#76 Lars Meyer zu Bexten über das Geheimnis erfolgreichen Springreitens
"Es sind die Emotionen, es die Schnelligkeit, das Reaktionsvermögen. Das ist Spannung pur!" Sagt Lars Meyer zu Bexten begeistert über seinen Sport, das Springreiten. Noch zu aktiven Zeiten war er erfolgreicher Nationenpreisreiter. Inzwischen ist er als Trainer in der ganzen Welt gefragt. Warum er sich schließlich doch gegen den Spitzensport und für das Trainerdasein entschieden hat, erfährst du in diesem wehorse-Podcast.
Die sorgfältige Basisarbeit, das Verfeinern von Reitersitz und Hilfengebung, eine harmonische Einheit mit dem Pferd bilden: Das sind für Lars Meyer zu Bexten die zentralen Trainingselemente. Denn was auf den ersten Blick banal erscheinen mag, ist am Ende doch der Schlüssel zum Erfolg. Auch im Springparcours. Nachvollziehbar bringt Lars dir in dieser Podcastfolge sein Trainingskonzept näher. Du wirst einige Tipps und neue Ideen mitnehmen!
In über 20 Jahren Trainerkarriere hat der Herforder einiges erlebt. Vor allem außerhalb Europas, in für den Reitsport eher exotischen Ländern. Ein Lehrgang in Costa Rica zum Beispiel stellte zu Bexten vor ungeahnte Herausforderungen. Höre rein in diesen wehorse-Podcast und freue dich auf so manche Anekdote.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber. Deutschland, Springreiterland, das ist hinlänglich bekannt, wie allerdings die Basis gelegt wird, was genau wichtig ist für das Springreiten, warum es für jeden sinnvoll ist und warum mein heutiger Podcastgast in Mittelamerika, aber auch als Dressurtrainer durchgeht. Darüber spreche ich mit dem Ausbilder und ehemaligen deutschen Nachwuchsbundestrainer im Springreiten Lars Mayer zu Baxton. Viel Spaß. Hallo im wehorse Podcast, Lars.
[SPEAKER 2]Ja, hallo, guten Abend, Christian.
[SPEAKER 1]Schön, dass du bei uns bist im wehorse Podcast. Wir arbeiten mit dir ja schon seit einiger Zeit zusammen. Es gibt auch auf wehorse.com sehr viele neue Lernvideos mit dir. Du bist ehemaliger Bundestrainer der deutschen Nachwuchsreiter im Springreiten, bist Turnierveranstalter und einiges mehr. Wenn du dich selber einmal beschreiben würdest, wie würdest du dich selber vorstellen?
[SPEAKER 2]Ja, du hast das ja gleich schon ganz gut zusammengefasst und erwähnt. Ich glaube, das macht es auch ein bisschen aus, dass ich das Glück habe, recht vielseitig aufgestellt zu sein, mir die einzelnen Bereiche viel Spaß machen. Da ist sicherlich das Training von Reitern und Pferden, da ist auch der Verkauf von Pferden, aber natürlich auch unser Turnier German Friendships, was alle zwei Jahre stattfindet und auch zu einem ganz wichtigen Bestandteil meiner Arbeit geworden ist.
[SPEAKER 1]Also alles dreht sich ja im Kern um Springreiten, das kann man ja sagen. Was ist für dich das Besondere am Springreiten? Was ist für dich die Faszination rund um das Reiten, aber dann insbesondere auch das Springreiten?
[SPEAKER 2]Gut, das sind Emotionen, das ist Action, das ist Schnelligkeit, das ist Reaktionsvermögen, das ist Spannung pur. Wenn ich mir einen Stechen angucke, wo ich die besten Reiter der Welt sehe oder auch hier in der Nachbarschaft vielleicht die Kreismeisterschaft, wo es dann um die Medaillen geht, wo es wirklich um Bruchteile von Sekunden geht. Das alles so zusammengefasst und das dann immer abzurufen, finde ich wahnsinnig spannend und einfach immer wieder interessant zu sehen, dann dieses Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd. Und was mich natürlich dabei am meisten interessiert, ist wie man Reiter und Pferd weiter verbessern kann, Dinge noch optimieren kann und immer wieder diese Verbindung zwischen Turnier und Training. Was erlebe ich auf dem Turnier? Was kann ich für mein Training mitnehmen, um noch besser zu werden? Und ja, dieser Entwicklungsprozess zwischen Reiter und Pferd kombiniert eben mit viel Spannung und Action.
[SPEAKER 1]Dir ist das ja sozusagen auch ein bisschen, wenn ich das sagen darf, in die Wiege gelegt worden, denn du bist auf einem Pferdebetrieb groß geworden, der Bextorhof, auch deine Heimat bis heute noch, wo eure Familie herkommt, in Erfurt. War da der Weg für dich immer vorgezeichnet, in den Pferdesport zu gehen?
[SPEAKER 2]Ja, das war schon so, dass meine Eltern beide geritten sind bzw. auch noch reiten regelmäßig. Mein Vater sportlich eben auch sehr, sehr erfolgreich und insofern war ich schon von früher Jugend natürlich sehr vertraut mit Pferden. Genau, habe dann im Grunde so ganz klassisch angefangen über die Jugendreiterprüfung, dann auch erst beide Sparten, Dressur und Springen mit Mannschaftsreiten. War früher schon immer eine riesengroße Aufregung auch, ob man jetzt sich dann auch für die Mannschaft qualifiziert. Da wurde eben Springen und Dressur dann abgefragt, halte ich für im Nachgang auch für…
[SPEAKER 1]So wie das früher ja auch war, ne? Genau, genau. Dass man halt nicht so spät wie möglich gespezialisiert hat. Wenn ich an mich denke, ich habe zu Anfang auch beides geritten, also bis man sich in einer Richtung irgendwie ausweitet.
