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#Interview mit FN-Präsident Martin Richenhagen: Härtere Urteile & neue Wege – die FN auf Kurswechsel

Tierschutzskandale, blaue Zungen im Grand Prix-Sport, oder Dreijährige, die sich hoch aufgerichtet vorne spektakulär bewegen, aber hinten nicht hinterherkommen – das Ansehen des Pferdesports in der Welt und auch innerhalb der eigenen Blase ist angeknackst. FN-Präsident Martin Richenhagen ist sich dessen bewusst und stellt sich der Herausforderung, das Image des Pferdesports zu verbessern. Und zwar von innen heraus.

Härtere Strafen für Tierquäler, Prüfungsnoten, die auf die Gesunderhaltung und das Wohl des Pferdes abzielen, mehr Verantwortung für Richter – Martin Richenhagen hat viele konkrete Ideen, die er in seiner Amtszeit bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung auf den Weg bringen will. Welche Ideen das sind und wie man sie umsetzen kann, hat Richenhagen uns in dieser Podcast-Folge verraten.

Es geht in dieser Folge auch um den Einfluss von Social Media: Die FN will mit Aktivisten ins Gespräch kommen, um deren Perspektiven besser zu verstehen und Brücken zu bauen. Wie können diese Debatten konstruktiv zu einer Verbesserung des Pferdesports werden, statt ihn zu kannibalisieren?

Ein weiteres heiß diskutiertes Thema: Durch Kosteneinsparungen soll mehr Geld zur Förderung des Breitensports, für Reitvereine und Turnierveranstalter bereitstehen. Doch was genau können Initiativen sein, die das Pferdewohl wieder vor alles andere stellen und dafür sorgen, dass Reitsport nicht noch elitärer wird?

Und schließlich: Wie will die FN Turniersport und Breitensport näher zusammenbringen? Und welche Verantwortung tragen Spitzenreiter dabei?

Diese Folge liefert spannende Einblicke in die Zukunft des Pferdesports – jetzt reinhören!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]
[00:00:01-00:00:09]
Heute zu Gast der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Martin Richenhagen.

[SPEAKER 1]
[00:00:09-00:00:44]
Wir haben eigentlich gute Regeln. Was wir vorschlagen werden hier in Deutschland ist, dass wir die Maximalstrafen verdoppeln. Dann haben wir so eine Art Hallo-Wach-Ruf an alle. Aber Gott sei Dank sind die schwerwiegenden Fälle von Tierquälerei in Deutschland eigentlich sehr, sehr überschaubar. Ich glaube auch, es gibt heute kaum mehr Reiter, die jetzt sagen, also Schlaufzügel, Gärte, Sporeneinsatz im übertriebenen Maße sind okay. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 2]
[00:00:45-00:02:53]
Der Dachverband der Reiterwelt, die Deutsche Reiterliche Vereinigung, kurz FN, hat seit Ende letzten Jahres einen neuen Präsidenten. Martin Richenhagen ist nun seit über 100 Tagen im Amt und er hat wirklich eine Herkulesaufgabe vor sich. Denn das Vertrauen in die Institution FN ist wahrscheinlich auf einem Allzeittief. Tierschutzfragen, finanzielle Engpässe und streitbare Personalien waren in der Vergangenheit Riesenthemen. Aber wohin geht es für den Verband, der der neuntgrößte Sportverband Deutschlands ist und international der größte Pferdesportverband Deutschlands? Der Welt. Für all diese Fragen und mehr habe ich mich vor wenigen Tagen in Warendorf im Büro des Präsidenten mit Martin Riechenhagen zusammengesetzt. Nur zur Info, wir kennen uns schon seit einigen Jahren, daher dutzen wir uns. Vorher aber noch ein Hinweis in eigener Sache, denn in diesem Jahr findet auch wieder der WeHoss Courage Award statt. Ein Preis, den wir aus der Taufe gehoben haben, um Menschen auszuzeichnen, die mit Mut und Engagement hohe Standards im Umgang und in der Ausbildung mit Pferden fördern und verbreiten. Es geht darum, Brücken zu bauen, innerhalb der Pferdewelt zwischen den verschiedenen Ansichten und Reitweisen, aber auch durch ihr Wirken eine positive Wahrnehmung des Gesamtpferdesports erzeugen. Also fast schon eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Brücken bauen, anstatt Gräben zu vertiefen. Der Award soll diesen häufig stillen Helden eine Plattform geben und ihren Einsatz würdigen. Das ist das Thema des We Are Courage Awards in diesem Jahr, der am 01.06. auf dem Deutschen Spring- und Dressurderby in Hamburg verliehen wird. Ihr seid natürlich auch gefragt, denn ab dem 14.04. könnt ihr Vorschläge machen. Ihr könnt jetzt schon weitere Informationen euch anschauen unter wehouse.com. Und ab dem 14.04. freuen wir uns auf eure Einsendung für den WeHouse Courage Award 2025. Jetzt geht's los mit dem Podcast. Auf geht's!

[SPEAKER 1]
[00:02:54-00:03:00]
Hallo im Podcast, Martin Richenhagen. Ist mir eine Freude.

[SPEAKER 2]
[00:03:00-00:03:23]
Schön, dass du da bist. Wir wollen über dich sprechen, deine neue Rolle. Du bist seit Ende 2024 Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, bist jetzt schon einige Zeit im Amt, bald ein halbes Jahr ist voll. Wie siehst du diese erste Zeit, die du als FN-Präsident verbracht hast? Wie ist dein Start in dieses Amt bisher aus deiner Sicht gelaufen?

[SPEAKER 1]
[00:03:23-00:03:45]
Ja, erstmal die Wahl war für mich natürlich erschreckend kompliziert. Es wurde mir vorher was ganz anderes erzählt. Da wurde mir immer erzählt, bis jetzt hat es nur immer jeweils einen Kandidaten gegeben und das geht ganz reibungslos. Du wirst das. Und dann wurde da eine komplizierte Richtenhagen-Verhinderungsstrategie gefahren.

[SPEAKER 2]
[00:03:46-00:03:47]
Es war eine Kampfabstimmung eigentlich am Ende.

[SPEAKER 1]
[00:03:47-00:05:26]
Ja, und da gab es also die Geschäftsführung hier, also das Hauptamt und dann auch entscheidende Leute im Ehrenamt wollten mich verhindern. Und ich habe dann während der Zeit immer überlegt, machst du das eigentlich oder sollst du es nicht machen? Und die Reiter haben mich aber sehr intensiv bearbeitet und so habe ich das dann gemacht. Und letztlich ja auch mit, glaube ich, 96 Prozent oder so bin ich dann gewählt worden. Als ich dann hier hinkam, war ich am Anfang doch etwas, ja, sagen wir mal, kritisch, ob das überhaupt möglich ist, den Laden hier zu sanieren, weil es gab schon wenig Änderungsbereitschaft. Und so eine Ja-Aber-Mentalität, wenn man hier rumgegangen ist. Ich bin ja ganz offen hier hingegangen, habe mich gleich am Anfang mit allen Mitarbeitern hier unterhalten, mit jedem eins zu eins und gleich am ersten oder zweiten Tag eine Betriebsversammlung gemacht. Das kannten die so auch nicht. Und von daher habe ich natürlich da unglaublich viel gehört, aber auch unglaublich viel gehört, so eine Ja-Aber-Mentalität erlebt. Und da habe ich gedacht, ob das hier wirklich machbar ist, einen Turnaround hinzukriegen. Da war ich also sehr skeptisch. In der Zwischenzeit bin ich sehr optimistisch, weil dieser Teil hat sich schon deutlich bewegt. Aber immer wieder kommen so Bewegungen, wo man sagt, das kann man nicht machen. Heute Morgen hat man ein Gespräch zum Homeoffice.

[SPEAKER 2]
[00:05:27-00:05:28]
Auch spannendes Thema.

[SPEAKER 1]
[00:05:28-00:05:36]
Sehr spannendes Thema. Hier gibt es also Mitarbeiter, die 100 Prozent Homeoffice machen. Und da muss man sich ja die Frage stellen, wie soll das denn funktionieren?

[SPEAKER 2]
[00:05:36-00:05:50]
Du hast eben berichtet, dass aus deiner Sicht versucht wurde zu verhindern, dass du FN-Präsident wirst. Was waren die Argumente? Warum aus deiner Sicht wollte man das denn verhindern, dass du neu FN-Präsident wirst?

[SPEAKER 1]
[00:05:50-00:05:57]
Das war die Angst davor, dass man hier wirklich substanzielle Änderungsprozesse einleitet.

[SPEAKER 2]
[00:05:57-00:06:32]
Nun, du kannst zurückblicken auf eine lange Karriere. Du warst Vorstandsvorsitzender von ECO, einem der weltgrößten Landmaschinenhersteller mit Sitz in Atlanta, Georgia. Du hast selber auch viele Berührungspunkte persönlich, Dressurrichter etc. Was hat dich am Ende bewogen, nach so einer langen Karriere dann doch so ein Amt anzutreten? Und wie du ja sagst, wo man im Vorhinein weiß, da wird es Widerstände geben, da ist eine Organisationsstruktur dahinter, die vielleicht auch nicht so ganz state of the art ist. Was hat dich trotzdem motiviert, das anzutreten und auch diese Ochsentour dann zu machen?

