#7 Ina Gösmeier über Akupressur und Gesunderhaltung bei Pferden
In dieser Podcastfolge haben wir die führende Expertin auf dem Gebiet der traditionellen chinesischen Veterinärmedizin im Interview - Dr. Ina Gösmeier.
Auf fachlicher Ebene bekommst du von ihr hilfreiches Wissen zum Thema Gesunderhaltung deines Pferdes. Hör dir an, warum Akupunktur und Akupressur ihrer Meinung nach eine äußerst wertvolle Ergänzung zur Schulmedizin sind und wie du mit der Akupressur sogar selbst die Gesundheit deines Pferdes unterstützen kannst.
Dr. Ina Gösmeier berichtet im Gespräch mit Christian Kroeber, wie sie von der klassischen Medizin zur traditionellen chinesischen Medizin gekommen ist und warum ein lahmendes Grand Prix Pferd dabei eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. Lass dich von ihr auf ihre Reise nach China mitnehmen und hör dir an, wie sie den Pferden der Profis auf Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen bei der Vorbereitung geholfen hat.
Du lernst von ihr:
- was die drei Säulen der chinesischen Medizin sind
- welche 5 Pferdetypen es in der traditionellen chinesischen Medizin gibt
- wann und wie Akupressur auch vom Laien gut angewendet werden kann
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zum Pferdia Podcast. Diese Woche mit der TCM-Expertin Ina Gößmeier. TCM steht für traditionelle chinesische Medizin. Sie ist außerdem sehr arriviert in den Bereichen Akupunktur und vor allen Dingen Akupressur. Also ein total interessanter Podcast. Nicht nur, wenn man sich zu diesem Thema schon auskennt. Vorweg noch eine kurze Info in eigener Sache. Wir haben unsere Podcasts ein bisschen neu strukturiert, ihnen einen neuen Look gegeben und sind seit neuestem auch auf Soundcloud. Dort findet ihr alle Podcastfolgen gebündelt. Ihr könnt uns dort folgen und bekommt noch viele, viele weitere Infos. Nun aber viel Spaß mit dieser Podcastfolge. Herzlich willkommen, liebe Pferdia-Freunde, zu einem neuen Podcast. Ich freue mich heute ganz besonders auf die führende Expertin rund um das Thema chinesische Heilkunst in der Veterinärmedizin. Viele von euch kennen auch die Lehrvideos, die wir Mit ihr haben bei uns auf der Streaming-Plattform die Grundlagen, die Vorbereitungen und die Pferdetypen, die Teile 1, 2 und 3, aber auch viele kennen die DVD Akupressur für Pferde mit Dr. Ina Gößmeier. Hallo Ina.
[SPEAKER 2]Hallo, grüß dich.
[SPEAKER 1]Ina, du hast zunächst einen sehr klassischen Weg eingeschlagen, hast Veterinärmedizin studiert in Gießen, warst anschließend in der Veterinärmedizin auch praktisch tätig, hast dann aber den Weg eingeschlagen in Richtung ostasiatische Heilmedizin, insbesondere Dann die chinesische Heilkunde, hast dich weitergebildet an Universitäten in China, in der Schweiz beispielsweise. Und heutzutage bist du weltweit gefragt, Dozentin, beispielsweise in England, Irland oder den Vereinigten Staaten. Was darüber hinaus von 2002 bis 2016 mit den deutschen Ekipen, mit den deutschen Reitnationalmannschaften bei den großen Championaten dieser Welt. Was hat dich denn erstmalig mit der traditionellen chinesischen Medizin in Berührung gebracht? Wie bist du vom klassischen Ansatz in Richtung chinesische Heilmedizin gekommen?
