#105 Stuntreiterin Yvonne Gutsche: Der Weg zum gelassenen Pferd
Yvonne Gutsche ist bekannt als Stuntreiterin und Showreiterin. Ihre reiterliche Laufbahn startete im Bereich der Westernreiterei, heute sucht sie sich aus allen Reitweisen das raus, was ihr am besten gefällt.
Sicherheit rund ums Reiten ist ihr ein besonderes Anliegen, weil der Reiter eine Verantwortung für sich selbst, aber auch gegenüber der Familie und anderen Mitmenschen habe. Die Gesundheit und Sicherheit sollten immer die höchste Priorität sein, sagt Yvonne.
In dieser Folge des wehorse-Podcasts erklärt Yvonne, wie man sein Pferd zu einem sicheren Partner macht und wie die Schritte dahin aussehen können.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute habe ich eine Dame zu Gast, die bekannt ist als Show- und als Stuntreiterin. Sie ist Expertin für Sicherheit rund ums Pferd und sie ist Ausbilderin. Es handelt sich hierbei um Yvonne Gutsche, mit der ich unter anderem über Sicherheit spreche und wie jeder Mann und jede Frau besser und sicherer mit seinem Pferd umgehen kann. Dieser Podcast geht ja am heutigen Samstag live, das ist der 11.09. Und somit sind es nur noch 24 Stunden bis zum großen wehorse Online Festival. Unser großartiges Digital-Event, vier Trainer, die je eine Präsentation halten und sich danach euren Fragen stellen. Wir haben schon tausende, tausende Anmeldungen für Linda Tellington-Jones, Peter Kreinberg, Laura Nettelbeck und Claudia Butry. Das die vier Trainer, die am Start sind. Und als wäre das nicht genug, haben wir on top noch ein großes Gewinnspiel. Es gibt Preise im Wert von mehreren tausend Euro. Für alle diejenigen, die live mit dabei sind, die kostenfreien Tickets gibt’s auf wehorse.com /festival-de. Das Ganze geht morgen pünktlich um 10 Uhr los. Wir freuen uns auf euch. Also wehorse.com/festival-de. Hallo Yvonne.
[SPEAKER 2]Hallihallo.
[SPEAKER 1]Schön, dass du da bist bei uns im Podcast. Ich freue mich. Wir sprechen über dich, über deine Philosophie und das, was dich ausmacht. Viele kennen dich als Stuntreiterin, als Showreiterin. Bei dir geht es uns auch sehr viel um Sicherheit rund ums Reiten. Wie würdest du dich selber beschreiben?
[SPEAKER 2]Ich würde sagen, ich bin so die Haribo Colorado Packung der ganzen Pferdeausbildung, weil ich mir einfach aus allen Reitweisen das raussuche, was mir am besten gefällt. Ich Probpferd für meine Pferde, für meine Ausbildungspferde verwenden kann. Ja, und deswegen sage ich immer, ich bin die Haribo Colorado Packung, weil ich mich nicht ganz gerne in eine Nische stecken lasse.
[SPEAKER 1]Aber grundsätzlich bist du ja auch eher Western geprägt.
[SPEAKER 2]Meine Kinderschuhe stecken in der Western Reiterei. Ich werde natürlich auch immer in gewisser Weise ein Cowgirl bleiben im Sinne von Cowgirl Pro Pferd. Aber ich reite seit vielen, vielen Jahren reitweise übergreifend, weil ich an meiner eigenen Studie gemerkt habe, meiner Quater-Raining-Studie, die hat die klassische Ausbildung gebraucht, die ruhige klassische Ausbildung, auch so ein bisschen die Anlehnung, um so weit mental stabil und selbstsicher zu werden, dass ich sie dann auch am Loose Reign reiten konnte.
[SPEAKER 1]Kommen wir gleich nochmal dazu, zu deinem quasi-hippologischen Werdegang. Ein großes Thema, was Menschen mit dir verbinden, die dich zum Beispiel auf Shows sehen, Equitana, viele andere. Da reitest du mit deinem Pferd durch eine Pappwand, einen fahrenden Hänger hoch. Das sind alles Themen, die jetzt Otto Normalverbraucher ja nicht häufig machen würde. Deswegen ein großes Thema, was dich beschäftigt, ist Sicherheit rund ums Pferd, insbesondere in auch kritischen Situationen. Warum ist es wichtig, dass wir mit unserem Pferd sicher umgehen?
[SPEAKER 2]Einmal haben wir eine Verantwortung gegenüber uns, unserer eigenen Gesundheit. Wir haben nun den einen Körper. Zweitens haben wir eine Verantwortung gegenüber unserer Familie. Also wenn wir mit unseren Pferden unterwegs sind und mir passiert etwas oder irgendjemandem anderem, dann haben wir oftmals Familienmitglieder zu Hause, Kinder, alles drum und dran. Und wir haben auch noch eine Verantwortung gegenüber anderen Mitmenschen. Wenn wir jetzt überlegen, ich bin mit meinem Pferd im Gelände und ich weiß, der ist einfach nicht schrecksicher und der verschreckt, rennt los, kreuzt über eine Hauptstraße und ein Familienpapa mit drei Kindern zu Hause weicht aus, landet im Auto, kommt nicht nach Hause, dann ist das mehr als dramatisch. Und wo ich 2018 in Zusammenarbeit mit Cavallo für die FN die GHP überarbeitet habe, da
[SPEAKER 1]habe ich mir mal vorgenommen. Erklär mal kurz, was die GHP ist.
[SPEAKER 2]Die GHP ist die Gelassenheitsprüfung der FN, die einfach die Sicherheit, also die Gelassenheit der Pferde da auf die Probe stellt. Und als ich die überarbeitet habe, habe ich mir vom Bundesstatistikamt mal die Zahlen kommen lassen, der jährlich verursachten Unfälle durch und mit Pferden sowie von manchen Versicherungen. Und diese Zahl war so horrend, obwohl nicht alle Pferdeunfälle meldepflichtig sind, dass ich echt gedacht habe, wir müssen da dringend etwas machen, um es einfach sicherer zu machen.
[SPEAKER 1]Was ist denn der häufigste Unfall?
