#126 Schauspielerin Marie Bäumer: Was wir von Pferden lernen können
„Es ist unglaublich! Der Wert, der in der Arbeit mit Pferden steckt, das ist ein Erlebnis, das vergessen die Gäste nie.“ Marie Bäumer ist als Schauspielerin aus Film und Fernsehen bekannt. Mittlerweile lebt die passionierte Pferdefrau in Südfrankreich und betreibt ein Coaching-Programm zur Persönlichkeitsentwicklung. Ihre Pferde bezeichnet sie als wesentliche Partner in ihrem Atelier Escapade - so der Name des Programms. In dieser Podcastfolge erzählt Marie Bäumer, was Menschen durch den Umgang mit Pferden lernen können und was sie an den Tieren an meisten fasziniert.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute zu Gast eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands und auch Pferdefrau Marie Bäumer. Sie lebt seit vielen Jahren in Südfrankreich in der Nähe Avignons und betreibt dort in der Provence ein Coaching-Programm für Personal Development im Zusammenhang mit Pferden. Wir sprechen darüber und über vieles mehr. Vorweg darf ich allen wehorse-Nutzern unter euch noch einmal unsere nächsten Live-Events und Fragestunden ans Herz legen. Wir haben am 04.08. eine Fragestunde zum Thema Dressurreiten mit Uta Gräf, am 18.08. Bodenarbeit und Halsringreiten mit Lisa Röckner und Katrin Obst am 31.08. Pferde-, Fitness- und Muskelaufbau. Das Ganze exklusiv für wehorse-Nutzer. Also, jetzt geht’s los mit dem Podcast. Hallo Marie. Hallo. Schön, dass du da bist bei uns im Podcast. Viele kennen dich als Schauspielerin. Du bist im Theater viel unterwegs. Aber, und das wissen vielleicht noch gar nicht alle, du bist auch sehr eng mit Pferden verbunden.
[SPEAKER 2]Ja, das ist tatsächlich der Fall. Und zwar auch schon seit meiner frühen Kindheit. Und meinem Beruf geschuldet habe ich diesen diese Verbindung oder diesen Wunsch mit Pferden zusammen zu sein, etwas zu tun, immer wieder unterdrückt. Und die letzten Jahre gab es da keine Unterdrückungsstrategie mehr. Also es ist mit Macht aufgebrochen, würde ich mal sagen, und hat eigentlich nur zu Gutem geführt.
[SPEAKER 1]Ich spreche gerade mit dir in Frankreich, wo du seit vielen Jahren beheimatet bist. Aber vielleicht bevor wir da rein starten, was du gerade machst, was verbindet dich konkret mit Pferden? Du sagst, man konnte es jetzt nicht mehr unterdrücken. Du bist also seit eh und je zum einen natürlich Schauspielerin, aber auch hast Pferde und arbeitest mit Pferden. Ja, also
[SPEAKER 2]Ich glaube, mir kommt da als allererstes das Stichwort Freiheit und Form. Das ist so eins meiner Lieblingskapitel und das ist das, was mich auch maßgeblich in meiner in meinem Zusammensein mit Pferden beschäftigt. Das heißt, in der Inspiration, das was vom Pferd kommt, das war für mich immer, in meiner Kindheit hat es dann mit Winnetou und all diesen ganzen Geschichten angefangen. Als ich mein erstes Pony hatte, hab ich zu meiner Mutter gesagt, ich würde den am liebsten freilassen. Und hab darüber viel nachgedacht, was das eigentlich bedeuten kann, auch so, wie wir leben. Und eine Riesenbrücke jetzt mit, ich weiß nicht wann, das war vor sieben Jahren ungefähr, hab ich eine Tour von Arizona bis Montana gemacht mit drei Pferden und einem verrückten Amerikaner.
[SPEAKER 1]Einem Cowboy.
