#157 Gründerin der Pferdeklappe Petra Teegen
Petra Teegen ist Tierschützerin und Gründerin des Vereins Pferdeklappe e.V. Auf ihrem Hof in Schleswig-Holstein hat sie in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2.000 in Not geratene Pferde aufgenommen, gepflegt und vermittelt. In diesem Podcast gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit und ihren Verein.
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Podcast Transkript
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[SPEAKER 2]
Heute zu Gast die Gründerin der ersten Pferdeklappe, Petra Teegen.
[SPEAKER 1]
Das ist gar nicht so einfach so mal 300.000 Euro zusammen zu kriegen oder 350.000.Aber wir kriegen das zusammen, weil ganz Deutschland mithilft.Wir sind von diesem kleinen Wir, das wir mal waren, sind wir zu einem riesengroßen Wir geworden.
[SPEAKER 2]
Herzlich willkommen beim wehorse Podcast mit Christian Kröber. Eine der führenden Tierschützerinnen Deutschlands ist Petra Teegen.Sie ist die Gründerin der sogenannten ersten Pferdeklappe und betreibt einen Verein für notleidende Pferde.Sie nimmt sie auf, päppelt sie auf und gemeinsam mit ihrem Team, idealerweise, werden diese Pferde dann auch weitervermittelt.Und das Ganze funktioniert wie eine Babyklappe, nur halt für Pferde. Petra war auch Teil der Jury unseres Courage Awards im Winter dieses Jahres.Und daher wurde es höchste Zeit, auch mal über ihre Arbeit zu sprechen.Dazu war ich bei ihr auf dem Hof im Norden Schleswig-Holsteins.Und alles in allem ist sie eine beeindruckende Person.Die Sache ist extrem beeindruckend. Und sie selber hat quasi ihr ganzes Leben der Rettung von Pferden verschrieben.Und das spürt man auch.Und ich würde sagen, keine große Vorrede.Wir starten rein in den Podcast.Endlich hier bei uns mit Petra Teegen.Auf geht’s.Hallo Petra.
[SPEAKER 1]
Hallo Christian.
[SPEAKER 2]
Schön, dass du da bist bei uns im Podcast.Wir befinden uns hier auf deinem Hof zwischen Eckernförde und Flensburg und hier betreibst du die erste Pferdeklappe.Was ist die Pferdeklappe?
[SPEAKER 1]
Die Pferdeklappe ist ein Ort, wo Menschen, die sonst nirgendwo mehr Hilfe kriegen, Hilfe kriegen durch uns.Wir sind nicht die erste Rettungsstation, sondern die allerletzte.Das muss man genau wissen, weil man erst versuchen muss, sein Pferd irgendwo anders unterzubringen oder sich anders zu helfen oder zu verkaufen auch.Wollen dann aber viele nicht.Und bei uns ist es so, es darf nicht jeder sein Pferd bringen.Wir machen die Not der Tiere an der Not der Menschen fest. Das heißt, wenn es einem gut geht und er hat Geld genug, um ein paar Annoncen zu schalten oder so und sich zu kümmern und noch einen Monat und noch einen Monat Steilgeld zu bezahlen, der muss das leider selber machen.Aber wenn ich nun, zum Beispiel neulich hatte ich eine Studentin, die brachte uns ihr Pferd.Die hatte eine OP-Versicherung für das Pferd für 5000 Euro.Sie hatte 5000 Euro auf der hohen Kante gehabt, vorbildlich. Aber dann musste das Tier in die Klinik und hatte über 10.000 Euro Kosten gemacht.Und dieses Mädel konnte sich ihr Pferd nicht mehr leisten.Dann hieß es auch noch, das Pferd hätte Augenkrebs, also einen Plattenepithelkarzinom.Gott sei Dank war es nicht so.Es war eine chronische Follikulitis der Nickhaut des dritten Lides.Und wir konnten das operativ und mit Tropfen beseitigen, denn wir haben eine super Augenärztin hier für unsere Pferde. Das muss noch lange behandelt werden, ist auch eine teure Sache, aber das Pferd behält beide Augen.Die hat die in der Klinik abgegeben, konnte dann aber in der Klinik nicht weiter bezahlen und dann kam das zu uns über die Klinik.Und inzwischen ist das Pferd vermittelt, wird aber immer noch weiter behandelt.
[SPEAKER 2]
Das sind dann die Erfolgsgeschichten.
[SPEAKER 1]
Ja, das ist so schön, das tut so gut.
[SPEAKER 2]
Man kennt das ja, die Babyklappe.Ich weiß nicht, wie lange gibt es die Babyklappe?Ich glaube in Berlin hat es begonnen, vor 20 Jahren oder so.
[SPEAKER 1]
Länger noch, länger noch.Also wir haben hier in Saatrup eine Babyklappe.Ich glaube, die ist schon 30 Jahre alt.
[SPEAKER 2]
Also für alle, die es nicht wissen, Babyklappe ist wirklich, wie der Name es sagt, eine Klappe, hinter der man dann ein Neugeborenes abgeben kann, weil man es vielleicht nicht möchte oder aus mannigfaltigen Gründen.
[SPEAKER 1]
Aus der Not heraus.
[SPEAKER 2]
Aus der Not heraus.Das ist eigentlich das Wort.Genau.Und bei dir ist es so, du machst quasi dasselbe für Pferde.
[SPEAKER 1]
Richtig.Genauso.Stark angelehnt an die Babyklappe ist die Pferdeklappe.Wenn die Menschen in Not sind und gar nicht mehr weiter wissen, dann sind wir da. Auch begrenzt, nicht alle Pferde können zu uns kommen.Es können zum Beispiel, also wir nehmen Pferde auf bis zum 20.Lebensjahr.Manchmal haben die Weidebegleiter mit, die sind älter, die nehmen wir auch auf, die werden dann aber zusammen vermittelt.Wir haben nur 38 Boxen. Und Land für 38 Pferde.Und Eik und ich, also mein Sohn und ich, wir machen das ja mit dem Stall, wir sind im Moment alleine, schaffen nicht mehr normalerweise als 38.Jetzt ist Sommer, jetzt sind die Pferde draußen.
[SPEAKER 2]
Jetzt geht’s ja, in Anführungsstrichen.
[SPEAKER 1]
Genau, wir haben jetzt knapp 50 Pferde.Aber was machen wir, wenn der Herbst kommt und die schleswig-holsteinischen Orkanböen schütteln an den Bäumen und werfen die um?Ich muss dann nachts die Pferde drin haben. Also dann geht es wieder nur bis 38.Ich kann mich ja hier auch nicht zum Tiermessi entwickeln.Es geht einfach nicht.Ich soll meine Sache ordentlich machen.Und es ist immerhin privat.Wir kriegen keine staatliche Förderung.Wir leben nur von Spenden.Und wir haben das ganz, ganz große Glück, dass es in Schleswig-Holstein ganz viele Pferdemenschen gibt, ob Freizeitreiter oder Turnierreiter oder alte Reiter, die nicht mehr reiten oder Muttis, die früher mal geritten haben und gerne ein Pferdchen für ihr Kind haben wollen, dass die uns helfen mit kleinen und größeren Spenden, mit kleinen und größeren Hilfen.Ist total toll, wie das geht.
[SPEAKER 2]
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[SPEAKER 1]
Ja, das sind ja Herdentiere.Und die sind ja schon durcheinander genug, wenn die kommen.Die müssen ihr Herrchen hergeben, die müssen die Herde hergeben, die müssen die gewohnte Umgebung hergeben und die sind dann auch ziemlich aufgebracht.Und wenn man die dennoch alleine auf so ein kleines Stück Koppel stellt, dann, das geht nicht. Deshalb haben wir da zwei stehen.Einer ist 20 und der andere ist 25 und die nehmen die in Empfang.Und wir haben das, meine alten Klappenpferde, die das bis dahin gemacht haben, die sind vor drei Wochen gemeinsam über den Regenbogen gegangen. Weil der eine hatte Lungenkrebs und hat aus der Lunge geblutet plötzlich.Und für die andere war das so aufregend, dass die einen Herzinfarkt kriegte am gleichen Tag.Und dann durften sie gemeinsam gehen.Die waren 37 und 38 Jahre alt.So musste keiner traurig sein.Außer wir.Wir waren alle total traurig.Nun mussten wir ja Ersatzleute haben. Und die Ersatzleute, also die Ersatzpferde, die laufen da jetzt rum.Letzte Woche kriegten wir drei Pferde auf einmal.Ein Friesen und zwei ein bisschen größer als Shetty.Und die wurden da ausgesetzt, ohne Halfter drauf.Mein Gott, bin ich gelaufen, bis ich die alle drin hatte. Inzwischen sind die ganz zahm, alle dreieinhalb dafürig und auch schon vermittelt, die werden morgen abgeholt, zu dritt.