[SPEAKER 2]Das hält sich eigentlich wirklich die Waage. Also wir können sagen, die meisten entstehen durch ein Erschrecken am Pferd. Da passieren die meisten Unfälle im Sinne von, dass man sagen kann, unterm Reiter und auch an der Hand. Es gibt so Statistiken.
[SPEAKER 1]Also Pferd reißt sich los. Ich führe mein Pferd zur Weide, Pferd reißt sich los.
[SPEAKER 2]Tritt noch aus, wirst getroffen vom Tritt.
[SPEAKER 1]Genau, ich breche mir mein Bein, gehe ins Krankenhaus zum Beispiel.
[SPEAKER 2]Solche Unfälle, genau. Oder beim Reiten, Pferd geht durch, schleift den Reiter hinterher oder rennt wo rein, verletzt andere. Und das finde ich, sind ganz, ganz präsente Themen, weil wir wollen ja Spaß mit unseren Pferden haben, Freude. Aber es muss natürlich auch so ablaufen, dass wir die Menschen, die wir lieben, schützen und die Menschen, die mit uns da draußen unterwegs sind.
[SPEAKER 1]Und am Ende auch Schaden vermeiden, weil das auf der einen Seite ja auch klar ist, das ja das Wichtigste, dass man quasi die Menschen schützt. Auf der anderen Seite ist es natürlich als Pferdbesitzer auch total ärgerlich. Mein Pferd reißt sich los, galoppiert nach Hause, galoppiert über drei Autos gefühlt nochmal rüber. Das ist ja auch nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig.
[SPEAKER 2]Nein, ich kann aus Erfahrung sagen, das ist echt ein ganz, ganz blödes Gefühl. Also man rückt ja da aus wie die Feuerwehr und jedes Mal, wenn man ankommt, ist der Brandherd weg, weil er läuft. Das ist natürlich eine super schwierige Sache. Und auch ich und meine Familie. Also ich bin auch nicht von solchen Situationen oder Unfällen gefreit. Ich komme aus einer nicht reitenden Familie. Ich weiß ganz genau, wie das ist, wenn man da steht und sich überlegt, oh meine Güte, was macht das Rost da jetzt gerade? Oder Hilfe, ich rutsche jetzt in eine Situation rein und ich habe kein Werkzeuggürtel, wo ich einen Lösungsweg anbieten kann, wo ich mein Gegenüber rausholen kann. Und das macht es natürlich schwierig und ich kann jedem nachvollziehen, wie es sich da einfach fühlt. Aber es gibt Möglichkeiten, wo wir daran arbeiten können, dass wir in solche Situationen nicht mehr rutschen oder vielmehr die nicht mehr so brisant sind für uns und unseren Gegenüber.
[SPEAKER 1]Es gibt ja auch ganz verschiedene Situationen. Also es ist ja ein Unterschied, ob ich jetzt das Pferd zur Weide führe oder beispielsweise über eine Autobahnbrücke. Kann man das kategorisieren, dass es irgendwie so einfache Situationen gibt, mittlere und schwere?
[SPEAKER 2]Finde ich nicht, weil das ist immer von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Also bestes Beispiel, das ist jetzt natürlich ein gemeines Beispiel. Mit meiner Bailey könnte ich auch auf dem Standstreifen an der Autobahn gegen den Gegenverkehr galoppieren. Die würde nicht mal links und rechts mit den Ohren untergehen.
[SPEAKER 1]Aber das ist ja auch deine Show, die ist total abgeklärt.
[SPEAKER 2]Die ist dann natürlich total abgeklärt. Jetzt sagt der Nächste, der hat zum Beispiel schon Mühe, sein Pferd auf die Weide zu führen. Das knallt schon auf dem Weg auf die Weide, weil es sagt, ich möchte jetzt auf die Weide. Dann fängt es da schon an, rumzusteigen, rumzutänzeln, auch mal zu treten, versuchen, die Räume einzunehmen. Der Nächste hat dann vielleicht Mühe mit dem Auto. Also das ist von Pferd zu Pferd zu Pferd einfach unterschiedlich, wo die Frustrationsgrenze liegt und die Stresstoleranzgrenze einfach auch.
[SPEAKER 1]Wie komme ich denn dahin, wie du oder an den Punkt, wo du mit deiner Stute Bailey stehst? Was sind so die ersten Schritte, die ich machen kann, dass ich diese Kommunikation mit meinem Pferd verbessere und sicherer werde in kritischen Situationen?
[SPEAKER 2]Grenzennähe und Respekt, weil aus Erbziehung wird Beziehung. Also das sind viele kleine Bausteine, die da ineinander drehen. Also das ist ja nie ein großes Zahnrad, was man drehen muss. Meistens sind es viele kleine Räder, die man justieren muss. Und für mich steht so am Anfang erst mal das Guterzogen, sage ich immer. Also ein gut erzogenes Pferd, das schaut einfach auch auf das kann ich besser einwirken, als wenn mein Pferd, wenn nichts außenrum ist, schon um mich rumhippelt, nicht neben mir stehen bleibt, nicht nach mir schaut. Und dann kommen noch äußere Reize oben drauf. Dann wird das natürlich eine super explosive Mischung. Das heißt, ich würde am Anfang immer erst mal gut erzogen hinstellen. Wir wollen einfach immer schon mal den Harmoniepreis mit unseren Pferden gewinnen. Können wir aber nicht immer. Das ist wie bei einem Kind. Du kannst ein Kind auch nicht immer mit Ja erziehen. Und ich weiß, dass Nein sagen für viele, viele Menschen sehr, sehr schwierig ist, weil sie ja das Pferd auch lieb haben. Aber für mich ist zum Beispiel Nein, ich sage immer aus Liebe Nein, weil Nein ist für mich die ehrlichste Antwort und das größte Liebesbekenntnis, was ich meinem Gegenüber geben kann. Weil ich das zehnmal von mir selber begründen werde. Also ich werde mir ganz genau überlegen, was ist für mich in Ordnung? Wie darf sich mein Gegenüber verhalten? Und alles, was aus diesen Strukturen rausgeht, sage ich Nein, sodass wir da eine gewisse Grundordnung reinbekommen, um dann in den nächsten Schritt einfach überhaupt gehen zu können. Weil das baut ja auch alles aufeinander auf.