[SPEAKER 1]
[00:06:32-00:08:20]
Also im Prinzip war das so, dass meine Karriere auch eng verbunden ist mit dem Reitsport. Ich habe meinen ersten Job erst mal mit Studium finanziert, indem ich einen Schulbetrieb betrieben habe im Rheinland, im Rhein-Sieg-Kreis. Und das war schon ein relativ ordentlicher Laden. Wir haben einen Verein gegründet, großes Reitturnier veranstaltet, wo ein gewisser Herr Kröber auch die Ansage gemacht hat teilweise. Also ich war schon sehr mit dem Reitsport verbunden, bin selbst auch Turniere geritten und Mir tat das wirklich leid. Mir tat das im Herzen weh zu sehen, in welchem Zustand sich die FN befindet. Und ich habe dann immer überlegt, das kann doch nicht wahr sein, dass da niemand was macht. Und dann habe ich ja von außen so ein bisschen gemeckert. Und dann kamen dann Leute und haben gesagt, hör mal hier, meckern kann ja jeder. Mach auch mal. Mach mal. Und dann habe ich mir das überlegt in meiner Familie. Meine Frau war dagegen, meine Kinder waren dagegen. Mein Bruder war dagegen, der auch im Reitsport ziemlich aktiv ist. Meine besten Freunde waren dagegen. Also dann musste ich mir das schon genau überlegen, ob ich das jetzt wagen sollte oder nicht wagen sollte. Ich war ja im Ruhestand. Ich bin auch eigentlich zu alt für sowas. Ich bin 72 Jahre alt. Normalerweise würde man sagen, das müsste doch eigentlich jemand machen, der eine Frau, die 45 Jahre alt ist. Es gab aber niemanden, dem man das zutraut und dann gab es so einen riesigen Erwartungsdruck, weil es viele Leute gab, die sagten, du kannst das. Ich weiß auch nicht, wieso die da drauf gekommen sind, aber dann habe ich gesagt, okay, jetzt wagst du das.

[SPEAKER 2]
[00:08:20-00:08:38]
Was waren so deine Prämissen, mit denen du in das Amt reingegangen bist? Also du hast ja vorher ein Bild gemacht. Es gab einen längeren Selektionsprozess. Es gab insgesamt, glaube ich, drei Kandidaten inklusive dir. Dann ist es dazu gekommen, dass du mit der Mehrheit am Ende gewählt wurdest. Aber was waren deine Eingangsprämissen? Und die Arbeitshypothesen, mit denen du hier reingegangen bist.

[SPEAKER 1]
[00:08:38-00:09:05]
Also ich bin erst mal angetreten und hatte immer so Breakpoints. Also ich habe mir immer gesagt, wenn... Wenn das so und so ist, dann machst du es nicht. Also ich habe immer während auf dem Weg dahin, hatte ich immer so Punkte, wo ich gesagt habe, dann lässt es lieber. Und der letzte Punkt war, dass ich gesagt habe, wenn du unter 80 Prozent Zustimmung bekommst, dann nimmst du die Wahl nicht an.

[SPEAKER 2]
[00:09:05-00:09:07]
War das auch so ein Vertrauensvotum am Ende?

[SPEAKER 1]
[00:09:07-00:09:58]
Ja, weil das schon wichtig ist, dass man genügend Rückenweckung hat. Und dann waren die anderen Prämissen eigentlich minimalster Art. Ich habe gesagt, ich ziehe nach Deutschland. Ich habe ein Haus hier im Kreis Wagenendorf, was voll bespielt war. Da brauchte ich nur aufzuschließen, war beheizt und aufgeräumt und sauber, Bett bezogen. Also brauchte ich nichts groß zu machen, was wir so ein bisschen als Ferienhaus immer benutzt haben. Und das nächste, was dann Auto in der Garage, also alles wunderbar. Und dann habe ich ein paar gute Freunde, mit denen ich das ganze Thema besprochen habe. Und dann haben wir uns überlegt, wie können wir den Laden hier retten oder in Ordnung bringen.

[SPEAKER 2]
[00:09:58-00:10:53]
Nun wollen wir natürlich nicht nur über deinen Weg in das Amt rein sprechen, sondern auch wie der Status des Pferdesports in Deutschland gerade ist. Ja, genau. Was sind die Trends und vor allen Dingen, wie sieht auch die Zukunft aus und wie können wir die auch positiv begleiten, diese Zukunft? Es gibt eine Studie vom Hans Future Panel und Dr. Münch, basierend auf einer Ipsos-Studie von 2019, worauf auf dessen Basis prognostiziert wird, dass bis 2030... Ein Rückgang der Menschen, die regelmäßig Pferdesport betreiben, von 34 Prozent zu erwarten ist, auf deutlich unter eine Million. Es gibt deutsche Kaderreiter, wie Michael Jung, der jüngst in der Südwestpresse gesagt hat, das Ansehen der Pferdewelt leidet. Es ist, glaube ich, eine recht dynamische Situation, in der sich die Pferdewelt befindet. Wie siehst du derzeit den Status quo des Pferdesports in Deutschland?

[SPEAKER 1]
[00:10:53-00:11:15]
Ja, erstmal gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren die relevanten Zahlen für die FN, also im Markt könnte man das nennen, um jährlich drei bis fünf Prozent zurückgehen. Die konservative Schätzung ist fünf Prozent und die etwas... Weniger oder optimistischere ist 3%.

[SPEAKER 2]
[00:11:15-00:11:17]
Also die Anzahl der Turniersportler.

[SPEAKER 1]
[00:11:17-00:12:14]
Turniersportler, Turnierstart, Stuteneintragung und, und, und. Wir haben genaue Schätzungen und das ist dann je nach Bereich etwas anders. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite kann man feststellen, dass das Interesse am Reitsport eigentlich groß ist. Und das wird natürlich von Reitern teilweise negativ gesehen. Die Tatsache, dass so viele Leute sich für den Reitsport interessieren, hingucken und sich mit den Themen Tierschutz und tierfreundliches Reiten und das glückliche Pferd und solchen Themen befassen, heißt ja eigentlich, dass Interesse vorhanden ist. Es gibt auch in Deutschland, wir haben heute ungefähr 700.000 Reiter, die innerhalb der FN organisiert sind, sind ein bisschen weniger.

[SPEAKER 2]
[00:12:14-00:12:15]
Also einfach fein angehörig sind.

[SPEAKER 1]
[00:12:15-00:13:15]
Ja, genau. Und es gibt aber darüber hinaus, und die Zahlen sind unpräzise, etwa zwei bis drei Millionen Reiter, unorganisierte Reiter. Also Leute, die ein Pferd hinterm Haus haben oder die hin und wieder mal ausreiten, Wanderritte machen, andere Pferderassen reiten und auch züchten, die aber nicht bei uns organisiert sind. Das ist natürlich ein riesiges Potenzial. Wenn man nach USA guckt, dann ist natürlich der Reitsport da und wirklich im Aufschwung. Das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass die hübschen Töchter von Tech-Milliardären international relativ flott vorne weg reiten und dann steht dann in den New York Times steht dann drin, wenn die Tochter von Bill Gates oder so jemanden springen in Wellington gewonnen hat mit Foto und allem drum und dran.

[SPEAKER 2]
[00:13:15-00:13:18]
Also mehr Medienreichweite.

[SPEAKER 1]
[00:13:18-00:14:56]
Ja, eigentlich wegen der Familie. Und deshalb boomt eigentlich der Turniersport mehr der Springsport als der Dressursport. Aber auch der Dressursport ist im Aufbruch. Also ich sehe das nicht ganz so negativ und wir müssen nur auch die richtigen Weichen stellen, damit wir daran partizipieren können. Also erstmal müssen wir die Finanzlage der FN betrachten. stabilisieren. Da haben wir ganz klare Ziele. Wir wollen gerne jedes Jahr 500.000 Euro Gewinn generieren. Und wir möchten über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren uns etwa wieder so drei Millionen Euro Reserve hinlegen. Weil wir müssen uns natürlich darauf vorbereiten, dass mal ein schlechtes Jahr dazwischen ist und dass wir da nicht ins Wanken und in Probleme geraten. Das ist der finanzielle Teil. Und dann ist aber ganz wichtig, dass wir das etwas angeschlagene Image der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verbessern. Und wir müssen, man kann sagen, die Gesellschaft hat sich in den letzten 50 Jahren massiv verändert, aber die FN nicht. Da müssen wir mal überlegen, was heißt das für uns und was müssen wir hier eigentlich anders machen? Wir müssen wesentlich schlanker werden. Wir müssen unseren, ich sage in Englisch heißt das Mindset, unsere Einstellung ändern und wir müssen ein Dienstleistungsunternehmen werden. Als ich das hier zum ersten Mal gesagt habe, haben die Leute gesagt, das ist ja bescheuert, was der sich da vorstellt. Und wir müssen natürlich unsere Strukturen auffalten.

