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#117 Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers: Ohne Sattel in den Sonnenuntergang reiten

“Guten Abend meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zur Tagesschau.” So kennen viele Judith Rakers. Ihr wichtigster Ausgleich zum Job sind ihre Tiere. Mit ihrer Stute ist Judith im Vielseitigkeitssport unterwegs, außerdem hat sie zuhause noch Katzen und Hühner.

In dieser Folge des wehorse-Podcasts erzählt Judith, wie sie ihren Alltag zwischen Stall und Nachrichtenstudio gestaltet.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und wir haben heute einen ganz besonderen Gast bei uns, die Tagesschau-Sprecherin und Moderatorin Judith Rakers, die, wie einige von euch eventuell wissen, auch begeisterte Reiterin ist, in der Nähe von Hamburg quasi ihre kleine eigene Farm betreibt und sogar ambitionierte Turnierreiterin ist. Über ihre ganz persönliche Verbindung zu den Pferden haben wir gesprochen. Den Podcast haben Judith und ich vor einigen Wochen schon aufgenommen, bevor dieser wirklich schreckliche Krieg in der Ukraine begonnen hat. Und es ist auch für mich und für das gesamte Team bei uns gar nicht so einfach, einen so fröhlichen und sympathischen Podcast in diesen Zeiten rauszuhauen, zu veröffentlichen. Nichtsdestotrotz wollen wir ihn euch natürlich nicht vorenthalten. Aber unsere Gedanken sind natürlich auch bei den Menschen dort vor Ort, die ja gerade alles verlieren. Und wir selber als Firma sind auch betroffen. Ein Softwareentwickler von uns mussten wir aufgrund des Krieges ja quasi evakuieren. Er hat seine Heimat verlassen. Eine wirklich unglaublich ergreifende und schwierige Situation. Und wir können wirklich alle nur hoffen und beten, dass dieser fürchterliche Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Also keine einfache Zeit. Jetzt geht’s aber los mit Judith. Hallo Judith.

[SPEAKER 1]Hallo. Na, wie geht’s dir?

[SPEAKER 2]Sehr gut, wie geht’s dir? Schön, dass du da bist.

[SPEAKER 1]Mir geht es sehr gut, obwohl ich noch nicht auf dem Pferd gesessen habe heute.

[SPEAKER 2]Heute noch nicht?

[SPEAKER 1]Nein, heute noch nicht.

[SPEAKER 2]Es ist 11.32 Uhr, es ist noch genügend Zeit.

[SPEAKER 1]Das stimmt, aber ich habe immer noch nicht so richtig angefangen einzusteigen mit meiner Stute, weil die ja gerade einen Fohlen bekommen hat. Also im Sommer ist Charlie auf die Welt gekommen. Und irgendwie ist sie immer noch im Mutterschutz. Ich habe da Mitleid. Ich will einfach, dass die beiden zusammen Spaß auf der Weide haben.

[SPEAKER 2]Also du achtest da wirklich drauf, dass die auch viel Zeit miteinander verbringen?

[SPEAKER 1]Ja, tatsächlich. Also man macht es ja offenbar jetzt so, dass man die nach sechs Monaten trennt, Mutter und Fohlen. Meistens ja, weil die Mütter wieder im Sport gehen sollen oder weil sie wieder neutragend werden sollen und dann eben Kräfte sammeln müssen, um eben die neue Schwangerschaft dann eben auch gut durchzustehen. Und das ist ja bei mir alles nicht. Also ich habe ja so eine Wald- und Wiesen- und Kuschelbeziehung zu meinen Tieren. Und deswegen habe ich einfach gesagt, ich lasse die so lange zusammen, wie das geht. Also wie meine Stute das durchhält körperlich, weil er säugt natürlich immer noch an ihr, obwohl er auch schon Unmengen an Hafer frisst und an Gras und Heu. Und ich habe gedacht, ich schaue mir das einfach an. In der Natur sind die auch bis zu ein Jahr zusammen. Und wenn ich das Gefühl habe, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sie zu trennen, dann mache ich das. Also ich bin entspannt.

[SPEAKER 2]Sehr schön. Über Charlie, über deine Pferde, werden wir sprechen. Du bist eigentlich, oder eigentlich kann man in Anführungszeichen setzen, du bist Tagesschausprecherin, darüber kennen dich sehr viele. Diejenigen, die dir auf Instagram folgen, wissen aber auch, dass du eigentlich deine kleine Farm inzwischen hast. Ja, richtig. Und in der Nähe von Hamburg. Pferde, Hühner, was hast du noch? Gartenbau, Katzen natürlich. Fünf Katzen.

[SPEAKER 1]Zehn Babys sind auf die Welt gekommen bei mir diesen Sommer. Also Katzenbabys.

[SPEAKER 2]Also wer noch Interesse hat, kann sich melden, möchte ich sagen.

[SPEAKER 1]Nee, nee, die sind alle schon in sehr, sehr gute Hände vermittelt.

[SPEAKER 2]Also du betreibst eigentlich deinen kleinen Bauernhof?

[SPEAKER 1]Ja, das stimmt. Und das ist ein großer Traum, den ich mir da erfüllt habe. Und zwar tatsächlich erst vor drei Jahren. Also ich bin ganz ländlich aufgewachsen in Bad Lipspringe bei Paderborn. Meine beste Freundin, die hatte irgendwie auch Pferde am Haus. Also irgendwie hatte da jeder so ein Pony im Garten stehen. Nur ich nicht. Ja, und ich war wahnsinnig traurig und habe immer davon geträumt, auch mal irgendwie morgens in den Garten gehen zu können und als erstes irgendwie eine warme Pferdenüster streicheln zu können. Und habe dann aber erst mal irgendwie meine Schule gemacht, habe natürlich Bin geritten, war immer auf Ponyhöfen während meiner kompletten Kindheit. Und dann habe ich meinen Job angefangen und habe irgendwie gedacht, dieses Leben in der Stadt, das ist zwar toll mit Hamburg und viel Reisen und Reisereportagen mache ich ja auch, aber eigentlich träume ich von so einem Pipi-Langstrumpf-Leben. Und dann habe ich angefangen, nach Häusern zu suchen. Ich hätte auch gerne einen kleinen Resthof gehabt, habe aber leider keinen gefunden, der bezahlbar war in der Nähe von Hamburg. Und habe dann ein kleines Haus gefunden mit einem riesigen Garten, umgeben von Pferdeweiden. Und in diesem Garten steht jetzt tatsächlich, so wie ich es mir als Kind erträumt habe, meine Stute und hoffentlich bald auch mein kleiner Charlie. Und ja, wir leben hier wirklich meinen Jugendtraum. Das ist ganz, ganz toll. Ich gehe jetzt wirklich morgens im Pyjama rüber zur Koppel hier in den Garten und gebe ihr ein Möhrchen aus meinem Beet und kuschel erst mal eine Runde, bevor ich überhaupt den ersten Kaffee trinke. Sie ist nicht immer bei mir, weil ich natürlich jetzt die Stute nicht Wochen, Monate lang da alleine auf die Wiese stellen will. Ist ja ein Herdentier. Aber sie kommt zu Besuch. Immer wenn ich Zeit habe, ist sie ein paar Tage hier. Und das findet sie großartig. Wir reiten dann aus. Und ja, für mich ist es eben so, dass ich hier tatsächlich jetzt endlich meinen Traum leben kann.

[SPEAKER 2]Wie war so der initiale Kontakt zu Pferden? Also Buttlipspringe. Ich glaube, das ist Hochstift, sagt man, oder?

[SPEAKER 1]Ist das das Hochstift? Ja, ja, das ist alles sehr katholisch dort, ja.

[SPEAKER 2]Genau, also das ist ja wirklich 99,99 Prozent katholisch. Und wie du sagst, da hat ja jeder ein Pferd quasi in der Garage stehen.

[SPEAKER 1]Ja, so früher war das so. Ich weiß nicht, ob es jetzt noch so ist, aber bei mir im Kindergarten hatten da einige so ein Pony zu Hause. Wie gesagt, nur ich nicht. Gefühlt. Wahrscheinlich hatten viele andere auch keins, aber es fühlte sich für mich so an. Alle haben, nur ich nicht. Und meine beste Freundin Eva, mit der ich heute noch befreundet bin, die hatte eben diese Pferde am Haus. Und das fand ich so toll. Also das war für mich einfach, ja, Bucketlist Nummer eins, mein ganzes Leben lang, dass ich irgendwann mal so leben kann.

[SPEAKER 2]Da hat sich quasi der Traum erstmalig geformt, irgendwann mal deinen eigenen kleinen Bauernhof zu haben. Oder zumindest die Pferde am Haus.

[SPEAKER 1]Ja, die Pferde am Haus, mit Tieren leben. Also ich bin mit Tieren aufgewachsen, als ich auf die Welt kam. Meine Eltern hatten so einen Schäferhund-Mischling und wir hatten auch immer Katzen. Und ich kann mir ehrlich gesagt ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen. Ich möchte es auch nicht. Also ich möchte einfach Tiere um mich rum haben. Ich liebe das sehr. Mir gibt das unglaublich viel. Und ich finde, es ist auch ein ganz toller Ausgleich zum Job.

[SPEAKER 2]Und das ist vielleicht ja auch ein spannender Punkt, dieses Ausgleichsthema. Ich glaube, das ist ja, was für viele auch Tiere ausmacht, dass man auch abschalten kann, gerade beim Reiten. Also mir geht es so, egal wie viel Stress ich habe, wenn ich ausreite, danach ist der Kopf frei.

[SPEAKER 1]Ja, richtig.

[SPEAKER 2]Wie geht das bei dir zusammen, zum einen die Karriere als Moderatorin, als Tagesschausprecherin, du bist ja sicherlich auch ganz häufig auf dem 20-Uhr-Slot, also auf den wichtigsten Nachrichten des Tages. Wie geht das zusammen und was bedeutet das für dich, diesen Ausgleich zu haben?

