#114 Social-Media-Star Anja Mertens: Von Zucht bis Filmset
Als ihr Job gekündigt wurde entschied sich Anja Mertens ihr Hobby zum Beruf zu machen. Seitdem teilt sie nahezu täglich ihre Arbeit mit Pferden über verschiedene Social-Media-Kanäle. Erfahre in dieser Folge des wehorse-Podcasts mehr über Anjas Zucht und wie sie mit ihren Pferden zum Film kam.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Es ist Folge 114. Mein Name ist wie immer Christian Kröber und heute haben wir auf vielfachen Wunsch die Influencerin, Filmreiterin, Züchterin, das hippologische Multitalent Anja Mertens bei uns zu Gast. Vielen insbesondere auf Social Media als Anja Solido bekannt, wo sie ihr Leben unter anderem mit ihrem Welsch B. Solido teilt. Bevor es reingeht ins Gespräch steht noch Großes bei uns an, denn in Kürze, in wenigen Tagen werden wir eine komplett neue Sektion auf unserer Plattform aufmachen für alle Island Pferde Fans. Mit der mehrfachen deutschen Meisterin Lisa Draht kommt ein neuer Kurs bei uns auf die Plattform. Der Bereich für Islandpferdereiter wird geöffnet und in den nächsten Wochen kommen dann noch weitere Kurse mit Lisa. Sie ist wie gesagt mehrfache deutsche Meisterin und nun auch auf wehorse vieles für Islandpferdefans. Soviel dazu, jetzt geht’s los mit Anja Solido. Hallo im Podcast, Anja Mertens.
[SPEAKER 1]Hallo, danke für die Einladung.
[SPEAKER 2]Ja, schön, dass du da bist. Wir wollen über dich sprechen, über dein Leben in der Pferdewelt. Viele kennen dich von Instagram, YouTube, inzwischen ja auch TikTok, habe ich gesehen. Du bist auch auf vielen Pferdeshows unterwegs. Wie würdest du dich eigentlich selber beschreiben?
[SPEAKER 1]Ja, also ich würde mich selber beschreiben als eine vielseitige Reiterin, die ihre Pferde liebt, die ein paar Ponys hat und einfach Spaß an der Pferdewelt hat.
[SPEAKER 2]Und das inzwischen auch seit einigen Jahren bist du unterwegs in der Pferdewelt, oder?
[SPEAKER 1]Ja, also in der Pferdewelt schon lange. Also angefangen habe ich mit sieben Jahren zu reiten. Mein erstes eigenes Pferd, das habe ich auch immer noch. Das habe ich jetzt seit 2006. Ja, und online bin ich so vielleicht seit acht Jahren, glaube ich.
[SPEAKER 2]Und viele kennen dich mit deinem Welsch B-Pony Consolido. Damit hat es, glaube ich, auch online so angefangen bei dir, ne?
[SPEAKER 1]Ja, richtig. Also das ist auch mein erstes eigenes Pferd. Ich bin auch froh, dass der immer noch so fit und munter ist. Der ist jetzt in diesem Jahr 19 geworden. Und ja, mit dem fing alles an. Und über den waren vielleicht auch die Leute dann ein bisschen interessiert, uns zu folgen.
[SPEAKER 2]Und 19 Jahre bei einem Welsch B, das ist ja eigentlich gerade so Mitte des Lebens, oder?
[SPEAKER 1]Ja, also man sagt ja, dass die Ponys allgemein älter werden, wenn alles gut geht. Die müssen natürlich auch gesund bleiben. Aber ja, ich reite noch aktiv Turnier. Ich denke, da ist noch viel Luft nach oben.
[SPEAKER 2]Wie hat es bei dir damals angefangen? Dieses große Thema, dass du auf Instagram groß geworden bist, auf YouTube groß geworden bist, hat ja mit euch beiden damals so angefangen. Wie bist du in diese Online-Welt damals gekommen? Warum hast du das eigentlich gestartet?
[SPEAKER 1]Also ich habe damals in einem Forum tatsächlich gestartet, einfach Berichte zu schreiben, was wir so machen, also Solido und ich, und Fotos hochzuladen. Ich glaube, das war auch relativ von Anfang an. Also in den ersten Jahren habe ich das schon gestartet, weil mir das Spaß gemacht hat, zu berichten, was man so macht. Und wenn man auf Turniere fährt, die Ergebnisse zu teilen und eben auch hochs und tiefs, wie das eben so ist. Und ja, ich glaube 2013 bin ich dann zu Facebook rüber gewechselt. Ich war erst auch Facebook ein bisschen skeptisch gegenüber. Aber das war das erste, was ich dann so richtig gemacht habe, dass ich eine Seite für mein Pferd erstellt habe. Das war damals so, man benannte die Seite nach seinem Pferd. Die hieß dann einfach Consolido. Und ich habe dann da meine ganzen Pferdefotos hochgeladen.
[SPEAKER 2]Das war auch die Zeit, als Facebook so noch relativ groß war. Heutzutage würde man es ja so nicht mehr machen, aber dann hast du quasi einfach Berichte geteilt, so wie du es im Forum auch gemacht hast. Oder in den Foren. Wo warst du da unterwegs, in welchen Foren?
[SPEAKER 1]Also es gibt es immer noch, das ist das Reitforum, heißt es glaube ich einfach. Oder früher hieß es Reitforum, jetzt heißt es glaube ich einfach noch fährt.de. Ja, da hatte man so eine sogenannte Freakshow. Ich weiß nicht, warum das Freakshow hieß, aber da hat man sich dann so ein Tagebuch angelegt. Das hatte meistens dann auch irgendeinen geschwollenen Namen. Ich glaube, bei mir hieß das, Bronze ist nicht immer der dritte Platz, weil der Solido so ein bisschen Bronzefarben ist. Und jeder hatte dann irgendwie so einen verrückten Titel für seine Freakshow und hat da einfach seine Berichte dann reingehauen. Aber ich glaube, viele Follower hatte man da. Also man konnte in so eine Freakshow abonnieren, weil man irgendwie ab 100 Leute hatte, die das mitgelesen haben.