[SPEAKER 2]
[00:14:57-00:15:60]
Ich würde gerne zu dem Thema Dienstleistung gleich noch einmal kommen, aber noch einmal zurück zu dem Thema, ist der deutsche Pferdesport in einer schwierigen Lage? Manche, wenn man jetzt nach draußen schaut, sagen, vielleicht ist es in einer prekären Lage. Kommt auch an, mit wem man spricht. Ich würde da eine Einschätzung teilen, dass international der Sport boomt. Man muss in die USA schauen, wenn man sieht, wo Weltcup-Etappen stattfinden, inzwischen Weltcup-Finals stattfinden, sehr neue Märkte erschlossen. Aber es scheint ja zumindest in der gefühlten Wahrnehmung, und die ist ja auch untermauert mit echten Zahlen, und auch mit der realen Wahrnehmung und der Realität, Deutschland scheint ja entkoppelt zu sein. Also wir haben seit Corona minus 20 Prozent Turniere. Das heißt, es gibt ja keinen Boom, wir sehen ja nicht mehr Turniere. Wir sehen ja tendenziell eher ein Aussterben des klassischen Turniersports unterhalb des Spitzensports. Wenn man sich anschaut, wie viele Leute eine Adressur reiten 2025 versus 2015 und 2005, wird man einen klaren Abwärtstrend sehen. Was kann man denn dagegen machen?

[SPEAKER 1]
[00:16:00-00:17:46]
Ja, die Frage ist erstmal, wie man die Situation sieht. Der deutsche Reitsport international hat natürlich ein super erfolgreiches Jahr hinter sich. Wir waren in Paris wirklich top unterwegs. Also scheint es ja unterschiedliche Entwicklungen zu geben im Spitzensport und im Breitensport. So, nun muss man sich die Frage stellen, im Breitensport, was hat sich da geändert? Das ist natürlich so, dass es weniger Vereine gibt, weniger kleine Turnierveranstalter. Die Frage ist, ist das gut oder schlecht? Hatten wir möglicherweise in der Vergangenheit zu viele Turniere? Und ist es nicht auch gesund, wenn man so ein bisschen einen Selektionsprozess durchmacht? wo hoffentlich dann die guten Turniere wachsen und überleben und die nicht so guten dann verschwinden. Also ich nenne ein Beispiel. Ich wohne hier in Ostbevern. In Ostbevern gibt es einen sehr guten Reitverein. Die machen ein tolles Turnier und das Ding wächst. Warum? Die haben einen sehr engagierten Präsidenten. Und der hat seine Truppe da richtig auf Vordermann gebracht. Also das ist immer eine Frage, wer macht was? Aber insgesamt stimmt es schon, dass wir da Probleme haben oder Gegenwind haben. Und da muss man überlegen, was kann die FN machen, um dagegen zu steuern? Ich glaube, wir können einiges machen durch Schulung und Ausbildung und um die Vereine wieder fit zu machen. Nicht nur fachliche Schulungen im Reitsport, sondern auch Schulungen im kaufmännischen Bereich zum Beispiel.

[SPEAKER 2]
[00:17:46-00:18:13]
Ich frage mich manchmal auch, ist das Konstrukt des eingetragenen Vereins eigentlich noch zukunftsfähig? Das ist eine riesen andere Diskussion, aber das ist ja schon so ein bisschen auch... Ich meine, wir leben in einer extrem schnell lebenden Welt mit AI und schneller direkter Kommunikation. Brauche ich dann einen siebenköpfigen Vorstand, der eine Tagesordnungsliste macht, die sich dann einmal im Jahr trifft? Oder ist das vielleicht auch ein Modell, was eigentlich aus der Zeit gefallen ist für Radfahren?

[SPEAKER 1]
[00:18:13-00:19:15]
Insgesamt ist ja diese Vereinslandschaft ein Riesenvorteil, dass es in Deutschland existiert. Wir sind auch das einzige Land, was ich so kenne, was so eine Basis hat, so eine breite Basis hat. Ob das jetzt in Zukunft noch überlebensfähig ist, werden wir sehen. Ich bin eher positiv. Ich glaube schon, dass die guten, engagierten Vereine auch in Zukunft eine Chance haben werden. Die leiden natürlich auch alle unter der Überregulierung. Die Vereinsanlagen sind häufig veraltet. Da muss investiert werden. Es gibt aber gute Beispiele. Hier im Kreis Warendorf hat der Warendorfer Reitverein eine Anlage gehabt, die war völlig veraltet. Und dann haben die das Ding verkauft, abgerissen, da gibt es heute keinen Reitstall mehr und haben auf der grünen Wiese eine Top-Anlage gebaut, nach neuesten Erkenntnissen, Anforderungen des Tierschutzes. Also es gibt für alles gute und schlechte Beispiele.

[SPEAKER 2]
[00:19:17-00:21:38]
Werbung. Wer kennt es nicht? Es ist Samstag, das Pferd hat eine kleine Verletzung und ich bin mir unsicher. Muss ein Tierarzt drauf schauen? Muss ich vielleicht in die nächste Klinik fahren, um eine weitere Behandlung machen zu lassen? All das sind wichtige Fragen. Wo wir inzwischen eine Hilfe anbieten, denn für alle Wios Mitglieder gibt es den Online Tierarzt. Insbesondere spannend für den gerade beschriebenen Fall, aber auch für nicht akute Verletzungen und Krankheiten, wo nicht sofort ein Tierarzt vor Ort sich ein Bild machen sollte. Die Frage, gehe ich in die Klinik, ja oder nein? Oder auch eine wichtige zweite Meinung. All das sind Fragestellungen, die wir abdecken mit dem Online-Theater. Zudem ist es eine echte Kostenreduktion, denn das Ganze ist kostenlos innerhalb der WeHouse-Mitgliedschaft unbegrenzt zu nutzen. Zudem täglich, wirklich täglich kostenlos. Ganze Woche von Montag bis Sonntag, 7 bis 24 Uhr gibt es Termine. Was müsst ihr tun? Ihr müsst WeHouse-Mitglied sein. Ihr müsst auf unserer Seite in den Bereich Online-Tierart navigieren und dann könnt ihr dort den Termin vereinbaren. Exklusiv für WeHouse-Mitglieder. Werbung Ende. Nun ist das, was viele, insbesondere wenn man jetzt in die Breite schaut und ich glaube Spitzensport, wie du sagst, da ist Deutschland extrem gut und da muss man sich jetzt Stand heute nicht unbedingt Sorgen machen, dass sich das vielleicht ändert. Wenn man aber in die Breite schaut und es gibt ja den alten Spruch immer, die Spitze ist nur so stark wie die Breite. Das Gefühl, dass es eine Entfremdung gibt zwischen dem, was der Breitensport ist, manche nennen ihn vielleicht auch den Freizeitsport, und diesem Spitzensport. Du hast eben gesagt, die FN soll ein Dienstleister sein. für den Turniersport, am Ende ja für jeden Pferdemenschen idealerweise. Aber wie kann man diese Kluft, die man ja häufig auch spürt, ich meine, wir waren beide vor ein paar Wochen auf der Equitana, da sieht man schon, dass es einen spürbaren Graben gibt zwischen dem, was im Freizeitbreitensport passiert und dem, was Spitzensportler machen. Kriegt man diese Kluft geschlossen, wenn ja, wie?

[SPEAKER 1]
[00:21:38-00:22:20]
Ich glaube, erstmal muss die FN sich auch mehr für den Breitensport interessieren, muss mehr Angebote machen und Angebote entwickeln für den ganz normalen Freizeitreiter. Und dann kann die Kluft nur dadurch geschlossen werden, dass man sich miteinander unterhält. Da können wir jetzt so eine Vermittlerrolle spielen. Ich glaube, die Spitzensportler sind dazu bereit, das zu tun und viele Breitensportler sind ja auch daran interessiert, sich mit Spitzensportlern zu unterhalten. Also von daher sehe ich das eigentlich nicht als ein großes Problem an. Das hat man vielleicht noch nicht so erkannt in der Vergangenheit. Und wollte sich möglicherweise nicht wirklich darum kümmern.

[SPEAKER 2]
[00:22:20-00:22:57]
Was aber immer wieder ja als Anwurf kommt, ist, naja, das Thema Umgang mit Vorfällen im Spitzensport. Es gab jetzt jüngst eine Gruppe an Wissenschaftlern, die an die FI, an den Weltreiterverband, einen umfassenden Brief mit über 1500 Fotos von Weltcup-Stationen in Neumünster und Amsterdam geschickt hat, in Dressurreiten. unter dem Tenor, dass am Ende nicht pferdegerechtes Reiten, zu tiefe Pferde, diese Art von Vorfällen sich einfach häufen.

