#159 GOT - Tierarzt doppelt so teuer? Mit Dr. Garlipp und Dr. Salzbrunn
Die neue GOT und die damit verbundene Kostensteigerung für tierärztliche Behandlungen sorgen aktuell für viele Diskussionen in der Pferdewelt. Viele Pferdebesitzer werden vor ganz neue finanzielle Herausforderungen gestellt.
In dieser Folge des wehorse-Podcats spricht Christian Kröber mit dem Versicherungsexperten Dr. Garlipp von der Uelzener Versicherung und dem Tierarzt Dr. Salzbrunn über die Gründe für die neue GOT, wie sie sich genau zusammen setzt und wie ein Pferdebesitzer sich am besten gegen das erhöhte finanzielle Risiko schützen kann.
Podcast Transkript
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[SPEAKER 1]Heute das heiß diskutierte Thema GOT mit Dr. Karl-Heinz Salzbrunn und Dr. Felix Garlipp.
[SPEAKER 4]Das ist auch der Tierschutzaspekt letztendlich, der in der Versicherung steckt.Tierarzt darf nur zur Euthanasie, also zum Einschläfern, raten, wenn es einen vernünftigen Grund gibt.Und da stellt sich einfach die ethische Frage, ist mangelndes Kapital ein vernünftiger Grund?
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen beim wehorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 1]Ein Thema, das derzeit so gut wie jeden Pferdebesitzer beschäftigt, ist die sogenannte Gebührenordnung für Tierärzte, kurz GOT.Im Herbst vergangenen Jahres wurde diese angepasst durch das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und die Preise für Tierbesitzer, wenn sie ihr Tier behandeln lassen möchten, sind in Teilen sehr, sehr stark angestiegen. Die GOT, muss man sich vorstellen, ist sowas wie die Preisliste für Tierärzte, an die sich in Deutschland auch wirklich alle Tierärzte zu halten haben.Es gab neben den preislichen Erhöhungen auch neue Abgaben, wie zum Beispiel die Hausbesuchsgebühr, an der sich nun die Geister scheiden.Viele Tierärzte wiederum sprechen von einer langüberfälligen Erhöhung.Die Tierbesitzer ächzen unter den Kosten. Was kann man nun tun?Was bedeutet diese Preiserhöhung für mich als Pferdebesitzer?Wie kann ich mich auch gegebenenfalls vor hohen Kosten schützen im Fall der Fälle?Diesen Fragen und einigen weiteren bin ich nachgegangen mit Dr. Karl-Heinz Salzbrunn.Er ist langjähriger Tierarzt und Experte auf dem Feld der GOT und mit Dr. Felix Galip, Versicherungsexperte eines großen deutschen Tierversicherers. Ich habe ja in den letzten Wochen immer wieder versprochen, dass wir mehr thematische Podcasts in der Zukunft haben, neben unseren klassischen und bekannten Interviews.Hier ist also ein weiterer Deep Dive, eine wirklich tiefe Bestandsanalyse zum Thema der GOT in all ihren Facetten.
[SPEAKER 2]Auf geht’s!
[SPEAKER 1]Hallo hier bei uns im Podcast zu einem wirklich wichtigen Thema, nämlich der GOT.Hallo an Dr. Karl-Heinz Salzbrunn und an Dr. Felix Garlipp.
[SPEAKER 3]Hallo.
[SPEAKER 1]Hallo.Ein wichtiges Thema, dem sich gerade viele Tierbesitzer und natürlich auch Pferdebesitzer entgegensehen, ist die GOT.Felix, warum regen sich eigentlich alle so auf über die GOT?
[SPEAKER 3]Ich glaube da gibt es diverse Gründe für, aber der Hauptgrund wird sicherlich der sein, dass mit der GOT eine deutliche Kostensteigerung einhergegangen ist oder einhergeht, die nach wie vor auch nicht gestoppt ist.Sprich der Tierarztbesuch ist extrem teuer geworden.Und das ist sicherlich gerade beim Tierhalter der größte Fakt, warum man die GOT aktuell eher negativ betrachtet. Aus Versicherungssicht unterstützen wir letztendlich dieses Thema schon.Also sprich, dass die GOT überarbeitet wurde, weil sie doch jahrelang erstreflich behandelt wurde, nicht überarbeitet wurde, einzelne Positionen gar nicht drin waren.Von daher war es zwingend notwendig, dass sie mal kommt.Aber natürlich bietet sie viel Stoff für Diskussionen.Da würde, denke ich, Kalle gleich auch nochmal näher drauf eingehen. Da sind Sachen neu hinzugekommen, wie zum Beispiel eine Hausbesuchsgebühr, die sicherlich sehr strittig ist, worüber sich viele auch zu Recht aufregen, darüber diskutieren.Aber wie gesagt, in der Summe ist es mit Sicherheit die Preissteigerung, die damit einhergeht oder die Kostensteigerung.
[SPEAKER 1]Und es ist ja auch schon spannend, seit 1999 wurde die GOT nicht mehr in ihren Grundfesten, in der Struktur angefasst.Jetzt diese große Erneuerung, hat euch das auch als Versicherer überrascht?Habt ihr das kommen sehen?
[SPEAKER 3]Also es war ja schon länger angekündigt, es war auch vor Jahren schon mal angekündigt, dass die GOT überarbeitet wurde, ist dann nicht gemacht worden.Wir wussten, dass sie kommt, das schon, haben uns auch vorbereitet, wo wir uns vielleicht ein Stück weit, oder was wir vielleicht nicht haben kommen sehen, dass doch diese extreme Kostensteigerung damit einhergeht.Das haben wir unterschätzt.
[SPEAKER 1]Die GOT steht für Gebührenordnung für Tierärzte und wie gesagt hat 1999 den Grundfesten nicht angefasst.Bevor wir über die neuen Bausteine und was sie eigentlich verändert hat sprechen.Kalle, was ist die GOT eigentlich und was wird darin auch für die Tierärzte geregelt?