[SPEAKER 2]Und die hattest du dann relativ schnell und dann ging das so weiter quasi?
[SPEAKER 1]Ja, ich sag mal, ich kann gar nicht mehr sagen, wie viele das am Ende gelesen haben. Ich habe mich darüber auch ehrlich gesagt nicht so identifiziert, wie viele Leute da jetzt standen. Das waren aber vielleicht so ein paar hundert und dann waren das halt viele. Also dann war das eine der viel gelesenen Freakshows.
[SPEAKER 2]Okay, und dann ging es quasi zu Facebook rüber und von da dann zu Instagram.
[SPEAKER 1]Genau, ich glaube, das hat ein Jahr gedauert. Ich meine, ich hätte meine Consolido-Seite auf Facebook 2013 eröffnet und da habe ich dann einfach genau die gleichen Berichte geschrieben, nur da war das Wachstum an Followern deutlich schneller und größer. Einen YouTube-Kanal hatte ich übrigens auch schon von Beginn an, seit ich mein Pferd gekauft habe. Also ich glaube 2007 habe ich den YouTube-Kanal eröffnet und habe da dann immer meine Turniervideos hochgeladen, weil die natürlich auch in dem Forum dann jemand gucken wollte. Und dann habe ich immer einen Link gesetzt auf YouTube und dann konnten die sich das anschauen. Das habe ich lange vor Facebook gemacht. Und als ich dann auf Facebook gewechselt habe, konnte man natürlich diese Videos auch dann einbinden auf seine Seite. Das habe ich auch dann gemacht. Und ja, damals, ich glaube, es war ganz am Anfang, da gab es halt noch diese Plattform RAI-TV. Ich weiß nicht, ob es die noch gibt. Und die hat so ein paar Leute gefeatured. Stimmt, die gab es damals.
[SPEAKER 2]Kommt, glaube ich, auch aus dem Rheinland. Oder kam aus dem Rheinland, genau.
[SPEAKER 1]Die haben in Düsseldorf gesessen, genau. Ich weiß nicht, ob sie das noch tun, ehrlich gesagt. Die haben sich so ein paar Leute dann rausgepickt, die einigermaßen bekannt waren auf Facebook. Oder nee, da ging es, glaube ich, auch viel um den YouTube-Channel. Und da war, glaube ich, die Voraussetzung, dass man 1.000 Follower oder 1.000 Abonnenten auf YouTube hatte. Und die hatte ich. Das war damals viel. Das ist total witzig, weil mittlerweile geht das ja in die Hunderttausende an Abonnenten. Und damals waren 1.000 die Voraussetzung.
[SPEAKER 2]Ja, und unglaublich auch, wie sich das seitdem entwickelt hat, mit 1000 Followern. Jetzt stehst du ja bei YouTube 125, 130, glaube ich, so den Dreh.
[SPEAKER 1]Ja.
[SPEAKER 2]Hättest du damals schon gedacht, dass das irgendwann mal auch Teil deines, ein so großer Teil deines Lebens wird, am Ende deine Pferdewelt zu teilen?
[SPEAKER 1]Bedingt. Also ich hätte jetzt niemals gedacht, dass ich mal irgendwie auf dem Gebiet arbeiten kann, aber ich hatte von Anfang an immer Spaß daran, halt was zu teilen. Deswegen hatte ich schon das Gefühl, dass mich das auch weiterhin begleitet irgendwie. Also, dass irgendwann mal die Plattform umzieht und dann das so Instagram-lastig geworden ist, das dachte ich natürlich nicht, aber man weiß ja vorher nie, was für neue Plattformen entstehen und auch wie sich Facebook entwickelt. Also ich hätte nie gedacht, dass ich von Facebook so weggehe. Mittlerweile wird es ja nur noch automatisch geteilt bei mir auf Facebook, aber früher war Facebook mein erstes Medium, wo ich immer geschrieben habe.
[SPEAKER 2]Aber auch, dass du ja am Ende bist du ja heute, lebst du auch in gewisser Weise davon oder nicht nur gewisser Weise, sondern es ist quasi auch dein Haupterwerb. Hättest du das denn gedacht, dass sowas so eine Entwicklung nehmen kann? Das ist ja nicht nur du, es gibt andere große Accounts, Annika Hansen beispielsweise, viele andere, Lisa Röckner, mit der wir auch eng zusammenarbeiten. Hättest du gedacht, dass es so eine Entwicklung auch nehmen kann?
[SPEAKER 1]Nee, ehrlich gesagt nicht. Ich habe damals ganz normal im Büro gearbeitet. Ich habe Mediendesign studiert und bin Grafikerin gewesen, sieben Jahre lang. Das war für mich mein Job und das andere war nebenbei ein Hobby. Ein bisschen schreiben und die Pferde. Und es kam aber irgendwann dazu, ja, als es so anfing, tatsächlich auch mal für eine Werbung irgendwie Geld zu bekommen, dass mir mein Job gekündigt wurde. Und dann war ich so ein bisschen gezwungen dazu zu entscheiden, bewerbe ich mich jetzt auf was Neues und setze mich wieder ins Büro oder versuche ich tatsächlich das? Und da muss ich sagen, hat mir die Annika Hansen damals auch sehr geholfen, indem sie mich ein bisschen gepusht hat und mich dazu ermutigt hat, dann auch diesen Schritt zu gehen, weil das war für mich sehr, sehr schwierig, weil ich das gar nicht für einen Job gehalten habe. Ich habe gesagt, naja, ich kann hier mal ein paar Euro bekommen oder so, aber ich kann doch meinen Lebensunterhalt damit nicht erwirtschaften. Aber tatsächlich geht das. Und da sie ja das schon ganz lange macht, also dass sie halt selbstständig ist, in die Pferdeschiene ist sie dann auch ein bisschen später gerutscht, hat sie mich auch unter anderem dazu ermutigt, das zu machen. Ich bin halt über diesen Schritt sehr, sehr glücklich, mich selbstständig gemacht zu haben. Ich kann mir jetzt gar nichts anderes mehr vorstellen.