[SPEAKER 1]
[00:22:58-00:26:09]
Wie schaust du auf den Themenkomplex? Das Thema ist ja nicht neu und wir haben diesen Brief auch erhalten. Der ging an die FEI und an einige nationalen Föderations. Wir waren die einzigen, die sofort geantwortet haben. Wir haben sofort eine... Pressemitteilung rausgeschickt und haben gesagt, wir wollen mit diesen Kritikern Kontakt aufnehmen und wir möchten in entsprechenden Gesprächsrunden verstehen, was die konkret eigentlich uns vorwerfen. Gott sei Dank waren da nur wenig deutsche Reiter dabei. Und Ingrid Klimke ist in einem unglücklichen Moment erwischt worden. Das passiert schon mal, dass ein Pferd sich bei einem der ersten Turnierstarts ein bisschen schwierig verhält. Ingrid Klimke hat da ordentlich darauf reagiert. Und wir haben aber auch von den ganz schlimmen Fällen, Gott sei Dank, haben wir da kein Problem gehabt. Das war mehr England, Dänemark und Amerika. Und Ausnahmen, einzelne Reiter. Ich halte das nicht für falsch, dass die Öffentlichkeit mehr hinguckt. Und ich glaube... Meine persönliche Zielvorstellung ist nicht nur, dass wir unsere Tiere schützen. Ich hätte das gerne, dass die Pferde glücklich sind bei dem, was sie machen. Dazu gehört natürlich zuerst mal zu verstehen, woran kann ich das eigentlich erkennen. Es gibt ja viele Leute, die das gar nicht erkennen können. Auch Richter, die muss man dann entsprechend schulen. Mehr die Internationalen als die Deutschen, glaube ich. Dann muss man überlegen, was führt dazu, dass Pferde glücklich sind. Das ist ja auch noch teilweise nicht wirklich erforscht. Und wir reden jetzt mit den Wissenschaftlern, die da sich geäußert haben, um uns dieser Situation zu nähern. Ich glaube, dass da einiges Positives sich entwickelt. Und wenn man sieht, wie die deutschen Spitzenreiter reiten, das kann man ja gar nicht mehr vergleichen mit vor 20, 30, 40 Jahren. Wir sind, glaube ich, jetzt schon anerkannt worden, Deshalb, weil wir so fein reiten und weil unsere Reiter nicht nur schön sitzen, sondern auch fein mit der Hand einwirken. Was falsch läuft, völlig falsch läuft, ist die Diskussion über die Gebisse. Da wird so unterstellt, als sei die Trense das tierfreundliche Gebiss und die Kandare ein tierunfreundliches Gebiss. Das ist natürlich völliger Schwachsinn. Eine richtig eingesetzte Kandare ist das feinste Gebiss, was man sich vorstellen kann. Aber das wird natürlich in den sozialen Medien von den vielen Laien, die da sich äußern, nicht verstanden. Und da müssen wir hin, müssen das erklären. Wir machen jetzt zwei Dinge. Hier in Warendorf, wir machen erstmal einen, wir nennen das Fireside Chat, ist so ein amerikanischer Begriff.

[SPEAKER 2]
[00:26:09-00:26:11]
Ja, ist ja en vogue, Fireside Chat.

[SPEAKER 1]
[00:26:12-00:27:54]
Den habe ich aber schon vor 20 Jahren benutzt. Also wir setzen uns am Kamin zusammen, gemütlich. Und zwar alle Kaderreiter. Einer der deutsche Top-Richter, Herr Lehrmann. Die Bundestrainerin, Klaus Röser. Und unsere Inhouse, unsere angestellten Tierärzte und dann laden wir noch ein paar möglicherweise noch zusätzliche Gäste ein. Das ist aber ein ganz kleiner Club. wo wir uns mal darauf vereinbaren wollen, wie wollen wir eigentlich reiten auf dem Vorbereitungsplatz zum Beispiel. Das hat es zum letzten Mal vor zehn Jahren gegeben. Da haben wir super Ideen und da möchte ich einfach nur noch mal dafür sorgen, dass die alle in dieselbe Richtung denken und dass die alle dieselben Vorstellungen unterstützen. Das ist der kleine Club. Da möchte ich natürlich auch erreichen, dass die sich, wenn die sich in der Öffentlichkeit äußern, alle ziemlich ähnlich reden und nicht jeder was anderes erzählt. Und das Zweite ist, da machen wir ein größeres Symposium oder Forum oder wie auch immer, auch hier in Warendorf, wo jeder teilnehmen kann. Und da sind dann auch ein paar zusätzliche Gäste eingeladen. Von Dale, der belgische Steward. Und da reden wir auch über die Frage, wie möchten wir eigentlich in Zukunft oder wie möchten wir eigentlich, dass geritten wird? Was ist richtig und was ist falsch?

[SPEAKER 2]
[00:27:54-00:28:19]
Aber das ist ja gut und schön zu sagen, wir appellieren daran, dass es besser wird und dann sitzt man zusammen, nachts am Abend gehen alle dann wieder ihrer Wege und sagen, ja so machen wir es jetzt, aber am Ende geht es ja um die Durchsetzung von Regeln und die FN, die am Ende ja das zentrale Organ ist im deutschen Pferdesport, muss sich ja irgendwo auch als durchsetzende Gewalt für Regeln verstehen. Wie kriegt man das hin?

[SPEAKER 1]
[00:28:19-00:30:23]
Das war ja in der Vergangenheit die Stärke der FN. Die haben sich mehr als Polizei geriert als als Dienstleister. Ich glaube, dass das nicht so das Riesenthema ist. Wir haben eigentlich gute Regeln. Wir, was wir vorschlagen werden hier in Deutschland, ist, dass wir die Maximalstrafen verdoppeln. Dann haben wir so eine Art, sagen wir mal, Hallo-Wach-Ruf an alle. Aber Gott sei Dank sind die schwerwiegenden Fälle von Tierquälerei in Deutschland eigentlich sehr, sehr überschaubar. Ich glaube auch, dass die Die Denkrichtung der Reiter eher positiv ist und es gibt heute kaum mehr Reiter, die jetzt sagen, also Schlaufzügel, Gärte, Sporeneinsatz im übertriebenen Maße sind okay. Ich glaube, dass wir da in die richtige Richtung uns bewegen und die Bundestrainerin in der Dressur hat natürlich dafür gesorgt, dass bei uns ganz anders geritten und gedacht wird und im Springen, wenn man sieht, wie unsere Reiter reiten und wie überlegen unsere Reiter sind, dann hängt das natürlich auch an der Ausbildung und an der Denkweise des Bundestrainers und wichtiger Vorbilder wie Bärbaum. Bärbaum kann man auch in der Dressur auf ein Pferd setzen und er macht ein gutes Bild, weil er gut sitzt. Und wenn man solche Beispiele nimmt und ähnliche, dann stellt man fest, die reiten ganz anders durch Wendungen, als der ein oder andere ausländische Reiter, der nicht diese gute Grundausbildung hat. Kuckuck ist auch so ein Beispiel. Wenn der durch eine Kurve reitet, dann muss er nicht am inneren Zügel ziehen und das Pferd läuft nach außen weg, sondern er weiß, wie man dressurmäßig eine Wendung reitet und kann das auch im Springen umsetzen.

[SPEAKER 2]
[00:30:24-00:31:02]
Nun haben wir trotzdem immer wieder diese Fälle, die sicherlich dann auch durch Social Media sehr, sehr stark gehebelt werden. Ich würde nochmal auf das Zitat von Michael Jung zurückkommen. Das Ansehen leidet durch Fehlverhalten. Es gibt auch aktuelle Fälle aus Dänemark, wo auch ein sehr bekannter Reiter nach einer Sperre wieder zurückgekehrt ist, wo danach gefühlt Facebook und Instagram einmal übergeschwappt ist. Das sind ja immer wieder Fälle, die ja die gute Arbeit, und das teile ich ja auch, die ja gemacht wird, aber immer wieder im Ruhrpott sagt man, dass wir aufgebaut haben, reißen wir mit dem Arsch wieder um.

[SPEAKER 1]
[00:31:04-00:32:05]
Also ich glaube, dass die Reiter da sehr schnell lernen, weil Charlotte Dujardin oder Helgstrand natürlich extrem gelitten haben durch diese Probleme. Cesar Parra ist völlig weg vom Fenster, der Amerikaner oder der junge Amerikaner, wenn man so will, ist eigentlich ein Kolumbianer. Also diese ganz konsequente Bestrafung plus die Wirkung in den sozialen Medien. Herkstrand ist ja ein Beispiel, der ist jetzt geritten und das war ja noch einigermaßen okay und er wurde trotzdem ausgebucht von den Zuschauern. Also es gibt schon auch Eine, ja, Strafen sozusagen, Imageverlust, da kann man drüber nachdenken, ist das jetzt richtig oder falsch, ich halte das für übertrieben teilweise, weil es ja auch so sein muss, dass man einen Fehler macht, man wird dafür bestraft und dann ist aber auch gut.

[SPEAKER 2]
[00:32:06-00:32:08]
Da muss man nicht sein Leben lang für büßen.

[SPEAKER 1]
[00:32:09-00:32:45]
Und das ist, glaube ich, das Problem der sozialen Medien, weil alles so emotional ist und weil da auch wirkliche Laien sich darüber aufregen, dann ist das natürlich so, dass das möglicherweise lange dauert. Aber das führt natürlich auch dazu, dass die Reiter wesentlich vorsichtiger geworden sind und aufpassen und von daher sich an Regeln halten wollen. Wenn wir klar machen, was wir akzeptieren und was wir nicht akzeptieren und da sind die Richter gefordert, dann glaube ich, geht das alles in die richtige Richtung.