[SPEAKER 1]Ja, wie du schon sagst, das ist einfach für mich und ich würde mal behaupten eigentlich für jeden, aber leider reitet ja nicht jeder, der perfekte Ausgleich, weil ich meine, das ist ja so die erste Regel, die du lernst beim Reiten, dass du irgendwie dich konzentrierst auf das Tier und auf die Verbindung zu dem Tier und dass du deinen Kopf frei machst und ein Pferd ist ja immer ein Spiegel seines Reiters und wenn man da sich gestresst, draufsetzt, dann wird das Tier irgendwie auch gestresst sein. Und wenn du versuchst, deine Mitte zu finden, auch ganz bewusst, dann klappt das eben auch. Ich liebe das einfach. Ich reite gerne am Wochenende mal auf. Ich reite Vielseitigkeit, ich reite dann auch gerne mal ein Springtraining mit Geländehindernissen und so. Ich arbeite dann da auch gerne an mir, aber ich liebe es auch, einfach abends, wenn ich von der Redaktion nach Hause komme und einen super stressigen Tag im Studio hatte mit vielen Live-Strecken, mit Krisen in der Welt, dann einfach irgendwie das Jackett auszuziehen und meine Weste an und eine Jeans und dann einfach ohne Sattel, Halfter und Strick auf den Pferderücken. Ich steige direkt hier auf meinem Grundstück drauf auf die Stute und dann reite ich durchs Tor und habe hier ein Naturschutzgebiet direkt nebenan. und reite dann irgendwie in den Sonnenuntergang durch die Felder. Und es ist wirklich so, es hört sich jetzt kitschig an, aber manchmal, ich kann mein Glück manchmal gar nicht fassen. Also ich habe wirklich das Gefühl manchmal so, eigentlich müsste man jetzt heulen vor Glück. Obwohl man einfach was macht, was ja gar nichts Besonderes ist. Man ist einfach nur mit seinem Tier zusammen und genießt die Natur und die Umwelt, aber mir gibt es unglaublich viel.

[SPEAKER 2]Ist das denn wirklich so, dass du quasi aus dem Studio direkt ins Auto, nach Hause und direkt aufs Pferd, gibt’s das wirklich? Oder ist da eigentlich noch immer sehr viel Puffer, Nachbesprechung und so weiter drin? Oder könnte es sein, dass man, dass du quasi nach den 15-Uhr-Nachrichten, ähm, ich weiß gar nicht, ob es den 15-Uhr-Slot bei der ARD gibt,

[SPEAKER 1]Ja, gibt es schon, aber der wird von anderen moderiert. Also typisch bei mir ist halt die Hauptausgabe um 20 Uhr und da beginnt der Dienst um 17 Uhr und geht bis Mitternacht, weil ich auch dann die Nachrichten in den Tagesthemen lese. Oder ich bin bei Tagesschau24 im Dienst, das ist unser Rund-um-die-Uhr-Nachrichten-Sender, wo wir teilweise auch vier, fünf Stunden am Stück im Studio stehen und Breaking-News-Situationen haben, Pressekonferenzen übertragen, spontane teilweise halbstündige Korrespondentengespräche zur Einordnung. Also es ist schon wirklich oft sehr, sehr stressig. Und ich stehe da immer in einem fensterlosen Raum. Das Studio ist klimatisiert, es ist kein Tageslicht drin. Und ich habe dann Stress und ich muss wirklich auf den Punkt sein und mich super konzentrieren auf die Sache. Und ganz ehrlich, dann gibt es für mich nichts Schöneres als entweder vorher bei so einer 20-Uhr-Schicht oder auch wenn ich tagsüber arbeite für Tagesschau24 danach, noch aufs Pferd zu steigen. Also ich habe da manchmal keinen Bock jetzt noch so richtig Leergang zu reiten, weil wenn das ein anstrengender Tag war und dann irgendwie wird man auch noch von seinem Trainer angebrüllt, weil irgendwas nicht funktioniert. Das ist mir manchmal ein bisschen zu viel. Also wenn es ganz stressig war, dann genieße ich einfach das so ein bisschen als Auszeit und mache dann eher einen schönen Ausritt. Aber ich finde, wenn du so durch den Wald galoppierst, das kann ja auch wirklich ein schönes Galopp-Training sein, auch ein flottes, es ist einfach entspannt. Ich habe wirklich auch, glaube ich, eine ganz gute Verbindung zu meiner Stute, die mir sehr vertraut, die auch irgendwie ihren Kopf in meinen Schoß legt und einschläft und anfängt zu schnarchen. Also wir haben irgendwie dann auch beide Spaß. Und dann spüre ich, dass das Tier jetzt gerade Spaß hat beim Ausreiten und ich habe dann auch. Irgendwie, das verstärkt sich gegenseitig, habe ich immer den Eindruck.

[SPEAKER 2]Stehen die Pferde denn das ganze Jahr am Haus?

[SPEAKER 1]Ne, wie gesagt, also die sind eigentlich untergebracht in einer richtig professionellen Reitanlage, wo auch mein Trainer ist, der das Pferd auch reitet, wenn ich nicht kann. Was ja teilweise auch wirklich dann zwei, drei Wochen am Stück mal ist, weil ich auch Reisereportagen mache und ich mache noch eine Talkshow in Bremen, drei nach neun. Also ich bin oft dann auch am Stück mal weg und dann wird sie beritten und auch wenn es ihm so ein bisschen zuwider ist, er muss auch ab und zu mal streicheln. Das gehört dazu. Er ist nämlich ein richtiger Sportreiter, weißt du, und immer so, ah, Mädchenpferd. Aber er hat eingesehen, dass die Studie das irgendwie auch braucht, um glücklich zu sein, so ein bisschen menschliche Wärme.

[SPEAKER 2]Vielleicht auch eine gute Balance.

[SPEAKER 1]Ja, ich glaube, das hat er wirklich von mir noch so ein bisschen gelernt, dass auch mal eine kleine Kuscheleinheit letztlich eine Einheit ist, die auch die Verbindung zwischen Reiter und Pferd stärken kann. Und ja, der kümmert sich dann darum und wenn ich Zeit habe, wenn ich weiß, jetzt habe ich irgendwie eine Woche, wo ich irgendwie zwei, drei Dienste habe bei der Tagesschau, aber ich kann sie füttern, ich kann den Stall machen, sie ist maximal vier, fünf Stunden mal alleine, dann kommt wieder jemand. aus der Familie und ist irgendwie auf dem Grundstück, dann hole ich sie mir. Und dann stelle ich sie in den Garten. Und sie liebt das, ja. Also wenn ich sie abhole, dann sage ich immer, Abenteuer erleben, Sasu. Und dann sind die Ohren gespitzt und dann, also die geht von alleine auf den Hänger. Und dann hole ich sie hier hin und dann ist sie ein paar Tage bei mir. Und wenn ich sie dann wieder aufladen will, dann bleibt sie echt kurz stehen, ne?

[SPEAKER 2]Heimaturlaub.

[SPEAKER 1]Es soll nicht zu Ende gehen. Nein, ich will nicht zurück. Aber das ist überhaupt das Tolle an Sassoon. Ich kann die echt überall mit hinnehmen. Also ich habe die in alle möglichen Urlaube schon hin verschleppt und die macht das alles mit. Die steht hier alleine auf dem Grundstück. Ich war mit ihr in Schweden, weil ich da so unglaublich gerne mal am Strand reiten wollte, weil da gibt es wirklich kilometerlange, breite Sandstrände, die in der Nebensaison leer sind und du kannst da reiten. Also das ist in Deutschland ja eigentlich immer nur in den Nebensaisons, also richtig im Winter möglich. Da kannst du auch im Sommer bei richtig tollem Wetter am Strand reiten. Strand reiten, nur eben nicht, ich glaube, im August oder so. Also wenn da ganz viele Menschen rumliegen, geht es natürlich nicht. Ich war da und habe eine Woche lang jeden Tag die schönsten Ausritte gemacht. Und ich war da mit ihr alleine, weil ich war mit Leuten unterwegs, die selber nicht reiten, und habe sie dann gestellt an so einen Ponyhof. Da hatten die nur so wirklich kleine Ponys und so ein bisschen Reitunterricht für Kinder in der Halle. Und deswegen musste ich immer alleine ausreiten. Und das macht sie alles mit. Also sie findet das großartig. Und das ist auch schön, weil dann kann man gemeinsam Abenteuer erleben.

[SPEAKER 2]Also ich muss mir das so vorstellen, du bist mit Freunden nach Schweden gefahren. Ja, richtig. Und dann hast du gesagt, du hör mal zu, ich nehm noch mein Pferd mit.

[SPEAKER 1]Genau.

[SPEAKER 2]Und dann seid ihr mit Sack und Pack dahin gefahren, während die anderen vielleicht noch beim Frühstücken saßen, warst du am Strand.

[SPEAKER 1]Nee, ich hab mit gefrühstückt und dann haben die so was langweiliges gemacht, wie sich an den Strand legen.

[SPEAKER 2]Ja, das ist wirklich langweilig.

[SPEAKER 1]Und nichts tun. Das ist eh schwierig für mich, muss ich sagen.

[SPEAKER 2]Und dann bist du vorbeigeritten?

[SPEAKER 1]Nee, also ungefähr. Nee, wir waren an verschiedenen Stränden. Nee, und dann hab ich gesagt, so, dann fahr ich jetzt mal zum Pferd. Und das Schöne ist ja auch, du triffst dann ja auch immer auf andere Reiter, weil ich habe sie dann an dieser Reitanlage gehabt, an diesem Ponyhof und dann lernt man da ja auch die Besitzer kennen und andere Touristen und Eltern, die ihre Kinder dahin gebracht haben. Und einen Austritt habe ich dann auch mal gemacht mit einer Ponyreiterin. Das ist nur so ein bisschen ein Problem, weil Sasoo hat echt einen fleißigen Schritt und ist viel Vollblut drin, also der Galopp ist auch lang und gestreckt gerne, sonst wird sie auch irgendwann nöckelig, wenn sie so gar nicht los darf. Und das ist dann mit so einem Pony manchmal ein Problem, weil sie halt irgendwann dann auch mal gerne so schnell laufen möchte, wie sie möchte und nicht immer nur zurückgehalten werden will, auch schon im Schritt und so. Also das war wirklich ein toller, toller Urlaub und wenn uns jetzt jemand zuhört, der mal am Strand reiten möchte, kann ich das nur empfehlen. Also reiten wird dort toleriert und man kann das ganz toll machen.