[SPEAKER 2]Genau, eher ein Mountaineer, also er war eigentlich eher so die Indianer Fraktion, aber als Weißer eben und für eine Art der Produktion. Und das war so die Initialzündung, wo ich so dachte, gut, wenn wir über so eine weite Strecke mit Pferden unterwegs sein können, dann gibt es da noch mal einiges zum Thema Freiheit zu ergänzen.
[SPEAKER 1]Das ist natürlich die ultimative Freiheit, die man sich so vorstellt, wenn man von Arizona nach Montana quasi einmal die Rocky Mountains hochreitet. Das ist ja fast schon so ein bisschen dieses sehnsüchtige Bild, was man da so hat aus dem Wilden Westen. Ihr habt dann wirklich wahrscheinlich, ihr habt gezeltet, oder? Wie war das dann?
[SPEAKER 2]Ja, das war ganz lustig, weil mein Partner mochte keine Zelte, ich auch nicht so richtig. Das heißt, wir hatten eigentlich nur so Canvas-Planen, die wir dann irgendwo so drapiert haben. Einmal hatten wir in Monument Valley Sandsturm, aber richtig. Und wir haben irgendwie mehrfach nachts dieses ganze Getüm, was sich so über uns legte, mit Sanddünen wieder auseinander gefaltet. Also wir haben tatsächlich oft draußen geschlafen. die Crew dann eben im Zelt oder auch mal im Hotel. Und wir hatten auch nicht immer alles so vorbereitet, dass wir ganz genau wussten, wo wir landen würden. Und ja, das war schon spannend und abenteuerlich. Und es gab sogar auch mal eine Situation, wo die Pferde angebunden am Hänger übernachten mussten. Die armen Knöpfe. Aber da haben wir am nächsten Tag dann für eine angenehmere Situation
[SPEAKER 1]Du hast aber vor einiger Zeit jetzt auch dieses Thema Pferde für dich auch weiterentwickelt mit Atelier Escapade. Was ist Atelier Escapade?
[SPEAKER 2]Ja, das ist ein Personal Development, was maßgeblich auf der Basismethode meiner Schauspiel-Lehrmethode entwickelt wurde. Und die drei Grundpfeiler, auf denen das steht, ist der Raum, also der Raum, in dem ich stehe, mich befinde, mein persönlicher Raum, den zu definieren, einzunehmen und zu halten. Das nächste ist die Verbindung zu mir, im besten Falle meiner inneren Stimme oder meiner Vision, sage ich immer, und meiner Umwelt. Und das dritte ist die Bewegung im Sinne der tatsächlich physischen Bewegung, sich in Bewegung zu setzen und zu verstehen, was das elementar bedeutet, wie wesentlich das ist für unser Wohlempfinden und dann die Bewegung im Sinne des sich berühren Lassens. Und das Pferd hatte zu diesem Zeitpunkt maßgeblich seinen Platz in meinem Leben wieder eingenommen, glücklicherweise. Das war damals noch mein erster Lusitano-Hengst-Baccarat und jetzt sind noch im Laufe der Jahre zwei dazugekommen. Und die haben mich derartig unterstützt und so genaue Anweisungen und Anmerkungen gegeben und Feedbacks, dass ich dachte, das wäre jetzt wirklich zu dumm, das ohne die zu machen. Und so sind sie im Grunde genommen meine wesentlichen Partner geworden. Und lustigerweise habe ich auch dann ziemlich schnell erkannt, dass jedes Pferd für eins dieser Themen steht. Also ich nenne ihn Meister des Raumes, Meister der Verbindung und Meister der Bewegung. Und selbst Menschen, die nicht mit Pferden zu tun haben, erschließt sich das immer unmittelbar. Das ist wirklich faszinierend.
[SPEAKER 1]Und das ist entstanden daraus, dass du Schauspielerinnen und Schauspieler unterrichtet hast, weil du nicht nur selber auf der Bühne oder vor der Kamera schon immer standest, sondern auch schon immer ausgebildet hast, richtig?