[SPEAKER 2]
Du bist damit eine Anlaufstelle für Pferdehalter in Not aus ganz Deutschland.Über 2000 Pferde wurden schon vermittelt und das Ziel am Ende ist es ja, diese Pferde, die zu dir kommen, auch dann wieder weiter zu vermitteln.Das ist der ideale Weg.
[SPEAKER 1]
Das ist der Weg, wie er sein soll. Wir kriegen natürlich auch Pferde, die kommen dann schon halbtot zu uns.Die sind schon fast sterbend.Ich habe neulich mit einer Klinik gesprochen und habe gesagt, Leute, schickt uns nicht immer sterbende Pferde.Sagt den Leuten ins Gesicht, es geht so nicht.Das Pferd hat keine Chance mehr.Die tiefen Beugen sehen, die werden nicht mehr zusammenhalten.Das Pferd wird immer Schmerzen haben.Das Strahlbein ist abgebaut bis zum Gehtnichtmehr und guckt schon unten raus, die Reste, die da noch sind. Dazu hat das Pferd auch noch Asthma und 97 andere Krankheiten.Sagt es doch.Die Leute müssen damit leben, dass das Pferd auch mal sterben muss.Wie wir alle.Alles ist endlich im Endeffekt.Die haben mir dann auch versprochen, das nicht wieder zu tun.Ich hoffe, das bleibt so.
[SPEAKER 2]
Und wie viel Prozent der Pferde kommen dann über die Klappe selber?
[SPEAKER 1]
Ich kann das jetzt gar nicht so in Prozent sagen, aber ich weiß, im ersten Jahr kamen 60.Anonym.
[SPEAKER 2]
Also 60 Pferde, das heißt ja… Ganz anonym, total anonym.
[SPEAKER 1]
Und jetzt ist es inzwischen… Dann kamen 40 und dann kamen 20 und dann hat sich das so bei 10 bis 15 eingepegelt.In diesem Jahr sind es schon einmal 3 und einmal 5. Das waren dann auch schon acht.Aber wir sind jetzt bei 139 in diesem Jahr.Das ist viel.
[SPEAKER 2]
Was ja eine unglaubliche Zahl ist.
[SPEAKER 1]
Aber wir haben letzte Woche, wir hatten am 1.Juli Geburtstag, 10.Geburtstag, da hatten wir 1.998 Pferde und zwei Tage später hatten wir 2.000 Pferde.Und jetzt sind wir schon wieder, noch eine Woche später, bei 2.012 insgesamt. Und davon sind 139 eben aus diesem Jahr.Das muss man einfach so sehen.Und ich hoffe, ich kriege sie immer noch alle vermittelt, weil die werden nachher ganz toll.Ich sage den Leuten immer, Also die rufen an und sagen, ich bin aus Nordrhein-Westfalen, mein Pferd hat Asthma.Was kann ich bloß tun?Kann ich mein Pferd bringen?Ich habe kein Geld für einen Tierarzt, ich kann die teuren Asthma-Mittel nicht bezahlen.Dann erzähle ich denen, dass sie das gerne machen dürfen.Dann kommen die hierher und dann kriege ich von fast allen zu hören, der Tierarzt hat gesagt, besser ist, man schläfert ein.Und dann sage ich immer, einschläfern kann man nur einmal.Versuchen kann man ganz viel.Und wir kriegen sie auch fast alle hin. Mein eigenes Pony starb nun an Lungenkrebs, aber gut, der war 38.Da kannst du nichts mehr machen.Aber die ganzen Asthma-Pferde, die kommen, die landen an der Nordsee, an der Ostsee, auf den ostfriesischen Inseln, auf den nordfriesischen Inseln.Die landen auf Fehmarn.Und wir haben sogar ein Pferd auf Rantrum.Da darf ja nicht Auto gefahren werden, glaube ich.
[SPEAKER 2]
Das ist, glaube ich, eine Hallig, oder?
[SPEAKER 1]
Nee, ich glaube, Randrum ist eine richtige Insel.Da habe ich ein Dreijähriges in Kaltblut hingegeben mit Sommerexem und mit Husten.Der musste unbedingt an die Nordsee.Da ist er dann auch hingekommen und dann schickte mir der Besitzer, der Neue, ein Verladefoto.Die werden in Randrum am Hafen in eine Kiste gestoppt.Dann werden die an einen Kran gehängt und dann werden die mit dem Kran
[SPEAKER 2]
Auf die Fähre, auf die Fähre.Ja, ja.
[SPEAKER 1]
Und das stand da so ganz cool.Er ist inzwischen Kutschpferd.Er ist ganz, ganz toll.Die sind super zufrieden.Die haben gesagt, die haben noch nie so ein intelligentes Pferd gehabt.Aber naja, gut.Auf jeden Fall ist das alles gut gegangen.Wir sind zufrieden und darüber freuen wir uns dann auch.
[SPEAKER 2]
Sind das dann die Erfolgsstories, die dann auch besonders sind?
[SPEAKER 1]
Diese Erfolgsstories haben die meisten Pferde hier.Ganz besonders sind die, die dann übernommen werden, obwohl sie krank sind.Obwohl, wir sagen ja alles.Wir halten ja nicht in den Berg.Wir sagen, der hat Arthrose.Der hat Juvenilspat.Wir haben den gespritzt.Achtet gut auf ihn.Der ist jetzt sechs.Wenn ihr gar nicht zurechtkommt, dürft ihr den wiederbringen. Und dann kriegt man plötzlich, vier Jahre später, Fotos mit goldenen Schleifen.Da freue ich mich dann auch drüber, dass die Pferde nicht nur geschont werden, sondern dass die weiter behandelt werden und gefördert werden.Und das finde ich toll, dass die auch in den Sport gehen.Wir haben also einige Pferde, da hat man gesagt, mit den Kombinen, das wird ja nie was.Aber einer davon, der Chacorus, der steht hier, der hat neulich mit seiner L-Spring-Anhängerin Anna sein erstes L-Spring gewonnen.Also die beiden haben zusammen ihr erstes L-Spring gewonnen im ersten Start gleich.Und der kam vielleicht mit komischen Beinen hierher.Guten Schmidt, guten Tierarzt.Der hat dann auch noch, ist auf einem Auge blind, guten Augenarzt.Und Asthma hat er auch noch.Gute Asthma-Behandlung. ist mit chronischem Asthma gekommen.Wir haben jetzt seit einem Jahr nichts mehr von dem Asthma gemerkt, seit zwei Jahren eigentlich.Jeden Tag inhalieren, zwei Jahre lang.Und die nächsten zwei Jahre ist er gesund.Hier bei uns kann er gut leben, deshalb geben wir den hier auch nicht weg.Anna ist ein Helfermädel, beziehungsweise ist er auch eine junge Frau inzwischen.Die dürfen, wenn sie ein Klappenpferd übernommen haben, mit ihrem Pferd hierbleiben, für die haben wir auch Boxen, weil ich kann ja nicht, nachdem denen unendlich viel geholfen haben, kann ich nicht zu denen sagen, so jetzt geh mal schön rein.
[SPEAKER 2]
Geh mal woanders hin.
[SPEAKER 1]
Hier kann man ja auch rein, so ist es nicht.Das ist eine ganz große Erfolgsgeschichte.
[SPEAKER 2]
Die Pferde haben ja auch dann eine Rückkehrgarantie bei dir.Ja.Also die werden vermittelt und dann, wenn es nicht so gut läuft, nehm ich sie zurück.
[SPEAKER 1]
Wir haben ja im Schutzvertrag steht, dass ich alle vier Wochen Bilder kriege.Wenn die nicht kommen oder die sehen schlecht aus, entweder zu fett oder zu mager oder die Hufe drei Meter lang oder so, dann kommt der Tierarzt und guckt die nach und wenn er sagt, so geht das nicht, dann holen wir die zurück. Wenn die Leute sagen, ich bin alt, Gesellschaft, der ist gestorben, ich kann nicht mehr, dann hat das Pferd einen Stempel hinten im Pass von uns, einen ganz kleinen winzigen, kann beweisen, dass es aus der Klappe stammt.Denn im Tierschutzgesetz steht einwandfrei, der Besitzer ist bis zum Schluss des Lebens für das Pferd zuständig, so verantwortlich.Dann kann das zurückkommen, auch wenn es älter als 20 ist. So kommt es, dass wir hier ganz viele, also wir haben bestimmt im Moment acht Tiere zwischen 29 und, nee, zwischen 25 und 48.Mini Shetty, 48, die werden so alt.