[SPEAKER 2]Und ich glaube, in Deutschland gibt es nur noch ganz wenige Strände. Es ist Cuxhaven-Neuwerk, also diese Strecke durchs Watt. Und ich glaube, St. Peter-Ording an der Nordseeküste. Das sind die beiden einzigen verbliebenen Strände, die es noch gibt, wo man ohne Probleme reiten darf.

[SPEAKER 1]Ja, eben, das habe ich auch gemacht. Und das ist immer irgendwie dann, glaube ich, bis Mai oder so. Nee, bis März geht das, glaube ich, nur. Also es hört relativ früh auf im Jahr, dass du da reiten darfst. Und selbst wenn du da dann in diesen fiesen, useligen Monaten bist, sind da ja Leute. Also du kannst da ja nicht am Strand entlang galoppieren. Also als wir da waren, waren da immer auch Fußgänger und Leute mit ihren Hunden. Man musste Rücksicht nehmen. Und in Dänemark, ich glaube, ich habe vorhin Schweden aus Versehen gesagt,

[SPEAKER 2]Du hast Schweden gesagt, ja.

[SPEAKER 1]Nein, es war Dänemark. In Dänemark kannst du eben ganz, ganz toll über die riesigen Sandstrände galoppieren und bist echt alleine an kilometerlangen Stränden.

[SPEAKER 2]Was bedeutet für dich, sagen wir mal, die Reiterei unter einem Trainer oder unter deinem Trainer? Ist das etwas, was für dich so ein bisschen einfach dazugehört? Oder wie siehst du dieses Thema auch, sagen wir mal, ein ausgebildetes Pferd zu haben, nicht nur die ganze, ich nenne es jetzt mal, Reiterei zur Freude nebenher, also am Strand, sondern auch wirklich, du sagst ja, ich reite Vielseitigkeit, wie wichtig ist das für dich, das noch dazu zu haben?

[SPEAKER 1]Ja, also für mich persönlich ist das sehr wichtig. Ich reite zwar gerne freizeitmäßig auch aus, auch mal ohne Sattel, wie ich gesagt habe, aber ich finde es auch für mich ganz wichtig, zwischendurch mal wirklich professionellen Unterricht zu haben und Training zu haben. Also ich habe meine Studie gekauft, als sie vier Jahre alt war. Ich hatte vorher ein anderes Pferd, einen Wallach, der hieß Karlsson, den habe ich glaube ich auch dreieinhalbjährig gekauft und der war dann verletzt ständig leider, weil er sich immer so gekloppt hat auf der Weide, war so ein bisschen ungestüm. und hatte dann eben auch eine wirklich schlimme Verletzung. Strahlbeinband war gerissen und fiel dann über Monate aus und war ständig in irgendwelchen Behandlungen. Und dann habe ich die kleine Stute, die ich jetzt habe, einfach so mitgeritten, weil meine Trainerin die zum Anreiten und zur Ausbildung bekommen hat. Und dann habe ich mich natürlich über die Monate, wie ich sie geritten habe, so verliebt, also in sie, in die kleine Stute, dass ich sie dann gekauft habe. Und deswegen hatte ich eben ein junges Pferd, was eben auch noch Ausbildung braucht. Und ich reite zwar seitdem ich sieben bin, aber ich würde jetzt mir nie zutrauen, ganz alleine, ohne jegliche Hilfe, ohne dass jemand drauf guckt, ein Pferd komplett auszubilden. Also ich habe von Anfang an mitgemacht und ich bin auch mit ihr rausgegangen. Ich habe ihr draußen alles beigebracht, weil meine Trainerin früher, die ist nur Dressur geritten, die wollte nicht so gerne, also bei Wind schon mal gar nicht. Bei Wind ging man nicht raus ins Gelände. Und ich habe das alles mit ihr gemacht und auch Springen habe ich mit ihr geübt und das auch so ein bisschen entwickelt. Aber irgendwann finde ich, kommt so ein Punkt, da ist es ganz gut, also zumindest wenn man auf dem Niveau ist, wo ich bin, eben kein Profi. Wenn dann eben ein Profi da ist, der auch zwischendurch Korrektur reitet, der sich das anguckt, der nochmal Tipps gibt. Und so kommen wir eigentlich ganz gut zurecht. Also sie ist da weiter in Ausbildung. Er macht mit ihr viel und er reitet sie vielseitig auch, mein Trainer. Und wenn ich dann Zeit habe, dann kann ich mir überlegen, will ich jetzt was lernen? Will ich unter der strengen Fuchtel des Trainers sein? Oder möchte ich mich einfach nur entspannen und ein bisschen ausreiten? Das mache ich immer so von Fall zu Fall, abhängig ehrlich gesagt auch so ein bisschen danach, wie gestresst ich gerade bin oder wie eingebunden ich bin in den Job. Weil manchmal, habe ich ja gerade gesagt, habe ich einfach dann keinen Nerv, jetzt auch noch irgendwie performen zu müssen und Leistungen zeigen zu müssen. Dann will ich einfach nur entspannen und die Natur genießen.

[SPEAKER 2]Um quasi einen wirklichen Ausgleich zu haben, um nicht da auch noch den Druck haben zu müssen, irgendwie jetzt muss ich auf ein Turnier und wenn man aufs Turnier fährt, dann soll es auch eine Schleife sein und so weiter.

[SPEAKER 1]Ja, wobei ich da auch entspannt bin. Also ich war nie eine wirklich ambitionierte Turnierreiterin. Ich habe in meiner Kindheit ein paar Turniere gemacht, gehört ja auch mit dazu. Ich hatte damals aber auch schon eine junge Stute und habe ehrlich gesagt immer so ein bisschen darunter gelitten, dass ich mein junges Tier dann in den gleichen Wettbewerben vorgestellt habe, wie meine Freundin dann irgendwie die Estressur-Pferde ihrer Mütter dann da geritten haben, irgendwie in der E-Dressur. Ich meine, da hast du natürlich keine Chance. Du hast selbst irgendwie eine fünfjährige Stute und ich habe immer damals gedacht, ach komm, und es geht nicht um Schleifen und um Leistung. Ich bin da also wirklich, Reiten ist für mich einfach leistungsfreie Zone. Dafür habe ich einfach im Job, in den verschiedenen Bereichen, in denen ich arbeite, immer so viel Performance-Druck und auch oft Lampenfieber auszustehen, dass ich mir das jetzt nicht auch noch in mein Privatleben holen muss. Ja, aber ich kann was Lustiges erzählen dazu. Warte, mir fällt gerade was ein. Das letzte Vielseitigkeitsturnier, was ich geritten bin, in Mechtersen war das.

[SPEAKER 2]
Im Süden von Hamburg, Lüneburger Heide quasi.

[SPEAKER 1]
Im Süden von Hamburg, genau. Es war wirklich ein bisschen peinlich. Also ich bin in der Dressur gestartet. Und hab da eine sehr gute Note bekommen mit meiner kleinen Stute, die auch eigentlich eine dressur Abstammung hat. Die hat durch mich das Springen lernen müssen und das Gelände gehen. Und bin dann auch durch Stangenspringen sehr gut durchgekommen, so dass ich irgendwie von, keine Ahnung, 48 Teilnehmern, von denen glaube ich sieben mit Krankenwagen ausgeschieden waren. Ja, ist ja in der Vielseitigkeit gerne mal so. Da war ich dann plötzlich irgendwie auf Platz 5. Und dann kam das Gelände. Und Gelände ist eigentlich unsere Paradedisziplin. Und ich dachte, boah, ist ja super. Du hast ja nicht damit gerechnet, aber du kriegst jetzt hier vielleicht eine Schleife, ist ja irre. Mein Trainer auch schon so, oh super, Judith, jetzt, das könnt ihr und so. Er musste schon nach Hause fahren. Und ich hab dann gedacht, gut, mach ich erst den Geländeritt noch, stehe in der Startbox, dann ziehen die ja so runter, ne, von 10 auf 0 und dann musst du los. Und du musst auch aus der Startbox schon im Galopp kommen, weil das erste Hindernis ist relativ dicht an der Startbox. Du musst also schon ein bisschen Schub entwickelt haben. Ja, und dann zählt er runter. Und während er runterzählt, kam so ein Wind auf. Und man sah, wie die ganzen Regenschirme der Zuschauer so umklappten. Und irgendwie so mein Stute sieht das. Ich wusste es. Sie sieht das, guckt, versteift sich. Die zählen runter und sie macht einfach gar nichts mehr. Sie blieb einfach stehen. Ich konnte nichts machen. Dann habe ich Druck gemacht und dann lief sie rückwärts. Und ich war komplett disqualifiziert. Und irgendwie ein kleiner Fünfjähriger fragte seine Mutter, warum läuft das Schwert rückwärts? Ich habe nur gedacht, ja, das wüsste ich jetzt auch gerne. Also insofern, an diesem Tag habe ich auch entschieden, dass es vielleicht einfach auch nicht sein soll mit mir und Tintinieren. Und ich habe es mit wirklich viel Humor genommen. Ich musste von Anfang an so ein bisschen lachen über diese Situation, weil die auch wirklich peinlich war. Und mein Trainer zum Beispiel, der natürlich sehr leistungsbezogen ist, weil es ist sein Beruf, der war fassungslos. Ja, wie? Die ist rückwärts gelaufen. Was machst du denn, wenn ich mal einmal nicht dabei bin? Also der war völlig fix und fertig. Und ich hab mir gedacht, ach komm, hab da noch ein paar Korrektursprünge gemacht auf dem Abreiteplatz. Die funktionierten alle, da war auch kein Wind. Dann sind wir nach Hause gefahren. Hauptsache Spaß. Ja eben, ich nehme das locker und ich erzähle die Geschichte jetzt auch, weil irgendwie finde ich auch, es auch mal schön ist, wenn man mal Geschichten vom Scheitern hört und erzählt, gerade wenn es ums Reiten geht.

[SPEAKER 2]
Genau und ich meine dadurch kann man es auch mit mehr Leichtigkeit nehmen das Ganze.

[SPEAKER 1]
Ja, mein Gott was soll’s.

[SPEAKER 2]
Die meisten werden wie ein begossener Pudel nach Hause gefahren, aber das ist doch wunderbar, wenn du das so mit Leichtigkeit nehmen kannst und ich glaube das macht dann auch viel mehr Spaß. Also wenn man das so verbissen betrachten würde, dann kann man ganz viele schlechte Dinge finden, aber ihr habt ja vielleicht auch… Also mein Trainer hat früher gesagt immer, du hast deine Erfahrung gewonnen.