[SPEAKER 2]Genau, und ich habe halt, ich arbeite sehr physisch, das heißt ich habe einen sehr klaren Blick dafür, wo Menschen in ihrem Körper festhalten. Schrauben und Filter nenne ich das immer. Das tun wir alle, jeder auf eine unterschiedliche Art und Weise. um im Zweifelsfalle sich, ich sag mal, zusammenzuhalten oder zu schützen oder einer Spannung nicht Raum zu geben. Und damit kann es halt zu Blockaden kommen, die dann irgendwann entweder zu Schmerzen führen oder die vor allen Dingen unser eigentliches Potenzial, wo ich immer sage, das freigelegt werden will, Und wenn man diese Schrauben rausnimmt, das ist nichts anderes als Energie freizusetzen. Dann kommt man im Grunde genommen in eine Art Dialog, nenne ich das immer, in einen Swing, dass man all das, was man gebrauchen kann, zum Amt auszudrücken, zu verhandeln, zu nutzen, einzusetzen, also die persönliche Kraft freizulegen. Und das sind ganz simple, im Grunde genommen sind das eigentlich ganz simple physische oder auch physikalische Gesetze. Das ist eine sehr simple Methode, die eben auch im Zusammensein oder in der Gegenwart des Pferdes enorm viel machen. Maßgeblich ist es einfach dann auch an Atmung gebunden, dass die Atmung wirklich durch den Körper ganz durchgeht, damit an eine Wahrnehmungsebene. Und das nächste ist dann Fokus zu setzen.
[SPEAKER 1]Das bist du ja als
[SPEAKER 2]absoluter Pferdemensch und Reiter auch wissen, wie wichtig der Fokus ist. Das heißt wirklich eine Spur ganz genau zu verfolgen, zu antizipieren und dann denjenigen, die man mit dabei hat oder im übertragenen Sinne für Menschen zum Beispiel, für Führungskräfte, ihr Team wirklich so fein und genau führen zu können und um die einzelnen Bedürfnisse, Bescheid zu wissen, dass man wirklich klar seiner Spur folgen kann. Und das ist etwas, was auch vielen Menschen einfach wirklich sehr schwerfällt.
[SPEAKER 1]Und das ist ja häufig auch gerade von uns, die sehr viel mit Pferden zu tun haben, immer etwas unterschätzt, glaube ich auch, welche Wirkung Pferde auch auf Menschen haben können, die halt nicht aus der Pferdewelt kommen. Wie du ja richtig sagst, Führungskräftetraining ist ein Thema, was wir ja immer so gar nicht sehen. Für uns ist ja alles, der Umgang ja mit dem Pferd selbstverständlich. Aber da steckt schon großer Wert drin.
[SPEAKER 2]Es ist unglaublich und ich finde es auch total schön, dass du das nochmal sagst, weil es damit, wie weit wir gegangen sind mit Pferden als Menschen, was wir alles mit denen tun, was wir ihnen einfach ja auch zumuten, muss man mal sagen, wozu wir sie einladen, sie bereit sind mitzumachen. Ich glaube, das einzige Fluchttier der Erde, was sich so weit auf den Menschen eingelassen hat, Das alleine ist schon mal ein Moment wert innezuhalten, Abstand zu nehmen und sich vor das Pferd zu stellen und zu sagen, aha, die Magie, die das Tier nach wie vor und ja auch weltweit hat und auslöst, ist enorm. Und diese Gegenwart eines Pferdes und ich arbeite nun auch noch mit Hengsten und sind auch ein paar ältere Kollegen dabei, die dann ab und zu als Gäste reinkommen und das auch sehr lustig finden immer. Aber meine sind halt relativ jung. Das heißt, da ist auch viel Energie für Menschen, die nun nicht mit Pferdentag täglich zu tun haben, die dann in Freiheit nach zwei Tagen, nachdem wir das Raumthema wirklich etabliert haben und Beide Seiten sich ruhig und sicher fühlen, in Freiheit mit diesem Hengsten um die Häuser spazieren. Das ist halt einfach ein Erlebnis, das werden die nie vergessen.