[SPEAKER 2]
Die knackt bald das halbe Jahrhundert.
[SPEAKER 1]
Naja gut, sie lebt doch gerne.Sie rennt rum, ist bei ihren kleinen Jungs.Das ist immer die Ersatzmutter für die Fohlen, die abgegeben werden.Ohne Mutter.Minichetti-Fohlen.Da eine Amel zu finden ist schon schwer.Die kommen dann zu uns und dann wechseln Ike und ich uns nachts ab.Jeder muss alle zwei Stunden aufstehen, sodass das Tierchen jede Stunde trinken kann. bis wir die soweit haben.Und das ist auch so eine Erfolgsstory.Der Purzel und der Rudi und die Jette.Das sind Fohlen aus, die Jette ist jetzt drei und Purzel und Rudi sind Vier, die sind in einem Jahr gekommen.Und wenn die kleine Minichetti-Stute ein Fohlen sieht, die Biene, das Wiehiehie macht, dann stampft sie auf den Boden.Die weiß genau, die hat keine Mutter.Und dann kann man das Fohlen sofort zur Biene tun.Die hat natürlich keine Milch in ihrem Alter, aber sie erzieht sie.Und wenn Biene kümmerlich war vorher, Es ist plötzlich das blühende Leben.Die tun sich gegenseitig so gut, die Alten und die Jungen.Das ist schon schön.
[SPEAKER 2]
Wie bist du damals auf die Idee gekommen, die Pferdeklappe zu gründen?
[SPEAKER 1]
Ich weiß, wie schlimm das ist als Pferdemensch, wenn plötzlich alles untergeht.Eine kaputte Ehe, alleinerziehend mit Kindern, kein Unterhalt.
[SPEAKER 2]
Und dann noch das Pferd dastehen.
[SPEAKER 1]
Dann hatten wir noch ein paar Pferde stehen und der Papa der Kinder hat dann das Haus über unseren Kopf wegverkauft, hat sich auf die Philippinen abgesetzt und man kann sich vorstellen, es ging mir sehr, sehr schlecht damals.Und dann sind meine Freunde gekommen und haben gesagt, weißt du was, das wuppen wir zusammen. angetrieben und begleitet und mit uns Ställe gebaut in der Scheune, so dass wir unsere eigenen, es konnten nur zwei Pferde bleiben, die Räuberbraut und die Goldie.
[SPEAKER 2]
Das waren die ersten Pferde?
[SPEAKER 1]
Oder deine?Das waren Pferde von den Kindern.Die Räuberbraut war meine, klar.Aber die war nachher auch das Erfolgspferd von meinem Sohn, von meinem Ältesten.Der hat ganz, ganz viel.Der hat damals, es ist ja schon ewig her, aber er hat mit dieser Räuberbraut 55.000 Mark auf ländlichen Turnieren gewonnen.
[SPEAKER 2]
Vielseitigkeit.Also ihr seht das natürlich jetzt nicht, aber hier stehen Fotos.Sogar der goldene Adler auf der Brust.Wunderbar.
[SPEAKER 1]
Ja, doch.Ich hatte auch Erfolg, Gott sei Dank, in der Zucht.Der Mr. Hellbob ist von mir. Der war das erste Pony, das Bundeschampionat gewonnen hat in Warndorf.Dann haben wir, ich kann das jetzt so ganz schlecht zeigen, das kann ja auch keiner sehen, da ist Golden Gadget mit Nele drauf.Die haben vor zwei Jahren Bundeschampionat gewonnen und waren in Stregom.
[SPEAKER 2]
In Polen, ein großer Vielseitigkeitsstandort in Polen.
[SPEAKER 1]
Da haben die den Preis der Besten.Da waren sie in der Mannschaft Erster und Jetty war Zweiter in der Einzelwertung.Er hat Segeberg-Landesturnier-Vielseitigkeit gewonnen.Er hat in Segeberg-Elspringen bei den Pferden mitgewonnen.Das ist ein Knaller.Aber das ist so eine Linie, die ich immer gezüchtet habe.Da muss ein bisschen Welch, ein bisschen Blut und was Bodenständiges mit rein.Ganz normales deutsches Reitpony. Die waren super erfolgreich.Also ich bin dem Sport überhaupt nicht abgeneigt.Ich finde Sport und Freizeiträder, die können so viele tolle Sachen zusammen machen.Und ich habe dann von den Sportlern die Ponys gekriegt, mit denen ich dann diese Pferde gezüchtet habe.
[SPEAKER 2]
Aber nochmal zurück zu der Keimzelle der Pferdeklappe.
[SPEAKER 1]
Ja, dann habe ich gesagt, als ich mich dann einigermaßen von meinem Schock erholt hatte, das war so schlimm für mich, dass ich sogar streckenweise Bulimie hatte, und meine Leute gesagt haben, also weißt du Petra, nun reiß dich mal zusammen.Ich hatte das nicht lange, das wirkte noch bei mir so was.Habe ich gesagt, also gut, wir fassten Fuß, wir machten einen kleinen Reitstall auf, Mein ältester Sohn hat Pferde beritten und die Kleinen haben überall mitgeholfen.Ich habe damals Hühner gezüchtet, die grüne Eier legen und diese grüne Salbe gemacht, die gegen Sommerexem unheimlich gut wirkt. Irgendwann hatte ich mich dann eingesammelt und hab gedacht, scheißegal, Hauptsache die Pferde haben mich lieb, lass den Kerl auf den Philippinen sitzen, egal.Wenn ich raus bin aus meinen Schulden und habe genug Geld, dann helfe ich anderen Leuten, die in der gleichen Situation sind und das habe ich jetzt gemacht.
[SPEAKER 2]
Wie so ein Erweckungsmoment eigentlich.
[SPEAKER 1]
Ja es ist einfach so, mir ist so viel Gutes passiert, mir ist auch viel Shit passiert, also das muss man wirklich sagen.Aber ich habe genauso viele schöne Sachen erlebt oder es ist mir viel Gutes widerfahren und egal was passiert ist, Also ich sage immer, man darf nicht frustriert sein.Wenn man frustriert ist, guckt man auf die Wand und nicht aus dem Fenster.Wir müssen alle aus dem Fenster gucken und dann freut man sich, was da draußen Schönes vorbeiläuft und das greift man sich, greift das als Idee auf und macht es.Und ich habe, nachdem ein Pferd über mich rüber gelaufen war und mir das Genick gebrochen hatte, Deshalb bin ich so ein bisschen steif, weil ich alles geplattet und geschraubt bin.Ich habe drei fusionierte Wirbel und darf nicht mehr reiten.Deshalb habe ich gesagt, ich mache jetzt nur noch das, wozu ich ganz viel Lust habe.Ich helfe jetzt den Menschen und ihren Tieren.Ich habe das anders gesagt.Ich helfe jetzt den Pferden mit ihren Menschen.Und das funktioniert hervorragend. Wir wurden erst ganz fürchterlich ausgelacht.2013 gab es im Internet eine Gruppe, die hieß… Wie hieß die noch?Pferdesport oder so was.Die haben sich kaputt gelacht über uns.Die haben gesagt, die kriegen die ganzen Cushing-Pferde und die kriegen die ganzen Arthrotika.Natürlich kriegen wir viel davon.Aber wir behandeln sie und dann sind sie wieder gut.Und wir hoffen, Ich bin ja alles andere als introvertiert, wenn es um Fotos im Netz sind, nach Verletzungen, nach Behandlungen, Rehaerscheinungen, komische Szene, um das zu zeigen. Ich zeige das unheimlich gerne nicht, weil wir so toll sein wollen, sondern weil die Leute einfach interessiert sind und das lernen wollen.Und dann haben die sowas auch schon mal gesehen und sehen, dass es eine Hoffnung gibt, dass man es wieder heil kriegt.Man darf nicht aufgeben.Niemals. Erst wenn der Tierarzt sagt, gut, wir geben jetzt die Tiere auf die letzte Koppel.Hat ja nicht jeder.Wir haben eine.Wenn er sagt, lass ihn gehen, lass uns das beenden, dann kann man aufhören.
[SPEAKER 2]
Du hattest eben, als wir vorher kurz gesprochen haben, hast du extra die letzte Koppel nochmal bei dir hier auf dem Zettel geschrieben.Warum ist das so besonders?
