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#Interview mit Gabriele Boiselle: Die Abenteuer der Pferdefotografin mit königlichen Pferden und einer Geiselnahme

In dieser mitreißenden Folge des wehorse Podcasts nehmen wir euch mit auf eine Reise durch die faszinierende Welt der berühmten Pferdefotografin Gabriele Boiselle. Seit Jahrzehnten reist sie um den Globus mit einer Mission: die einzigartige Verbindung zwischen Mensch und Pferd mit ihrer Kamera für die Ewigkeit festzuhalten. Doch dabei hat sie nicht nur atemberaubende Bilder eingefangen – sondern auch Geschichten erlebt, die man kaum glauben kann!

Gabriele hatte die Ehre, mit den größten Pferdezüchtern und Herrschern der arabischen Welt zusammenzutreffen. Sie durfte ihre prachtvollen Pferde fotografieren und ging dafür nicht selten volles Risiko. Du erfährst in dieser Folge außerdem, was eine Freundschaft mit der jordanischen Prinzessin Alia Bint Al-Hussein, für ihre Arbeit als Fotografin bedeutete.

In dieser Folge erzählt Gabriele aber auch von einer Geiselnahme, einem unglaublichen Erlebnis mit Pferden in Ägypten, was sie an arabischen Pferden so fasziniert und was für sie wahrer Reichtum ist.

Gabriele plaudert aus dem Nähkästchen und nimmt uns mit auf eine Reise voller Emotionen, wilder Geschichten und unvergesslicher Begegnungen.
Unbedingt reinhören – diese Folge ist ein echtes Highlight für alle, die Pferde und packende Erzählungen lieben!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]
[00:00:01-00:00:08]
Heute zu Gast, die Pferdefotografin Gabriele Boiselle.

[SPEAKER 2]
[00:00:08-00:00:47]
Und dann plötzlich standen wir vor einem riesigen Tor, rechts und links Soldaten, Soldaten, die das Tor aufmachten. Wir fuhren rein, ich guckte ihn an, der schmunzelte ganz verschmitzt, guckte mich an, habe ich gesagt, Moji, wo bringst du mich hin? Komm rein in den Innenhof, die Tür wird aufgerissen und dann sagt er, sag mir doch was. Und bevor er antworten konnte, kommt eine junge Frau auf mich zu in Jeans und an weißen Bluse und begrüßt mich und sagt, ja, ich freue mich, dass Sie da sind und gucken wir uns nochmal die Pferde an. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 1]
[00:00:49-00:02:23]
Als eine der weltweit renommiertesten Pferdefotografinnen hat Gabriele Boiselle mit ihrer einzigartigen Gabe, die Seele und die Emotion der Pferde durch ihre Kameralinse einzufangen, Maßstäbe gesetzt. In ihrer mehr als 40-jährigen Karriere hat sie atemberaubende Bilder von Pferden aus aller Welt geschaffen, zahlreiche Bücher veröffentlicht und wahrscheinlich hängt sie mit ihren Kalendern in vielen Wohnzimmern dieser Republik. Wir sprechen über ihren Weg, warum sie schon immer in der arabischen Welt mit arabischen Pferden zu tun hatte und wie man eigentlich ganz genau diese besonderen, diese magischen Momente mit Pferden einfängt. Dieser Podcast erscheint ja heute am Sonntag, dem 8. März, dem Bergfest sozusagen der Equitana, der Weltmesse des Pferdesports. Auch wir mit WeHorse sind natürlich am Start mit unserer WeHorse Stage, der WeHorse Bühne. Ihr findet uns in Halle 3. Schaut gerne mal dort vorbei. Ein buntes, cooles Programm mit verschiedenen Referenten. Wartet auf euch. Mehr Infos unter wehorse.com. werden alle Sessions, also alle Vorträge auf der WeHouse Stage am Freitag, Samstag und Sonntag exklusiv auf WeHorse für alle Mitglieder gestreamt. Also weitere Informationen, wie gesagt, online. Vielleicht sehen wir ja den einen oder anderen in Essen hier auf der Equitana. Und ansonsten viel Spaß jetzt mit der Folge mit Gabriele Boiselle.

[SPEAKER 2]
[00:02:25-00:02:26]
Hallo Gabriele.

[SPEAKER 1]
[00:02:27-00:02:30]
Hallo Christian. Schön, dass du bei uns bist im Podcast. Endlich kann man sagen.

[SPEAKER 2]
[00:02:31-00:02:32]
Ja.

[SPEAKER 1]
[00:02:32-00:02:54]
Ich freue mich sehr. Und wenn man dich kennt, deine Arbeit kennt, weiß man, das Thema Fotografie ist logischerweise eng mit dir verknüpft, aber das Thema besondere Fotos und besondere Momente einzufangen, ist am Ende, was dich auch besonders macht. Was macht ein Foto oder ein Moment für dich besonders?

[SPEAKER 2]
[00:02:56-00:03:48]
Wir reden hier über Pferdefotografie und nicht über normale Fotografie. Und das ist wirklich was ganz Besonderes. Denn um Pferde zu fotografieren, brauchst du etwas ganz Wichtiges. Du brauchst ein großes Herz und du brauchst viel Liebe. Und du brauchst eine intuitive Wahrnehmung von Pferden. Das ist eigentlich das Wichtigste. Bei mir steht nicht die Fotografie im Vordergrund, sondern bei mir steht eigentlich das Pferd im Vordergrund. Und wenn ich ein Pferd treffe, eine Persönlichkeit oder auch eine Stute mit ihrem Fohlen, dann versuche ich zu erfassen, zu spüren, was dieses Pferd ausmacht, was das Charisma dieses Pferdes ist. Die Fotografie tritt da wirklich in den Hintergrund. Du musst deine Fotografie beherrschen und du musst auch die Technik beherrschen.

[SPEAKER 1]
[00:03:48-00:03:49]
Das ist das Handwerk sozusagen.

