Corona-Spezial: Georg Fink, Experte für Pferdebetriebe
Es sind bewegte Zeiten: Die Corona-Pandemie ist bei uns angekommen. Wir alle haben es in der Hand, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und bald zur Normalität zurückzukehren. Wir haben für dich mit Georg Fink, dem Experten für Pferdebetriebe und Reitanlagenbau, gesprochen. Im Telefoninterview mit Christian Kröber gibt er wichtige Hinweise für Pferdebesitzer und Reitstallbetreiber, mit denen wir die Ausbreitung des Erregers im Stall, bei unseren Pferden, eindämmen können.
Podcast Transkript
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[SPEAKER 2]Es sind wahrlich bewegte Zeiten, die wir derzeit durchlaufen. Die Corona-Pandemie ist mitten in Europa angekommen und auch spätestens dem letzten sollte jetzt klar geworden sein, dass dies nicht einfach über Nacht vorüberziehen wird. Die Gesellschaft, Kunst und Kultur, die Wirtschaft, aber auch der Sport sind fundamental betroffen und viele Menschen treibt derzeit die Frage um, welche Auswirkungen hat dies auf mein tägliches Leben und vor allen Dingen, was bedeutet das für mich und mein Pferd. Wir versuchen dir in den nächsten Tagen Einschätzungen und Hilfestellungen von renommierten Experten einzusammeln, um dir Antworten auf die drängendsten Fragen zu geben und die Krise zu meistern. Getreude Motto gemeinsam stark. Im Podcast habe ich nun einen Experten für Reitanlagenbau und für Pferdebetriebe, Georg Fink. Er ist seit über 45 Jahren in diesem Bereich tätig. Er ist Mitglied im Arbeitskreis Reitanlagen und Stallbau der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. sowie Richter und Parkour-Chef und er gibt nun seine Einschätzung und was nun wichtig ist in den nächsten Tagen in Sachen Corona. Hallo Georg Fink.
[SPEAKER 1]Hallo lieber Christian.
[SPEAKER 2]Georg, es sind bewegte Zeiten und die wichtigste Frage natürlich da vorweg, wie geht es dir und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf dein persönliches Leben?
[SPEAKER 1]Ja, eine sehr starke Auswirkung. Ich bin seit mehr als einer Woche in freiwilliger Zurückgezogenheit. Ich bezeichne es nicht als Quarantäne. Ich habe auch keine Ausgangssperre. Aber ich fühle die Verantwortung für meine Familie und auch für die Menschen um mich herum und mache im Moment alles, was möglich und notwendig ist, nicht an der Corona-Erkrankung zu erkranken und auszufallen.
[SPEAKER 2]Also quasi dein Beitrag als Mitglied der Gesellschaft? Zurückhaltung.
[SPEAKER 1]Ja, nicht nur was mich persönlich betrifft, auch meine Mitarbeiterinnen sind zum Teil im Homeoffice, zum Teil nur stundenweise im Büro und dann versuchen wir in getrennten Räumen zu arbeiten und kommunizieren vor allem über Mail und Telefon auch innerhalb des Büros.
[SPEAKER 2]Also du hast ein Unternehmen, was tätig ist im Bereich der Planung und Umsetzung von Reitanlagenprojekten. Es herrscht derzeit eine sehr, sehr große Unsicherheit unter Reitern, unter Stallbesitzern, Pensionären, die ihre Pferde in Ställen haben, Menschen, die auch sonst in und um die Stelle verkehren. Die Versorgungslage sicherlich auch ein Thema, was ganz grundlegend ist. Wie siehst du die aktuelle Lage in diesen Corona-Zeiten im Pferdebereich?