[SPEAKER 1]
Also die letzte Koppel ist eine Sache, die liegt mir ganz besonders am Herzen.Wir kriegen ja nicht nur Freizeitpferde, wir kriegen auch viele Turnierpferde, Sportpferde.Und die kommen mitunter so krank an, dass wir nicht mehr helfen können.Die haben dann durchlöcherte tiefe Beuge Sehnen.Die haben riesengroße Eierstockstumoren.Die sind gefährlich und greifen Menschen an.Die sind… Ja, kaputt in den Gelenken.Es gibt viele Krankheiten, die kann man eigentlich immer noch nicht heilen.Und wenn wir so was haben, das sind unser Tierarzt und ich, wir sind uns total einig.Dieses Pferd muss nicht sofort sterben.Es frisst noch, es hat noch blanke Augen.Es darf noch so lange leben wie ein Pferd, frei in der Natur, ohne Halfter drauf. Und das kommt dann auf die letzte Koppel.Da haben wir im Moment drei Tiere stehen.Die kriegen jeden Morgen ihre Medizin, die sie brauchen.Wenn sie zu dünn werden, werden sie zugefüttert.Wir bringen das in den Wasserwagen.Die können Heu fressen, tun sie aber nicht.Die haben großen Unterstand, die vertragen sich gut. Und irgendwann kommt dann so ein Tierchen an den Zaun morgens, wenn ich mit dem Apfel komme, wo dann eine Vitamintablette drin ist, B1, damit die Mücken nicht mehr stechen.Hilft übrigens sehr gut auch gegen Bremsen, gegen Zecken, gegen Mückenstiche, gegen Kribbelmücken. Die Pferde dünsten dann zum Geruch aus und werden nicht mehr gestochen.Dann kommen sie angeschlichen und dann sehe ich schon, ich mag nicht mehr fressen und ich kann nicht mehr und sie latschen.
[SPEAKER 2]
Dann weißt du, langsam geht es dem Ende entgegen.
[SPEAKER 1]
Ja, und sie sollen sich ja nicht quälen, wenn die Schmerzmittel dann auch nicht mehr helfen.Die kriegen da ja auch Schmerzmittel.Und dann nehmen wir sie mit nach Hause und dann dürfen sie über den Regenbogen.Aber dann haben sie noch eine schöne Zeit als Pferd gelebt. Und so manch ein Pferd hat es da geschafft, über die Natur wieder gesund zu werden.
[SPEAKER 2]
Also nicht alle, die auf letzte Koppel gehen.
[SPEAKER 1]
Nein, nicht alle, aber die meisten.
[SPEAKER 2]
Gehen danach auch ein, sondern manche kommen auch wieder zurück.
[SPEAKER 1]
Und ganz toll ist es immer, wenn die anderen dann trotzdem, obwohl sie krank sind, mit wehenden Mähen rumgaloppieren und sich freuen und bocken, mehr oder weniger, je nach Fußlaune.Und man kann sehen, dass sie das Leben noch genießen. Die Zufriedenheit ist ja ein ganz großes Ding.Ich sage ja immer, den Menschen geht es gut, wenn sie zufrieden sind.Ich, wenn ich zufrieden bin, geht es mir gut, egal ob ich Geld habe oder nicht.Oder gemanagte Fingernägel oder nicht.Wenn man zufrieden ist, ist es gut.Und die Pferde sind da auch zufrieden und machen guten Eindruck und sind dick und rund und blank.Und es ist schön, so ein fröhliches Pferd zu sehen, obwohl du weißt, das ist dem Tod geweiht.
[SPEAKER 2]
Aber
[SPEAKER 1]
So eine letzte Koppel sollte jedes Dorf haben.
[SPEAKER 2]
Eigentlich jeder große Reitstall, weil am Ende passiert es ja auch dort.Genau.
[SPEAKER 1]
Lass sie doch ein bisschen leben, sag ich immer.Und einmal im Monat fahre ich mit dem Tierarzt dahin.Der Martin Hinrichsen ist unser Tierarzt.Der guckt sich dann die Tiere an und sagt, jo, die können doch ein bisschen.Freue ich mich immer.Und wenn er dann sagt, man erlarmt ja gar nicht mehr. dass uns jemand nach Hause holen, dann rennen wir nochmal.Und plötzlich ist dann eine OP, die eigentlich als Missglück galt, doch gelungen. Haben wir gerade mit dem vierjährigen Haflinger gehabt, voriges Jahr.Der wird jetzt geritten.Der war eigentlich zum Sterben verurteilt, weil er zweimal operiert war am Knie.Zum Schluss war er in Bargteheide, aber auch da wurde das nach der OP nicht besser.
[SPEAKER 2]
Also das ist eine große Tierklinik hier im Norden, Bargteheide bei Hamburg.Ja, genau.
[SPEAKER 1]
Und dann haben wir ihn auf die letzte Koppel getan. Und ein halbes Jahr später konnte er trotzdem laufen.Obwohl er noch vier Monate nach der OP gelahmt hat.Und wie gesagt, die Röntgenbilder sahen auch nicht so prickelnd aus.Aber auf einmal sahen sie gut aus.Der wollte bloß von dieser Stute mit den dicken Tumoren weg.Die hatte Tumore, die produzierten männliche Hormone.Und diese männlichen Hormone machen die aggressiv.Weil die Stute war es ja gar nicht.Die hat mir zum Beispiel auch einen Mittelfuß gebrochen.Knochen.Nur einen Knochen.
[SPEAKER 2]
Draufgetreten.
[SPEAKER 1]
Ja, aber so richtig.Ist gestiegen vor mir, hat mit den Hufen geschlagen und hat sich fallen lassen.Und war mein Fehler.Ich war zu dicht dran.Ich konnte nicht schnell genug weg.Ich war immer noch auf der Flucht mit den Händen.Und diese Stute ist inzwischen erlöst.Die haben wir auch sezieren lassen.Die hatte nicht nur eine große Züste, die hatte drei große Züsten.Handballgroß.Und die mochte nachher nicht mehr fressen, ne? Und mit dem Schmerzmittel konnte sie natürlich noch ein halbes Jahr leben.Und es war alles gut.Und die hat aber diesen armen kleinen Wallach, ich hab immer gesagt, der ist aus Verzweiflung gesund geworden.Ein schönes Pferdchen geworden.
[SPEAKER 2]
Nun kommen hier ja nicht nur Pferde aus der Umgebung zu dir, sondern aus ganz Deutschland.Woran liegt das eigentlich, dass aus ganz Deutschland du hier Pferde hast?
[SPEAKER 1]
Weil es liegt höchstwahrscheinlich daran, dass wir die einzige Pferdeklappe sind.
[SPEAKER 2]
Ihr seid die Erste und Einzige.
[SPEAKER 1]
Ja, es gibt in Brandenburg sowas ähnliches.Aber es wird anders gemanagt.Da werden die Pferde nachher verkauft.Die kann man dann bei E-Mail wiederfinden.Die dürfen aber auch abgegeben werden da.Und die machen sie gesund.Die managen das halt anders.Das geht über einen Tierschutzverein, der sich eigentlich um Hunde und Katzen kümmert.Und in Österreich gibt es noch einen Tierschutzverein. Ne, noch eine Pferdeklappe, die wurde am 01.10.21 gegründet, stand in der Zeitung nach deutschem Vorbild, da war ich ganz stolz.Trotzdem kriege ich weiterhin Pferde aus Österreich. Das ist wieder eins unterwegs, das kommt nächste Woche.Ich kriege auch Pferde aus Schweden.Von überall her.Ein Pferd bekommen von einer Sonneninsel. Von einer Dame, die da gestorben ist.Und das Pferd hatte fürchterliches Asthma.Das ist inzwischen hier und ist wieder gesund.Ein weiteres sollte kommen.Ein Pony ist aber noch nicht da.Es ist ein weiter Weg.Aber sie kommen hierher und dann kriege ich sie gesund.Da freue ich mich.Ich finde das so toll.Und die Leute, die die Pferde dann übernehmen, sind auch ganz glücklich.
[SPEAKER 2]
Und ihr seid auch zu 100 Prozent spendenfinanziert.Du hast ja eben schon mal gesagt, es gibt jetzt keine öffentlichen Mittel für euch, sondern das ist ja eigentlich auch unglaublich, dass ihr das Ganze rein aus Spendenmittel finanzieren könnt.
