#67 Linda Leckebusch-Stark: Was du von verschiedenen Reitweisen lernen kannst
Im Gespräch mit Westernreiterin Linda Leckebusch-Stark ist eine Podcastfolge entstanden, die Lust macht auf mehr: auf mehr Abwechslung in deinem Reitalltag, auf mehr Über-den-Tellerrand-Hinausschauen und auf mehr Inspiration aus verschiedenen Reitweisen. Höre gleich rein und lass dich mitreißen!
Auch als erfahrene Profi-Reiterin greift Linda gerne auf Anregungen ihrer Trainer-Kollegen zurück. Dabei erklärt sie: "Es gibt nur gutes oder schlechtes Reiten. Die Reitweise ist zweitrangig." Sie verrät dir, was sie sich von Ingrid Klimke abgeschaut hat und ermutigt dich, frischen Wind in dein Training zu bringen.
In diesem Sinne bringt Linda dir das Westernreiten näher. Sie erklärt, was diese Reitweise ausmacht, welche Ausrüstung dazu gehört und beschreibt Übungen, die du - egal in welcher Reitweise - selbst absolvieren kannst.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute im Podcast die Westernausbilderin Linda Lekebusch-Stark. Auf wehorse haben wir ja Lernvideos aus allen Bereichen der Pferdewelt, Dressurreiten, Bodenarbeit, Springreiten und und und. Und seit neuestem bauen wir auch den Westernbereich aus. Es gibt nun den Grundkurs Westernreiten. So gelingt ein Einstieg und Stangenübungen im Westernreiten. Linda erklärt dort als mehrfach Europameisterin ganz dezidiert, wie man startet, was genau zu beachten ist und wie man die Basis für das Westernreiten eigentlich legt. Wir haben darüber gesprochen im Podcast. Auf geht’s. Herzlich willkommen im wehorse Podcast Linda Lekebusch-Stark.
[SPEAKER 1]Ja, guten Morgen.
[SPEAKER 2]Es ist ein ganz besonderer Podcast, denn er ist einer der ersten, die wir quasi in live wieder machen. Nachdem wir jetzt aus der Corona-Zeit auch im Podcast zurückgekehrt sind, wo wir das immer per Videokonferenz quasi gemacht haben. Besondere Zeiten, das Jahr 2020 haben sich ganz viele bestimmt anders vorgestellt. Wie gehst du, liebe Linda, ganz persönlich so mit der Situation um? Was hat so das Frühjahr auch mit dir gemacht rund um Corona?
[SPEAKER 1]Ja, also das Frühjahr hat ganz normal angefangen. Brittpferdekurse und ich habe tatsächlich, ich glaube so um den 10.12. das Wochenende März noch einen Kurs in München gegeben mit Sonntagabend heim. Und Montag kam der Shutdown auch in München. Also so ganz knapp davor. Und dann wurde man natürlich massiv entschleunigt. Sprich keine Kurse mehr, keine Turniere. Hat Vor- und Nachteile. Also man hat natürlich super viel Zeit für seine Brittpferde. Das ist ganz toll. Aber es ist natürlich sehr ruhig auf dem Hof, weil es neue Regeln gibt. Weniger Verkehr, keine Externen auf dem Hof. Und keine Turniere ist natürlich eine traurige Sache. Aber ich persönlich denke, es geht ja um die Gesundheit der Menschen. Es gibt kein richtig oder falsch in dieser Situation. Und ich will mich gar nicht beschweren. Uns geht es gut. Wir sind gesund. Wir wohnen sehr ländlich. Da ist das noch sehr ruhig alles.
[SPEAKER 2]Im Rheinland.
[SPEAKER 1]Genau, im Rheinland. In the middle of nowhere. Und ich bin eigentlich ganz entspannt. Das entschleunigt fast ein bisschen.
[SPEAKER 2]Hast du so was irgendwo auch mal kommen sehen, dass das passieren könnte? Es gab ja dann immer auch Menschen, die gesagt haben, was wir in Wuhan gesehen haben, vielleicht shoppt das auch hier rüber. Oder hat euch das wieder blitzgetroffen wie viele andere?
[SPEAKER 1]Nee, man verfolgt das ja in den Medien. Es gibt ja auch nichts anderes in den Medien. Aber so richtig realisieren, was man mit einem macht, tut man wahrscheinlich nicht. Kann man ja auch nicht. Hatte man auch nie. Aber wie gesagt, wir wohnen auf dem Land. Wir können einkaufen gehen. Wir haben außer acht Wochen kein Klopapier bekommen, aber sonst alles ganz normal. Und natürlich ist der Arbeitsalltag ruhiger. Weniger Kunden, weniger Veranstaltungen oder gar keine Veranstaltung. Und das hat auch was Gutes. Es ist natürlich schade, dass jetzt die Turniere, bei uns sind die ganzen Turniere schon abgesagt. Die EM und DM wurden schon abgesagt. Hätte ich so nicht gedacht, dass es das mal geben wird. Aber wie gesagt, es ist ein Hobby, es ist ein Luxussport. Und dann geht halt doch die Gesundheit vor. Also ich finde es natürlich schade. Ich mache es auch wirklich gerne. Und ich muss dazu sagen, ich bin in NRW. Wir gehören zu NRW und ich habe diese Soforthilfe sofort bekommen. Ganz unkompliziert, weil ich wirklich jetzt im April und Mai so um die 60 Prozent weniger Umsatz habe ohne Lehrgänge und so.
[SPEAKER 2]Gut, aber für dich ist es kein Hobby. Du bist pläde Wirtschaftsmeisterin. Du bist quasi Profi im Westernbereich. Wie signifikant ist dann die Tatsache, dass keine Turniere sind? Ist das wirklich ein riesen Problem oder sagst du gut, schade, wir können nicht auf DM oder auf die Europameisterschaft, aber das Leben geht weiter? Oder ist das tatsächlich ein reales Problem für dich als Vollprofi?
[SPEAKER 1]Nein, also es ist natürlich, Turniere sind die beste Werbung für uns Profis. Keine Frage, wir können die Kunden bedienen. Ich habe viele Berittpferde, die mit Kunden dann mit auf ein Turnier kommen und ich auch die Kunden coache und betreue, Jugendliche und Amateure. Das ist natürlich schade, dass das ausfällt. Aber wirtschaftlich gesehen für meine Firma sind Turniere, wir haben kaum Preisgeld da, eher Marketing als Einnahmen.