[SPEAKER 1]Was heißt das jetzt konkret im Alltag? Also fange ich damit an in dem Moment, wo ich das Pferd das erste Mal sehe und ich als jetzt neu Pferdebesitzer das Pferd bekomme. Kann ich mit meinem Pferd, wo vielleicht schon so ein bisschen das Kind in den Brunnen gefallen ist, jetzt auch damit loslegen? Wann starte ich damit?
[SPEAKER 2]Prinzipiell immer gleich. Also ich starte damit immer, sobald ich ein Pferd an die Hand nehme, dass ich einfach in die Überprüfung gehe, dass ich Führen und Folgen mache, aus dem Herdenprinzip heraus in die Raumarbeit reingehe, Räume für mich einnehmen kann, ein Pferd in einen anderen Raum reinschicken. Ich stelle mir das immer dann so vor wie eine Uhr, wo ich sagen kann, ich möchte jetzt den Platz zwischen sechs und drei haben. Dann sollte das Pferd diesen Raum mir freigeben einfach. Und das sind so Sachen, wo ich da auf alle Fälle sofort schon starte, egal welches Pferd ich an die Hand nehme, weil ein Pferd prinzipiell geführt werden möchte.
[SPEAKER 1]Und das ist ja auch so, wenn jetzt ein Pferd, du hast es ja sehr schön mit dem Kind gerade verglichen, eigentlich ist es ja eine super Analogie, weil ein Pferd kommt als Fohlen auf die Welt, wird dann Einflüssen ausgesetzt und diese Einflüsse prägen ja auch dann den Charakter. Ist ja bei Menschen genauso. Was sind da aus deiner Sicht so die zwei, drei Dinge, die du immer wieder bei Pferden siehst, wo du sagst, das muss man auch wirklich korrigieren? Das kann irgendwann auch sicherheitsrelevant werden?
[SPEAKER 2]Naja, die testen natürlich auch an. Also wie gesagt, es sind wie kleine Kinder, das ist egal was es ist, alles ist Beziehung. Das ist wurscht, ob es Mensch Mensch ist, Mensch Pferd, Mensch Hund, Mensch Bär, das ist eigentlich prinzipiell mal egal. Zum Thema Bär kommen wir gleich auch noch. Alles ist letztendlich Beziehung und da tut man natürlich auch Grenzen ausloten. Das gehört auch zu einer authentischen Beziehung dazu. Und die testen an, die testen an, was darf ich. Darf ich meine Mama hier über das Mannheimer Equitana Areal schleifen als Beispiel? Nein, da muss man sagen, was ist für mich selber in Ordnung? Man muss hergehen und muss sich selber überlegen, wie möchte ich das gewisse Rituale ablaufen? Und für mich ist eines der wichtigsten Bausteine zum Beispiel schon wirklich das Thema Führung. Also wirklich diese Thematik zu sagen, nein, du hast hinter mir zu laufen, du darfst vorkommen, wenn ich das möchte. Wenn ich abbiege, dann möchte ich dich nicht permanent am Strick merken, bitte schau nach mir. Weil dann kann ich auch sagen, wenn Reize kommen von außen, nein, brauch dich nicht interessieren. Mama ist prinzipiell Herr der Lage, ich habe es im Griff.
[SPEAKER 1]Wenn man deine Lehreneinheiten sieht, die du ja auf verschiedensten Veranstaltungen auch gibst, du gibst ja auch Clinics dazu, sieht man ja, dass es auf der einen Seite dieses generelle, wir wollen ein gut erzogenes Pferd, aber es sind ja sehr, sehr viele kleine Schritte dahin. Kannst du mal diese kleinen Schritte beschreiben? Weil es ist ja nicht so, dass man sagt, okay, ich möchte jetzt, dass du gut erzogen bist, liebes Pferd, sondern es ist ja im täglichen sehr viele kleine Sachen, zum Beispiel mit einer Mülltüte am Pferd entlang gehen, Dinge austesten. Das ist ja der Weg dann dahin.
[SPEAKER 2]Genau, das ist dann praktisch der zweite Baustein. Ich baue erst die, sagen wir, höflichen Umgangsformen ein, so die Knicken Umgangsformen. Und wenn ich das habe, das ist der erste Baustein, der dann in den zweiten Baustein überleitet, wo wir dann praktisch in das Gelassenheitstraining kommen, wo ich dann sage, okay, das Pferd muss gezielt an äußere Reize gewöhnt werden. Ja, ich mache das bei mir zu Hause zum Beispiel, da sieht es immer aus wie schöner wohnen. Schon auch bei meinen kleinen Fohlen, da habe ich eine Plane auf dem Paddock liegen, die müssen vom Paddock auf die Weide.
[SPEAKER 1]Also von Anfang an eigentlich, ne?
[SPEAKER 2]Genau, von Anfang an. Ich mache mir wirklich die Gewöhnung zu Nutze und natürlich auch, dass die sich das untereinander abschauen. Und dann können die in Ruhe in den Alltagssituationen da rein wachsen. Die gehen bei mir auch durch die Hänger. Also wenn meine Pferde, meine ganzen Jungpferde von der Weide auf den Paddock möchten zum Trinken, dann gehen die vorne durch den Fronteinstieg hoch.
[SPEAKER 1]Du hast sie da so hingestellt, den Hänger?
[SPEAKER 2]Genau, ja. In dem Moment ist der Hänger irgendwann kein Fremdkörper. Und der Älteste, der in der Herde ist, der kennt das System natürlich schon.
[SPEAKER 1]Der führt die anderen da durch?
[SPEAKER 2]Dann beobachten die das und dann gehen die anderen letztendlich mit. Und so kann ich mir die Habitation zu Nutzen machen, dass der Hänger kein Fremdkörper ist. Und das mache ich mit sämtlichen Reizen. Weil wenn wir immer alles wegnehmen, dann setzen die Pferde auch ihre Toleranzgrenze immer kleiner. Und je mehr sie in unserem Umfeld kennenlernen, umso sicherer werden sie. Also ich finde das auch sehr, sehr schade, teilweise die Entwicklung. Weil das war ja schon immer da, dieses Wissen. Wir kochen alle nur mit Wasser. Wir haben das nicht erfunden. Gehen wir mal zurück. Wir sind früher mit den Pferden in den Krieg geritten. Also nicht, dass ich jetzt sage, wir sollen mit den Pferden in den Krieg reiten. Das meine ich damit nicht.
