#140 wehorse Classic mit Klaus Balkenhol: Anmut und Eleganz junger Pferde fördern
Reitmeister Klaus Balkenhol war bereits 2019 zu Gast im wehorse Podcast. In den wehorse Classics Folgen legen wir besonders hörenswerte Folgen neu auf.
Nachdem der Polizist, der selbst auf Polizeipferden in den Spitzensport ritt, seine aktive Reiterkarriere Ende der 90er Jahre beendete, unterrichtet er bis heute seine Schüler nach der klassischen Reitlehre. Im Gespräch mit Christian Kröber berichtet Klaus Balkenhol aus seinem Leben, erklärt, warum er immer achtsamer im Umgang mit den Tieren geworden ist und appelliert an uns alle, geduldiger mit unseren Pferden zu sein.
Insbesondere in der Jungpferdearbeit sollten wir überdenken, was wir von den jungen Pferden verlangen dürfen. Darf eine Remonte öffentlich gezeigt werden? Klaus Balkenhol bezieht hier klar Position: "Wenn ein Pferd mit 2,5 Jahren richtig geritten wird, nicht nur an das Equipment gewöhnt, dann ist das eine Vergewaltigung der Natur, wenn man bedenkt, dass ein Pferd erst mit 7 Jahren ausgewachsen ist."
Klaus Balkenhol sieht allerdings auch, dass die Menschen langsam beginnen sensibler zu werden und die Seele der Pferde zu schützen. Erfahre im Podcast, was getan werden muss, um aggressives Reiten aus dem Reitsport zu vertreiben.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Heute legen wir eine alte Folge als wehorse Classic für euch neu auf, denn der ein oder andere hat sie vielleicht noch nicht gehört, denn in den letzten Jahren sind sehr, sehr viele neue Hörer hinzugekommen. Also heute ein wehorse Classic mit Klaus Balkenhol, dem Reitmeister, Dressurausbilder, ehemaligen US-amerikanischen Nationaltrainer und wie ich finde, einfach ein echter Pferdemann. Das Gespräch, da kann ich mich noch sehr sehr genau dran erinnern, haben wir vor einigen Jahren bei ihm am Kamin geführt und es ist mir wirklich auch als extrem eindrücklich in Erinnerung geblieben. Klaus steht ja wie kaum ein Zweiter für pferdegerechte Ausbildung und in dieser Folge ist wirklich für jeden extrem viel drin. Ich würde sagen, wir steigen ein. Auf geht’s, die WeHorse Classic Folge mit Reitmeister Klaus Balkenhol. Ich freue mich ganz besonders, heute zu Gast sein zu dürfen im Münsterland bei Klaus Balkenhol. Hallo Klaus.
[SPEAKER 1]Hallo, schön, dass du da bist.
[SPEAKER 2]Auf diesem Wege auch nochmal herzlichen Glückwunsch. Du bist gerade 80 geworden. Gratulation.
[SPEAKER 1]Danke sehr.
[SPEAKER 2]Normalerweise, wenn man hier bei euch im Münsterland ist, sieht man dich häufig in Reithose. Auch mit 80 Jahren sitzt du noch sehr viel im Sattel. Das kann man so sagen, oder?
[SPEAKER 1]Naja, das hält ja auch gesund. Wenn man also so ein bisschen am Ball bleibt, dann hält also auch so diese Motivation zu reiten aufrecht. Wenn man also da mal so raus ist, dann ist das so schwer immer wieder anzufangen. Deswegen versuche ich jeden Tag oder jeden zweiten Tag dann ein oder zwei Fälle zu reiten, was mir sehr, sehr viel Spaß bereitet.
[SPEAKER 2]Was ist es, was dich am Reiten fasziniert? Was diese Begeisterung, die dich auch jetzt in deinem Alter noch weiter in den Sattel steigen lässt?
[SPEAKER 1]Na ja, erst mal kommt so das Zusammensein mit einem Pferd, mit der Kreatur Pferd. Es ist ja nun, wenn man es mal so beobachtet, das Pferd, das nun jetzt sehr viel Muskelkraft hat, aber auch an eigenem Willen und sich leiten und lenken lässt durch motivieren. Das macht mir Spaß, so mit einem Pferd zusammen zu sein, dass also wirklich auch Pferde edle, ganz edle Wesen sind und diese zu formen. und zu gewinnen für einen selbst, dann arbeiten sie auch für einen selbst. Das ist natürlich was Erhebenes und mich begeistert natürlich auch die Bewegung eines Pferdes und diese Bewegung, die ich auch vom jungen Pferd an beeinflussen kann, sodass es also wirklich für mich als Reiter bequem wird, so auf dem Pferd zu sitzen und dann eben doch ein komfortables Bewegungsmittel habe. Das ist also das, was einen fasziniert, wie die Pferde mitmachen, wie die Pferde dann aber auch Naja, wie soll ich sagen, man muss so ein Tier auch verstehen können, man muss auch mal so die Bewegung eines Pferdes umlenken, was wollen sie dir damit sagen, oder die Wesensart des Pferdes ist ja eine andere als so ein Hund, aber im Grunde genommen ist das alles gleich. kennenlernen, man muss die Hundesprache oder auch Pferdesprache lernen, um damit auch tatsächlich so umzugehen, als wenn ein Zuschauer, der von außen guckt, dann nun jetzt gar nicht davon versteht, wie der Reiter fühlt.
[SPEAKER 2]Also es geht gar nicht um die Lektion per se jetzt der Dressurreiterei, die sind dann das Endprodukt in Anführungsstrichen, aber es geht um dieses gute Fundament, die Basis.
[SPEAKER 1]Ja, wenn du das bekommst, wenn du einfach ein junges Pferd hast, das daher tollt und dann, sagen wir mal, so ein zweieinhalb, dreijähriges Pferd, das auf der Wiese umherläuft, galoppiert und trabt und die Anmut dann zeigt, wie die Natur eigentlich so ein Wesen geschaffen hat. Und wenn du dann hinterher manche Pferde siehst, die sind dann sechs, sieben, acht oder neun Jahre alt und die laufen, weil sie laufen müssen, dann ist das einfach Eine Geschichte, wo man darüber nachdenken muss und wo man dann auch sich sagen muss, naja, was ist denn der beste Weg, um ein Pferd, wenn man überhaupt diesen Sport nun wirklich machen will, ein Pferd für sich zu gewinnen, um aber auch die gesamte Kraft und auch das Wesen des Pferdes zu erhalten, Und auch zu fördern, die Bewegung so für unseren Sport, so Dressurreiten, eben zu fördern, umzulenken, sodass also da wirklich eine armutige Sache mit dem Reiter bestehen bleibt. Das ist also sehr faszinierend, wenn man sich so ein bisschen in diese Materie hineindenkt. Dann ist es, da versteht man sehr vieles, wenn ein Pferd nun jetzt nicht so will, dass man dann sagt, naja, dann müssen wir den klassischen Weg beschreiben und begehen, sonst geht das nicht. Diese klassische Reiterei wurde ja jahrhunderte-, jahrelang gepflegt und man hat auch da ein positives Ergebnis bekommen, damit die Pferde auch lange gesund bleiben. Und das ist das eigentlich, was man in der Dressurreiterei erwirken sollte.
[SPEAKER 2]Aber das, was du beschreibst, gilt ja genauso auch für andere Sportarten. Also dieses Zusammenspiel zwischen Mensch und Pferd brauche ich dann unabhängig, ob ich jetzt Dressur reite oder einfach nur mit dem Pferd gerne in den Wald reite oder vielleicht springen.
