#Interview mit Ingrid Wiegmann, Gründerin des Fohlennotdienstes Ammenstuten Deutschland und wehorse Courage Award-Gewinnerin 2024
Ingrid Wiegmann hat schon vielen Waisenfohlen das Leben gerettet. Die 71-Jährige kümmert sich rund um die Uhr darum, Stuten, die ihr Fohlen verloren haben (Ammenstuten) mit Waisenfohlen zusammenzubringen. Dabei fungiert sie als Vermittlerin zwischen den Pferdebesitzern sowie als Beraterin rund um die Zusammenführung.
Ingrid Wiegmann ist zwar keine Tiermedizinerin, aber über Jahrzehnte hat sie sich ein enormes Wissen und einen Erfahrungsschatz zu diesem Thema aufgebaut, sodass sogar Tierärzte mitunter bei ihr anrufen und um Rat fragen. Für ihre ehrenamtliche Arbeit, bei der sie 24/7 für Züchter in Not erreichbar ist, wurde sie 2024 mit dem wehorse Courage Award ausgezeichnet. Wie Ingrid Wiegmann Stück für Stück in ihre Rolle als deutschland-, ja sogar europaweite Vermittlerin von Ammenstuten und Waisenfohlen hineinwuchs, wozu ihre eigens geführten Statistiken gut sind und warum es nach einer erfolgreichen Zusammenführung von Ammenstute und Waisenfohlen mit der ehrenamtlichen Arbeit der 71-Jährigen häufig noch nicht getan ist, erklärt sie in dieser Podcastfolge. Außerdem erfahrt ihr, wie das Preisgeld in Höhe von 9.000 Euro sinnvoll eingesetzt wird, um noch mehr Fohlen und Stuten zu helfen.
Der Fohlennotdienst Ammenstuten Deutschland bei Facebook: https://www.facebook.com/ammenstuten/
Mehr Informationen zum wehorse Courage Award: https://www.wehorse.com/de/courage-award
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
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[00:00:01-00:00:11]
Heute zu Gast, die Gründerin von Ammenstuten Deutschland und Gewinnerin des wehorse Courage Awards 2024, Ingrid Wiegmann.
[SPEAKER 1]
[00:00:11-00:00:31]
Ein Mann sagt immer, du bist jetzt 71, hör auf mit dem Kram, aber das kann ich nicht. Dann denke ich immer, jetzt klingelt es irgendwo und dann weißt du ganz genau, da ist Not. Not, die du nehmen kannst und tust es nicht, weil du sagst, ich will es bequem haben, kann ich nicht, will ich nicht. Herzlich Willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 2]
[00:00:33-00:01:54]
Über 200 Personen wurden vorgeschlagen im Frühjahr, als wir einen Aufruf gestartet haben, wer soll den WeHouse Courage Award 2024 gewinnen. Aus einer engeren Auswahl hat dann die fünfköpfige Jury unter anderem mit Ingrid Klimke, Katja Schnabel und Lisa Röckener dann Ingrid Wiegmann ausgewählt. Sie ist die Initiatorin und Gründerin von Ammenstuten Deutschland, einem Dienst, einem Service, einem Netzwerk, das dabei hilft, Waisenfohlen in Deutschland zu verteilen. Das Ganze macht Ingrid Wiegmann 100% ehrenamtlich, 24-7 könnte man sagen, und sie ist stets erreichbar für diese Geschichte, die wir dann am Ende sehen. prämiert haben mit dem We Are Courage Award 2024. Eine großartige Siegerin, die wir heute einmal etwas näher vorstellen wollen. Wer ist die Person dahinter? Wie ist sie dazu gekommen? Und vor allen Dingen, was macht das Ganze so besonders? Und dann 9.000 Euro das Preisgeldjahr für den Award zu 100% für den guten Zweck. Wohin geht das Geld? Wie werden Ammenstuten gegründet? und Waisenfohlen in Deutschland geholfen. Wir steigen ein. Der Podcast mit Ingrid Wiegmann. Auf geht's. Hallo Frau Wiegmann.
[SPEAKER 1]
[00:01:54-00:01:56]
Hallo.
[SPEAKER 2]
[00:01:56-00:01:57]
Schön, dass Sie da sind.
[SPEAKER 1]
[00:01:57-00:02:06]
Ihr allererster Podcast. Ja, jetzt weiß ich, was das ist. Für Technik habe ich noch mal keine Zeit.
[SPEAKER 2]
[00:02:06-00:02:10]
Ammenstuten Deutschland, das ist Ihr großes Thema. Was ist Ammenstuten Deutschland?
[SPEAKER 1]
[00:02:12-00:02:26]
Ammenstuten Deutschland ist eine Adresse oder sagen wir mal mehr oder weniger eine Telefonnummer, wo man jederzeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen kann, eine Amme oder einen Weißen Fohlen melden kann und ich versuche, die bestmöglich zu vermitteln.
[SPEAKER 2]
[00:02:26-00:02:33]
Und auf der anderen Seite der Nummer sind in der Regel Sie. Ja. 24 7 liegt dieses, ist das dieses Handy, das hier auf dem Tisch liegt?
[SPEAKER 1]
[00:02:33-00:02:34]
Dieses kaputte Handy, ja.
[SPEAKER 2]
[00:02:34-00:02:45]
Dieses Handy? Ja. Also hier liegt auf dem Tisch ein ziemlich zerbeultes Handy und da ruft regelmäßig, also jetzt könnte theoretisch gleich jemand anrufen. Gut, jetzt ist nicht Saison. Nicht zwangsläufig.
[SPEAKER 1]
[00:02:45-00:02:52]
Obwohl, hier ist eine kleine Liste aus Hessen.
[SPEAKER 2]
[00:02:52-00:02:52]
19.8.
[SPEAKER 1]
[00:02:52-00:03:00]
Also doch. Also dreieinhalb Monate altes Fohlen, sechs Wochen altes Fohlen, neun Wochen altes Fohlen. Müller gehen an Rehe oder an Kohle kaputt.