[SPEAKER 2]Ja, richtig. Und das gibt aber eine sehr gute Basis, einen sehr guten Grundstock. Und ja, manchmal denke ich auch so, ich meine, ich finde es richtig super, dass diese Children-Kategorie jetzt eingeführt ist. Ich war auch mal ein Jahr Bundestrainer, der Children hat riesig Spaß gemacht.
[SPEAKER 1]Also für alle, die das nicht wissen, weil ich das nicht einmal noch rechnen darf, Children sind Großpferdereiter von 12 bis 14, richtig?
[SPEAKER 2]14, richtig. Ja, und mit größter Bewunderung kann man sich angucken, wie die jungen heranwachsenden Jugendlichen da in dem Alter wirklich auch Parcours von 1,30 Meter, 1,35 Meter absolvieren. Wirklich, ja, schon Hochleistungssport präsentieren und sicherlich ganz viele Vorteile. Und dann auf der anderen Seite eben auch früher noch so ein bisschen der etwas andere Weg mit Mannschaftsadressur und A-Springen und Abteilungsreiten und Reiten ohne Bügel und sich wirklich darüber unterhalten, wie reite ich einen Zirkel vernünftig aus, wie mache ich Schenkelweichen, wie mache ich eine ganze Parade? Alles so Dinge, die vielleicht im ersten Moment ein bisschen überflüssig anmuten könnten, aber nachher glaube ich auch den wirklich guten Reiter ausmachen, den guten Springreiter ausmachen, all das eben auch abrufen zu können. Und das haben wir früher so ein bisschen spielerisch beigebracht bekommen, eben durch dieses Mannschaftsreiten. Und dann war es bei mir aber so, dass ich relativ früh eben auch aufs Pferd gegangen bin. Mein Pony, was ich hatte damals, war zu Hause, würde ich sagen, sehr motiviert. Auf dem Turnier, in jedem E-Springen so lange motiviert, bis der erste Ochser kam. Dann war Schicht, dann war für mich die Prüfung eben zu Ende. Wenn erst zwei, drei Steilsprünge waren, war es noch ein längerer Parcoursabschnitt, aber Ochser wollte mein Pony einfach nicht springen. Naja, das haben wir dann auch relativ schnell dann eingesehen, mein Pony und ich, dass wir zu Hause Spaß haben können, aber auf den Turnieren nicht so. Dann habe ich früh auch ein ganz tolles Pferd bekommen, muss ich sagen, wo ich dann relativ schnell dann eben von A, L, M-Springen zu S-Springen auch gegangen bin. Auch dann recht jung, mit 13 Jahren mein erstes S-Springen geritten bin und dann im Grunde auch so die ganze Schiene durchlaufen habe. Juniorensport, Jungreitersport, dann früh auch mit 24 den ersten Senioren-Nationenpreis geritten. Also ich habe da auch damals schon von der Ausbildung, die über Warendorf erfolgt ist, sehr profitieren können und ja, habe viele schöne Erfahrungen sammeln können in meiner aktiven Zeit auch.
[SPEAKER 1]Und mit 13 Jahren, da musst du ja einer der Jüngsten gewesen sein, die wahrscheinlich jemals S geritten haben. Ich kann mich erinnern, irgendwann mal gelesen zu haben, dass Christian Ahlmann auch 13 war.
[SPEAKER 2]Ja, ich glaube Christian war sogar noch jünger. Ich weiß gar nicht, ob der mit 11 sein erstes S-Springen geritten ist oder mit 12 vielleicht. Der hat sein goldenes Reiterabzeichen auch, ich will mit den Zahlen jetzt nicht was falsch vertreiben.
[SPEAKER 1]Ach stimmt, er war der Jüngste beim goldenen Reiterabzeichen, darum war es.
[SPEAKER 2]Genau, ich glaube nämlich, dass er mit 13 oder 14 sogar schon sein goldenes Reiterabzeichen verliehen bekommen hat.
[SPEAKER 1]Also für 10 Siege in der schweren Klasse.
[SPEAKER 2]Genau, damals 10 Siege in der schweren Klasse. Wir waren auch in einer Mannschaft mit Christian Ahlmann und Markus Ening und Ruth Gribshöfer und waren damals schon eine wirklich gute Truppe und sind da zusammen durch die Union und junge Reiterzeit gegangen.
[SPEAKER 1]Dich hat es aber dann eher weitergetrieben in Richtung Ausbildung, also Ausbildung, Fortbildung, die Trainertätigkeit, warst auch Teammanager auf olympischem Niveau. Warum war für dich dann diese Ausbildungskomponente dann doch der noch spannendere Weg?