[SPEAKER 2]Also das Aushängeschild quasi.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Und wenn ich jetzt anstatt Turniere Kurse gebe, werde ich wahrscheinlich wirtschaftlich fast besser dastehen, wenn wir das wieder dürfen und ab wann. Ich finde es schade, aber durch diese Soforthilfe von der NRW komme ich gut über die Runden, gerade wenn es demnächst wieder mit Lehrgängen losgehen darf.
[SPEAKER 2]Und wir arbeiten ja gemeinsam an einem Zukunftsprojekt, was wir im letzten Jahr gestartet haben. Denn bei uns bei Wehawes gibt es natürlich auch Westernreiten, das soll so ein bisschen prominenter werden und mit dir als Galleonsfigur. Und da haben wir den Grundlagenkurs Westernreiten aus der Taufer gehoben, wo wir jetzt auch während Corona fleißig daran gearbeitet haben, der jetzt auch kommt. Was genau sind Grundlagen im Westernreiten, auch vielleicht im Vergleich zu anderen Sportarten? Wie fange ich damit eigentlich an?
[SPEAKER 1]Ja, gute Frage. Große Frage. Ja, genau. Wo fängt man an, wo hört man auf? Also es war ganz toll mit euch zu drehen. Ihr seid ein Profiteam. Es ist natürlich für mich neu, das beim Reiten alles so zu erklären. Also muss man ein bisschen mehr Credit geben. Ich bin neu in der Branche als Online-Reitlehrer, wenn man das so möchte. Und Videos drehen ist alles neu für mich. Aber auch da freue ich mich total drauf, weil ich super viel lerne und das auch reflektieren kann und selbst auf den Videos mich selber reflektiere und immer besser werde. Westernreiten, also mir geht es eigentlich um grundlegende Kommunikation mit dem Pferd, sprich erlernte Hüften, Signale dem Pferd beibringen, gute Gymnastizierung. Bei uns ist das halt in der Vorwärts-Abwärts-Haltung, im Idealfall am Ende am durchhängenden Zügel. Das sind, glaube ich, so die massivsten Unterschiede. Wir sind in Signalreitweise und wir wollen zügelunabhängig reiten. Sprich, das Pferd soll sich nicht vom Gebiss abstoßen und auch nicht die ständige Verbindung zum Pferdemaul sollen wir suchen. Aber in meinem Grundkurs wird man dann sehen, ich habe so ein paar Übungen an Stangen. Das kann jeder reiten, egal ob es jetzt Working-Equitation ist, Dressur, Springen. Für Gymnastik und Linien, Stellung, Biegung, Übergänge bin ich persönlich der Meinung, dass es da nur gutes und schlechtes Reiten gibt, wenn man so möchte. Und jedes Pferd muss gymnastiziert werden. Und gerade mit verschiedenen Medien wie Stangen und Pylonen kann eigentlich jeder Trainer in jeder Reitweise gut arbeiten und auch jeder Reiter, der das zu Hause dann nachreitet, im Idealfall.
[SPEAKER 2]Signalreitweise, glaube ich, ein sehr wichtiger Punkt, um das Ganze auch zu verstehen. Was ist Signalreitweise?
[SPEAKER 1]Genau, also unsere Reitweise ist eine Arbeitsreitweise. Das kommt von den Cowboys aus den USA. Und wenn du neben dem Rind her reitest, kannst du nicht die ganze Zeit treiben, wenn du fünf Stunden neben dem Rind herreitest. Das heißt, wir wollen den Gang einlegen, den Trapp oder den Galopp. Und das Pferd soll den Takt von selber halten. Im Idealfall, was natürlich das Endprodukt ist, möchten wir nicht das Pferd die ganze Zeit aktiv durchtreiben, was, glaube ich, bei den Klassik-Reitern ja so gewünscht ist. Also eine Verbindung zum Maul.
[SPEAKER 2]Stetiger Zügelverbindung, Schenkelhilfe.
[SPEAKER 1]Genau, und das wollen wir eigentlich beides nicht. Im Idealfall legen wir den Gang ein und das Pferd hält den Gang, bis wir was anderes sagen. Ist natürlich ein weiter Weg, ist am Anfang auch nicht die Realität. Das Pferd muss das natürlich lernen. Und deswegen sind unsere Pferde, wenn sie gut ausgebildet sind, gerade im Breitensport, auch einfacher zu bedienen, würde ich sagen. Ich vergleiche die manchmal liebevoll mit einem E-Bike. Also wenn du unerfahrener Reiter bist und einfach nur im Gelände Spaß haben willst, ist es bestimmt einfacher, sich ein braves Westernpferd zu kaufen, weil die vom Temperament auch anders sind wie die Klassik-Pferde. Die haben ein bisschen weniger Feuer, wenn man so möchte, und auch weniger Vorwärts. Und das ist einfach im Gelände. Du brauchst nicht viel tun, wenn sie gut trainiert sind. Du sitzt drauf, die Pferde sind einfacher zu sitzen, weil sie weniger Schwung haben. Du brauchst nicht die ständige Verbindung zum Pferdemaul. Das heißt, man kann so ein bisschen entspannter einfach durchs Gelände cruisen.
[SPEAKER 2]Und kann ich auch mein bisher nicht in der Signalreitweise ausgebildetes Pferd eigentlich da hinbringen? Weil ich stelle mir das jetzt vor, ich möchte das mal ausprobieren. Western reiten finde ich cool. Ich setze auch gerne einen Hut auf, was ja immer so das Klischee ist. Kann ich da einfach loslegen oder wie beginne ich?
[SPEAKER 1]Ja, am besten sucht man sich wahrscheinlich einen guten Trainer oder belegt mal Kurse. Also es gibt ja viele Western-Trainer auch mittlerweile, die deutschlandweit Kurse geben. Oder man fährt auch einfach erstmal hin und guckt sich das an, bevor man sich zum Reiten anmeldet. Ist ja schon mal der erste Schritt oder halt wie bei euch. Also ich denke, dass man jedem Pferd das beibringen kann. Es ist ein bisschen schwierig in der Verbindung mit dieser Anlehnung. Weil wenn ich ein Pferd in Anlehnung reite, brauche ich wahrscheinlich, um eine positive Körperspannung zu erzeugen, mehr Schenkelhilfe. Sonst würde ich sie ja bremsen, wenn ich vorne nur jetzt übertrieben gesagt ziehe und hinten nicht treibe, dann geht der Motor ja aus. Aber generell denke ich, der Takt ist ja in jeder Reitweise gewünscht. Und jedes Pferd sollte im Trab und Galopp auch den Takt selber mal halten, am hingegebenen Zügel, jetzt unabhängig von der Aufrichtung. Und dann werden die Pferde ja auch feiner, was ja auch im Klassischreiten so ist. Ein guter Trainer galoppiert an und muss nicht die ganze Zeit für den normalen Galopp das Pferd wie weiß arbeiten, würde ich tippen.