[SPEAKER 1]
Ja. Jaja, das stimmt. Und nee, ich muss auch wirklich sagen, ich muss immer noch grinsen, wenn ich daran denke, weil es… Ja, es war halt eine spezielle Situation. Wir sind übrigens dann am nächsten Tag nochmal hingefahren und ich bin den kompletten Parcours nochmal gesprungen. Da hat mein Trainer einen großen Wert drauf gelegt, dass ich das mache. Und ja, es hat alles funktioniert. Aber es sollte eben an dem Tag irgendwie nicht sein.

[SPEAKER 2]
Es waren keine Regenschirme mehr da.

[SPEAKER 1]
Ja, richtig.

[SPEAKER 2]
War es denn von dir immer auch ein Traum, einen Fohlen aus der eigenen Stute zu ziehen? Weil Charlie, dein Fohlen ist ja aus Zazou.

[SPEAKER 1]
Ja, richtig.

[SPEAKER 2]
War das immer ein Traum von dir?

[SPEAKER 1]
Ja, schon. Ich glaube, davon träumt jeder Reiter oder jede Reiterin, das mal mitzuerleben. Das ist auch so ein Kindheitstraum, dass ich immer dachte, irgendwann will ich das mal machen oder erleben. Und meine Stute hat auch immer, wenn wir Fohlen gesehen haben auf einer Weide, ist die immer stehen geblieben und wollte dann dahin und war gespitzte Öhrchen, super interessiert. Ich habe irgendwie gespürt, okay, sie will auch wirklich gerne Mama werden. Und dann habe ich es einfach versucht. Der erste Besamungsversuch hat nicht funktioniert. Da hatte ich sie sehr geschont, weil mein Trainer auch sagte, so, jetzt mal ein bisschen langsamer, dann nehmen die besser an und so. Und dann haben wir einen zweiten Versuch gestartet, mussten ein bisschen warten, bis es wieder stimmte mit dem Rosse-Zeitpunkt und so. Und ich habe gedacht, meine Güte, der ganze Sommer, ich habe ja jetzt keinen Bock, das Pferd immer nur irgendwie Schritt zu halten und zu schonen. Ich bin Jagd mit ihr geritten und hatte wirklich mehrere Trainings und wir waren schwimmen und also wirklich Sachen, wo sie auch echt gefordert war körperlich. Und dann hat sie angenommen. Und dann ist Charly rausgekommen. Und ich habe dann so gedacht, guck mal, es ist einfach ein Abenteuerpferdchen. Wenn man die schont. Die braucht keine Ruhe. Die braucht keine Ruhe. Die will einfach irgendwie mit mir losziehen. Die will Abenteuer erleben. Die braucht auch zwischendurch ein bisschen Adrenalin und ein bisschen Spaß und mal was Neues. Und dann hat sie angenommen und dann ist Charlie in ihr gewachsen. Und wir haben tatsächlich zwischendurch zweimal geguckt, ob sie wirklich schwanger ist, weil sie überhaupt keinen Bauch hatte. Zwei Tage bevor Charly auf die Welt kam, habe ich noch was gepostet auf Instagram, wo ich auch geschrieben habe, wir sind immer noch nicht ganz sicher, ob da wirklich ein Foil drin ist. Und dann kam Charly auf die Welt. Warst du dabei? Ja, ich war dabei. Der hatte schon Angst, dass da jetzt irgendwie so ein verkümmertes rauskommt, so ein ganz kleines. Aber Charly ist total gesund und ist kräftig und groß auch schon und wächst wie verrückt. Also es ist alles gut gegangen.

[SPEAKER 2]
Hast du dir auch richtig Gedanken gemacht bei der Anpaarung? Weil Charly ist ja, das habe ich hier extra nachgeguckt, Auf der Vaterseite Crunch, das ist ein sporterfolgreicher Holsteiner. Und Zazu ist Samba-Hit mal Sandro-Hit. Hast du dir richtig Gedanken bei der Anpaarung gemacht?

[SPEAKER 1]
Also im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich mir Gedanken gemacht. Ich habe ja vorhin schon erzählt, dass er so eine Dressurabstammung hat. Und zwar wirklich eine ganz gute Dressurabstammung. Und was sie halt anfangs gar nicht konnte, ist springen. Also ich habe noch nie ein Pferd gesehen, was wirklich überhaupt noch nicht mal über eine Stange laufen wollte beim Longieren am Anfang. Das war echt ein Kampf, ihr das beizubringen. Mittlerweile liebt sie das. Aber du merkst halt, ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Und deswegen war für mich klar, wenn ich einen Fohlen ziehe, weil ich ja gerne springe und auch gerne Geländesprünge mache, dann werde ich auf jeden Fall einen Springpapa aussuchen, damit einfach das Fohlen, das da rauskommt, ein bisschen mehr Vermögen hat einfach. Und das war irgendwie so die Ansage. Und dann habe ich ein bisschen recherchiert und habe natürlich auch meinen Trainer eingebunden, weil der das Pferd ja eben auch dann reiten muss zwischendurch und natürlich auch mir helfen muss, Charlie auszubilden. Und der hat dann Clarimo vorgeschlagen. Das ist der Vater von Crunch. Genau. auch ein richtig toller Holsteiner Springhengst. Ich war dann einverstanden, weil ich mich dann auch verlassen habe auf das Urteil. Ich habe gesagt, du, das Allerwichtigste, der muss springen können, aber noch viel wichtiger ist, dass er einen klaren Kopf hat, also einen guten Charakter. Sasu ist ja wirklich sehr menschenbezogen, mit der kann ich alles machen, die kann ich mir hier in den Garten stellen. Und ich habe überhaupt nichts davon, wenn ich dann ein Pferd habe, was mega Vermögen hat und was irgendwie hier super nervös ist und ein Theater macht und irgendwie nicht klar im Kopf ist. Das wollte ich nicht. Und Klarimo ist wohl guter Charakter, brav, trotzdem viel Vermögen. Und dann wurde entschieden, dass wir den Sohn von Klarimo nehmen, Crunch. Und dann habe ich gesagt, ja, dann machen wir das. Und jetzt ist Charlie rausgekommen. Und ich war mit Charlie auch dann auf so einer Prämierungsaktion, also wo man die Fohlen vorstellt, das erste Mal in meinem Leben. Fohlenschau? Ja, Fohlenschau. Und er hat tatsächlich, siehst du mir fehlen sogar die Fachbegriffe, er hat tatsächlich eine Prämierung bekommen. 7,7 habe ich gelesen. Ja, ja. Also ganz stolz waren wir, weil da waren wirklich viele dabei, die ich auch sehr hübsch fand, die keine Prämierung bekommen haben. Also Charlie hat da echt Potenzial. Das ist ein wirklich hübsches Fohlen. Und das Schönste für mich ist ehrlich gesagt, dass er offenbar genauso menschenbezogen und kuschelig ist wie seine Mutter. Also der ist ein Hengstfohlen. Und wenn der über die Weide fegt, der ist wirklich schnell. Der hat eine super Galoppade. Ganz toll bergauf. Jetzt schon schöne gestreckte Vorderbeine, wenn er trabt. Also wirklich, wirklich hübsch und gute Gänge. Aber sobald er mich sieht, kommt er angerannt und will kuscheln. Und er hört nicht mehr auf. Also, der ist so schmusig und anhänglich, dass es mir wirklich eine Freude ist. Und eigentlich zeigt mir das, dass ich den richtigen Vater-Hengst ausgesucht hab.

[SPEAKER 2]
Ich wollt grad sagen, ich glaub, das findest du ja gar nicht so schlecht, dass er schmusig ist.

[SPEAKER 1]
Ja, eben, das ist für mich total essentiell. Du bist jetzt ein Mann, ja? Du kannst das nicht so nachvollziehen.

[SPEAKER 2]
Ich schmuse ab und an auch mal. Ab und an schmuse ich auch mal mit Pferden.

[SPEAKER 1]
Ja, aber für mich ist es wirklich, also ich habe einfach so einen Spaß, wenn der ankommt und der nusselt da an meinem Hals rum und will immer irgendwie nüster an meine Wange schieben und da rumknuddeln. Also es ist wirklich eine Freude. Es ist mir ein Fest.

[SPEAKER 2]
Was sind die Pläne mit ihm eigentlich? Hast du da schon konkrete Pläne oder lässt du es alles so ein bisschen auf dich zukommen, weil es werden ja dann so Fragen kommen, soll er hängens bleiben oder nicht? Wohin geht so ein bisschen die Reise mit ihm? Hast du dir schon Gedanken gemacht oder lässt du das so ein bisschen auf euch zukommen?

[SPEAKER 1]
Ja, ich habe gedacht, ich lasse es auf mich zukommen, aber ich tendiere schon dazu, dass er gelegt wird. Also es ist einfach. Schwierig mit einem Hengst, wenn du jetzt nicht im super großen Sport bist, wo du immer diese Möglichkeiten hast, den Hengst auch passend unterzubringen, ist es halt ein Problem. Also an vielen Reitanlagen werden ja Hengste überhaupt nicht zugelassen, dass du die damit in die Stallgasse stellen kannst. Und ich habe ja gesagt, ich will mit dem Tier auch verreisen können, ich will mit dem ausreiten können, ich möchte mit dem auch an der Stutenweide entlang galoppieren können, ohne dass der total ausflippt, weil er Gefühle kriegt und Hormone. Also ich denke, es wird ein Wallach werden und ich werde mit ihm einfach das machen, was in meinen Möglichkeiten ist und was in seinen Möglichkeiten ist. Und mein Trainer, der heißt übrigens Imre Todt, Vielseitigkeitsreiter aus Ungarn, der sagt immer, wenn er ihn sieht, Charlie, mein nächstes Batman-Pferd. Der freut sich schon. Ja, aber macht er auch mit Augenzwinkern, weil er natürlich weiß, dass ich das gerne höre. Aber wenn der Lust hat, ihn bis in die höchsten Klassen, bis vier, fünf Sterne auszubilden und Charly das mitmacht, dann kann er das gerne tun. Ich werde sicherlich keine Vier-Sterne-Prüfung mit ihm reiten.