[SPEAKER 4]Die GOT ist letztendlich eine Verordnung, die durch die Bundesregierung verabschiedet wird.Sie stellt den Rahmen für die Leistungen dar, die von den Tierärzten erbracht werden. werden und fixiert auch die Höhe der möglichen Entschädigungen.Also sprich, was darf der Tierarzt für welche Leistung berechnen? Diese Leistungsbeschreibung war, wie du auch schon gesagt hast, sehr insuffizient.Die letzte war von 1999.Damals gab es viele Diagnostikmethoden und Therapiemethoden, noch gar nicht.Und das wurde jetzt mit der Überarbeitung der GOT letztendlich aktualisiert. Was auch dringend notwendig war, weil man konnte früher nur nach Analogen abrechnen und das war immer so eine Krücke.Und jetzt ist die Leistungsbeschreibung wesentlich spezifizierter und detaillierter.
[SPEAKER 1]Du hast es gerade angesprochen, die Diagnostik hat sich ja seitdem auch verändert.Wenn man das jetzt mal in der Humanmedizin anschaut, 1999, das sind ja quasi Lichtjahre, die seitdem passiert ist.Ähnlich ist es ja auch in der Veterinärmedizin, ist auch vieles vorangeschnitten.War das quasi jetzt eine überfällige Anpassung, die passiert ist?Weil es ja zentral entschieden wird.Es kommt ja aus Berlin vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, wo der Minister jetzt gerade Öztürmier,
[SPEAKER 2]Korrekt.
[SPEAKER 4]Also es war eine überfällige Anpassung.Die Tierärztekammer, die Bundestierärztekammer, die hat bereits im Jahr 2012 eine Überarbeitung der GoT an das Ministerium geleitet.Das ist dann irgendwo in einer Schublade verschwunden und wurde nicht weiter berücksichtigt. Letztendlich hat dann in 2020 das Ministerium ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches durch ein Forschungsunternehmen letztendlich erstellt wurde bezüglich der Höhe der tierärztlichen Vergütung, inwieweit das kostendeckend ist und was letztendlich der Tierarzt benötigt, um kostendeckend aktuell zu arbeiten.
[SPEAKER 1]Wenn wir jetzt mal schauen, was die konkreten Bausteine sind, die im Rahmen dieser Gebührenordnung erhöht wurden.Felix, wenn wir da einmal durchgehen, was genau ist wirklich erhöht worden und worauf muss ich als Tierbesitzer, in unserem Fall Pferdepodcast, Pferdebesitzer, worauf muss ich achten?
[SPEAKER 3]Also im Grunde ist, Kalle musst du sicherlich mit unterstützen, im Grunde ist wirklich jede Position angeguckt worden und die GOT ist in den Grundzügen überarbeitet worden und letztlich hat neben dem, was Kalle schon sagte, dass wirklich neue Methodiken aufgenommen wurden, hat jede bestehende, also in der alten GOT bestehende Position eine Überarbeitung erfahren und jede Position ist neu bewertet worden durch die entsprechende Instanz, die das aufgesetzt hat und ist die eine mehr, die andere weniger in der Höhe angepasst wurden.Aber es ist grundsätzlich, kann man sagen, keine Position irgendwie nicht angefasst worden.Es ist alles überarbeitet worden.Und im Grunde, ja es gibt einzelne Positionen, die sicherlich teurer geworden sind im Vergleich zu anderen.Aber am Ende des Tages reden wir schon davon, dass im Mittel aller Positionen die Kosten um schon mehr als 50 Prozent gestiegen sind.
[SPEAKER 1]Und das ist ja schon signifikant und auch außerhalb einer normalen Inflationsanpassung.
[SPEAKER 3]Weil man es aber über die letzten Jahre, wie schon angesprochen, sicherlich versäumt hat, in kürzeren Zyklen auch immer mal wieder diese GOT anzupassen.Weil die GOT regelt im Grunde das, was der Tierarzt ein- oder veranschlagen darf, um kostendeckend zu wirtschaften.So wie Kalle ja schon sagte.Und auch diese natürlich einer Inflation unterliegen.Und wenn man das immer nur in sehr sehr groben Zyklen anpasst, dann ist klar, dass wenn man es dann mal macht, der Schritt enorm wird.Und das ist genau das, was jetzt passiert ist.
[SPEAKER 1]Wir können ja vielleicht mal ein paar Beispiele anschauen. wonach ein Tierarzt entscheidet, welchen Satz er abrechnet.Ich glaube, ein großes Streitthema ist die Hausbesuchsgebühr, da widmen wir uns gleich nochmal.Aber wenn ich jetzt mit meinem Pferd den Tierarzt zurate ziehen möchte, wonach entscheidet ein Tierarzt eigentlich, was er abrechnet?
[SPEAKER 4]Also der Tierarzt ist an den Gebührenrahmen gebunden.Der Gebührenrahmen bewegt sich vom ein- bis dreifachen Gebührensatz.Er darf den einfachen Gebührensatz nicht unterschreiten.Und er darf den dreifachen Gebührensatz nur überschreiten, wenn vorher eine schriftliche Vereinbarung getroffen wird. Wonach der Tierarzt letztendlich seine Preise kalkuliert, das hängt von seinen betriebswirtschaftlichen Faktoren ab.Wo liegt die Praxis?Liegt die in München, wo ich hohe Mieten habe oder liegt die in Pussemuckel, wo die niedrig sind und auch die Löhne andere sind als in München.Und danach kalkuliert letztendlich der Tierarzt seinen Gebührensatz, den er braucht, um kostendeckend zu arbeiten.
[SPEAKER 1]Und das ist aber zwischen ein und drei ist ja eine große Spanne erstmal.Das ist quasi die Verantwortung des Tierarztes, das für sich festzulegen.
[SPEAKER 4]Genau, also neben den betriebswirtschaftlichen Faktoren spielt natürlich auch die Zeit, wann die Leistung erbracht wird, eine Rolle.Also nachts ist es verständlicherweise teurer als am Tag während der Sprechstunde.In den Notdienstzeiten ist auch ein höherer Gebührensatz anzusetzen, nämlich der Zweifache. Und weiterhin wird der veranschlagte Gebührensatz beeinflusst durch den Wert des Tieres, durch die Umstände bei der Behandlung.Wenn das besonders aufwendig ist, dann wird in der Regel auch ein höherer Gebührensatz angesetzt.