[SPEAKER 1]Aber das ist die Historie des Pferdes.
[SPEAKER 2]Ja, und wir sind da rausgeritten und dann haben wir einhändig da rumgesäbelt und die haben uns als unsere Partner mit Levade und Kapriolen den Front und Rücken freigehalten, damit wir heile wieder heim zu unserer Familie kommen. Und heute erklären wir, wir können nicht ausreiten gehen, wenn es ein bisschen windet. Da ist doch in der Zusammenarbeit, in der Partnerschaft, in dem Team, Mensch Pferd, vielleicht ein bisschen was verrutscht.
[SPEAKER 1]Und das ist ja genau das, was man sagt. Je tiefer man die Schwelle setzt, die quasi das Pferd auch an Reizen, quasi denen das Pferd an Reizen ausgesetzt wird, desto einfacher wird es. Ich kenn’s jetzt von mir selber, ich bin früher auch mal Dressur geritten. Gerade jetzt in der Dressurszene wird immer gesagt, wir müssen die Pferde möglichst von diesen Reizen fern halten, weil das ist nicht ideal. Du schüttelst eher mit dem Kopf.
[SPEAKER 2]Ich finde das so gemein. Ich muss jetzt aufpassen, was ich sage. Ich finde es einfach dem Pferd gegenüber gemein.
[SPEAKER 1]Genau, da will ich hin.
[SPEAKER 2]Für mich ist dieser Punkt, je weniger die kennen, umso mehr Stress haben die. Aber unsere Pferde haben doch auch ein stressfreies Leben verdient. Wenn ich die gewöhne, dann haben die zwar am Anfang mit dem Reinwachsen ein bisschen Stress. Ja, mein Leben ist auch Stress, als raus aus der Komfortzone. Aber je mehr sie kennen, umso stressfreieres Leben können sie dann auch führen. Umso entspannter sind sie und umso mehr Freude haben wir. Ich glaube, das würde allen gut tun, weil ich bin super viel unterwegs. Auf Kursen, auf Live-Trainings, auf Turnieren für meine Galas, wo ich mitabreite, auf Messen. Ich sehe viele Bilder, wo der Umgang etwas holpert miteinander, ein bisschen ruppiger wird zwischen Mensch und Pferd. Weil dann der Stress aufkommt, das Pferd hat Mühe mit der Situation, dann wird es ein bisschen enger genommen, dann wird es ein bisschen ruppiger. Der Mensch hat dann auch Angst, weil er will sich entweder gut präsentieren oder Angst, dass er die Situation nicht unter Kontrolle hat. Und dann bekommen wir lauter so unschöne Bilder, die einfach nicht sein müssten. Wenn wir diese ganzen Grundbausteine, wie ich es mit dem Pferd und mit dem Reiten erarbeitet habe, Schritt bei Schritt durcharbeiten, dann kommen wir in solchen Situationen auch einfach, dass wir es sehr gut abholen können und da einen schönen, guten Weg herausfinden, ohne dass wir unhöflich werden müssen zueinander oder vielleicht das Pferd einfach zu eng nehmen oder irgendwas. Weil wenn ich irgendwo bin, und das passiert mir selber auch, Christian, ich nehme mich da nicht außen vor. Das ist eine normale menschliche Reaktion, wenn man in eine Situation rutscht, wo man denkt, jetzt wird es blöd. Natürlich machst du Geschwind zu, da sitzt doch keiner da drauf und sagt, jetzt warten wir mal, bis die Kiste knallt und dann gucken wir, was wir machen. Also ich kann da auch jeden verstehen und es geht auch. Wir haben viele, viele gute Beispiele, wo man auch sieht, es geht. Wir müssen nur noch mehr daran arbeiten und es umsetzen und das würde ich mir so sehr wünschen.
[SPEAKER 1]Du hast zu Hause den Hänger eingebaut, wo deine Jungpferde quasi einmal durch müssen, wenn sie auf den Paddock oder auf die Weide wollen. Was sind noch so Dinge, die jeder täglich einbauen kann?
[SPEAKER 2]Alles mögliche.
[SPEAKER 1]Weil Hänger ist ja nicht für jeden, wenn man im Pensionsstall ist, kann man auch nicht sagen, du hör mal zu, der Zugang zur Weide, das muss jetzt ein Hänger werden. Da sagt ja nicht jeder Stallbesitzer sofort, ja, das machen wir. Was sind sonst so Dinge, die man so einfach einbauen kann, locker flockig?
[SPEAKER 2]Also was man locker flockig einbauen kann, sind Sichtreize, sagen wir zum Beispiel Luftballonfahne. Wenn ein Pferd zum Beispiel eine Paddockbox hat, dann kann man das Flatterband einfach gut mit einbauen, wo es durch mit. Bitte mit den Boxennachbarn klären, nicht, dass da irgendwie Ärger dann auftaut. Ich habe ein Wasserbecken, wo sie dann dran rumprobieren können.
[SPEAKER 1]Das liegt dann im Paddock?
[SPEAKER 2]Genau, das liegt im Paddock, wo die dann einfach rumprobieren dürfen oder der Rasensprengler läuft mal. Ich habe es natürlich ein bisschen einfacher, weil ich zwei Anlagen habe. Die Double Divide besteht aus zwei Höfen letztendlich und ich kann von nah zu fern arbeiten, weitere Sichtsachen irgendwo auch mal außerhalb aufbauen, wo dann plötzlich kommen. Und man kann prinzipiell an den unterschiedlichen Reizauslösern arbeiten, sei es Geräuschreizauslöser, Sichtreizauslöser, Untergründe oder mal mehrere Sachen zusammen. Und da muss man einfach die Fantasie spielen lassen. Und da gibt es wahnsinnig viel Luftballons, alles Mögliche. Wirklich, ich schmeiße auch meinen Lufttütenpark, den ich hier dabei hatte, gut, da klebe ich sie fest, dass sie nicht davonfliegen. Aber dass auch ein Untergrund Geräusche macht oder ich mache auch mal einen beweglichen Untergrund da rein, wo die untersuchen dürfen. Und dann gewöhnen die sich da sehr, sehr schnell daran.
[SPEAKER 1]Du hast ja schon gerade berichtet, dass du mit der Deutsch-Rathaltischen Vereinigung an der Gelassenheitsprüfung auch gearbeitet hast. Warum ist eine solche Prüfung wichtig?