[SPEAKER 1]Ist es denn, oder woher kommt bei dir die Tatsache, dass du nur mit Hengsten arbeitest? Hat das irgendwie einen Hintergrund?
[SPEAKER 2]Iberische Pferde waren immer schon so eine Leidenschaft von mir. Und ich bin mit einem Hannoveraner hier nach Südfrankreich gekommen. Und ich habe immer gesagt, das war meine schönste Affäre. Aber ich habe dann relativ schnell, als wir hier waren, habe ich so zu ihm gesagt, weißt du, du bist so toll und ich meine, du bist auch echt ein totaler Frauentyp. Alle verlieben sich sofort in dich und du bist so lustig und Es gibt so viele Dinge sicherlich zu tun, aber ganz ehrlich, wenn wir beide ehrlich sind, dann wird das keine Ehe, sondern das wird eine Affäre bleiben. Und irgendwie möchte ich eigentlich eine Ehe eingehen mit einem Pferd. Und ich hatte so das Gefühl, er hat das irgendwie verstanden und war da eigentlich auch so, das sagte ich auch. Und die ist eigentlich auch ein bisschen zu heiß, wenn wir ganz ehrlich sind. Und dann ist der nach Thüringen gegangen. und ist dort Herdenschef einer entzückenden Herde und findet es ganz toll und wird dort auch bleiben bis zum Ende seiner Tage. Und dann war ich halt frei für die bärischen Pferde. Und dann ist es natürlich hier in der Kultur in Südfrankreich viel normaler. Also bei uns im Stall stehen 40 Hengste. und drei, vier Stuten und dann gibt es halt eine Zucht, dann gibt es die Stuten und Fohlen auf der Weide, aber die stehen da, die können sich berühren, da sind keine Hochsicherheitstrakte, die dafür gebaut werden, sondern die stehen halt einfach da und werden in Anführungsstrichen ganz normal behandelt. Und ich habe so eine Leidenschaft für die archaischen Kräfte, die Urkraft, in eine Form zu bringen. Also diese ungezähmte Energie, die wirklich so eine ganz starke Dynamik hat. Und dann zu gucken, wie erreiche ich das mit ganz feiner Kommunikation und Gestik und Ernährung da mich aufzustellen und da bin ich schon wieder bei einem Escapade Kapitel, was auch für Pferdemenschen dann wieder sehr spannend ist, nämlich die männliche und weibliche Kraft. die wir ja immer wieder im Dialog brauchen. Also ich nenne es die vertikale Achse, ist die männliche Energie, der Fokus, das nach draußen gehen, die eine Entscheidung fällen und sich auch vor etwas oder jemanden hinstellen zu können, der eben mit sehr viel Energie auftritt. Und dann die weibliche Kraft, die mehr so der Innenminister, Verbindende, das sich selber wahrzunehmen, zuzuhören, sich in den anderen auch hineinversetzen können. Beide sind sehr wichtig, wenn man eben zum Beispiel Hengsten oder jungen Hengsten begegnet, je nach Persönlichkeit. Und das ist etwas, was mich einfach sehr fasziniert. Dann ist es natürlich so, dass gerade die Lusitanos unglaublich menschenbezogen sind. Aus dieser Linie die zwei, die ich dort habe, das sind Pferde von Artisten, Frédéric Pignon und Magalie Delgado, die einfach, also niemals ein Pferd auf die Bühne zerren, wenn es nicht bereit dafür ist. Das heißt, deren großes Merkmal ist Zeit. Zeit sich nehmen und den Pferden lassen und damit etwas zu erreichen, dass sie den Pferden wirklich die Chance geben, auf der Bühne zu glänzen, sich wohlzufühlen. Selbst die jungen Pferde, Man hat nie das Gefühl, dass die so unter Stress sind, dass sie eigentlich schon mit Ohren und Hufen wieder Richtung Ausgang zeigen und sagen, sie würden diese Abteilung schnell wieder verlassen wollen. Und die Aufrichtung der Hengste und die Schönheit, die die einfach zeigen, in dieser Dynamik und Kraft gepaart mit dieser, also ich sage immer, in diesen Pferden steckt in jeder Zelle Liebe drin, seit vielen Generationen. Und das finde ich einfach unübertroffen.