[SPEAKER 2]Also eigentlich ist das passiert, weil ich bin ja nun selbst bis Grand Prix geritten, wir ein Pferd hatten, das wir für unser bestes Pferd im Grand Prix Sport gehalten haben und der war nach jedem Turnier an der Hinterhand lahm. Und dieses Pferd habe ich natürlich als junge Tierärztin voll begeistert mit in die Klinik genommen und habe versucht herauszubekommen, warum dieses Pferd immer wieder lahm wird. Und da haben wir keine Diagnose stellen können. Das ist ja schon viele Jahre her, über 30 Jahre. Da gab es sicherlich nicht die Untersuchungsmethoden, die es heute gibt. Aber wir wussten nicht, warum das Pferd immer wieder lahm wird. Und ich war eine begeisterte Chirurgin. Ich wäre zu der damaligen Zeit niemals auf die Idee gekommen, in irgendeiner Weise mit Akupunktur zu tun zu haben. Aber ich muss ganz kurz mal einschieben, dass ich, als ich fünf Jahre alt war, von meinem Vater eine Skulptur eines chinesischen Drachen geschenkt bekommen habe. Und man weiß ja, dass der chinesische Drachen in den chinesischen Märchen positiv besetzt ist. Also nicht wie wir, die immer denken, ein Drache ist böse, sondern er hat mir damals einen chinesischen Drachen geschenkt, der mich bis heute begleitet, muss ich sagen. Also ich habe mit fünf Jahren schon das erste Mal eigentlich mit einer chinesischen Mythologie zu tun gehabt. Aber das habe ich wieder vergessen und dann ging dieses Pferd regelmäßig lahm und aus diesem Grunde habe ich mich umgeschaut. Und bin dann auf Fortbildungen gegangen, die außerhalb meiner normalen Medizin lagen, weil das Pferd blieb ja lahm. Und da habe ich eine Fortbildung, ich glaube es war die erste Fortbildung für Tierarzt. Es gab ja damals gar keine Akupunktur oder keine traditionelle chinesische Medizin. in Deutschland oder auch in Europa und da habe ich eine Fortbildung gehört und das erschien mir sehr logisch. Das war das erste, was mir an dieser Medizin imponiert hat. Es war eine andere Sprache, logischerweise chinesisch, aber es war auch eine andere Sichtweise der Medizin und dann bin ich mit Freunden kurz darauf nach China gereist. Das war sehr kompliziert damals, wir brauchten ein Visum, weil wir eine Einladung nach Nanjing im Süden von China hatten. Und als ich zurückkam, da hatte ich eine Idee, was man mit Akupunktur tun kann, habe ich dieses Pferd akupunktiert und hatte einfach Anfängerglück. Das Pferd, das damals schon auf der Wiese lieb, war 14 Jahre alt und war konstant hinten links lahm und war mein erstes Versuchsobjekt und nach zehn Tagen hörte ich meinen Mann auf dem auf den Steinen draußen traben und hörte, dass das Pferd in Ordnung war. Ich hatte es also jeden Tag akupunktiert und hatte Glück und es war lahmheitsfrei. Ich kann nicht sagen, dass ich wusste, was ich tat. Und dieses Pferd ist dann vier Jahre seinen erfolgreichsten Sport gelaufen und hat viele Grands Prix auch gewonnen und ist dann mit 18 in den Ruhestand getreten. Und dieses Anfangserlebnis war entscheidend. dass ich mich überhaupt weiterhin für Akupressur oder Akupunktur interessiert habe. Und ich habe natürlich lieber Pferde gespritzt, weil da war ich sicher, was ich tat, oder auch lieber mal operiert. Und so habe ich mich nach einem Jahr entschieden, dass ich eine Überweisungspraxis aufmache. Und das war der Anfang meiner Begeisterung für traditionelle chinesische Medizin.
[SPEAKER 1]Wie haben die klassischen Kollegen, ich nenne sie jetzt mal klassische Kollegen, damals reagiert, weil du sagst ja selber, Neues etwas, was es gar nicht gab.