[SPEAKER 1]Ja, aber es ist so, dass für jegliche Sportart, also Pferdesportart, gilt immer das gleiche Thema, das Pferd so stark zu machen, für diese Übung, die ein Pferd dann eben machen muss. Ob das Vielseitigkeitsreiter ist, Springen oder Dressur, das ist ganz gleich. Ein Pferd muss stark genug sein für das, was der Reiter eigentlich von ihm verlangt. Und da sieht man manchmal eben Dinge, die mich sehr bewegt haben, wo ich dann auch schon ziemlich sauer geworden bin, wenn also Pferde da nun jetzt vergewaltigt werden, um die Ziel eines Reiters nun zu erreichen. Das ist das, was ich überhaupt nicht mag. Und ich versuche das aber auch bei mir im Stall, aber in erster Linie von mir selbst zu verlangen. Und das zu pflegen und das auf jeden Tag neu, wenn ich aufs Pferd steige, bin ich auch ziemlich neugierig, was erfährst du heute wieder von deinem Pferd. Bedingt natürlich, dass man die Sprache des Pferdes aber auch versteht, die umsetzt für sich, aber auch das Pferd muss erlernen, welche Hilfen ich gebe, dass er also die Sprache, die ich dem Pferd vermittle, das versteht. Das ist eine unglaubliche Breite und das ist das, was mich so fasziniert. Und wie der alte Satz heißt von alten Meistern, die gesagt haben, ein Leben reicht nicht für das Reitenlernen. Ich glaube, da ist was dran. Ich merke das auch. Aber ich will es gerne noch mehr vervollkommen. Aber das Leben ist zu kurz leider.
[SPEAKER 2]Dein Leben hast du ja dem Dressursport gewidmet und du selber kommst auch hier aus dem Münsterland und bist aufgewachsen auf einem Hof, wo du auch sehr schnell mit Pferden in Kontakt kamst. Also das Reiterliche, der Kontakt zum Lebewesen war von Anfang da in deinem Leben.
[SPEAKER 1]Ja, ich bin ja dann auf dem Bauernhof groß geworden und in der Landwirtschaft war es in diesen 50er Jahren so, dass also jegliches Getier auf dem Hof war, ob das Enten waren, Gänse waren, ob das nun Hühner waren oder ob das Schafe waren, Ziegen waren. Schweine waren, Kühe, Bullen oder alles das, was eigentlich so früher landwirtschaftlich genutzt worden ist. Die Schweine haben natürlich irgendwann das Leben beendet als Schlachttier.
[SPEAKER 2]Weil Schweine braten.
[SPEAKER 1]Weil Schweine braten. Ja gut, okay. Wir Kinder mussten auch dabei helfen. Wir mussten auch ein Schwein dann eben in die Waschküche führen und dort wurde es von einem Metzger geschlachtet. Das war für uns Alltag, oder auch dann, Fleisch war für uns Alltag. Auch Gänse, wenn es soweit war, mussten auch getötet und geschlachtet werden. Da haben wir nicht bei gefunden. Aber heute könnte ich das nicht mehr, muss ich ehrlich sagen, weil ich doch zu viel in ein Tier hineindenke. Und ich kann auch, heute ging das nicht mehr. Das, was man früher gemacht hat, könnte ich nicht mehr.
[SPEAKER 2]Kriegt man ein anderes Verhältnis zum Tier dadurch?
[SPEAKER 1]Ja, ein ganz anderes Verhältnis zum Tier. Diese Hemmschwelle, die man früher nicht hatte, um ein Tier zu töten, das natürlich als Nutztier da war, nicht aus Lust zu töten, sondern einfach, damit man was zu essen hatte. So war das eigentlich.
[SPEAKER 2]Gerade in der Nachkriegszeit.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Aber das ist ja heute nicht mehr notwendig und ich muss auch ganz ehrlich sagen, wenn es eben geht, esse ich auch wenig Fleisch. Weil ich daran denken muss, warum sterben die Tiere? Menschen können ja auch so ein bisschen den Konsum ein bisschen verringern dafür. Aber das ist ja unglaublich, was da passiert heute. Wenn ich diese Pferdetransporte oder die Schlachtviehtransporte sehe und manchmal sieht man das ja, dann graut es einem. Das muss ich wirklich sagen.
[SPEAKER 2]Glaubst du, da hat sich was entkoppelt auch gesellschaftlich?
[SPEAKER 1]Ja, absolut. Das denke ich mal so. Es ist so, ich glaube, dass diese Gesellschaft sehr, sehr sensibel geworden ist, was dieses so angeht, mit dem Umgang mit Tieren überhaupt. Aber ich habe so den Eindruck, das ist natürlich ein bisschen weit hergegriffen, wenn ich das mal so sagen darf, Diese Sehnsucht nach einem Tier, mit einem Tier was zu erleben, gerade was das Pferd angeht, und damit umzugehen und ein Tier blieb zu haben, das ist gestiegen, die Tierliebe. Aber auf der anderen Seite ist so dieses gesellschaftliche Zusammenleben, wenn man in den Zeitungen liest oder in den Medien dann erfährt, mit wie viel Hass und mit wie viel, wie soll ich sagen, Nicht mehr mit so schönen zwischenmenschlichen Beziehungen von Personen, die sich nicht kennen, dass da sofort Hass aufkommt, Missgunst und sowas. Da habe ich den Eindruck, das hat etwas zugenommen. Auch dieses auf offener Straße angegriffen werden, getötet werden, angepöbelt werden, was ich auch schon selbst erlebt habe. Und das sind also Dinge, die, glaube ich, die Menschen, die brauchen sich nicht mehr so mit sich selbst zu beschäftigen. Die haben eben andere Dinge im Kopf. Aber Tierliebe, gerade im Pferdesport, das setze ich ganz hoch an und das sollte man bei der dressurmäßigen Ausbildung also sehr wirklich beherzigen, ohne mit dem Tier nur jetzt auf einer Linie zu sein, ist auch keine gute, erfolgreiche und schöne Dressur getan. Aber aggressives Arbeiten, was man ja erlebt hat in der Vergangenheit, was hoffentlich in der Vergangenheit anhört, das hat eigentlich im Sport mit den Tieren nicht zu suchen.
[SPEAKER 2]Wenn man jetzt deinen Lebensweg etwas weiter geht, also aufgewachsen im Münsterland, immer mit den Tieren, natürlich auch im Sattel aufgewachsen. Das Besondere bei dir ist ja, du hast dann eine dienstliche Karriere bei der Polizei eingeschlagen.
[SPEAKER 1]Naja, das ist ja so. Irgendwann im Leben denkt man ja darüber nach, dass man auch eigenständig sein muss, dass selbst, dass Geld verdienen, Brot verdienen. Und in der Landwirtschaft war ja nun jetzt nicht so dieser Umbruch in diesen 50er, 60er Jahren. Da kamen immer mehr Maschinen auf und die Pferde, die dann einen Pferdebestand hatten, einen Rückgang. Und der Sport in den Reitervereinen mit den Pferden war halt eben gesellschaftlich auch sehr sehr populär, war sehr schön. Und dieser Zusammenhalt und aber auch diese Gemeinschaft in den Reitervereinen war einfach groß geschrieben, war einfach toll. Da gab es die Jugendabteilung, da gab es auch die Erwachsenenabteilung, aber die wurden alle gemeinsam mitgenommen, um ein Ziel zu erreichen, das Pferd für sich zu gewinnen. Da war also nicht dieses klassische Denken, jetzt muss ich also siegen.
[SPEAKER 2]Wer kriegt die goldene Schleife?
[SPEAKER 1]Ja und nein, gesunder Ehrgeiz gehört dazu, ohne weiteres, muss aber auch sein. Aber da hat man sich mehr darum gekümmert, wie kommt man selbst klar, wie kann ich auch anderen helfen. Das habe ich selbst so erfahren. Aber wenn man jetzt heute diese ländliche Reiterei, die immer ein bisschen mehr zurückgegangen ist und dafür aber das professionelle Denken auch in den Stellen, Wenn ich bedenke, dass in den Jahren, 50er, 60er Jahren, da gab es im ganzen Umkreis, in mehreren Kreisen, dann eine Reithalle, wo dann alle mal hingefahren sind im Winter. Oder man hat im Winter überhaupt keine Turniere besucht, da hatten die Pferde einfach Ruhe. Das ist auch vorbei. Heute haben die Top-Reiter ja zwei, drei Garnituren und sind jedes Wochenende unterwegs. Nicht nur die Springreiter, sondern auch Tresorreiter, wenn ich das so sehe. Und das geht schon die Antisubstanz der Pferde. Und schweifen wir jetzt zu viel am Thema vorbei.
[SPEAKER 2]Ich halte dich schon im Zaum, Klaus. Keine Sorge, wir haben Zeit.