[SPEAKER 2]
Z.B. meine Nichte, die ist eine sehr erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin. Da war ich letztens auf einem Turnier, wo sie auch ritt. Dann hab ich mir das angeguckt. Ich bin in Vielseitigkeit überhaupt nicht bewandert. Da dachte ich, boah, über diese Klamotten. Ich bin echt nicht zart beseitet. Aber da hab ich Schiss in der Buchse. Da würde ich nicht drüber reiten. Und dann auch mit Vollspeed dagegen kacheln. Puh, das ist aber auch in einer 2-Sterne-Prüfung schon ordentlich.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt. Du hast recht, das sind schon ganz schöne Kavents-Männer, die da stehen. Auch schon in den kleinen Prüfungen. Das sind ja immer noch kleine Prüfungen in der Vielseitigkeit. Zwei-Sterne-Prüfungen. Aber das wird relativ schnell sehr, sehr wuchtig. Ich weiß, dass ich das erste Mal, als ich in Lomülen war und mir da die Fünf-Sterne-Prüfung angeguckt habe, da habe ich gedacht, das kann ja gar kein Pferd schaffen. Über diese Wände aus Hecke. Ja, das ist ja unglaublich. Und dann habe ich mir das angeguckt und war begeistert. Und dann war ich tatsächlich einmal in Badminton und habe mir das angeguckt, also live vor Ort. Und ich muss sagen, da blieb mir wirklich der Mund offen stehen, weil das natürlich nochmal eine ganz andere Klasse ist als das, was wir in Lomülen sehen, wo es ja eher auch durch die Unfälle, die es da gab. Es geht eher um Technik und die Schwierigkeit, die Komplikationen der Hindernisse. Wenn du aber in Badminton bist, dann hast du Technik und Höhe und einfach Masse. Also die springen da über Autos, über Traktoren, die springen da irgendwie gefühlten Abhang runter ins Wasser und dann sofort wieder raus. Ich habe sowas in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Und es vermittelt sich auch im Fernsehen nicht, wenn du es siehst. Also wenn du da wirklich an dem Hindernis stehst, wo im Übrigen Hunderte von Menschen stehen, weil natürlich in Großbritannien die Vielseitigkeit nicht wie bei uns so eine Randsportart ist, sondern wirklich ein Massenereignis, wo hunderttausende Menschen kommen, um das zu feiern. Also wenn du da bist und einmal diese Atmosphäre gespürt hast, diese Begeisterung der Menschen, dann Ja, dann willst du als Zuschauer immer gerne wiederkommen, aber du sagst dir auch gleichzeitig, ich möchte das nie reiten müssen. Never ever. Das ist irgendwie Kamikaze.

[SPEAKER 2]
Ja, gerade Badminton, Burley, das sind natürlich, das sind Feste in Großbritannien. Also Volksfestcharakter hat das ja da. Und auch ganz, ganz viel Tradition. Und das stimmt natürlich auch ein bisschen mehr als bei uns in Deutschland, wo das, natürlich, Lomülen ist immer noch ein fantastisches Turnier, aber hat natürlich nicht so, wie Batman und Birdie, so diesen historischen, emotionalen Überbau.

[SPEAKER 1]
Ja, es kommen halt Reiter nach Lomülen, die sich das angucken. Und in Großbritannien kommen halt, ich sag mal, ganz normale Leute. Otto-Normal. Ja, die sonst ein Fußballspiel oder ein Festival besuchen würden, die kommen dahin und feiern die Pferde und feiern diesen Sport. Und deswegen ist das noch mal eine ganz andere Atmosphäre.

[SPEAKER 2]
Du hast ja auch eine Fernsehserie, Abenteuer Pferd, ich glaube ab 2018, wo du ja auch verschiedene Reitweisen und Pferderassen zeigst und wo du zum Beispiel auch in den Westernsattel gestiegen bist. Daran hast du auch Spaß, oder?

[SPEAKER 1]
Ja, total. Jeder Reiter weiß das ja. Wir haben alle mit Pferden zu tun, aber es gibt so viele unterschiedliche Welten im Pferdesport, die irgendwie auch ein in sich geschlossener Kreis sind, also ein System sind, wo man auch wenig Einblick hat. Also ich weiß nicht, wie es dir geht. Ich glaube, deine Schwester reitet Western, hattest du gesagt?

[SPEAKER 2]
Genau, meine Schwester Sandra, die ist Western-Reiterin, die reitet jetzt Western und Working Equitation. Also die ist jetzt so auf zwei Gleisen unterwegs, aber Western ist natürlich eine total Total spannend, weil es so viel anders auch ist. Es sind vielen Sachen gleich, aber dann auch wirklich anders. Ich finde zum Beispiel die Zügelhaltung ist etwas, was, sagen wir mal, der normale Reiter, also der englische Reiter, hat erstmal, hm, was ist das denn jetzt? Aber es ist faszinierend, finde ich. Wie hat es auf dich gewirkt?

[SPEAKER 1]
Ja, es ist eine ganz andere Welt. Also wir hatten auch, ich war immer an Stellen, wo es auch gar keine Westernreiter gab, weil das eben wirklich so getrennte Welten sind. Und das ist mir eben aufgefallen, dass das im Pferdesport schon ganz schön der Fall ist. Und manchmal beäugt man sich auch so ein bisschen gegenseitig misstrauisch. Das ist ja schon teilweise bei den Dressurreitern und den Springreitern so. Was schade ist eigentlich. Ja, total. Und dann Englisch und Western. Und Kutsche fahren ist wieder was anderes. Und Kaltblüter ist wieder was anderes. Und ich habe mit diesem Fernsehformat einfach versucht, in diese Welten reinzugucken und die auch mal zu zeigen. Und zwar sehr vorurteilsfrei. Also ich bin ja auch Englischreiterin mein Leben lang gewesen. Aber ich habe gesagt, ich will das Westernreiten vorstellen. Ich will auch diese Welt des Kutschefahrens vorstellen und die Welt der Arbeitspferde. Und die Idee von dem Format war, dass ich immer hingehe in diese Welt und eine Aufgabe gestellt bekomme, die eigentlich unlösbar ist. Und dann ist der Fernsehzuschauer dabei, wie ich halt versuche, mit meinem Pferdewissen, da mit zurecht zu kommen. Also als Beispiel, beim Westernreiten kam ich auf den Hof, ich wusste es auch wirklich nicht, stand der Bundestrainer Westernreiten vor mir, Nico Hörmann. Und hat gesagt, hallo, ich bin der Bundestrainer, du hast jetzt eine Woche Zeit, Westernreiten, Reining zu lernen, also die Dorsur des Westernreitens. Und dann fahren wir gemeinsam nach Augsburg. Und dann wirst du auf der Americana in der Samstagabendshow vor 5000 Zuschauern die Bronze Trophy reiten. bestes Event des Rainings, was da vorgeführt wurde an diesem Tag, vor Zuschauern, mit den besten Westernreitern der Welt, die da angetreten sind. Und ich sollte dann diese Prüfung vorreiten und zeigen, was die da machen müssen. Und ich habe gedacht, ja, wie soll ich das denn schaffen in einer Woche? Ja, und dann habe ich geübt. Und dann ist quasi der Fernsehzuschauer dabei, wie ich erst mal als Englischreiterin auf diesem sehr gut ausgebildeten Westernpferd sitze, was einfach keinen Schritt mehr tut, weil ich natürlich völlig entgegengesetzte Befehle die ganze Zeit gebe. Ja, weil es ist ja wirklich, wenn du da das Bein anlegst, ist einfach der gegenteilige Befehl als bei uns beim Englischreiten. Ja, und auch die Zügelführung, wie du sagst, Gewichtshilfen. Es ist wirklich ganz oft das Gegenteil einfach. Man hat das ja so drin, ich reite seitdem ich sieben Jahre alt bin. Und diese Umstellung und dann aber auch zu sehen, wie immer mehr die Verbindung wächst zu dem Pferd, das war das Fernsehformat. Und am Ende bin ich dann wirklich auf der Americana gewesen und war begeistert, dass es überhaupt sowas gibt in Deutschland, weil ich wirklich dachte, ich bin irgendwo in Amerika. in Texas oder keine Ahnung, nur Leute mit Cowboyhüten, alle, die in dieser Welt irgendwie zu tun haben, in Deutschland, international, waren da. Und dann habe ich da diese Prüfung absolviert. Also ich sage jetzt nicht, wie es ausgegangen ist. Der Film ist noch in der Mediathek, man kann es sich angucken. Ja, und bei der Reportage übers Kutschefahren war ich auf dem Gestüt Ganscho in Mecklenburg-Vorpommern und musste innerhalb von einer Woche lernen, einen Zweispenner zu fahren und zwar so gut, dass ich eine von 16 Kutschen sein konnte bei der Quadrille. bei der Ganschower Stutenparade. Also das war natürlich auch so Ben Hur. Und ich sage dir, die anderen 15 Kutscher, die hatten wenig Verständnis dafür, dass da jetzt so eine Fernsehtante kommt und ihnen irgendwie ihr Jahresevent kaputt macht, indem sie da irgendwie was Falsches macht bei dieser Quadrille. Ist ja auch nicht ganz ungefährlich. Und das war auch eine Riesenherausforderung für mich. Und beim Arbeitspferdefilm habe ich tatsächlich gelernt, wie man mit Arbeitspferden, also mit Kaltblütern, Baumstämme, gefällte Baumstämme mit Ketten aus dem Wald buxiert. Weil diese Forstpferde ja immer noch eingesetzt werden, da, wo das große Gerät nicht hinkommt, unwegsames Gelände und so. Sehr bodenschonend, sehr nachhaltig, aber es ist eben auch nicht einfach. Und das musste ich auch innerhalb von wenigen Tagen lernen. Also es ist ein Film geworden für Menschen, die Pferde lieben und die Lust haben, einfach mal reinzugucken in diese anderen Welten.

[SPEAKER 2]
Ein buntes Portpourri und gerade Bäumerücken, das haben wir häufig gar nicht mehr so, glaube ich, mit Pferden in Verbindung. Aber der Haflinger, den wir alle kennen, das ist eigentlich ein Pferd, das für Bäumerücken in den Alpen gezogen wurde. Und das ist total spannend, dass das auch wirklich ja in gewissen Regionen immer noch auch so gemacht wird und ganz viel Tradition auch besitzt. Ich finde, man spürt förmlich so diese Tradition gerade so, In Österreich gibt es das ja auch ganz viel. Wo war das bei dir? Wo habt ihr Bäume gerückt?