[SPEAKER 2]Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass wir das machen, dass wir unser Pferd einfach auch einschätzen lernen. Und natürlich finde ich es auch toll, dass so etwas außerhalb auch gemacht wird. Da braucht man gar nicht, also wenn etwas zu Hause funktioniert, ist das natürlich sehr gut, wenn wir auch eine Prüfung haben, wo wir hinfahren. Leute von außerhalb auch nochmal drauf schauen, wir ein Feedback bekommen. Also ich finde Feedbackarbeit ist sehr, sehr wichtig. Also ich glaube, da hast du mich jetzt auch das Wochenende ganz gut kennengelernt, dass ich selber zum Beispiel immer schaue, dass ich mir ein adäquates Feedback einhole. Feedback ist Fortschritt. Genau, was kann ich noch verbessern oder ändern. Und deswegen finde ich das ganz, ganz wertvoll, dass wir das machen. Also ich würde mir auch zum Beispiel wünschen, das war so ein Gedanke, was ich hatte bei uns aus der Westernszene früher bei den Rainern, da gibt es so Paid Warm-Ups. Ich weiß nicht, ob dir das was sagt.
[SPEAKER 1]Nee, erklär mal.
[SPEAKER 2]Das sind nachgestellte Turnierprüfungen. Da kannst du zum Beispiel sagen, du hast ein junges Pferd und da musst du nicht gleich in eine bezahlte Klasse rein oder in eine hohe, wo alles, ne. Das ist auf einem Turnier, wird eine gewisse Zeit geblockt, da kannst du dann für, sagen wir 20 Euro.
[SPEAKER 1]Kannst du dich einfach ausprobieren.
[SPEAKER 2]Kannst du dich ausprobieren in diesem Areal und kannst dann das Pferd abholen, wenn du merkst, das hat Stress da drin oder kannst gewisse Dinge mit dem Pferd da drin trainieren. Und ich muss sagen, ich hatte mir schon wirklich überlegt, was auch so eine, gerade für so Freizeitturniere oder so was, vielleicht echt auch so eine oder auch höhere, eine schöne Sache wäre, wären doch eigentlich wie so Gelassenheits-Paid-Warm-Ups, wo du sagen kannst, ja, die jungen Ressortpferde oder Springpferde oder wenn Freizeitreiter rausgehen, dann können die da in Ruhe auch noch das Pferdchen abholen, an die Reize gewöhnen. Dann kann man die da reinwachsen lassen und wenn man dann später in eine höhere Klasse reingeht, reagieren die da nicht mehr.
[SPEAKER 1]Und es ist ja auch, wenn man jetzt historisch guckt, wie sich auch Turnier- und Prüfungsformen entwickelt haben, eigentlich ja gar nicht so weit weg von dem, was es auch gab. Also es gibt ja jetzt in Aufbauprüfungen zum Beispiel gab es früher einen Gelassenheitssprung. Das ist ja auch etwas, wo man sagt, okay, wir wollen abfragen, ist das Pferd vielseitig ausgebildet und kommt es auch mit so einer Situation dann klar? Das ist ja eigentlich etwas, was man ja auch aus Ausbildungssicht total will, das vielseitig ausgebildete und vor allem gelassene Pferd.
[SPEAKER 2]Und da gibt es ein ganz faszinierendes Bild, das war in der, lass mich nicht lügen, Dortmunder Westfalenhalle, kann das sein? Oder in der Westfalenhalle? Das Pferd muss bleiben. Da gab es ganz früher diese Veranstaltung, das Pferd muss bleiben. Ja, 60er Jahre. 1968. Genau, und da gibt es dieses ganz alte Bild, wo zig Junghengste nebeneinander stehen, alle in der Wassertrenze. Die Reiter da oben drauf und hinten dran siehst du, wie dieses Publikum kröten, applaudiert und du siehst, wie völlig tiefenentspannt diese Pferde da stehen. Und das Bild hat sich bei mir, da hatte ich es mit Toms Lehmann drüber, kennst du bestimmt auch.
[SPEAKER 1]Natürlich, für alle unsere Hörer, einer der Zuchtexperten aus Westfalen, aus Warendorf.
[SPEAKER 2]Genau, und mit dem habe ich mich lange darüber unterhalten, weil ich mich auch gefragt habe, wie konnte das passieren? Das ist doch da gewesen, das haben alte Ausbilder gemacht, es gab ja auch einen alten Ausbilder in Warendorf, der wirklich hergegangen ist und auch sehr viel Gelassenheitstraining mit diesen ganzen Jungpferden noch gemacht hat, auch diese Reize trainiert hat. Und ich frage mich wirklich, wie hat das so wegrutschen können?
[SPEAKER 1]Vielleicht, wir können das fassen, kleiner historischer Exkurs. Ich meine, das war 1968, müssen wir nochmal nachschauen, aber auf jeden Fall Ende der 60er Jahre gab es diese große Veranstaltung in Dortmund, das Pferd muss bleiben. Weil es darum ging, dass das Pferd quasi, das war auch die, ja, als das Pferd noch nach dem Zweiten Weltkrieg quasi ein Nutztier war, ging es ja langsam in die Sportpferdehaltung. Und dann gab es verschiedene Gesetzesinitiativen, die so den Status des Pferdes auch in der Gesellschaft, Pferdehaltung und so weiter einschränken wollten. Und ich glaube, da war sogar der Bundespräsident damals dabei und hat mit vielen anderen Initiatoren diese Veranstaltung da ausgerichtet. Aber das zeigt doch, wenn man das jetzt quasi auf die heutige Zeit überträgt, dass eigentlich, wenn man jetzt eine volle Arena hat und wir wollen da reiten, das Problem eigentlich gar nicht die Pferde sind, sondern eigentlich ja eher die Menschen, die sagen, das Pferd ist dafür nicht gemacht, obwohl es eigentlich so gelassen sein könnte, dass es gehen würde.