[SPEAKER 1]
Ja, anders geht es nicht.Ich glaube auch, die Reiter wissen, dass jeder ganz schnell mal in so eine Situation kommen kann und dass sie dann froh sind, wenn wir helfen. Und dass sie unsere Institution einfach gerne behalten wollen.Und deshalb unterstützen uns unendlich viele Leute.Wir kriegen genauso viel Spenden wie vor der Inflation.Die Summe hat sich halbiert.Aber wir können trotzdem weiterhelfen.Und wir haben immer neue, tolle Sponsoren.Zum Beispiel der Rathmann Verlag macht jetzt für uns ein Pferdeklappen-Magazin, weil wir Jahrzehntengeburtstag hatten.
[SPEAKER 2]
Das Jubiläumsmagazin sozusagen.
[SPEAKER 1]
Ja, es ist so toll.Marlina Blunk, die fotografiert hier schon das ganze Jahr über.Die kommt immer wieder.Die kennt inzwischen auch alle Pferde und alle Leute hier.Und sie ist eine super Fotografin und ich freue mich so auf dieses Magazin.Das kann man jetzt schon bestellen.
[SPEAKER 2]
Das kommt Ende des Jahres, glaube ich, ne?
[SPEAKER 1]
Ja, am 1.Dezember soll das ausgeliefert werden, weil wir bis dahin ja noch fotografieren und da sind so Tipps und Geschichten und natürlich auch Werbung drin, das muss ich ja tragen, denn es kostet nur 7 Euro und von diesen 7 Euro kriegen wir 3,50 Euro.
[SPEAKER 2]
Und die wandern 1 zu 1 bei euch in die Kasse.
[SPEAKER 1]
Ja, und das kriegen wir vom Ratmann Verlag zu Weihnachten.Das heißt für Deutschland und die Pferde, dass wir im Januar, Februar und März, das sind die spendenschwächsten Monate, genauso mit helfen durchpowern können, wie jetzt im Sommer auch, wo das Geld noch ein bisschen lockerer sitzt.
[SPEAKER 2]
Das ist das Winterloch, könnte man sagen.
[SPEAKER 1]
Das Winterloch, ja. Es ist jedes Jahr, und da muss man wirklich überlegen.Im Januar, ich frage dann immer, die melden ja jetzt inzwischen die Pferde an, weil die wissen, wir sind so übervoll immer.Was hat es denn für Krankheiten?Und dann muss ich mal sagen, halt noch ein bisschen durch, halt noch ein bisschen durch.Ich sage Bescheid, wenn Geld da ist.Zum Beispiel diese kleine Mini-Shetty-Stute mit dem viereinhalb Kilo schweren Tumor am Bein. die hätten wir im Januar nicht nehmen können.Oder die Dickelstute mit den eingewachsenen Hufschuhen, wo die Riemen vier Zentimeter tief in den Ballen reingewachsen waren, die haben wir dreimal operiert.Und einmal hat der Schmidt das gemacht, versucht, Dann der Schmied mit dem Tierarzt und hinterher der Tierarzt immer wieder Narkosen abgetragen.Immer wieder Narkose.Das hat gekostet.Das kann man im Januar, Februar, März nicht.Und das ist ein Fall, da muss man aber sofort helfen.Und wir sagen uns ja immer, nicht aus dem Fenster lehnen, erst machen, wenn Geld da ist. Und deshalb sammeln wir ständig und ich bettel ständig.Ich glaube, ich bin Deutschlands aktivster Bettler.Ja, wir müssen das Geld im Voraus haben.Ich kann doch keine Tierklinik beauftragen, fair zu operieren, wenn ich das Geld nicht habe.Das geht nicht. Wir haben natürlich auch Stiftungen wie die Claudia Rating Stiftung.Ich sage mal, das ist unser Schutzengel, die begleitet uns schon von Anfang an und da kriegen wir größere Summen.Inzwischen passiert es schon, dass auch größere Firmen uns ab und zu mehr Geld geben, weil wir bewiesen haben, dass wir durchsichtig sind. Und alles zeigen.Und immer sagen, wofür wir das Geld nehmen.Das kann jeder nachvollziehen.Und ein ganz, ganz großer Glückfall war, dass ich das Bundesverdienstkreuz für meine Arbeit gekriegt habe.
[SPEAKER 2]
2001.
[SPEAKER 1]
Ja, 2001.Nee, 2021, nicht 2021.
[SPEAKER 2]
Das war ja lange her.
[SPEAKER 1]
Das zeigt, dass auch die Regierung uns als solide anerkennt.
[SPEAKER 2]
War das für dich ein besonderer Moment, das Bundesverdienstkreuz zu erhalten?
[SPEAKER 1]
Ganz ehrlich, weißt du, was ich gedacht habe?Als ich das las, hatte ich erst mal eine Gänsehaut.Und dann habe ich gedacht, was ziehe ich da bloß an?Und dann habe ich gedacht, eigentlich ist das ja für uns alle.Wir Vorstandsfrauen, Doris, Kerstin, Anke und ich haben das eigentlich alle verdient, weil die mich begleiten.
[SPEAKER 2]
Aber…
[SPEAKER 1]
Die Dame aus der Regierung, die mich anrief, also ich glaube, das ist die Sekretärin von Daniel Günther, die sagte, Sie haben das wirklich verdient.Sie sind ja nicht nur seit zehn Jahren dabei, Sie machen das ja schon seit über 30 Jahren und immer ehrenamtlich.Und jetzt müssen Sie mal dafür ausgezeichnet werden. Bringen Sie einfach Ihre Leute mit, wir feiern eine Party zusammen.Und es gab dann auch ganz lecker Schnittchen und Sachen und Kaffee und so.Und das zu Corona-Zeiten.
[SPEAKER 2]
Und wo hast du das bekommen?In Berlin oder irgendwie?
[SPEAKER 1]
Nein, hier in Kiel, im Landeshaus.Jetzt haben wir im Landeshaus, das Landeshaus war neulich hier, das Videoteam vom Landeshaus und hat hier gedreht, um Werbung für das Ehrenamt zu machen. Und dann stand ich vor der Kamera und sollte sagen, ich freue mich so über dieses Bundesverdienstesorden, heißt der jetzt.Und ich kam nicht auf die Namen.Für mich ist es wichtig, ist schön Anerkennung zu kriegen.Ist auch schön, für mich sind die Folgen von diesem Ganzen wichtiger, als dass ich das selber hier habe.Ich habe es noch nie getragen seitdem.
[SPEAKER 2]
Und es liegt irgendwo hier in der Schublade.
[SPEAKER 1]
Es liegt in meiner Schublade zwischen meinen Tabletten, zwischen meinen Vitamin-B-Kapseln.Aber wenn ich mal eine Gelegenheit habe, ziehe ich das auch an.Ich verspreche es wirklich. Ich freue mich aber darüber.Es ist ja doch eine Anerkennung.Und als ich da war, habe ich meine Mutter mitgeschleppt.Die durfte auch mit.Die musste mich ja nun wirklich ganz, ganz lange aushalten.Sie war damals 92.Inzwischen ist sie leider verstorben.Es tut mir heute noch weh.Aber sie fand den Herrn Günther so toll.Und dann sagt sie, Herr Günther, ich kenne Sie aus Eckernförde.Sie wohnen auch da.Und Herr Günther sagt, Oh ja, ja, sie haben mich einmal angerempelt an der Bushaltestelle, als sie joggen war.Ich so, Mutti.Nein, aber sowas passiert dann halt.Und er hat sich köstlich amüsiert.War ein toller Nachmittag.Und unsere ganzen Leute, die helfen, waren mit.Der ganze Vorstand war mit.Und alle waren total glücklich und froh. Irgendwo ist das doch nicht, es heißt Ruhm und Ehre, aber es ist mehr Ehre.Das ist Anerkennung und das kann man gut gebrauchen, weil Anerkennung für uns ist Motivation.
[SPEAKER 2]
Nun ist ja auch die Pferdeklappe eigentlich fast möglich geworden durch das Internet.Also dadurch, dass ihr habt so viele Freunde und Förderer ja erst gewinnen können, dadurch, dass du so viele Menschen auch erreichen kannst.