[SPEAKER 2]
[00:03:00-00:03:02]
Also Leute rufen bei Ihnen an und was passiert dann?
[SPEAKER 1]
[00:03:05-00:03:51]
Das kommt immer auf die Situation an. Wenn es ein neugeborenes Fohlen ist, das geht in der Regel im Frühjahr los, dann suche ich, also ich liste die auf. Ich habe ein Buch, wo Ammen drinstehen, ein Buch, wo Stuten drinstehen. Und dann gucke ich, wo ist eine Amme, die dazu passt. Es passt ja nicht jede Amme zu jedem Fohlen und nicht jedes Fohlen zu jeder Amme. Es hängt mit dem Alter des Fohlens zusammen, hängt damit zusammen, wie viele Fohlen oder hatte die Stute schon Fohlen. Wenn ich ein älteres Fohlen habe, kann ich zum Beispiel so ein vier Wochen altes Fohlen nicht an eine Stute hängen, die das erste Fohlen hatte und das ist bei der Geburt verstorben. Der hatte mit vier Wochen schon Zähne, erfordert eine Milchmenge, die sie nicht leisten kann. Da muss man sensibel vorgehen, dann hat die entweder in drei Tagen das Euter blutig oder das Fohlen kriegt nicht genug Milch.
[SPEAKER 2]
[00:03:53-00:04:03]
Und woher kennen Sie diese ganzen Amm-Stuten? Also wir sind ja hier in der Nähe Hamburgs quasi, oder zwischen Hamburg und Elmshorn. Ihr habt hier einen Betrieb.
[SPEAKER 1]
[00:04:03-00:04:15]
Ob in München oder in Hamburg oder in Aachen, irgendwo einer einen Fohlen hat, was tot geht, dann melden die die Stute hier an und sagen, wir haben einen Fohlen verloren. Wir bieten die Stute als Amm-Stute an. Und die habe ich im Ammbuch.
[SPEAKER 2]
[00:04:15-00:04:17]
Und andersrum? Fein säuberlich gelistet alle.
[SPEAKER 1]
[00:04:17-00:05:09]
Immer nach Datum sortiert und dann steht immer drauf... Dann und dann gefohlt, so und so viele Fohlen oder wie alt die Stute ist. Ich hinterfrage viele Dinge. Wenn ich zum Beispiel eine 19-jährige Stute habe, die schon zehn Fohlen hatte, dann kann ich so ziemlich alles dran basteln. Das funktioniert. Dann sind wieder Situationen, wo Tierärzte publiziert haben, Meidenstuten eignen sich nicht als Ammel. Meidenstuten sind Stuten, die das erste Fohlen hatten. Wenn das bei der Geburt verstirbt, Für mich, wenn ich ein frisch geborenes Fohlen habe oder ein drei Tage altes Fohlen, geht eine Meidenstute am besten, weil die ist ahnungslos, die ist dumm. Die weiß ja gar nicht, wie es richtig ist. Dann nehme ich das Fohlen weg und dann kriegt die den anderen dahin und dann denkt die, das muss so sein. Oder wir haben den wiederbelebt.
[SPEAKER 2]
[00:05:09-00:05:18]
Und wie ist dann der Ablauf? Also jemand ruft an, sagt, ich habe hier ein Fohlen ohne Mutter.
[SPEAKER 1]
[00:05:18-00:05:28]
Dann gucke ich ins Buch, wie viele Ammen habe ich, wo habe ich Ammen? Wenn ich mehrere habe, gucke ich, dass ich kilometermäßig, gucke ich nach den Postleitzahlen, dass die nicht so weit auseinander sind.
[SPEAKER 2]
[00:05:28-00:05:31]
Also wenn man den kürzesten Weg... Die kommen jetzt gleich vorbei.
[SPEAKER 1]
[00:05:31-00:06:39]
Nee, da rufe ich da an und frage, ob ich die Nummer weitergeben darf, weil wir haben ein Datenschutzgesetz. Ich muss immer hinterfragen, damit ich nicht auflaufe irgendwo. Und wenn die sagen, okay, ich erkläre denen die Bedingungen. Generell ist mir am liebsten vorhin zur Stute. Da kann ich auch noch erklären, warum. Und dann erkläre ich denen, wer wofür haftet, wer welche Kosten übernimmt und wie hoch die Kosten überhaupt sein sollten. Weil auch das wird teilweise inzwischen schon finanziell ausgenutzt. Und das finde ich ein Frevel. In Notsituationen muss man sich nicht auch noch finanziell zum Vorteil ausarbeiten. Also wir haben Besitzer, die am Anfang sagen, nee, machen wir schon, hatte ich gerade erst wieder so einen Fall und dann kommen und sagen, sie kriegen 400, 500 Euro im Monat dafür, dass das Fohlen an der Stute dringt. Sie hätten ja so viel Aufwand, das wissen die vorher. Deswegen rate ich immer an, wenn die Stute, ich erkläre denen, wie die Zusammenführung geht, das ist ja auch immer individuell. Und dann sage ich denen auch fünf, sechs Sätze, die aufs Papier kommen, dass das nach allen Seiten abgesichert ist.
[SPEAKER 2]
[00:06:39-00:06:42]
Also es gibt dann einen kleinen Vertrag.
[SPEAKER 1]
[00:06:42-00:07:01]
Der Situation entsprechend einen kleinen Vertrag, den man handschriftlich innerhalb von fünf Minuten schreiben kann. Hatten wir gerade wieder so einen Fall. Als letzter Satz kommt für mich immer diese salvatorische Klausel rein. Und dann hat da eine Besitzerin Nachforderungen gestellt und dann habe ich gesagt, lies mal den letzten Satz. Und damit hatte sich das Thema erledigt.