[SPEAKER 1]Ja, es ist eine sehr schwierige Zeit. Die Versorgungslage der Pferde, also Futter, Einstreu etc. ist noch der unproblematischste Bereich, weil hier ist die Lage gut. Die Pferde haben alle genug zu fressen, die Lieferanten haben volle Lagerräume. Also von der Seite her sehe ich aktuell keine Probleme. Wesentlich größere Probleme sind die Menschen, die sich in den Pferdebetrieben aufhalten. Hier stelle ich immer wieder, und das kann täglich erlebt werden, eine ungeheuer große Unvernunft am Menschen fest. Sie stehen in Grüppchen zusammen, sie umarmen sich, sie begrüßen sich mit Handshakes, Küsschen links, Küsschen rechts, sie sitzen am Pferd. ratschen, telefonieren, sind vielleicht auf einem halben Meter, Meter mit den Köpfen zusammen. All das sind Verhaltensweise, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich halte sie für grob fahrlässig. Das sind die größten Probleme.
[SPEAKER 2]Also sind es gar nicht Pferde-betriebsspezifische Probleme, sondern eigentlich das, was man auch jetzt gerade in den Medien sieht, in den vergangenen Tagen und Stunden, das, was man so als Corona-Party subsummiert. Menschen treffen sich, obwohl sie sich nicht treffen sollten. Genau das ist auch ein Problem in Pferdeställen derzeit.
[SPEAKER 1]Ja, ich habe sogar das Gefühl, dass dieser soziale Kontakt im Moment immer mehr Bedeutung bekommt, weil eben manche anderen sozialen Kontaktmöglichkeiten wie Pubs, wie Clubs geschlossen sind, zumindest in Bayern auch sehr konsequent überwacht werden. Ja, dann geht man halt in den Stall und dann ratscht man dort, trinkt dort einen Kaffee, raucht ein Zigarettchen und tauscht sich einfach aus. Ich verstehe das, aber ich halte es nicht für zweckdienlich und vor allem Corona wird von allen heute noch stark unterschätzt.
[SPEAKER 2]Nun ist der Stall, wie du gerade gesagt hast, auch eine Begegnungsstätte. Leute quatschen, Leute trinken Kaffee und Bierchen mal nach dem Reiten. Was kann ich denn als Stallbesitzer konkret tun, um das zurückzufahren? Schließe ich meinen Stall? Stelle ich auf einen Notfallplan um? Was wäre die Idee?
[SPEAKER 1]Ja, hier hat die FN sehr gute Vorgaben gemacht, die auch alle ein, zwei Tage aktualisiert werden. Ich habe gerade vor mir die Aktualisierung von gestern, 20.30 Uhr, und da steht einfach ganz klar, die FN rät den Betrieben und Vereinen, Notversorgungspläne aufzustellen. Das heißt, die Versorgung der Pferde muss sichergestellt sein und die zur Bewegung der Pferde notwendigen Personen auf absolutes Minimum müssen reduziert werden. Das heißt, ich fahre nicht in den Stall, um Freunde zu treffen, sondern ich fahre in den Stall, um mein Pferd zu bewegen und zu versorgen und den Menschen sollte und muss ich aus dem Weg gehen. Punkt. Mehr ist eigentlich dazu nicht zu sagen und wenn das konsequent durchgehalten wird, dann unterbrechen wir die Infektionskette von Corona. Und natürlich muss ich als Betrieb auch die ganzen hygienischen Möglichkeiten bieten. Das heißt, ich brauche Toiletten mit sauberen Waschbecken, mit Seife, mit Desinfektionsmittel, mit Einweg-Handtüchern etc. Und ansonsten kann ich nur sagen, die Menschen müssen vernünftiger werden und müssen lernen, dass Corona keine Modeerscheinung ist, sondern eine lebensbedrohende Epidemie.
[SPEAKER 2]Du hast die Hygienemaßnahmen gerade angesprochen, die ja eigentlich ein jeder auch einhalten kann. Händewaschen ist das, was man sicherlich seit einigen Wochen schon hört. Ist es denn als Reitanlagenbesitzer oder Besitzerin geboten, jetzt sich Desinfektionsmittel zu organisieren?
[SPEAKER 1]Es ist nicht vorgeschrieben, aber die Vernunft gebietet es einem, auch hier als Betrieb eine Vorbildfunktion zu haben. Und ich kann jedem nur empfehlen, mindestens ausreichend Seife und Papierhandtücher, besser noch, und damit kann sich die Qualität eines Betriebes nach oben abheben, auch Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen.