[SPEAKER 1]
Ja.Also ich war ja vorher schon sowas wie der bunte Hund unter den Pferdeleuten, wenn einer Hilfe brauchte.Schon vor 30 Jahren durfte er gerne zu mir kommen, ich habe geholfen. Aber das Internet bietet uns die Plattform, ganz viele Menschen zu erreichen und ganz vielen Menschen zu zeigen, dass man nicht mutlos werden darf, dass man geduldig sein muss und dass man sich bei uns auch ein Pferd holen kann.Wo soll ich mit den 2000 Pferden hin, wenn ich niemanden habe, der sie mir abnimmt?Ich brauche also das Internet. Nun heißt es aber, man darf kein Pferd über Internet verkaufen.Wir verkaufen kein Pferd.Wir nehmen kein Geld für die Tiere.Das dürfen wir nicht.Wir geben einen Schutzvertrag, in dem die Leute unterschreiben, dass sie noch nie Ärger hatten mit dem Ordnungsamt, dass sie ihren Tierarzt von der Schweigepflicht entbinden, dass sie Alle vier Wochen Bilder schicken und da steht noch mehr drin.Das müssen Sie unterschreiben.Das Einzige, was Sie bei uns lassen müssen, ist das Geld, was das Pferd hier gekostet hat.Das Futtergeld.
[SPEAKER 2]
Also die Aufwandsentschädigung könnte man sagen.
[SPEAKER 1]
Ja, eben.Sie sind also praktisch vom ersten Tag an Besitzer und müssen vom ersten Tag an sorgen.Wenn Sie das nicht können, können Sie auch kein Pferd von uns kriegen.So ist es.Ein Pferd soll man ja auch nicht verschenken. Und dann müssen die sich alle vier Wochen bei mir melden.Dann habe ich nur 50 Cent im Schutzvertrag.Das machen ja viele.Dann ist das ein Kaufvertrag.Und dann kann ich nicht mehr schützen.Ich möchte aber schützen.Sonst wäre es ja einfacher, wenn wir verkaufen könnten.Wir kämpfen wirklich um jeden Meter.Denn der Betrieb kostet im Moment zwischen 20.000 und 25.000 Euro jeden Monat. Und das betteln sie mal erst zusammen.Das heißt, du musst dich wirklich rühren.Ich schreibe dann Bücher.Ich mache immer noch diese Salbe, die gut geht. Alles was ich mache, wir haben eine Broschüre gemacht für den Tierschutz, der ganz kleinen Einstiegspreis hat und den wir gegen Spenden abgeben.Da sind auch schon wirklich über 4000 Stück unterwegs und zum Beispiel ein Fall für Ghost, die Broschüre. ist so beliebt bei Lehrerinnen oder Geschichten aus der Pferdeklappe oder neue Geschichten aus der Pferdeklappe.Und immer wieder werde ich gefragt, wie kommt man auf so eine Idee?Und dann sage ich immer, ihr müsst das Buch lesen, immer deine Schwester, dann weißt du, warum du hier bist.Das habe ich alles mal aufgeschrieben, das hat noch nicht so viel mit Pferden zu tun, aber das haben wir auch schon ganz, ganz, ganz viel. verkauft und alles Geld, was über die Bücher reinkommt, kriegt die Pferdeklappe.
[SPEAKER 2]
Aber wovon lebst du?
[SPEAKER 1]
Ich krieg Rente.Und ich bin Geschäftsführerin und deshalb hat das Finanzamt verlangt, dass ich ein Gehalt krieg.
[SPEAKER 2]
Du würdest am liebsten verzichten aufs Geld?
[SPEAKER 1]
Ja, wenn wir Geld brauchen oder ich was spenden kann, tue ich das auch.Wir alle kämpfen für die Klappe, auch Doris und Kerstin und Anke.
[SPEAKER 2]
Deine Vorstandskolleginnen.
[SPEAKER 1]
Ja, Doris und Kerstin sind zum Beispiel schon ausgezeichnet worden von Radio Schleswig-Holstein für ihre nachhaltige Idee, Partys zu machen. Bartis sind Bandagentierchen.Wir kriegen so viel Sachspenden.Und aus diesen Sachspenden, die beinhalten manchmal Filzbandagen, Fließbandagen.
[SPEAKER 2]
So die klassischen Bandagen.
[SPEAKER 1]
Ja.Und die Fließbandagen haben manchmal Löcher oder ist nur eine da und so.Und dann haben wir gesagt, die können wir doch nicht wegschmeißen.Und so viel verbinden können wir auch nicht damit.Was machen wir?Und dann haben Doris und Kerstin sich hingesetzt und haben Bartis daraus gemacht.Ganz süße Spielzeuge für Hunde und Katzen und auch für Fohlen. Weil dieser Vlies zieht ja keine Fäden und die kaufen uns also die einzelnen Bandagen ab oder die werden dann alle gewaschen, alles was die nehmen. Und wenn die die verkaufen, kriegen wir vom Erlös auch nochmal Geld.
[SPEAKER 2]
Also ihr versucht wirklich alles möglich zu machen.
[SPEAKER 1]
Ja, wir müssen ja mindestens 25.000 Euro zusammen kriegen.Und das funktioniert.Wir müssen ja auch Leute bezahlen, eigentlich. Mein Sohn Eik ist angestellt bei meinem Sohn Frank, der den Reitstall hat.Das war ja früher ein Reitstall, das haben wir so, weil wir gesagt haben, der Reitstall macht das Catering weiter, weil von der Klappe ja sonst keiner Zeit hat zum Einkaufen und zum Vergleichen und so.Dann haben wir mich als Geschäftsführerin, stehe ich dann auch im Stall und müsste.Und wir sind im Moment zu zweit mit den ganzen Pferden. Wir haben heute eine Praktikantin gekriegt, kriegen dann nächste Woche noch eine Praktikantin und am 1.August fängt eine Pferdewirtin an.Die müssen bezahlt werden. Aber, dass ich nicht so viel Geld brauche, liegt daran, dass mein Haus ist bezahlt.Alles, was hier so rumsteht, gehört mir.
[SPEAKER 2]
Alles ist deins hier.
[SPEAKER 1]
Ja, und ich kann ja damit machen, was ich will.Ich habe meine Jungs geärgert, indem ich den Grund und Boden für diesen Stall,
[SPEAKER 2]
Also hier ist der große Stall, wo die Pferde nach dem Quarantäne steigen.
[SPEAKER 1]
Der ist ja auch von Spenden gebaut, das darf man ja nur, wenn der Klappe das Grundstück gehört.Es gibt ja ein Spendengesetz, da muss man auch ganz durchsichtig sein.Das ist gar nicht so einfach so mal über die Zeit 300.000 Euro zusammen zu kriegen oder 350.000.Aber wir kriegen das zusammen, weil ganz Deutschland mithilft. Wir sind von diesem kleinen Wir, das wir mal waren, wir vier Leute, sind wir zu einem riesengroßen Wir geworden.Irgendwie ist ganz Deutschland wir, was ein Pferd hat.Und dieses Wir-Gefühl braucht, glaube ich, jeder Reiter und jeder Mensch.Und es ist egal, was das für ein Reiter ist, Freizeit oder Turnier, wenn sie uns brauchen, sind wir da.
[SPEAKER 2]
Warum glaubst du, ist da immer so ein Widerspruch zwischen Turniersport und Freizeitreiten?Wir haben ja mit dem Courage Award, wo du ja auch Teil der Jury bist, haben wir das ja auch aufgegriffen, dass eigentlich aktiver Pferdesport gleich aktiver Tierschutz ist.Warum ist da immer so ein gefühlter Widerspruch, der eigentlich ja nicht da sein sollte?
[SPEAKER 1]
Nein, im Grunde genommen wollen die ja alle das Gleiche.Die Freizeitreiter lieben ihre Pferde und die Turnierreiter lieben ihre Pferde.Die Freizeitreiter lieben das Kuscheln und die Turnierreiter lieben den Erfolg.Wir kriegen aber aus allen Spaten, aus beiden Spaten Tiere.Die Turnierreiter, da haben die Pferde dann meistens Satteldruck, Gurtdruck, Sattelswagen, So diese typischen Stressgeschichten, Ulkus, Gastritis und klinikanfällig vom Stress.Die Freizeitreiter bringen die Pferde mit, ganz oft mit Zähnen, die nicht gemacht sind, mit Augen, die nicht in Ordnung sind seit Jahren, mit viel zu Fett oder viel zu mager.Und ich sage immer, Leute, ihr gebt euch alles nichts.Ihr habt, wie jeder Mensch, Habt ihr Fehler und eure Pferde müssen mit euch leben.Ihr wollt doch das Gleiche.Lernt doch voneinander.Seid doch nicht eingeschnappt, wenn ein Freizeitreiter sagt, hier dein Pferd könnte aber auch mal ein paar Tage länger raus auf die Weide und ihr Turnierreiter guckt nicht von oben herab auf die Freizeitreiter.Der hat keine Ahnung.Der weiß ja nicht mal, wie man über ein Kavaletti springt.Das tut nicht nötig.Wir wollen alle das Gleiche.Wir wollen unsere Pferde lieben. Und wir wollen einen fairen Sport.Und auch die Freizeitreiter gehen mit unter auf Turnier.Ich selber war auch schon mal auf einem Turnier.Ich habe eine E-Dressur geritten.