[SPEAKER 2]
[00:07:02-00:07:11]
Das muss ich vorher klären. Genau, sagt ja quasi alles, was nicht durch den Vertrag geregelt wird, wird durch das Gesetz geregelt.
[SPEAKER 1]
[00:07:11-00:08:10]
Und das Gesetz hat von der Sache keine Ahnung. Also selbst Richter, ich musste sogar schon mal ein bisschen nach Hagen runter, weil die Richter manchmal Dinge, die können es ja nicht wissen, die legen dann Dinge zugrunde. Früher war das so, die Vollblüter zum Beispiel, die haben früher armen Stuten aus England geholt. Tinkerstuten, wo die Fohlen dann entsorgt wurden. Und die Stuten sind hierher vermietet worden als Amme für 650 Euro im Monat. Eigentlich schon dreist. Wenn man diese ganze Geschichte so sieht. Inzwischen rufen die Vollblutgestüte eigentlich hier an. Die Engländer und die Iren werden mir das übel nehmen. Das ist mir aber egal. Weil ich kann mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass da Fohlen umgebracht werden. Oder mit acht Wochen von Müttern getrennt werden, damit die das Geld kriegen für die Ammen. Das ist ein No-Go, finde ich.
[SPEAKER 2]
[00:08:10-00:08:15]
Was treibt Sie da an? Was ist so Ihr Sinn dahinter?
[SPEAKER 1]
[00:08:15-00:08:46]
Ich arbeite fürs Pferd. Egal ob Stute oder Fohlen. Der Mensch ist bei mir immer sekundär. Das geht immer um die Pferde. Ich habe mein Leben lang mit Pferden zu tun. Ich bin mit Pferden aufgewachsen. Ich habe jahrelang auf dem Hostel gearbeitet und ich kann nicht anders. Mein Mann sagt immer, du bist jetzt 71, hör auf mit dem Kram. Aber das kann ich nicht. Dann denke ich immer, jetzt klingelt es irgendwo und dann weißt du ganz genau, da ist Not. Not, die du nehmen kannst und tust es nicht, weil du sagst, ich will es bequem haben. Kann ich nicht. Will ich nicht. Das ist nicht mein Ding.
[SPEAKER 2]
[00:08:47-00:08:51]
Und geht der abends mit Oropax ins Bett, wenn es mal wieder klingelt?
[SPEAKER 1]
[00:08:51-00:09:12]
Nö, der hört Gott sei Dank schwer. Ich ziehe mich dann auch schon irgendwann ein Wörtchen zurück, wo ich in Ruhe sprechen kann. Das geht alles. Und der kürzeste Weg ist immer der beste. Wenn zu viele Stunden vergehen, wird es immer schwieriger. Je schneller das geht, je einfacher ist es.
[SPEAKER 2]
[00:09:12-00:09:15]
Wie haben Sie damit gestartet? Wie ist das Ganze entstanden?
[SPEAKER 1]
[00:09:18-00:11:49]
Und das erste Mal mit einer Amtsstute bin ich konfrontiert worden, das allererste Mal, das war keine eigene. Die hat einer Freundin gehört, die hat eine Trakena-Stute, die hat einen Fohlen verloren. Die hatte einen Plazenta-Vorfall, das Fohlen ist im Geburtskanal erstickt. Und die Stute hat fürchterlich gelitten. Naja, auf jeden Fall rief ein paar Tage später ein Bekannter an, die hatten so einen Ponyreitbetrieb, die züchten auch Großpferde. Und sagte, da kam gerade ein Aufruf im Radio, da sucht jemand eine Amtstute für ein Vollblutfohlen in Köln-Weidenpesch. Ich sagte, naja, ruf an, mal gucken, das horchen wir uns mal an. Dann haben wir mit dem Besitzer gesprochen, sind mit der Stute da hingefahren, da waren wir ja noch ahnungslos. Und haben dann versucht, dieses Fohlen an die Stute zu bringen. Also er konnte nicht zu uns kommen, weil der hatte 36 Stunden schon nicht mehr geschlafen. Das Fohlen war schon zweieinhalb Tage alt. Und naja, jedenfalls sind wir da hin und sind dann einen Tag da geblieben und haben die wirklich zusammengekriegt. Das ist eine tolle Sache. Der war natürlich glücklich, auch schon im Rentenalter der Mann damals, ich noch nicht. Und So fing das Ganze ursprünglich mal an. Und dann sind so ein, zwei, drei Jahre vergangen. Und dann ist bei uns ein Fohlen geboren. Die Stute hat gut abgefohlt und hat eine Stunde nach der Geburt den ganzen Darm rausgedrückt. So, jetzt stand ich da mit einem 30 Minuten oder 60 Minuten alten Fohlen. Wat nu? Ja, und dann sind wir, ich weiß gar nicht mehr wie, es könnte sein, dass es Herr Schamann war vom Oldenburger Verband, der mir die Adresse gegeben hat. Ich glaube es fast sogar. Da war eine Stute, die hatte die Nacht verfohlt. Die hatten die da gemeldet. Und dann sind wir mit unserem Fohlen dahin gefahren. Und die hat das Fohlen auch sofort genommen. Das war echt top. Und aus der Geschichte ist eine Freundschaft entstanden zwischen der Besitzerin und mir, die heute noch existiert. Naja, jedenfalls ging das dann so weiter. Der Nächste, dem das bei uns in der Nähe passiert ist, fragte mich, du hast doch, wie hast du gemacht? Ja, und so bin ich peu à peu da reingerutscht, ohne dass ich es eigentlich wollte. Das hat sich einfach so ergeben. Wenn man helfen kann, machen wir das. Mein Mann sagt immer, ich habe ein Gen zu viel, ich kann nicht Nein sagen. Es ist manchmal nicht so praktisch, aber sehr nützlich, wie sich erwiesen hat.