[SPEAKER 2]Ja und heutzutage, das finde ich auch das Interessante immer wieder, erreichst du ja deutlich mehr Menschen mit am Ende den Pferdeausbildungsthemen oder den Pferdethemen generell, die dich bewegen, als wahrscheinlich die meisten Spitzensportler.
[SPEAKER 1]Ja, wobei das ja mittlerweile so ein bisschen auch im Kommen ist, dass die Spitzensportler auch mehr Social Media machen. Vielleicht nicht alle, aber so ein paar Ausgewählte. Das war aber eine Zeit lang mal tatsächlich so, wie du sagst, dass uns, ich sag mal Hobbyleuten, mehr zugehört wurde, als dass das Interesse für die richtigen Spitzensportler da war. Fand ich auch ein bisschen schade. Und deswegen wurden wir natürlich auch von vielen so belächelt oder werden wir vielleicht auch immer noch. Weil man sich dann immer dachte, naja, was wollen die erzählen? Die können ja gar nicht so viel wie jetzt die Profis und so. Aber am Anfang war das sehr stark so. Mittlerweile kippt das so ein bisschen, dass halt auch viele das Potenzial erkennen von den Spitzensportlern. Und wenn die halt Lust haben und auch anfangen, dann haben die auch, finde ich, sehr, sehr viel Zulauf. Also das sehe ich so, ja.
[SPEAKER 2]Gibt es da denn auch mal einen Austausch? Ich meine, du bist ja relevant groß, an dir kommt man quasi gar nicht vorbei. Gibt es denn da auch dann mal, du reitest ja auch Shows, kommt dann mal ein Spitzensportler und sagt, sag mal, Anja, kannst du mir mal einen Tipp geben hier, wie mache ich das besser?
[SPEAKER 1]Gibt es sowas? Sowas gibt es bestimmt. Ich persönlich habe da jetzt keine großen Erfahrungen mit irgendjemandem. Also es ist natürlich so, dass wir mal in Berührung kommen, weil dann auch mal ein Veranstalter sagt, ich weiß nicht, ich glaube auf dem CHIO, dann durfte ich mal mit Ingrid Klimke eine Vielseitigkeitsstrecke abgehen oder sowas. Das kommt schon vor, aber dass jetzt wirklich jemand so auf mich zukommt und mich da irgendwie um Rat fragt, eher selten, würde ich sagen.
[SPEAKER 2]Nun ist es so, es gibt ja nicht nur die Instagram-Welt, am Ende steht dahinter Pferdeausbildung, Zucht ist auch für dich ein großes Thema. Beschreib mal, was so die Themen sind, die dich so am meisten bewegen.
[SPEAKER 1]Ja, also ich habe von Anfang an mit meinem Pony Turnierreiten gemacht. Wir haben quasi in der Klasse E angefangen und sind jetzt mittlerweile bei 1 Sterne M angekommen. Oder wir reiten auch 2 Sterne M, da sind wir allerdings noch nicht so erfolgreich gewesen. Die 1 Sterne M haben wir sogar mal einen Sieg mit nach Hause nehmen können. Ja, darauf bin ich auch ziemlich stolz, weil so ein 1,40 Meter Weltspähpony natürlich sicherlich nicht zu den klassischen Turnierpferden gehört, die man in diesen Klassen dann so sieht. Also ein Pfeiler ist sicherlich das Turnierreiten, wobei das bei mir auch so ein bisschen weniger geworden ist. Also früher war ich wirklich jedes Wochenende auf Turnier und das ist mir einfach zu anstrengend geworden. Deswegen reite ich jetzt nur noch ausgewählte Turniere. Und ja, ein weiterer Pfeiler ist sicherlich die Zucht, wobei ich das jetzt nicht im großen Rahmen mache. Das könnte ich auch gar nicht. Ich habe jetzt mittlerweile zwei Zuchtstuten. Das waren lange Jahre. Also sehr lange war das nur eine. Und zwar ist es die Vollschwester von meinem Weltspee Wallach. Vor fast zehn Jahren hatte ich durch einen Zufall die Möglichkeit, sie zu kaufen. Sie ist leider relativ klein. Sie hat 15 cm Stockmaß Unterschied nach unten zu meinem Wallach. Deswegen versuche ich da große Hengste draufzupacken. Aber es ist halt eine Hobbyzucht. In diesem Jahr kamen Fohlen 5 und 6 auf die Welt, also das fünfte von meiner kleinen Stute. Und ich habe halt seit letztem Jahr noch eine zweite Zuchtstute, die ist größer. Die trägt quasi die nächste Generation, denn die hat das Fohlen von dem ersten Sohn von meiner Weltspielstute bekommen. Also ist jetzt quasi die zweite Generation bei mir dran. Und ja, als dritten Pfeiler habe ich auf jeden Fall Messeauftritte und Shows. Also ich habe vor sechs Jahren, wir haben jetzt gerade Jubiläum, ein Pony-Show-Team gegründet. Also das ist eine Gruppe aus, wir waren in der Spitze 16 Ponys und haben eine Springquadrille auf Abendshows aufgeführt. Also die größten Auftritte waren, denke ich, 2019 in der Hop-Top-Show auf der Equitana. Das war so das Krasseste, was wir gemacht haben und bin ich auch immer noch sehr, sehr dankbar für. Ja und der Film natürlich. Also bei mir sind zwei Pferde, also der Solido eben und aber hauptsächlich der Brego, das ist mein Spanier Wallach, im Film tätig oder im Filmbereich. Wir sind da bei der Filmpferde.com. Das ist so eine Ja, man will es gar nicht Agentur nennen, es ist ein Netzwerk aus Pferdetrainern und Stuntleuten und Horsemaster. Und die sind bei den, ich würde sagen, bekanntesten Pferdefilmen am Start. Also Ostwind oder Bibi und Tina, Wendy, diese ganzen Filme, das macht die Filmpferde.com. Und da bin ich ganz froh, dass ich jetzt seit einigen Jahren dabei sein kann als Trainerin mit meinem Pferd. Und ich durfte jetzt auch, war es denn dieses Jahr? Ja, ich habe immer ein ganz schlechtes Zeitgefühl, seit wir Corona haben. durfte ich auch einmal selber was dubbeln als Reitdubel auf meinem eigenen Wallach. Das war auch ganz cool.