[SPEAKER 2]Auf jeden Fall. Ich finde, was wir halt verlernt haben, ist über den Tellerrand einfach drüber zu schauen. Man wird für manche Sachen dann einfach so ein bisschen dann auch belächelt, weil die Menschen da verlernt haben, einfach mit einem offenen Mein zu denken. Also dieses Portfolio, das müssen wir dringend wieder öffnen, dass man einfach voneinander profitieren kann. Also wir haben so viele Dinge, wo ich manchmal ja einfach wirklich auch lachen muss. Also bestes Beispiel für mich hat jetzt nichts mit Gelassenheit oder so zu tun, wenn ich so weit mal kurz ausholen darf, ist zum Beispiel für mich das Thema Futterlob. Jedes Mal, wenn ich irgendwo sitze in einer Podiumdiskussion oder in einem Interview und ich werde dazu gefragt oder das Thema kommt auf, würde ich am liebsten lostraben und mir schon mal Popcorn holen. Ja, weil das ist so ein Unterhaltungsthema einfach und dann gehen die los und dann zerfleischen die sich. Ja, das ist das gleiche wie mit Gelassenheit. Der eine sagt, das Pferd hat vorne zu laufen, der andere sagt, das Pferd hat hinten zu laufen. Der nächste sagt, es ist doch lächerlich, was du da mit deinem Sack machst und das gleiche haben wir mit dem Futter. Dabei geht es doch nicht um gut oder schlecht. Es geht um das Ritual, dass ich mit meinem Pferd erarbeite und welchen Nutzen ich rausziehen kann. Also wenn wir es aufs Futter übertragen zum Beispiel, dann können wir jetzt sagen, die Diskussion Futterlob, ja, nein, das ist doch wurscht. Was möchte ich für mich persönlich entscheiden? Ich habe für mich entschieden zum Beispiel, für mich ist es völlig in Ordnung, wenn all meine Pferde nach einem Keks fragen. Die betteln auch mal. Weil ich für mich entschieden habe, dürfen sie. Ich würde auch fragen, wenn ich was möchte. Und jetzt kommen wir aber zum Punkt. Ich möchte, dass es höflich frägt und ich möchte keinen nölen, dass nur Motzen das Pony dastehen haben, wenn es nichts gibt.
[SPEAKER 1]Dass nur irgendwas macht, wenn es ein Leckerli gibt. Genau.
[SPEAKER 2]Weil das ist ja dann schon Abrichtung. Genau. Und dementsprechend habe ich meine Grundüberzeugung aufgebaut und kann dann da auch voll für einstehen. Und deswegen finde ich es wichtig, dass jeder zum Beispiel, der sagt, er hat ein Problemchen mit seinem Pferd oder Mühe beim Führen oder mit der Gelassenheit oder dann auf der Show oder auf der Messe, dass er sich wirklich hinsetzt, von mir aus eine Flasche Wein aufmacht und sich überlegt, wer bin ich, was mache ich und wo möchte ich hin? Und wie stelle ich mir die Zusammenarbeit, die Partnerschaft mit meinem Pferd vor? Und dann soll er sich das aufschreiben. Und wenn er es aufschreibt und visualisiert hat, was da nicht passt, dann nach Lösungsansätzen schauen und dann vielleicht auch mal gucken, okay, wer gefällt mir denn, wo ich sage, wow, bei dem funktioniert das super gut. Da ist das Pferd gelassen, da ist das Pferd schön an der Leistung gelassen und dann gucken, was haben diese Leute gemacht und dann kann man gewisse Dinge optimieren und am Rad drehen.
[SPEAKER 1]Wir haben ja schon die ersten beiden Stufen erarbeitet, also die Grunderziehung, dann das ganze Thema generell Gelassenheit im Alltag. Ja. Natürlich die Perfektion ist das, was du mit deiner Stute Bailey machst, zum Beispiel durch so eine Pappwand zu reiten. Wie schaffe ich das, ein solches Vertrauen mit meinem Pferd aufzubauen und kann ich das überhaupt mit jedem Pferd? Große Frage.
[SPEAKER 2]Bailey ist schon echt eine Messlatte, muss ich einfach sagen, weil ich wirklich auch sage, dieses Pony hat mehr Herz als Verstand. Die Bailey ist ein verdammt toughes Pferd, aber auch die Bailey, also ich meine, wir brauchen uns nichts vormachen, die hat auch ihre Arbeitsbedingungen. Also die kann eine Gewerkschaft gründen, wenn der was nicht passt, das brauchen wir uns nichts vormachen. Also die möchte zum Beispiel ganz genau wissen, das überprüft sie für sich selber immer, ist alles genauso sicher wie zu Hause, weil sie natürlich gelernt hat, wenn unterschiedliche Leute helfen beim Aufbauen, es kann auch mal wackelig werden. Ob man das in diesem Ausmaß mit jedem Pferd machen kann, also du kannst jetzt nicht aus Hasenherz Löwenherz machen, aber du kannst es kontrollierbar machen und du kannst reinwachsen und die Situation managen und du kannst viel, viel, viel darin verbessern. Und dann werden Dinge möglich, die wir so uns vielleicht nicht gedacht hätten. Also man kann wirklich ganz, meine Chexme zum Beispiel, die war am Anfang so sensibel und die ist nur geknallt. Ich weiß, ein guter Freund von mir hat gesagt, meine Güte Yvonne, was hast du dir da für einen Knallfrosch gekauft? Und du hast sie das Wochenende jetzt hier gesehen, wie entspannt sie in diesem Areal gelaufen ist und ich konnte sie langsam reinwachsen lassen und das ist die dritte Veranstaltung, auf dem ich sie dabei habe. Also es geht, es braucht dann vielleicht ein bisschen mehr Zeit, aber es ist definitiv möglich und wir müssen nur in kleinen Schritten uns immer weiter raustrauen und wenn wir merken, okay, da sind wir an der Grenze angekommen, da hat es jetzt Mühe, vielleicht wieder ein bisschen weniger machen, wieder annähern, wieder zurückziehen, mal über die Grenze drüberziehen, wieder zurück, bis wir das gewachsen haben, bis wir die Burg erobert haben.
[SPEAKER 1]Es ist ein gemeinsamer Weg am Ende, auf den man sich begibt.
[SPEAKER 2]Ja, definitiv.
[SPEAKER 1]Du selber kommst aus Baden-Württemberg, lebst in Bad Wimpfen und betreibst dort die Double Divide Branch, richtig?
[SPEAKER 2]Double Divide Training Stables.