[SPEAKER 2]
[00:32:46-00:33:43]
Nun, das, was du sagst, dass auf Social Media diese Themen extrem hochgekocht werden und dass Leute am Ende da auch sehr emotionalisiert sind, das ist ja die Realität. Ob sie jetzt sich dazu berufen fühlen, ob sie jetzt fachlich qualifizieren, ist ja eine ganz andere Diskussion erstmal, aber das ist ja ein Problem. Man könnte es groß aufziehen, gesellschaftlicher Trend in gewisser Weise, dass man sagt, der Pferdesport wird deutlich kritischer beurteilt als vielleicht noch vor 15, 20 Jahren. Das heißt, diese Zielschutzthemen sind viel stärker im Mittelpunkt und führt auch dazu, dass wir ja hier zusammen sitzen und darüber sprechen unter anderem. Trotz alledem nochmal auf den Punkt zurück, müsste die FN nicht... Gerade weil solche Fälle passieren wie in Dänemark, der Caesar Power Fall, weitere sich noch viel stärker dafür einsetzen, weil es sind ja Einzelfälle, die am Ende ja alles infizieren.

[SPEAKER 1]
[00:33:43-00:33:55]
Also wir setzen uns sehr stark dafür ein und das ist einer meiner Prioritäten. Wir haben einen Top-Fachmann, der sich auch mit diesem Thema befasst, Thies Gaspareit.

[SPEAKER 2]
[00:33:55-00:33:56]
Ausbildungsleiter, glaube ich.

[SPEAKER 1]
[00:33:56-00:35:01]
Unser Ausbildungsleiter, der dieses Thema bearbeitet und natürlich unsere Bundestrainer, die auch alle in diese Richtung unterwegs sind. Wir haben leider aber auch bei den Leuten, die in den Social Media aktiv sind, Leute, mit denen man schwer ins Gespräch kommt. Ich habe also versucht, weil ich sie kenne, Nina Weisgerber anzusprechen und wollte mich mit ihr unterhalten. Das ist unmöglich, weil sie so unsachlich ist, dass die Gespräche dann gleich in die falsche Richtung, sie hat gedacht, ich würde sie beeinflussen wollen. Und das ist völliger Blödsinn. Ich wollte eigentlich mit ihr reden und meine Idee war, ich hätte ja gerne auch Zugang zu solchen Aktivisten. damit wir verstehen, wo es herkommt. Wo kommt es eigentlich her? Das funktioniert aber ja nur, wenn die andere Seite auch bereit ist, zu reden.

[SPEAKER 2]
[00:35:01-00:35:10]
Und ich bringe mal gerne das Beispiel, es gibt deutlich mehr Hundequäler als Tierquäler. Trotzdem sagen ja nicht die Leute, alle Hundehalter sind Tierquäler.

[SPEAKER 1]
[00:35:10-00:35:55]
Aber viele. Wobei es auch da besser wird. Zumindest auch in Deutschland. Da ist Deutschland schon wesentlich vorwirklicher als andere Länder. Ich habe mich beteiligt an einem großen landwirtschaftlichen Betrieb in Rumänien, 20.000 Hektar. Und mit dem Kauf dieses landwirtschaftlichen Unternehmens kamen über 300, 350 Hunde. Da muss man sich erstmal die Frage stellen, wie kommt das, dass da Hunde wild rumlaufen? Und der Grund ist ganz einfach, Ceausescu. hat beschlossen, diese ärmlichen kleinen Dörfer alle abzuschaffen. Die wurden platt gemacht, abgerissen. Und dann sind die Leute umgesiedelt worden in Plattenbauten.

[SPEAKER 2]
[00:35:55-00:35:57]
Noch quasi als der eiserne Vorhang noch war.

[SPEAKER 1]
[00:35:57-00:36:00]
Ja, genau. Und dann durften die aber keine Tiere mitnehmen.

[SPEAKER 2]
[00:36:00-00:36:06]
Und dann wurden also Hunde, Schweine und was auch immer, die nicht in die Wälder entlassen, wurden entlassen.

[SPEAKER 1]
[00:36:06-00:36:40]
Und solche Hunde haben sich dann auch bei uns gefunden. Die haben wir alle eingefangen. Alle sind gechippt worden, alle haben einen Namen, ein Halsband, eine Hütte, werden täglich gefüttert und sind kastriert worden. Man muss ja auch dafür sorgen, dass die nicht sich unendlich weiter vermehren. Aber wenn man dann die Welt in Rumänien sieht oder auch, es gibt ja auch in Spanien solche Bilder und vergleicht das mit Deutschland, dann ist Deutschland schon vergleichsweise tierfreundlicher und das ist bei Pferden genauso wie bei anderen Tieren.

[SPEAKER 2]
[00:36:42-00:37:09]
Eine Frage, die auch immer wieder uns, auch mir ganz persönlich gestellt wird, diese Gruppe der organisierten und nicht organisierten Reiter, die sich am Ende ja fundamental unterscheiden. Die einen sind vielleicht etwas mehr Turniersport orientiert, die anderen sind eher Breitensport orientiert, obwohl man das auch diskutieren kann, ob das wirklich so die richtige Denkweise ist. Wie kriegt man die besser wieder zusammengeführt und eingebunden?

[SPEAKER 1]
[00:37:09-00:38:22]
Ich persönlich glaube, eigentlich die Initiative muss mehr ausgehen von den Turnierreitern, besonders von den Ressortreitern, weil natürlich schon da eine gewisse Überheblichkeit vorhanden ist. Und wenn man dann so sieht, wenn da irgendeiner in einer anderen Reitweise rumturnt, sage ich jetzt mal, dann rümpft der klassische Dressurreiter möglicherweise die Nase. Und deshalb muss, glaube ich, die Initiative, die Gesprächsbereitschaft signalisiert werden von den Turnierreitern. Und das kann aber die FN organisieren. Also wir können Plattformen schaffen, wo das passiert. Ich glaube, im Prinzip sind die beide Seiten daran interessiert, sich miteinander zu unterhalten. Ich habe das erlebt in den USA. Da bin ich auf Turnieren, auch nationalen Turnieren als Richter unterwegs gewesen, wo dann gleichzeitig Westernreiten stattfand. Und da bin ich zu den Kollegen gegangen, zu den Richtern und habe gesagt, wenn ihr Interesse habt, könnt ihr auch mal bei mir zugucken oder auch mitrichten und umgekehrt. Und das haben wir dann gemacht. Das war sehr lustig.

[SPEAKER 2]
[00:38:22-00:38:24]
Das muss ja mehr stattfinden, sowas.

[SPEAKER 1]
[00:38:24-00:39:02]
Ja, das war sehr lustig. Raus aus dem Silo. Sehr lustig, weil die natürlich beim Dressurrichten... auch Dinge gesehen haben, wo man sagen konnte, ach, ist ja interessant. Und ich habe mal gelernt, was die eigentlich beurteilen bei ihren, da gibt es ja unterschiedlichsten Disziplinen. Was man da feststellen muss, ist, dass bei manchen Western-Sportarten natürlich die Beine der Pferde extrem belastet werden und deshalb die Pferde nicht alt werden. Und da muss man mit denen drüber reden. Aber ich glaube, die Gesprächsbereitschaft ist vorhanden.

[SPEAKER 2]
[00:39:02-00:39:38]
Es gibt immer wieder, und das sieht man, glaube ich, in der Pferdewelt seit sehr langer Zeit, neue Strömungen, neue Trainingsmethoden, neue Trainer, die Dinge anders machen. Das war häufig auch in gewisser Weise mit einer Brücke zur klassisch-deutschen Reitlehre. Jetzt sieht man vermehrt, dass diese Brücke häufig nicht besteht zur klassisch-deutschen Reitlehre, so wie ja die FN am Ende der Vorkämpfer dessen ist. Ist das ein Zeichen dafür, dass die FN-Reitlehre in der Breite weniger akzeptiert ist?

[SPEAKER 1]
[00:39:39-00:41:07]
Glaube ich nicht, aber es ist wesentlich schwieriger, ordentlich Dressur oder Springen zu reiten. Und da gibt es dann diese selbsternannten Trainer, wo man sich die Frage stellen kann, was haben die eigentlich gelernt, wo nehmen die eigentlich die Berechtigung her oder das Selbstbewusstsein, sich Trainer zu nennen. Die haben aber in den sozialen Medien viel Unterstützung und in der Zwischenzeit aber auch zum Beispiel im Fernsehen, wenn man Fernsehen guckt und da kommt irgendwas zum Reiten, dann sind das oft Leute mit Fantasie, Namen, Pferdetrainer, Reitsportspezialist oder was auch immer und da muss man immer genau hingucken und muss überlegen, haben die eigentlich eine Ausbildung, die sie wirklich dazu qualifiziert, Unterricht zu erteilen und da habe ich hier und da meine Zweifel. Da gibt es bestimmt auch Leute dabei, die Ich kenne Monty Roberts ganz gut und wenn ich den sehe, dann fühle ich mich selbst immer beflüstert sozusagen. Wenn der einen anguckt, der hat so ein Charisma, dann läuft es einem fast schon kalt über den Rücken. Also es gibt Leute, die haben Techniken und können Dinge, von denen wir auch im klassischen Reitsport lernen können und umgekehrt genauso.

[SPEAKER 2]
[00:41:08-00:41:24]
Welche Verantwortung zur Einhaltung dieser tierschutzgerechten Trainingsmethoden, beziehungsweise auch, dass diese Situationen, die wir gerade ja hinlänglich gesprochen haben, auf Turnieren nicht stattfinden, welche Verantwortung haben eigentlich Richter?