[SPEAKER 2]
[00:03:50-00:06:16]
Ja, das ist aber wie das Autofahren. Das muss automatisch gehen. Nur als ich angefangen habe in den 80er Jahren oder 70er, so alt bin ich schon, da hatten wir ja noch Diafilme. Da hast du nur eine Chance gehabt, einen Moment, einen Bruchteil einer Sekunde, um dein Foto zu machen. Und an diesem Foto konntest du später nichts mehr ändern. Du konntest keinen Ausschnitt machen, du konntest keine Nachbearbeitung machen. Entweder du hast es geschafft, dieses ganze Charisma, das Licht, den Moment, das Gefühl in dieses Foto einzufangen, in dieses Dia und das wurde gerahmt und das war das Bild. Es gab es nicht größer, nicht kleiner, nicht heller, nicht dunkler. Es war das Bild. Und das war eine größere Herausforderung. Und ich glaube heute, viele Fotografen können sich das gar nicht vorstellen. Ich kenne Fotografen, die sagen, ob das jetzt unter- oder überbelichtet ist, das macht nichts. Das mache ich mit Fotostopp. Das mache ich sowieso. Aber stell dir vor, du stehst da, du hast auch nur 36 Bilder auf einem Film und keine 20 pro Sekunde. Und du musst wirklich... dich so konzentrieren und die ganze Essenz in dieses eine Bild da reinlegen. Und früher war es ja auch so, dass man nur von diesem einen Dir dann reproduzieren konnte. Man konnte nicht so wie heute einfach ein digitales Bild mal rüberschicken nach New York oder sonst wo. Und ich habe meine Dirs da verpackt in Pakete Und habe sie dann in Redaktionen geschickt. Und viele der bekanntesten Pferdezeitschriften in Europa, Cavallo Magazine, Cheval Magazine in Frankreich, Italien, England, Deutschland, einige, die hatten einen Boiselle-Schublade. Da hingen die Dias drin, die sie dann auch wieder benutzt haben für Covers, für Poster oder für andere Dinge. Aber es war halt ein ganz anderes Zeitalter. Und mit meinem Buch, das ich gerade gemacht habe, bin ich nochmal eingetaucht in meine Vergangenheit und in diese Art, das zu bearbeiten. Und ich habe festgestellt... dass ich viele tausend Stunden in meinem Leben in meiner Dunkelkammer oder am Leuchtpult verbracht habe, um diese Filme zu schneiden. Du bekamst sie in einer ganz langen Rolle und du musstest sie ja dann mit der Lupe angucken auf dem Leuchtbild. Ich weiß nicht, du hast das ja auch noch ein bisschen miterlebt, oder?

[SPEAKER 1]
[00:06:16-00:06:18]
Ja, ich kann mich noch erinnern, wir hatten sowas auch, Dias und so, ja.

[SPEAKER 2]
[00:06:19-00:06:25]
Ganz genau. Und du musstest die dann schneiden, du musstest die dann rahmen. Dann habe ich Etiketten gedruckt, oben und unten.

[SPEAKER 1]
[00:06:25-00:06:28]
Da wurde aufgeklebt, das war dort der Ort.

[SPEAKER 2]
[00:06:28-00:06:31]
Ja, und die bekamen alle Nummern. Die mussten ja Nummern bekommen.

[SPEAKER 1]
[00:06:31-00:06:32]
Katalogisiert.

[SPEAKER 2]
[00:06:32-00:07:03]
Ganz genau. Das heißt, wir haben das, was heute der Computer automatisch macht, haben wir in Tausenden von Arbeitsstunden gemacht. Und ich habe heute noch 800.000 Dias in meinem Archiv hängen. Aber das waren natürlich viel mehr. Ich habe schon viel weggeschmissen. Aber was da hängt und öfters, auch jetzt bei der Vorbereitung zu dem Buch, bin ich hin und habe mal so eine Schublade aufgezogen und habe wieder die Dias rausgenommen und habe sie angefühlt. Du hattest ein Bild in der Hand. Heute hast du es auf dem Computer. Du hattest sie, du hast sie ans Licht gehalten.

[SPEAKER 1]
[00:07:03-00:07:05]
Was ganz haptisches, was ganz Anfassbares.

[SPEAKER 2]
[00:07:05-00:08:07]
Und was mir passiert ist dabei, ich habe mir die Bilder angeguckt und ich habe ja noch mit Hasselblatt fotografiert, 6x6 und das dann gerahmt, also noch schwieriger bei Pferdefotografie. Und ich gucke mir die heute an und sage, boah, wie hast du das geschafft, das wirklich so einzufangen und dann auch Kalender und Bücher draus zu machen, wo Leute heute noch... Sich an dieses Bild erinnern. Ich habe ein Bild über meinen Stand, das hast du gesehen, dieser Fuchshengst mit der hellen Mähne. Das war ein Bild ganz am Anfang. Und die Menschen kommen heute hier auf der Equitana noch zu mir an den Stand und haben gesagt, ich habe zur Konfirmation einer ihrer Kalender bekommen und ein Poster und das hängt. Viele, viele Jahre bei mir und ich würde das gerne wieder kaufen. Das ist so eine Erinnerung für mich. Also wenn du das geschafft hast, einmal im Leben so eine Ikone zu kreieren, das macht mich jetzt immer noch unheimlich stolz.

[SPEAKER 1]
[00:08:08-00:08:26]
Aber wenn wir zu dem Moment der Kreation nochmal kommen, ist es sehr viel Intuition, wie viel Prozent Glück gehört auch dazu, in dem Moment auf den Auslöscher zu drücken, weil das hat sich ja nicht zwangsläufig geändert. Mit einer Digitalkamera hat man dann vielleicht 15 Shots.

[SPEAKER 2]
[00:08:26-00:08:30]
Du hast 100 Bilder. Du machst 20 Bilder in der Sekunde. Genau.

[SPEAKER 1]
[00:08:30-00:08:36]
Aber trotzdem muss man ja den Moment finden. Ist es dann die Intuition der Fotografin in dem Moment?