[SPEAKER 1]Hier steht es auch, Double Divide Training Stables, du hast recht.
[SPEAKER 2]Ich habe es, aber es war früher die Double Divide Branch, aber ich habe seit so vielen Jahren angefangen, reitweise übergreifend zu arbeiten, auch viel dressurlich, mir aus allen Reitweisen das zusammenzusammeln, was ich gut finde, weil ich einfach sage, wir müssen unsere Pferde, also der Gebäude, der Charakter und das Lernverhalten des Pferdes gibt für mich eigentlich den Ausbildungsweg vor. Und das ist ja auch eigentlich reitweisenunabhängig. Genau, das ist reitweiseunabhängig und deswegen habe ich auch gesagt, ich möchte, dass es einfach auch der Name des Stalls neutral aufgestellt ist.
[SPEAKER 1]Dass man nicht so in der Western-Ecke quasi steht.
[SPEAKER 2]Genau, dass wirklich auch die Leute sagen, wo aus der Dressur-Szene kommen oder Freizeitdressur-Reiter oder Worker oder keine Ahnung Gangpferde auch sagen, ja, ich kann auch den Hörer in die Hand nehmen und auch die Ewan Gutsche da anrufen, wenn ich Mühe mit meinem Pferdchen habe oder wenn ich es ausgebildet haben möchte oder angeritten.
[SPEAKER 1]Was sind so Ausbilder, wo du sagst, die machen das echt gut? Weil du gerade sagst, du schaust quasi reitweisenübergreifend drauf. Was sind so reitweisenübergreifend Ausbilder, wo du sagst, da kann ich mir auch echt selber noch was abgucken?
[SPEAKER 2]Ich habe ja das so mein eigenes System, wie ich das abmache und sondiere, gebe ich ehrlich zu. Einer der wichtigsten Grundlagen war für mich, dass ich geschaut habe, wie alt sind die Pferde, die die Leute reiten. Weil ich immer sage, bestes Beispiel ist für mich einer der besten, die wir mitunter haben. Ute Hohl. Wahnsinn. Aus dem Westernbereich? Aus dem Westernbereich. Ist aber früher wirklich Dressur geritten und dann in den Westernbereich. Der ihre Stude Lilma Kena, die war 27. Da hat die mit einem Highscore von, ich weiß nicht mehr genau was, ich glaube 68 oder 72 und ein halb, keine Ahnung, möchte nicht lügen, die schwedische Profi gewonnen, alle nass gemacht mit 27. Und Ute hat mehrere solche Pferde. Also die muss in ihrem Ausbildungssystem einfach etwas super richtig machen, finde ich persönlich, dass die Pferde auch so lange halten. So alt werden auch im Sportbereich? Ich kann mich noch erinnern, dass ich mit dem Pferd, mit dem ich mental immer noch so an der Leistung stehe. Oder Miriam Wittmann, das Pferd, mit dem die Teamweltmeisterin geworden ist. Der war 24. Uta Gräf. Wir haben ja wirklich ein paar so, so tolle Ausbilder und da bin ich super dankbar, dass ich aus diesem Portfolio schöpfen darf, wie auch aus Bäcker oder so, wo ich echt sagen kann, ich lebe ja wirklich dieses Trainer and Friends, das ich wirklich sage, nur wenn wir untereinander uns öffnen und wirklich da reingehen. Und ich liebe es da wirklich auch mich weiterzubilden und ich kann das jedem auch nur empfehlen, weil Stillstand ist Rückschritt. Man wird es auch sehen, jeder gute Trainer geht auch her und trainiert auch wieder mit anderen Trainern. Das ist auch egal, zum Beispiel, ob es jetzt Grischa Ludwig ist. Der geht auch her wieder und trainiert mit einem Rainer aus den Staaten oder die anderen Dressurreiter oder sowas. Und das finde ich zum Beispiel sehr, sehr wichtig.
[SPEAKER 1]Also die Augen quasi auch offen halten und vor allem das Mindset sich bewahren, immer auch zu schauen, was passiert eigentlich.
[SPEAKER 2]Ja und mir ist auch sehr, sehr wichtig, dass ich mir den Ausdruck von den Pferden anschaue. Also was für ein Eindruck macht mir das Pferd? Ist das Pferd zum Beispiel unterm Reiter abgerichtet auf hinnehmen? Ja, dann denke ich mir, okay, gefällt mir nicht ganz so gut, wo ist der Partner? Ja, das ist nur noch funktionieren. Ist das Pferd nur gestresst und nur unter, also dass ich sehe, es ist über Druck geritten? Liegt mir nicht so gut, mag ich nicht ganz so gerne Überdruck und Kraft. Klar muss man manchmal auch drüber reiten und man kann nicht nur den Harmoniepreis gewinnen. Das möchte ich jetzt so auch nicht sagen. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mal eine Situation habe oder permanent. Und das sind lauter so Sachen, die ich mir einfach anschaue. Wie wirkt für mich ein Pferd? Wie bringt es sich auch selber mit ein? Ja und das sind dann solche Sachen, die ich kombiniere. Und danach suche ich mir dann einen Fachreiter aus oder Trainer, wo ich sage, ja, das gefällt mir. Und dann nehme ich den Hörer in die Hand und sage, wie sieht es aus? Habt ihr Lust?
[SPEAKER 1]Bei dir zu Hause in Bad Wimpfen gibt es ja nicht nur Pferde, sondern du hast auch nicht nur einen, aber einen ganz besonderen Waschbären, der eigentlich bei dir mit zu Hause lebt. Stimmt das? Ja, das ist richtig. Topsy. Topsy. Erzähl mal von Topsy.
[SPEAKER 2]Topsy ist Prinz Bär und mein Good Feel Manager. Das muss man einfach so sagen. Ich bin ja in der Wildtierrettung. Also ich mache ja viel Wildtierarbeit. Das ist mein Hobby, so wie ich auch viel fürs Veterinäramt arbeite. Und ich habe schon einiges großgezogen. Also von Reh, Kitze, Eichhörnchen, Wildschweine. Und eines Tages kam ich halt den Anruf und der kleine Waschbär war da. Und Topsy ist mit mir aufgewachsen und Topsy blieb. Und das ist hier mein Brother in Crime. Inzwischen fünf Jahre alt. Sechs Jahre. Der ist jetzt sechs Jahre alt und der wohnt wirklich bei mir mit meinem Wolfhund, Jasper und den Eichhörnchen, die ich noch großziehe, wohnen wir da zusammen.