[SPEAKER 2]Über Film und die Filmpferde sprechen wir gleich noch. Vielleicht mal zu dem Thema Zucht. Du hast das jetzt ja so beiläufig erwähnt, du machst ja auch so ein bisschen Zucht. Ich glaube, das ist schon, wenn man dir auch folgt, machst du das schon sehr, sehr, fast schon professionell. Ich meine, ihr geht auf Fohlenchampionate und so, das ist ja schon mal auch wirklich etwas mit etwas höherem Anspruch. Was fasziniert dich so an dem Zuchtthema? Warum hast du darauf Bock?
[SPEAKER 1]Ja, also ich muss sagen, vor einigen Jahren habe ich mal mit dem Solido den Stall gewechselt, das war vor zehn Jahren, also 2011, und da habe ich jemanden kennengelernt, der eben einen Welsh Pony Hengst hatte, einen Welsh A Hengst, und selber auch einen Bruder, der in Wales wohnt, also im Mutterland der Welsh Ponys, und der hat eben ganz, ganz viel gezüchtet, dieser Bruder. Und ich durfte auch einmal dann mitfahren nach Wales und habe mir das angeguckt, ein Riesengestüt und dann die Hengste und die Stuten und die Fohlen und mich hat das einfach irgendwie gecatcht. Also ich habe gedacht, ich hätte auch total gerne mal irgendwie ein eigenes Fohlen. Aber eins, was ich halt selbst gezogen habe, das war die eine Sache. Und dann kam eben die andere Sache dazu, dass ich durch einen Zufall diese Vollschwester von meinem Pony, also man sagt ja immer so Herzenspferd, Seelenpferd und so. Ich benutze den Begriff nicht sehr inflationär, sondern es gibt bei mir nur diesen einen. Ja, ich eben dieses Glück hatte, die Stute kaufen zu dürfen, die eben Vater und Mutter genau gleich hatten wie er. Und da er ja kastriert ist, also ich habe das damals selbst in Auftrag gegeben, dass er kastriert wird. Ich habe ihn als Hengst angeschaut, weil ich mich damals mit 18 nicht dafür bereit gefühlt habe für ein erstes Pferd, dass es ein Hengst ist. Das heißt, er kann ja keine Nachzucht mehr bringen, auch wenn er zwei Fohlen hat von damals noch. Und die Stute eben schon. Und deswegen habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt, weil ich halt sehr gerne diese Linie, die er halt hat, erhalten möchte, weil sein Vater ist bereits 2008 gestorben. Das heißt, da ist nichts mehr mit Nachzucht. Seine Mutter hatte ich tatsächlich noch. Die konnte ich auch durch einen lustigen Zufall kaufen. Es ist alles ein bisschen verrückt, wie das passiert ist. Die hatte ich dann noch dreieinhalb Jahre. Die ist dann leider an Altersschwäche gestorben. Die war dann 25 einhalb. Und ja, dadurch weiß ich irgendwie, wo er herkommt. Mit der Schwester habe ich dann eben angefangen zu züchten, ja.
[SPEAKER 2]Also auch so dieses, am Ende ist es ja so die Fortsetzung auch und man weiß am Ende, wo sie herkommen, ist ja auch eigentlich eine schöne Geschichte.
[SPEAKER 1]Ja und man sieht halt einfach, finde ich, so viel. Also als ich seine Schwester zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ganz viel von ihm in ihr gesehen. Das ist total faszinierend. Und auch als ich die Mutter dann irgendwann da stehen hatte, die dann quasi bei mir so ihr Rentnerdasein gefristet hat, man sieht diese Parallelen und es ist, also mich fasziniert es halt, was weitergegeben wird, wie viel doch von der Mutter kommt, da vertut man sich ja. Also ich höre ja ganz oft bei meinen Fohlen, naja, und der Vater, der hat ein tolles Fohlen gemacht. Und ich sage, naja, die Stute hat jetzt fünf Fohlen. Die Fohlen sind alle super geworden. Kann ich nicht anders sagen. Die sind alle prämiert worden. Zwei von denen waren auch im deutschen Fohlenchampionat in Lienen. Die ersten beiden sind jetzt gerade gekört worden. Zumindest der zweite ist gerade gekört worden. Die Mutter gibt, glaube ich, ganz, ganz viel dazu. Natürlich habe ich auch gute Hengste ausgewählt, aber mich fasziniert es halt einfach, was daraus wird und wie unterschiedlich die alle sind. Das ist, ja, finde ich cool.