[SPEAKER 2]
[00:08:36-00:13:21]
Was ist es? Nein, es ist noch viel mehr. Es ist deine Professionalität, im Voraus zu wissen... was da passiert, passieren kann, was du möchtest, was du nicht möchtest und die Vorbereitung und das Manöver so zu treffen, dass du dahin kommst, dass du überhaupt die Kamera heben kannst zum Fotografieren. Ich brauche einen gescheiten Hintergrund, wenn du es nicht photoshoppen willst. Das Pferd muss auch in einer besonderen Die Atmosphäre oder Verfassung sein. Du kannst kein Pferd aus dem Stall ziehen, ihn hinstellen und sagen, so jetzt mach mal ein Foto. Und was ich immer tue, ist, ich versuche diesen silbernen Faden zu spinnen zum Pferd. Das Pferd guckt erstmal rum und sagt, ja was ist jetzt los? Und ich gehe immer, also wenn ich ein einzelnes habe, nicht wenn ich eine Herde von 100 Pferden habe, aber wenn ich ein einzelnes Pferd habe, gehe ich zu dem Pferd hin und lege meine Hand auf seine Schulter oder auf sein Fell. Weil dann kann ich als Pferdefrau mit viel Erfahrung einfach wissen, ist das Pferd nervös, ist es gespannt, ist es aufmerksam, ist es nett. Und dann rede ich mit dem Pferd, gucke es an und dann guckt er mich an und sagt, aha, und wer bist du? Und dann kann ich so diese Verbindung aufnehmen. Und wenn ich ihn dann fotografiere, selbst wenn er frei läuft, guckt er mich an. Er guckt mich fast so an, wie sagt, ist das okay? Mache ich das richtig? Ist das gut? Und du sprichst mit dem Pferd. Also ich tue das wenigstens. Und du bist einfach, du sagst, jetzt müsstest du noch nach links gucken. Und er guckt nach links. Wir haben, du Du baust so eine Verbindung aus und ich glaube, das ist die Magic. Du sagst dem Pferd, dass du es wertschätzt, dass du es toll findest, dass du es schön findest, dass du es fotografieren möchtest und dann kommt aus deiner Kamera so eine Art von silberner Laser heraus und das ist Energie, pure Energie und es ist deine Herzensenergie, die er spürt. Und damit öffnest du das Herz des Pferdes und der kommuniziert mit dir, weil er das so wunderbar findet, weil er diese Energie so gut findet. Weißt du, heute im Pferdesport oder wenn ich andere Filme sehe, dann sehe ich oft, dass das Pferd benutzt wird, um irgendetwas auszuführen, was der Reiter möchte, was der oder der möchte. Das Pferd fühlt... Und macht, was es tun soll, weil es ja dem Menschen zugetan ist und weil es das kennt. Aber so diese Freude über sich selbst, sich selbst zu sein, seinen Charakter zu sein, nicht irgendeine Aufgabe erfüllen zu müssen, sondern einfach nur schön und wunderbar zu sein. Das gibst du ihm als Fotograf, weil du ihm diese Energie gibst und bekommst von ihm die Schönheit zurück in deinen Bildern. Und es gibt tolle Bilder, es gibt Fotografen, die machen ganz tolle Aufnahmen, aber sie berühren dich nicht. Und das, was das Wichtige ist, ist ja nicht nur, dass das Pferd dich berührt und du das Pferd berührst, sondern du machst dann ein Foto. Und damit berührst du andere Menschen. Sie können durch dein Foto dieses Pferd wirklich spüren und erfassen. Und das ist wirklich in Büchern, Kalendern, überall der Unterschied. Werde ich berührt von dem Foto oder nicht? Das hat mit Licht, mit Energie, mit Bewegung, mit Hintergrund, mit allem zu tun. Aber all das fällt nur an den richtigen Ort, wo es auch wirklich dann der Samen sprießt, wenn du das willst, wenn du daran glaubst, wenn du an dich glaubst und wenn du dieses Pferd schön findest. Ich bekomme oft eine Frage gestellt, was war für dich das schönste Pferd? Da kann ich nur sagen, das Pferd, das in diesem Moment vor meiner Kamera ist, ist das schönste Pferd, das ich kenne. Weil in diesem Pferd sind alle anderen Pferde auch enthalten. Das Pferd hat eine universelle Energie, dass es uns Menschen schenkt, dass wir oft falsch benutzen, ausnutzen und nicht das zurückgeben, was es uns gibt. Und ich liebe Pferde. Ich habe so viele Pferde auf dieser Welt gesehen, von den Mawaris in Indien bis zu den Grioshos in Argentinien, Australien. Und überall, wo ich bin, spüre ich, dass die Pferde uns Menschen lieben und alles für uns tun und dass sie diese absolut wunderbare Energie haben. Ich bin Fotografin, aber ich würde nicht fotografieren, wenn ich nicht Pferde fotografieren würde.

[SPEAKER 1]
[00:13:21-00:14:01]
Nun hast du seit Anbeginn auch sehr viel mit Arabern gearbeitet. Und du hast ja gerade selber beschrieben, du warst ja schon auf der ganzen Welt, um Pferde zu fotografieren. Nun ist ja die Pferdefotografie an sich erstmal das eine, aber dann auch in diese exotischen Länder zu reisen. Das sind ja teilweise Expeditionen, da sprechen wir gleich sicherlich noch ein bisschen drüber. Dann in die Situation zu kommen, wie kam es eigentlich dazu, dass du nicht nur gesagt hast, du kommst ursprünglich aus Speyer, aus Rheinland-Pfalz, bist dort auch groß geworden, lebst da bis heute, dass du sagst, ich klapper jetzt die Stelle im Umkreis von Speyer ab und bin Pferdefotografin und wachse da draus.

[SPEAKER 2]
[00:14:01-00:14:06]
Christian, ich wollte nie Pferdefotografin werden. Das war nie meine Absicht.

[SPEAKER 1]
[00:14:06-00:14:07]
Du warst Journalistin zunächst.

[SPEAKER 2]
[00:14:07-00:14:47]
Ich habe Kommunikationswissenschaften studiert. Ich habe einen Vater, der Architekt war. Meine Option war auch, ob ich Innenarchitektin werde. Aber da ich sehr neugierig war, bin ich schon mit 14 von zu Hause durchgebrannt und war in London unterwegs, war in Paris, war dann in Nordafrika, habe bei den Beduinen gewohnt. Ich war schon immer, ich glaube, das ist so ein Grundgeschichte meines Charakters, neugierig auf Menschen, auf Kulturen. Ich bin dann in den Jemen gereist. Da war noch Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südjemen. Die haben mich auch mal als Geisel genommen und einmal haben sie fast mein Flugzeug abgeschossen.

[SPEAKER 1]
[00:14:47-00:14:49]
Als Geisel wurdest du in Jemen?

[SPEAKER 2]
[00:14:49-00:14:49]
Ja, ja.

[SPEAKER 1]
[00:14:50-00:14:51]
Wie kam es dazu?

[SPEAKER 2]
[00:14:52-00:15:04]
Naja, ich war zur falschen Zeit an der falschen Stelle und in Marib, das war umkämpft und da sind wir in die falsche Richtung gefahren und dann wurde ich von den einen zur Geißel genommen, saß dann so zwischen Stacheldraht.

[SPEAKER 1]
[00:15:04-00:15:09]
Hast du damals auch schon fotografiert? Jaja. Das war schon zu der Zeit. Also du wolltest Pferde im Jemen fotografieren?

[SPEAKER 2]
[00:15:09-00:16:12]
Nein, das hat nichts mit Pferden zu tun. Mich interessierten Menschen und Kulturen, besonders arabische Kulturen. Und ich muss sagen, ich bin niemals so herzlich aufgenommen worden wie in arabischen Ländern. Ich habe in den Moscheen übernachtet. Ich war bei den Familien. Ich war im Wadra Hadrimaut. Ich habe in den Bergen von Jemen in diesen Türmen gewohnt, mit den Frauen geschlafen. In ihren Kaminaten mit ihnen an die Zisterne gegangen, Wasser geholt mit den Männern, habe ich gegessen und war unterwegs. Ich wurde so respektvoll und wunderbar behandelt. Als Frau alleine, blond, ich habe nie einen Schleier aufgehabt oder sonstiges. Und ich glaube, das kommt von meiner inneren Haltung. Ich glaube einfach an das Gute im Menschen. Und ich bin ein positiver Mensch. Und das hat mir auf meinen ganzen Reisen, wo ich immer alleine unterwegs war, ohne irgendjemand. Ich war in Äthiopien, da war Bürgerkrieg. Ich war im Sudan, da war eine Cholera-Epidemie. Ich bin schon zigmal in Ägypten gewesen. Ich fühle mich da auch zu Hause.