[SPEAKER 2]Ich habe in dieser Zeit in der Tierklinik Hochmoor gearbeitet und sicherlich alles gemacht, was man als Tiermediziner machen kann. Ich habe Osteosynthese gemacht, ich habe Colica operiert und mein Chef sagte damals zu mir, Sie sind doch eigentlich klug, was machen Sie denn da? Sie haben ein Körbchen jetzt in der Hand und stecken einen Nadel in die Ferne rein. Also es war eher so, dass darüber gelächelt wurde. Aber die Reiter kannten mich aus dem Sport und ich habe relativ schnell Patienten in Bezug auf die Reiterei bekommen. Und die Kollegen, die mich als, sag mal, integre Kollegin kannten, haben mir ein paar Patienten geschickt, die auch nicht therapierbar waren. Und so fing es an.
[SPEAKER 1]In den Lehrvideos, die wir mit dir haben, die wir auch in den Shownotes für euch verlinken, Heilmedizin. Was kann man sich darunter vorstellen?
[SPEAKER 2]Die meisten denken, dass chinesische Medizin mit Akupunktur gleichzusetzen ist, aber die Akupunktur ist nur ein Teil der traditionellen chinesischen Medizin. Die drei Säulen bedeuten, dass wir einmal die Akupunktur und Akupressur haben, die wir ja auch im Video beschreiben. Die zweite Säule ist, dass ein Großteil der Patienten mit Kräutern, mit Kräuterrezepten behandelt wird. Und das dritte ist das sogenannte Qigong, das kennt auch jeder, dass man eine Bewegungstherapie hat, dass also im Endeffekt ein kranker Patient mit Akupunktur oder Akupressur, mit Kräutern und mit einer Bewegungstherapie behandelt wird.
[SPEAKER 1]Also eigentlich ein ganzheitlicher Ansatz. Absolut. Akupunktur und Akupressur, Akupressur ja das Hauptthema auch mit dir. Worunter unterscheidet sich das Ganze für alle, die jetzt noch nicht so firm in dem Thema sind? Akupunktur kennen viele, natürlich aus der humanen Medizin inzwischen auch, Akupressur, manche vielleicht weniger.
[SPEAKER 2]Akupunktur, wie es die Bezeichnung sagt, nimmt eine Nadel und diese wird sozusagen in den Akupunkturpunkt genadelt, es wird reingestochen in den Akupunkturpunkt und damit kann diese Therapieerkrankung heilen. Akupressur wird ja mit den Fingern oder mit der Hand oder mit dem Daumen oder mit dem Knöchel ausgeübt und auch da üben wir einen Druck auf den Akupunkturpunkt aus und wohlbemerkt sind die Akupunkturpunkte die gleichen, die man auch in der Akupressur benutzt. Aber Akupunktur kann heilen, Akupressur kann helfen, Disharmonien, Ungleichgewichte, Veränderungen im Verhalten der Pferde zu beeinflussen, aber es kann keine Erkrankung heilen. Aber Akupunktur muss vom Spezialisten ausgeübt werden und Akupressur, das zeigen wir ja auch im Video, kann jeder Laie erlernen.
[SPEAKER 1]Also das ist auch etwas, was man quasi, wie du schon sagst, als unterstützende Maßnahme im täglichen auch einsetzen kann?
[SPEAKER 2]Ja, zum Beispiel, ich komme ins Stall und ich sehe, dass mein Pferd, das sich sonst immer angebiert hat, sich umdreht und vielleicht ein bisschen an die Wand schaut. Also dass es sich einfach nicht freut mich zu sehen. Es hat aber keine Kolik, es ist nicht lahm, also es ist nicht wirklich was passiert. Das nennen die Asiaten eine Disharmonie im Geiste, im Shen. Und sowas kann man zum Beispiel durch eine Akupressur, durch den Yin-Yang-Ausgleich oder durch Leber 3, das ist ein Punkt am Hinterbein, ganz positiv beeinflussen und kriegt damit schon diese kleinen Ungleichgewichte, die ja noch nicht eine Erkrankung sind, aber die das Pferd auch belasten, wunderbar in Griff.
[SPEAKER 1]Auf diese Punkte weisen wir in den Videos auch ganz Wie viele Punkte gibt es insgesamt?