[SPEAKER 2]Aber es ist für viele natürlich auch eine Umstellung, wenn man beispielsweise gewohnt ist, immer die Zügel am Maul zu haben. Man gibt sich selber auch ein wenig Freiheit und dem Pferd. Was ja häufig gerade Anfänger oder Menschen, die im fortgeschrittenen Segment sind, das gibt natürlich auch Sicherheit, wenn man so ein bisschen den Zügelkontakt hat. Und jetzt hingegebene Zügel, ist ja schon was anderes.
[SPEAKER 1]Ja, absolut. Ich sehe das ganz viel auf Lehrgängen, die ich gebe deutschlandweit. Ich kann oft gleich sagen, wer aus dem Klassischen kommt und wer nicht. Weil wenn man einem ehemaligen Klassischreiter im Western-Dress sagt, lass dein Pferd lang, geben sie drei Zentimeter die Hand vor. Und ich persönlich mein lang durchhängender Zügel. Nicht zehn Meter durchhängender Zügel, aber wirklich ein Bogen im Zügel. Nicht dieser gerade Zügel, das ist ja ein anstehender, sondern sprich keine Verbindung zum Pferdemaul. Und das ist für viele Leute gefühlt Kontrollverlust.
[SPEAKER 2]Obwohl es ja auch nicht der schlackernde Zügel ist. Das muss man auch sagen. Ist ja nicht einfach weggeschmissen, sondern der Bogen, den du angesprochen hast, den sieht man eigentlich immer. Also es ist immer theoretisch auch die Möglichkeit, nochmal leicht Kontakt aufzunehmen, oder?
[SPEAKER 1]Das ist eine Ausbildungsfrage. Bei meinen fertig trainierten Pferden ist der Bogen so lang, dass man die Hand wirklich 20 Zentimeter heben muss, um wieder eine Verbindung herzustellen. Aber das ist je nach Ausbildung des Pferdes. Aber mir ist halt wichtig, dass das Pferd ein positives Feedback bekommt, wenn das schön durchs Genick geht. Also wir wollen ja, dass das Pferd weich wird und dem Gebiss weicht. Also sich nicht den Kontakt sucht und abstößt, wie beim Klassischreiten. Und dann kriegt das Pferd als Feedback, Dankeschön und das ist Druck aus dem Maul. Komplett. Und dieses komplett langlassen, das machen wir in allen Gangarten. Also ich mache das im Schritttrap und Galopp. Ich nehme die auf, ich stelle die durchs Genick, dann lasse ich die lang, dann verlassen die die Form, was ja viele nicht wollen. Deswegen machen sie dann Babysitten und halten die die ganze Zeit, nenne ich das. Babysitten. Ja, die Babysitten das Pferd. Die halten es die ganze Zeit in Form, dass das Pferd keine Fehler machen kann. Machen viele, weil sie wissen, okay, ich lasse das Pferd lang. Entweder es wird dann schnell oder es nimmt den Kopf hoch oder es konzentriert sich nicht mehr. Und dann machen sie dieses Babysitten, sprich die rahmen das Pferd die ganze Zeit ein. Und dann wird das Pferd natürlich eigentlich desensibilisiert und lernt es nicht, es selbstständig zu tun. Also ich bringe das Pferd in Form, mache es weich, fühle in der Hand, das Pferd ist weich. Und dann sage ich Dankeschön und dann gehe ich bewusst das Risiko ein, was am Anfang auch so ist, dass das Pferd die Form verlässt. Also am Anfang der Ausbildung geht es mir eigentlich darum, dass das Pferd schnell in Form bringen kann. Und dass das Pferd weich wird und massiv besser, wenn ich es aufnehme, dass es wirklich besser wird, auch von der Körperspannung. Und dann löse ich das auf, weil das Pferd kann das nicht 45 Minuten halten. Also auch von der Konzentration.
[SPEAKER 2]Und Belohnen ist damit ja auch in gewisser Weise.
[SPEAKER 1]Genau, immer Hand runter ist eine kleine Belohnung und eine große Belohnung ist zum Beispiel, ich mache Galopparbeit, das ist super und ich mache eine Schrittpause am hingegebenen Zügel. Also wenn mein Pferd eine Belohnung bekommt, ist Belohnung eins langer Zügel durchhängen, kein Kontakt zum Pferdemaul, das ist eine kleine Belohnung. Und große Belohnung ist durchparieren, nicht reiben, nicht ziehen, einfach am Schritt am langen Zügel. Also kein Signal senden. Und das ist auch wichtig für die Pferde im Kopf, dass sie immer mal wieder durchatmen können. Die können sich nicht die ganze Zeit konzentrieren. Aber wenn man sehr gut trainiert, die Pferde, die ist körperlich und mental schaffen sich so zu konzentrieren über einen langen Zeitraum.
[SPEAKER 2]Also das ist ein sehr wichtiger Punkt. Worum geht es noch in dem Grundkurs Western, den wir mit dir gemacht haben?
[SPEAKER 1]Genau, also es ist einfach generell die ganze Ausrüstung wird beschrieben. Wir haben andere Zügel, wir haben anderen Sattel. Wir sitzen anders, kann man fast nicht sagen, weil wir sollen auch sehr aufrecht und sehr gerade sitzen. Wir haben längere Bügel wie ein Springreiter, aber ein bisschen kürzer wie ein Dressurreiter. Unsere Zügelführung ist natürlich massiv anders, weil wir mit längeren Zügeln arbeiten. Sprich, wir haben auch einen größeren Bewegungsspielraum in unseren Händen, was uns ja manchmal angekreidet wird, dass unsere Hände so viel wackeln. Aber wenn ich natürlich einen langen Zügel habe und ich tu die Hand runter und der Zügel hängt durch, um dann den Kontakt zu suchen, muss ich die Hand wirklich heben. Ich kann ja nicht jedes Mal extrem nachgreifen. Wir haben ja diese zwei Zügel, Split Reins nennt sich das. Und das ist natürlich am Anfang auch nur Fummelsarbeiten, diesen zwei Zügeln klar zu fangen.