[SPEAKER 1]
[00:16:12-00:16:16]
Also ich war schon immer alleine unterwegs, auch bis heute.

[SPEAKER 2]
[00:16:16-00:17:12]
Ja, weil es ist etwas Besonderes, wenn du als Mensch durch die Tür kommst. Ich habe auch in Tunesien eine Fürstin, die blind war, als Ehrengast für ein Festival eingeladen. Die Menschen kommen mir immer wahnsinnig positiv entgegen, weil ich auch ein positiver Mensch bin und ich gar nicht daran glaube, dass mir jemand etwas Böses will. Und ich wollte einfach Kulturen, Menschen, ich wollte die Welt kennenlernen. Und ich bin so froh, dass ich das getan habe, weil in den 80er Jahren bis 2000 hatten wir noch eine ganz andere Welt. Wir hatten kein Social Media, wir hatten kein Telefon, wir hatten keine Kreditkarten. Ich musste mal drei Stunden auf eine Verbindung von Addis Abeba, die noch gestöpselt wurde. Nach drei Monaten habe ich dann meine Mutter angerufen, habe ihr gesagt, dass ich noch lebe.

[SPEAKER 1]
[00:17:12-00:17:13]
Hallo, Mami, ich lebe noch.

[SPEAKER 2]
[00:17:13-00:17:20]
Ja, die hatte nämlich damals, die war SPD, die ist heute 103 Jahre alt. Und die war SPD-Politikerin.

[SPEAKER 1]
[00:17:20-00:17:22]
Stadträtin, glaube ich, in Speyer.

[SPEAKER 2]
[00:17:22-00:17:28]
Ja, 50 Jahre lang. Und die hat dann den Schmidt angerufen und hat gesagt, kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du mal gucken, wo meine Tochter ist?

[SPEAKER 1]
[00:17:28-00:17:31]
Also Helmut Schmidt, damaliger Kanzler zu der Zeit.

[SPEAKER 2]
[00:17:31-00:18:51]
Genau. Und wo meine Tochter steckt. Und die haben mich halt nicht gefunden. Also ich bin abenteuerlich unterwegs. Und ich bin schon immer wirklich neugierig und eigentlich furchtlos gewesen, wobei ich nie furchtlos war, weil ich gar nicht wusste, was ich furcht hätte haben sollen. Ja, aber ich bin nicht naiv. Ich hatte schon immer einen sehr großen Instinkt für Gefahren. Also ich habe mich nicht bewusst in Gefahren gebracht. Also es war überhaupt nicht pferdemäßig irgendwas in Sicht, außer... Mein Großvater war sozusagen der Pferdeflüsterer von Speyer. Wenn irgendjemand Probleme mit seinen Pferden hatte, dann ist er zu ihm gegangen und er hat ihm dann geholfen. Und das war eigentlich sehr gut, weil er war ein sehr karger und ein sehr wortkarger Mann. Aber mit seinen Pferden hat er geredet. Und ich glaube, das ist genetisch bei mir drin, weil das sagt Linda Tellington Jones auch, wenn ich auf ein Pferd zugehe, wendet sich das Pferd mir zu. Also ich scheine Ausstrahlung zu haben, nicht nur für Menschen, sondern auch für Pferde, wo das einfach in diese Resonanz und in diese Schwingungen geht.

[SPEAKER 1]
[00:18:51-00:19:02]
Aber du hättest ja auch einen anderen Weg gehen können. Also wenn man das hört, hättest du auch Kriegsreporterin, Kriegsfotografin oder Fotografin in Ländern wie Ägypten etc. werden können.

[SPEAKER 2]
[00:19:03-00:20:15]
Hätte ich. Aber das Leben hatte ein anderes Drehbuch für mich geschrieben. Ich kam aus Äthiopien zurück über Ägypten und da habe ich dann gewusst, da sind die arabischen Pferde. Und ich wollte schon immer die in Ägypten sehen und dann einfach auch fotografieren. Aus Kuriosität. Hatte ich noch nichts mit Pferden, so Kalender oder sowas, Bücher am Hut. Und dann war ich in Kairo und dachte, wo finde ich Pferde? Und dann bin ich auf die Rennbahn gegangen. Und da habe ich dann alle Leute getroffen, die mit Pferden zu tun haben. Und ich hatte einen schönen roten Rock an, weiße Bluse, blonde Haare. Also ich bin auf der Rennbahn aufgefallen, war ja auch meine Absicht, wollte ja Connection machen. Und dann habe ich mir im Vorführring diese Pferde angeguckt, natürlich immer die Kamera über der Schulter, das war damals so, damals waren Fotografen noch hoch angesehene Persönlichkeiten, das ist ja heute leider nicht mehr so der Fall. Und dann hat mir ein Pferd am besten gefallen und da bin ich drauf zugegangen, habe das angefasst. und habe es gestreichelt. Und just dieses Pferd wurde der Overall Winner von diesem Jahr.

[SPEAKER 1]
[00:20:15-00:20:19]
Auf der Rennbahn in Kairo.

[SPEAKER 2]
[00:20:19-00:20:22]
Und dann kamen alle zu mir und haben gefragt, ob hier Pferd anfassen wird.

[SPEAKER 1]
[00:20:24-00:20:26]
Die Glücksbringerin.

[SPEAKER 2]
[00:20:26-00:21:24]
Ja, Mapoka heißt das, heißt das Glück und ich war die Glücksbringerin. Und dann habe ich den Staatsgestütsdirektor von El Zahra kennengelernt, das war das ägyptische Staatsgestüt, das aus Gestüten von König Farouk. dem letzten König von Ägypten hervorgegangen ist und habe durch ihn, um es kurz zu machen, auch den damaligen Landwirtschaftsminister Dr. Sayyad Marai kennengelernt. Der war einer der drei Generäle mit Nasser, Marai und Sadat. Die haben die Revolution gegen den König gemacht und der Sadat, der damals Staatschef war, kam dann immer freitags zu denen aufs Gestüt weil seine Tochter mit dem Sohn von Marai verheiratet war und da wurde ich mit einbezogen und plötzlich war ich mittendrin. Ja, einer jungen deutschen Frau mit blonden Haaren, blauen Augen und ein bisschen nicht auf den Kopf gefallen kann man so schnell da nicht.

[SPEAKER 1]
[00:21:24-00:21:26]
Hätte ja auch passieren können, dass du da bleibst, also dass du gar nicht mehr zurückkehrst.