[SPEAKER 2]Wie informierst du dich darüber? Weil das ist ja auch, wie du sagst, die Anpaarung und die Stute hat ja, sagt man ja auch immer, fast den größeren Anzahl als der Hengst. Wie informierst du dich darüber? Wie gehst du an das Thema ran?
[SPEAKER 1]Mit der Hengstauswahl?
[SPEAKER 2]Genau, also es ist ja auch ganz viel Wissen da mit drin. Zucht ist ja nicht nur einfach Hengst und Schuh zusammenzupacken, sondern auch die richtige Anpaarung zu finden. Wie gehst du an das Thema ran?
[SPEAKER 1]Ja, also ich gehe natürlich auf die Hengst schauen, schaue mir die Hengste an und ja, ich kenne natürlich auch die Schwächen meiner Stute und suche dann halt Hengste aus, die vielleicht gerade in dem Bereich gut sind oder in meinen Augen gut sind. Muss aber auch dazu sagen, dass ein kleines Quäntchen Glück dazu gehört. Also ich würde nicht sagen, dass ich mich jetzt da irgendwie mit dem Klemmbrett hinsetze und irgendwie mir so eine Liste schreibe, was jetzt gut ist, was schlecht ist und so, sondern es ist schon auch ein bisschen Gefühl mit dabei. Also wenn ich auf so einer Hengstschau dann da so ein Hengst sehe. Ja, da muss irgendwie zu den ganzen Kriterien, die ich so habe, auch das Herz dann einmal Ja sagen.
[SPEAKER 2]Das Herz muss einmal springen, ne?
[SPEAKER 1]Genau. Das Herz irgendwie ganz gut gepasst. Also ich hatte einmal einen kleinen Unfall, also jetzt nicht schlimm oder so, aber da war der Hengst als Dunkelfuchs deklariert. Ich kenne mich ja ein bisschen so auch in der Farblehre aus und der Hengst war aber ein Rappe. Und das Fohlen, was halt eigentlich ein Fuchs werden sollte, ist dann brauner geworden. Aber der ist trotzdem ganz toll.
[SPEAKER 2]So kann’s auch gehen, ne?
[SPEAKER 1]Ja, genau.
[SPEAKER 2]Wie kam dann über die Jahre dieses Filmthema dazu, weil das ist ja nochmal eine ganz eigene Welt für sich. Du hast eben Ostwind angesprochen, wir hatten Kenzie Disney vor einigen Wochen auch hier im Podcast, auch schon viele andere, diese aus dieser Filmszene kommen. Wie bist du da reingekommen?
[SPEAKER 1]Ja, also fasziniert mich das ja immer schon, muss ich sagen. Ich habe mich irgendwann mal tatsächlich dort beworben. Also bei der Filmferde.com habe ich mich beworben. Wie ich genau darauf kam, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, ich hatte mal bei jemand anderem gesehen. dass derjenige dort was gemacht hat. Und so kam ich irgendwie auf diesen Namen filmpferde.com und habe mich dort ganz klassisch per E-Mail beworben mit dem Solido und habe Videos hingeschickt, was er so kann. Da war aber die Aussicht auf Erfolg jetzt nicht besonders groß. Das haben sie mir auch sofort zurückgeschrieben. Das schreiben sie auch heute noch den Leuten zurück, die sich bewerben, weil einfach da schon ein sehr großes Netzwerk besteht mit sehr guten Pferden. Und gerade der Solido ist nur 1,40 Meter. Das ist halt nicht die Größe, die so angestrebt ist in den Filmen. Die haben meistens größere Pferde da. Und trotzdem hatte ich das Glück, dass es zu der Zeit, ich glaube das war 2016, eine Produktion gab. Das war Amanns Geheimnis, die zweite Staffel. Das wurde im Bergischen Land gedreht. Und das ist ja bei uns in der Nähe. Und da wurden dann für einen Tag ein paar Helfer gesucht, die dort die Pferde sichern, weil es sind da, glaube ich, fünf Pferde frei durch den Wald gelaufen. bei der Folge und dann durfte ich kommen, helfen und mich halt mal vorstellen. Anscheinend habe ich mich an diesen Tagen, ich glaube es waren sogar mehrere, ganz gut angestellt und mich gut engagiert und dann durfte ich halt öfter mal kommen, um zu helfen. Pferde festhalten, mal ein Pferd im Schritt irgendwie warm machen oder so, das war für mich schon irgendwie das Höchste der Gefühle. Also da war ich so stolz drauf. Ich war dann bei Rock My Heart, bei dem Rennpferdefilm, das war nämlich dann auf der Kölner Pferderennbahn, das passte also alles irgendwie ortsmäßig und durfte mich dann wirklich um das Hauptdarstellerpferd kümmern und also ich wusste gar nicht, wie viel Glück man haben kann. Aber sie haben halt irgendwie Vertrauen in mich gefunden. Und ich habe tatsächlich dann ein Jahr später erst den Spanier gekauft, den Brego, der eben einfach ein bisschen größer ist als der Solido. Und der war am Anfang auch gar nicht mal so einfach. Aber ich habe lange mit ihm gearbeitet und ich glaube, 2018 hat er dann seine erste Rolle gehabt. Und das war tatsächlich bei Ostwind. Das war nur eine kleine Rolle. Ostwind Teil 4, Aris Ankunft war das. Also nur ein Ein-Tages-Dreh, den wir da waren. Aber man hat ihn dann auf der Leinwand doch sehr, sehr deutlich gesehen. Und er hatte sogar auch einen eigenen Namen und so in dem Film. Also das war schon jetzt eine Rolle, die man irgendwie greifen kann. Und das war natürlich dann richtig krass für mich.