[SPEAKER 2]Genau, die sind nicht zusammen gemacht. Die klassischen Zügel haben ja dann diese kleine Schnalle, wo das dann zusammen ist, wo man es auch aufmachen könnte. Aber bei euch ist das nicht so.
[SPEAKER 1]Genau, die sind doppelt so lang, die hängen rechts und links runter quasi, also wie so eine Zügelbrücke ist das. Also der rechte Zügel geht über den Hals und hängt auf der anderen Seite ruhig runter. Und dann hat man so eine Zügelbrücke und die kann man zusammenschieben und auseinanderziehen, was aber viel mehr Fummelsarbeit ist wie beim Klassischreiten. Die haben ja auch viel kürzere Zügel. Also wenn man die ganz lang lässt, die klassischen Zügel, die meisten, dann hängen die ja gerade so durch. Und wir wollen ja wirklich einen richtigen Slack, zum Teil nennt sich das bei uns in der Fachsprache, dass der Zügel durchhängt. Und deswegen haben wir auch diese langen Zügel. Und deswegen haben wir auch viel mehr Bewegung in der Hand. Und da muss man auch schon wieder aufpassen, weil gerade ein durchhängender Zügel, das Pferd hat keinen Kontakt zum Maul, muss sanft aufgenommen werden, um das Pferd nicht zu überfallen. Weil ich kann nicht am durchhängenden Zügel reiten und auf einmal ziehen. Also da muss man langsam den Zügel sammeln, das Pferd einrahmen, auch mit Schenkeln, das Pferd vorwarnen und dann fühlen, ob das Pferd weich wird. Also das ist bei uns ein bisschen komplizierter mit der Zügelführung und den Zügellängen und dieser Variation. Wir haben da mehr Variation.
[SPEAKER 2]Und auch in Sachen Gebisse?
[SPEAKER 1]Genau, wir reiten viel, bei uns ist ja die Kandarre ein ganz gängiges Ausbildungstool. Bei uns müssen die Pferde auf dem Turnier sechs- oder siebenjährig in Kandarre einhändig vorgestellt werden. Also kommen wir auch zum Einhändigen, das gibt es ja im Klassischen so auch nicht. Bei den Working Equitation gibt es das ja mittlerweile auch viel in den hohen Klassen. Und wir haben auch nicht diese zwei Gebisse wie die Dressurreiter in der Kandarre. Wir haben immer nur die Kandarre dann. Unsere Gebisse sind auch dünner, weil unsere Pferde ja auch massiv kleiner sind. Da sind wir auch manchmal in der Kritik. Aber unsere Pferde in Durchschnittsquartal ist durchschnittlich würde ich sagen 1,50 groß. Das ist ja fast Ponymaß.
[SPEAKER 2]Also ein bisschen aus dem Ponymaß.
[SPEAKER 1]Genau, und deswegen haben die viel kleinere Mäule. Deswegen können wir da nicht so dicke Gebisse wie die Klassisch Pferde mit 1,70 Pferden reinhängen. Also wir haben dünnere Gebisse, wir gehen schneller in die Kandarre und wir fangen oft, reiten ja auch die Jungpferde viel im Heckemoor. Also gebisslos. Das ist wahrscheinlich auch ein großer Unterschied.
[SPEAKER 2]Okay, und du hast gerade die Kritik angesprochen, die immer mal wieder aufkommt. Wie reagierst du da drauf?
[SPEAKER 1]Also alles was ich tue, ich bin ja auch in Social Media viel unterwegs, kann ich komplett vertreten. Also ich bin ein Mädchen aus der Praxis. Ich war viel in den USA, hab viel gelernt. Aber ich habe alles angewendet und ausprobiert. Ich bin nicht jemand, der viele Bücher gelesen hat, muss ich zu meiner Stande gestehen. Sondern ich habe es ausprobiert mit verschiedenen Trainern, verschiedenen Pferden. Und alles was ich mache, kann ich vertreten. Zum Beispiel, wir reiten ja auch fast nie mit Sperrhalfter. Das ist ja eine positive Sache. Aber ich habe auch jetzt mal ein, zwei Pferde, das habe ich auch gepostet, die habe ich mal mit Sperrhalfter geritten. Weil die so ein bisschen Maultätigkeit hatten. So eine junge Stute, die spielt so ein bisschen und das hat ihr so ein bisschen Ruhe gegeben.
[SPEAKER 2]Ein bisschen Sicherheit quasi.
[SPEAKER 1]Genau, aber das Sperrhalfter war so locker, dass ich es anziehen konnte, ohne es zu öffnen, muss man dazu sagen. Weil da kann man ja die Kritik eher umdrehen. Die Klassischreiter nutzen die Sperrhalfter massiv und wir gar nicht. Auch nicht alle Trainer, auch nicht alle. Aber ich denke, solange man das vertreten kann und erklären kann, und da gibt es kein richtig oder falsch. Man muss gucken, bei deinem Pferd funktioniert das und bei dem anderen das. Das eine läuft gebisslos gut, das andere läuft in einer kurzen Kandare besser. Und ich persönlich bin Fan von der Bit, heißt das ja, Snafu with Shanks heißt das bei uns, also Bit genannt. Ich habe immer Bits mit kurzen Anzügen, weil ich bin großer Fan von Bits, weil es eine Druckverteilung auf Unterkiefer, Genick und Maul ist und eine Vorwarnung hat. Wassertrense ist nur im Maul ohne Vorwarnung. Natürlich nur für geschulte Hände, aber ich sage, schlechter Reiter kann dem Pferd auch einen Knotenhalfter wehtun. Also das ist eine Einstellungs- und Gefühlsache und Timing. Und ich würde lieber ein bisschen mehr Gebiss nehmen und feiner reiten, anstatt wenig Gebiss und aber die ganze Zeit am Pferd ziehen müssen.
[SPEAKER 2]Und mit Vorwarnung meinst du, dass das Pferd etwas früher fühlt, wenn der Zügel angenommen wird?
[SPEAKER 1]Genau, durch den Hebel. Das ist einfach eine Hebelwirkung, eine leichte. Also sobald ich die Hand hebe, wir haben ja ziemlich schwere Lederzügel, merkt schon das Pferd, da kommt was. Also beim erfahrenen Pferd muss ich nur leicht die Hand heben, ohne wirklich den deutlichen Kontakt zu suchen, den Schenkel zu schließen und das Pferd wird rund. Das heißt, ich ziehe vom Druck her gefühlt 5 bis 10 Prozent nur, anstatt in der Wassertrense, wo ich dann die ganze Zeit 80 habe, wenn man das so übertreiben möchte.