[SPEAKER 2]Man sagt ja, dass das Coronavirus jetzt an der frischen Luft sich nicht so schnell überträgt wie in geschlossenen Räumen. Nun sind Reitanlagen, Stallgassen etc. pp. unterschiedlich beschaffen. Gibt es da einen Unterschied bei Reitanlagen, vielleicht wo ältere Reitanlagen einen Nachteil haben und dort das Übertragungsrisiko größer ist?
[SPEAKER 1]Natürlich, ältere Reitern verfügen in der Regel nicht über die modernen, großzügigen Putz- und Pflegebereiche für die Pferde. Da wird oft noch auf der Stallgasse geputzt oder sogar in Boxen. Man kann eigentlich nur sagen, je mehr Platz zwischen den Menschen und den Putzplätzen der Pferde ist, desto besser ist es für eine Unterbrechung der Infektionskette. Das heißt, mindestens zwei Meter, besser mehrere Meter müssen immer zwischen den Menschen sein. Was auch dazu gehört, dass man als Pferdebesitzer, als Reiter, als Reitbeteiligung oder als Besucher keine fremden Pferde anfasst. Weil auch über die Tierkörperoberfläche, ob das jetzt Pferdehaare sind oder Hundehaare, können Coronaviren übertragen werden. Einfach die Hände bei sich belassen. Keine fremden Pferde, keine fremden Sattelsachen anrühren, Abstand halten. Das ist das Mindeste, was man im Moment einhalten muss. Was natürlich dazu kommt, wenn wir nicht vernünftiger werden, dann wird es Quarantäne und Ausgangssperren geben. Das heißt, dann muss der Betrieb auch die Bewegung der Pferde übernehmen und einen entsprechenden Notfallplan vielleicht heute schon vorbereiten.
[SPEAKER 2]Also das ist etwas, was glaube ich bisher noch kaum transportiert wurde. Keine fremden Pferde anpassen. Das ist glaube ich etwas ganz ganz wichtiges, was herausgestellt werden muss, weil darüber ist ja relativ lapidar eigentlich, aber viele denken darüber gar nicht nach, dass auch über die Pferdehaare, also das Fell, dann der Virus übertragen werden kann.
[SPEAKER 1]Das ist richtig. Genauso wie über Türklinken, wie über Anbindebalken, wo mehrere Pferde stehen. Der eine lehnt sich an, hat seine Hände auf dem Balken, dann stellt er sein Pferd weg. Der andere kommt nach ein paar Minuten, macht das gleiche, zack und schon ist das Coronavirus auf dem nächsten Empfänger gelandet. Und das ist etwas, was die Leute nicht verstehen. Man kann sich das vorstellen wie kleine Tiere und lauern bloß darauf, dass sie neue Opfer finden. Man sieht sie nicht, man spürt sie nicht, oft wird man auch nicht krank, ist aber ein stiller Überträger. Und alles, was wir nicht sehen und schaffen, wird von uns leider nicht wirklich ernst genommen.
[SPEAKER 2]Was rätst du Betrieben, wie man mit dieser Situation konkret umgeht im Ablauf? Also ich stelle mir das gerade vor, es gibt eine Waschbox, es gibt einen Platz, wo ich putzen kann und satteln kann. Wie kann das vonstatten gehen? Macht man dann Ablaufpläne, wo man sagt, Einsteller A kommt zwischen 9 und 10, Einsteller B zwischen 10 und 11? Wie kann das im täglichen Doing passieren?