[SPEAKER 2]Ja, das hat sich irgendwie so ein Stück weit so ergeben. Also die Situation war damals so, dass ich eine wirklich gute, erfolgreiche Zeit während der Union-Junge-Reiterzeit hatte, dann auch, wie gesagt, mit 24, 25 einen Nationenpreis gewonnen habe. Ich hatte damals eine ganz tolle Unterstützung von der Familie Nixdorf, die wirklich herausragende Pferde auch für uns oder für mich behalten hat und dadurch eben auch ermöglicht hat, dass ich da im großen Sport mitreiten konnte. Und parallel dazu habe ich aber immer schon viel Unterricht gegeben, auch zu der Zeit mit Lehrgängen angefangen und mir hat das immer riesig Spaß gemacht, auch mein Wissen und die Erfahrungen weiterzugeben. Ich konnte mich natürlich auch immer ganz gut mit der Gefühlslage der Reiter identifizieren, wie man sich jetzt gerade nach einer guten Runde gefühlt hat oder nach einer mittelmäßigen Runde oder wie man sich so insgesamt auf so ein größeres Championat dann auch vorbereitet. Und insofern, ja, diesen Spaß auch einfach das Wissen weiterzugeben, mit Leuten zu arbeiten, die Entwicklung zu sehen, das hat mich neben der Reiterei selber immer schon sehr angesprochen. Und dann habe ich irgendwann schon recht früh festgestellt, auch mit Mitte, Ende 20, dass, um jetzt wirklich eine Sache wirklich sehr gut zu machen, dass man sich dann auch, glaube ich, ein Stück weit entscheiden muss, will man den Sport komplett ausleben und da das Maximale erreichen? Oder ist das mehr die Trainerschiene oder auch gute junge Pferde zu finden und die auszubilden? Und dann habe ich das für mich irgendwie so überlegt und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass mir diese Trainerschiene noch näher kommt und mir noch mehr gibt. Und dann war das irgendwie, wie es dann auch oft so ist, in dieser Phase, wo ich mir das überlegt habe, bin ich von der FEI angesprochen worden, ob ich nicht Lust hätte, immer mal wieder in verschiedene Länder zu gehen, um dort auch die Trainer zu unterrichten.
[SPEAKER 1]Also der internationale Reiterverband, der dazu gekommen ist?
[SPEAKER 2]Genau, genau, richtig. Das ist die FEI. Und ja, dadurch bin ich mit Anfang 30 schon sehr viel in der Welt rumgekommen. Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und habe echt viel von der Welt gesehen. Und ja, wie sich das dann, dann ging so das eine ins andere. Dann war irgendwann auch das Gespräch mit Warendorf, ob ich mir vorstellen könnte, dort als Honorar-Trainer auch immer mal tageweise zu arbeiten. Und so hatte sich das dann alles so relativ strikt dann so in die Trainerschiene entwickelt.
[SPEAKER 1]Du hast es ja eben schon mal angerissen, das Springreiten ist ja nicht nur das Springen über Hindernisse, sondern es ist sehr, sehr viel mehr. Und vor allen Dingen muss die Basis stimmen. Wie sieht für dich eine gesunde Basis einer Springreiterin oder eines Springreiters, der beginnen möchte, aus?
[SPEAKER 2]Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man da irgendwo ein Umfeld hat, was erstmal versucht zu eruieren jetzt. Wo möchte man hin? Das sind ja ganz unterschiedliche Zielsetzungen, die es gibt. Möchte man jetzt sportlich das Maximale erreichen oder möchte man einfach ein bisschen Spaß haben und zwischendurch mal ein Turnier reiten? Und von da aus, das sind ganz unterschiedliche Zielsetzungen, muss man glaube ich sich dann mal hinsetzen und gucken. Wenn ich jetzt sportlich ambitioniert bin, dann ist es glaube ich für einen Springreiter schon wichtig, sich wirklich auch breit genug aufzustellen. Das heißt eben auch, dass diese ganze Grundlagenbasisarbeit mit abgefragt werden muss. Das heißt eben auch wirklich Dressurreiten, sich in Ruhe mit dem Pferd auseinandersetzen, um die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter immer mehr zu verbessern. Und ich glaube, die Basis ist einfach erstmal ein ganz unabhängiger, guter Grundsitz, die die Reiter vermittelt bekommen sollten, weil sich nur dadurch wirklich im Grunde alles aufbaut. Und ja, ich glaube tatsächlich, da kann man sich auch manchmal wieder wirklich so ein bisschen das immer mal wieder angucken, wie das auch vielleicht vor 20 oder 30 oder 40 Jahren stattgefunden hat. Die ganze Entwicklung ist natürlich viel weitergegangen, aber da sind so in Grundzügen wurde damals sehr viel erstmal wirklich auf einen ganz korrekten Sitz mit einer ganz korrekten Hilfengebung noch mehr geachtet, als es heute der Fall ist. Und ich glaube einfach, dass man davon nachher, auch wenn es im ersten Moment etwas mühselig erscheint, sehr, sehr stark profitieren kann, eben auch als Springreiter. Weil wenn ich mir jetzt, ob es ein Markus Ening ist, ein Daniel Deusser, ein Christian Alman, ein Marco Kutscher, all die Reiter zeichnen im Grunde genommen aus, dass sie sehr akribisch im Grunde daran arbeiten, eine Einheit mit ihrem Pferd zu werden. Das geht eben nur über ressourliche Gymnastizierung und dass darum dann nachher das Endergebnis spielerisch leicht aussieht. Wenn ich einen Markus Ening durch den Parcours reiten sehe, dann sieht das ja sehr einfach aus. Aber