[SPEAKER 2]
[00:21:28-00:23:43]
Naja, auf alle Fälle habe ich dann fotografiert und habe eines dieser Bilder zum Beispiel, diesen Imag-Teil, der heute noch über meinem Stand hängt, nach mehr als 40 Jahren, das hat mir der liebe Gott geschenkt, dieses Bild. Ich wusste gar nicht so richtig, was ich da tat. Das war vollkommen unbewusst. Und ich habe dieses Bild gemacht und einige andere auch. Und dann setzt wieder die Regie vom lieben Gott ein. An diesem Tag, an dieser Stelle in Kairo, wo ich dann fotografiert habe, treffe ich einen Mann aus Jordanien. Und der fragte mich, ob ich zu ihm nach Jordanien kommen würde, um seine Pferde zu fotografieren. Habe ich gesagt, kein Problem, solange ich meinen Freund mitbringen kann. Hat er gesagt, ja, er ist verheiratet, kein Problem, könnte ich machen. Dann bin ich da einige Monate später nach Jordanien geflogen, weil das hat mich auch interessiert. Ich dachte, okay, wenn der denkt, ich fotografiere gut, ist sein Risiko, ob ich das nun kann oder nicht. Und dann hat er gesagt, er würde gerne seine Pferde fotografiert haben, weil er gerne einen Kalender machen möchte. Das war für mich so Kalender, das allererste Mal. Und dann bin ich da hingefahren, war super nett, wir haben uns gut verstanden, mein Freund war auch dabei, es war alles richtig gut. Und dann sagte er so, wir wären jetzt bei ihm fertig, jetzt müssten wir zu seiner Nachbarin, mit der möchte er den Kalender machen und sie züchten Pferde zusammen. Und ich sagte, okay, pack meine Sachen, fahren wir zu deiner Nachbarin, ne? Und dann plötzlich standen wir vor einem riesigen Tor, rechts und links Soldaten, Soldaten, die das Tor aufmachten, wir fuhren rein. Ich guckte ihn an, der schmunzelte ganz verschmitzt, guckte mich an, habe ich gesagt, Moji, wo bringst du mich hin? Komm rein in den Innenhof, die Tür wird aufgerissen, ich steige aus. Ich wusste nicht, wo ich bin und was los ist. Und dann sagte ich, sag mir doch. Und bevor er antworten konnte, kommt eine junge Frau auf mich zu in Jeans und einem weißen Bluse und begrüßt mich und sagt, ja, ich freue mich, dass Sie da sind und gucken wir uns nochmal die Pferde an. Ich wusste das nicht, aber das war Prinzessin Alia von Jordanien.

[SPEAKER 1]
[00:23:43-00:23:46]
Die später auch FBI-Präsidentin geworden ist.

[SPEAKER 2]
[00:23:46-00:25:13]
Ganz genau. Und die mir dann 20 Jahre später einen Traum erfüllt hat, mit diesen ihren Pferden, die ich da fotografiert habe, dann durch Jordanien zu reisen. Aber das ging jetzt weiter. Ich machte die Fotos. Sie waren auch ganz gut und dann haben wir den Kalender gemacht und der Kalender ging an Arabian Horse World nach Amerika. Das war das Medium überhaupt unter den Araberzüchtern, 600 Seiten, die jeden Monat waren. Die haben dann den Kalender da promotet und verkauft. Ich hatte mir auch ein paar reserviert, weil wir haben den in Deutschland gedruckt mit meinem Freund. Die waren glücklich, ich war glücklich. Ich habe dann auch noch Kalender verkauft. Aber damit war für mich das eigentlich erledigt. Ich wollte nicht Pferdefotografin werden, war nicht in meiner Absicht. Und dann kommt kurz darauf ein Fax, wir haben noch die Zeitung von Fax, ob ich für sie nach Russland fliegen würde. Weil die hatten keinen in Amerika gefunden, der den Arsch in der Hose hatte, in die Sowjetunion zu fliegen. Und dort ist eine Auktion im Gestüt Tersk im Kaukasus. Und sie hätten gern ein paar Fotos davon. Und die haben wohl gedacht, naja, so eine Deutsche, die können wir verschmerzen, wenn sie nicht zurückkommt. Und dann bin ich da hingefahren und habe für die fotografiert. Und ich war so begeistert.

[SPEAKER 1]
[00:25:13-00:25:17]
Du brauchst ja erstmal ein Visum und diese ganzen Formalitäten.

[SPEAKER 2]
[00:25:17-00:27:07]
Ich war mit zehn Jahren schon mit meinem Vater in Russland. Weil der war Kriegsgefangener und hat gesagt, sowas darf nicht mehr passieren, wir müssen miteinander reden. Und ist dann, als es möglich war, als Tourist in die Sowjetunion zu gehen, mit seiner Frau und mir dahin, hat gesagt, man muss miteinander reden. Also ich habe den Kreml schon als Zehnjährige erlebt und ich fand Russland wirklich unheimlich interessant und toll. Also da bin ich dahin gefahren. Ich habe da fotografiert. Die hatten eine Reithalle. Da war diese Auktion. Das wichtigste Pferd wurde für eine Million Dollar nach Amerika verkauft. Und ich dachte, ich habe noch Zeit, da zu fotografieren. Aber da war ein wahnsinniges Unwetter, das die Straßen weggeschwemmt hat. Und ich saß da, ich habe geweint. Ich saß da wirklich, ich habe geweint. Ich habe dem Regen zugeguckt und habe geweint. Jetzt habe ich so eine Chance und es geht nicht. Und dann sagte der Gestütsdirektor zu mir, morgen ist schönes Wetter. Ich wache auf um vier Uhr und die Sonne scheint. Ich bin aus dem Bett wie von der Tarantel gestochen. Vor der Tür stand ein Auto, hat auf mich gewartet. Ich kam um sechs Uhr aufs Gestüt. Die hatten die Pferde striegelgebügelt für mich in einer Reihe aufgestellt. Ich habe dann durchfotografiert, vier, fünf, sechs Stunden. Habe dann das Taxi erwischt, habe noch meinen Flug erwischt nach Moskau und bin dann noch gerade, als mein Visa abgelaufen ist, konnte ich dann raus. Und dann habe ich, die wollten so 20, 30 Fotos, Arabian Horse World. Ich habe denen 500 geschickt. Ich habe dann als Journalistin natürlich noch dazu geschrieben und habe dann da nicht mehr dran gedacht. Und einen Monat später bekomme ich ein Paket, da ist Arabian Horse World drin. Das Cover ist schon von mir und die haben 100 Seiten da drin gemacht. Mit Fotos, doppelseitigen Fotos, meinem gesamten Text und alles.

[SPEAKER 1]
[00:27:07-00:27:11]
War das so einer der Durchbrüche für dich auch auf der internationalen Ebene?

[SPEAKER 2]
[00:27:12-00:27:55]
Das war eigentlich der Moment. wo ich als Pferdefotografin dann wirklich, alle Leute haben gesagt, wer ist das, wer macht das, weil die Fotos auch so anders waren, nicht amerikanisch, sondern sie waren einfach emotional und sie waren einfach, das waren Porträts von Persönlichkeiten von den Pferden und nicht irgendwelche Dokumentationen von Pferden. Und dann wollten die Leute noch mehr Kalender haben und dann habe ich mit meinem Freund erwartet, Ich war Künstler, aber auch Grafikdesigner, Professor für Grafikdesign in Mannheim. Da haben wir 1984 gesagt, ja okay, das Kind muss einen Namen haben, also heißt es Edition Boiselle. Und seit 1984 mache ich Kalender.