[SPEAKER 2]
[00:11:49-00:11:60]
Wir haben ein Zitat von Ihnen aus einer NDR-Reportage gefunden. Da haben Sie gesagt, zuerst kommen meine Kinder, dann kommen die Pferde, dann kommt mein Mann. Das ist bis heute so.
[SPEAKER 1]
[00:11:60-00:12:08]
Das ist auch eine logische Schlussfolgerung. Die Pferde können sich nicht alleine helfen. Die Kinder haben mich als Hilfe und mein Mann kann sich notfalls selber helfen.
[SPEAKER 2]
[00:12:08-00:12:09]
Pragmatisch, würde ich sagen.
[SPEAKER 1]
[00:12:10-00:12:52]
Oder? Also das ist nicht negativ gemeint, sondern wirklich so, dass ich sagen kann, er kann sich notfalls selber mal was kochen oder was bügeln oder wie auch immer. Die Kinder inzwischen auch, nach all den Jahren. Aber die Pferde können sich nicht selber helfen. Sie haben keine Chance. Das wäre bei Hunden genauso. Ich denke mal, wenn man Leben retten kann oder helfen kann, ein Leben zu retten, jeder Arzt macht das, jede Krankenschwester. Und warum sollen wir das nicht tun? Und das ist schon eine ganz praktische Geschichte. Wenn man sieht, wie viel da zusammengekommen ist im Laufe der letzten Jahre, Jahrzehnte, dann denke ich mal, hat sich das wirklich gelohnt.
[SPEAKER 2]
[00:12:52-00:12:59]
Es sind derzeit um die 600 Anfragen pro Jahr. Sind das dann auch 600 erfolgreich vermittelte Fälle?
[SPEAKER 1]
[00:12:59-00:13:44]
Nee, so kann man das nicht sehen. Also letztes Jahr hatte ich ungefähr 630 Gesamtzahlstuten und Fohlen. Ich kann nicht alle Stuten vermitteln, das passt ja nicht immer zeitlich oder auch altersmäßig von den Fohlen her nicht. Also jetzt zum Beispiel um diese Jahreszeit habe ich oft ältere Fohlen, die die Mutter verlieren. Wenn ich so ein dreieinhalb Monate altes Fohlen habe, kriege ich nicht mehr eine Amme. Die kommt ja mit dem Laktat gar nicht hinterher. Es werden auch weniger Ammen gemeldet. Die wollen aber auch versorgt sein. Die müssen sozialisiert werden. Dann sehe ich zu, dass ich zum Beispiel, wenn ich zwei fast oder gleichaltrige habe, dass ich die zusammenbringe. Die werden genauso gut zusammen groß. Das geht auch. Dann kriegen die die Milch aus. Dann erkläre ich denen, wie die die zum Trinken kriegen. Das ist nicht einfach bei so einem älteren Fohlen.
[SPEAKER 2]
[00:13:45-00:13:47]
Dann werden die mit der Flasche großgezogen.
[SPEAKER 1]
[00:13:47-00:14:03]
Nein, mit der Schüssel. Schüsseleimer. Dann kriegen die Milch aus der Schüssel oder aus dem Eimer. Einfach ist es, wenn schon einer daraus trinkt. Der andere macht automatisch mit. Die lernen ja voneinander. Und wir können den Pferden nicht die Gesten der Pferde beibringen. Ich kann nicht die Ohren anlegen.
[SPEAKER 2]
[00:14:03-00:14:06]
Das kommt über Sozialisierung dann am Ende.
[SPEAKER 1]
[00:14:06-00:14:17]
Genau so. Die lernen voneinander. Und das klappt genauso, wenn Fohlen zusammenkommen. Und wenn die abgesetzt werden und in die normale Fohlenaufzuchtherde kommen, dann entwickeln die sich ganz normal.
[SPEAKER 2]
[00:14:17-00:14:19]
Würde man am Ende gar nicht unterscheiden können?
[SPEAKER 1]
[00:14:19-00:15:10]
Da hinten steht eine dunkle Eine dunkelbraune Stute mit einer Schimmelstute zusammen. Diese Stute ist geboren, die Mutter ist eingegangen, da war die neun Tage alt. Merken Sie keinen Unterschied. Die ist zum Beispiel zu Mike gegangen, weil wir keine Amme hatten in der Zeit. Ist die zu Mike Otto gekommen, ist mit einem anderen oder zwei anderen Fohlen zusammen in der Box groß geworden. ist dann nach dem Absetzen zu uns, mit Anfang sechstem Monat, und ist dann hier mit meiner Stute zusammen groß geworden. Die ist hier angekommen, da war sie noch zehn Zentimeter kleiner, jetzt ist sie zehn Zentimeter größer. Und niemand würde auf die Idee kommen, dass die ohne Mutter groß geworden ist. Niemand. Sieht man eher nicht an, merkt man eher nicht an, weder vom Verhalten noch vom Aussehen, also...
[SPEAKER 2]
[00:15:12-00:15:22]
Völlig normal. Wenn wir jetzt mal so einen hypothetischen Fall durchspielen. Wir haben einen Waisenfohlen in Hamburg, eine Amme in Berlin. Wie läuft das Ganze ab?
[SPEAKER 1]
[00:15:22-00:16:24]
Wenn die Amme in Berlin steht, rufe ich zuerst den Berliner Besitzer an. Erkläre ihm die Situation. Ich habe hier einen Waisenfohlen gemeldet gekriegt. Würde ich gerne verbinden, die zwei, so schnell wie möglich, wenn das passt, logisch. Und dann würde ich sagen, ich gebe denen die Besitzer von dem Fohlen und dann können die zwei sich zusammen telefonieren, wann die sich treffen. Und einem von beiden, wer auch immer, wer die meiste Zeit hat, dem erkläre ich, wie das am besten mit der Situation zusammenpasst, mit der Zusammenführung. Das ist ja immer unterschiedlich, da gibt es keinen Plan, man macht das so oder so. Das kommt immer auf die Situation an, auf die Stute, auf das Fohlen, wie alt ist das Fohlen, wie viel Fohlen hatte die Stute. Also man kann nicht aufs Papier schreiben, man macht das so oder so, es geht immer anders. Ich horche mir die Situation an, hinterfrage bestimmte Dinge und dann entscheide ich, wie die das machen sollen. Und das klappt in der Regel eigentlich gut. Also inzwischen kriegen wir fast alle zusammen.