je einfacher es aussieht, desto mehr Arbeit hat im Grunde im Hintergrund stattgefunden. Und ich glaube, dass es eine ganz große Kunst ist, auch von uns als Trainern, oder ein ganz wichtiger Aspekt ist, sozusagen diese Begeisterung den jungen Leuten näher zu bringen, dass das auch mal ganz sinnvoll sein kann, auch mal ohne Bügel zu reiten. Ich komme nämlich gerade aus der Reithalle mit einer sehr talentierten jungen Dame, die bis drei Sterne erst reitet. Die musste heute ohne Bügel reiten. Die hat heute erstmal eine halbe Stunde komplett, haben wir die Bügel mal ganz weggelassen. Und die hat dann nachher eben auch bestätigt, dass das schon eine ganz gute Herausforderung war, die da stattgefunden hat. Und da will ich aber einfach hinkommen. Das muss aber im Grunde so in das ganze Trainingskonzept mit eingebunden werden und es muss einleuchtend sein. Es muss den Reitern einleuchten, warum reite ich jetzt hier ohne Bügel. Ich reite ohne Bügel, um meinen Sitz weiter zu verfeinern, zu verbessern, zu festigen. Warum ist das für das Springen wichtig? Ich kann mich besser dem Pferd verständlich machen. Ich kann viel besser noch einwirken zwischen den Sprüngen, auch am Sprung. Je besser ich meinen eigenen Körper unter Kontrolle habe, desto gezielter kann ich das Pferd am Sprung unterstützen und kann eben noch viel mehr in Details gehen. Und was, glaube ich, für die Trainer immer total wichtig ist, die Reiter mitnehmen. Also erklären, warum ist das jetzt gerade wichtig, dass man auch mal ohne Bügel reitet oder sich die Bügel mal verschneidet oder mal in den Tourseitel reitet oder ins Gelände reitet. All diese Dinge einfach mitnehmen, dass es am Ende alles dazu dient, besser zu werden. Und ich glaube, dass dieses Verständnis, wenn man das transportieren kann seinen Schülern gegenüber, einfach der allerwichtigste Schritt ist, um sukzessive weiter besser zu werden. Und das ist eine ganz wesentliche Aufgabe, dass beide Schüler und Trainer in eine Richtung gehen. Und das versuche ich immer aufzuspüren, wenn da mal Unverständnis ist oder warum gerade die oder jene Übung gemacht wird, die vielleicht ein bisschen unangenehmer ist oder anstrengender ist. Aber was wir nachher für einen Benefit davon haben, wenn wir uns da durchgearbeitet haben.
[SPEAKER 1]Aber das, was du gerade gesagt hast, ist natürlich auch etwas, was sehr viele dressurorientierte Reiter, sei es aus der Freizeitschiene, sei es aus der turniersportlich ambitionierteren Schiene eigentlich ja auch jeden Tag sich vergegenwärtigen, nämlich am Sitz arbeiten, an der Hilfengebung arbeiten. Da ist quasi gar kein großer Unterschied.
[SPEAKER 2]Ne, da ist überhaupt kein Unterschied, meiner Ansicht nach. Und wie gesagt, ich glaube eben, dass das für die Springreiter, die wollen ja springen. Die wollen am liebsten jeden Tag ein bisschen springen. Und diese Arbeit zwischen den Sprüngen, dieses Ausbalancieren des Pferdes durch diesen ausbalancierten Sitz. Ich glaube, dass in dem Moment, wo jemand wirklich mal merkt, ich komme gar nicht weiter, wenn ich jetzt hundertmal den gleichen Sprung wiederhole, wenn ich das Pferd nicht an den Hilfen habe entsprechend. Und das Pferd vielleicht immer ein bisschen zu dicht in den Sprung reinrennt oder nicht auf die treibende Hilfe reagiert, dann kann ich den Sprung so oft, wie ich möchte, wiederholen. Aber es wird nicht besser, weil ich erstmal die, im Grunde die Qualität des Skalops verbessern muss, die Abstimmung zum Pferd verbessern muss. Und automatisch, sofort wird der Sprung besser. Und das sind aber alles Dinge, die muss man den Springreitern schon auch immer mal wieder ein bisschen Zeit nehmen und ein bisschen erklären, warum vielleicht nicht zweimal die Woche gesprungen werden muss, sondern warum das vielleicht auch mal sinnvoll sein kann, mal in der Winterpause oder gerade jetzt die Situation, die wirklich für alle eine Herausforderung ist, wo weniger Turniere stattfinden, wo die ganze Saisonplanung immer wieder recht spontan neu gemacht werden muss, vielleicht die Zeit einfach auch mal nutzen, um einen Schritt zurückzugehen und an den Grundlagen weiterzuarbeiten. Aber immer mit der Motivation, um in dem Moment, wenn es wieder ein Stück weit Normalität eingetreten ist, eben besser zu sein als da, wo man aufgehört hat. Und wie gesagt, immer wieder die Motivation suchen, eine positive Begeisterung da zu finden.
[SPEAKER 1]Wie entscheidend ist denn die Hindernishöhe? Also zum Beispiel mit den Online-Kursen, die wir mit dir produziert haben, da geht es ja auch darum, wie kann ich verschiedene Hindernishöhen zum Beispiel taxieren? Aber wie wichtig ist jetzt, vorausgesetzt man hat diese Grundlagen verinnerlicht, über die wir gerade gesprochen haben, ist die Höhe dann aus deiner Sicht tatsächlich ein entscheidendes Kriterium, ob ich über einen Sprung von 60 Zentimetern springe oder von 1,30 Meter? Oder ist quasi diese ganze Vorbereitung, der Weg zum Hindernis und auch die Nachbereitung, ist das eigentlich das viel entscheidendere Kriterium und worauf ich quasi trainieren sollte?