[SPEAKER 1]Okay. Naja, also wenn man sich da mal Gedanken darüber macht, was denn heute gang und gäbe ist, Und wenn man so mit diesen Altmeistern wie Dr. Lehmann oder Stecke, mit denen ich eine sehr gute Verbindung hatte, wir haben uns sehr viel ausgetauscht und das waren ja nun wirklich Leute, die so an die Klassik der Reiterei hingen, nicht nur Dressur, sondern in der ansparten Reiterei. Also das Pferd immer das Pferd geblieben ist, von früher bis heute, dass sich da gar nichts verändert hat. Also Sehne, Muskelapparate, die sind so geblieben. Die sind immer noch identisch. Ja, 100%. Nur die Pferde sind schöner geworden, für den Brauch, für den Gebrauch, für den Reitsport eben mehr hineingezüchtet. Mehr Blut ist eingezüchtet worden, aber auch vom ganzen Exterieur und Interieur, das hat sich also total verbessert. Da haben die Züchter wirklich einen super Job gemacht. Und davon sollten ja eigentlich die Reiter profitieren. Aber die profitierten dann insofern, dass sie viel zu früh mit den Pferden dann anfingen zu arbeiten, weil die alle leichter zu arbeiten waren. Früher war es ja nicht so, dass das Pferd als Ressortpferd zum Beispiel genommen worden ist, sondern das waren Arbeitstiere in der Landwirtschaft.
[SPEAKER 2]Nutztier am Ende.
[SPEAKER 1]Nutztier. Und da wurde ja nach Feierabend, auch wenn die Pferde dann acht Stunden gearbeitet haben, dann wurde dann also mit dem Pferd, das wurde gesattelt und dann wurde zum Reiterverein geritten. Und dort haben wir dann auch noch dressurmäßig geritten und dann immer nach der Dressur da springen. Aber da war also die klassische Reiterei, glaube ich, schon etwas gefestigter. Heute geht man verschiedenste Wege in der Reiterei. Dass man also die Klassik da ein bisschen verlassen hat und hat sich also der schnellen Ausbildung zugetan. Man sieht heute, ich habe also letzte Woche noch ein zweieinhalbjähriges Pferd unterm Sattel gesehen. Der sah aus wie ein Achtjähriger. Da habe ich also zu dem, der mir dieses Video gezeigt hat, gesagt, seid ihr alle eigentlich bescheuert im Moment oder was ist eigentlich los in der Welt? Das sind doch Kinder. Wehe, ein Kind muss mal heute zu viel arbeiten, da schreit die ganze Gesellschaft auf. Ich sag aber, wenn ein Pferd mit zweieinhalb Jahren geritten wird, richtig geritten wird, nicht nur, dass er sich an Equipment und sowas gewöhnt, aber richtig geritten wird, dann ist das einfach ein Vergewaltigen der Natur. Und wenn man bedenkt, dass ein Pferd mit sieben Jahren ja erst, oder bis sieben, acht Jahren erst ausgewachsen ist, also muskulär, sehnemäßig dann eben belastbar ist. Dann muss man wirklich sagen, auch wenn man dann Körungen sieht, wo die zweieinhalbjährigen Hengste dann vorgestellt werden, ich kann die nicht mehr beurteilen. Aber vielleicht sind das alles Helsier, die da die Körkommission darstellen und sagen, also wir können das erkennen, ob das Pferd gut oder nicht gut ist. Die natürlichen Bewegungen sind weg. Da werden die Pferde so vorgestellt, dass sie optimal traben. Die kommen mit den Beinen ja fast kaum noch auf die Erde. Das kann es doch nicht sein. Die Sehnen können das doch nicht tragen. Man hat oft genug gesehen, dass dort schon die feinsten Sehnenzerreißungen zustande kamen, aber eben noch nicht Lahmheiten zu tragen. Die kommen erst auf, wenn die Pferde 7, 8, 9 oder 10 Jahre alt sind. Da sind sie dann eben doch ein klein wenig schon geschädigt, vorgeschädigt. Und dann ist das hinterher, wenn es richtig belastet wird, doch ein Problem. Also das Problem haben wir.
[SPEAKER 2]Was kann man gegen solche Fehlentwicklungen tun? Also wir reden ja über einen höheren Grad der Kommerzialisierung des Sports. Wir reden auch irgendwo über eine sehr starke Professionalisierung und verschwinden der Reitvereine, vielleicht auch der breiten Basis. Aber was konkret kann man dagegen tun?
[SPEAKER 1]Also das ist natürlich sehr schwer, wenn Olympiasieger Leute geworden sind mit Pferden, die also wirklich dann, das war ja in den Medien, wurde das auch breitgetreten, sehr aggressiv geritten worden sind, wo man dann also herausgestreckte Zungen, offene Mäule, die Pferde sind sporniert, man hat Blut gesehen, alles das waren dann hinterher Spitzenreiter. Das beeinflusst natürlich auch eben die jüngere Leute, die dann auch so geritten sind. Und man muss ja auch gar nicht ein Versteckspiel machen, wenn man in Holland auf ein Turnier gegangen ist, dann hat man schon gesehen, dass dort mit sehr aggressiven Mitteln auch Pferde geritten worden sind. Das muss auch irgendwo herkommen. Das kommt auch von Vorbildern her, das muss man einfach sagen. Aber, um das wegzubekommen, muss man ja was tun. Und wenn man etwas tut, was dann für einige unbequem ist, dann gerät man erstmal ins Kreuzfeuer. Das ist dann eine Geschichte, die man, naja, wenn man also Ideale hat und man hat Gedanke daran, einen guten Sport zu machen, wo also das Pferd nach klassischen Grundsätzen gearbeitet worden ist und ausgebildet und dann hinterher auch Erfolg damit hat und sieht dann sowas, dann kriegt man natürlich schon mal so ein klein wenig, ja also bei mir grummelt es dann mächtig, muss ich ehrlich sagen, und dann mache ich meinem Herzen auch manchmal Luft. Ist mir nicht immer gut bekommen, aber ich bleib da meinem Standpunkt treu. Eine gute klassische Retterei mit sorgfältigen Arbeiten, systematischen Gymnastizierungen des Pferdekörpers, wie beim Sportler, beim Menschen auch. Wenn dem was weh tut, hört der auf, aber das Pferd kann nicht aufhören. Es wird dann von manchen Pferdern weiter gefördert und gefordert, es soll ja noch wirklich arbeiten. Wenn du Kreuzschmerzen hast, dann kommt ein und tritt dir in den Hintern und jetzt laufe aber mal oder sonst. Das wird dann bei dem Menschen, der sich dann auch so wirklich artikulieren kann dem anderen gegenüber, das geht beim Pferd nicht. Pferd hat dann Schmerzen und läuft erst mal weiter. Und das sind so Dinge, die dann sehr, sehr schwer zu beheben sind. Das geht nur mit Vorbildern, so wie wir das auch gehabt haben. Das ging bei den Olympischen Spielen in London schon los. Also Reiter, die da waren, auch hier aus Deutschland und auch Schweden und auch die Engländer vor allen Dingen, die ja da mit einer vorbildlichen Haltung Olympiasieger geworden sind. Nur so kann man das dann beheben, dass also diese Reiterei wieder besser wird und dass sie wirklich in erster Linie ans Pferd nach klassischen Grundsätzen denken. Und das ist auch so passiert bis heute. Und ich muss ganz ehrlich sagen, wir haben ja nun heute in der Spitzengruppe der Dressurreiterei und der Vielseitigkeitsreiterei Dank des Aufmerksammachen, dass es nur über die klassische Schiene geht, wenn man mal so bedenkt, Vielseitigkeitsreiter. Die Ingrid Klimke ist eine Vielseitigkeitsreiterin, wie sie im Buch steht. Die hat das natürlich auch von ihrem Vater mitbekommen, damals von Herrn Stecken. Wirklich die klassische Reiterin, das hat die gepflegt. Das ist ein lebender Beweis dafür, dass es mit klassischen Grundsätzen geht, auch in eine Vielseitigkeitsreiterei. Und unsere Damen, die ja nun jetzt oben im Spitzensegment mitreiten, alle, die haben das erfahren. Und auch wenn zum Beispiel eine Reiterin da nun jetzt, die Isabel, da auch schon mal so mit… Isabel Wertmann zu, ja. Ja, mit Rollkur oder Nicole Opporff mit Rollkur. Das war auch so eine Zeit, wo dann viele Leute sich das abgeguckt haben. Und wenn du dann heute zum Turnier gehst, Und du siehst also dann kaum noch ein Pferd, wie damals Neckermann, Klimke oder Spanisch-Hofreitschule Podajski, wie sie alle waren, ihre Pferde geritten haben. Alle schön mit der Nase, als Richtschnur gesehen, an der senkrechten, nein.