[SPEAKER 1]
[00:27:56-00:28:36]
Eines deiner wirklich auch bekannten Fotos ziert auch dein neues Buch. Das ist nämlich ein Araber vor der Feldenstadt Petra. Da würde man jetzt heutzutage denken, das ist eine Fotomontage, vielleicht sogar AI. Aber wir haben eben kurz im Vorfeld geplaut, da habe ich auch gefragt, wie kann ein solches Foto eigentlich zustande kommen? Viele, die jetzt zuhören, kennen dieses Foto vielleicht. Erzähl mal, wie kann es sein, ein solches Foto vor einer Felsenstadt Petra, würde ich sagen, wie viele Hunderttausende von Leuten laufen da im Jahr durch als Touristen. Wie ist es überhaupt möglich, ein solches Foto zu kreieren?

[SPEAKER 2]
[00:28:37-00:29:39]
Du musst ganz fest dran glauben. Du musst eine Vision und einen Traum haben. Und du musst diesen Traum wirklich kreieren. Durchführen, erfüllen wollen. Du kannst zum Schluss nur noch beten, dass es sich erfüllt. Aber das hängt auch wieder mit meiner Lebensgeschichte zusammen. Prinzessin Alia von Jordanien hat mein Leben verändert. Sie hat mich praktisch zur Pferdefotografin gemacht, mit diesem Wunsch, einen Kalender für sich zu machen. Und ich habe sie ja noch öfters besucht. Ich bin auch mit Linda Tellington-Jones nach Jordanien gegangen. Sie hat dort den T-Touch an der Universität vorgestellt. Die Prinzessin hat den T-Touch für ihren Stall übernommen. Also da ist unheimlich viel passiert. Und ich habe einmal, als wir so im Zelt saßen und gegessen haben, habe ich zu Alja gesagt, ich habe einen Traum. I have a dream. Ich möchte einen deiner Hengste in Petra vor dem Treasure, das nennt man Treasure da hinten, fotografieren.

[SPEAKER 1]
[00:29:39-00:29:40]
Das ist ja so das bekannteste Motiv.

[SPEAKER 2]
[00:29:40-00:30:57]
Das bekannteste Motiv, ja. Und dann hat sie gelacht und hat gesagt, that's not easy. Und ich habe gesagt, yes, I know, but you are a princess and you are the sister of the king. Und dann hat sie gesagt, ich überlege das mal. Und dann hat sie mir sechs ihrer Stuten gegeben und zwei Hengste, einen riesen Truck, Und zehn Pfleger, Offiziere, Militär, einen General hat sie mir mitgegeben und der hat sie gefragt in meinem Beisein, was er denn tun soll. Und dann hat er gesagt, do what she tells you. Wow. Dem ist der Unterkiefer runtergefallen. Aber wir sind dann wirklich zehn Tage lang durch Jordanien gefahren, vom Radiram. Und da war das, da hätte er mich am liebsten ermordet, dieser General. Weil wir waren da mit den Stuten, also die Hengste nicht, nur die Stuten, waren beim Radiram auf diesen wunderschönen Dünen, wo schon Lawrence von Arabia gedreht wurde. Und dann habe ich so gesagt, and now turn the horses loose. Es muss nur der vorstellen, der ist verantwortlich, dass diese Pferde wieder zurückkommen.

[SPEAKER 1]
[00:30:57-00:31:00]
Und du sagst, bitte alles ab jetzt, ab in die Freiheit.

[SPEAKER 2]
[00:31:00-00:31:59]
Ganz genau. Dann hat er mich angeguckt und hat gesagt, are you sure? I said, yes, I'm sure. Aber innerlich habe ich auch so gedacht, bitte Mädels, kommt zurück. Und es hat alles geklappt, war wunderbar. Aber in Petra ist es halt ziemlich schwierig mit den ganzen Touristen. Für Petra musste ich zu fünf Ministerien in Amman gehen und mir die Stempel holen. Das archäologische Ministerium, den Geheimdienst, die Armee, die Polizei. Und was war das fünfte Ministerium? Luftwaffe, ja, weil das also auch geschütztes Gebäude war. Und nur mit diesen ganzen Stempeln hatten wir die Erlaubnis, da reinzugehen. Und ich ging bestimmt mit so 20, 30 Soldaten und Polizei da rein. Und die haben das alles abgesperrt, wo wir fotografiert haben. Und schade, ich habe nicht diesen Gegenschuss gemacht. Hinten standen die ganzen Japaner mit ihren Kameras.

[SPEAKER 1]
[00:31:59-00:32:10]
Das hätte ich jetzt mal machen müssen, weil das wäre spannend zu sehen. Aber Es ist ja auch, in dem Moment weißt du, es wird was Gutes rauskommen, weil du hättest ja auch sagen können, okay, wir haben das gemacht, aber sorry, ist nichts rausgeworden.

[SPEAKER 2]
[00:32:11-00:33:35]
Ich habe Erfahrung. Ich wusste, ich habe mir am Tag vorher die Lichtverhältnisse angeguckt. Ich habe mit den Pferden gearbeitet. Ich wusste, das geht. Die Leute haben inzwischen Respekt vor mir gehabt und haben das gemacht, was ich gesagt habe. Wir haben sogar im Sandsturm fotografiert. Da habe ich sie rausgescheucht, haben sie gesagt, aber es ist doch Sandsturm. Ich habe gesagt, das ist mir egal. Ich habe nur einen Tag hier und wenn ich im Sandsturm fotografieren muss, fotografieren wir da. Also du musst schon Power haben. Und du musst dir den Respekt der Menschen verdienen, weil dieses Pferd reagiert ja nicht nur auf dich, sondern reagiert auf denjenigen, der das bewegt. Wir haben zwölf Stunden am Stück fotografiert in Petra, weil ich gesagt habe, ich bin nur einmal in meinem Leben hier. Wir haben zwölf Stunden und die gingen so auf dem Zahnfleisch und die taten mir so leid, aber ich hatte keine Chance, nur das zu machen. Und die Leute waren wirklich dann auf mich eingeschworen. Die waren bereit, das zu tun, was ich von ihnen verlangt habe. Und das ist ja nicht nur ein Foto, das ist das eine Foto aus einer ganzen Serie von guten Fotos. Aber der Mann, der das Pferd steigen lässt an dieser Stelle und du siehst, dass hinten dran ist Licht, der ist nicht im Licht, sondern vor dem Licht. Und ich wusste auch, wie das da hinten aussieht. Also es gehört Wissen, Erfahrung, Power, Durchsetzungskraft. Viel Liebe und auch der Glück des Momentes dazu.