[SPEAKER 2]Es gibt über 365 Punkte, die haben wir aber nicht alle beschrieben. Nein, nein, nein. Wir haben 15 Punkte herausgesucht und da jeder Punkt vier, fünf Funktionen hat, kann man das wunderbar kombinieren und wir haben extra Punkte ausgesucht, die man leicht findet, die auf der Laie finden kann und indem er eben auf Den Körper und den Geist, weil die asiatische Medizin sagt immer, dass man das gar nicht einzeln sehen kann, sondern dass wenn eine Disharmonie oder eine Veränderung im energetischen Gleichgewicht bei dem Pferd auftritt, dass man immer den Geist und den Körper behandeln muss.
[SPEAKER 1]Was sind so aus deiner Erfahrung her die prominentesten Disharmonien?
[SPEAKER 2]Häufig ist es, dass wir als Reiter oder als Besitzer oder auch als Pfleger der Pferde unterschätzen, dass das Pferd ein Fluchttier ist und wir glauben, dass das Pferd uns häufig mal ärgern will. Pferde sind Fluchttiere, das heißt, dass sie sehr schnell reagieren müssen und dass wir häufig aus diesem Grunde körperliche Verspannungen haben oder auch Veränderungen in der Psyche, die aber zurückzuführen sind, dass das Pferd überfordert worden ist und eher ängstlich wirkt. Und diese beginnende Disharmonie, sagen wir dazu in der TCM, das sind eigentlich die häufigsten Merkmale, die auftreten.
[SPEAKER 1]TCM noch ganz kurz, das steht für traditionelle chinesische Medizin.
[SPEAKER 2]Genau und man kann auch sagen TCVM, dann ist es traditionell chinesische Veterinärmedizin.
[SPEAKER 1]Genau, den Begriff hatten wir ja auch häufiger in dem Material, das wir mit dir haben, DCVM. Du bist gerade schon darauf eingegangen, dass es natürlich Schaut doch auch ein bisschen mehr auf das innere Bewusstsein, die innere Konstitution. Wie ist das für dich im Vergleich zur konventionellen Medizin?
[SPEAKER 2]Also in der konventionellen Medizin, die ja wirklich auch sehr erfolgreich ist bei akuten Dingen. Man muss, wenn man eine Kolik hat, häufig zur Operation schreiten. Man muss, wenn man eine schwerste Verletzung haben, das Pferd in Narkose legen und operieren. Also diese Dinge gehören auch zur normalen Schulmedizin. Und die normale Medizin arbeitet häufig mit Bildern. Und stellen wir uns vor, ein Pferd kommt aus einer Klinik, die ist erfolgreich operiert worden, aber hat zu Hause ein etwas anderes Verhalten, als es hatte, bevor es zur Klinik kam. Dann wird die Klinik sagen, das Pferd ist aber nicht wirklich krank. Aber der Reiter merkt, dass das Pferd durch die Umstellung sich verändert hat und möglicherweise mehr Angstzeichen hat. Und zum Beispiel solch eine Veränderung, die eine psychische Veränderung ist aufgrund eines Traumas oder aufgrund einer Erkrankung, die kann man optimal, das muss man sagen, mit Akupressur und natürlich mit Akupunktur beheben.
[SPEAKER 1]Also ist es ein Sowohl-als-auch-nicht-entweder-oder?
[SPEAKER 2]Nein, nein. Und es ist eine wunderbare Zusammenarbeit, die ich immer wieder erlebe mit den anderen Tierärzten.
[SPEAKER 1]Gibt es Situationen, auch aus deiner Erfahrung, wo du sagst, da hilft Akupressur unterstützend nicht?