[SPEAKER 2]Ja, das ist sicher so erstmal richtig, wie du es jetzt zusammengefasst hast, dass natürlich nachher, ich habe jetzt ein Seminar entwickelt oder gehalten, nach dem Sprung ist vor dem Sprung. Das fasst das eigentlich alles ganz gut zusammen, weil das ist genau in dem Moment, wo ich gelandet bin, nach einem Hindernis fange ich an, den nächsten Sprung vorzubereiten, also die Wege zwischen den Hindernissen. Und da in dem Moment wirklich das Pferd ausbalanciert zu haben, wieder an den Reiterhilfen zu haben mit einer Leichtigkeit, das ist eben die Kunst des Springreitens. Weil je besser sich das Pferd im Grunde genommen auf den Sprung konzentrieren kann, ohne von den Reiterhilfen salopp gesagt negativ abgelenkt zu sein, desto besser ist die Qualität des Sprunges. Darum ist schon diese ganze Arbeit eben zwischen den Sprüngen von entscheidender Bedeutung. Um nochmal einmal zurückzugehen auf deine Frage. Auf der anderen Seite ist es jetzt für jüngere Reiter schon auch wichtig, sukzessive nach und nach auch an höhere Sprünge herangeführt zu werden, um eben das Gefühl dafür auch vermittelt zu bekommen, dass das auch genauso angenehm ist, über einen Meter 30, Meter 40 oder Meter 50 zu springen, wenn eben die Abstimmung zum Pferd da ist. Und immer unter der Voraussetzung, dass das Pferd natürlich auch das nötige Potenzial mitbringt. Also es ist schon wichtig, auch für junge Leute, sich an entsprechende Hindernishöhen zu gewöhnen, weil für jeden ist es natürlich schon eine Herausforderung, wenn man das erste Mal auf so einen Meter 40 Steilsprung oder Ochser zureitet. Das sieht dann schon ein bisschen anders aus, als wenn ich über 80 Zentimeter springe. Also da auch wieder ein bisschen das Gefühl des Trainers oder des Umfeldes gefragt, habe ich jetzt ein geeignetes Pferd, was da gegebenenfalls auch mal einen kleinen Reiterfehler ausbügeln kann. Dann hat das Pferd das entsprechende Sprungvermögen, um das überhaupt zu machen. Und insofern, je erfahrener die Reiter sind und auch je erfahrener die Pferde sind, desto weniger ist das Training am Sprung eigentlich vonnöten. Aber genauso wie ich jetzt ein junges Pferd, mit einem jungen Pferd sage ich jetzt mal sechs-, sieben-, achtjährig, natürlich im Verhältnis häufiger auch zu Hause noch trainieren muss oder an unterschiedliche Hindernisse oder Plätze gewöhnen muss, als ein elf-, zwölf-, dreizehnjähriges Pferd, was die Erfahrung schon hat. Genauso verhält es sich eben auch mit jungen Reitern oder mit jungen Leuten, für die es schon wichtig ist, auch zu Hause mal das Gefühl zu bekommen, einen höheren Sprung zu machen.
[SPEAKER 1]Es ist ja so, dass viele sicherlich zu Hause auch mal springen. Also wenn ich jetzt nicht fokussierter Springreiter bin, sondern vielleicht auch mal springe. Es ist ja eigentlich auch für die Grundausbildung gut. Also diese Lanze könnte man ja oder kann man ja brechen, dass man sagt, okay, springen ist, wenn ich auch nur einen 80-cm-Sprung mache, ist sowohl für die Gymnastizierung des Pferdes gut, für eigentlich alles, was ich mache in der Breite der Ausbildung eigentlich eine gute Sache.
[SPEAKER 2]Genau, da ist es halt wichtig jetzt, finde ich, dass wenn man jetzt selber über gar keine Springerfahrung verfügt als Reiter, dass man da, wenn man dann den Einstieg ins Springreiten wählt oder machen möchte, dass man natürlich auch erstmal ein Pferd hat, das dann einen gewissen Erfahrungsschatz mitbringt. Also was ich jetzt nicht empfehlen würde, ist, wenn Reiter und Pferd keine Springerfahrung haben, dann ist das schwierig. Wenn es aber so ist, dass man sich jetzt mehr auf Dressur spezialisiert hat, aber früher auch springen geritten ist und ein Pferd hat, von dem man weiß, dass das auch kleine Hindernisse bringen kann, dann ist das sicherlich eine sehr gute Ergänzung in allen Disziplinen.
[SPEAKER 1]Du hast ja eben schon berichtet, dass du ein FII-Tutor, so heißt es, glaube ich, bist und dadurch ja auch sehr viele Länder gesehen hast. Was sind so reiterlich die exotischen Länder, in denen du bisher warst?
[SPEAKER 2]Ja, ich habe das neulich tatsächlich mal so überschlagen, in wie vielen Ländern ich eigentlich jetzt schon mit Trainings und Kursen unterwegs war und bin tatsächlich auf über 35 Länder gekommen. Ich würde sagen, exotisch war ein Besuch in Georgien, wo eigentlich erst nach dem Training das tatsächliche Alter des Pferdes dann herauskam. Das hatten die nämlich erst etwas verklausuliert, will ich mal so sagen. Es stellte sich heraus, dass das Pferd eben erst fünf Jahre ist. Hat ein Wahnsinnspotenzial gehabt. Wir sind auch ziemlich viel mit dem Pferd schon gesprungen. Im Nachgang, muss ich ehrlich sagen, habe ich den Leuten gesagt, habe ich versucht, wirklich zu sensibilisieren, dass mit so einem Pferd das, was die da gesprungen sind, noch einfach verfrüht ist. Also, was ich eben sagen will, es gibt in manchen Ländern, das ist etwas schade, aber ich sage mal, dieses Ausbildungssystem, was wir hier haben, wo die Pferde erst mal über die Springpferdeprüfung herangeführt werden.
[SPEAKER 1]Gibt es da so ja gar nicht, ne?