[SPEAKER 1]
[00:33:35-00:33:38]
Ist das dein spektakulärstes Motiv?

[SPEAKER 2]
[00:33:39-00:34:24]
Also ich habe viele Pferde fotografiert, die ins Wasser oder aus dem Wasser kamen. Ich glaube, es ist das eklatanteste Motiv. Es ist das Motiv, das wirklich auch von der Location her im Bewusstsein bleibt. Es heißt aber nicht, dass nicht die anderen Fotos, wo nur das Pferd drauf ist, nicht auch toll sind. Also für das Buchcover und für die Erzählung ist es natürlich das Bild, aber ich würde mich selbst nicht nur an diesem Bild aufhängen, weil jedes Bild, das dein Herz als Pferdemensch berührt, Christian, das ist das Bild, das eigentlich wirklich wichtig ist.

[SPEAKER 1]
[00:34:24-00:34:44]
Sind für dich bis heute die besten Fotomotive, weil sie auch diese Anmut haben, diese Eleganz und auch vom Exterieur, vom Körperbau natürlich nochmal sehr, sehr fein sind? Oder bist du inzwischen, dass du sagst, eigentlich ist mir die Rasse egal, es kommt so auf die Gesamtkomposition an?

[SPEAKER 2]
[00:34:44-00:36:46]
Da hast du in beiden Fällen recht. Es ist wirklich so, ich fotografiere auch sehr gerne Kaltblutpferde. Es gibt so eklatante, wunderbare, kraftvolle Kaltblutpferde. Die Mavaris sind auch besonders. Ich finde an jeder Pferderasse, die ich fotografiere, etwas Besonderes. Ich finde an jedem Pferd, das ich fotografiere, immer diese besondere Ecke, dieses besondere Charisma. Es ist aber so, dass alle Pferde sich irgendwo immer wieder im Araber widerspiegeln, weil ja auch das arabische Gen in allen Pferderassen drin ist. Der Araber hat alle Pferderassen veredelt, ob es ein Kalbblut ist, ob es ein Maremma ist. Immer wieder, auch bei den Feldzügen, bei den Kriegszügen. Oder Napoleon hat ja auch seinen Schimmel geritten, ja. Immer und überall findest du den veredler Araber. Wilhelm II. von Baden-Württemberg hat eine Expedition nach Syrien losgeschickt, um den Bayraktar rüberzuholen. Und so sind die Araber eigentlich seit Jahrhunderten immer wieder in dem Pool gehen der Pferdezuchten drinnen. Und das arabische Pferd an sich hat ein Charisma, das von keinem anderen Pferd so dargestellt wird, wie ein Araber das tut. Und bei den arabischen Pferden gibt es auch wieder sehr viele Unterschiede. Und sie haben noch etwas, sie sind uns Menschen einfach unglaublich nahe. Du kannst manchmal Gedanken übertragen mit arabischen Pferden. Das ist so durchlässig, das ist so magnetisch, das ist so wunderbar, faszinierend. Wenn ich fotografiere, also nicht nur Araber, andere Pferde, ich bin so aufgewühlt innerlich, weil sie in mir ja die ganzen Register ziehen. Ich muss ja mit meiner Intuition, mit meinem Sehen, ich muss ja die Bilder vorher sehen, bevor ich sie mache.

[SPEAKER 1]
[00:36:46-00:36:53]
Es ist ja eine Kunstform, die du machst, die sich am Ende manifestiert in dem Bild, aber das Ganze ist ja Kunst.

[SPEAKER 2]
[00:36:53-00:37:48]
Ja, ich hoffe, dass es das ist. Aber es ist nur dann wirkliche Kunst, wenn das Foto die Menschen berührt. Ich habe mal in Offenburg eine Ausstellung gemacht und da kamen so Schwarzwälder Bauern, sogar im Sommer noch mit ihren Lodenmändeln und so weiter. Und da war die Ausstellung am Eingang und da hatte ich ein Foto von einem Fohlen. Und da ging diese ganze Gruppe von Bauern, die aus dem Bus kamen, dann in die Ausstellung rein und einer blieb stehen vor einem Foto. nahm die Hand und hat mit seinen Fingerspitzen über das Foto gestrichen und hat zu mir gesagt, man glaubt, dass es lebt, dass es lebendig ist. Das war eine solche unglaubliche Zündung in mir.

[SPEAKER 1]
[00:37:48-00:37:51]
Ist das das größte Kompliment, was man machen kann, ein Foto und auch dir? Ja.

[SPEAKER 2]
[00:37:51-00:38:16]
Ja, wenn ein Mensch sagt, das ist mehr als lebendig oder so lebendig. Und das passierte mir auch. Ich habe für den König von Marokko Berber fotografiert im Hohen Atlas und auch für sein Gestüt und für das Stutbuch. Und der hat mir eine Riesenausstellung gemacht. Und der König hat mir auch das Kompliment gemacht, dass er seine Pferde in meinen Bildern wiederfindet.

[SPEAKER 1]
[00:38:17-00:38:26]
Ist das dann alles entstanden aus dieser Erst Ägypten, dann Jordanien? Weil am Ende kommt man ja normalerweise in Kontakt mit dem König von Marokko. Das ist ja unwahrscheinlich.

[SPEAKER 2]
[00:38:27-00:38:28]
Ja, ich habe auch für den König.

[SPEAKER 1]
[00:38:28-00:38:43]
Gabriele Borsell aus Speyer, die brauchen wir jetzt unbedingt. Ist das wirklich daraus entstanden, dass dann gesagt, dass diese Werke entstanden sind und man gesagt hat, gerade im Araberbereich bist du die ganz klare Number One?

[SPEAKER 2]
[00:38:44-00:40:00]
Also ich glaube, du siehst es heute zu kommerziellen. Dieses Number One und I take this and I pay it, das ist es nicht. Ich habe auch nie nach Geld gefragt. Ich habe auch immer aus dem Herzen entschieden, ob ich das mache oder nicht. Auch in Marokko war so, ich war auf einem Gestüt und wollte die Pferde sehen und der Gestütsdirektor hat in mir etwas gesehen und in meinen Fotos auch etwas gesehen. Der wurde dann der Direktor vom königlichen Gestüt und der hat dann dem König ein paar Bilder gezeigt und hat gesagt, ich hätte gern die zum Fotografieren und dann sagte der ja. Der hatte keine Ahnung, wie ich heiße oder so. In meinem Leben geht es immer über und durch Menschen. Ich wurde noch nie von einer Agentur vermittelt oder von dem oder so. Oder der von Usbekistan, der hat meine Fotos gesehen und mein Buch und er wollte unbedingt ein Buch über Akhal-Tikina von mir haben. Ich glaube, in meinen Bildern, in meinen Büchern ist so viel Liebe und so viel Emotion, dass für jeden, der ein echter Pferdemensch ist und diese oder diese Rasse liebt. Ich habe auch in Aachen fotografiert, ich habe Springen fotografiert, ich habe Dressur, ich habe Fahren, ich habe Militäre fotografiert.