[SPEAKER 2]
[00:16:24-00:16:34]
Und kennen Sie die Stute auch tatsächlich persönlich? Oder einfach nur aus Erzählungen von dem Besitzer? Nur vom Telefon. Nur vom Telefon, dann sagen Sie, okay, aus meiner Erfahrung muss die Zusammenführung so und so sein.
[SPEAKER 1]
[00:16:34-00:18:05]
Ich hinterfrage bestimmte Dinge und dann erkläre ich denen, die meisten wissen ja gar nicht, sind damit noch nie konfrontiert worden. Ich habe Züchter, die züchten 30 Jahre, haben noch nie irgendwo was gesagt, was passiert ist. Völlig ahnungslos. Eigentlich entscheide ich, Mehr oder weniger im Hintergrund. Aber das sind so Erfahrungswerte, die man da reinbringt. Das entwickelt sich im Laufe der Zeit. Hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen. Fragen ist das Wichtigste überhaupt. Nur durch Fragen lernt man. Und wer nicht fragt, der lernt auch nichts mehr. Man hört nie auf zu lernen. Es wird immer anders. Jedes Jahr kommt was Neues dazu. Man kriegt Tipps von Altsüchtern, wo man selber noch gar nicht drauf gekommen ist. Und die gebe ich weiter. Ich behalte die nicht für mich. So wie es die meisten tun. Und wo, muss ich leider sagen, auch viele Tierärzte so sind und sagen, sie könnten, sie wüssten, aber sie sagen es nicht. Also bin ich manchmal ein bisschen enttäuscht. Das sind so Dinge, wo ich sage, die sind ja eigentlich der Notnagel, wenn wir eine Notsituation haben. Das sind die Menschen, auf die... Dass sie sich nicht in dem Ausmaß damit befassen können, ist mir vollkommen klar. Aber wenn es denn Wege gibt, wie es gehen kann und sie sagen, sie nicht weiter, das finde ich nicht fair. Das finde ich einfach nicht fair. Ich finde, da muss sich untereinander geholfen werden. Und dann ist das auch egal, ob ich was weiß, was ein anderer nicht weiß. Da muss man die eigenen Emotionen wegstecken. Sollte man, würde ich für fair halten. Aber leider ist es nicht so. Manche nutzen auch das aus.
[SPEAKER 2]
[00:18:06-00:18:25]
Hat sich denn dieses Thema Waisenfohlen in den letzten Jahren verändert oder kann man eigentlich sagen, es ist jedes Jahr relativ dieselbe Anzahl an Fohlen, dieselben Vermittlungen oder gibt es da irgendeinen Trend über die letzten Jahre?
[SPEAKER 1]
[00:18:25-00:18:53]
Es ist durch diese ganze Mediengeschichte einfacher geworden. Es ging ja am Anfang nur übers Telefon, über Radio. Dann haben wir Radiosender angerufen, haben eine Durchsage machen lassen etc. Das war alles sehr umständlich. Jetzt ist das einfacher. Also wenn wir dieses amstutendeutschland.de wieder aktivieren können, dann wird das so laufen, dass jeder zu jeder Zeit da anrufen kann, sich eintragen kann oder aber die Nummer findet.
[SPEAKER 2]
[00:18:53-00:18:55]
Das Notfalltelefon.
[SPEAKER 1]
[00:18:55-00:20:22]
Genau, das Notfalltelefon und sich direkt sofort melden kann. Das ist der Plan. Und so läuft das eigentlich gut. Und die meisten Züchter wissen das auch schon. Ich hatte dieses Jahr welche aus Norditalien, aus Norwegen, aus Ungarn. Also das hat sich eigentlich schon europaweit herumgesprochen. Aber es sind immer noch welche, die es nicht wissen. Aber das ist einfacher, das dann zu finden. Und da kann man auch immer wieder darüber kommunizieren. Ich habe hier im Umkreis gerade zwei Weißenfohlen zusammengebracht. Ich stehe immer mal in Kontakt mit den Leuten. Es ist ja nicht damit getan, dass ich die nur vermittle. Manchmal betreue ich die auch weiter, wenn die irgendwelche Probleme haben. Frau Wiegmann, Fohlen trinkt nicht oder Fohlen hat Durchfall oder dies oder das oder jenes. Das entlastet ja auch manchen Tierarzt wieder, wenn man nur mal so einen Tipp geben kann. Ich habe auch manchmal Tierärzte, die hier anrufen und um Rat fragen, was ich nicht schlimm finde. Im Gegenteil, da muss ich ehrlich sagen... Da ziehe ich auch einen Hut vor, weil niemand weiß alles, niemand kann alles. Und Dinge, mit denen man selten oder wenig konfrontiert wird, hat man keine Erfahrungswerte in dem Ausmaß. Und das ist so... Naja, wie soll ich es sagen? Manche haben mich schon angemacht und gesagt, was ich hier erzählen würde. Ich wäre ja schließlich kein Mediziner. Ich dokumentiere aber alles, was ich mache.
[SPEAKER 2]
[00:20:24-00:20:26]
Hat doch nichts mit Tiermedizin zu tun.