[SPEAKER 1]Also eine ganz lustige Truppe.
[SPEAKER 2]Das ist ein recht buntes Rudel, würde ich sagen. Manchmal ein bisschen schwierig, weil ich dann immer allen erklären muss, dass Rudelmitglieder nicht gefressen werden. Und mein kleiner Wolfhund ist jetzt zwei. Der war natürlich auch am Anfang nicht ganz so amüsiert, wenn ich immer was angeschleppt habe und gesagt habe, das gehört jetzt zum Rudel und sind deine Bruder und Schwestern. Aber es funktioniert sehr gut untereinander.
[SPEAKER 1]Und Topsy schläft jede Nacht in einer Schublade oder meistens in einer Schublade. Und ich glaube, er hatte da richtig schon so Fernsehteams da, die das mal gefilmt haben.
[SPEAKER 2]Genau, richtig. Es war mehrfach Tatjana Gessler da, die haben das gefilmt.
[SPEAKER 1]SWR, glaube ich.
[SPEAKER 2]Ja genau, das war die SWR-Landesschau. Das ist auch lustig. Also er macht die sich ja auch selber auf und macht die sich selber zu und das sieht auch so lustig aus, wenn die Schubladen sich einfach bewegen und sowas. Das ist schon witzig. Also mit so einem Bär, jeder sollte so ein Glücksbär hier einfach haben.
[SPEAKER 1]Und jetzt ist ja der nächste Schritt, dass Topsy auch bei den Shows mitmacht.
[SPEAKER 2]Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein. Das wäre einfach zu viel. Ich glaube, das wäre auch nicht tiergerecht für ihn. Ich meine, so gerne ich natürlich diesen kleinen, dicken Bären dabei hätte, brauchen wir uns nichts vormachen, weil der Kuschelfaktor hat natürlich was. Aber der wäre nur gestresst.
[SPEAKER 1]Und das sind dann auch zu viele Einflüsse und dafür sind dann auch so Waschbären einfach nicht gemacht.
[SPEAKER 2]Ja, ich denke, das wäre einfach zu schwierig für ihn. Er hätte dann nur Stress, er hätte da Angst und das wäre nicht tiergerecht. Und für mich ist das allerwichtigste, dass wir immer pro Pferd arbeiten. Oder pro Bär. Genau, oder pro Bär.
[SPEAKER 1]Wir haben in unserem Podcast die vier klassischen WeHouse-Fragen, die jetzt auch auf dich warten. Oh mein Gott. Ich bin mir aber ganz sicher, die wirst du problemlos beantworten. Frage Nummer eins, die ich an dich habe, ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Ein Lebensmotto oder mit meinen Pferden jetzt?
[SPEAKER 1]Ein Lebensmotto.
[SPEAKER 2]Als raus aus der Komfortzone.
[SPEAKER 1]Sehr gut, das passt auf jeden Fall. Dann Frage Nummer zwei, gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]Ja, Frank Unrath. Wird keinem was sagen. Er ist ein Cowboy aus Amerika, der aus familiären Gründen in Deutschland gestandet ist. Der kam aus der Cutting-Szene, hat eine Ranch in Arizona-Scottsdale gehabt, hat auch mit den großen Legenden trainiert, auch mit den Horsemanship-Legenden. Er ist jetzt weit über 80, hat seine vier Lieblingsquartier damals hier mit rübergenommen, hat auch sämtliche Hall-of-Fame-Versteigerungen gemacht für die Cowboys und für so Mittelalter-Sachen. Und Frank war auf dem Nachbarhof und dem habe ich extrem viel zu verdanken, weil Frank der Mensch war, der jeden Nachmittag mit mir auf dem Reitplatz oder in der Reithalle stand, wo ich mit meiner Jungstudie da ankam als, ich glaube, elfjähriges Mädchen und hinten und vorne Probleme mit dem Pony hatte. Und Frank ist da jeden Nachmittag gestanden, hat erklärt, gemacht, getan. Er war derjenige, der mich massiv geprägt hat im Sinne Probpferd. Er war derjenige, der mich da sehr viel unterstützen gepusht hat mit meinen Eltern zusammen, auch dass er ermöglicht hat, die Connections dargestellt hat. Dann zu meinen Trainern nach Kanada rüber. Ich war ja erst in Kanada, dann in den Staaten und Frank habe ich sehr, sehr viel zu verdanken. Und bis heute bin ich ihm einfach unendlich dankbar, weil er so ein ganz altes Pferdewissen einfach noch hat und eine Wahrnehmung, die ist unglaublich.
[SPEAKER 1]Wunderbar. Frage Nummer drei. Wenn du Reitern bzw. Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Im Umgang.
[SPEAKER 1]Im Umgang.
[SPEAKER 2]Boah, das ist jetzt echt eine schwere Frage. Jetzt hasst du mich.
[SPEAKER 1]Wir haben über so vieles schon gesprochen.
[SPEAKER 2]Okay, wer bewegt wen? Weil wenn das geklärt ist, dann bröselt sich alles andere auf. Traut euch mehr Führung drauf zu machen, weil dann wird es richtig schön und nach hinten haust. Wirklich auch einfach und harmonisch.
[SPEAKER 1]Also die gemeinsame Beziehung definiert.
[SPEAKER 2]Genau, ja.
[SPEAKER 1]Und zum Abschluss vervollständige diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Die Partner meines Lebens.
[SPEAKER 1]Großartig. Das ist ein perfekter Schlusssatz. Vielen Dank, liebe Yvonne. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
[SPEAKER 2]Sehr gerne. Mir auch.
[SPEAKER 1]Und ich glaube unsere Podcasthörer haben jetzt einiges zu tun, mal zu Hause das ein oder andere auszuprobieren. Und ja, vielen Dank Yvonne.
[SPEAKER 2]Ich hab zu danken. Bis dann.
[SPEAKER 1]Schön, dass du dabei warst bei dieser Folge des wehorse Podcasts. Wenn du magst, lass gerne eine 5-Sterne-Bewertung da und folge unserem Kanal. Somit stellst du sicher, dass du keine Folge verpasst. Bis zum nächsten Mal.