[SPEAKER 1]Und es ist ja so, du lebst ja in der Nähe von Avignon, das ist natürlich auch eine Pferde-Hochburg. Du hast gerade die Pignance angesprochen, es gibt den Salon du Cheval in Avignon, was ja eigentlich so Der Ort ist für Showstars und Showreiterei, Schaubilder, Horsemanship. Dann gibt’s die Kamak-Pferde bei euch vor der Tür. Es ist ja wirklich auch eine absolute Hochkultur bei euch.
[SPEAKER 2]Ja, genau. Schon alleine deshalb war das dann ein ganz guter Plan, hier in die Richtung zu kommen.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Und wenn wir noch einmal vielleicht auf diese drei Dimensionen zu sprechen kommen, also Raum, Verbindung und Bewegung. Ich glaube, Raum haben wir darüber gesprochen, Verbindung jetzt auch. Vielleicht noch einmal dieses Bewegungselement.
[SPEAKER 2]Ja, das ist ganz spannend. Also ich bin doch überrascht, wie viel wir Menschen erwarten von unseren Pferden. Also die sollen locker sein, Gymnastik, viel Gymnastik machen, sich irgendwie wunderbar bewegen, die in Schwung und Takt und dies und das und dann losgelassen. Und die Frage ist immer, wie viel tun wir Menschen eigentlich im Gegenzuge?
[SPEAKER 1]Also
[SPEAKER 2]Die Physis spielt natürlich eine große Rolle. Wir wissen das alle, wenn wir uns irgendwie bewegen, wenn wir morgens joggen oder irgendwelche Übungen machen oder Yoga oder so, dass man einfach anders in den Tag reingeht. Und diese buchstäbliche Bewegung und auch da wieder in der Dynamik und auch in der In den feinsten kleinen Nuancen, das ist ja auch das, wo die Pferde uns hinführen. wenig Spezien, die sensibler sind als Pferde. Und wenn wir uns dem annähern, können wir eigentlich nur gewinnen im Umgang mit uns selber und mit anderen. Und eben auch in der Wahrnehmung dieser ganz, ganz, ganz feinen Gesten. Das ist, glaube ich, auch das, was Menschen immer wieder als so ein ganz großes Glück empfinden, ob sie nun Dressur reiten oder in der Freiheitsressort unterwegs sind oder einfach nur, was weiß ich ja, mit ihren Pferden spazieren gehen, aber wenn sie merken, dass sie in dieser ganz feinen Kommunikation sind, die einfach was so Unangestrengtes hat. Und da ist es jetzt eigentlich wieder ähnlich, wenn ich zur Eskapade zurückkomme, dass ich wirklich gucke, der dritte Tag ist von drei Tagen, die das Herzstück, das sind die Ateliers, die hier in Südfrankreich stattfinden, in einem Schloss und bei uns auf der Zucht. dass am dritten Tag dann das Kapitel Bewegung kommt, wo Menschen sich dann wirklich richtig physisch in Bewegung setzen und zum Beispiel auch so etwas wie eine Dynamik, also eine Energie senden zu können, gebündelt und eine Reaktion zu bekommen. Also auch ein Pferd zu sich zu rufen, ist ja schon mal so eine Sache. Wie mache ich das überhaupt? Und zu sehen, oder wenn ich mich eben neben einen achtjährigen Lusitano-Hengst stelle, der gemeint werden will, wie stehe ich dann eigentlich da? Was bedeutet das von meiner Energie, wenn ich mit ihm losmarschieren will und nicht ihn einfach hinter mir herziehe? Das gibt es bei mir gar nicht. Also es gibt eigentlich nie eine durchgezogene Longe. Selbst wenn wir am Seil arbeiten, sage ich immer Stopp, bevor es einen Zug gibt, weil das Pferd quasi nicht mitgenommen, nicht eingeladen wurde. Und dann eben zu verstehen, wo in meiner Bewegung, wo