[SPEAKER 1]
[00:20:26-00:22:58]
Nee. Genau das ist es. Ich dokumentiere aber alles, was ich mache. Das heißt, ich dokumentiere immer, was ist passiert, was ist mit der Studie passiert und kann am Jahresende eine Statistik erstellen, auch für die Tierärzte, die manchmal ganz nützlich ist, um auf bestimmte Dinge zu kommen. wo man ja sonst gar nicht drauf käme. Zum Beispiel, wenn gehäufte Anzahl von toten Stuten innerhalb kürzester Zeit, hatten wir vor ein paar Jahren mal, wo ich gesagt habe, Leute, meidet mal die und die Ecke oder seid vorsichtig, da könnte ein Herpes im Umkreis sein. Und das war auch so. Und dann hieß es, wie ich sowas behaupten könnte, das wäre ja bodenlose Unverschämtheit, ohne medizinische Grundlagen sowas zu behaupten. Es hat sich dann aber bewahrheitet, entlang einer Grenze, den Süden, es waren alle Turniere abgesagt, haben wir viel Leid mit verhindern können, indem wir schon mal vorsichtig darauf hingewiesen haben. Und das wird nicht von jedem gerne gesehen. Ich werde nie Namen nennen oder nie sagen, da und da oder dort und dort. Ich sammle zum Beispiel auch Daten, wenn wir missgebildete Fohlen haben. Und wenn mehrere Missbildungen auftreten, hinterfrage ich auch die Abstammung. Ich werde damit auch nicht an die Presse gehen. Ich werde immer den Züchter oder den Halter direkt ansprechen und sagen, achtet mal drauf, ob sich das häuft, ob da mehr sind oder wie auch immer, dass man da eingreifen kann. Das hatten wir vor Jahren mal hier in Neustadt mit einem Hengst, der dann aus der Zucht genommen wurde, wo ich gesagt habe, kastriere den bitte nicht, das liegt nicht am Hengst. Den gleichen Fehler hatte ich dieses Jahr schon, damals waren das über 20 Mal, Mit völlig unterschiedlicher Genetik. Also kann das nicht an dem Hengst liegen. Hat sich nachher auch bewahrheitet. Das kam nicht von dem Hengst. Das lag einfach an irgendwelchen Einflüssen. Wir wissen heute noch nicht warum. Also es waren Pferde aus Holland, die diesen Fehler mitgegeben haben. Es waren aus Deutschland Pferde. Es waren aus Frankreich Pferde, die überhaupt keinen Zusammenhang in der Genetik hatten. Also kann es auch nicht genetisch bedingt gewesen sein. Da muss man so einen Hengst auch nicht aus der Zucht nehmen. Kann auch so rumgehen. Andererseits, wenn gehäuft bestimmte Missbildungen immer wieder aus einer Konstellation auftreten, dann muss man darauf hinweisen und sagen, hier achtet mal drauf, das passt nicht. Finde ich wichtig. Aber das wird ja meistens nicht publiziert. Ich würde das auch nicht in die Presse setzen, aber man muss gezielt entweder den Halter ansprechen oder den Zuchtverband oder wen auch immer und sagen, achtet mal da drauf.
[SPEAKER 2]
[00:22:58-00:23:05]
Sehen Sie da aktuell gewisse Trends? Wir haben hier auch immer wieder im Podcast ECVM zum Beispiel thematisiert.
[SPEAKER 1]
[00:23:08-00:23:26]
nicht so, dass ich sage, ich müsste jetzt da irgendwo auf irgendwas hinweisen. Was ich viel schlimmer finde, das sind Probleme in der Zwillingsdiagnostik. Ich kriege jedes Jahr so viele Stuten gemeldet, die Zwillinge haben, die teilweise drei-, vierfach untersucht sind, kann ich nicht nachvollziehen.
[SPEAKER 2]
[00:23:27-00:23:29]
Dass das nicht sauber erkannt wird.
[SPEAKER 1]
[00:23:29-00:25:25]
Kann ich nicht nachvollziehen. Das sind Sachen, wo ich sage, wir arbeiten heute mit Embryotransfer, mit ICSI und mit Obopik und weiß der Geier was. Aber Zwillinge können wir nicht diagnostizieren. Da ist doch irgendwas falsch. Entweder liegt das an verälteten Röntgengeräten oder Ultraschallgeräten oder... Keine Ahnung, irgendwas muss ja die Ursache sein. Aber wenn eine Stute vierfach untersucht ist, kann ich nicht nachvollziehen, warum das keiner sieht. Das sind auch so Verluste, die der Züchter am Ende tragen muss. Ich hatte eine Besitzerin dabei, die hat ja dreimal Zwillinge drauf gehabt. Das sind dreimal Verluste von den kompletten Kosten. Das machen die ein Jahr, ein zweites Mal können die das nicht mehr tragen. Und das sind Dinge, warum ich sage, da muss man darauf hinweisen und sagen, hier muss was passieren. Oder da muss man sich mal kümmern. Man muss sich kümmern. Ich will auch keinem Tierarzt einen Vorwurf machen, die können vielleicht gar nichts dafür. Aber man muss gucken, woran liegt es und man muss gucken, wie man das abstellen kann. Weil diese Verluste kann kein Züchter tragen auf Dauer. Das geht einfach nicht. Das können wir nicht mehr finanzieren heute. Nach der neuen GOT schon gar nicht mehr. Die Besamungskosten sind ja heute schon teurer wie das Abend. Und wenn dann auch noch solche Verluste getragen werden müssen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Züchter aufhören. Wenn die keine Lust mehr haben, das kann man nicht mehr finanzieren. Es sind viele Faktoren, die damit reinspielen. Ich kann zum Beispiel auch aufgrund der Zahlen, wie wir eben schon gesagt haben, wie viele es jedes Jahr sind. Es waren am Anfang immer so, es werden jetzt mehr, dadurch, dass das mehr publiziert wird. Aber konstant waren wir immer so um die 500. Letztes Jahr waren es 630. Dieses Jahr bin ich gesamt bei circa 500. Und ich kann jetzt schon prophezeien, dass es im nächsten Jahr noch mal 20, 30 Prozent weniger sein wird.