[SPEAKER 1]Obwohl ja bei dem, was du gerade sagst, Wert des Tieres ein Isländer und ein Warmblüter, der vielleicht ein Turniersportpferd ist, ist natürlich ein unterschiedlicher Wert, den man jetzt diesen Pferden zuschreiben würde.Kostet die Impfung dann dasselbe oder ist die unterschiedlich?
[SPEAKER 4]Also bei der Impfung denke ich schon, dass die Kollegen da den gleichen Satz anwenden.Aber nichtsdestotrotz, ich kenne auch Isländer, die sehr hochwertig sind und im Turniersport laufen.Und es ist natürlich so, dass das Risiko für den Tierarzt, bei höherwertigen Pferden auch größer ist bezüglich Haftpflicht etc.Und das schlägt sich dann häufig auch in dem angesetzten Gebührensatz zu.
[SPEAKER 1]Wie kann ich denn feststellen, was mein Tierarzt nimmt?Also bei mir jetzt vor der GOT hätte ich niemals darüber nachgedacht, ob der jetzt einen einfachen oder dreifachen oder zweifachen Satz erhebt.Da kam dann eine Rechnung und dann hat man das hingenommen. Wie weiß ich das denn?
[SPEAKER 4]Gut, im Zweifelsfall den Tierarzt fragen.Und es wird auch häufig in der Rechnung ausgewiesen, was für einen Gebührensatz zugrunde gelegt wird.Und die GOT der Tierärzte ist frei zugänglich.Also die kann man im Netz runterladen und dann kann man, wenn man die Tierarztrechnung hat, die ja in der Regel sehr spezifiziert ist, Dann kann man auch den Gebührensatz, den er angesetzt hat, nachvollziehen.Wenn die Frage unbeantwortet bleibt, welchen Gebührensatz der Tierarzt nimmt.
[SPEAKER 3]Wenn ich da vielleicht ergänzen darf, was wir auch in den letzten Jahren und jetzt nochmal verstärkt durch die GoT sehen, ist durchaus, gerade bei teureren Operationen, die plangemäß anstehen, der Trend hin zu Kostenvorenschlägen.Dass man sich vorher im Grunde mit dem Tierarzt bespricht, sich einen Kostenvorenschlag geben lässt, was kostet.Die Augen-OP zum Beispiel, das geht natürlich nicht bei einer Not-OP, aber bei geplanten Sachen schon.Und da ist natürlich der GoT-Satz ersichtlich.Das bespricht man mit dem Tierarzt. Man fälscht dann nicht, ich glaube das nicht, aber man weiß zumindest noch, was man sich einlässt.
[SPEAKER 1]Das ist ein bisschen wie in der Humanmedizin die Privatversicherten, wo es auch manchmal eher vielleicht einen Kostenvoranschlag gibt, weil die im Zweifel Teile selber zahlen müssen.In die Richtung geht es im Veterinärbereich dann auch?
[SPEAKER 3]Also wir sehen es ein Stück weit vermehrt.Es ist sicherlich noch nicht flächendeckend, aber gerade größere Kliniken, die spezialisiert sind, die arbeiten schon mit dem Instrument.
[SPEAKER 4]Man muss dabei bei diesen Kostenvoranschlägen auch berücksichtigen, ein Tier ist keine Maschine, ist kein Auto, wo ich einfach ein Teil auswechsel oder repariere, sondern es ist ein Biologisches, lebendes System, was immer Unwägbarkeiten mit sich bringt und von daher kann ein Kostenvoranschlag nur ein gewisser Richtwert sein.Und kein abschließender Preis, sag ich mal.
[SPEAKER 3]Aber du weißt zumindest grob, worauf du dich einlässt.
[SPEAKER 2]Das ist korrekt.
[SPEAKER 1]Also da ist klar, da kannst du dann nochmal abweichen sozusagen.Aber die GOT und das habe ich in der Vorbereitung auf unserem Podcast heute auch noch einmal festgestellt, das ist ja auch schon etwas sehr deutsches.Im Ausland gibt es das nicht.Ich höre immer wieder von Stellen an der niederländischen Grenze zum Beispiel, die sagen, naja 10 Kilometer weiter haben wir das Problem nicht.In den Niederlanden ist das marktwirtschaftlich geregelt, nicht so wie hier.Warum regeln wir das so spezifisch?
[SPEAKER 3]Tja, gute Frage.Also in Deutschland generell gibt es ja, im Humanbereich, für Zahnärzte speziell, gibt es ja auch Gebührenordnungen. Rechtsanwälte.
[SPEAKER 1]So das alte Kammernsystem.
[SPEAKER 3]Bis ins letzte könnte ich die Frage nicht beantworten.Es ist ein typisch deutsches Thema.Also mir nicht bekannt, dass es im Ausland irgendein Land gibt, das noch eine Gebührenordnung hat.
[SPEAKER 2]In Österreich?
[SPEAKER 3]In Österreich gibt es noch eine.Aber dann war das auch mit Sicherheit alles andere marktwirtschaftlich geregelt.
[SPEAKER 4]Nur man muss auch bedenken, es ist ja auch ein Rahmen nach oben.Und in den Ländern, in denen es keine Gebührenordnung gibt, das heißt nicht unbedingt, dass die billiger sind.Also in Holland ist die Tierhaltung oder auch in Schweden mit Sicherheit nicht günstiger als bei uns. Das hat auch zur Folge, dass in Schweden ein viel höherer Prozentsatz an Haustieren und Pferden versichert sind. Man kann sich dort häufig Tiere nur halten, wenn man das Risiko abdeckt.Und die Gebührenordnung, wie gesagt, ist was typisch deutsches in Anführungsstrichen, aber das besagt nicht, dass dort, wo keine Gebührenordnung ist, dass die Tierhaltung dort preiswerter ist.
[SPEAKER 1]Ein ganz großes Streitthema, was ich auch immer wieder höre, ist diese Hausbesuchsgebühr.Was hat es damit auf sich?
[SPEAKER 4]Ja, also die Hausbesuchsgebühr ist auch neu eingeführt worden in der Gebührenordnung.Sie entsteht parallel zum Wegegeld.
[SPEAKER 1]Hört sich schon beides sehr deutsch an, das Wegegeld dazu.