[SPEAKER 1]
[00:41:25-00:42:37]
Die Richter haben große Verantwortung. Da ist auch viel passiert in der Zwischenzeit. Es gibt ja nicht nur Stewards. Das war ja früher, gab es das nicht. Also als ich angefangen habe zu richten, da musste immer einer Aufsicht am Abreiteplatz machen. Meistens hatte der dafür keine Zeit oder keine Lust. Und dann wurde aber schon sehr früh im Rheinland, wurde darauf geachtet, dass da Richter eingeteilt worden sind. Heute gibt es keine Turniere mehr ohne Stewards. Und dann ist es ganz wichtig, dass die Richter und die Stewards sich unterhalten, damit sie ein Verständnis dafür bekommen, was möglicherweise auf dem Abreiteplatz passiert ist. Und man kann natürlich auch am Verhalten eines Pferdes erkennen, wie es in der Vorbereitung geritten worden ist oder möglicherweise auch zu Hause. Das ist aber alles mehr spekulativ und da muss man dann mit den Reitern reden. Ich glaube, die Reiter, die bewusst ihre Pferde quälen, sind wahrscheinlich eine ganz kleine Minderheit. Das meiste ist entweder falscher Ehrgeiz oder fehlendes reiterliches Können. Dann ist der Reiter hilflos und greift dann zu. die aber letztlich nicht funktionieren.

[SPEAKER 2]
[00:42:37-00:42:43]
Aber in der Breite, also das ländliche Turnier hat ja so keinen Steward. Da gibt es einen Richter, der macht Aufsicht auf dem Abreiterplatz.

[SPEAKER 1]
[00:42:43-00:42:44]
Ja, aber der hat ja dieselbe Funktion.

[SPEAKER 2]
[00:42:44-00:42:54]
Genau, aber der müsste dann auch durchgreifen, härter durchgreifen, weil das ist ja häufig auch ein Vorwurf, der da ist. Die sehen das, die machen aber nichts.

[SPEAKER 1]
[00:42:54-00:43:13]
Ja, das muss sich ändern. Das können wir unterstützen durch Schulung, zusammen auch mit der Deutschen Richtervereinigung. Die haben alle dieselbe Grundhaltung. Wir wissen alle, wir kennen das Problem und jetzt muss nur noch an der Lösung gearbeitet werden. Wir haben aber da viel verbessert in den letzten Jahren.

[SPEAKER 2]
[00:43:14-00:43:52]
Ja, genau. Das war in der Vergangenheit ja häufig bei Fällen so, dass man das Gefühl hat, man will eigentlich die Verantwortung von sich wegschieben, obwohl man ja als Zentralverband oder als Bundesverband und Dachverband in gewisser Weise ja die Pferdewelt nach außen vertritt. Wollt ihr sowas ändern? Wie siehst du diesen Themenkomplex?

[SPEAKER 1]
[00:43:52-00:46:22]
Das hat sich eigentlich schon geändert. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit den Amtstierärzten. Es gibt ganz konkrete Beispiele. Vor ein paar Wochen sind die hier in Münster-Hahndorf eingeschritten. einen klar definierten juristischen Zuständigkeitsbereich der FN. Wir sind also verantwortlich für alles, was offizielle Turniere sind. Wir sind verantwortlich für Dinge, die in Vereinen passieren, aber wir sind nicht verantwortlich für Dinge, die im Privatbereich passieren. Also wenn zum Beispiel, klassisches Beispiel, was mir nicht so gefällt, wenn auf einer Hengst-Präsentation, privaten Hengst-Show Pferde so vorgestellt werden, dass man sagt, das ist aber nicht so schön, dann können wir offiziell nicht einschreiten. Dann können wir nur versuchen, mit dem Aussteller zu reden, was wir auch machen. Ich nenne mal ein konkretes Beispiel, was mir nicht so gut gefällt. Das passiert aber auch in Reitpferdeprüfungen nicht so sehr auf dem Bundeschampionat, weil wir da sehr darauf achten. Aber Die Pferde haben sich natürlich schon in den letzten Jahren unglaublich verändert und wir haben heute Pferde, die ganz leichte Hälse haben und von daher eben auch leicht am Zügel gehen können. Und das kann zwei Nachteile haben. Das eine ist, der Reiter wirkt zu viel ein mit der Hand und dann wird das Pferd zu rund und zu eng. Oder die andere Fehlentwicklung ist, das ist das, was ich jetzt beobachte und was mich auch nachdenklich macht, ist, die Pferde stehen auf einmal, sind dreijährige und vierjährige Pferde da extrem aufgerichtet. Der Rücken und die Hinterhand machen aber nicht mit. Und das Ganze ist natürlich wirklich ungesund. Und das sind so Entwicklungen, die muss man beobachten. Und dann kann man natürlich gezielt Richter darauf aufmerksam machen und sagen, das kann ja keine 8 oder 9 sein, weil das natürlich... so auf den ersten Blick toll aussieht, dann sagt man, oh Mann, der ist aber schön da oben durchs Genick. Aber wenn man dann vergisst, den Rücken sich anzugucken oder die Hinterhand und die gesundheitlichen Folgen nicht kennt, dann kann es sein, dass Richter da möglicherweise ein bisschen zu großzügig sind. Aber das kann man durch Schulung, durch Besprechungen eigentlich sehr schnell hinbekommen.

[SPEAKER 2]
[00:46:22-00:46:25]
Macht es dann noch Sinn, beim Bundeschampionat dreijährige Reitpferde zu zeigen?

[SPEAKER 1]
[00:46:26-00:46:48]
Ja, da gibt es eine unterschiedliche Meinung zwischen den vielen Zuchtverbänden und meiner privaten Einstellung und Vorstellung. Wir reden da aber gerade drüber und der Herr Miesner befasst sich gerade mal mit dem Thema intensiv und dann wollen wir das mit den Zuchtverbänden auch besprechen und diskutieren.

[SPEAKER 2]
[00:46:48-00:46:49]
Wie ist deine Haltung als Präsident?

[SPEAKER 1]
[00:46:50-00:46:59]
Meine Haltung als Präsident ist, wir warten jetzt mal diese Studie, Analyse und dann auch die Gespräche mit den Suchtverbänden ab.

[SPEAKER 2]
[00:46:59-00:47:25]
Nun, eingangs, als wir diesen Podcast geschaltet haben, hast du quasi die Bestandsanalyse ja gegeben, wo aus deiner Sicht die FN steht. Jetzt bist du einige hundert Tage im Amt und wir sehen ja erst die ersten Knospen von dem, was passieren kann oder nicht passieren kann. Wo siehst du die FN als Organisation in den nächsten fünf Jahren?

[SPEAKER 1]
[00:47:26-00:47:43]
Ja, wir arbeiten an verschiedenen Projekten. Das erste ist mal die interne Organisation. Wir werden in Zukunft... Zwei, erstmal werden wir die Führung der FN Vorstand nennen. Da gab es unterschiedliche Begriffe.

[SPEAKER 2]
[00:47:43-00:47:45]
Ein kryptisches Wort wie Hauptamt.

[SPEAKER 1]
[00:47:45-00:49:02]
Hauptamt und was auch immer. Also es wird eine Vorstandsebene geben und da sitzen zwei Vorstände. Der Vorstandsvorsitzende, früher Generalsekretär und dann die kaufmännische Vorständin. In diesem Fall ist das eine Frau. Und darunter gab es in der Vergangenheit neun Abteilungsleiter. Da wird es in Zukunft geben fünf Ressortleiter. Und der gesamte Bereich darunter wird sinnvoll und vernünftig reorganisiert. Also im Prinzip schlanker. schneller und aber auch logischer im Aufbau. Das ist die interne Organisation hier in Warendorf. Dann habe ich eine Idee, die die FN schon vor 40, 50 Jahren diskutiert hat und dann in regelmäßigen Abständen und immer wieder zur Seite gelegt hat. Wir haben eine komplexe Situation, in dem wir hier die Deutsche Reiterliche Vereinigung haben und das DOKR. Mit vielen Überschneidungen, vielen Ehrenämtern, vielen Kosten.

[SPEAKER 2]
[00:49:03-00:49:10]
Also zur Erklärung, das DOKR ist eigentlich originär für die olympischen Disziplinen zuständig, wie es der Name auch sagt, Deutsches Olympisches Komitee für Ratterei.

[SPEAKER 1]
[00:49:10-00:49:49]
Aber die haben einen, der für Dressur verantwortlich ist, haben wir auch und so weiter und so weiter. Also da gibt es unglaublich viel Doppelarbeit und Doppelfunktion. Und warum ist das nicht zusammengeführt worden in der Vergangenheit? Weil man immer gedacht hat, wenn die FN übernimmt, das DOKR. Und wenn die FN das machen würde, würde das DOKR das Recht verlieren, die Olympischen Ringe als Logo, als Markenzeichen zu führen. Und das ist natürlich ein Asset. Es gibt nur ganz wenige Organisationen, die das dürfen.

[SPEAKER 2]
[00:49:49-00:49:50]
Warum darf das DOKR das?

