter.
[SPEAKER 2]
Und was sind die Kriterien, hier bei dir Einsteller zu werden?
[SPEAKER 1]
Sympathie. Wenn sie es nicht schon vorher waren, dann sind sie es jetzt und das sind alles Freunde von mir. Und alle mit dem gleichen Interesse an Haltung. Sportlich ambitioniert sind hier nur ein, zwei. Das finde ich aber auch ganz nett, weil ich mag das lieber mit Leuten, die nicht so große Ambitionen zusammen haben, hier zu sein. Weil es eben kein Konkurrenzding gibt. Ich gehe auch mit denen viel ausreiten, wenn das gerade in unseren Trainingsplan passt und ist generell auch mindestens einmal die Woche mit drin. Ja, das sind alles Freunde von mir hier.
[SPEAKER 2]
Also ein kleines Family and Friends Business.
[SPEAKER 1]
Ja, total.
[SPEAKER 2]
Am Ende eines jeden WeHouse Podcasts warten die vier klassischen WeHorse Fragen. Und die blühen jetzt auch dir. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
Hätte ich mir mal vorher angucken sollen, die Fragen. Ein Motto, nach dem ich lebe? Ja, mittlerweile glaube ich echt jeden Tag, ist vielleicht ein bisschen zu romantisch gesagt, aber jeden Tag so zu leben, als wäre es der letzte. Gerade bei der Arbeit mit den Pferden weiß man, Verletzungen sind definitiv mit da. Deshalb Zeit nutzen und das Beste daraus machen.
[SPEAKER 2]
Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
Ja, ich glaube auf jeden Fall, darf ich zwei Menschen nennen?
[SPEAKER 2]
Ausnahmsweise, weil du es bist. Du darfst heute zwei.
[SPEAKER 1]
Ja, es gibt auch zwei sehr prägende Menschen, was vielleicht auch noch ganz interessant ist. Mein erstes Pferd und meine einzige familiäre Unterstützung sind meine Oma. Meine Oma hat mir den Samba damals geschenkt. Ich bin Scheidungskind und sie war sich sehr sicher, dass mir das ganz doll helfen wird, ein Pferd zu haben.
[SPEAKER 2]
Stabilität.
[SPEAKER 1]
Ja, und da hat sie recht behalten, denn mir ging es immer trotz Scheidung sehr gut. Und die Pferde sind jetzt ja mein Leben und das habe ich irgendwo ihr zu verdanken. Und sportlich gesehen auf jeden Fall mein erster sehr, sehr langjähriger Trainer, der mich von A bis S gebracht hat. Klaus Remy heißt er, das ist ein ehemaliger Vielseitigkeitsreiter, der uns da extrem gepusht hat und extrem an mich geglaubt hat.
[SPEAKER 2]
Wunderbar. Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
Ich würde sagen, man sollte sich die Frage stellen, ob man selber gern das eigene Pferd wäre. Und da sind wir wieder beim Thema Haltung, zumindest für mich.
[SPEAKER 2]
Und dann vervollständige diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
Ist auch wieder so romantisch, wenn ich jetzt sage, mein Leben. Aber es ist so.
[SPEAKER 2]
Das würde ich sagen, kommt aber, es ist die meist genannte Antwort.
[SPEAKER 1]
Aber weil das auch der Spruch ist, oder? Geht der nicht sogar so?
[SPEAKER 2]
Pferde sind für mich mein Leben.
[SPEAKER 1]
Ja, das hört man öfter mal. Aber das passt ja leider auch.
[SPEAKER 2]
Pferde sind mein Leben, könnte man sagen.
[SPEAKER 1]
Das sagen viele.
[SPEAKER 2]
Aber ist ja trotzdem schön.
[SPEAKER 1]
Ja, lassen wir so stehen.
[SPEAKER 2]
Genau. Wunderbar. Liebe Mira, vielen Dank. Es war sehr schön, eine kleine Reise durch deine Welt. Und ja, bis bald.
[SPEAKER 1]
Ja, danke, dass ich dabei sein durfte. Hat Spaß gemacht.
[SPEAKER 2]
Dieser Podcast wurde vorbereitet von Juliane Trenklop, produziert von Mara Landwehr. Aus ihrer Feder ist auch unser neues Intro. Und wenn euch unser Podcast gefällt, freuen wir uns, wenn ihr uns positiv bewertet, zum Beispiel auf Spotify oder auf Trustpilot. Bis bald.