[SPEAKER 2]Ja, auf jeden Fall. Wenn wir eine Erkrankung haben, also eine wirkliche Erkrankung, dann kann die Akupressur auf keinen Fall heilend einwirken. Aber sie kann Folgendes, wenn ich zum Beispiel eine Atemwegserkrankung habe. Eine chronische Atemwegserkrankung spricht hervorragend. auf die Akupunkturbehandlung an. Dann kann ich das Pferd akupunktieren und dazwischen zeige ich dem Besitzer oder Reiter, wie es das Pferd akupressieren kann. Das ist viel optimaler als wenn das Pferd nur immer zur Akupunktur kommt, weil dann wird ja jeden Tag über die Akupressur Einfluss auf das Pferd genommen. Also das ist die optimale, würde ich sagen, Anwendungsweise der Akkupressur, aber genauso gut ist es, wenn der Besitzer, wie ich vorhin gesagt habe, frühzeitig erkennt, dass so kleine Disharmonie sind, kleinste Veränderungen, die eben keine Erkrankung sind, aber die trotzdem aus Sicht der TCM eine Veränderung, wir sagen des Qi-Flusses, Qi ist eine vitale Energie, die im Körper fließt, wenn da es zu sogenannten Stagnationen kommt, da hat der Besitzer oder der Reiter wirklich Einfluss, um wieder einen harmonischen Fluss der Energie zu bekommen.
[SPEAKER 1]Also würdest du sagen, für alle Pferdia-Fans, die das auch zu Hause anwenden, auf Basis der Lehrfilme mit dir, die Akkupressur tatsächlich bei ihrem Pferd auch machen, dass man auch ergänzend dazu nochmal Akkupunktur hinzuziehen soll durch ein Fachmann?
[SPEAKER 2]Genau und was auch optimal sich darstellt ist, der Akupunkteur kann natürlich helfen, das Pferd in die sogenannten Fünf-Pferde-Typen einzuordnen, weil diese Diagnostik häufig auch über den Puls, also über die Pulsdiagnostik erfolgt, weil wenn wir Akupunkteure ein Pferd untersuchen, schauen wir uns Zunge und Puls an und dann kann ich natürlich mit dem Akupunkteur besprechen, wie optimal setze ich auch psychische Punkte ein.
[SPEAKER 1]In einem der drei Videos, oder auf der Gesamt-DVD natürlich auch, geht es um die 5 Pferdetypen. Was hat es damit genau auf sich? Warum unterscheidet man diese Pferdetypen?
[SPEAKER 2]Im Glauben der TCM ist es so, dass man sich vorstellt, dass jedes Tier, jeder Mensch bestimmten Typen zuzuordnen ist. Und diese Typen geben Auskunft erstens über Verhalten, zweitens ob sie häufig krank werden. Drittens, wie lange hält eine Erkrankung an und ob sie möglicherweise wiederkommt. Wenn ich also ein Typ habe, das nennt sich ein Wintertyp, ein Typ Schentyp, der zu den Elementen Blase und Niere gehört, dann hat dieses Pferd nicht ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Und das kann ich einmal durch Akupressur unterstützen, genauso wie bei Menschen. Und wenn solche Pferde krank werden, dauert es von der Prognose her gesehen immer mal länger, als wenn ich so einen anderen Typ habe, zum Beispiel den Lebertyp. Der Lebertyp ist, das kennen wir aus unserem Sprachgebrauch, mir steigt eine Laus über die Leber, mir steigt die Galle hoch. Das sind so ein bisschen die jezornigen. Und solche Pferde werden viel schneller wieder gesund, wenn die mal eine Erkrankung haben. Also ich kann wirklich eine Aussage über den Verlauf einer Erkrankung machen, wenn ich die Pferdetypen einordnen kann. Und außerdem habe ich Einfluss auf das Pferd, wenn ich erkenne welcher Typ es ist. Wenn ich zum Beispiel als Mensch auch so ein bisschen Lebertyp bin. Und ich komme gereizt von der Arbeit. Und dann ist mein Pferd auch ein Lebertyp. Dann treffen zwei Lebertypen aufeinander. Umgekehrt, wenn ich ein kleiner Schentyp bin als Mensch auch, der immer mal ängstlich ist, dann ist es besser, ich habe vielleicht zur Unterstützung einen, wir nennen das Milch- oder Pi-Typ, der ganz gemütlich ist und wenn ich ängstlich bin, dann sagt dieser Pi-Typ zu mir, reg dich nicht auf, ich trage dich mal durchs Gelände. Also ist ganz wichtig, dass wir das erkennen, um auch die Pferde zu fördern und auch zu erkennen, was wir manchmal für Fehler machen mit den Pferden.