[SPEAKER 1]
[00:49:50-00:50:48]
Wo kommt das historisch her? Das ist ein uralter Deal sozusagen oder Vereinbarung. Mit dem Olympiade-Komitee. Und das wollen wir natürlich nicht verlieren. Und dann ist mir nachts die Idee gekommen, warum machen wir es nicht umgekehrt, aus einem Beispiel aus der Wirtschaft. Und das wollen wir jetzt machen. Wir werden das so machen, dass das DOKR die FN übernimmt. Dann haben wir nur ein Berichtswesen, einen Jahresabschluss, einen Wirtschaftsprüfer. Also das ist eine Maßnahme, die extrem verschlankt, Kosten einspart. Und ich hatte gedacht, wenn du damit kommst, Christe Riesenprobleme, weil alle dagegen sind. Überraschenderweise bei allen Vorgesprächen mit den Landesverbänden ist das also sehr positiv gesehen worden. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir das schaffen.

[SPEAKER 2]
[00:50:49-00:51:02]
Nährt sowas nicht gerade diesen Vorwurf des breiten Sports und der nicht organisierten Sportler? Naja, schaut, die FN ist am Ende doch nur für den Spitzensport da. Oder es ist nur eine Organisationsfeinheit?

[SPEAKER 1]
[00:51:02-00:51:38]
Das ist eher eine Organisationsfeinheit. Und dann muss sich natürlich in dem neuen Namen, dürfen ja die Olympischen Ringe bleiben, aber da muss sich natürlich auch widerspiegeln, dass wir für alle spielen. Reiter und Pferde verantwortlich sein wollen. Also da müssen wir uns noch geschickt überlegen, wie können wir das darstellen. Ich glaube nicht, dass es den Tinkerreiter im Allgäu oder den Schwarzwald-Kaltblut-Pferde-Holzrücker ärgert, wenn er jetzt auf seiner Satteldecke die Olympischen Ringe trägt.

[SPEAKER 2]
[00:51:38-00:52:05]
führen darf. Wie siehst du die olympische Zukunft des Reitsports? Da gibt es ja auch immer wieder Diskussionen. Man hat das Gefühl, Paris war sehr erfolgreich, auch wenn das so begleitet wurde durch diese Charlotte Dujardin-Vorfälle, die dann auch der Berichterstattung zumindest aus meiner subjektiven Sicht dann immer sehr, sehr darauf fokussiert wurden. Sportlich natürlich super, aber jetzt emotional und im Hinblick auf Olympia und gerade als auch wichtige Sportart in Deutschland.

[SPEAKER 1]
[00:52:05-00:53:23]
Wie siehst du das? Also solche Fälle sind natürlich nicht hilfreich, aber insgesamt zeigen ja die Zuschauermassen, die in Paris sich den Reitsport angeguckt haben, was wir für ein attraktiver Sport sind. Und ich glaube daher, dass wir auch in Zukunft olympisch erstmal bleiben wollen. Das ist ja unser Anspruch. Und ich glaube, wir haben aber auch sehr gute Chancen, weil der Sport doch interessant ist. Besonders natürlich der Springsport und der Vielseitigkeitssport. Der Dressursport ist immer so ein bisschen was für Experten. Die kleinen Schmecker. Ja, aber auch bei der Kür und selbst beim normalen Grand Prix sind die Stadien dann, die Tribünen ja voll. Also von daher bin ich da optimistisch. Wir haben einen Nachteil. Wir sind ein eher teurer Sport. Also für den Olympia-Veranstalter, den Ausrichter, weil wir eben immer Pferde haben und Boxen brauchen und solche Dinge. Aber ich glaube, dass es gehört so klassisch zu der Olympiade, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sich das ändert. Und wir haben ja den großen Vorteil, dass auch neue Länder wie zum Beispiel China oder auch die arabischen Länder sich auf einmal anfangen für den Reitsport zu begeistern. Also von daher sehe ich es eher optimistisch.

[SPEAKER 2]
[00:53:24-00:53:31]
Hast du als FN-Präsident Einflussmöglichkeiten auf diesen Prozess? Also kann man auf das IOC einwirken als FN-Präsident?

[SPEAKER 1]
[00:53:31-00:53:49]
Wir können natürlich einwirken erstmal auf die FWI und dann hängt das natürlich davon ab, welche Verbindungen haben wir zum IOC. Da haben wir ja jetzt mit Herrn Bonz einen deutschen Vertreter, ich kenne den Amerikaner. Also da würde ich mir schon zutrauen, dass ich da, wenn es wirklich Sinn macht, mit denen auch rede.

[SPEAKER 2]
[00:53:50-00:54:11]
Noch einmal zum Thema Zukunft. Das eine ist Organisation. Wir haben kurz Olympia angesprochen. Aber von der Organisation hat ja erstmal der Autonormalverbraucher, der Autonormalreiter erstmal ja nichts. Was kann die FN tun? Ihr habt Initiativen wie Schulpferde etc. Was sind da die konkreten Maßnahmen, um den Pferdesport vielleicht auch wieder zum Wachsen zu bringen?

[SPEAKER 1]
[00:54:11-00:55:15]
Also wenn wir natürlich intern durch organisatorische Maßnahmen Kosten senken können, Dann sind wir natürlich dazu in der Lage, mehr Geld auszugeben für Maßnahmen, die Reitern oder auch Turnierveranstaltern zugutekommen. Wir haben ja leider vor ein paar Jahren die Auszeichnung der Reitstelle abgeschafft. was ich nicht verstehe und was auch meiner Meinung nach ein Fehler war, aus juristischen Gründen, die aber durchaus auch diskutiert werden könnten. Und jetzt kommen wir mit einem neuen Ansatz. Wir machen das Ähnliche wieder. Ich habe auch dafür gesorgt, dass wir das besprochen haben mit der ehemaligen verantwortlichen Eva Lemper, damit wir auch ein Feedback bekommen von jemandem, der wusste, wie das früher funktioniert hat. Also wir machen dann jetzt auch wieder Dinge, die in der Breite wirken. Und von daher bin ich da optimistisch, dass uns genug einfällt. Ganz viel muss passieren im Bereich Ausbildung.

[SPEAKER 2]
[00:55:15-00:55:35]
War es nicht auch ein Fehler, Markennamen wie kleines und großes Hufeisen abzuschaffen? Ich denke mir immer, wenn man das beim Schwimmen schaut, Kinder machen gerne das Seeviertel. Und jetzt macht man irgendwie gefühlt den Passierschein C36. Da hat man sich doch auch einer unglaublichen Kraft beraubt.

[SPEAKER 1]
[00:55:35-00:56:21]
Das habe ich auch gedacht. Und was wir gemacht haben, weil natürlich Leute gekommen sind, Eltern von Reitern, von Kindern, die reiten und die aber dann sagen, es ist ja so kompliziert, man muss ja zehn Abzeichen machen, bevor man Turnier reiten darf. Wir haben das vereinfacht, da gibt es jetzt einen vereinfachten Zugang und eine Erklärung dazu, wie bekomme ich am schnellsten die Starterlaubnis für Turniere. Das ist eine deutliche Verbesserung und dann bin ich also eines Besseren belehrt worden, wenn man mit Leuten redet, die Reitbetriebe haben mit Schulbetrieb, die finden das ganz klasse, weil die können immer wieder etwas anbieten.

[SPEAKER 2]
[00:56:21-00:56:22]
Höhere Systematik da drin.

[SPEAKER 1]
[00:56:22-00:57:15]
Genau, also die machen diese zehn Kurse und können quasi zehn Jahre lang jedes Jahr einen neuen Kurs anbieten. Also das ist schon für die ein Vorteil. Von daher glaube ich, muss das einfach sich ein bisschen bewähren und dann reden die über ihre Kategorien, die wir jetzt nicht verstehen, weil ich habe auch immer nur Bronze, Silber, Gold waren meine Reitabzeichen-Kategorien und heute gibt es mehr, aber ich glaube, das wird sich dann, das werden wir wahrscheinlich so behalten. Also da sind wir beim Feintuning. Wir haben jetzt eine LPO, die ist ja größer als der Brockhaus und Und ich habe die Vorstellung, dass wir 2030, wenn die neue LPO kommt, möchte ich die möglichst nur halb so dick haben.

[SPEAKER 2]
[00:57:15-00:57:16]
Aber das sind ja noch fünf Jahre.

[SPEAKER 1]
[00:57:16-00:57:55]
Ja, das dauert ja auch ein bisschen. Das ist ja wirklich brandneu. Also von daher haben wir gerade dieses Monster geschaffen. Und das Gute ist, dass jetzt Feedback kommt und sagt, ein Drittel tut es auch. Und das müssen wir auch bei der APO und der WBO machen. deutlich vereinfachen, dann muss das auch meiner Meinung nach alles digitalisiert werden, ist teilweise auch bereits der Fall und dann wird nicht mehr der Richter, der dann noch mit dem schweren Pilotenkoffer zum Turnier reist mit allen Akten, Der kommt eine Gewichtsklasse kleiner. Ja, der ist vielleicht dann ein auslaufender Vertreter seiner Zunft.

[SPEAKER 2]
[00:57:55-00:58:26]
Eine Initiative, die hier seit längerer Zeit schon am Laufen ist bei der FN, ist das Thema Schulpferde. Es gibt eine Aktion, ich glaube, sie heißt 100+. Als ich das das erste Mal gelesen habe, dachte ich, eigentlich müsste es 10.000 plus heißen, weil wir brauchen ja 100 Schulpferde, ist ja ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir sind hier Wir haben 82 Millionen Menschen in Deutschland. Wir haben eben über die Anzahl von Pferdesportlern gesprochen. Immer dicken Daumen. Eine Million, die wirklich aktiv reiten. Wir brauchen mehr Nachwuchs. Da sind doch 100 eigentlich viel, viel zu wenig.