bekomme ich diese Kraft, diese Energie eigentlich her? Das ist etwas, was maßgeblich vom Becken, vom Rücken und aus dem Boden kommt und wir sind halt in unserer Gesellschaft sehr viel vom Becken abgeschnitten und dann agiert eigentlich nur noch der Oberkörper. Der Atem ist oft gestaut und dann fängt man an viel mit Händen und mit Sprache zu machen, wo sich aber im Kern nicht das Entscheidende vermittelt. Und das ist zum Beispiel jetzt so ein Bereich daraus. Und dann eben auch zu verstehen, kann ich in kurzer Zeit wirklich Kraft freilegen über meine Physis. Gelingt mir das? Also wie so zum Beispiel ein Quickstart, wenn man losläuft. Und damit eben auch die Energie dann nicht zu stoppen, nicht zu bremsen, sondern sie wirklich weiter zu schicken. Das ist so ein bisschen wie wenn ich ein Seil in der Hand habe und es im weiten Schwung werfe. Viele hören dann aber da auch schon auf. Dann stehen sie wie vor einer Wand und dann kommt natürlich auch nichts an beim Gegenüber. Und diese Erkenntnisse sind halt auch wirklich sehr, sehr wertvoll. Und der nächste Teil ist dann mit der Bewegung, diese innere Bewegung. Das heißt, sich wirklich auch berühren zu lassen und zu interessieren. Das ist so ein tolles Wort. Interessere. Dazwischen sein. Sich in etwas hineinbegeben. Und wirklich auch ein Interesse zu entwickeln. Was habe ich da für ein Gegenüber? Was ist das für eine Persönlichkeit? Was hat der für Bedürfnisse? Das ist zum Beispiel auch etwas, was ich… sehr spannend finde, wenn ich jetzt sage, ich habe das Thema Schwellen, Schwellen überschreiten. Also die Schwelle mit dem Pferd, sage ich jetzt mal, aus der Box raus in den Stall. Das ist so wie wenn ich mein Zuhause verlasse.
[SPEAKER 1]Wie gehe ich raus?
[SPEAKER 2]Bin ich konzentriert und vorbereitet? Habe ich mich irgendwie vielleicht einen wichtigen Termin? Habe ich meine sieben Sachen zusammen oder stolpere ich so raus und flitze noch dreimal wieder zurück, weil ich dies und das vergessen habe und es ist alles irgendwie durcheinander. Mit dem Pferd genauso. Dieses Rausgehen, in die Bahn reinkommen, auf die Weide oder zurück. Und das sind ja auch oft Stellen, wo so Engpässe sind, wo Stress entsteht, wo Menschen im Alltag mit ihren Pferden dann in eine Unruhe geraten und oft noch schneller werden, weil sie diese Situation vermeiden wollen, was zu noch mehr Stress führt. Also schon beginnend mit solchen Themen kann man unglaublich gut überprüfen, wie ist jeder so aufgestellt. Dann habe ich drei verschiedene Pferde und sage, aha, die reagieren da einfach auch alle nochmal anders. Und was kann dann jeder Einzelne gebrauchen, oder was brauche ich auch, um die Situation zu entspannen? Und sich eben auch was auszudenken, zu sagen, also ich habe meinen Pferden zum Beispiel beigebracht, dass sie erst aus der Box gehen, wenn ich sie explizit dazu auffordere. Einer ist mir immer rausgerannt, der stand dann irgendwann bei der Steilgasse und hat da bei jedem einzelnen über Kurzkontakt gesagt ist, mit einem Riesensatz über so einen Stapel Strohballen gesprungen. Es war echt, ich war so beeindruckt, dass ich einfach nach einer Weile da stand und sagte, Mann, das ist aber auch, der ist wirklich, der ist irgendwie auch phänomenal. Der hat, der hat echt, also zum Thema Bewegung hat der echt was los.