[SPEAKER 1]Und auch zu erkennen, welche Akupressur ich tatsächlich einsetze, weil auf Basis dessen muss man das natürlich auch anpassen, oder?
[SPEAKER 2]Ja, und man muss auch wissen, es gibt für jeden Pferdetyp einen sogenannten mentalen Punkt. Das heißt, ich kann immer die Psyche dieser Pferde unterstützen, wenn ich weiß, welcher Typ dieses Pferd ist. Und dann kann ich den entsprechenden, wenn du willst, geistigen Punkt einsetzen.
[SPEAKER 1]Es hat sich ja nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch in der gesamten Veterinärmedizin als ganzes in den letzten Jahren viel getan. Hat sich die Akzeptanz dieser chinesischen Heilmedizin verändert in den vergangenen Jahren? Merkst du selber? was für einen Pferdetyp habe ich eigentlich vor mir? Wie behandle ich eigentlich vielleicht Disharmonien idealerweise? Gibt es für dich eine Veränderung?
[SPEAKER 2]Ja, absolut. Also die Akzeptanz der Kollegen, der Kliniken ist sehr, sehr groß. Ganz positiv und ganz generell finde ich, ist in der Pferdewelt viel offener geworden. Also man geht viel mehr auf die Eigenarten und der Pferde auch ein und beobachtet auch präziser, wenn es einem Pferd nicht so gut geht. Ja, ich finde das ist ganz positiv, wenn ich das vergleiche vor vielen Jahren als ich angefangen habe.
[SPEAKER 1]Es gibt ja häufig noch so das Vorurteil gegenüber ostasiatischer Medizin, etwas nebulös, vielleicht etwas angehaftet mit Kräuterhexen, die irgendwo im stillen Kämmerchen was mixen. Gibt es dieses Vorurteil weiterhin? Wie trittst du dem gegenüber?
[SPEAKER 2]Also eine Kräuterhexe bin ich ja gerne. Das muss ich wirklich sagen, weil es ist ja so, dass wir bei Erkrankungen und ich mache ja Akupunktur, also ich kann Erkrankungen auch heilen, natürlich auch gerne wir nennen das Kräuterrezepte Einsätze und zwar chinesische Kräuterrezepte, weil es ist eine ganz lange Tradition, in der diese Kräutertherapien entstanden sind. Ich finde, dass viele Reiter und auch viele Pfleger, Besitzer sehr viel Interesse haben und auch bereit sind, wirklich Fortbildung wahrzunehmen, um zu lernen, wie man die Pferde mit traditionell chinesischer Medizin auch unterstützen kann.
[SPEAKER 1]Wir haben heute Mittag schon ein wenig geplaudert, mal über deinen Bezug zu Ostasien, wie du damals dazu gekommen bist. Das Pferd ist ja auch beispielsweise im Kalenderkreis der Chinesen verankert. Wie ist das Pferd in der in der Heilmedizin dort verankert?
[SPEAKER 2]In der Heilmedizin als Therapie meinst du?
[SPEAKER 1]Ja, als Therapie oder wie taucht es auf? Weil dieser Transfer von der traditionellen Medizin dann aufs Pferd, ist das eine Transferleistung? War das vorher schon da? Wurde nur neu angewandt?
[SPEAKER 2]Das wissen viele nicht, als die Akupunktur in Europa bekannt wurde. Da hat man sehr schnell ja mit den sogenannten Meridianen, also mit den Leitbahnen gearbeitet, aber es gab in der traditionellen chinesischen Medizin eigentlich keine Meridiane fürs Pferd. Das Pferd ist schon ganz früh behandelt worden, weil das Pferd natürlich ein Kriegspartner war. Aber zu Beginn hat man mit Gesängen, mit spiritualistischen
[SPEAKER 1]Riepen, ja.