[SPEAKER 2]Ich glaube, wenn man gerade so im Kontext eines Grundkurses spricht und wo man gerade sagt, wir wollen Menschen auch darauf aufmerksam machen, wie Westernreiten funktioniert, wie man damit beginnen kann, ist glaube ich etwas, wenn man von draußen drauf schaut, was manchmal schwierig zu verstehen ist, die verschiedenen Bezeichnungen. Reining, Futurity, viele, viele andere Begriffe. Klär uns auf, was ist das alles?
[SPEAKER 1]Ja, wir sind ja ein amerikanischer Sport, deswegen diese ganzen englischen Begriffe schon mal, das ist ja auch schon anders als im deutschen Sport. Und dann haben wir, wir sind ein bisschen wie beim Boxen, wir haben verschiedene Verbände. Unser Aushängeschild zur Öffentlichkeit hin ist die Reining, die ist ja auch bei den Weltreiterspielen dabei. Genau, ist eine der Disziplinen. Genau, das ist die einzige Westerndisziplin, aber generell, da es aus Amerika kommt, da gibt es viele Quarterhouse Turniere, das heißt, das ist ein reines Rasse-Turnier. Und für diese Rasse gibt es 15 verschiedene Disziplinen. Es gibt Springklassen, es gibt Rinderarbeitsklassen, es gibt Geschicklichkeitsklassen mit Stangenarbeit. Es gibt die Pleasure, wo es darum geht, dass das Pferd im langsam gesetzten Galopp und Trap läuft, also ganz langsam. Dann gibt es die Reining und dann gibt es aber auch zum Beispiel, weil die Reining so groß ist, einen Reining-Reining-Verband. Da dürfen, gibt es auch eine deutsche…
[SPEAKER 2]In den USA.
[SPEAKER 1]Oh, auch in Deutschland. Gut in Deutschland. Gibt es immer alles doppelt, alles in den USA und alles in Deutschland. Also einen amerikanischen Reining-Verband, die National Reining Horse Association und einen deutschen, die Deutsche Reining Horse Association. Das gleiche gibt es bei den Quarterhouse, die sind aber übereinander angegliedert, die gehören in der Regel ein bisschen zusammen.
[SPEAKER 2]Gibt es auch für Paint Horse und Upper Loser dann wieder.
[SPEAKER 1]Genau, und dann gibt es auch die IWU, das ist die erste Western-Reitunion, da sind alle Rassen erlaubt in allen Westernklassen. Die haben jetzt keine Springklassen und so, wie die Quarterhouse, wie diese Rasse-Turniere. Und das ist so ein bisschen verwirrend. Und dann gibt es natürlich diese Futurity, das ist so das Aushängeschild der Reining, leider, weil es sind sehr junge Pferde, die im Leistungssport in den USA gefördert werden. Das heißt, die laufen dreijährig Leistungssport auf höchstem Niveau, auch schon einhändig. Sprich, es wird natürlich zweijährig angefangen zu reiten und zu trainieren. In Deutschland ist das dann auch schon vierjährig, Gott sei Dank, mittlerweile, dass wir es für Vierjährige haben. Und dann gibt es das Derby, das ist für die älteren Pferde und so wird das alles ein bisschen strukturiert. Aber das ist alles der Reining-Verband.
[SPEAKER 2]Also es gibt sehr, sehr viel. Fangen wir mit Reining an. Was ist Reining?
[SPEAKER 1]Reining kommt aus der Trockenarbeit für die Rinderarbeit, kann man so sagen. Das Pferd soll gut lenken, es ist im Schritt und Galopp nur. Es ist ein bisschen wie die Doma Vaquera, die haben ja auch so eine Art Dressur. Also die machen schnelle Drehungen, die halten aus dem vollen Galopp an. Das haben die spezialisiert in Sliding-Stops. Das Pferd soll so viel Last auf der Hinterhand aufnehmen, dass es hinten rutscht. Die haben Spezialbeschlag.
[SPEAKER 2]Was viele kennen, da gibt es auch einen Spezial-Boden dafür.
[SPEAKER 1]Genau, braucht man einen speziellen Boden, geht zum Beispiel in Aachen in der Sörs im Stadion nicht.
[SPEAKER 2]Die schütten dann immer extra auf.
[SPEAKER 1]Genau, die machen dann extra Boden. Das ist ja auch schon wieder die Schwierigkeit. Man braucht spezielle Anlagen mit diesem Boden, damit die Pferde Gelenke schon stoppen können. Dann haben sie Zöckel in beide Richtungen im Galopp. Große und kleine, schnelle und langsame. Also die Durchlässigkeit-Abfragen des Pferdes. Fliegender Wechsel ist drin. Die Spins, immer vier in jede Richtung sind drin. Und dann diese Rundowns, also auf der Geraden Vollgas runtergaloppieren, am höchsten Punkt des Tempos stoppen, damit das Pferd weit rutscht. Und daraus quasi eine 180-Grad-Kehrtwendung, sprich ein Rollback und wieder angaloppieren. Und das ist so ein bisschen nach dem Motto, ich gehe down the fence mit dem Rind. So ist das in der Cowhorse. Das Rind hält an, mein Pferd hält an, dreht rum und kommt gleich mit der Kuh wieder raus, damit ich die Kuh gefangen bekomme. Da kommt das alles her. Und das kann man mit der Dommer Waikera. Das ist ja auch diese Trockenarbeit, um am Rind zu arbeiten. Und das ist so ein bisschen reining, auch dass das Pferd gut lenkt, vom reinen her. Das Pferd soll gut lenken und das ist so der Inbegriff des Westernreitens, so nach außen.
[SPEAKER 2]Genau, das kennen viele. Dann haben wir Pleasure. Du hast es eben schon mal angedeutet. Das ist eher noch dressurmäßiger, könnte man sagen.
[SPEAKER 1]Ja, ne. Oder ist das jetzt falsch? Ja, ne, also das ist eigentlich eine recht monotone Klasse, kann man so sagen. Das ist nur auf dem Hufschlag. Beide Hände.
[SPEAKER 2]Genau, nur außenrum zu.