[SPEAKER 1]
[00:58:26-00:59:04]
Ja, aber was ich gelernt habe, ist, man fängt lieber klein an und macht es dann größer als umgekehrt. Ich persönlich engagiere mich da auch. Wir haben schon seit einiger Zeit Ein von meinem Bruder ausgebildetes Schulpferd an der Rheinischen Reit- und Fahrschule in Langfeld, der geht Grand Prix, obwohl er das nie auf dem Turnier gegangen ist. weil mein Bruder daran Spaß hatte, von uns gezogenes Pferd, das jetzt da brav seinen Dienst im Schulbetrieb macht und ich bin kurz davor, ein Pferd zu verschenken, was der Kai Vorberg hier so ein bisschen vorbereitet hat.

[SPEAKER 2]
[00:59:04-00:59:06]
Bundestrainer Voltigieren.

[SPEAKER 1]
[00:59:06-00:59:16]
Als Voltigierpferd und das verschenken wir an einen Reitfahrer in Norddeutschland und also ich gehe da auch mit gutem Beispiel voran.

[SPEAKER 2]
[00:59:16-00:59:17]
Aber trotzdem brauchen wir ja mehr.

[SPEAKER 1]
[00:59:17-00:59:32]
Natürlich, aber da gibt es ja auch positive Zeichen. Die Aachener Der Aachen-Launsberger Reitverein engagiert sich und sagt, da machen wir mit. Also das entwickelt schon eine sehr positive Eigendynamik.

[SPEAKER 2]
[00:59:32-00:59:50]
Du bist Nachfolger von Hans-Joachim Erbel, der zurückgetreten ist im Sommer vergangenen Jahres. Und dann gab es, weil es dann ja einen Präsidenten braucht, quasi außerplanmäßig die Suche nach einem neuen Präsidenten. Du wurdest dann gewählt. Jetzt stehen im Mai turnusmäßig ja die Wahlen wieder an. Ist das reine Formsache?

[SPEAKER 1]
[00:59:51-01:00:34]
Das weiß ich nicht. Mir wurde gesagt, wenn du jetzt zu innovativ rangehst und auch die Verbände in Frage stellst, wir reden auch mit den Zuchtverbänden über deren Zukunft. Aber die Gespräche laufen sehr, sehr positiv. Ich habe mir das überlegt. Ich wurde gewarnt, mach das lieber nicht, dann wirst du im Mai nicht wiedergewählt. Ich habe da meine Position geändert. Und ich bin schon der Meinung, dass die Leute, die mich wählen, auch wissen müssen, wofür ich stehe. Und wenn die mich nicht mehr wählen, weil ich zum Beispiel sage, wir machen hier DOKR und FN, machen wir einen Merger, dann muss das eben jemand anders machen. Das ist Demokratie.

[SPEAKER 2]
[01:00:35-01:00:45]
Aber rein realistisch, hätte man eine andere Wahl? Also wenn jetzt du als einziger Kandidat würdest nicht gewählt werden, dann ist ja hier wirklich Tova Bo.

[SPEAKER 1]
[01:00:45-01:01:31]
Das glaube ich auch und es spricht einiges dafür. Ich bin also optimistisch, dass ich gewählt werde, weil ich auch feststelle, es besteht immer das Gerücht, es sei so schwierig bei der FN Dinge zu bewegen wegen der Gremien. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, weil die Gespräche mit den Gremien sind alle sehr, sehr konstruktiv. Und wenn man zum Beispiel mit den Zuchtverbänden, haben wir gerade vor kurzem gesprochen, da müssen wir uns ja auch was überlegen für die Zukunft. Und dann wurde gesagt, das geht nicht. Das stimmt nicht. Wenn man sachlich ordentlich da rangeht und einen vernünftigen Vorschlag macht, dann glaube ich, kann man über alles reden bei der FN.

[SPEAKER 2]
[01:01:31-01:01:41]
Zum Abschluss hier im Podcast haben wir immer die vier klassischen WeHouse-Fragen, die jetzt auch dir blühen. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
[01:01:42-01:01:52]
Ja, also ich habe ein Motto, nach dem ich arbeite. Und das Motto ist, ich sage, was ich denke und ich tue, was ich sage. Und das hat bis jetzt immer gut geklappt.

[SPEAKER 2]
[01:01:52-01:01:57]
Dann Frage zwei, gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
[01:01:57-01:02:07]
Ja. Das ist jetzt lustig, aber das stimmt. Es gibt zwei. Albert Brandl und Wolfgang Winkelhus.

[SPEAKER 2]
[01:02:07-01:02:09]
Inwiefern haben die dich beeinflusst?

[SPEAKER 1]
[01:02:09-01:03:58]
Mein Interesse war immer im Dressursport. Ich habe dann alles getan. Ich habe relativ spät angefangen, vernünftig reiten zu lernen. Dann habe ich den Berufsreitertest gemacht. Und zur Vorbereitung auf die Bereiterprüfung war ich dann bei Albert Brandl und war dann stellvertretender Chefbereiter. Der Chef war Georg Etienne, der im Rheinland auch noch relativ bekannt ist. Und der Albert Brandl war für mich ein brillanter Theoretiker vor allen Dingen. Und da habe ich unglaublich viel gelernt und Dinge gelernt, die mir heute noch helfen. Der hat mir die Reitlehre gezeigt. so beibringen können. Und ich durfte da auch dann unterrichten. Das heißt also, dann konnte man es wirklich auch verarbeiten. Das hilft mir bis heute noch. Ich weiß also bis heute noch die Ausbildungsskala vorwärts und rückwärts und kann aber auch inhaltlich erklären, was damit gemeint ist. Und Wolfgang Winkelus war derjenige, der, ich war ja so ein ganz normaler ländlicher Reiter, hatte ein sehr, sehr gutes Pferd. Und dann bin ich mit dem Pferd zu ihm in den Stall gekommen und der hat mir auch Dinge beigebracht. Mein Pferd hatte dreimal Adressur ausgesiegt, was ja bescheuert ist. Und da habe ich gelernt, dass man, wenn man einen bestimmten Ausbildungsstand erreicht hat, aufhört mit dem Adress zu reiten und dann kommt L und dann kommt M und so weiter, dass man nicht jedes Wochenende mit diesem armen Pferd, der hieß Moses, bin ich jedes Wochenende am Turnier gewesen und solche Dinge habe ich dann da gelernt.

[SPEAKER 2]
[01:03:60-01:04:10]
Dann Frage 3. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]
[01:04:10-01:04:16]
Fangt später an und nehmt euch Zeit.

[SPEAKER 2]
[01:04:16-01:04:21]
Und zum Abschluss vervollständige diesen Satz. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]
[01:04:22-01:05:11]
Meine besten Freunde, Pferde sind... Ich habe so ein paar Sachen, die ich gerne immer sage, also wie zum Beispiel Dressage ist Poetry in Motion oder was ich auch immer sage, Pferde begegnen den Menschen völlig vorbehaltslos. Ein Pferd interessiert sich nicht dafür, ob du ein berühmter Podcaster bist oder ob dein Vater die Equitana erfunden hat oder ob ich mal erfolgreich im Beruf war, sondern das begegnet einem ohne jedes Vorurteil und immer positiv. Wie alle anderen Tiere auch Tiere begegnen oder gehen immer positiv auf Menschen zu. Und wenn das sich ändert, dann liegt es nicht an den Tieren, sondern an den Menschen.

[SPEAKER 2]
[01:05:11-01:05:19]
Wenn wir jetzt zum Abschluss, Martin, einmal einen Strich drunter machen. Wenn wir uns in fünf Jahren hier am Tisch wieder treffen, wo steht da der deutsche Reitsport?

[SPEAKER 1]
[01:05:19-01:05:52]
Dann ist erstmal die FN der beste Sportverband Deutschlands und die beste reiterliche Vereinigung der Welt. Wir waren ja schon mal da, deshalb sind die Chancen, dass wir da wieder hinkommen, sehr gut. Besonders deshalb, weil wir so tolle Mitarbeiter hier haben. Zweitens, ganz wichtig, möchte ich hier eine Kultur schaffen, wo alle sagen, hier möchte ich arbeiten. Das sind so die Hauptvorstellungen im Reitsport. Und dann natürlich ein konstruktives Gespräch mit den Kritikern.

[SPEAKER 2]
[01:05:52-01:05:54]
Lieber Martin, vielen Dank für deine Zeit.

[SPEAKER 1]
[01:05:54-01:05:58]
Weiterhin viel Fortun und bis bald. You're welcome. Hat mir Spaß gemacht.

[SPEAKER 2]
[01:05:58-01:06:28]
Danke. Ciao, ciao. Dieser Podcast wurde vorbereitet und produziert von Gloria Alter. Wenn ihr mögt, lasst eine Bewertung da. Zum Beispiel auf Spotify ist das möglich. Dazu, wenn ihr keine Folge des We Are Podcast verpassen möchtet, in eurer Podcast-App drückt den Abonnieren-Button. Das würde mich, das würde uns alle sehr freuen. Und ich sage Ciao, Ciao. Bis zum nächsten Mal beim We Are Podcast.

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