[SPEAKER 2]mit Akupunktur und Akupressur. Aber nicht in der Vorstellung, wie wir es halt jetzt haben, sondern es war eher mystisch geprägt.
[SPEAKER 1]Ich habe ja eingangs schon so ein bisschen darauf hingewiesen, du warst jetzt sehr viele Jahre an der Seite des Deutschen Olympischen Komitees für Reiterei, hast die deutschen Ekipen begleitet bei vielen Championaten, Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Glaubst du, dass dein Einfluss dazu beigetragen hat, dass es den Pferden dort besser ging?
[SPEAKER 2]Ja, das glaube ich auf jeden Fall, weil habe ich zu Beginn schon mal gesagt, die asiatische Medizin hilft gesund zu bleiben. Also wir reagieren ja schon bevor ein Pferd lahm ist, wir reagieren bevor eine Infektion kommt, weil, wie untersuchen wir? Wir gucken uns einen Puls an, also wir schauen wie der Puls ist, wir schauen uns die Schleimhäute an und häufig gibt der Puls und auch die Schleimhaut uns sehr früh ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Da müssen wir noch nicht wirkliche Krankheitszeichen haben. Und ich war ja ganz häufig zum Beispiel zur Olympiade in Hongkong. schon da, wenn die Pferde gelandet sind. Das heißt, ich habe die Pferde ja, die ich kannte aus dem Trainingslager und auch vorher schon, habe ich dann untersucht und habe sofort akupunktiert, damit kein Pferd krank wird. Also es ging ja immer darum, auf dem Championat sollen die Pferde ja auch gesund ankommen, aber sie sollen gesund bleiben und Höchstleistung bringen. Es ging immer darum, die Pferde gesund zu erhalten. Und ich sage es nochmal, es geht immer um die Kombination zwischen Geist und Körper. Also wenn ich im Geist gesund bin und nicht gestresst, bleibe ich natürlich viel länger gesund. Und das Pferd als Fluchttier sollte so wenig gestresst sein wie möglich.
[SPEAKER 1]Und idealerweise begleitet man ja ein Pferd dann auch vielleicht über mehrere Monate, mehrere Jahre damit. Das wird wahrscheinlich den Erfolg nachhaltig verbessern.
[SPEAKER 2]Ja, auf jeden Fall. Es ist auch ganz spannend zu erleben, wenn man, habe ich ja nun über die Jahre, wenn ich ein Pferd sehe, dass ich vier, fünf, sechsjährig das erste Mal sehe, dass eben noch vielleicht nicht so entwickelt ist und dann sieht man, wie man dieses Pferd begleiten kann und dazu kommt ja, ich sehe das ja das ganze Jahr und dann weiß ich auch mal und kann auch mal Ratschläge geben. Jetzt wächst es zum Beispiel, also wenn es wächst, das kann ich fühlen, dann kann ich sagen, jetzt müsst ihr ein bisschen langsamer machen, weil im Moment wird es garantiert nicht so gut auf eure Anforderungen reagieren wie ein Kind. Wenn meine Wachstumsfugen mir ein bisschen wehtun, dann werde ich vielleicht schlapp oder kann mich nicht so gut halten und Und genau das geht den Pferden ja genauso. Und dass ich diese Reitschläge geben konnte, darüber bin ich unwahrscheinlich froh.
[SPEAKER 1]Du bist ja nicht nur anerkannte Expertin im medizinischen Bereich, bist Pferdewirtschaftsmeisterin, hast selber bis Grand Prix geritten. Wie ist deine reiterliche Karriere zum heutigen Zeitpunkt? Kommst du noch zum Reiten? Bist du nur in Sachen Akupressur, Akupunktur unterwegs?