[SPEAKER 2]Oder leicht vor der senkrechten.
[SPEAKER 1]Oder leicht vor der senkrechten, so haben die sich dann immer dran gehalten, sodass also dann Heutzutage kaum siehst du denn auf Lehrgängen, wo die Pferde dann wirklich mit der Nase da, wo sie hingehört, vorwärts, abwärts, auch junge Pferdereiten, die sind alle weit hinter den Senkrechten und werden so geritten. Das ist bequem, aber nicht gut.
[SPEAKER 2]Nicht nachhaltig zumindest, aber du hast es ja gerade angesprochen, es gibt ja die Deutschen, die Briten, die Schweden, die Dänen zum Teil, die ja auch vorleben, wie es anders gehen kann. Ist das nicht dann auch ein Wink in die Zukunft, dass man sagt, Es wird besser, es findet auch irgendwo ein Lernprozess statt und dieses nicht pferdegerechte Reiten irgendwo kommt jetzt aus der Mode, die jetzt vielleicht in den vergangenen 15 Jahren ein wenig da war, aber siehst du da nicht auch irgendwo Licht am Ende des Tunnels, auch in der Breite dann?
[SPEAKER 1]Doch, das sehe ich auch, aber es wird ja immer viel mehr reglementiert, wie man was machen muss, das ist auch gut so, aber auch nicht immer so in die richtige Richtung reglementiert. Denn, dass dieser klassische Weg der Ausbildung ein bisschen weiter ist, das heißt also ein bisschen die Pferde später reif werden, aber dafür muskulär und sehnmäßig und vom Kopf her einfach gesund erhalten werden. Das ist also schon, mehr oder mehr hat das um sich gegriffen, aber wenn ein Reglement sagt, Und das haben wir jetzt Gott sei Dank zur positiven Seite, dass also die Pferde dreijährig nicht mehr öffentlich gezeigt werden sollen auf Schauhund. Aber das war vorher anders. Aber also sehe ich da schon ein Licht am Ende des Tunnels, dass sich alles mehr verbessert. Und das ist auch sicher nötig. Und diese Vorbildfunktion, die unsere Spitzenreiter haben, die haben sich schon sehr einprägsam, aber auch mit Nachdruck, weil man die Ergebnisse sieht und man beobachtet diese Reiter, wie sie ihre Pferde reiten, dann ist das also schon wirklich ein großer Fortschritt, dass wir auch international, denke ich, einen Bestand haben sollten in der Ausbildung der Pferde und auch in den Turnieren, sodass wir also nicht irgendwann die Pferde irgendwo in den Zoo sehen. Nur durch diese aggressive Reiterei und nicht dem Pferd zugutekommende Ausbildung führt dahin, dass man dann sagt, Schluss aus, es geht nicht mehr, wir können das nicht mehr international, weil immer mehr die Menschen Anstoß nehmen an aggressives und tierschutzrelevantes Arbeiten mit Tieren.
[SPEAKER 2]Siehst du die konkrete Gefahr? Du hast ja gesagt, die Pferde in Zoos, das gibt es immer wieder. Ich war vor einigen Wochen in Berlin, da gibt es eine Bewegung, die heißt Animal Liberation. Da geht es darum, dass Tiere generell nicht mehr von Menschen gehalten werden sollen. Nun hat das Pferd mehrere Jahrtausende Zuchtgeschichte hinter sich. Gibt es da aus deiner Sicht die konkrete Gefahr, dass irgendwann die Klappe fällt? Wir als europäische Gesellschaft beispielsweise sagen, nein, wir wollen nicht mehr, dass das Pferd unterm Sattel gezeigt wird.
[SPEAKER 1]Also das wird sehr schwer werden, das ist ein langwieriger Prozess, aber da müssen halt eben andere Geschichten aufkommen und dann sollte also nicht in der Öffentlichkeit darüber diskutiert werden, dass Pferde halt eben, wenn sie geritten werden, sporniert werden, dass Pferde aus dem Maul bluten, dass auf großen Schauen zum Beispiel Pferde disqualifiziert werden, weil sie Sporenstiche erlebt haben. Man sieht dann auch da, wo der Sporn ist, Da ist Blut oder das Maul das blutet. Das sind ja alles Gewalteinwirkungen. Das Pferd blutet ja nicht so wie der Jesus aus Wunden, die weiß keiner, wer ihm die zugefügt hat. Aber das gibt es überhaupt nicht. Und wenn Pferde die Zunge rausstrecken und die ist blau und dann… Der Anblick eines Pferdes ist ziemlich… Man sieht ein Pferd an, dass es Schmerzen hat und dass es ein Unwohlsein hat. Aber es ist auch so, dass wir, naja früher, wenn man mal den Schritt zurück geht und haben die Pferde als Nutztiere und als Arbeitstiere gehabt, so wie ich selbst mit Pferden gearbeitet habe, dann ist es einfach so, dass es ja nicht immer nur so ein Paradies für Pferde ist, wenn sie auf der Koppel laufen und kommen dann rein und so. Die können ja auch so etwas nutzen, das heißt, man hat sie angespannt, lassen sie flugziehen oder ägeln ziehen und so. Das hat sich dann ja alles überholt über Maschinen. Dann auf einmal gab es einen Tief in der Ausbildung, überhaupt mit dem Pferdesport und hinterher ging es über die Vereine wieder vorwärts. Und heute haben wir natürlich eine unglaubliche Pferdewirtschaft, wenn man das so sieht. Dass also auf Auktionen ja Preise erzielt werden von knapp zwei Millionen für ganz junge Pferde. Für mich einfach ein totaler Irrsinn. Der Normalsterbliche kann sich kein gutes Pferd mehr, das in Anführungsstrichen gut sein soll, kaufen. Denn das sind ja die Geschäftemacher, die dann eben diese tollen Pferde kaufen können. In Anführungsstrichen tollen Pferde kaufen können. Aber dann fragt man sich immer hinterher, wo bleiben sie alle? Wir haben so tolle Pferde, die drei, vierjährig turnieren. Und dann sieht man sie im Sport nicht mehr wieder? Was passiert? Und keiner kann das beantworten. Aber ich denke daran, dass die Pferde viel zu früh in die schwere Arbeit genommen werden, um auch schnell und früh einen respektablen Wert zu erhalten, damit die Leute dann auch ihren Markt machen können. Also das ist die große Gefahr. Und mir kann keiner erzählen, wenn einer aus Liebe zum Pferd ein Pferd für 1,9 Millionen kauft, dass er das Geld nicht wieder haben will. Also das sind alles Geschäftemachereien und das ist auch ein Punkt, wo ich große Sorge habe, dass wir dann irgendwann eines Tages nicht mehr das Reiten in den Vordergrund stellen, sondern dass der Markt dann bestimmt, was los ist mit dem Pferd und dass der Normalsterbliche sich kein Pferd mehr kaufen kann. Und der Normalsterbliche ist eigentlich der, der den Reitsport trägt. Die Mittelschicht, die trägt den Reitsport. Nicht diese Promille, die jetzt oben in der Spitze reiten. Und dann sind jetzt die anderen, die Geschäftemacher, die also ganz schnell ein Pferd fertig machen wollen. In Anführungszeichen fertig so oder so. Man kann ja ein Pferd mit 5, 6 Jahren, könnte der alle Grand Prix-Lektionen gehen. Dann ist er aber hin, das halten die Muskulatur nicht aus. Und das muss in den Köpfen vieler Reiter mal zustande kommen und nicht, dass einer der Geld hat, der kauft sich dann ein Pferd und dann stellt er das zu einem Profi hin und sagt, ich will aber sehen, dass er in drei Jahren Erfolg hat. Da fängt der Profi natürlich an, weil er auch Geld verdienen muss, dann das Pferd auf die Spitze zu reiten und zu treiben, damit es halt eben diese Prüfung geht. Dann geht er nur einen Sommer oder zwei und dann ist er auch wieder vorbei.