[SPEAKER 1]Die FN schreibt ganz klar vor, der Betriebsleiter oder verantwortliche Vereinsvertreter erstellen einen Anwesenheitsplan für die notwendigen Personen, die für die Versorgung und Bewegung der Pferde Zutritt zum Stall und der Reitanlage benötigen. Es werden Anwesenheitszeiten vorgegeben, um die Anzahl der Menschen, die sich zeitgleich im Stall und auf der Anlage befinden, zu minimieren. Das ist ganz klar vorgegeben, nur da setzt sich keiner dran. Auch die Betriebsleiter muss sich hier in die Verantwortung nehmen. Deren Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Corona-Epidemie irgendwann abflacht und vielleicht so bald wie möglich zum Stehen kommt. Und wenn wir da nicht alle aufpassen, Betriebsleiter, Tierärzte, Schmiede, Mitarbeiter, Pferde- und Reitbeteiligungen, dann werden wir dieses Jahr keine Turniere, keine Veranstaltungen und keine Wanderritte haben. Es liegt an uns, hier aufzupassen.
[SPEAKER 2]Was denkst du, warum kommt das so spät an? Also das Thema Corona, wenn man es jetzt mal chronologisch verfolgt, ich glaube Anfang Januar waren die ersten Infektionen öffentlich in China, es dauerte natürlich bis es in Europa ankam. Warum dauert dieses Thema so unglaublich lange, auch jetzt obwohl so großer Druck herrscht, tatsächlich auch umgesetzt zu werden?
[SPEAKER 1]Ich kann es nicht genau sagen, ich bin kein Psychologe. Aber Zug war, wie du ganz richtig sagst, sehr weit weg. China ist weit, weit weg. Wir fliegen 15 Stunden dorthin. Die Viren wahrscheinlich noch viel länger, wenn sie durch die Luft und nicht über die Flugzeuge getransportiert werden. Italien sagt man, ja, das ist jenseits der Alpen. Aber Corona ist bei uns vor der Haustür. Ich habe die ersten Bekannten in meinem Umfeld, die sind Corona positiv getestet. Und einer davon liegt im Koma. Corona ist da, das ist nicht vor der Haustür, es ist in den Häusern, es ist in den Reitanlagen, es ist in den Familien und es ist always and everywhere. Und wer das nicht kapiert, der hat den Schuss nicht gehört. Der ist verantwortungslos und trägt seine Schuld mit dazu bei, wenn unser Sport dieses Jahr nicht ausgeübt werden, wenn unsere Pferde in den Anlagen eingesperrt werden und damit auch unter Tierschutzbedingungen oftmals leben müssen. Wir haben die Verantwortung.
[SPEAKER 2]Wie groß schätzt du die Auswirkungen, die alleine durch das, was bisher passiert ist, auf den Reitsport ein? Also man sieht ja Turnierabsage nach Turnierabsage von ganz klein bis ganz groß. Viele Veranstaltungen, die abgesagt werden. Wie schätzt du da die aktuelle Lage ein?
[SPEAKER 1]Also im Moment sind auch nach Minister Jelm las alle Veranstaltungen abgesagt. Vereinsanlagen, gewerbliche Sportanlagen, dazu gehören auch landwirtschaftliche Pferdebetriebe, dürfen eigentlich nicht mehr betreten werden. Es geht Versammlungsverbot, die Leute dürfen die Aufenthaltsräume im Innen- und Außenbereich, also auch die Sitzgruppe in der Sonne, nicht mehr benutzen, was völlig ignoriert wird, als wenn diese Anordnung überhaupt nicht existieren würde. Wir haben die ersten Reitschulen oder alle Reitschulen sind zu. Die meisten halten sich dran. Und in meinem Kundenkreis zum Beispiel eine Reitschule, die haben pro Tag mehrere hundert Kinder. Dort arbeiten bis zu 30 Reitlehrer auf zehn Plätzen parallel. Die Schule steht still. Da ist gespenstische Ruhe. Dass das natürlich innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen oder bei gesunden Betrieben, vielleicht bei zwei Monaten, irgendwann zum wirtschaftlichen Kollaps führt, das ist vorhersehbar. Und davor habe ich richtig Angst.
[SPEAKER 2]Glaubst du, dass wir eine Welle vielleicht auch an Reitschulen sehen, die deswegen schließen müssen? Es gibt ja ein großes Maßnahmenpaket vom Wirtschaftsministerium mit dem Finanzminister zusammen, wo es sicherlich auch sehr viele Reitstelle geben wird, die das in Anspruch nehmen. Aber ist das ein konkretes Szenario, dass wir auch sehr viele Ställe sehen werden, wenn wir jetzt nicht wirklich handeln, die einfach auch schlichtweg schließen müssen?