[SPEAKER 2]
Wirklich?Ja.
[SPEAKER 1]
Und habe tatsächlich die Aufgabe nicht vergessen und endete mit einer 4,2.Das hat mich Ich habe mir ganz deutlich gesagt, Petra, du wirst dich besser um die Pferde kümmern, als sie zu reiten.
[SPEAKER 2]
Wie sagt man so schön, an Erfahrung geworden.
[SPEAKER 1]
Nein, ich bin nie ein Turnierreiter gewesen, aber meine Kinder waren gut.Also die waren auch richtig erfolgreich. Ich finde, die Turnierpferde haben das jetzt in Deutschland inzwischen viel besser.Als ich mir damals mit meiner Räuberbraut anfing zum Turnier zu gehen, wurde ich immer angemacht, weil ich die zwischen den Ponys laufen ließ.Die war 24 Stunden am Tag draußen. Die hatte einen Grasbauch, die habe ich einen Tag vorher abends reingeholt, damit sie ihren Grasbauch etwas entleeren konnte, damit sie den nicht über die Sprünge schleppen musste.Und dann ist sie wieder rausgekommen, wenn wir zurück waren.Die ist nie krank gewesen. Sie hatte 15 harte Turnierjahre.Sie ist 33 geworden, ohne dass sie krank war und musste dann eingeschlepfert werden, weil sie einen Schlaganfall hatte.Sie war schon wirklich eine blüterholzsteinisch gezogene Räuberbraut. Meine Freizeitpferde, ich hatte ein Freizeitpony nachher, das war ein norweger Arabamex, 1,39 groß.Das habe ich dann so geritten wie damals als Kind.Ausreiten, schnell über die Stommelkoppel. Das war für mich das Größte.Das allergrößte ist allerdings dafür zu sorgen, dass es den Pferden richtig gut geht.Also kranke Pferde gesund zu machen.Für uns gehören die Menschen und die Pferde zusammen.Wir stellen die Menschen neben das Pferd und ich dahinter.Und wir möchten gerne, dass es beiden gut geht.Also kümmern wir uns auch um die Menschen. Wir hatten hier eine Familie, die stiegen aus dem Auto, aus dem VW-Bus, brachten einen Pony mit, zwei glaube ich waren es sogar.Fünf Kinder, Februar, ein Wind von links nach rechts, Regen und die Kinder mit blau gefrorenen Lippen und mit Gänsehaut in dünnen T-Shirts. Der VW-Bus, da hätte ich mal die Kinder nicht mehr reingesetzt.Die Leute waren plötzlich verarmt, die Firma war pleite, beide Elternteile in der Firma gearbeitet und keiner stellt Leute ein, die fünf Kinder haben.Und das Haus nicht bezahlt, denen ging das richtig dreckig, also mussten die Ponys weg. Also im Grunde genommen, der Anhänger wäre einer gewesen für Barneke Rollheimer.Der war garantiert schon auf der Archimed.Das ist aber alles heil angekommen.Und da habe ich mir die Kinder angeguckt und habe gesagt, ist euch kalt?
[SPEAKER 2]
Ja.
[SPEAKER 1]
Und dann sagte ich zu dem Vater, wieso haben die Kinder dann Flipflops, keine Socken an.Die hatten Flipflops an.Es geht ja an Flipflops nicht.Haben die keine anderen Schuhe? Nö, wir haben kein Geld, die hatten nie.Und dann sind wir in unser Spendendepot gegangen und haben ganz, ganz viele Klamotten rausgesammelt für die Kinder zwischen drei und was war da, älteste vielleicht zehn. Und die Mutter konnte sich eine schicke Hose rausholen.Das waren natürlich alles Reitklamotten.Wir kriegen ja Reitklamotten gespendet.Aber als sie kamen, haben sie geweint, weil sie ihre Ponys abgeben mussten.Die waren auch echt, da konnte es durchpusten durch die Rippen.Und als sie gingen, haben sie geweint. Weil die warme Klamotten hatten.
[SPEAKER 2]
Vor Freude am Ende.
[SPEAKER 1]
Ja, vor Freude.Das waren Freudentränen.Und vor drei oder vier Jahren waren die nochmal hier und haben gefragt, ob die wieder, wenn sie so weit sind, ein Pferd von uns kriegen können.Sie wollten dann auch ein Pferd helfen.Ich habe sie dann aber nicht wieder gesehen.Da war der Älteste dann schon 16.Der hatte gar kein Interesse mehr an den Pferden.Aber die Kleinste, Sie war ganz verliebt in unsere Ponys.Aber den Eltern ging das immer noch nicht besser.Also gibt es da noch kein Problem.Gucken wir schon ein bisschen nach.Ein Hartz-IV-Mensch kriegt auch kein Pferd von uns.Ich frage immer, hast du ein regelmäßiges Einkommen?Und ich frage auch, was machst du dann beruflich?Und wenn es heißt, ich kriege Bürgergeld oder ich kriege Hartz IV, dann sage ich immer, das ist kein Einkommen.Das ist für dich und deine Kinder.Wenn du einen Beruf hast,
[SPEAKER 2]
Dann komm wieder quasi.
[SPEAKER 1]
Dann komm wieder, dann kannst du eins kriegen.Es ist ja toll, dass du das willst.Viele Frauen brauchen das auch für die Seele, dass sie dann ein Tier haben, das sie verwöhnen können und das aber nicht unbedingt mit in die Wohnung muss.Aber dass das draußen auch Geld kostet, das geht nicht. Und so haben wir unseren Spaß auch, wenn die Leute kommen.Ich möchte am liebsten alle mitnehmen.Aber es geht ja auch nicht.Also wir passen schon auf.
[SPEAKER 2]
Es gibt teilweise auch wirklich richtig ein Wettbewerb darum, wer kriegt welches Pferd.Also dadurch jetzt, dass so viele Leute dir auch folgen, da gibt es wirklich Momente und Pferde, wo dann die Leute Schlange stehen.
[SPEAKER 1]
Ja, und ich kann es, wie gesagt, ich kann jedes Pferd nur einem Menschen geben.Ich entscheide das auch nicht alleine.Wir sitzen dann und überlegen, wer kriegt es denn?Wer hat die größten Vorteile für das Pferd?Und wir freuen uns, dass so viele interessiert sind.Aber wir hatten mal ein Kaltblut. Das war total toll, das konnte alles.Ich glaube, das konnte sogar das WC vorwärts und rückwärts.Also das war superartig.Es konnte geritten werden, es konnte gefahren werden, es konnte alles.Und das musste ich ja auch einem geben.Und das ging nachher so weit, als es vermittelt war, dass ich Anrufe kriegte und böse PNs im Netz.Ich warte jetzt schon so lange, warum habe ich es nicht gekriegt?Und ich wurde danach ausgeschimpft und dann habe ich gesagt, oh Leute, Einer rief mich dann an und dann habe ich zu ihm gesagt, weißt du, wie soll ich das denn machen?Ich kann nicht jedem das Pferd geben.Und wenn alle sich jetzt weiter streiten und sich beschimpfen, dann kann ich nur vorschlagen, wenn nächstes Mal sowas ist, machen wir Gulasch drauf und jeder kriegt ein Kilo.Wie findet ihr das?Damit war die Sache geklärt.Damit war die Diskussion beendet.Es ist so gemeint von mir.Ich kam mir auch ganz schlecht vor, aber es hatte Wirkung.
[SPEAKER 2]
Ja, das glaube ich.
[SPEAKER 1]
Oh je, das würde ich niemals machen, muss ich jetzt dazu sagen.
[SPEAKER 2]
Was ist der krasseste Fall, der jemals bei euch hier aufgelaufen ist?