[SPEAKER 2]
[00:25:26-00:25:26]
Und woran machen Sie es fest?
[SPEAKER 1]
[00:25:28-00:27:30]
an den Züchtern. Nicht hinterfrage, ob die besammelt sind. Habt ihr besammelt dieses Jahr? Wie viele habt ihr? Es sind nicht 10%, es sind nicht 20%, es sind mehr. Es sind wesentlich mehr. Und der ganze Trend ist ja absehbar. Es werden weniger Reitturniere, gerade auch im Freizeitbereich. Auch für die Jugend wird immer weniger. Die kleinen Turniere werden immer weniger, wo die anfangen zu lernen, wo die hin können. Die Wenn junge Reiter anfangen, die gehen nicht auf ein Profiturnier. Und diese häuslichen Turniere, diese regionalen Turniere, das wird immer weniger. Hängt auch damit zusammen, dass auch hier die Auflagen immer höher werden, dass die Bürokratie uns immer mehr in den Weg stellt. Und ich denke mal, ob das der Sinn und Zweck ist, die Sportart zu eliminieren, weiß ich nicht. Das sehen wir ja im Rennsport auch. Jeden Sonntag sind die Leute auf die Rennbahn gefahren, schickes Kleid an, Hütchen auf. Heute sitzen am PC und sagen, Füße hoch, brauche ich nicht raus. Also diese Digitalisierung hat nicht nur Vorteile. Das hat auch alles so ein bisschen einen sozialen Aspekt, wo ich sage, die Kommunikation untereinander oder dieses Schauen und Gucken und Live-Sehen wird weniger, weil wir immer bequemer werden, weil wir immer Man muss nicht mehr rausgehen, zwangsläufig für viele Dinge. Ist in allen Bereichen so. Ist bei Autorennen, bei Fahrradrennen egal. Bei allen Sachen so. Aber wir sollten vielleicht mal anfangen, darüber nachzudenken, ob das alles so richtig ist. Weil wir verlieren ja auch die sozialen Kontakte untereinander. Wenn wir zum Beispiel sagen, wir fahren jetzt mal auf so eine Registrierungstour von den Fohlen, da treffen wir Hinz und Kunz und Müller und Meier und man hält mal ein Schwätzchen, man bleibt so in Kontakt und telefoniert mal miteinander. Das geht alles verloren. Das ist alles weg. Wenn ich zu Hause sitze und gucke bei Clip My House oder Rimondo, dann gehen diese Kontakte verloren. Und dadurch geht auch das Miteinander der Züchter verloren. Und das ist echt schade.
[SPEAKER 2]
[00:27:31-00:28:02]
Vor wenigen Wochen haben Sie, stellvertretend für auch die vielen Menschen, die dahinterstehen in der Amtsstudie in Deutschland, die Fohlen, die Stuten, 9000 Euro Preisgeld erhalten für den Wios Courage Award, den wir bei den Deutschen Meisterschaften in Balbe verliehen haben. Was wird aus diesen 9000 Euro, die ja im Sinne des Preiszweckes, ich will nicht sagen angelegt ist das falsche Wort, aber zumindestens investiert werden sollen. Was passiert damit?
[SPEAKER 1]
[00:28:03-00:28:28]
Also wir werden auf jeden Fall ein neues, zweites Paddock auf der Mutterlosen-Aufzuchtstation bauen lassen, weil diese Mutterlose, viele Mögen das vielleicht nicht verstehen und sagen, ja, aber die arbeiten ja nicht nur ehrenamtlich. Nee, tun sie nicht. Aber wenn man die Stunden rechnet, die die da rein investieren, dann ist das schon mehr oder weniger ehrenamtlich.
[SPEAKER 2]
[00:28:28-00:28:32]
Das aber nicht hier vor Ort, sondern bei einem Kollegen von Ihnen in Niedersachsen.
[SPEAKER 1]
[00:28:32-00:29:47]
Genau. Das ist mein Gott in Damme. Das ist die mutterlose Aufzuchtstation, wo die Fohlen hinkommen, für die ich keine Ahnung finde. Die haben ein großes Paddock, aber das reicht nicht aus für alle Fohlen. Und die sollen alle die Chance haben, draußen zu sein und auch Licht, Luft und Bewegung zu haben. Und damit das für die besser zu handeln ist und auch nicht mehr so zeitaufwendig ist, macht es Sinn, da ein zweites großes Paddock, dass die Fohlen raus können. Die sind ja in Gruppen, die werden ja nicht alleine aufgezogen, sondern immer in Zweier-Dreier-Gruppen. Und dann kommen immer die Gruppen zusammen raus. Und das ist natürlich top. Die investieren da auch privat sehr viel rein. Die haben so ein blaues Nachtlicht im Stall, dass die Fohlen nicht immer hochschrecken, wenn nachts einer mit Milch kommt. Die werden alle zu den gleichen Zeiten getränkt, egal wie alt die sind. Und dann erleichtert das denen unheimlich die Arbeit, wenn die ein zweites Paddock zur Verfügung haben. Die stellen den Platz ja auf. Das ist ja ihr privates Gelände zur Verfügung. Also das finde ich schon toll. Also ich denke, das ist sehr nützlich. Und von dem Rest werden wir dieses armenstutendeutschland.de neu erstellen, weil diese Seite nicht mehr zugänglich ist.
[SPEAKER 2]
[00:29:49-00:29:50]
Also eine neue Webseite.
[SPEAKER 1]
[00:29:50-00:30:09]
Eine neue Webseite, genau. Und damit wir zu jeder Tages- und Nachtzeit rund um die Uhr für alle greifbar sind. Wenn man eine Amme sucht, guckt man zuerst unter Ammenstuten. Die Adresse kennen auch viele und dann bleibt das auch erhalten und jeder kann es finden. Und ich denke, das hilft allen. Das macht einen Sinn.