[SPEAKER 2]Und ist das Besondere bei dir ja, dass du mit relativ einfachen Mitteln damals ja auf sehr hohes Niveau aufgestiegen bist. Warst Polizeimeister in Düsseldorf, glaube ich. Ja. Und hast mit einfachen Mitteln den Weg geschafft. Ist diese Durchlässigkeit, die du damals erlebt hast in dem Sport, ist die so noch gegeben? Oder wenden sich dann junge Talente ab und sagen, naja, irgendwie so richtig hoch schaffe ich es nicht, dann reite ich lieber auf dem normalen Niveau hier weiterhin meine Adressur oder reit vielleicht Isländerpferd und beißt mich nicht durch. Ist diese Durchlässigkeit, die man im Sport eigentlich will, ist die da?
[SPEAKER 1]Ja, das glaube ich schon. Es gibt genug. Ich habe ja auch hier zwei, die sind Auszubildende. Die haben auch den nötigen Biss, dann was zu werden im Sport. Das heißt aber, sie gehen den richtigen Weg, den klassischen Weg. Da achte ich sehr drauf, dass sie Pferde haben, mit denen sie gut arbeiten können, aber dass sie das nicht übertreiben. Ich verabscheue jegliche aggressive Arbeit mit dem Pferd, weil es einfach nichts bringt. Was meine Wenigkeit angeht, hatte ich das Glück, dass das Polizeifährte waren. Die mussten ja Samstag, Sonntags, wenn Streife war, aber dann auch die anderen Fährte, die anderen Kollegen, die anderen Reiter mussten ja auch bewegt werden. Dann hat man vor dem Dienst ein oder zwei geritten und nach dem Dienst. Das habe ich gemacht und habe sehr, sehr viel von meinen Pferden damals gelernt. Ich hatte kein Geld dafür, einen Lehrer zu haben, der mir gesagt hat, du musst das so oder so machen. Ich hatte wohl einen Staffelführer, der war bei der Heeresreitschule, der war in Krampnitz, war in Hannover. Der lag mit Georg Wahl, dem damaligen Trainer der Universität von Christine Stückeberger, der Herr Wahl. Die beiden lagen zusammen auf einer Bude, mein Chef Otto Hartwig und er. Ja und da wurde ja schon klassisch geritten, das heißt man wollte ja langlebige Pferde haben. Für den Polizeidienst? Ne ne, allgemein für die Kavallerie damals. Darauf hat man großen Wert gelegt, dass eine fundierte Ausbildung ist, eine schone Ausbildung, damit man diese Pferde In den Köpfen war ja damals das tausendjährige Reich, was man hatte. Das ist ja unvorstellbar heute. Man wollte also Pferde haben, die nicht, wenn sie dann sechs oder sieben sind, dann eben lahm werden, weil sie eben Sehnenprobleme oder sowas haben. Nein, man wollte Pferde haben, die also wirklich ihren Dienst gemacht haben, die über 25 Jahre alt waren und dann auch noch waren. So war das eigentlich so. So, und dann hat der Der Otto Hartwig, ein begnadeter Reiter, der Leiter der Reiterstaffel in Düsseldorf, auch ein väterlicher Freund von mir geworden, muss ich ganz ehrlich sagen. Der hat mir geholfen, wo er eben konnte. Aber das Reiten als Zeugnis dieser Pferde war schon irgendwo ganz was anderes, was ich eigentlich auch so im Reiterverein lernen konnte. Der achtete unglaublich auf die Seele des Pferdes. Das war unglaublich, das habe ich nie gewusst. Die Seele des Pferdes spricht dir, die musst du verstehen. Und wenn du das nicht verstehst, kannst du die ganze Reiterei nicht verstehen. Das habe ich immer versucht auch dann in den Kopf zu kriegen. Was hat er damit gemeint? Das hat lange gedauert, bis ich dann, dann hat er gesagt, jetzt reiten sie mal das und das Pferd machen. Dann bin ich da drauf gestiegen. Ich krieg dieses Pferd überhaupt nicht durchs Genick. Ich hab mich gefragt, was haben die denn eigentlich gemacht damit? Und hatte bis dahin geglaubt, du kannst einigermaßen auf dem Pferd sitzen, kriegst ein Pferd durchs Genick und kannst ein bisschen reiten. Aber nix da. Na ja, und dann hab ich nach Wochen Versuch, dann hab ich gesagt, tut mir leid, ich schaff das nicht. Können sie mir das nicht mal zeigen, was sie machen? Das Reiten ist doch nicht irgendwie so eine Mystik. Das läuft doch auch ab mit technischen Dingen und so.
[SPEAKER 2]Ähnlich wie Tennis oder Fußball.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Und dann hat er sich da drauf gesetzt, auf meinen Bitten hin, und er war noch nicht ganz oben, dann war dieses Pferd schon so durchs Genick getreten. Kriegte eine andere Form, hob den Rücken, er saß drin, ist angeritten, als wenn das nichts wäre. Das war einfach für mich faszinierend. Das war für mich einfach nicht fassbar. Da dachte ich doch, nee, das lernst du nie. Und dann bin ich angefangen, also auch Pferde, die nicht durchs Genick wollten, zu reiten, vor dem Dienst, nach dem Dienst, bis ich das geschafft hatte. Und dann eben diesen Weg auch theorisiert habe, mit meinem Chef damals, mit dem Otto Hartwig, meinen Sie, ist das denn so gut? Ja, das ist gut, hat er gesagt. Dann bin ich gar nicht ausgelassen, der konnte keinen so Unterricht geben. Aber er war ein begnadeter Reiter und ich hab da immer zugeguckt, wenn er geritten hat, jede freie Minute, wenn er dann mal ein oder zwei Reiten wollte. Und er hat das dann auch hinterher gemacht, dass ich dann vor dem Dienst ihm zugucken konnte oder nach dem Dienst. Er war ein sehr, sehr guter Mann. Naja, aber jetzt nochmal auf die Frage zurück zu kommen, überlebt der Reitsport auf die Dauer? Das ist wirklich eine Sorge, wenn wir die Medien oder wenn wir viele Menschen, die Pferde sehen, die da maltretiert werden und die dann aggressiv ausgebildet werden, dann glaube ich schon, dass dann irgendwann die FWI dann sagen wird, ja so geht das nicht weiter, wir können reglementieren, was wir wollen, wenn wir diese Aggressive und das das harte Reit nicht in den Griff bekommen, dann glaube ich, stehen wir auf dem Weg, dass das Pferd irgendwann mal im Zoo zu sehen ist. Und wenn man dann auch, wie das hier in Deutschland gemacht worden ist, bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, dass man runde Tische gebildet hat, wo man dann über dieses aggressive Reiten nachgedacht hat, ist das noch zu akzeptieren? Wie weit ist das zu akzeptieren? und Stuarts ausgebildet worden sind, Stuarts eingesetzt werden, dass sie also wirklich auf den Turnieren dann die Wächter sind des guten Sports.
[SPEAKER 2]Genau, Stuarts, weil die es nicht wissen, auch mit dem internationalen Reglement nicht Firmen sind, das sind quasi diejenigen, die dafür sorgen, im Rahmen der Veranstaltung, dass die Regeln eingehalten werden.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Zum Beispiel Abbreiteplatz auf dem Weg in die Arena, ins Viereck.