[SPEAKER 1]
Wir haben so viele krasse Fälle.Also einmal hatten wir eine Fortnahme mit 34 Arabern oder mixt Rakena-Araber-Mischlinge auf zweieinhalb Hektar.Der Mann zu diesem Gestüt hatte sein Kurzzeitgedächtnis verloren, die Frau war alkoholkrank. Es gab kaum noch ein Grashalm, aber es gab viele Hügel auf der Wiese.Wir haben da nicht reingepiekt.Das war eine Fortnahme.Dabei war eine Stute, die heißt heute noch Belif.Belif hatte ihr Geburtsgewicht noch mit zehn Monaten.Ihre Mutter war Haut und Knochen.Die hat aber alles gegeben.Die hatte tatsächlich noch ein Euter.Sonst wäre diese kleine Belif gestorben.Ein Mischling zwischen Araber, Und Trakena.Und Fuchsschecke.Ein bildhübsches Pferd.Leider durch diese Fehlernährung mit Spaghettibeinen.Die haben ganz dünne Beine, die Knochen haben nicht… Wir haben reingetan, was nur so ging.Die hat noch mal Fohlenstarter gekriegt und alles Mögliche.Und die hat sich so lieb entwickelt.Der Mutter geht es auch gut.Bei Belief haben wir gedacht, wir schaffen das nicht.Aber wir haben es geschafft.Wir hatten auch mal in Island Fohlen. Das konnte nicht mehr stehen vor Entkräftung.Das haben wir nach Hause geholt, hierher.Auch aus einer Fortnahme.Die Fortnahmetiere, das sind immer die Schlimmsten.Die sind so runtergekommen, dass wir so manches Mal denken, der schafft das nicht.Aber die schaffen es doch.
[SPEAKER 2]
Also Fortnahme zur Erklärung ist, wenn das Veterinäramt sagt, wir machen euch zu, die müssen jetzt hier weg.
[SPEAKER 1]
Ja genau und dann kommen sie ganz oft zu uns und wir kriegen auch dann Pferde sogar von den Landratsämtern in Bayern, aus Regensburg hatten wir mal ganz viele.Kaltis ohne Fohlen-ABC, die mussten erst mal lernen fürzugeben. Dieser kleine Isi hatte in dem Papier eine Fohlenprämie.Und wir haben die also auch wirklich drei, vier Stunden nicht gefüttert.Die war sieben Monate alt.Und wir haben sie auch immer hingestellt.Wir haben Flaschenzug.Wir haben ja das ganze Rettungsequipment, weil wir auch einen Rettungswagen haben für Pferde. Wir sind auch ausgebildet in der Großtierrettung, das hat der Lutz auch gemacht.Der ist der einzige zertifizierte Großtierrettungsausbilder in Deutschland gewesen zu der Zeit, als wir das gemacht haben.Inzwischen hat er einen Assistenten, der heißt Michael.Er macht das hier auch alle zwei Jahre für die Feuerwehren, kommt auch zu uns und macht das hier. Und wir haben die kleine Chat-Easy-Stute, die wir Hope genannt haben, weil wir keinen Namen hatten für sie.Die hat unsere Schriftführerin Anke hinten im Kofferraum von ihrem Kombi im Arm gehalten, mit einer warmen Decke, damit wir die überhaupt heil herkriegen.Die war erst bei unserer Tierärztin, dann kam die aber hierher. Die war so weit, dass sie wieder eine Minute alleine stehen konnte.Eine ganze Minute.Da hat Biene sich auch drum gekümmert.Hat die immer angesturzt und hat ihr Gesellschaft geleistet.Obwohl, sie war doppelt so groß wie Biene schon.Und dann haben wir gesagt, okay, jetzt können wir anfangen mit Osteopathie und mit Krankengymnastik. Dann habe ich angerufen und gesagt, können wir das mal machen, dass wir das Tier jetzt osteopathisch behandeln können.Und am nächsten Morgen starb diese kleine Stute an Nierenversagen.Wir haben drei Monate um sie gekämpft, das werde ich auch nicht vergessen. Und dann sind wir tatsächlich ganz viel angegriffen worden.Ja, ja, erst sich die Isländer rauspicken, die teuren Pferde.Und wenn die denn kein Geld bringen, die einfach einschläfern.Die ist nicht eingeschläfert worden, die ist gestorben.
[SPEAKER 2]
Eingegangen, ja.
[SPEAKER 1]
Also das fand ich auch sehr krass.Dann fand ich ganz krass … Dieses Tumorpony von diesem Jahr, echt ein Minishet, die muss man sich vorstellen, 80 Zentimeter groß und hat einen 4,4 Kilo schweren Tumor am Beinbaumeln.Die ist leider auch letztendlich gestorben, obwohl Blutbild und Gerinnung, alles war in Ordnung und es war alles gut verheilt.Ich sollte sie am nächsten Tag abholen. Unser Tierarzt, der eigentlich nach Schweden sollte, guckte morgens nochmal in die Box zu der Kleinen, wollte sich von ihr verabschieden, da lag sie dabei einfach reingeschlafen.Wir wussten allerdings auch nicht, wie alt sie war.Aber die hat ein paar Wochen ohne diesen schweren Tumor gelebt. Und ganz viele kriegen wir gerettet.Aber es ist ja wie immer, die guten Sachen, die häufen sich so, dass die Sachen, die einen wirklich bedrückt haben, die bleiben einem im Kopf.Man muss das auch behalten, damit man, falls sowas nochmal kommt, weiß, was man noch anders machen muss.
[SPEAKER 2]
Daraus lernen am Ende.
[SPEAKER 1]
Wir müssen alle lernen.Also hier in Schleswig-Holstein heißt es ja, du wirst älter als eine Kuh und lernst immer noch dazu.Wer das nicht tut, hat selber Schuld.
[SPEAKER 2]
Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts gibt es die vier klassischen WeHouse-Fragen, die jetzt auf dich auch warten.Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
Mein Motto ist, alles wird gut am Ende.Man muss es bloß wagen.Alles wird gut.Und es wird gut.
[SPEAKER 2]
Frage Nummer zwei.Hast du einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
In kurzen Sätzen, als ich Kind war, hat bei uns in der Straße ein Schlachter gewohnt, ein Pferdeschlachter.Der konnte abends nicht nach Hause finden aus der Kneipe und morgens konnte er deshalb nicht früh aufstehen.Und ich kriegte damals schon 100 Mark von ihm, weil ich abends und morgens die Pferde gefüttert und gemistet habe. Und daher kommt, glaube ich, auch mein Tick, dass ich den Pferden helfen muss, denn der hat tatsächlich die Pferde geschlachtet.Das war für mich ganz fürchterlich.Und ich glaube, der hat mich am meisten auf den Weg gebracht, schon als Kind.Hilft den Pferden.Hilft den Pferden, die müssen nicht aufgegessen werden.Ich glaube, das hat mich, ich war nicht viel, aber ich glaube, das war der alte Bauer Berg.
[SPEAKER 2]
Der alte Bauer Berg, der hat dich da in die Richtung gestupst.
[SPEAKER 1]
Ohne dass er das weiß, den gibt es inzwischen auch schon lange nicht mehr.
[SPEAKER 2]
Frage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
Sei geduldig, bewege dein Pferd jeden Tag, habe eine weiche Hand. Und was noch ganz wichtig ist, wenn du schlechte Laune hast, steig bitte nicht aufs Pferd.Wenn man auf dem Pferd rumzickt, muss das Pferd es ertragen und das geht meistens nicht so gut.
[SPEAKER 2]
Genau, genau.Und dann zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
Lebenswichtig.Genau wie meine Kinder.Ich brauche Pferde um mich herum.Sie sind einfach schön.Sie riechen gut.Sie sind lieb.Sie freuen sich, wenn ich komme.Sie brummeln, wenn ich hinsteige.Sie sind zufrieden.Sie sind lebenswichtig.
[SPEAKER 2]
Essenz. Ja wunderbar.Liebe Petra, vielen Dank.Hat mir sehr viel Spaß gemacht und wir packen alle Informationen zu dem Magazin und auch zur Pferdeklappe alles in die Show Notes und wir drücken auf jeden Fall die Daumen, dass ordentliche Magazine verkauft werden.
[SPEAKER 1]
Ja, danke schön Christian, dass ich dabei sein durfte.Ich freue mich unheimlich, weil das hilft bestimmt auch tüchtig mit.
[SPEAKER 2]
Da bin ich mir ganz, ganz sicher.Danke dir Petra. Diese Folge wurde vorbereitet von Juliane Tränkler, produziert von Franziska Bombal.Mein Name ist Christian Kröber und ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns wiederhören bei der nächsten Folge unseres WeHost-Podcasts.Und wenn ihr keine Folge verpassen wollt, abonniert uns einfach auf Spotify, Apple Podcast, Deezer und überall dort, wo es gute Podcasts gibt.