[SPEAKER 2]
[00:30:11-00:30:16]
Was machen Sie eigentlich, wenn Sie mal in Urlaub fahren? Haben Sie dann Ihr Handy auch?
[SPEAKER 1]
[00:30:16-00:30:20]
Ich habe mein Handy sogar im Krankenhaus mit.
[SPEAKER 2]
[00:30:20-00:30:21]
Das ist wirklich 24-7?
[SPEAKER 1]
[00:30:21-00:32:35]
Ja, wirklich 24-7. Und wenn ich nicht direkt drangehe, bin ich entweder im Gespräch oder ich sehe das ja dann und dann rufe ich zurück. Also ich mache es wirklich. Und deswegen sage ich ja, das ist schwierig. Es ist auch schwierig, das auf mehrere Leute zu verteilen. Weil wenn jeder ein bisschen was weiß, dann kommen die, die am nächsten sind oder die am besten passen, vielleicht gar nicht zusammen. Und deswegen ist es sinnvoll, dass das, finde ich jedenfalls, in einer Hand liegt. Nicht, weil ich das alleine machen will. Wir haben das schon mal versucht zu teilen, aber das funktioniert nicht. Das funktioniert einfach nicht. Und so können die sich da entweder eintragen oder direkt anrufen. Und dann kann ich gucken, was geht, dass der schnellste Weg ergriffen wird. Und bislang klappt das super. Und ich habe wirklich Leute, die schon das dritte, vierte, fünfte Mal eine Klientel haben. Oder jetzt hatte ich zum Beispiel jemanden, der anrief und gesagt hat, wir hatten vor fünf Jahren schon mal Kontakt und das hat so gut geklappt. Die waren aus dem Hartz und denen konnte ich jetzt gerade wieder helfen mit einer ganz einfachen Geschichte, war auch ein älteres Fohlen und so aus dem Erfahrungswert heraus und ich denke mal, das ist ja das, was es nachher ausmacht. Das geht nicht um mich, es geht auch nicht um persönliche Erfolge oder weil ich das will, sondern einfach, es soll funktionieren. Das ist der Hintergrund. Es soll einfach funktionieren. Ich bin zufrieden, wenn ich für jedes Fohlen eine Lösung finde und für jedes Tute. Man unterschätzt unheimlich, wie sehr Stuten nach innen leiden, wenn die nicht wieder einen Fohlen kriegen. Die Züchter, die das erfahren haben, werden das bestätigen. Wenn an eine Stute, die einen Fohlen verloren hat, ein nächstes Fohlen drankommt und man guckt ins Gesicht dieser Stute, dann sieht man erst, wie die gelitten hat. Das sagen viele Besitzer, die hinterher sagen, das hätte ich nie für möglich gehalten. Auch die Tierärzte sagen oft, die Milch geht schnell weg. Nein, Es gibt Studen, die werden bis zu zwei Jahren nicht wieder tragen, weil die nach innen weg trauern. Weil die wirklich die Trauer nach innen weg tragen. Logisch, ist ein Fluchttier. Aber ist schon echt nützlich.
[SPEAKER 2]
[00:32:36-00:32:45]
Ja, Frau Wiegmann, auch im Namen unseres ganzen Teams und auch der Jury noch mal Gratulation zum We Are Courage Award.
[SPEAKER 1]
[00:32:45-00:32:48]
Danke, danke, da bin ich sehr stolz drauf.
[SPEAKER 2]
[00:32:48-00:33:01]
Eine wirklich fantastische Leistung, die Sie vollbringen und auch die Menschen, die da mit beteiligt sind. Deswegen Chapeau, ich glaube im Namen der ganzen Pferdewelt sagen wir Danke.
[SPEAKER 1]
[00:33:01-00:33:06]
Sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass man das macht. Sollten alle so handeln.
[SPEAKER 2]
[00:33:07-00:33:12]
Ja, da sind Sie auf jeden Fall eine Inspiration für viele.
[SPEAKER 1]
[00:33:12-00:33:38]
Ich hoffe das. Noch so ein bisschen Hintergrund, warum ich das Ganze ehrenamtlich mache, ist zwar sekundär, aber für mich persönlich wichtig, weil es wird immer heute so viel auf die Jugend geschimpft. Und die Jugend lebt eigentlich das nach, was wir vorleben. Wenn ich aber der Jugend heute vorlebe, dass ich so eine Notsituation finanziell mir zunutze mache, dann werden die es nicht anders machen. Ist das der Weg?
[SPEAKER 2]
[00:33:39-00:33:41]
Vorbilder. Es braucht Vorbilder.
[SPEAKER 1]
[00:33:41-00:33:44]
So, da sollten wir alle uns mal an die eigene Nase fassen und drüber nachdenken.
[SPEAKER 2]
[00:33:45-00:33:48]
Können wir viel bewirken.
[SPEAKER 1]
[00:33:48-00:33:49]
Packen wir es an.
[SPEAKER 2]
[00:33:49-00:34:09]
Und wir leisten hier mit dem Podcast einen kleinen Beitrag. Vielen Dank, liebe Frau Wiegmann. Weiterhin viel Fortun für die Arbeit. Wir werden auch so ein bisschen begleiten, wie jetzt das Geld dann auch investiert wird in den nächsten Wochen. Gerne. Und dann freuen wir uns auf noch sehr viele Stuten, die eine Ammenstute, sehr viele Fohlen, die eine Ammenstute finden.
[SPEAKER 1]
[00:34:09-00:34:11]
Ich gebe mir Mühe.
[SPEAKER 2]
[00:34:11-00:34:11]
Vielen Dank, Frau Wiegmann.
[SPEAKER 1]
[00:34:12-00:34:12]
Gerne.
[SPEAKER 2]
[00:34:17-00:34:28]
Diese Folge wurde vorbereitet von Annika Voss, geschnitten und produziert von Gloria Alter. Mein Name ist Christian Kröber. Bis zum nächsten Mal beim WeHorse Podcast.