[SPEAKER 4]Wenn die Kunden nicht in die Praxis oder Klinik kommen, sondern der Tierarzt rausfährt, entstehen natürlich auch andere Kosten.Also das Wegegeld deckt die Kosten ab, die entstehen durch die Anfahrt.
[SPEAKER 1]Kilometergeld könnte man auch sagen.
[SPEAKER 4]Kilometergeld, genau.Also Spritkosten, Abschreibung fürs Auto etc. Die Besuchsgebühr, Hausbesuchsgebühr, die fällt sowohl im Kleintierbereich als auch im Pferdebereich an, wenn der Tierarzt zum Kunden rausfährt.Und das ist auch ein Gebührenordnungspunkt, der jetzt neu fixiert ist und der auch vom ein- bis dreifachen Gebührensatz berechnet werden kann.Und diese Hausbesuchsgebühr soll den organisatorischen Aufwand abdecken, die Terminierung und auch den Ausfall von Terminen zum Beispiel, wo dann Zeiten entstehen, in denen der Tierarzt Leerlauf hat letztendlich und Ja, es ist ein sehr strittiges Thema, aber es ist so in der Gebührenordnung fixiert und es muss auch pro Tierhalter diese Hausbesuchsgebühr erhoben werden.Ansonsten würde das ein Verstoß gegen die Kammergesetzgebung sein und müsste von der Kammer her geahndet werden.
[SPEAKER 3]Und da sind ja auch Beispiele bekannt geworden zumindest in der Presse, wo Tierärzte ja tatsächlich auf Basis dessen auch zumindest mal angezeigt wurden, weil sie entsprechend entweder die Besuchsgruppe gar nicht genommen haben beziehungsweise auch gesplittet haben.Und das ist glaube ich auch so ein Streitthema, was ich mehr oder weniger nur aus der Praxis jetzt auch mitbekomme in größeren Stellen, Pensionsstellen, wo man ja durchaus organisiert, dass ein Tierarzt kommt und gleichzeitig aber zwei, drei Pferde impft von unterschiedlichen Pferdehaltern.
[SPEAKER 1]Ist ja eigentlich der Standard würde ich sagen.
[SPEAKER 3]Macht auch Sinn eigentlich das so zu tun. Und dann würde man sich, wäre es eigentlich logisch, auch die Hausbesuchsgebühr teilen.Und das geht nicht.Und das ist glaube ich so das Hauptthema, wo man sich gerade aufhängt und drüber streitet.Zumindest auf Pferdehalter Seite.Weil ich zahle einmal diese hohen Kosten und das ist wenig verständlich.Auch wenn in dem gleichen Zeitraum mehrere Tiere behandelt werden.Und das ist glaube ich so der Hauptknackpunkt zumindest unter den Pferdehaltern. weswegen man das sehr kritisch beäugt, das Thema.Also, dass man durchaus Kosten decken muss, auch für Terminorganisationen und gerade, wenn welche wegfallen.Ich glaube, dafür ist schon Verständnis da.Aber dieses Nicht-Splitten-Können, diese absolute Verpflichtung des Tierärztes, die auf Teufel kommen raus, Fahnen schlagen zu müssen.Ich glaube, das ist so das, woran sich gerade die Gemüter erhitzen zu dem Thema.
[SPEAKER 1]Wie war es denn vorher?
[SPEAKER 2]Ja, vorher.
[SPEAKER 4]wurde ja nur das Wegegeld berechnet.Und das Wegegeld, das kann man splitten.Das kann man heute auch splitten in der aktuellen GOT.Und die Hausbesuchsgebühr, die hat die alte GOT gar nicht vorgesehen.Und wie der THS das letztendlich dann untergebracht hat in den Rechnungen, ob er dann für bestimmte Leistungen statt dem einfachen Gebührensatz, den 1,2-fachen Gebührensatz genommen hat.Das steht jetzt letztendlich jedem Tierarzt frei, inwieweit er da seine Preise kalkuliert und kostendeckend arbeitet.Aber es ist halt so, diese Hausbesuchsgebühr ist jetzt in der neuen GoT verankert und da kommt man zur Zeit auch nicht dran vorbei.Also es ging ja auch durch die Pferdefachpresse und wurde viel diskutiert, auch von vielen Pferderechtsanwälten, die dann Stellung genommen haben.Aber letztendlich an der Tatsache, dass die Gebühr erhoben werden muss, hat das bisher nichts geändert. Mag sein, dass es in der Zukunft überarbeitet wird, aber solange wie das mit der neuen GoT gedauert hat, kann man sich auch vorstellen, dass eine Überarbeitung in weiter Ferne ist.
[SPEAKER 3]vielleicht noch dazu, was auch aus der Praxis ein Stück weit immer mal wieder Streitthema oder zur Diskussion auf jeden Fall führt, warum es halt nur für private Pferdehalter zutrifft, diese Position.Für gewerbliche oder ist es ja letztlich nicht anzusetzen.
[SPEAKER 4]Genau, das ist es für die Hausbesuchsgebühr darf nicht erhoben werden für landwirtschaftlich genutzte Pferde. Und das ist sehr eng gefasst, diese Definition.Da fallen zum Beispiel Stutenhaltung zur Milchgewinnung oder Pferdehaltung zur Fleischgewinnung.Das ist ein sehr enger Bereich, der da infrage kommt, wo diese Hausbesuchsgebühr nicht anfällt.
[SPEAKER 1]Das sind ja ehrlicherweise Milchgewinnung und Fleischerzeugung bei Pferden.Da reden wir ja über, wahrscheinlich können wir die an zwei Händen abzählen.Die Betriebe in Deutschland, die das so machen.Diese Hausbesuchsgebühr hat ja auch durchaus eine Brisanz, weil die Tierätze auch untereinander gegeneinander vorgegangen sind.Und ich will nicht sagen Denunziantentum, aber zumindest in die Richtung, dass man sagt, hey, der eine hat sich abgerechnet. Ich aber schon.Ist das so eine Abwärtsspirale, in der sich auch die Tierärzte da gerade befinden?Weil manche handhaben das vielleicht ein bisschen lockerer und sagen, komm, das splitten wir, das machen wir alles easy.Die anderen sagen, Verordnung ist Verordnung.Das ist ja auch spannend zu sehen, wie diese Dynamik sich entwickelt.