[SPEAKER 1]Ja, aber Regeln heißt… …darauf geachtet wird. Ja, die normalen Regeln, das ist ganz in Ordnung, aber Die Regel, mit einem Pferd umzugehen, mit einem Tier umzugehen, nicht aggressiv zu werden, dass Pferde gerecht gearbeitet werden, darauf achten die. Und das ist eigentlich traurig, dass man sowas einsetzen musste. Und ich glaube, das geht immer mehr dahin, dass also die internationale Reiterliche Vereinigung immer mehr darauf bedacht ist, dass wirklich gutes Reiten ans Tageslicht kommt, wo die Medien dann aber auch positiv darüber sprechen und nicht als Überschrift wieder ein Pferd mit blauer Zunge, Zunge rausgezogen, ein Pferd Reitermaträt. Das sind Schlagzeilen, die brauchen wir nicht. Wir sind eine Minderheit, wir Reiter. Das im Gesamtsportbereich. Und wenn man dann zum Beispiel in die Zeitung aufschlägt und man hat also vier volle Seiten oder fünf volle Seiten nur vom Fußball, dann eine Seite nur von Leichterledig, wenn wirklich so ein Event ansteht und Reiterlein eine ganz kleine Überschrift, Ingrid Klimke dann mit einem wunderbaren Award ausgestattet und so, dann stimmen die Verhältnisse meistens nicht mehr. Wobei das Reiten ja eine sehr, sehr schwierige Sportart ist. Und dieses gehen nicht immer viele Ausbilder ein. Die wollen das schnell machen, das ist einfach ein Mittel. Sie gebrauchen Hilfszügel, um ein bestimmtes Maß beim Pferd zu erreichen, dass es durchs Genick geht und dass man es reiten kann, dass man es aufsitzen und erlassen kann. oder zum Beispiel die Aufrichtung eines Pferdes, dann täuschen sich einige Ausbilder selber, indem sie ein Vorgut schnallen, dass der Sattel nach hinten kommt und die Pferde größer werden. Man spricht ja von einer relativen Aufrichtung. Bei einer ordentlichen Ausbildung funktioniert die Hinterhand besser, das Pferd nimmt die Last, die ja normalerweise mehr auf der Vorhand liegt, etwas rückwärts nach hinten hin und dann täuschen sich Reiter selbst. Das sind alles Fehlentwicklungen, die wollen wir nicht. Und wenn wir nicht aufpassen, dass also dieses Naja, wenn der Zuschauer zum Beispiel auf einem Turnier ist und der guckt bei so einer Veranstaltung zu und sagt, Mensch, das ist aber schön gewesen, wie das Pferd da gegangen ist. Das ist das, was wir wollen. Und wenn aber einer gewinnt und der mit aggressiven Mitteln, was ich selbst erlebt habe, sein Pferd vor der Prüfung nochmal trittiert hat, dann gehört das nicht dahin, aber wenn dann Tierschützer, und wir haben ja Tierschützer, die stehen ja an den Seiten und filmen und fotografieren. Das ist dann, da müssen wir uns selbst an die Nase fassen, wir Reiter, und das sage ich immer wieder. Nicht die Tierschützer, die an der Seite stehen, sind dann schuld an diesem Dilemma. Sondern die, die es gemacht haben. Und alle schimpfen auf diese Tierschützer, alle schimpfen darauf, was sie alles für furchtbares Zeug machen. Aber ich sage, ihr müsst euch mal selbst an den Koffer packen. So geht es nicht. Und das könnte passieren, wenn also das überhandnimmt, dass also die Medien da so negativ darüber berichten, dass man irgendwann eines sagt, also Pferd darf nicht mehr von Menschen gewaltsam geritten werden.
[SPEAKER 2]Konkret jetzt Thema Schlaufzügel beispielsweise, lehnst du, lehnt ihr grundsätzlich ab. Was ist für euch der Grund den Schlaufzügel nicht einzusetzen?
[SPEAKER 1]Also erstmal braucht der, der ein Pferd ordentlich nach klassischen Grundsätzen ausbildet, also systematisch rekommuniziert, keine Hilfsmittel. Da genügt eine einfache Trense, die auch wohl im Maul des Pferdes liegt. Ist ja Metall im Maul. Das Maul eines Pferdes ist ja nicht dafür gemacht, dass es geritten ist.
[SPEAKER 2]Und ein sehr sensibles Körperteil.
[SPEAKER 1]Ja, sehr, sehr sensibel sogar. Und wenn dann also mit Gewalt dieses Körperteil hier runter geritten wird, dann hat das mit guter Ausbildung nichts zu tun, sondern die langfristige Gewöhnung eines Pferdes an sein Equipment, das geht nicht von gleich auf jetzt, das ist erforderlich, um hinterher auch eben ein Pferd dann regelrecht mit einer normalen Trense zu reiten. Reithalter hin, Reithalter her. Da gibt es auch noch eine Diskussion, ob das Reithalter zu stramm ist, ob es richtig sitzt und so weiter. Aber das ist also schon sehr, sehr entscheidend. Und wenn dann also ein Pferd mit aggressiven Mitteln geritten werden muss und die Reiter, die kommen dann auch nur daher kommt das, die können ein Pferd nicht mehr durchs Genick reiten. Das heißt also Genick reiten, ich mache es mir einfach jetzt. Die geht nicht anständig über den Rücken, ist nicht durchlässig, die Muskulatur hat sich an falscher Stelle entwickelt und die Pferde wollen immer mit dem Hals hoch, der Rücken sackt ab und der Reiter sitzt unbequem zu Pferd und das Pferd ist widerwillig etwas zu leisten. Dann werden also diese Hilfszüge draufgeschmissen. Das heißt also der Schlaufzügel, womit das Pferd dann also gewaltmäßig den Kopf runtergezogen wird.
[SPEAKER 2]
In die Position reingezogen.
[SPEAKER 1]
In die Position, die normalerweise über systematisches Gymnastizieren erreicht wird. Das ist ein Prozess, der dauert etwas länger. Und deswegen hat man ja früher gesagt, wir brauchen einmal eine jüngere Monte, eine altere Monte. Die jüngere Monte war dazu im vierjährigen Alter, die altere Monte im fünfjährigen. Dass die Pferde so weit herangebildet worden sind muskulär, Sehenmäßig, auch vom Kopf her, das, was von Ihnen verlangt wird, auch ohne Schaden umzusetzen. Das ist wichtig, auch wenn Sie dann mit Gewalt in diese Situation gezwungen werden. Dann, muss ich ganz ehrlich sagen, sind es immer Reiter, die davon wenig verstehen. Es gibt immer Ausnahmen, wenn Pferde, die verretten waren, korrigiert werden muss. Dann sollten das aber nur Reiter machen, die also mit dem Ding umzugehen verstehen. Und man sagt immer wieder so, naja, das gehört nur in die Hände eines Meisters. Ein Meister braucht diese Dinger nicht. Also da beißt sich immer selbst die Maus in den Schwanz. Aber das ist so, dass, was ich vorhin angesprochen hatte, auch mit diesem Vorgut beim Satteln. Da viele Reiter täuschen sich selbst. Denn diese Pferde sind hinterher schwieriger zu reiten. Das Pferd, das ständig aggressiv in der Haltung nach unten gehalten wird, um dann wirklich den Moment zu erreichen, den der Reiter, der ohne diese Dinger das Pferd gymnastiziert und das Pferd willig, bereitwillig an die Hand geht und wirklich dann auch den Hilfen folgt, die Pferdesprache, also dass die Sprache des Reiters Verstehen gelernt hat. dann sind das Dinge, die machen auch wirklich glücklich, wenn man auf dem Pferd sitzt, man hat diese Dinge nicht nötig. Aber die Leute, die ja diese Schlaufzügel manchmal gebrauchen, um einfach auch ihrer Bequemlichkeit einen Dienst zu tun, das muss ich ganz ehrlich sagen, die gehören eigentlich nicht aufs Pferd. Die machen keinen guten Job. Also wir haben grundsätzlich keinen Schlaufzügel. Wir müssen auch erfahren, wenn Pferde schwierig werden, dass sie ohne Schlaufzügel geritten werden können. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass wir Pferde zur Korrektur kriegen, sind sie sehr, sehr schwierig zu reiten. Viel schwieriger zu reiten als die Pferde, die dann ohne Schlaufzügel geritten sind und sich auch schon mal wehren. Das gehört ja dazu. Das Pferde nicht immer bereitwillig alles machen. das Pferd von jung an angeritten, immer schön durch die Hand geritten werden, durchlässig werden. Wir haben eine Ausbildungsskala, die wir befolgen müssen. Dann brauchen wir nicht Schlaufzügel und keine Hilfsmittel. Aber wo alles im Sport gibt es auch Hilfsmittel, die dem Pferd was Gutes tun.