[SPEAKER 2]Nee, das gibt es da nicht. Dadurch passiert es eben auch. Das ist eigentlich sehr, sehr schade. Da versuche ich auch immer wieder, weil ich mit vielen Leuten da auch nach wie vor in Kontakt bin, einfach immer wieder mal darauf hinzuweisen, sich wirklich Zeit zu nehmen, mit den Pferden die Ausbildung greifen zu lassen. Und ja, da gibt es aber einfach zig Erfahrungen auch von wahnsinnig talentierten Reitern, die noch nie irgendetwas in irgendeinem Buch nachgeschlagen haben, aber einfach so viel Gefühl fürs Pferd mitbringen, wie das wirklich beeindruckend zu sehen war. Und auch diese enge Beziehung zu Pferden in vielen Ländern sind eben auch sehr viele, sehr, sehr schöne Erfahrungen, die ich da gemacht habe. Aber es ist schon so, dass gerade hier in Europa glaube ich eben, dass das ganze System, was dahinter ist, das ganze Ausbildungssystem schon sehr pferdefreundlich ist. Und man muss eben auch sagen, das sind ja auch so 20 Jahre, wo ich da unterwegs bin, dass sich da wahnsinnig viel auch in allen Erdteilen entwickelt hat. Eben durch diese Situation, dass eben erfahrene Trainer aus dem Ausland geholt werden, dass das ganze Management verbessert wird. Und Teil dieser Kurse, die ich dort gegeben habe, war eben nicht nur der Unterricht sozusagen während des Springen, sondern eben genau das, was wir gerade angesprochen haben. Pferdemanagement, wie bilde ich überhaupt ein Pferd aus über einen längeren Zeitraum, wie führe ich ein Pferd daran? Und das sieht man ja jetzt in den Ergebnislisten auch. Früher waren das drei oder vier Nationen, die die Medaillen unter sich ausgemacht haben. Heute ist es so, und das ist für Deutschland sicherlich auch nicht so einfach, dass da, wenn es zur Olympiade oder Weltmeisterschaft geht, da schon 10, 12 Nationen mittlerweile so aufgestellt sind, dass jeder da an dem Tag auch eine Goldmedaille gewinnen kann. Und das ist vor dem Hintergrund, weil sich die ganze Reiterei eben total gewandelt hat, das Training besser geworden ist und eben auch das ganze Management drumherum.
[SPEAKER 1]Gibt es da vielleicht so ein, zwei Anekdoten, die du so hast, wo du sagst, bin ich da irgendwo hingefahren und dann gab es da gar nichts und du musstest im Stroh schlafen? Gibt es da wirklich so Anekdoten?
[SPEAKER 2]Es gibt eine Anekdote. Das war mein erster Besuch in Costa Rica. Wir hatten uns wirklich vorbereitet, hatte auch während des Flugs nochmal überlegt, Mensch, was machst du jetzt am ersten Tag für Gymnastikübungen? Was baust du da für eine Reihe auf? Was machst du an Stangenarbeit? Und wie entwickelt man so die ganze Woche? Ich habe mich auch wirklich gut vorbereitet gefühlt, komme dann an, relativ spät abends, auch schon etwas müde vom Flug und der ganzen Reise, um dann mit dem Verantwortlichen zu besprechen, wie der nächste Tagesablauf dann sein sollte. Und dann holt er da seinen Zettel raus und sagt, jetzt haben wir hier zehn Leute, die reiten alle so Dressur bis S. Ich sage, was machen die? Das sind jetzt hier unsere besten Dressurreiter, die wir haben. Wir haben aus Panama, aus Guatemala und aus Costa Rica.
[SPEAKER 1]Haben wir die Besten geholt?
[SPEAKER 2]Wir haben dir die Besten hier zusammengefasst und die freuen sich riesig. Deutschland ist ja bekannt als außergewöhnlich erfolgreiche Dressurnation und da können wir loslegen. So, da bin ich so in meinem Sessel zusammengesunken, weil das Ganze auch irgendwie gar nicht mehr zu stoppen war, weil die ja alle da waren.
[SPEAKER 1]Du warst ja als Dressurtrainer schon intronisiert.
[SPEAKER 2]Ich war als Trainer angekündigt und das war einfach ein Stück weit selbstverständlich, dass die natürlich auch da von meiner Dressurexpertise profitieren könnten. Und ja, ich bin doch Springtrainer und so weiter und so fort. Ja, ja, das machen wir dann Ende der Woche. Da haben wir dann die nächsten 20 Reiter eingeladen.
[SPEAKER 1]Dafür haben wir einen anderen Trainer.
[SPEAKER 2]Richtig. Nein, nein, nein, das sollte ich dann auch schon machen. Aber ich kann mich an diese Nacht erinnern, weil ich wirklich versucht habe, ich hatte Gott sei Dank noch die Buch mit oder mehrere Bücher mit, wo auch Jaffe, Passage, Einaufwechsel, Renvert, Travert, alles nochmal kurz aufgearbeitet wurde. Allein das auf Deutsch zu unterrichten, war schon eine Riesenherausforderung. Aber das Ganze dann auch auf Englisch zu leisten, hat mich schon viele schlaflose Stunden da gekostet. Ich bin da relativ offensiv mit umgegangen mit der ganzen Situation, habe das auch kurz geschildert, wo mein Schwerpunkt eigentlich liegt. Und das hat dann dazu geführt, dass wir im Grunde genommen auch sehr viel Grundlagenarbeit wieder gemacht haben. Teilweise haben wir uns natürlich an die Lektionen dann auch herangearbeitet, aber das ist alles noch wirklich ganz gut ausgegangen, weil die nachher ganz gut zufrieden waren, weil wir einfach erstmal Basisarbeit gemacht haben, Takt, Losgelassenheit, Anlehnung. Und die dann auch ein Stück weit aber mal so gemerkt haben, wenn ich das Pferd erstmal locker habe, dann geht vielleicht die Traversale oder der Einerwechsel oder der versammelte Galopp noch viel besser, als wenn ich gleich nach 15 Minuten schon den ersten versammelten Galopp dahin versuche zu zaubern, ohne dass das Pferd sich überhaupt gelockert hat. Also das war eine wahnsinns Herausforderung, war am Ende glaube ich trotzdem ganz erfolgreich. Aber ich war doch sehr aufgeregt, als ich zu meiner ersten Dressurstunde da angetreten bin. Das hatte sich alles gut aufgelöst, aber es war doch überraschend.