[SPEAKER 4]Ja, das ist eigentlich ein uraltes Thema.Also wir hatten ja auch in der alten GOT den einfachen Gebührensatz, der nicht unterschritten werden durfte.Aber da gab es auch in der Vergangenheit immer wieder Kollegen, die sich daran nicht gehalten haben und die auch unterhalb des einfachen Gebührensatzes abgerechnet haben.Warum auch immer.Also aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das ein Eigentor. Der Wettbewerb soll nicht über den Preis laufen, sondern über die Leistung.Aber manche Kollegen sind da unbelehrbar. halten sich halt nicht an die Vorgaben und das ist natürlich auch dann ein Dorn im Auge der Kollegen, die sich rechtskonform verhalten und ja heute hat man nicht mehr das Problem, dass man Angst hat, dass Kunden abgeworben werden, weil ich glaube mittlerweile haben alle Tierärzte genug Arbeit und genug Patienten, weil die Problematik ist einfach eine andere, dass immer mehr Praxen nicht weitergeführt werden, aus welchen Gründen auch immer, und die Tierarztdichte, die sinkt.Und von daher ist nicht so das Problem wie vor, was weiß ich, vor 30 Jahren, dass man durch dieses Preisdumping letztendlich Angst hat, Kunden zu verlieren.Aber es ist halt so, dass die Aufgabe der Kammer, ist halt die Einhaltung der Gebührenordnung zu überwachen.Und wenn jemand ganz extrem dagegen verstößt, dann kommt es auch dazu, dass Kollegen sich bei der Kammer beschweren und dann berufsgerichtsverfahren eingeleitet werden.
[SPEAKER 3]Ihr habt noch eine ganz witzige Story aus der Praxis dazu.Also mir ist aus einem Stall bekannt, wo eine Reiterin, die im höheren Sport unterwegs ist, die einen LKW hat.Die haben dann tatsächlich aus der Gemeinschaft heraus sich zusammen getan, haben alle Pferde auf den LKW geladen und fahren zum Tierarzt in die Praxis, um halt die Besuchsgebühren zu sparen.Also solche Trends entwickeln sich dann auch.
[SPEAKER 1]Das habe ich auch festgestellt, dass es zum Beispiel zum Impfen so eine Art Impf-Drive-In gibt, dass man einfach sagt, okay, fahr eben vor.Das ist aber eigentlich auch nicht das, was man aus tierärztlicher Sicht oder aus Tierschutzsicht eigentlich möchte.
[SPEAKER 3]Aus Tierschutzsicht kann man sicherlich drüber streiten, aber es ist halt einfach nicht nachhaltig in der heutigen Zeit, dass man… Den LKW anschmeißt und dahinfährt?Eben, genau. Deswegen ein Thema, was sicherlich auch noch nicht zu Ende diskutiert ist, da bin ich mir ganz sicher.Da werden noch ein paar Storys kommen, mit Sicherheit.
[SPEAKER 1]Nun ist ja eine große Frage, wie schütze ich mich denn dagegen?Felix, du als Mensch aus der Versicherungsbranche, was sind denn die Dinge und Maßnahmen, die ich als Tierhalter ergreifen kann, um mich zumindest ein wenig vor diesen Preissteigerungen zu schützen?
[SPEAKER 3]Also grundsätzlich muss ich mich und das ist dann vielleicht eher meine private Meinung, bevor ich zum Versicherungsthema komme, ganz wichtig und das erleben wir seit Jahren, dass sich viele, bevor sie sich ein Tier anschaffen, nicht mit den Kosten auseinandersetzen, die tatsächlich anfallen. können, gerade Veterinärmedizinische Kosten mal alle anderen Kosten außen vor, die sicherlich auch nicht ganz unerheblich sind.Aber gerade mit den Tierarztkosten muss ich mich zwangsläufig auseinandersetzen.Das ist meine persönliche Meinung, bevor ich mir überhaupt ein Tier anschaffe.Und das passiert oftmals nicht und dann kommt irgendwann die böse Erwachung oder das böse Erwachen, wenn man dann irgendwann mal zum Tierarzt muss.Sprich, erste präventive Maßnahme meiner Meinung nach, sich erstmal grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzen.Da gehört auch das Thema dazu, dass ich mich mit der GOT beschäftige. Um grob mal zu wissen, was kommt überhaupt an Kosten.Wenn ich das habe und grob abschätzen kann, dann ist es auch erstmal eine individuelle Entscheidung zu sagen, na gut, mal ganz platt gesagt, was habe ich denn auf der hohen Kante, was könnte ich mir im Zweifel selber aus meinem eigenen Portemonnaie heraus leisten, wenn es wirklich mal zu einer etwas teureren Behandlung oder Operation im Zweifel kommt. Um dann zu entscheiden, wie muss ich dieses finanzielle Gap, was ich vielleicht nicht aus eigenen Mitteln heraus stemmen kann, absichern.Und da kommt dann die Versicherungsbranche ins Spiel, da kommt die Uelzen ins Spiel, bietet entsprechend individuelle Produkte.Wenn man es mal von oben nach unten top down sieht, kommen wir im Grunde mit einer Gesamtkrankenversicherung, wie man es aus dem Humanbereich kennt, wo man wirklich das Rundum-Sorglos-Paket absichern kann. Wo wirklich jede einzelne Erkrankung von einer kleinen Behandlung, von einer Spritze, einem kleinen Husten, der medikamentös behandelt werden muss bis hin zur großen OP.Also alles das verbirgt sich im Grunde im Krankenversicherungsprodukt.Da kann man dann individuell abstufen, einzelne Selbstbehaltvarianten wählen, weil man sagt okay ich muss jetzt nicht jeden kleinen Nicht jede kleine Behandlung abrechnen, bis 200-300 Euro kann ich mir selber leisten, das spiegelt sich im Preis wieder natürlich von der Versicherung.Ist aber auch vom Produkt her umfänglich und kostet dementsprechend auch ein bisschen was. Eine Ausschnittsdeckung, so heißt es dann im Versicherungsdeutsch, also eine spezielle Leistung, die wir aus dem großen Krankenversicherungsprodukt ausschneiden, werden dann, dass man ein Produkt abschließt, wo man wirklich nur, in Anführungsstrichen, nur Operationen versichert.Das ist die sogenannte OP-Versicherung.Auch hier wieder abgestuft nochmal so ein Stück weit, aber im Grunde geht es hier darum, wirklich die finanziellen Spitzen einer extrem, mittlerweile durchaus extrem teuer gewohnten OP, Wie zum Beispiel in der Kolik-OP, die unter Umständen fast gang und gäbe auch fünfstellig wird, dann abzufangen.Und da geht es wirklich darum, dieses Risiko zu versichern, weil in der Regel vielleicht keine 10.000 Euro auf dem Konto sind, mal locker eben aus dem Portemonnaie heraus so eine Kolik-OP zu bezahlen.Dafür gibt es die OP-Versicherung, die genau dafür dann einsteht, wenn es mal zu einer Not-OP oder generell zu einer geplanten OP kommt, im Grunde diese Spitzen abzufangen.Dafür bieten wir Produkte an, individuell, sicher auch nochmal auf den einzelnen Geldbeutel abgestellt, abschließbar. mit verschiedenen Varianten, aber im Grunde sind es diese OP-Versicherungen bzw.Krankenversicherungen, die hier den Pferdehalter in dem Fall vor dem finanziellen Risiko der Behandlung oder der OP abdecken.