[SPEAKER 2]Was ist für dich das Faszinierende? Kenzie hat das bei uns auch im Podcast erzählt, was teilweise auch gefordert ist. Es ist ja auch Stresssituationen für Pferd und Mensch. Was sind da so krasse Situationen, die du da schon erlebt hast?
[SPEAKER 1]Ja, also was mich fasziniert ist so ein bisschen, ja ich weiß nicht, also es gibt glaube ich Typen, also Typ-Mensch, die Pferdefilme toll finden und welche, die es halt ganz schrecklich finden. Also ich finde es halt toll, auch wenn es oftmals ja ein bisschen überzogen ist oder an der Realität vorbei, aber dafür ist es ja ein Film. Ich sage mal Liebesfilme sind ja auch meistens nicht so, wie das jetzt wirklich stattfinden würde, sondern immer ein bisschen überzogen. Aber ich mochte halt von Kind an immer Pferdefilme. Ich habe mir alles angeguckt. Ich war immer im Kino. Ich finde das einfach toll. Also in mir weckt das irgendwas. Dann ist es halt eine Träumerei oder so, wenn da jemand freihändig ohne Trense übers Feld galoppiert. Ich finde es halt einfach cool. Das ist so ein bisschen der Antrieb. Und ja, an Situationen, das ist schon teilweise wirklich sehr hart. Also der Brego hat nach dieser kleinen Tagesrolle, hat er dann im raufolgenden Jahr, also 2019, eine erste Hauptrolle bekommen, sozusagen. Also eine von vielen. Und das war bei Bibi und Tina. die erste Staffel, also es ist ja dann zu einer Serie geworden nach den vier Kinofilmen, auf Prime läuft es. Und da war ja eben ein Pferd von den Hauptdarstellern und ja, da war ich gar nicht mal so entspannt, als wir da hingefahren sind, weil ich natürlich im Drehbuch auch gelesen habe, was da alles machen muss. Und dann kommt zum Beispiel eine Situation, da kommt dann der Regisseur oder so und dann sagt er so, ja wir drehen jetzt gleich mit Drohne. Also Drohne, kennst du ja. Aus der Luft. Und dann setze ich mich da drauf und dann fliegt die Drohne und geht so weit. Und danach sagt er dann so. Und jetzt kommt der Schauspieler auf das Pferd. Die können meistens nicht so gut reiten, aber der hatte vorher bei mir den Reitunterricht. Der wohnte Gott sei Dank in meiner Nähe und konnte sich vorher mit mir treffen. Sonst haben die halt Reitunterricht auf anderen Pferden. Also es ist nicht so, als würden die ganz grün da reingeschickt.
[SPEAKER 2]Aber auch eher nur so zwei Wochen, oder? Die haben ja jetzt nicht eine mehrmonatige Ausbildung, sondern die wissen quasi, wo vorne und hinten beim Pferd ist.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Also bei manchen ist es mehr, bei manchen weniger. Es gibt einfach Schauspieler, die auch von sich aus dann ein bisschen auch was machen, Eigeninitiative, aber es gibt natürlich dann auch Pflicht, bevor es dann in den Dreh geht. Und er war aber vorher bei mir und wir haben auch Schritt, Rapp, Galopp geübt, an der Longe und auch frei. Ja, und nachdem ich dann mein Pferd an die Drohne gewöhnt hatte, hat er sich dann draufgesetzt und dann sollte er quasi den Weg entlang traben, dabei weinen. Wir fuhren mit einem sogenannten Camcar vor ihm her. Das ist wie so ein kleines Gefährt, so ein kleines Auto, wo dann die Kamera drauf ist, damit er halt von vorne gefilmt wird. Und das rollt natürlich, während er trabt. Ja, und in der nächsten Einstellung flog dann halt die Drohne über ihn weg. Und das ist halt natürlich ein Reiter, der jetzt nicht jede Situation mit dem Pferd so meistern kann wie ein Reiter, der seit Jahren reitet. Und da bin ich schon so ein bisschen angespannt, aber auch gleichzeitig fasziniert von meinem Pferd, was es dann alles einfach auch kann und macht und wie brav der ist. Und das Coole ist einfach auch bei so Dreharbeiten, dass man mit seinem Pferd ein krasses Team sein muss und das einem auch wirklich ganz, ganz viel schenkt bei solchen stressigen Sachen. Also es hat auch so ein bisschen was von von Nervenkitzel, weil es halt immerhin ein Pferd ist. Also ich kann jetzt immer nicht zu 100 Prozent sagen, was der jetzt gerade macht, weil er ja auch selber Gefühle hat und keine Ahnung, das ist schon, das macht schon Spaß.
[SPEAKER 2]Aber wie trainierst du das zu Hause? Es sind ja Situationen, auf die ihr beiden euch dann quasi einstellen müsst, die ihr gar nicht vorher abschätzen könnt. Also klar, eine Drohne, du hättest jetzt zu Hause eine Drohne nehmen können, einmal fliegt oben drüber und dann könnte man sagen, okay, das haben wir trainiert, aber tendenziell sind es ja immer ganz neue Situationen. Wie kann man das üben? Wie trainiert ihr das?
[SPEAKER 1]Ja, das ist halt genauso die Herausforderung. Also man kann vieles üben zu Hause und das habe ich natürlich auch gemacht. Zum Beispiel baut man sich irgendwas, was aussieht wie dieser Tonpuschel, der von oben kommt. Die haben ja meistens so einen langen Stab und halten das dann von oben.
[SPEAKER 2]Wo quasi der Ton geangelt wird, wie die ja sagen. An so einem langen Stab, wo dann der Ton mit aufgenommen wird.