[SPEAKER 1]Und seitdem wirst du nach Mittelamerika als Dressurtrainer eingeladen?
[SPEAKER 2]Ja, aber vereinzelt nur. Das waren so ein paar ganz lustige Anekdoten, die es da zwischendurch mal gab.
[SPEAKER 1]Ihr habt ja auch ein Turnier mit einem ziemlich coolen Konzept, was ja auch diese Internationalität widerspiegelt, nämlich die German Friendships, die ihr als Familie veranstaltet. Ja, absolut. Die bringen ja auch verschiedene Nationen zusammen.
[SPEAKER 2]Ja, das ist wirklich toll zu sehen, wie viele Länder, wie viele Kulturen da zusammentreffen. Wir hatten letztes Jahr ja die German Friendships bei uns veranstaltet und hatten tatsächlich aus 33 Ländern Teilnehmer am Start. Dieses Konzept, was eben darauf beruht, dass die deutschen Teilnehmer zwei Pferde mitbringen, das zweite Pferd dann dem ausländischen Partner zur Verfügung stellen und damit ein Team bilden, ist vor dem Hintergrund, was alles so in der Welt los ist und wie unterschiedlich doch dann manche Länder tatsächlich zueinander stehen, die hier völlig unvoreingenommen über die Pferde zusammenfinden und sich wirklich dann Freundschaften bilden durch die Kinder, was sich aber ganz schnell auf die Eltern eben dann auch überträgt. Und das ist ja eine ganze Woche lang, wird von ganz tollen Leuten unterstützt. Wir hatten die Frau von der Leyen schon sechs Mal als Schirmherrin hier. Wir haben die besten Reiter der Welt, die den Kindern Unterricht geben. Ludger Beerbaum war schon einige Male hier, Markus Ening, Otto Becker, Rodrigo Pessor, Michael Wittiker, Henrik von Eckermann, Christian Allmann. Ich glaube, die Liste ist wirklich unendlich. Und also diese Erfahrung, diese Internationalität kombiniert mit dem sportlichen Aspekt ist einmalig und prägt die Kinder unheimlich. Und es ist eine Wahnsinnsmotivation, weil wir immer wieder E-Mails bekommen, wie auch von Teilnehmern, die da schon vor vielen Jahren mal teilgenommen haben, wie sehr sie das geprägt hat, wie positiv, dass sie in Erinnerung geblieben ist. Und ja, das ist für uns eine Motivation, wirklich dieses große Projekt auch weiter stattfinden zu lassen.
[SPEAKER 1]Und es bilden sich ja, wie du sagst, richtig Freundschaften. Also es gibt ja so eine Art Community an Leuten, die sich kennengelernt haben. Also alle höchst international, also von Kostarika bis Japan, die sich bei euch kennengelernt haben.
[SPEAKER 2]Genau und oft ist es schön, wenn wir Bilder bekommen, wenn dann Familien sich auch im Nachgang besuchen, ob das Bilder dann aus Russland sind, aus Amerika sind, aus Mexiko sind, aus Südafrika sind. Es entstehen Freundschaften, die Familien besuchen sich untereinander oder sehen sich irgendwo in irgendeinem Land, erinnern sich, dass sie sich doch bei den German Friendships schon mal getroffen haben. Und ja, das ist schon eine besondere Situation, weil es eben auch während dieser German Friendships Woche, da geht es nicht so sehr darum, jetzt sportlich die absoluten Höchstleistungen zu bringen, sondern es geht eben auch darum, als Team zusammenzustehen, zusammen zu gewinnen, aber möglicherweise auch mal eine nicht so gute Runde des Teampartners zu verarbeiten und diese ganzen Erfahrungen, die sind oft viel mehr wert, als da das nächste Essspringen gewonnen zu haben. Und davon erzählen die Eltern oder die Kinder, die Eltern und alle, die das hier mal so miterlebt haben, dass das im Grunde das Ganze als ganz besonders ausmacht.
[SPEAKER 1]Gerade auch, wie du sagst, auch ein Beitrag zur Völkerverständigung, könnte man sagen.
[SPEAKER 2]Richtig, ja, das ist ein Beitrag zur Völkerverständigung und ich glaube, dass es wichtiger denn je ist, da wirklich Brücken zu bauen, Vorurteile zu nehmen und das ist über die gemeinsame Liebe zum Pferd oder das Interesse zum Pferd, ist da so ein großer gemeinsamer Nenner, dass da wirklich Dinge zusammenwachsen und einfach diese Kontakte, die die Kinder da untereinander knüpfen können, ist einfach ein Riesenfundus, wo man, egal wo man sich gerade auffällt, vielleicht den einen oder anderen Freund trifft, den man hier kennengelernt hat.