[SPEAKER 1]
[00:40:00-00:40:03]
Du hast auch Olympische Spiele fotografiert.

[SPEAKER 2]
[00:40:03-00:42:19]
Genau, ich war Zeit Stockholm auf den ganzen Weltreiterspielen. Aber ich habe immer die Momente fotografiert, die nicht in den Zeitschriften erschienen, sondern wo ein Pferd mit seinem Reiter so einen ganz innigen Moment hatte. Mir geht es um die Seele von Mensch und Pferd, um die Begegnung von Mensch und Pferd. Und das möchte ich in meinen Büchern und in meinen Kalendern und auch in meinen Artikeln, was ich so schreibe, ich bin ja immer noch Journalistin, festhalten. Und das bereichert mein Leben und deswegen Da ziehe ich mich auch wieder ein bisschen zurück und was ich in der nächsten Zeit machen möchte, ist reisen. Ich habe jetzt gerade Pat Pirelli wieder getroffen, den ich vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen habe und ich werde ihn besuchen. Das ist auch Equitana, deswegen bin ich auch hier. Ob das jetzt Pat Pirelli ist oder Linda Tellington Jones oder die Kenzie Disley, über die ich auch ein Buch gemacht habe. Oder wer auch immer. Das sind Freundschaften entstanden, die wirklich tragen. Und wo ich auch hinkommen kann und wo ich sagen kann, hier, mach mal was zusammen. Wir machen das auch Spaß, wenn ich mit Frederic und seinen Pferden morgens durch Magali Delgado bei ihren Eltern bin oder mit ihrer Schwester Estrell am Tisch sitze und wir lachen und essen. Das ist für mich die Qualität des Lebens und das wurde durch Pferde vermittelt. Ich habe Frederic Pignon und Templado fotografiert. Das ist ein Bild, das habe ich ihm dann vergrößert auf zwei Metern, habe ihn mitgebracht. Frederik ist in Tränen ausgebrochen, weil er gesagt hat, das ist eigentlich das innigste Bild, das ich mit meinem Pferd jemals zusammen hatte. Und das adelt mich. Das ist es, was mir, nicht das Geld oder sonst irgendwas, sondern das adelt mich. Ich habe Hunderttausende von Kalender, wahrscheinlich Millionen in meinem Leben. vertrieben, weil ich auch mit der Firma Bertelsmann zusammengearbeitet habe. Die gingen von Japan bis Australien. Und ich habe aus Tasmanien einen Brief gekriegt von jemandem, der gesagt hat, er fände meine Fotos und meine Bilder so wunderschön und ich wäre von Gott gesegnet, dass ich das fotografieren könnte. Das sind die Sachen.

[SPEAKER 1]
[00:42:19-00:42:20]
Das ist die Essenz am Ende.

[SPEAKER 2]
[00:42:20-00:42:22]
Das ist das, was bleibt.

[SPEAKER 1]
[00:42:22-00:42:37]
Liebe Gabriele, hier im Wios Podcast haben alle Gäste die vier klassischen WeHouse-Fragen bekommen. Auch dir blühen sie jetzt. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]
[00:42:37-00:42:55]
Frei sein. Frei sein, das zu tun, was dir am Herzen liegt. Und das sind für mich immer und ewig in meinem Leben die Pferde, uns ja auch zu fotografieren und Menschen mit dem, was ich erarbeite und was ich zeige, glücklich zu machen.

[SPEAKER 1]
[00:42:55-00:43:01]
Dann zweite Frage, gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]
[00:43:01-00:43:23]
Das brauche ich nicht ohne nachzudenken beantworten. Das ist Linda Telling Jones. Wir sind seit 30 Jahren befreundet unterwegs zusammen. Sie stürmte meinen Stand auf der Hansepferd und sagte, ich muss nach Jordanien und du hast doch die Fotos von der Prinzessin. Da habe ich gesagt, ja. Hat sie gesagt, ja, wann können wir? Ich rufe die Prinzessin an und wir sind drei Tage später geflogen.

[SPEAKER 1]
[00:43:23-00:43:25]
Direkt von der Messe, direkt.

[SPEAKER 2]
[00:43:25-00:43:50]
Als die Messe fertig war, sind wir losgeflogen. Und ich habe Linda begleitet. Ich habe ihre Hände gesehen, fotografiert. Ich habe ihren Esprit gesehen. Und ich habe auch gesehen, wie sie die Herzen der Menschen öffnet. Und jedes Pferd, das von Linda gesehen wird, fühlt sich geadelt. Ich habe so viel gelernt. Also ohne Zweifel Linda Tellington-Jones.

[SPEAKER 1]
[00:43:50-00:43:56]
Wenn du Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]
[00:43:58-00:44:19]
Das würde ich sehr gerne tun. Und zwar würde ich ihnen sagen, leg deine Hände auf das Pferd und spreche mit deinem Pferd. Gib ihm wirklich, öffne dein Herz, deine Seele und frag dein Pferd, was es wirklich möchte. Weil du hast auch eine Verpflichtung, dein Pferd glücklich zu machen und nicht nur umgekehrt.

[SPEAKER 1]
[00:44:19-00:44:42]
Und dann zum Schluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich mein Leben, meine Leidenschaft und meine Liebe. Liebe Gabriele, vielen Dank für deine Zeit, eine kleine Reise durch deine Welt. Du hast das Ganze noch einmal zusammengefasst in einem neuen Buch von dir im Müller-Rüschlikon-Verlag und ich habe es hier vor mir, ich werde es mir jetzt gleich anschauen, wenn ich ein bisschen Zeit habe.

[SPEAKER 2]
[00:44:42-00:44:44]
Und du hast die Hände drauf, was fühlst du?

[SPEAKER 1]
[00:44:44-00:45:01]
Ich fühle wirklich dieses Bild, also ich bin ja wirklich fasziniert von diesem Bild vor dem Treasure, richtig, das Treasure, also die Wüstenstadt Petra. Fasziniert mich diese Farben, das Lichtspiel. Es ist was Besonderes.

[SPEAKER 2]
[00:45:02-00:45:03]
Ich denke auch.

[SPEAKER 1]
[00:45:03-00:45:03]
Danke dir.

[SPEAKER 2]
[00:45:03-00:45:05]
Ciao, ciao. Ich danke dir. Tschüss.

[SPEAKER 1]
[00:45:09-00:45:28]
Diese Folge wurde vorbereitet von Annika Voss, produziert von Gloria Alter. Wenn ihr mögt, lasst gerne eine positive Bewertung da. Darüber würden wir uns sehr freuen. Außerdem abonniert gerne unseren Podcast-Kanal. Dann stellt ihr sicher, dass ihr keine Folge verpasst. Bis bald beim WeHorse Podcast.

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