[SPEAKER 1]sehe ich ganz klar auf uns zukommen und da kann ich nur sagen, daran werden wir auch zum Teil selber schuld sein, wenn wir a. nicht vernünftig vorsorgen, das heißt Rücklagen bilden, wenn wir b. die aktuelle Situation immer noch unterschätzen und die Ausbreitung der Krankheit in unserem persönlichen Umfeld nicht begrenzen und c. weil es einfach eine ganz extreme Situation ist. Und irgendwann geht auch unseren Ländern und unserem Bund das Geld aus, um alle Betriebe am Leben zu erhalten. Und da sind die Freizeitbereiche nicht weit vorne, weil sie nicht lebensnotwendig sind.
[SPEAKER 2]Und du hast gerade eine Reitschule aus deinem Klientenkreis angesprochen. Also wenn ich eine Reitschule bin und ich keine Einsteller habe und es kommen Menschen von außen, habe ich jetzt eigentlich gar keine Chance mehr, als zu schließen, weil es auch inzwischen, wie du sagst, von Ministeriumsseite auch erlassen wurde.
[SPEAKER 1]Na klar, die sind schon zu. Seit Montag dieser Woche sind uns in Bayern die Reitschulen geschlossen. Die Betriebsleiter müssen Notfallpläne aufstellen, die zur Versorgung und Bewegung der Pferde beiträgt. Die müssen genau sagen, wer auf den Betrieb kommen darf, zu welcher Tageszeit, was für Aufgaben sie haben. Und das Bewegen der Pferde muss dann auch unter der Kontrolle und Leitung des Betriebsleiters erfolgen. Das können zum Beispiel ältere Reitschüler mit entsprechender Kompetenz sein. Das können Profis sein, die sich darauf spezialisieren. und sagen, okay, ich komme in ihren Betrieb und bewege jetzt mal am Tag 10 Pferde. So, und der Betrieb, von dem ich gerade gesprochen habe, der hat weit über 100 Pferde. Jetzt kannst du dir vorstellen, welche logistische Aufgabe auf die Betriebsleiter zukommt, hier die täglich mehrstündige, freie und kontrollierte Bewegung der Pferde sicherzustellen. Tierschutzgesetz, das muss eingehalten werden. Das wird im Moment alles viel zu wenig durchdacht und viel zu wenig beherzigt. Und deswegen ist es ganz wichtig, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit kommen. Die müssen in die Medien, die müssen an die Betriebsleiter, die müssen aber auch an die Einstiegs-Pferdebesitzer kommen. Die sehen das im Moment alle viel zu locker.
[SPEAKER 2]Nun haben wir derzeit Donnerstagnachmittag, 19.03. und man weiß gerade auch nicht ganz genau, wie sich die Lage dynamisch entwickeln wird. Wie würde eine Ausgangssperre, die ja zum Teil jetzt im Freistaat Bayern, also in deiner Heimat, schon eingeführt wurde, im Kreis Wunsiedel in der Oberpfalz, wie würde das die Gesamtkalkulation verändern?
[SPEAKER 1]Die Kalkulation verändert es dahingehend, dass ich Notfallpläne aufstellen muss. Denn wenn die Menschen nicht mehr zu ihren Pferden dürfen, dann muss ich als Betrieb die Pferde bewegen. Dazu brauche ich Personal. Personal kostet Geld. Ich muss die Leute in meinem Betrieb unter Umständen sogar unterbringen. Eine ganz schwierige Geschichte. Und ich glaube, hier muss eine tagesorientierte Neubewertung stattfinden. Und die Betriebsleiter müssen mit einem Ohr bei ihren Kunden sein, bei den Bedürfnissen ihrer Pferde. Aber sie müssen auch täglich aktuell informiert werden, was an Regeln, an Vorschriften neu einzuhalten ist.