[SPEAKER 1]Auf dem Hufschlag, beide Hände, Schritt, Trap, Galopp, Walk, Jog, Loop heißt das. Und alles im langsam gesetzten Tempo. Und da ist die Kunst, dass das Pferd versammelt, am durchhängenden Zügel läuft und Last aufnimmt. Was natürlich in amerikanischen Bereichen wieder massiv übertrieben wurde. Es gibt Pferde, die sind extrem rückwärts geritten, laufen auf drei Hufschlägen, damit sie nicht schnell sind und haben keinen Takt mehr. Ist natürlich die Negativform davon. Aber es geht eigentlich um das gute Grundgangwerk des Pferdes. Es soll ein Pleasure zu sein, das Pferd zu reiten. Sprich, man kann einen Kaffee dabei trinken.
[SPEAKER 2]Ach, daher kommt das.
[SPEAKER 1]Ja. Also das ist die ganz ruhige Klasse. Ganz andere Extremen wie Reining. Reining ist Speed und Vorwärts und Action. Und Pleasure würden viele Männer wahrscheinlich als langweilig beschreiben. Ist aber auch eine Kunstform, das am durchhängenden Zügel hinzubekommen.
[SPEAKER 2]Dann gibt es sowas wie Cutting.
[SPEAKER 1]Genau, das ist die reine Rinderarbeit, wo man mit dem Pferd ein Rind aus der Herde rauscuttet, also rausschneidet. Man holt das Rind raus und es darf nicht zurück zur Herde. Und das ist wie ein Border Collie. Die Pferde sind dafür gezüchtet. Das kannst du nicht reintrainieren. Und wenn du einmal das Rind hast, du hast vier Leute, die dir helfen, soll die Hand runtergehen. Das Pferd soll das Rind von selber arbeiten. Du sollst nicht die ganze Zeit den Zügel einwirken und rechts und links ziehen, sondern tust die Hand runter und das Pferd schneidet dem Rind den Weg von selber ab.
[SPEAKER 2]Leute, das kennt man beispielsweise auf der Equitana. Am Western gibt es eine Cutting Class. Am Ende ist der Reiter, der Beifahrer, hingegebener Zügel und das Pferd macht alles.
[SPEAKER 1]Genau, das kann man wie ein Border Collie vergleichen. Die wollen ans Rind ran, die sind dafür gezüchtet, auf die Bewegung des Rindes zu reagieren. Es gibt Cutting Pferde, die tust du allein an eine Cutting Maschine, das ist eine Kuh am Seil. Und die können auch ohne Reiter arbeiten, die das Rind. Das ist der Chaos Sense, das ist reingezüchtet. Man muss natürlich die trainieren, dass die nicht hinlaufen zum Rind. Die sollen auf so einer Linie bleiben, die sollen nicht dem Rind hinterherlaufen, sondern einfach nur den Weg abschneiden. Deswegen muss man schon viel trainieren. Aber es ist auch eine tolle Klasse und riesen Action und Adrenalin pur, wenn man das mal macht. Das macht schon richtig Spaß, auch dem Pferd.
[SPEAKER 2]Bist du denn als Profi Westernreiterin auch in diesem Bereich unterwegs? Oder sagst du, das ist doch eine Spezialklasse, vielleicht wie beim Springreiten, eine Mächtigkeit springen. Da bin ich auch nicht unterwegs, wenn ich einen L-Spring reite.
[SPEAKER 1]Nee, da bin ich nicht unterwegs, weil diese ganzen Klassen mit den Kühen ist das Problem in Deutschland. Wir haben zu wenig Kühe, Punkt eins. Dann haben wir zahmes Milchvieh, Punkt zwei. Die arbeitest du zweimal mit deinen Pferden und dann bleiben die stehen. Die sind nicht wild genug. Ja, ist wirklich so. In den USA haben die ja ganz andere Flächen, ganz andere Rinderherden und die sind richtig wild. Die haben noch nie einen Menschen gesehen. Und hier die deutsche Kuh, die von Mutti immer mit Futter gelockt wird und die du anfassen kannst, die arbeitest du zweimal und dann bleiben die stehen. Also es ist ein sehr großer Aufwand in Deutschland. Und du brauchst eigentlich viel mehr Kühe, wie wir zur Verfügung haben. Ich war drei Monate in Kalifornien bei dem Cowhorstrainer und durfte mit dem arbeiten, als ich noch jünger war. Das war auch eine tolle Erfahrung. Ich arbeite total gerne am Rind, weil es dem Pferd unheimlich Spaß macht. Aber es ist nicht meine Disziplin, weil es in Deutschland schwer zu realisieren ist. Und da gibt es auch nicht viele Profis, drei, vier, die das vielleicht wirklich intensiv betreiben und davon leben, würde ich sagen.
[SPEAKER 2]Um jetzt einmal den Weg zurückzufinden, nachdem wir glaube ich die drei prominentesten Disziplinen des Westernreitens herausgearbeitet haben, den Weg zurückzufinden zu den Grundlagen des Westernreitens, die wir jetzt mit dir ja quasi gelegt haben. An wen richtet sich das? Also wann gucke ich mir das an und was für eine Zielgruppe ist das?
[SPEAKER 1]Also ich würde mich halt unheimlich freuen, wenn man alle Leute ein bisschen abholt. Also ich denke, jeder, der sein Pferd, die Kommunikation und die Hilfen zu seinem Pferd verbessern möchte, kann da gut mitmachen. Und vorwärts, abwärts reiten, Stellen biegen, die Schulter verschieben, die Hinterhand verschieben. Das Pferd soll schwingen, im Aussitzen im Trab arbeiten, im Leichttrab arbeiten. Natürlich haben wir weniger Schwung und keine Aufrichtung, aber selbst mit einem Warmblüter, man kann auch diese Übung zum Beispiel mal in stangen Aufrichtung reiten, wenn man das möchte. Aber ich bin fester Überzeugung, biomechanisch ist jedes Pferd gleich. Und zur Gymnastizierung kann man jedes Pferd oder sollte man auch jedes Pferd mal vorwärts, abwärts reiten. Das demonstriere ich mit meinen Schülern in diesen Videos. Und ob man das jetzt in Aufrichtung oder eine Vorwärts-Abwärts-Haltung reitet, ist ja jedem selbst überlassen. Aber wir haben andere Abstände, in den Stangenabständen zum Beispiel. Das kommt jetzt in der ersten Übung noch nicht so raus, da liegt immer nur eine Stange. Aber sonst ist das, ich denke, jeder kann sich das aufbauen zu Hause und nachreiten.
[SPEAKER 2]Fand ich ganz schön, dass du es eben Medien genannt hattest. Das habe ich auch noch nicht gehört.
[SPEAKER 1]Ja, ich habe die Trainerschiene, ich habe ja Trainer CBA gemacht, den Reitlehrer Ausbildung. Und da redet man von Medien bei so Tools, die man in der Halle aufbaut. Also Pylonen und Stangen über einen Kamm geschert, nennt man dann Unterrichtsmedien.