[SPEAKER 1]Genau, das ist halt für viele Pferde gruselig, weil das so von oben kommt. Und weil die das nicht so ganz abschätzen können, sowas kann man halt üben zu Hause. Auf der anderen Seite sieht natürlich dieser Tonpuschel am Set dann wieder anders aus, als das, was man sich zusammengebaut hat. Und so kann man halt viele Situationen üben, aber es ist oftmals so, dass wenn man am Set ist, dass dem Regisseur vielleicht nochmal was anderes einfällt oder er möchte das jetzt doch so und so machen, obwohl man das anders geübt hat oder so. Das passiert sehr, sehr oft. Und deswegen, ja, ist so ein bisschen der Schlüssel, dass man eben eine sehr gute, vertrauensvolle, aber eben auch konsequente, ja, also eine gute Beziehung zu seinem Pferd hat, aber auch eine konsequente Arbeit, dass das Pferd auch bereit ist, dann in solchen Situationen vielleicht mal was, was es nicht kennt, irgendwie zu probieren oder zu akzeptieren. Also da hat halt der Charakter des Pferdes, finde ich, sehr viel Einfluss und die Arbeit, die man mit dem Pferd macht, weil wenn man gut gemeinsam arbeitet, dann kann man sowas halt auch schaffen. Wenn das Pferd natürlich immer nur das macht, was man nicht will, dann funktioniert das auch da nicht. Und deswegen überprüfe ich so ein bisschen meine Arbeit mit dem Pferd, auch am Set, weil da funktionieren die Sachen dann meistens, wenn man einfach gut gearbeitet hat, obwohl man auch Situationen noch nicht kennt. So würde ich das beschreiben.
[SPEAKER 2]Aber es ist natürlich einfacher, wenn du quasi mit dabei bist, wenn du im Sattel sitzt. Dann seid ihr ein eingespieltes Team. Ihr habt gemeinsam auch schon Situationen bewältigt. Aber es ist ja ein völlig Fremder da drauf. Ist auch nicht so einfach.
[SPEAKER 1]Ja, also wir haben natürlich Schauspielerszenen, das sind dann meistens die ruhigen Szenen, also wo die das Pferd wirklich nur führen, im Schritt reiten, aufsteigen, losgehen. Das sind so ein bisschen die Sachen, die so die Schauspieler machen. Die dürfen auch mal traben, aber z.B. galoppieren dürfen die eigentlich aus versicherungstechnischen Gründen schon mal nicht. Dann wird dann ein Reitdouble draufgesetzt. Das bedeutet, die schwierigen Sachen und die gefährlichen Sachen, die macht jemand, der das kann. und der, ich sag jetzt mal ganz böse, auch austauschbar ist. Weil wenn jemand über ein Feld galoppiert und das Pferd stürzt und derjenige verletzt sich, ist es besser, es ist ein Reit-Double, was man austauschen kann, als dass es der Schauspieler ist und die ganze Produktion fällt erst mal flach. Und das ist so ein bisschen der Grund, warum die Schauspieler auch jetzt nicht galoppieren sollen. Und manche, die halt unsicher sind, die dürfen auch nicht traben. Also man merkt es ja, ob sowas funktioniert oder nicht. Oder vielleicht ist auch an irgendeinem Tag mal das Pferd gerade schlecht drauf oder regt sich zu sehr auf oder so, dann wird auch aufs Reit-Double gewechselt. Also meistens hat man wirklich einen dann da am Set, der genauso aussieht wie der Schauspieler, der reiten kann. Und natürlich möchten die Regisseure immer gerne dass die Schauspieler sehr viel selber machen, weil das halt, dann kann man das Gesicht sehen und dann kann man das komplett filmen und vielleicht nicht nur abgeschnitten bis hier. Und ja, aber wir, oder das obliegt dann auch dem Horsemaster, das ist derjenige, der für uns am Set ist, für die Filmpferdekommen, der das halt so verwaltet und die Schnittstelle ist zwischen Regie und Kamera und den Pferdetrainern, der entscheidet das dann meistens, wie das so ist. Mit den Reitdubeln gibt es meistens keine großen Probleme. Wir kennen uns auch fast alle gegenseitig. Es ist ja so ein Netzwerk, man hat oft die gleichen Leute um sich herum und dann ist es schon so, dass das Reitdubel eben sich vom Besitzer oder Pferdetrainer ein bisschen was erklären lässt, was das Pferd gut macht, schlecht macht, wie man das am besten so regelt. Und ja, wenn man ein gutes Reitdouble hat, dann hört es auch darauf. Und dann funktioniert das eigentlich auch ganz gut. Und die Schauspieler sind meistens auch total lieb und nehmen sich alle Tipps zu Herzen, probieren das Bestes. Ich meine, manchmal klappt es einfach nicht, da muss man ein bisschen umdisponieren. Aber da sind wir wirklich flexibel und auch sehr viel pro Pferd. Also wenn wir merken, das Pferd hat jetzt beim dritten Take, das ist total überfordert, dann wird das irgendwie auch geändert alles.
[SPEAKER 2]Lieber Anja, ich habe im Vorfeld unseres Podcasts mich natürlich ein bisschen eingelesen und ich habe gesehen, dass du inzwischen auch Nachwuchsrichterin bist.
[SPEAKER 1]Stimmt das? Also das war ich, sage ich mal so. Ich habe da diesen Lehrgang und diese Prüfung habe ich gemacht, habe das auch bestanden. Ich glaube, das war vor zehn Jahren.
[SPEAKER 2]Vor zehn Jahren, okay. Dann ist es vielleicht Fake News.