[SPEAKER 1]
Also wir waren in der Nähe von Hannover im Forst und haben das gemacht. Und es gibt tatsächlich, habe ich gelernt, nur noch sehr wenige, die das anbieten in Deutschland. Die dann auch teilweise wirklich hunderte von Kilometern fahren um ihr Pferd, um ihre Pferde dann einzusetzen in dem jeweiligen Wald. Ich persönlich würde mir wünschen, dass das wieder viel mehr Tradition findet, weil natürlich die Männer, die das machen, alle das Problem haben, dass sie davon wirtschaftlich kaum leben können, weil das eben schlecht bezahlt ist, weil die Pferde sehr gut ausgebildet sein müssen. Die können natürlich auch nicht so viele Stunden am Stück arbeiten, um es ihnen eben nicht so schwer zu machen. harte körperliche Arbeit auch für die Pferde ist. Und ich würde mir wünschen, dass wir wieder mehr Pferde einsetzen dafür, dass weniger Harvester durch den Wald fahren und alles kaputt machen. Und ja, ich glaube, dass wir, wenn wir Pferde wieder mehr einsetzen würden, nicht nur was für die Umwelt tun würden, sondern auch für die Reputation der Pferde. Weil man darf ja immer nicht vergessen, das habe ich auch bei meinen ganzen Inselreportagen immer wieder betont, wenn ich auf autofreien Inseln war, wo Pferde immer noch die Post bringen und die Umzüge machen und so, das war ja bis vor 100 Jahren, sagen wir mal 150 Jahren, also bis zur industriellen Revolution, bis es die Autos gab für jedermann, war das ja normal. Pferde haben uns geholfen, unseren Alltag zu meistern. Die haben alle schweren Dinge für uns getragen, die waren im Krieg unterwegs, die haben mit beim Ackerbau geholfen. Ohne Pferde, ja Postkutschen, Post befördert, Waren befördert, ohne Pferde wäre nichts möglich gewesen. Und manchmal wünsche ich mir, wenn ich so einem Spaziergänger entgegenkomme, der sich darüber aufregt, dass man jetzt mit seinem Pferd den Boden kaputt macht, den einzigen, wo man reiten darf, obwohl der Fußgänger auch 43.000 andere asphaltierte Möglichkeiten mittlerweile hat, dann denke ich immer, wenn ihr wüsstet, diese Tiere, wir als Menschen haben diesen Tieren so viel zu verdanken und jetzt werden sie irgendwie auf Reitwege ja, verbannt und eigentlich will man sie so gar nicht mehr sehen, weil dann machen die da ja irgendwie Pferdeäppel hin und dann muss ich da durchlaufen und dann machen die mal irgendwie einen Fußabdruck und dann wird es da matschig. Also ja, ich glaube, dass Pferde einfach ein bisschen bessere Lobby vertragen könnten und zwar auch außerhalb des Turniersports.

[SPEAKER 2]
Und das ist, glaube ich, auch ganz, ganz wichtig, weil es gibt Regionen und zum Beispiel Hamburg ist eine Region, die hat noch ein sehr, sehr gut ausgebautes Reitwegenetz zum Beispiel. Aber wenn man jetzt in andere Regionen guckt, ich hab lange in Frankfurt gelebt und geritten, da gibt es sowas gar nicht. Und wie du sagst, das ist ja dieser Freizeitwert davon und auch die Entschleunigung, die das bietet. Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn man auf Juist ist, man setzt mit der Fähre über und du bist ja in einer anderen Welt, weil es gibt keine Autos mehr, es ist alles entschleunigt. Und diesen Wert ein bisschen mehr zu erkennen, das ist, glaube ich, etwas, was uns vielleicht auch, ich will jetzt gar nicht zu groß den Rahmen spannen, aber gesellschaftlicher, uns vielleicht auch ein bisschen hilft in mancherlei Hinsicht. Also ein kleiner Aufruf an alle, setzt euch ein für die Reitwege.

[SPEAKER 1]
Ja, es ist einfach auch ein sehr umweltfreundlicher Sport. Also ich weiß nicht, aber ich finde mit dem Pferd durchs Gelände irgendwie Rasen schon mal letztlich umwelttechnisch wesentlich sinnvoller als mit einem Motorrad. Also ich kann jeden verstehen, der gerne Motorrad fährt, aber ich finde einfach, dass auch das Pferd schon alleine deshalb gefördert werden sollte und das Reitwegenetz, weil es unglaublich nachhaltig ist und umweltfreundlich.

[SPEAKER 2]
Nun bist du als Moderatorin auch in der Talkshow 3 nach 9 und hast da natürlich auch die Möglichkeit sehr viele Persönlichkeiten kennenzulernen. hast die verschiedensten Leute da, zusammen mit deinem Co-Moderator Giovanni Di Lorenzo. Hast du denn auch ab und an mal Leute gehabt, wo du sagst, ja Mensch, dass ihr was mit Pferden zu tun habt, hätte ich gar nicht gedacht. Ist das ein Thema dann auch, wenn man vielleicht mal fünf Minuten vor der Sendung da sitzt und sagt, hör mal zu, was machst du denn außerhalb der Öffentlichkeit? Gibt es da immer wieder Momente, wo du auf Menschen triffst, wo du sagst, der Mensch, dass du mit der Pferdewelt verbandelt bist? Das hätte ich jetzt nicht gedacht.

[SPEAKER 1]
Ja, schon. Also es ist nicht Thema bei uns, weil wir jetzt nicht immer, wenn jemand einen Pferdebezug hat, dann auch in der Sendung darüber reden. Aber manchmal stelle ich es natürlich schon fest, wenn ich mich mit den Biografien unserer Gäste beschäftige. Zum Beispiel der Schauspieler Sebastian Koch, der ist pferdeaffin. Und es gibt einige, die das sind. Und wenn ich dann die Chance habe, dann führe ich natürlich immer vor der Sendung oder nach der Sendung ein kurzes Gespräch dazu, weil es auch immer etwas ist, was sofort eine Verbindung schafft. Weil Pferdemenschen einfach, ja, wenn du das gleiche Hobby teilst, du hast halt sofort ein Thema und wirst warm miteinander, egal aus welcher Welt du jetzt irgendwie kommst, ob das ein Westernreiter sind oder ob die irgendwie, keine Ahnung, einen Isländer zu Hause haben und töten und ich galoppiere eben, ist doch völlig egal. Also man hat ein Thema, ja. Und wir hatten auch mal die Sandra Auffahrt zu Gast, nach ihrem phänomenalen Olympiasieg war es, glaube ich. Genau, Olympiasiegerin. Und da habe ich mich unglaublich gefreut, dass ich endlich mal in der Sendung über Vielseitigkeit sprechen kann. Und ich weiß noch genau, dass die Redaktion auch Bedenken hatte und sagte, ah ja, das ist ja auch immer ein Sport, da gibt es ja auch immer Tierschutzbedenken und so. Und dann habe ich gesagt, wisst ihr was, das ist alles völliger Blödsinn, lasst es euch bitte sagen von jemandem, der diesen Sport selbst betreibt. Wir machen jetzt mal ein Gespräch, das geht jetzt nicht um Leistung, sondern wir reden jetzt mal über die Verbindung von Reiter und Pferd, die in der Vielseitigkeit extrem gut sein muss, damit das Pferd dir überhaupt vertraut, weil es nicht sieht, wo es landet, wenn es abspringt. es einfach lernen muss, sehr gut zuzuhören, einfach damit es eben auch ungefährlich bleibt. Und in der Vielseitigkeit gibt es so viele Pferde, die irgendwie mit 18 Jahren noch in den höchsten Wettbewerben starten. Das wäre ja alles nicht möglich, wenn diese ganzen Vorurteile stimmen würden. Und auch darüber haben wir gesprochen in der Sendung. Und tatsächlich war es so, dass das Zuschauerfeedback richtig, richtig gut war. Und dass viele, glaube ich, auch überrascht waren, was für eine enge Beziehung sie zu ihrem Pferd hat. Und dass da durchaus Kuschelstunden genauso mit dazugehören, wie Reitstunden und wie Trainingsstunden. Und das fand ich sehr schön.

[SPEAKER 2]
Hast du denn deinen Kollegen Giovanni Di Lorenzo auch schon aufs Pferd bekommen?

[SPEAKER 1]
Ich glaube, er war schon mal hier bei mir zu Besuch, als auch meine Stute im Garten stand. Und er hat so ganz vorsichtig seine Hand ausgestreckt und hat mir so die Nase berührt. Und als ich dann zu ihm kam, hat er sofort weggezogen. Also Giovanni ist nicht so tieraffin, wie ich das bin. Nein, wirklich nicht.

[SPEAKER 2]
Wir haben ja im Vorfeld schon ein bisschen drüber geplaudert. Es gibt ja auch Menschen aus der Pferdewelt, zu denen man aufschaut, wo man sagt, das sind echt gute Horsemen und Women. Gibt es für dich Vorbilder aus der Pferdewelt, wo du sagst, die machen das wirklich gut, damit kann ich mich auch, ich als Jude, mich damit identifizieren und vielleicht auch für mich ein bisschen was mitnehmen? Gibt es so diese Personen?