[SPEAKER 1]Möchte eigentlich ein Tierarzt, dass das Tier versichert ist oder ist dem Tierarzt das eigentlich egal?
[SPEAKER 4]Also die Tierärzteschaft, die empfiehlt schon, die Tiere zu versichern, weil gerade im Pferdebereich letztendlich Pferdehaltung ist teuer.Das ist zum einen die Anschaffung des Pferdes, das ist das eine, aber die laufenden Kosten für Pensionsstall, für Schmied, für Sattel etc.und das sind Kosten, die sowieso anfallen.Und dann hat man halt noch Tierarztkosten, die sich dann auch splitten in Routinekosten, die jährlich anfallen.Bei den Turnierpferden die Impfung, die Entwurmung etc.Und wenn da noch was on top kommt, besondere Unfälle oder Erkrankungen, wie zum Beispiel die Kolik, ist immer das Gespenst, was den Leuten so vorschwebt.Dann kommt es dazu, dass besondere Kosten entstehen, die, wie Felix schon sagt, häufig fünfstellig werden.Und das hat man halt nicht unbedingt in der Protokasse. ist bei den Tierärzten auch die Empfehlung letztendlich, lasst eure Pferde versichern.Dann kommt man gar nicht in diesen Konflikt, kann ich mir das leisten, diese Diagnostik noch durchzuführen oder diese OP und A ist die Situation des Tierarztes dann auch einfacher.Er muss zwar aufklären, aber er muss keine Diskussionen mehr über Kosten führen.Und das erleichtert das Leben letztendlich der Tierärzte auch.
[SPEAKER 1]Wie läuft das konkret ab, wenn ich jetzt einen Notfall habe?Pferd kommt mit einer Fleischwunde von der Weide, Tierarzt muss kommen. Wenn ich gesetzlich krankenversichert bin als Mensch, dann habe ich meine Karte, die stecke ich beim Arzt rein oder wenn ich privatversichert bin, dann kriege ich eine Rechnung danach, wie läuft es bei der Tierkrankenversicherung ab.
[SPEAKER 3]Also mein persönlicher Wunsch wäre, dass wir da auch irgendwann mal hinkommen.Das würde einiges Prozessual erleichtern auch bei uns.Da sind wir noch nicht, aber heute ist es im Grunde klassisch.Der Tierarzt kommt.Ich fahre mit dem Pferd in die Klinik.An deinem Beispiel wird genäht.Versicherungsfall ist da und dann gibt es zwei Optionen. Schon immer eigentlich, entweder der Kunde zahlt die Rechnung dem Tierarzt, reicht sie nachträglich bei uns ein, wir erstatten dann eins zu eins.Oder gerade jetzt bei einer Fleischwunde von der Koppel, vielleicht nicht unbedingt, aber bei größeren OPs in den spezialisierten Kliniken rechnen wir mit der Klinik im Grunde ab, sodass der Kunde, also unser Kunde als auch der Tierarztkunde dann nicht, also auf die Kosten nicht vorstrecken muss. Dann ist die 1-1-Beziehung zwischen uns und dem Tierarzt oder der Tierarztklinik da und dann erstatten wir im Grunde.Direkt mit der Klinik dann oder rechnen direkt mit denen ab.Ich will nochmal einzeln vielleicht ganz kurz zu der Frage davor sagen, wenn ich darf.Die Tierärzte haben ja aus verschiedenen Sichtweisen meiner Meinung nach ein Interesse.Einmal auch die ökonomische Sicht natürlich, weil die Sicherheit da ist, wenn der Kunde versichert ist.In der Regel dann natürlich auch die Rechnung schneller und auch vollständig bezahlt wird, das ist sicherlich die eine Sicht.Das was wir schon aber auch erleben, ist auch so ein ethisches Dilemma, weil der Kunde, bleiben wir mal bei Kolik, oftmals dann vor hohen Kosten steht und nicht weiß, wie er sie bezahlen soll.Und dann ist dieses Dilemma, naja einschläfern, nicht einschläfern, man kann es operieren, der Tierarzt müsste es normalerweise auch operieren, der Kunde kann es aber nicht bezahlen. Das erleben wir oftmals, sowohl von Kunden als auch von Tierärzteseite, dass das auch ein großes Problem ist.Und da dem Tierarzt einfach Sicherheit gegeben wird, er wird einfach nicht vor diese Entscheidung gestellt.Er kann operieren, Punkt.Und das andere ist halt echt schwierig.
[SPEAKER 2]Genau.
[SPEAKER 4]Das ist auch der Tierschutzaspekt letztendlich. in der Versicherung steckt.Also ein Tierarzt darf hier eigentlich, oder nicht eigentlich, ein Tierarzt darf nur zur Euthanasie, also zum Einschläfern, raten oder kommen, wenn es einen vernünftigen Grund gibt.Und da stellt sich einfach die ethische Frage, ist mangelndes Kapital ein vernünftiger Grund?