[SPEAKER 2]Und ob man dann noch zu seinem Pferd darf oder kann, ist jetzt auch noch gar nicht zu sagen.
[SPEAKER 1]Kann man nicht sagen, also aufgrund des Tierschutzgesetzes und hier ist die FN ja in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder Verbraucherschutz, was darf sein und was ist verboten und hier werden sich sicher individuelle Bundesregelungen, die dann von den Ländern entweder übernommen oder angepasst werden, ergeben. Das heißt, im Moment ist es so, dass die Betriebe noch angefahren werden dürfen, die Besitzer dürfen zu ihren Pferden, aber eben nur, um die Pferde zu bewegen und zu versorgen. Alles andere, Kaffee trinken, Mitgliederversammlung, Stalleinstellerversammlungen, das ist heute schon verboten. Und die Betriebe müssen damit kalkulieren, dass sehr, sehr harte Zeiten auf sie zukommen.
[SPEAKER 2]Um aber vielleicht zum Schluss nochmal mit einer optimistischen Note zu enden. Glaubst du, wir schaffen das?
[SPEAKER 1]Ja. Aber nur, wenn wir alle vernünftig sind. Wir haben eine unglaublich funktionierende Verwaltung. Zumindest in Bayern spüren wir, dass wir hier sehr gut aufgehoben sind.
[SPEAKER 2]Ich denke, auch andere Teile Deutschlands, auch wenn ihr Bayern sehr, sehr stolz darauf seid.
[SPEAKER 1]Ja, aber ich weiß nicht, ob ihr zumindest bereits die 30.000 Euro Angebote habt. Also bei uns ist es so, dass ein kleiner und mittlerer Betrieb, und dazu zählen die meisten Pferdebetriebe, heute bereits bei unserem Freistaat den Antrag stellen können mit bis zu 30.000 Euro verlorenem Zuschuss. Der muss nicht als Kredit zurückgezahlt werden, sondern dieser Zuschuss bleibt beim Betrieb und dient dazu, Krisenzeiten, wie wir sie jetzt erleben, überstehen zu können. Wir müssen aber eng mit unserer Verwaltung, mit unseren Politikern zusammenarbeiten. Wir dürfen nicht darauf warten, dass jetzt irgendetwas auf uns zukommt, sondern wir müssen im Dialog bleiben. Das ist ganz wichtig. Und unsere Verbandsvertreter sind hier gefordert wie vielleicht noch nie. Sie müssen den Dialog zwischen den Pferdebetrieben, der Verwaltung und der Politik am Laufen halten. Die Nöte und die Bedürfnisse der Pferdebetriebe transportieren. Nur was die Verwaltung weiß, kann sie in ihren Regeln und in ihren Überlegungen mit einbeziehen. Und das ist im Moment ganz, ganz wichtig. Die Vernunft, der Dialog, aber auch der gesunde Menschenverstand, wirklich die Verantwortung zu spüren und zu übernehmen, die auf unserer aller Schultern lastet. Aber ich glaube, wir schaffen das.
[SPEAKER 2]Und ich glaube, danach kann fast gar nichts mehr kommen. Und wir sind auf jeden Fall schlauer als vorher. Und jeder weiß auch jetzt, was zu tun ist. Die, die es noch nicht getan haben, ist es, glaube ich, jetzt allerhöchste Eisenbahn mit einzugreifen und dass wir gemeinsam die Pandemie auch eindämmen.
[SPEAKER 1]Also ich sehe es genauso. Ich glaube, wir haben jetzt aber auch die Chance, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wir können vieles korrigieren. Und es ist die Chance, aus der Situation stärker und besser herauszukommen im Sinne auch unseres Sportes, im Sinne des Tierschutzes, im Sinne der Verantwortung, die wir für die Pferde und für unsere Mitmenschen haben. Also ich sehe auch eine große Chance drin.
[SPEAKER 2]Und damit danke ich dir für deine Einschätzung. Vielen Dank, Georg Fink.
[SPEAKER 1]Mein lieber Christian, wünsche dir auch alles. Bleib gesund. Danke. Das war’s.