[SPEAKER 2]Ich bin natürlich ganz viel unterwegs, aber ich habe eine wunderbare Stute, die auch soweit ausgebildet ist, dass sie eigentlich ganz gerne auf die Wiese geht und dann, wenn ich mal Zeit habe, dann reiten wir zusammen. Und ich mag sie ganz dolle Leiden und sie mich auch. Und außerdem züchtig und habe natürlich junges Gemüse, was hinterherkommt, was ja auch ausgebildet wird und es macht einfach viel Spaß.
[SPEAKER 1]Juckt das noch manchmal so ein bisschen in den Fingernägel? Eck. Hättest du auch noch mal wieder Lust einzusteigen?
[SPEAKER 2]Überhaupt nicht. Überhaupt nicht. Ich fand immer schon, als ich Grand Prix geritten bin und dann erfolgreich war, dann habe ich gedacht, das ist wunderbar, dass du das erleben durftest. Da versuchen andere so lange das zu reiten und ich habe es geschafft und dann hat sich meine ganze Konzentration auf die Medizin gerichtet und auf das Begleiten der Pferde. Das macht unglaublich viel Spaß, Freude und erfüllt mich auch ganz.
[SPEAKER 1]Ich glaube, das spürt man auch, das spürt auch jeder, der das Lehrmaterial mit dir sieht. Am Ende eines jeden Pferdja-Podcasts haben wir unsere vier klassischen Pferdefragen, die ich dir jetzt auch gerne stellen möchte. Und ich bin ganz gespannt auf die Antworten, denn die erste Frage ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Ich möchte gerne weiterhin mit all der Neugierde der Zukunft begegnen. Meine Neugierde hat mich ja auch zur Akupunktur, also zur traditionellen chinesischen Medizin gebracht und ich hoffe, dass mir noch viele Dinge begegnen, die ich einfach neugierig betrachten kann und mit Freude deren Wahrheit herauszuschälen.
[SPEAKER 1]Die zweite Frage ist, gibt es einen Menschen, der dich besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]In der ersten Klinik, in der ich gearbeitet hatte, war sicherlich Dr. Husskamp, der genau das, was ich eben schon in der ersten Frage gesagt habe, mir mitgegeben hat. Bei allen Dingen, die du hörst, hinterfrage das, sei neugierig, wohlwollend und versuche es dann für dich zu erklären und anzuwenden.
[SPEAKER 1]Die dritte Frage ist, wenn du Pferdemenschen, wenn du Reitern eine Sache mitgeben könntest auf ihren Weg, was wäre es?
[SPEAKER 2]mehr Verständnis für das Fluchtpferd zu haben. Viele denken, dass Pferde sich gegen sie zur Wehr setzen, dass Pferde ärgerlich sind, dass Pferde sich überlegen, ihren Hilfen nicht zu folgen. Und das Verständnis, dass das Pferd anders denkt als wir, das versuche ich eigentlich jedem nahe zu bringen, Weil damit hat man als Reiter mehr Verständnis, wenn es mal nicht so klappt in der Reiterei.
[SPEAKER 1]Und zum Schluss möchte ich dich bitten, den folgenden Satz zu vervollständigen. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Pferde sind für mich die wunderbarsten Gefährten.
[SPEAKER 1]Das ist, glaube ich, ein wunderbarer Schlusssatz. Es war großartig, mit dir zu plaudern. Alle Infos zum Thema Akkupressur für Pferde haben wir verlinkt für euch in den Shownotes in diesem Podcast. Und ich bedanke mich recht herzlich, Dr. Ina Gößmeier.
[SPEAKER 2]Dankeschön.
[SPEAKER 1]Danke. Das war der Podcast mit Ina. Ich hoffe, er hat euch gefallen. Wir sind, wie gesagt, auf Soundcloud seit neuestem unterwegs. Der Podcast hat einen neuen Look bekommen. Ihr könnt dort alle Podcasts auf einen Blick sehen, könnt die Shownotes einsehen und, und, und, und, und. Des Weiteren kennt ihr natürlich unsere Kanäle auf Facebook, auf Instagram oder auf YouTube. Bis bald.