[SPEAKER 1]Das ist, glaube ich, eine sehr große Frage.Vor einigen Wochen war hier im Podcast Petra Thegen zu Gast.Das ist eine Tierschützerin aus Schleswig-Holstein.Und die berichtete, dass sie hat so pro Jahr fast 200 Pferde, die sie in ihrer Pferdeklappe aufnimmt.Und die berichtet, dass die Anzahl der Pferde, die mit einem Tiermedizinischen Befund kommt viel höher ist als früher, weil die Leute jetzt am Tierarzt sparen und sagen, in Anführungsstrichen kann ich das nicht selber regeln.
[SPEAKER 3]Das sehen wir auch oder hören wir auch, sehen tun wir es ja nicht. Heute ist es schon so, dass er vorher mit einer Kolik, wenn wir bei dem Beispiel bleiben, in die Klinik fährt, erstmal wirklich versucht, konservativ, vielleicht sogar noch mit Eigenmitteln, versucht das irgendwie wieder hinzubekommen, bevor er dann irgendwann den Schritt in die Klinik begeht, wobei er weiß, dass das halt teuer wird.Und das ist durch die GOT Novelle natürlich extrem verstärkt worden.
[SPEAKER 2]Definitiv.
[SPEAKER 1]Wir gucken ja jetzt hier auch bei uns im Podcast, weil das sind natürlich auch da, wo wir als Wehouse verwurzelt sind, in der Breite, viele einzelne Pferdehalter, ob sie Freizeitreiter sind oder sportlich orientiert.Wie trifft das Ganze eigentlich die größeren Betriebe?Wir haben ja eben darüber gesprochen, wenn ich jetzt Milch erzeuge und Fleisch erzeuge, Da habe ich vielleicht ein bisschen einen anderen Startpunkt, das machen Gott sei Dank relativ wenige.Die großen Betriebe trifft das aber auch genauso, also große Hengsthalter, wir sind hier in Niedersachsen im Hannoveraner Zuchtgebiet, hier gibt es große Hengsthalter, die trifft das genauso.
[SPEAKER 3]Am Ende des Tages gibt es da wenig Unterschiede zwischen privat und gewerblich an der Stelle, weil der Tierarzt auch da keinen Unterschied gibt.Klar gibt es Nuancen, darüber haben wir gerade gesprochen, auch bei der Hausbesuchsgebühr, aber im Wesentlichen trifft es die genauso und in der Regel härter, einfach aufgrund der Anzahl der Pferde, die sie ja beherbergen. Auch da werden wir sicherlich in den nächsten Jahren, so ist es auch prognostiziert, Effekte sehen, die sich in den Bedeckungszahlen der Stuten irgendwann niederschlagen.Nicht weil das an sich teurer geworden ist, aber weil einfach viel weniger Leute wahrscheinlich auch ein Pferd haben werden oder weniger haben werden in den nächsten Jahren.Entwicklung, die da stattfindet, die sehr sehr eng begleitet werden muss und erstmal zumindest nichts Gutes vorhersagt.
[SPEAKER 1]Jetzt, wenn man darauf schaut, was bedeutet das auch für die Zukunft?Kalle, du hast eben einmal am Rande bemerkt, das wird auch nicht mehr zurückgedreht, die GOT, so wie sie jetzt ist, weil es einfach auch ein Verfahren ist, was über ein Bundesministerium läuft.Selbst wenn es zurückgedreht werden würde, wäre es ein sehr, sehr langer, auch bürokratischer Weg.Ist in der Zukunft noch eine weitere Preissteigerung zu erwarten oder ist es erst mal das Ende der Fahnenstange?
[SPEAKER 4]Also von Seiten der GOT-Struktur ist keine Preissteigerung zu erwarten.Nur wir gehen im Moment davon aus, dass der Tierarzt den 1,2 bis 1,4-fachen Gebührensatz nimmt.Manche liegen auch beim einfachen Gebührensatz.
[SPEAKER 1]Der Standard sozusagen.
[SPEAKER 4]Genau, das was man nehmen muss. Über die Jahre, über die Zukunft hin, haben wir natürlich auch Preissteigerungen im Bereich Mieten, im Bereich Löhne und das schlägt sich auf Dauer dann natürlich auch auf die Betriebswirtschaftlichen Kalkulation der Tierärzte nieder, sodass jemand, der heute den einfachen Gebührensatz nimmt, in drei Jahren den 1,2-fachen Gebührensatz nehmen muss, um betriebswirtschaftlich über die Runden zu kommen.Also von daher ist auch in der Zukunft mit Preissteigerungen zu rechnen.
[SPEAKER 3]Auf Seiten der Kunden.
[SPEAKER 4]Auf Seiten der Kunden, genau. Zusätzlich kommt es ja auch dazu, die Gebührenordnung für Tierärzte deckt letztendlich ja nur die tierärztlichen Leistungen ab.Dazu kommen natürlich dann die Arzneimittel, die eingesetzt werden und die Materialien, Verbandsmaterial etc.und die Pharmafirmen, die erhöhen halt regelmäßig ihre Preise und das muss auch an die Kunden letztendlich weitergegeben werden, sodass es von der Seite her auch dann zu Preissteigerungen über die Jahre kommen wird.
[SPEAKER 1]Glaubst du, dass sich da noch was tut Felix oder ist das erstmal in Stein gemeißelt, wie es gerade ist?
[SPEAKER 3]Also so wie Kalle sagt, ich glaube die GoT in den Strukturen steht jetzt erstmal.Da wird es vielleicht kleine Anpassungen geben, aber das wird lange dauern bis sich da was tut.Aber klar, es ist dieses inflationäre Thema, was halt den Kunden trifft über die nächsten Jahre und das war auch vorher schon so, muss man auch immer fairerweise sagen.Wir hatten jedes Jahr eigentlich schon immer so einen Anstieg in den Kosten verzeichnet.Der macht jetzt natürlich durch die GoT Novelle einen extremen Sprung. Aber dieses Rauschen, Grundrauschen im Anstieg der Kosten, das wird auch die nächsten Jahre weitergehen.