[SPEAKER 1]Sehr gut. Und liebe Marie, wie geht das ganz an vonstatten, die Leute sind bei dir vor Ort in Frankreich? Dann im Rahmen der Eskapade. Ja, genau.
[SPEAKER 2]Das Großartige ist, da hat uns die Pandemie geholfen, dass sich die ganze Geschichte dann nach Frankreich umzog, mehr oder weniger von alleine. Ich habe dann zum Beginn der Pandemie Online-Eskapaden angeboten. Als kompletter Computerlegastheniker war das sehr aufregend für mich und es hat viel besser funktioniert, als ich dachte. Da habe ich dann einfach immer nur so ein bisschen vor den Pferden erzählen können und bin mal mit dem Laptop über den Hof gelaufen. Aber wir haben auch dort, und es gibt es tatsächlich auch noch weiter, ab Herbst immer, den Winter durch, biete ich immer noch Online-Ateliers an, eben auch an der Basismethode, also die Menschen zur Einführung in die Basismethode einladen. Und ansonsten haben wir das sogenannte Herzstück. Das läuft von Mai bis Oktober in der Provence, eben in dem Schloss von Freunden, das auch hier in der Nähe ist, wunderschön ist, ist unser Jahreshighlight. Und dann haben wir bei der Zucht, da stehen eben auch meine Pferde selber. haben wir auch, ich glaube, sechs oder sieben im Jahr. Und dann werden wir ein neues Format starten im nächsten Jahr, das ist die sogenannte Escapade Live, wo ich ein größeres Publikum einlade und die Methode vorstelle und aus meinem Buch, das ich auch dazu geschrieben habe, Escapade, vorlese und wir so ins Gespräch kommen mit dem Publikum, ein bisschen das verständlich zu machen. Und es ist, wie gesagt, also für Menschen mit Pferden, denke ich, in vielerlei Hinsicht gewinnbringend, sich damit auseinanderzusetzen, aber eben auch für Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen, also ob nun Sportler oder Physiotherapeuten oder, also wir haben aus allen Bereichen Menschen, auch Lehrer, also überall da, wo im Grunde genommen es Sinn macht, dass man versteht, wie stark wir mit einer einfachen Wahrnehmung zu all dem, was unseren Körper anbelangt, noch in eine erweiterte Kraft kommen und eben Dialog mit unserem Umfeld.
[SPEAKER 1]Warum eigentlich Escapade? Escapade ist ja ein französisches Wort und das gibt es ja auch im Pferdesport. Das ist ja sowas wie entweichen oder so zur Seite springen, glaube ich. Warum das Wort Escapade?
[SPEAKER 2]Also ich mochte gerne daran, dass es so ein Aufbruch ist, Aufbruch und auch so ein bisschen, es hat so ein bisschen so ein Augenzwinkern, so was spielerisches, so ein Aufbruch in die Freiheit und zu sagen, ich bin dann mal weg. Also ich sehe immer so ein Familienfeier oder großes Fest in Frankreich mit einer langen Tafel und einer Tischdecke drüber und zwei Kinder, die sagen, komm, wir verschwinden. Und die krabbeln so auf allen Vieren irgendwie auf der anderen Seite irgendwie weg und verschwinden. Und die Eltern bemerken es dann erst sehr spät. Und es ist also nichts bedrohliches oder bedenkliches, sondern eben mehr so, wir starten jetzt unsere Eskapade. Und auch in der Verweigerung eines Sprunges vielleicht auch zu sagen, nö, ich mach das mal so auf meine Art. Ich würde da eher drumherum laufen. Ich meine, wenn ich Pferd wäre, würde ich ja auch nicht über 1,70 Meter den ganzen Tag lang springen. Und das so Ja, diesen Schwung, der da drin ist, und eben diesen etwas spielerischen Ansatz.