[SPEAKER 2]
Und da, Klaus, muss man sagen, ist ja der Kern des Ganzen dann die Ausbildungsskala, nach der ihr dann auch alle Pferde arbeitsetzt.
[SPEAKER 1]
Ja, das ist so. Ich lege absolut großen Wert darauf und ich habe die Erfahrung gemacht in meinem Leben, dass also die Ausbildungsskala, wenn man diese Punkte kennt und deren Auswirkungen, wenn sie vernünftig dann beachtet werden, sehr, sehr hilfreich sind für einen Reiter. Wenn es einmal so reingeht, geht ja die Ausbildungsskala los mit mit Takt, Schwung, Losgelassenheit, sowas. Und ich sage immer wieder, das Vertrauen eines Pferdes zu sämtlichem Equipment, zu seiner Umgebung, zum Reiter und seinen Reiterhilfen, ist, glaube ich, das, was das Pferd an erster Stelle lernen muss. Und das ist das, was der Reiter erfahren muss. Der muss wissen, ist das Pferd jetzt so vertrauensvoll? Zu mir, zu meinen Hilfen. Oder hat es Angst, zum Beispiel, wenn ich die Schenkel rannehme? Hat es Angst, wenn ich die Zügel rannehme? Und wenn diese Ängste bestehen, muss der Reiter ganz schnell reagieren. Der muss sein Pferd schon sehr, sehr gut kennen. Wenn er zum Beispiel mit dem Zügel unrichtig einwirkt, das Pferd schlecht mit dem Kopf hoch, dann muss er schnell reagieren. Was ist da los? Welche Ursachen liegen vor? Oder mit Schenkel, das geht mit allem so. Da sollte also darauf geachtet werden, das Vertrauen zu allem. Naja, dann kommt also die ganzen technischen Kramen, wie zum Beispiel die Losgelassenheit ist ganz wichtig, kann nur gehen, wenn das Pferd Vertrauen hat. Wenn das Pferd Ängste nicht hat und es hat kein Vertrauen zu irgendeinem Gegenstand, dann wird es auch sich nicht loslassen können. Dann geht es natürlich auf die Reinheit der Gänge über. Losgelassenheit zählt dazu. Wenn ein Pferd verspannt ist, dann sind die Gänge auch nicht mehr so sauber und fein schwingend durch den Rücken. Das wollen wir. Dann haben wir ein losgelassenes, taktmäßiges Pferd. Das Pferd kann nur dann im Takt auch gut gehen, wenn es sich loslässt. Das ist so. Und dann kann man das Pferd dann halt eben über die Anlehnung bei sich behalten. Das heißt also, das Pferd muss das Gebiss des Reiters annehmen. Das Pferd muss also willig der Hand folgen. Wenn die Hand vorgeht, muss das Pferd dahinterher gehen. So muss also wieder das Vertrauen zur Hand bestehen. Also das spielt eine große Rolle. Wenn das Pferd auch an der Hand ist, muss das Pferd ja auch gerade gerichtet werden. Nur wenn es schief ist, kann es die Lektion auch nicht ordentlich machen. Das dauert sehr lange bis ein Pferd aus sich heraus, wo die natürliche Schiefe beim Pferd, das weiß ja jeder, dass ein Pferd immer wieder in der Natur schief ist. Läuft schon manchmal so schräg wie so ein Hund. Das ist also mit dem äußeren Hinterbein, oder mit einem Hinterbein zwischen die Vorderbeine, Fuß und Hunde laufen. Das machen wir so ein bisschen schief, wenn man die so traben sieht. Ja, und dann kommt die Anlehnung, das gerade gerichtet sein. Dann kommt dann auch zum Schluss hinterher, wenn das alles stimmig ist, die Versammlung. Das wird also wirklich dann wie so eine Piaf und Passage. Wir nehmen jetzt das Höchste, was ein Tresorfett ordentlich machen soll.
[SPEAKER 2]
Das ultimative Ziel irgendwo.
[SPEAKER 1]
Ja, sodass das Pferd sich in der Hinterhand senkt, durch die Gelenke fußt, also schön gleichmäßig und auch so, dass es für den Reiter angenehm ist, dass es keine Stoßenbewegung mehr ist, dass es wirklich geschmeidig ist und sehr durchlässig wird. Das ist also das Ziel. Und diese einzelnen Punkte müssen immer wieder abgerufen werden können, wenn man reitet. Das geht ganz blöd schnell. Und wenn man geübt ist, dann hat sich das so eingeprägt, dann merkt man, aha, das Pferd geht nicht taktmäßig, oh, da tut mir der Puckel weh, das Pferd nimmt einen nicht mit und alle diese Dinge muss man als Reiter erkennen und das ist ein langwieriger Weg bis man das so in Fleisch und Blut hat und intuitiv reagiert.
[SPEAKER 2]
Und man lernt es auch zu erfühlen an sich.
[SPEAKER 1]
Ja, also das Gefühl ist dann bestimmend hinterher für die Hilfen die man als Reiter gibt. Das heißt man gibt hinterher nicht mehr bewusst, wo man sagt jetzt musst du den Schenkel einsetzen damit es vorwärts geht. Nein, dann passiert alles intuitiv. Wenn der Reiter geschult ist. Und das kann man natürlich auch selbst immer wieder schulen und das kann man auch beim Pferd abrufen. Das ist faszinierend, wenn man ein Pferd hat, das bis zur Grand Prix Reife ausgebildet ist, wo man dann per von Passagen abrufen kann, dieses erhebender macht oder wieder runterfährt oder fliegende Wechsel, wenn man das alles hat oder Pioretten, der Galopp auf der Stelle geübt wird. Das ist unvergleichlich schön und man merkt, dass einem Pferd das auch Spaß macht. Und nur wenn ein Pferd freiwillig in diesen Dienst des Menschen geht, ist das gute Reiterei und alles andere ist abzulehnen.
[SPEAKER 2]
Sind das die Momente, die dich dann auch antreiben, als Pferdesportler, als Ressortsportler, diese Momente zu erreichen?
[SPEAKER 1]
Es ist super, wenn du mal so ein ausgebildetes Pferd hast, das schön und gut ausgebildet ist, Es ist ein erhebendes Gefühl, deswegen sind oft schon mal so Schüler von uns gut gerittenen Pferden und die sagen, ist ja toll, das möchte ich auch mal lernen. Du brauchst aber viel Geduld. Und wenn ich so Schüler habe hier, ich habe ja meistens so viele junge Leute, wie zum Beispiel Uli Öllrich, die bei dem Reiten schon ein bisschen weiter sind.
[SPEAKER 2]
Bundestrainer der Nachwuchsreiter in Deutschland.
[SPEAKER 1]
Ja, der kommt und sagt, Mensch kannst du da nicht mal in höheren Lektionen mit denen arbeiten. So sind ja einige auch heute noch immer bei mir, Charlotte Schirmer zum Beispiel, die war ein paar Jahre hier.
[SPEAKER 2]
Erfolgreiches Grand Prix Reiterwennen.
[SPEAKER 1]
International und auch andere Reiter, die kommen, um dann eben spezielle Dinge zu hören, sodass sie das auch umsetzen können zu Hause. Dann haben die erst schon mal über den Oliver Ulrich einen richtigen Weg eingeschlagen, aber irgendwo kommt dann immer mal ein Punkt bei jedem Reiter. Dann braucht der einfach Hilfe, der muss sich dann Hilfe suchen. Und es gibt viele Reiter oder Ausbilder, die einen guten Job machen und die das auch so gut machen können. Und ich würde mir wünschen, dass nicht immer so Eigenarten aufkommen, wo der eine sagt, den schicke ich mir hin, nachher nimmt er mir den noch weg und so.
[SPEAKER 2]
Der Neidfaktor.
[SPEAKER 1]
Da ist ja wieder der Neidfaktor, kommt drauf. Naja, vielleicht so ein bisschen ist ja nicht so schlecht, aber so viel ist immer ungesund. Und da habe ich zum Beispiel eine kleine G-Bag. Und die Hellen waren doch viele Jahre bei mir.