[SPEAKER 2]Mit denen kann man ja sehr viel machen. Ich glaube, das unterschätzt man, was man mit Stangen und Pylonen auch mit relativ wenig Aufwand schon alles auch an Abwechslung bringen kann.
[SPEAKER 1]Ja, also tatsächlich ich selber, wenn ich morgens in die Halle oder am Reitplatz gehe, das erste, was ich mache, ist mir was aufbauen. Weil es mir selber auch hilft, einen roten Faden zu haben. Also ich habe immer vier oder fünf Stangen liegen. Ich habe immer drei, vier Pylonen in dem Form von Kleeblatt oder Viereck oder Dreieck stehen. Und dann kann man sich selber auch besser überprüfen. Und mit dem einen Pferd reitet man es nur im Schritt und mit dem nächsten im Trapper und mit einem richtig guten im Galopp. Und dann merke ich, okay, die Wolte war gut oder die war zu groß oder zu klein. Ich denke, um strukturiert zu reiten, was man muss, wenn man dem Pferd was beibringen möchte, ist es wichtig, als Reiter zu wissen, warum reite ich diese Wolte? Soll die fünf Meter, zehn Meter, 15 Meter sein? Geht es mir darum, dass das Pferd ruhig wird, weil es ein bisschen hektisch ist? Oder geht es mir darum, dass das Pferd zulegt? Oder schiebt es mir mal mit der Schulter rein und ich will die Schulter eher rausschieben? Also ich appelliere immer an alle meine Schüler und alle Reiter, ihr müsst nicht 45 Minuten planen, aber ihr müsst in den nächsten zwei Minuten wissen, was ihr gerade tut. Warum galoppiert ihr? Galoppiert ihr, weil das Pferd ist zum Beispiel sehr spannig? Dann, ich persönlich mache immer ein bisschen das Gegenteil. Galoppiere ich, bis es ruhig wird, dann kriegt es eine Pause, darf durchperieren. Galoppiere ich und das Pferd ist sehr klemmig, sprich es möchte nicht vorwärts gehen, dann galoppiere ich, lege immer wieder zu und wenn er mal schön läuft, ohne zu fragen, ob er durchperieren darf, dann darf er durchperieren. Also das ist immer so, ich glaube als guter Reiter musst du sehr strukturiert sein und wirklich auch selber Hirnarbeit leisten, wenn man das so nennen möchte. Wie gesagt, nicht 45 Minuten, aber die nächste Minute musst du eigentlich wissen, warum mache ich diese Übung, um dem Pferd dann Feedback zu geben, das war jetzt richtig. Aber wenn ich selber nicht weiß, warum ich es tue, kann ich ja schlecht meinem Pferd ein Feedback geben, das war richtig oder falsch.
[SPEAKER 2]Ich brauche den Plan vorher.
[SPEAKER 1]Genau und da sind natürlich sowas wie bei euch mit so vielen Videos und so vielen Trainer und da empfehle ich allen, schaut über den Tellerrand. Also wir haben uns erstmal die Ingrid Klimke Kavalettis gekauft, seitdem wir bei euch sind. Ja, total super, also ich denke ihr habt so viele tolle namenhafte Trainer bei euch auf dem Portal und egal welche Reitweise, man kann alles eigentlich fast nur nachreiten. Und wenn man es so ein bisschen umbaut in seine Reitweise und sagt, ich reite jetzt mit weniger Zügel oder mehr in Aufrichtung, also man lernt nie aus, das ist das Schöne bei unserem Job.
[SPEAKER 2]Weiß Ingrid schon davon?
[SPEAKER 1]Ne, das weiß ich nicht. Muss du mal auf Social Media posten. Ja, also wir machen da ganz viel, Kavaletti arbeitet auch an der Longe und so, das ist eine super Sache.
[SPEAKER 2]Und das sind ja Dinge, gerade auch in Corona Zeiten, wo man sagt, gibt es wieder Turniersport, ja, nein, ich muss mich auch viel mit mir selber und meinem Pferd beschäftigen. Das sind ja wunderbare Dinge, die man einfach machen kann.
[SPEAKER 1]Ja, total, deswegen baut euch Sachen auf, jeden Tag irgendwas. Also man kann ja auch sagen, ich habe das gestern aufgebaut und ich bin im Schritt dahin gekommen und im Trab und jetzt mache ich es mal am Leichttrab und Golopp. Aber es hilft einem selber eine Struktur zu schaffen und man überprüft sich natürlich auch, ob es funktioniert hat.
[SPEAKER 2]Nun bist du Pferdewirtschaftsmeisterin, wir haben eingangs schon einmal kurz darüber gesprochen, wie die Corona Welt aussieht. Was glaubst du, was hat diese Pandemie für eine Auswirkung auf die Pferdewelt? Unabhängig jetzt von Western generell drauf geguckt, was ändert sich, wie sieht eine Post-Corona Welt aus?
[SPEAKER 1]Also generell denke ich, sollten wir Menschen mit Pferden alle sehr dankbar sein, dass wir bei unseren Pferden sein durften, was bestimmt auch vielen Leuten in dieser Krise geholfen hat. Also wir Pferdemenschen des Tierwohles willen durften wir zu unseren Pferden, auch die Kunden, natürlich mit Auflagen. Aber das zeigt doch, ich denke, dass wir Menschen mit Pferden in einer sehr privilegierten Welt wohnen, dass wir mit dem Tier erst mal arbeiten dürfen und dass wir diese Ruhe bekommen. Und ein bisschen heile Welt auf dem Pferdehof ist, glaube ich, für alle Leute jetzt gewesen, trotz dieser Krise. Das Gute ist ja, wir Westernreiter sind in kleiner Verbände, im Gegensatz zum Klassischreiten, deswegen hoffe ich noch ein bisschen, ob es vielleicht Ende des Jahres doch ein paar Turniere gibt. Und jetzt, wo es keine Turniere gibt, wird man entschleunigt und sieht vielleicht auch mal, oder hat auch die Zeit, andere Dinge mit seinem Pferd zu tun. Mehr ausreiten zu gehen, mehr Gymnastik zu machen, gerade die Sportreiter, dass sie mal ein bisschen Gas rausnehmen und eine Abwechslung bekommen. Weil ich bekomme mit, dass viele Sportreiter wirklich viel trainieren. Ich persönlich mache viel Alternativtraining, ausreiten, longieren, Handpferd, Cavaletti-Arbeit. Und ich hoffe, dass man das jetzt nutzt, um das Pferd systematisch abwechslungsreich aufzubauen, gerade für die nächste Saison dann. Und gar nicht nur Techniktraining, sondern ist mein Pferd gesund, sind alle Muskelgruppen aktiviert, berghoch, bergrunter reiten. Verschiedene Untergründe, verschiedene Tempis. Also ich hoffe, dass die Leute jetzt mehr Zeit für Alternativprogramm haben.