[SPEAKER 1]Charakter.
[SPEAKER 2]Charakter, genau. Und das hat für mich irgendwie funktioniert in den drei Sprachen, Englisch, Deutsch und Französisch, in denen das Ganze dann auch stattfindet.
[SPEAKER 1]So kam das. Bei uns im Podcast gibt es natürlich auch die vier klassischen WeHouse-Fragen. Die blühen jetzt auch dir, liebe Marie. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Es gibt keine stärkere Stimme als deine innere, die dich führt.
[SPEAKER 1]Wunderbar. Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, eine Person, die dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]Also maßgeblich, oh je, da fallen mir jetzt schon vier ein. Und die erste war wirklich auch deine Patentante.
[SPEAKER 1]Linda Telling-Jones, ja.
[SPEAKER 2]Ja, schon sehr. Also ich glaube, Frederic Pignon tatsächlich und mein Ausbilder, Lehrer im Bereich, er nannte das Pferdemediation, Autodidakt auch, der vom Martial Arts kam.
[SPEAKER 1]Also aus einem ganz anderen Bereich.
[SPEAKER 2]Ja, aus einem ganz anderen Bereich, aber eben auch durch und durch Pferdemensch. Und der hat mir sehr viel beigebracht in der Natürlichkeit, physisch auch, und in der Natürlichkeit, sich mit Pferden zu bewegen.
[SPEAKER 1]Dann Frage Nummer drei. Wenn du Reitern eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Vertraue deinem Pferd und höre ihm zu.
[SPEAKER 1]Einfach und simpel und gut. Und dann zum Abschluss vervollständige diesen Satz Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Pferde sind für mich. Eine der stärksten Inspirationsquellen. Phänomenale Reisepartner. Eine der Hauptmotivationen, auf diesem Planeten rumzulümmeln. Herzöffner in ihrer pursten Art und Weise. Und ein Leitfaden, mich ihrer Kraftsensibilität und spielerischen Art dem Leben zu nähern.
[SPEAKER 1]Sehr gut. Das ist auf jeden Fall die Antwort mit den meisten Attributen, die wir bisher im Podcast hatten. Großartig. Vielen Dank, liebe Marie. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Eine kleine Reise durch deine hippologische Welt sozusagen. Und ein sehr spannender Ansatz, der sich sehr cool anhört. Und wir drücken dir natürlich die Daumen.
[SPEAKER 2]Ja, vielen, vielen Dank. Mir hat es auch Freude gemacht.
[SPEAKER 1]Und ich gucke natürlich jetzt neidisch so ein bisschen hier rüber nach Frankreich. Du, die jetzt in Südfrankreich sitzt. Das könnt ihr jetzt alle gerade nicht sehen, aber Marie schwenkt durch den Garten. Sieht fantastisch aus, strahlender Sonnenschein. Wie könnte es anders sein? Den haben wir zurzeit Gott sei Dank in Deutschland auch. Also vielen Dank, Marie Bäumer.
[SPEAKER 2]Ganz herzlichen Dank euch auch.
[SPEAKER 1]Wenn dir unser Podcast gefällt, lass gerne eine 5-Sterne-Bewertung da auf Spotify, auf Apple Podcasts. Du findest uns überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und ich würde sagen, bis bald bei der nächsten Folge des wehorse Podcasts.