[SPEAKER 1]Naja, sind keine Fake News, aber ich habe diese Richterlaufbahn nicht fertig gemacht. Also man muss dann, ich glaube maximal vier Jahre hat man Zeit, muss man Testate machen. Das heißt, man sitzt mit dem Richter gemeinsam im Richterhäuschen und richtet quasi mit. Also der sagt dann so, jetzt schreiben sie mal das Protokoll, also ich soll dann quasi kommentieren, wie derjenige da reitet und eben die Verbesserungsvorschläge ins Protokoll schreiben und wenn der Richter mit irgendwas gar nicht einverstanden ist, dann sagt er das auch und dann sagt er auch am Ende, was würden sie jetzt für eine Note geben und sagt dann auch, ob er damit konform geht oder nicht. Also ich richte nicht alleine, ich richte mit einem richtigen Richter dann halt mit. Und das kann man vier Jahre lang machen, muss man sammeln, so und so viele in Klasse, das und das und Jungpferdeprüfungen. Und wenn man das gemacht hat, dann kann man zu der Grundrichterprüfung gehen, da wäre man dann Richter bis Klasse L. Ich persönlich habe halt festgestellt über die Jahre, wo ich die Testate gemacht habe, dass ich eben wirklich lieber selber reite und habe das sozusagen nicht fertig gemacht. Also ich bin nicht zur Grundrichterprüfung hingegangen. Das heißt, ich bin kein Richter. Ich war auf dieser Nachwuchsrichterliste oder das heißt auch Richteranwärterliste. Und ich habe sogar diese Vorprüfung gemacht. Richterbreitensport und Reitpass darf ich abnehmen. Die habe ich auch bestanden. Aber ich habe halt diese Grundrichterprüfung nicht gemacht.
[SPEAKER 2]Okay, vielleicht noch etwas für die Zukunft.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Also das war so ein bisschen eigentlich mein Gedanke, dass man ja auch irgendwann mal als Richter fungieren könnte. Aber bisher macht es mir einfach als Reiter zu viel Spaß, als dass ich so viel Zeit in die Richterei investieren möchte.
[SPEAKER 2]Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir die vier WeHouse-Fragen, die jetzt natürlich auch dir blühen. Bin mir aber sicher, du wirst sie sehr, sehr gut meistern. Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Mein Motto war eigentlich immer, wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Sehr schön.
[SPEAKER 2]Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich, gerade auch was die Pferde angeht, besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Boah, das ist schwierig. Das könnte ich so spontan gar nicht sagen. Es ist auch ein bisschen wie eine Vorbildfunktion gemeint. Klar.
[SPEAKER 2]Gibt es jemanden, wo du sagst, der hat auch vielleicht, vielleicht kennst du die Person ja gar nicht persönlich, aber sagst, das ist jemand, der mich auch inspiriert.
[SPEAKER 1]Also ich weiß, dass ich vor vielen Jahren, als ich noch kein eigenes Pferd hatte, auf der Equitana gewesen bin. Ich glaube, das war irgendwie um, da war ich irgendwie 13 oder 14, war ich auf der Equitana und habe mir die Shows angeguckt und habe natürlich alle angehimmelt, die da mitmachen konnten. Und da habe ich Honza Blaha gesehen. Aus Tschechien.
[SPEAKER 2]Aus Tschechien kenne ich auch, Honza Blaha.
[SPEAKER 1]Genau, den habe ich damals gesehen und das war der erste, den ich gesehen habe, der so eine Art der Freiheitsdressur gemacht hat, der mehrere Pferde in der Bahn hatte, manche Pferde einfach abgestellt hat, die hatten auch nichts an und mit einem anderen Pferd dann da eben, ich sage jetzt mal Kunststücke gemacht hat, um ihn rumtraben, ablegen, hinsetzen und das hat mich damals so krass fasziniert, dass ich das halt noch weiß. Ich habe davon auch noch Videos. Und irgendwann später habe ich mal einen Kurs bei ihm gemacht, zwei Tage mit meinem eigenen Solido. Und das war für mich schon so wie so ein Schlüsselerlebnis. Also ich mache jetzt auch ein bisschen Freiheitsdressur. Ich glaube, er hat mich da sehr inspiriert.
[SPEAKER 2]Hansa Blaha.
[SPEAKER 1]Spannend.
[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]dass die eigenen Emotionen am Pferd wenig zu suchen haben, außer sie sind gut.
[SPEAKER 2]Also positive Energie.
[SPEAKER 1]Genau. Und das muss ich mir auch selber immer auf die Fahne schreiben.
[SPEAKER 2]Und dann vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Pferde sind für mich ein nicht mehr wegzudenkender Teil meines Lebens.
[SPEAKER 2]Liebe Anja, vielen, vielen Dank. Schön, dass du da warst. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Eine kleine Reise durch dein Leben, was dich bewegt. Und ich glaube, das interessiert viele, viele. Deswegen vielen Dank und schön, dass du da warst.
[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank für die Einladung. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ja, ich hoffe, wir sehen uns bald. Bis bald.
[SPEAKER 2]Einige haben es vielleicht schon gesehen, auf Spotify kann man jetzt auch Bewertungen abgeben. Wir würden uns total freuen, wenn ihr uns dort bewertet, natürlich auch überall sonst. Ansonsten hier noch ein kleiner Aufruf ganz am Schluss, denn wir arbeiten seit mehreren Monaten fieberhaft an der wehorse App und dafür suchen wir Beta-Tester. Wir werden dafür in den nächsten Tagen auf Instagram etwas posten. Wenn ihr also Testerin oder Tester werden wollt für unsere brandneue und bisher komplett strikt geheim gehaltene wehorse App würden wir uns total darüber freuen und deswegen schaut einfach in den nächsten Tagen auf Instagram. Instagram vorbei. Ansonsten bis bald hier an Ort und Stelle im wehorse Podcast.