[SPEAKER 1]
Ja, total. Ingrid Klimke. Ich finde sie so toll. Ich will nicht sagen, dass ich Fan bin, aber ich bin eigentlich nicht so, dass ich jetzt so Idole habe, aber diese Frau finde ich so großartig. Das ist für mich eine der mutigsten Frauen der Welt tatsächlich. Und ich muss auch immer wieder lachen, wenn ich sehe, sie startet ja nicht nur in Vielseitigkeitswettbewerben, sondern eben auch in den höchsten Ressortklassen. Und ich habe sie auf dem Hof Kasselmann mal gesehen, als sie ja erst Ressort Grand Prix, ich weiß es nicht, geritten ist mit einem ihrer Pferde und alleine schon auf dem Abreiteplatz. Die anderen Reiter hatten ihre Pferde also wirklich am kurzen Zügel und haben da, keine Ahnung, schon ihre Lektionen geübt und sie ist einfach drauf und hat erst mal am langen Zügel das Pferd erst mal galoppieren lassen. Auf dem Hufschlag. Man hat richtig gesehen, wie das die Konkurrenten total gestresst hat, weil dann jetzt mal ein Pferd im gestreckten Galopp mal einmal erst mal so sich entspannen durfte am langen Zügel und so. Aber da habe ich nur gedacht, ja, das ist einfach Ach toll. Du hast richtig gesehen, das Pferd war super entspannt, war glücklich. Sie ist dann damit in die Prüfung geritten und hat natürlich wieder eine mega gute Platzierung gemacht. Und ich habe sie auch in Badminton gesehen, als ich da war. Da ist sie gestartet. Ich kannte sie natürlich, aber wir sind jetzt nicht befreundet oder so, dass ich Kontakt zu ihr gehabt hätte. Ich habe nur ihre Wettbewerbe verfolgt. Aber ich bin befreundet mit dem Andrew Hoy. der eben auch Olympiasieger ist mehrfacher. Genau, richtig. Und den habe ich dann so ein bisschen begleitet und der hat mich auch mitgenommen in die Stallungen. Ich habe da also auch so ein bisschen so einen Einblick bekommen, den man sonst vielleicht nicht so kriegt, wenn man Badminton besucht. Das war ganz toll für mich. Und bei Ingrid Klimke habe ich auf der Tribüne gesessen, wie jeder andere Fan auch. Und mitgefiebert. Und habe mitgefiebert. Und das war eben auch wieder so so großartig wie sie, also in der Dressur ja sowieso, das ist ja auch ihr Metier, dann ist sie in diesen Geländeparcours gestartet, wo man wirklich dachte, das kannst du eigentlich nicht überleben, diese Hindernisse. Also wie soll das gehen? Und es hat sie mit Bravour gemacht und dann, weil leider im Stangenspringen hat sie dann Fehler gemacht. Und deswegen hat es nicht gereicht für die goldene Schleife, für den ersten Platz. Aber ich habe das verfolgt und ich habe total mitgefiebert. Das kenne ich von mir gar nicht, weil ich gucke mir zum Beispiel auch keine Reitwettbewerbe an. Ich finde es einfach irgendwie langweilig. Ich reite lieber selber.

[SPEAKER 2]
Und was viele auch gar nicht wissen, ist, dass die Ingrid zum Beispiel, wenn sie jetzt Olympia reitet, auch dieses Cavaletti-Training, was es ja bei uns bei Wehorse auch in Kursen gibt, da nimmt sie wirklich diese Cavalettis mit nach Rio de Janeiro auf die Olympischen Spiele und hat jemanden, der vorher auch diese Cavalettis auf dem Abreiterplatz aufbaut, also die lebt dieses Thema so sehr und ihren Ansatz, dass sie wirklich versucht, überall, und wie du sagst, sie reitet ganz anders ab als viele andere, wirklich das mitnimmt. Und finde ich persönlich auch sehr faszinierend. Ich glaube, für viele ein großes Vorbild. Sie war ja auch schon bei uns im Podcast, und wir arbeiten ja auch bei WIO seit vielen, vielen Jahren mit ihr. Wirklich faszinierend auch diesen Blick drauf, wie sie das macht. Und auch schön, dass du so mitfieberst. Also finde ich total cool.

[SPEAKER 1]
Ja, ich finde sie ganz toll, wirklich. Ich habe auch mal ein Training geritten, also nicht bei ihr, aber bei Lucinda Green. Das ist eben auch eine britische Vielseitigkeitslegende. Total. Und die gibt hier manchmal in Hamburg bei einer Vielseitigkeitstrainerin, Andrea Hupfeld, Lolo genannt, die ich sehr gut kenne, wo ich auch gerne reite. Einmal im Jahr ein Training und das habe ich mitgemacht und das war auch ganz toll. Also weil du natürlich auch, ich sage mal, mit kleineren Hindernissen oder auch Cavalettis ganz viel Technik üben kannst. Und ich weiß noch genau, wie ich dann diesen Lehrgang machte bei Lucinda und am ersten Tag dachte, ja okay, also ein bisschen höher kannst du ja jetzt hier schon mal sein. Aber es ging halt einfach nur um die Technik und am nächsten Tag waren das einfach sofort irgendwie Zwei-Sterne-Hindernisse, wo man das übertragen musste, was man am Vortag gelernt hat. Und es hat funktioniert. Du hast mich ja vorhin gefragt, was ich von Trainings halte. finde es total gut, zwischendurch sich diesen Input zu holen. Selbst wenn man keine Turnierreiterin ist, so wie ich es ja auch gar nicht bin. Aber wenn man ambitioniert ist und auch besser werden möchte, dann ist das, glaube ich, unerlässlich.

[SPEAKER 2]
Neben deiner Tätigkeit als Moderatorin, Nachrichtensprecherin, du bist ja auch Bestseller-Autorin und Betreiberin deines Bauernhofs, steigst du jetzt auch in die Podcast Geschichte ein. Du wirst auch Podcasterin.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt. Ich bin auch ein bisschen aufgeregt. Also ich habe sechs Jahre lang Radiomoderation gemacht, bevor ich zum Fernsehen gegangen bin. Insofern hatte ich das Gefühl, ich komme so ein bisschen zurück, vielleicht auch zu meinen Wurzeln.

[SPEAKER 2]
Einschlägige Vorerfahrung.

[SPEAKER 1]
Ja, so ein bisschen. Aber es ist natürlich trotzdem was anderes, einen Podcast zu machen. Und ich habe mir zu Hause auf meiner kleinen Farm, wie ich sie liebevoll nenne, ein kleines Studio eingerichtet und werde alle 14 Tage jetzt die Zuhörerinnen und Zuhörer mitnehmen in meinen Garten und werde ihnen erzählen und erklären, wie Gemüseanbau und Obstanbau im Garten oder auf dem Balkon, im Hochbeet oder einfach nur vorm hellen Fenster, wie das funktioniert und wie man sich auch Hühner hält im Garten, was man mit den ganzen Lebensmitteln machen kann und zwar tatsächlich saisonal, also in dem Moment, wo sie wachsen im Beet, also Rezepte wie man sie lagert, dass sie nicht schrumpeln, wie man sie einmachen kann, wie man Marmelade macht, wie man Sirup macht. Diese ganzen Dinge, die ich eben auch gelernt habe in den letzten Jahren, die gebe ich weiter. Und zwar immer in dem Moment, wo sie passieren. Also wenn du den Podcast jetzt hörst im März, dann erfährst du eben, was im März zu säen, zu pflanzen und zu ernten ist. Und wenn du ihn im August hörst, dann erfährst du, was im August zu tun ist im Garten. Also wir gehen gemeinsam durchs Gartenjahr und das ist letztlich die Fortsetzung von dem Bestseller, von dem du gerade gesprochen hast, über das Home Farming, über das Selbstversorgen, den ich letztes Jahr geschrieben habe. Also vorletztes Jahr geschrieben und letztes Jahr kam er dann raus, wurde er veröffentlicht.

[SPEAKER 2]
Und du stehst dann auch wirklich selber im Garten mit der Hacke am Sonntag und machst das Beet und danach kochst du auch das Gemüse ein und machst Marmelade. Also du machst das wirklich selber. Das lebst du auch.

[SPEAKER 1]
Ja, richtig. So fing das an. Also ich habe das mir beigebracht. Ich konnte das alles vorher gar nicht. Bei mir ist selbst der Basilikum in dem Moment eingegangen, als er in meinem Einkaufswagen lag. Ja, es war wirklich schlimm. Aber ich hatte diesen Traum. vom Landleben und diesem Wunsch, das einfach mal auszuprobieren. Und dann habe ich es gemacht, habe ganz viele Bücher gelesen und war in Onlineforen unterwegs, habe es ausprobiert, habe dann gemerkt, okay, manche Sachen sind super einfach, manche Sachen sind sehr kompliziert, manche Gemüsesorten sind geradezu zickig. Und ich habe das dann auf meinen Instagram-Kanälen manchmal so gepostet, so auch meine Rückschläge und die Dinge, die nicht funktioniert haben, aber eben auch die Erfolge. Und da ist so schnell eine Community gewachsen, dass eben dann auch ein Verlag auf mich zukam und mich fragte, ob ich darüber nicht ein Buch schreiben möchte. Und weil das jetzt auch so erfolgreich war, habe ich gesagt, okay, da draußen sind offenbar ganz viele, denen es so geht wie mir, die irgendwie diesen diffusen Traum haben, aber nicht wissen, wie sie es anpacken sollen. Und die nehme ich jetzt einfach mal an die Hand. Weil die müssen ja die Fehler, die ich gemacht habe, auch alle noch machen. Die können ja vielleicht dann profitieren von dem, was ich schon gelernt habe. Und das dann mit ganz viel Spaß, denn das mache ich immer. Es ist für mich einfach Spaß und Entspannung. Genauso wie beim Reiten und keine Wissenschaft, die jetzt irgendwie mein Leben noch komplizierter und noch stressiger und mit noch mehr Lampenfieber versieht. Also da bin ich mir irgendwie dann treu. Freizeit muss Entspannung sein. Ich glaube, dass viele, die das mal ausprobieren werden, zu dem gleichen Ergebnis kommen. Dass es einfach gut tut, sich mit der Natur zu verbinden und die Natur auch zu feiern.

[SPEAKER 2]
Liebe Judith, am Ende eines jeden WeHorse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHorse-Fragen. Und die warten jetzt auch auf dich.

[SPEAKER 1]
Die hätte ich mir vielleicht mal angucken sollen vorher.

[SPEAKER 2]
Ja, ich bin mir aber sehr sicher, du wirst sie grandios meistern.

[SPEAKER 1]
Oh je, erzähl.