[SPEAKER 1]Lieber Lars, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts habe ich die vier klassischen WeHouse-Fragen, die ich natürlich auch dir stellen möchte. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Das ist eine gute Frage. Ich bemühe mich, positiv in den Tag zu gehen und Dinge auch mal zu reflektieren und gedanklich in eine positive Richtung zu bringen und dadurch Erleichterung für mein Umfeld und für mich zu schaffen.
[SPEAKER 1]Okay, Bemühen und Erleichterung.
[SPEAKER 2]Ja, war jetzt ein bisschen weit ausgeholt. Vielleicht sollte ich mir nochmal genau über ein konkretes Motto dazu Gedanken machen, aber das würde ich schon so sehen, weil ich glaube, dass es bei all den Aufgaben, die man so hat, dass es ganz wichtig ist, auch immer jeden Tag einfach zu genießen, Freude zu haben, sich an positiven kleinen Entwicklungen zu freuen. Und ich glaube, das kann man auch ein Stück weit lernen. Darum habe ich da eben ein bisschen ausgeholt und habe gesagt, Bemühen. Weil ich glaube, dass das Wichtigste erst mal ist, da ein gewisses Bewusstsein zu entwickeln und dann eben ganz bewusst auch einen positiven Schalter umzulegen.
[SPEAKER 1]Wunderbar. Hier kommt Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]Das würde ich sagen, ob es da einen gibt. Wahrscheinlich sind es mehrere. Aber ich war einige Monate im Stall von Ludger Beerbaum. Ich muss sagen, dass mich da dieses akribische Arbeiten im Detail mit den Pferden sehr geprägt hat. Auch dieser Anspruch, die Gymnastizierung der Pferde, die Feinabstimmung der Pferde zu verbessern und eben dieser Einsatz, der hinter all dem steckt. Das kommt eben nicht zufällig, dass das über Jahrzehnte einer der erfolgreichsten Ställe der Welt ist, sondern das liegt einfach an einem sehr guten Management, an einem guten Plan, an viel Einsatz, an viel Arbeit und eben auch die Freude, wenn es dann gut klappt. Das sind alles Dinge, die mir da ins Bewusstsein gerückt sind und da denke ich schon häufiger drüber nach. Auf der anderen Seite versuche ich bei jedem Turnierbesuch, stehe ich eigentlich auch sehr gerne auf dem Abreiteplatz und beobachte so, wie die Reiter ihre Pferde arbeiten. Ich gucke auch, weil es immer verschiedene Wege gibt, wie einzelne Reiter sich dem Pferd nähern. Diese Vielschichtigkeit im Detail von ganz unterschiedlichen, erfolgreichen Reitern, die macht für mich das Ganze besonders. Es ist immer sicherlich ein roter Faden zu sehen, aber doch gibt es immer wieder kleine Unterschiede, die dann im Detail zu beobachten sind und das finde ich besonders herausragend. Darum ist auch der amerikanische Reitstil mit McLean Ward zum Beispiel wieder ein etwas anderer Ansatz, als das, was im Stall Beerbaum trainiert wird. Das zu beobachten und zusammenzufassen und dann zu versuchen, was passt für den Reiter oder für das Pferd. Das System passt da am besten. Das durch Ausprobieren, durch das Ganze zu üben und zu sehen, was klappt da am besten, das macht es für mich aus.
[SPEAKER 1]Wunderbar. Dann kommt hier Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Sich in die Situation zu versetzen, ob ich mich meinem Pferd verständlich mache, ob mein Pferd weiß, was ich gerade möchte, ob ich klar gegenüber meinem Pferd bin und ob ich auch die nötige Geduld habe und mich Tag für Tag wieder in Frage stellen kann. Das ist ähnlich wie bei uns. Wir haben mal einen guten, mal einen sehr guten Tag und mal auch einen mittelmäßigen Tag. Ähnlich verhält sich das auch mit den Pferden. Ich glaube, einfach dieses Hineinversetzen in die Gefühlswelt der Pferde ist sehr wichtig. Das ist auch der einzige Moment, wo ich als Trainer sehr, sehr direkt bin und wo es für mich auch ein No-Go ist. Das ist, wenn Reiter die eigene Unfähigkeit oder eigene Fehler versuchen, am Pferd zu suchen und nicht erst mal bei sich selbst anfangen, sondern versuchen, die Verantwortung bei den Pferden zu suchen. Also erst mal selbst überlegen, macht man da gerade alles richtig und hat das Pferd überhaupt die Chance, mich zu verstehen oder muss ich vielleicht erst mal bei mir was ändern, um dann sich dem Pferd gegenüber mit allem verständlich zu machen.
[SPEAKER 1]Und zum Abschluss, vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Pferde sind für mich eine große Freude, ein Stück weit Lehrmeister auch, einfach Geduld zu haben, sich mit dem Lebewesen auseinanderzusetzen und einfach gemeinsam Dinge zu erreichen, die Spaß machen und mir sehr viel, die Pferde eben durch ihr Kommen bringen.
[SPEAKER 1]Und ich glaube, das ist ein sehr, sehr wichtiges, weil wir das Pferd auch in der Zukunft auch in der Zukunft auch positiv zurückgeben können. Lieber Lars, ich glaube, wir hätten noch locker eine Stunde dranhängen können, wenn wir beide ins Plaudern kommen. Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht und ich sage recht herzlichen Dank, Lars Meyer zu Bexten. Falls dir diese Podcast Folge gefallen hat, lass gerne eine 5 Sterne Bewertung da. Wir sagen Dankeschön.