[SPEAKER 4]Also das Gute an der neuen GOT ist ja einfach, dass die Struktur geändert wurde.Also dass jetzt alle Leistungen, die verrichtet werden, auch sich in der GOT wiederfinden und auch bewertet werden. Also der TIAZ hatte auch in der alten GOT die Möglichkeit, vom ein- bis dreifachen Gebührensatz fließend zu berechnen.Der einfache Gebührensatz wurde jetzt angehoben.Nach der alten Gebührenordnung hätte das vielleicht dem zweifachen Gebührensatz entsprochen. Durch diese Anhebung letztendlich hat man den Tierarzt die Entscheidung abgenommen, letztendlich seinen Gebührensatz zu überarbeiten und neu zu berechnen.Also rein betriebswirtschaftlich war das auch absolut erforderlich.
[SPEAKER 1]Das ist ja immer so dieser Dualismus, also wenn man mit den Pferdelzern spricht, die sagen, das ist alles viel zu teuer.Die Tierärzte sagen, wir müssen aber auch unsere Kosten zahlen.Ich glaube, diese beiden Dinge sind auch extrem schwierig unter einen Hut zu bringen, weil einfach so gegenläufige Interessen da sind.Ein weiteres Thema ist der Notfall.Was genau ist beim Notfall zu beachten?
[SPEAKER 4]Also die Gebührenordnung wurde im Februar 2020 in der Form angepasst, dass die Notdienstregelung auf neue Füße gestellt wurde.Und in dem Rahmen wurde eine Notdienstgebühr eingerichtet. Das heißt, wenn jemand im Notdienst den Tierarzt konsultiert, dann werden 50 Euro pauschal fällig, also netto.Da kommt dann die Mehrwertsteuer noch drauf.Und der Tierarzt kann im Notdienst bis zum vierfachen Gebührensatz liquidieren.Er muss den zweifachen Gebührensatz nehmen.
[SPEAKER 1]Bis zum vierfachen Liquidieren heißt berechnen.Berechnen, genau.Also sogar noch höher als die normale Spanne.
[SPEAKER 4]Korrekt.Also im normalen Praxisbetrieb ist der einfache Gebührensatz verpflichtend, im Notdienst ist der zweifache Gebührensatz verpflichtend.Also das heißt, im Notdienst kommen deutlich höhere Kosten auf den Kunden zu als im normalen Tierarztbetrieb.Das hat natürlich auch einen Effekt letztendlich auf die betriebswirtschaftliche Seite.Es gab immer weniger Kliniken, die noch Notdienst machen wollten, rund um die Uhr, dieses 24-7.Wenig Leute auch gekriegt, glaube ich, die das machen wollten.Korrekt.Es war niemand da, der den Notdienst leisten wollte, auch von den Helferinnen und, und, und.Und jetzt durch diese höhere Entlohnung wird das auch entsprechend honoriert, dass am Wochenende und nachts der Tierarzt bereit steht.Und dieser Preis ist auch ein gewisser Filter, das muss man auch so sehen. Wenn jemand anruft, der Hund der hat seit drei Tagen Durchfall und jetzt am Samstagabend, da ist es aber so, dass er gerne noch den Tierarzt konsultieren möchte, dann muss er das auch entsprechend bezahlen letztendlich.
[SPEAKER 1]Es gibt den Anreiz auch nur die Dinge zum Notfall werden zu lassen, die auch Notfälle sind.
[SPEAKER 2]Richtig.
[SPEAKER 1]Und Notfälle sind auch versicherungstechnisch abgebildet.
[SPEAKER 3]So sieht es aus.Also in den neuen Produkten auf jeden Fall.Im Kleintierbereich, im Pferdebereich sind wir gerade an der Produktüberarbeitung.Da wird es definitiv noch Bestandteil sein.In den älteren Produkten nicht.Und vielleicht, Kalle, musst du nochmal sagen, ab wann der Notfall denn zeitlich terminiert ist.Ich glaube, das hattest du noch nicht gesagt.
[SPEAKER 2]Das ist korrekt.
[SPEAKER 4]Notdienstgebühren fallen nur an in der Zeit von 18 Uhr bis morgens um 8 Uhr, beziehungsweise an den Wochenenden bis Montagmorgen um 8 Uhr. Aber die Notdienstgebühr fällt zum Beispiel nicht an, wenn der Tierarzt an einem Samstag eine normale Sprechstunde anbietet oder manche bieten auch am Sonntagmorgen noch eine reguläre Sprechstunde an.Für diese Zeiten darf dann keine Notdienstgebühr und kein höherer Gebührensatz berechnet werden.Also wie gesagt, das gilt nur für die Zeiten außerhalb der regulären Sprechzeiten.
[SPEAKER 1]Also ein herausforderndes Thema, glaube ich, für viele Pferdebesitzer.Wir können ja eigentlich sagen, für alle Tierbesitzer.Es geht ja, ob ich eine Katze, einen Hund oder ein Pferd habe, es betrifft ja jeden.Und die gute Nachricht ist, man kann sich absichern dagegen. Bei euch oder bei anderen Tierversicherern.Und wir werden das auch ganz genau beobachten.Vor einigen Wochen habe ich noch einen Vertreter der FN getroffen, der war sehr zuversichtlich, dass man das noch anfassen könnte, das Thema.Da habt ihr heute gesagt, na, das wird ein bisschen schwierig.Ich teile da eure Ansicht. Aber wie gesagt ein wichtiges Thema und ich hoffe ihr konntet auch viel mitnehmen aus diesem Podcast und Dankeschön an Dr. Felix Galeb und an Dr. Karl-Heinz Salzbrunnen. Dieser Podcast wurde vorbereitet von Juliane Trenkler, produziert von Mara Landwehr.Mein Name ist Christian Kröber.Wenn ihr auch mal Tipps und Hinweise zu Themen abgeben wollt, die ihr gerne mal sehen möchtet bei uns, dann könnt ihr das tun unter podcast.wehorse.com.Wir freuen uns über jeden Vorschlag.Und wie gesagt, wir wollen mehr thematische Podcasts haben.Das heißt, ihr werdet auch in der Zukunft neben der GOT oder ECVM, was wir hatten vor einigen Wochen, auch weiterhin diese thematischen Deep Dives bei uns haben. Ich hoffe, diese Folge hat euch gefallen und wir hören uns wieder bei der nächsten Folge unseres wehorse-Podcasts.