[SPEAKER 2]
Aber sie warten auf jeden Podcastgast, also gleiches Recht für alle quasi. Frage Nummer eins. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
Ich habe mehrere, ich muss es gerade überlegen, weil das erste, was mir in den Sinn kam, war lieber haben als brauchen. Das ist auch schön. Ja, das ist immer gut vorbereitet sein und dann gucken, ob man es tatsächlich gebrauchen kann. Nein, ich glaube, mein Lebensmotto tatsächlich, was ein bisschen über allem steht, ist, dass ich versuche, auf meine innere Stimme zu hören, weil ich glaube, dass das der Schlüssel zum Glück ist. Wenn man diesen Traum hat vom Leben auf dem Land, so wie ich ihn hatte über Jahre, dann muss man es einfach machen. Und wenn man es dann gemacht hat, dann merkt man, dass es genau richtig war und fragt sich, meine Güte, warum habe ich es nicht schon eher gemacht? Und das geht in vielen Bereichen so. Es geht auch bei mir so. Ich habe auch beruflich, wenn ich das Gefühl hatte, dass es irgendwie auserzählt, ich brauche neuen Impuls in meinem Leben. Ich muss meine Komfortzone verlassen. Wenn diese innere Stimme da war, dann bin ich der gefolgt. Und es war im Rückblick immer richtig, dass ich es gemacht habe. Und auch wenn man manchmal Angst hat, dieser inneren Stimme zu folgen, weil es Unsicherheit bedeutet, weil man nicht weiß, was danach kommt. Ja, weil es irgendwie auch bestehende Dinge, die gut laufen, vielleicht nochmal durcheinander rüttelt und so. Es war immer richtig für mich, dass ich dieser inneren Stimme gefolgt bin. Und das ist, glaube ich, so ein bisschen mein Lebensmotto auch, ja.

[SPEAKER 2]
Wunderbar. Hier kommt Frage Nummer zwei. Gibt es ein Menschen, eine Persönlichkeit, die dich auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
Ja, also ehrlich gesagt viele. Das fing an mit Frau Menke. Das war die Herbergsmutter von dem Ponyhof, auf dem ich als Kind immer war. Ich bin bei meinem Vater aufgewachsen. Der ist voll berufstätig gewesen, alleinerziehend und der hatte natürlich nur eine Chance, wenn Schulferien waren, das Kind irgendwie gut unterzubringen, weil Babysitter und so, das gab es damals alles irgendwie noch nicht so in der Form. Also hat er mich immer zum Ponyhof gebracht, zu Frau Menke. Und Frau Menke war wirklich streng, so eine wirklich strenge Herbergsmutter, die natürlich da auch diese ganzen Kinder irgendwie im Griff haben musste auf ihrem Ponyhof. Und die hat mich, glaube ich, ganz doll geprägt, weil ich war da von Sieben bis 14, das sind ja ganz prägende Jahre, einfach, ja, immer wenn Ferien waren, wochenlang. Und es war auch toll für mich, weil ich Einzelkind bin. Wo war das? Das war in Nordborchen bei Paderborn. Okay, also in der Nähe von Bad Lipspringe. Ja, genau, richtig, in unserer Heimatregion. Und, ähm, ja, ich hatte, ich hatte auch damals Reitlehrer, das weiß ich noch so, in meiner Kindheit, das gibt’s ja heute gar nicht mehr, das war ein ehemaliger, äh, Der hat uns immer zur Brust genommen. Wir waren noch Kinder, aber das war wirklich militärischer Drill. Abteilungsreiten. Ja, Abteilungsreiten, aber dann irgendwie in ein Euro-Stück unter die Knie. Und dann aber ohne Steigbügel, Leichtraben, ohne dass dieses ein Euro-Stück rausfällt. Und wenn es rausgefallen ist, ja, dann konntest du mal die ganze Steilgasse fegen und auch noch mitmisten und so. Und da war also wirklich, wenn du da nicht zugehört hast oder auch bei Frau Menke, ja, wenn du die Trense nicht ordentlich ausgewaschen hattest am Ende des Reitens, dann gab es aber richtig Druck und Stress. Also das hat sich drastisch geändert, wenn ich so sehe, wie die Reitlehrer heute mit den Kindern umgehen. Das ist ja irgendwie fast anti-autoritär, denke ich manchmal so im Vergleich zu dem, was ich erlebt habe. Das waren auf jeden Fall prägende Persönlichkeiten. Und ich glaube ja immer, dass die Prägung auch weitergeht. Also reiterlich ist es natürlich jetzt mein jetziger Trainer. Es ist aber auch dann eine Andrea Huppfeld, eine Lolo, bei der ich ab und zu an den Wochenenden halt Geländetraining mache und Springtraining. Oder letztlich natürlich auch eine Ingrid Klimke, die man einfach nur beobachtet, wie sie reitet. Ich glaube, dass das alles Einflüsse sind, die man aufsaugt und die einen dann auch am Ende prägen.

[SPEAKER 2]
Frage Nummer drei lautet, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]
Ja, ich weiß nicht, ob man das so jedem so sagen kann, aber ich finde immer, ein Pferd sollte ein Freund sein und kein Sportgerät. Und natürlich kann man mit einem Freund ja auch Sport machen. Das muss ich ja nicht ausschließen. Aber ich hatte manchmal das Gefühl, dass man so reiterlich in so Situationen kommt, wo man sich fast ein bisschen entscheiden muss. ob man das Pferd als Freund sieht oder als Sportgerät. Ich habe mich immer für den Freund entschieden. Aber ich habe auch Freundinnen gehabt, die mit mir damals angefangen haben zu reiten, die haben sich eben für das Sportgerät entschieden. Und dann musste das Pferd eben weg, wenn es nicht funktioniert hat oder wenn man irgendwie in die nächste Leistungsstufe wollte. Und dann wurde halt ein anderes angeschafft. Und dann hatte man das nur kurz. Ich kann das deswegen, ich will das nicht mitgeben. Ich finde, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber das war nie mein Motto. Ich habe immer geguckt, was können die Tiere und kann man es ihnen beibringen? Und dann gehe ich den Weg und lebe mit den Tieren und mache meinen Sport. Aber ich bin natürlich auch keine leistungsbezogene Reiterin. Wahrscheinlich musst du, wenn du so leistungsmäßig reitest, das auch anders anpacken. Aber auch da zitiere ich dann gerne wieder oder verweise auf Ingrid Klimke, die ihre Pferde also wirklich jahrelang hat und mit denen gemeinsam durch ihr Pferdeleben geht. Ich finde das immer schön, wenn das funktioniert.

[SPEAKER 2]
Und ich glaube, das, was du sagst, ist zu tausend Prozent richtig, sowohl für den, der nicht turniersportlich reitet, als auch für den Turniersportler. Und wir hatten ja hier im Podcast bei uns schon die diversesten Gäste von Von der deutschen Meisterin im Westernreiten bis hin zu Ingrid Klimke, von der Nummer 1 im Springreiten, Steve Gerda. Ganz viele verschiedene Persönlichkeiten. Und am Ende kommt alles zu einer Sache zurück, nämlich die Verbindung zum Pferd. Und das ist, glaube ich, auch das Wichtigste, was man als Reiter haben kann.

[SPEAKER 1]
Ja, das sowieso. Ich habe ja auch im ganzen Podcast immer wieder davon gesprochen, wie wichtig mir das ist. Das ist also für mich persönlich das ganz Zentrale. Also man kann natürlich auch eine Verbindung zu einem Pferd für zwei Jahre aufbauen und dann geht es halt weg, weil dann braucht man ein neues, was besser ist oder so. Das war halt nie mein Motto. Also meine Tiere bleiben bei mir von Anfang bis zum Ende. Und das, was geht, das geht. Und das, was nicht geht, das geht halt nicht.

[SPEAKER 2]
Und liebe Judith, zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]
Das Schönste in meinem Leben.

[SPEAKER 2]
Besser geht es glaube ich nicht, liebe Judith. Vielen, vielen Dank. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wir haben auch jetzt hier deutlich über eine Stunde.

[SPEAKER 1]
Ja, ich hab dich zugetextet. Tut mir leid.

[SPEAKER 2]
Das ist großartig. Ich hab dir ja vorher gesagt, so die normalen Podcasts, die sind so eine halbe Stunde. Wenn wir richtig gut im Flow sind, vielleicht auch 50 Minuten. Und wenn’s richtig, richtig gut wird, geht’s auch deutlich über eine Stunde. Das haben wir also erreicht. Ich hoffe, ihr Lieben, ihr nehmt uns nicht übel, dass das jetzt vielleicht länger ist als die normale Zugfahrt zur Arbeit heute, der Podcast. Aber ich glaube, es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir konnten sehr viel lernen auch über dein Leben außerhalb der Tagesschau und das muss man vielleicht auch mal so sagen, das ist ja faszinierend wie du das aufgebaut hast und wie du diese Passion auch lebst und das merkt man glaube ich in allem was du tust und wie du es tust.

[SPEAKER 1]
Ja, also Leben ohne Pferde ist für mich nicht vorstellbar. Und egal, wo ich hinkomme, ich werde auch immer mit dem Thema verbunden. Also, wenn irgendwas mit Pferden ist, auch in der Redaktion, ja, hier, Judith, kannst du mal gucken und so. Ja, ja, das stimmt, das ist mein Leben. Also, ich habe mich gefreut, dass ich jetzt mal eine Stunde lang darüber reden durfte. Und ich entschuldige mich bei allen, die ich jetzt gelangweilt habe. Du darfst auch gerne Sachen ausschneiden. Überhaupt nicht. Ihr habt ja sonst immer Top-Reiter und sehr erfolgreiche Turniersportler auch hier in diesem Podcast. Jetzt habt ihr halt mal mich gehabt. Bisschen anders. Die, die in der Startbox einfach mal rückwärts läuft.

[SPEAKER 2]
Ist ja auch was Neues.

[SPEAKER 1]
Ist ja auch gut.

[SPEAKER 2]
Aber wir werden auch deinen Podcast natürlich verfolgen. Viel Erfolg damit. Danke schön. Weiterhin alles Gute und bis bald.

[SPEAKER 1]
Danke, Judith. Bis dann. Mach’s gut.

[SPEAKER 2]
An dieser Stelle dieses Mal nicht der Aufruf für positive Bewertungen für unseren Podcast, sondern zu spenden. Falls ihr helfen wollt, diese Situation aus humanitärer Sicht zu lindern in der Ukraine, es gibt die Aktion Deutschland hilft, das ist das Spendenbündnis, das Aktionsbündnis, wo alle großen Spendenorganisationen zusammengeschlossen sind und falls ihr noch einen Euro über habt, ich glaube, es gibt gerade Menschen, die ihn sehr, sehr dringend benötigen. Wir packen die Details auch in die Show Notes. Bis bald.

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