[SPEAKER 2]Und du hast die Zeit auch genutzt, du hast ein eigenes Podcast-Projekt an den Start gebracht.
[SPEAKER 1]Ja, ich bin dabei tatsächlich. Das kommt daher, weil ich selber gerade viel Podcast höre, man hat ja mehr Zeit. Und in Amerika gibt es einen tollen Podcast von Andrea Fappani, einer der größten Raining-Reiter der Welt mittlerweile, ist ein Italiener, der in den USA lebt. Und der unterhält sich mit anderen Trainern. Und das finde ich ganz interessant, wenn sich ein Trainer mit einem Trainer unterhält. Das ist ja nochmal ein anderes Level, wie wenn sich ein Journalist mit einem Profi unterhält, egal in welcher Branche. Und ich persönlich möchte das machen, weil ich mich gern mit guten Trainern unterhalten möchte. Weil man lernt ja nie aus. Selbst wenn man sich nur unterhält mit einem anderen, sehr erfahrenen Trainer und sich konstruktiv auch mal austauscht, also gar nicht immer die gleiche Linie fährt, man muss sich immer weiterbilden. Und da habe ich schon tolle Zusagen von verschiedenen Trainern. Meine erste Serie wird über Persönlichkeiten unserer Szene geben, also junge Trainer, Trainer, die schon immer dabei sind, Trainer, die auch Richter sind, Trainer, die mehr Kurse geben. Und ich denke, das hilft unserer Reitweise noch ein bisschen mehr Social Media Präsenz zu bekommen und andere Leute abzuholen, die es vielleicht noch nicht gesehen haben, aber dann erstmal hören darüber.
[SPEAKER 2]Sehr gut. Du warst ja schon mal bei uns im Podcast und du weißt, dass am Ende die vier klassischen WeHouse Fragen kommen. Mal sehen, ob du sie noch erinnern kannst. Wir werden es vergleichen mit Podcast Folge 1, den wir mit dir gemacht haben. Frage zu Anfang, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Ja, ich weiß noch, weil ich letztens gesagt habe, weil das ist eigentlich dieses Love it, change it or leave it. Aber ich habe hier euren Becher, euren schönen und da steht Always half full drauf und dieses, ich bin ein sehr rationaler Optimist. Und das finde ich gut. Ich finde, man sollte immer das Positive sehen.
[SPEAKER 2]Also hier bei uns im Office ist es tatsächlich so, wir haben einen Becher, da ist drauf graviert Always half full, um so ein bisschen das Positive zu zeigen.
[SPEAKER 1]Genau, also das Glas ist immer halb voll.
[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer zwei, gibt es einen Menschen oder eine Persönlichkeit, die dich, vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde, besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Also ganz klar meine Familie, meine Mutter, mein Vater, die haben es mir ermöglicht, auf so einem Pferdehof groß zu werden. Meine Mutter hat ein unheimliches theoretisches Wissen und kann unheimlich gut vermitteln. Hat ja auch schon mehrere Bücher geschrieben und ist da wirklich im Management top und auch mit Pferden. Aber die praktische Arbeit habe ich natürlich von meinem Vater gelernt. Mein Vater hat viel Problempferde gemacht. Ich habe Paso Peruanos geritten, ich habe Isländer geritten, ich habe Spanier geritten, ich habe Criollos geritten. Ich habe hunderte von Quartern geritten im jungen Alter, weil wir ein großer Verkaufsstall waren. Und dann sind natürlich auch die Pferde der beste Lehrmeister.
[SPEAKER 2]Frage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen auf dieser Welt eine Sache beim Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Ja, immer an das Gute im Pferd glauben. Ich bin, wie gesagt, ein optimistischer Mensch. Ich weiß, Pferde sind extrem willige Tiere und Lebewesen. Sonst würden wir nichts mit denen machen, die weder anbinden noch in geschlossenen Raum in Hänger stellen. Und es geht eigentlich darum, die gleiche Sprache zu sprechen. Und wenn das Pferd was nicht versteht oder sich entzieht, dann muss man einen Schritt zurücktreten, überlegen, was habe ich falsch kommuniziert, warum versteht mich das Pferd nicht? Und nicht immer dieses Druck aufbauen, wenn es nicht funktioniert, sondern im Gegenteil. Schritt zurückgehen, Schritt runterschalten, nochmal die einfachere Übung machen. Und wenn die in echt noch nicht klappt, nicht gleich eine nächste Schippe draufpacken und sich Hilfe holen von außen. Also ich sage immer, wenn das so einfach wäre, wären wir Trainer arbeitslos.
[SPEAKER 2]Frage Nummer vier, beziehungsweise nicht Frage, sondern hier musst du bitte diesen Satz vervollständigen. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Ich glaube, das ist die gleiche Antwort wie damals, aber es ist mein Leben. Also ich liebe es, es wäre mein Hobby, wenn ich es nicht beruflich machen würde. Ich liebe die Arbeit mit ihnen. Ich liebe die Arbeit mit den Kunden und den Pferden, die zusammenzuführen. Also es ist für mich wirklich eine Berufung geworden, weil ich es einfach mein Leben lang schon tue.
[SPEAKER 2]Großartig. Also vielen Dank, liebe Linda, dass du bei uns warst.
[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank.
[SPEAKER 2]Ganz aufregend in diesen Corona-Zeiten endlich wieder einen Live-Podcast zu machen.
[SPEAKER 1]Ja, ich bin auch froh, mal unterwegs zu sein.
[SPEAKER 2]Natürlich mit Abstandsregeln, das muss man dazu sagen. Genau. Und ja, weiterhin alles Gute. Wir freuen uns auf das Material von dir bei uns. Danke, Linda Lecke-Busch-Stark. Der Grundkurs Westernreiten ist ab sofort verfügbar auf wehorse.com. Mit 14,90 Euro bist du dort monatlich dabei und kannst dazu noch auf über 1000 Lernvideos von über 70 der besten Ausbilder der Welt zugreifen. Also, viel Spaß.