[SPEAKER 2]
Die Hellen Lange-Harnberg, ja.
[SPEAKER 1]
Sehr lange bei mir. Und hinterher braucht man nur zu denken und die setzen das um. Nur ich bremse dann immer aus und werde dann immer schon ein bisschen… Na, wenn sie überehrgeizig werden, wenn alles so unglaublich schnell gehen muss und immer los, los, los, los. Nadine Kapellmann, 13 Jahre, war Weltmeisterin. Das sind auch so Dinge, die einen auch antreiben, so einen Erfolg zu haben. Jetzt habe ich eine, die ist Jill Bax, die war Europameisterin der U25-Reiterin und das ist faszinierend mit ihr zu arbeiten, dass sie immer alles nachfragt. Warum muss ich das jetzt machen? Nicht, wenn bei so einer Lektion und ich sage, du musst immer jetzt ein bisschen mehr Längswiegung haben und dann musst du das und das machen. Ja, warum muss ich das denn machen? Also dann wird man selbst gefordert und muss in diese Materie mehr wieder eindringen, was man sonst intuitiv gemacht hat zu Pferde. Man gibt es dann auch weiter.
[SPEAKER 2]
Das Systematisieren irgendwie.
[SPEAKER 1]
Ja, ich reite ja immer mit und bin ja kaputt, wenn ich mal eine intensive Reitstunde mache, dann ist man wirklich sehr gefordert und auch kaputt. Und wenn man dann acht Leute hat zum Beispiel in einem Lehrgang, Und dann ist man schon abends total geschafft. Das glaubt man nicht. Aber man redet und redet und versucht den Reiter in die richtige Linie zu bringen. Aber das geht immer wieder über die klassische Reiterei. Annabelle reitet auch viele Jahre schon.
[SPEAKER 2]
Deine Tochter Annabelle, international auch erfolgreich.
[SPEAKER 1]
Und auch immer mit Pferden, die nicht so viel Geld gekostet haben oder selbst gezüchtet, haben wir jetzt auch wieder welche. An der Welt, die lange im Kader war und jetzt die Pferde verloren hat. Der Tablino, der ist schon tot jetzt. Irgendwann werden sie alle alt. Irgendwann muss man sehen, dass Nachwuchs kommt. Das ist ein weiter Weg und dann ist man aus dem Kader raus. Und das habe ich auch selbst gespürt, das tut dann schon mal so ein bisschen weh, wenn man aus dieser Elite wieder zurück ins Glied muss, sagen wir mal, wieder zurücktreten muss. Das ist ein harter Prozess, aber das formt auch.
[SPEAKER 2]
Charakter bilden.
[SPEAKER 1]
Genau, das formt. Und es war ja nicht umsonst so, dass bei der Wehrmacht Offiziersanwärter ein Jahr zu Pferde verbringen mussten, reiten mussten, weil sie lernen mussten zu dienen. ist ja alles nicht mehr. Es wird ja nicht mehr gedient. Ich darf da mal so ein bisschen ausschweifen, wenn ich dann über das Olympiakomitee gezogen bin, erst anfangs auch, dann bin ich da nochmal gerade gerichtet. Das haben wir ja bei der Polizei gelernt, dass man also wirklich sehr gerade daher geht und dass also die Erscheinung, die man dem Publikum preisgibt, auch wirklich angenehm sein muss. Und dann bin ich über das DOKR marschiert und jeder der kam, wenn es eine kleine Pferdepflege war, da habe ich meinen Bückling gemacht und habe vornehm gegrüßt. Heute, das muss ich wirklich sagen, es ist eine Katastrophe. Geh mal über das Gelände. Die Jungs, die kommen mit ihren Händen eingegraben bis an die Knie in den Hosentaschen und ignorieren einen, wenn man daher geht. Ich denke, das ist auch so eine Pflicht. Auch ein Dienst am Pferd, dass man lernt, dass man sich zurücknimmt. Und dann auch die Mitmenschen.
[SPEAKER 2]
Die Mut und Wertschätzung.
[SPEAKER 1]
Genau. Aber das ist so verloren gegangen. Ich rechne mich dann immer auf. Vielleicht bin ich auch so rückständig und so. Und sag dann auch schon mal zu denen, die was zu sagen haben, da müsste man ein bisschen mehr drauf achten, dass die mal wieder geradlinig über die Straße laufen und nehmen alles wahr. Es ist schon so, wie Stecken damals die westfälische Reit- und Fahrschule als Lehrer war. Er war ja Major, sein Bruder war General, sein Vater war langjähriger Leiter der Reit- und Fahrschule in Münster. Das waren so eingefleischte Leute, die da unglaublich auf diese Etikette Werte gelegt haben, weil das Leben mit einem Pferd ist wirklich ein, wie soll ich das sagen jetzt, seriöser und einen Beruf beziehungsweise eine Tätigkeit, wo man sich als Mensch selbst zurücknehmen muss, um das mit dem, wo man mit umgeht, in den Vordergrund stellt, das Pferd. Aber so ist es auch mit Menschen. Bei den Stärkeren in der Reitungsfachschule mussten alle eine Mütze tragen, auch die, die nie einen Hut oder Mütze getragen haben. Aber sie mussten eine Mütze tragen. Warum? damit sie jeden, der da das Gelände betreten hat, den Hut gezogen haben. Nicht einfach so, aber auch dann den Dienst dem anderen gegenüber gezeigt haben. Jawohl, ich akzeptiere Sie. Auch wenn er nicht gekannt hat. Das war unglaublich. Ich habe gedacht, was ziehen die denn in ihre Mütze hier runter? Nein. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis damals mit dem Major Stecken gehabt. Ein ganz großes Vorbild. der über 100 geworden ist und bis zu seinem letzten Tag dann die Reiterei und das Steckenpferd im wahrsten Sinne des Wortes hatte. Wahnsinn!
[SPEAKER 2]
Klaus, wenn wir uns hier in fünf Jahren wieder treffen, um auch ein wenig Optimismus zu versprühen, Was würdest du dir wünschen, wo die Reiterei dann steht?
[SPEAKER 1]
Also ich würde, ab wo die Reitereien dann stehen, was ich mir wünschen wäre, ist wirklich die Reiterei in hoher Achtung dem Pferd gegenüber. Ein Sport, den alle lieben. der hoch anerkannt ist, auch bei Menschen, die nun jetzt nichts mit dem Pferd zu tun haben, die sagen, jawohl, das ist toll, wie die Menschen mit den Pferden umgehen, mit diesen Geschöpfen, das würde ich mir wünschen. Und das würde ich mir auch nicht nur in fünf Jahren wünschen, sondern Lebenszeit, aber heute angefangen, unsere Pferde-Bestehenszeit. Ab heute? Ja, nicht mal ab heute, schon gestern. Ja, genau. Das Pferd ist ein… Ein Lebewesen, dem wir einen Dienst antun müssen. Es ist total in unserer Hand. Wie dem Pferd das geht, liegt nur an uns Menschen, wie mit ihm umgehen. Wir sperren es in eine 5×5 Meter Box, wobei es doch ein Steppentier ist, ein Lauftier. Was machen wir mit den Pferden? Das ist doch kein Wunder, dass die Menschen kommen und sagen, das wollen wir nicht mehr. Wir wollen ein Pferd, das sich frei in der Natur bewegt. Die Anmut der Schönheit, das alles wollen wir bei einem frei laufenden Pferd sehen. Da habe ich meine Angst, dass die Menschen da mit diesem Pferd, mit diesem Geschöpf nicht entsprechend umgehen, sodass also dann auch tatsächlich die Welt sagt, Mensch, das ist was Tolles, dass Reiter auch ihre Pferde so gehen. Und nicht diese Dinge aggressiven Reitens, aggressiven Das gehört einfach nicht dahin. Dazu ist das Pferd einfach ein Geschäft, dem wir dienen müssen. Deswegen mussten ja früher Menschen dienen, so wie bei der Wehrmacht. Und das nimmt den Menschen selbst zurück, wenn er das verstanden hat. Er kann nicht machen mit dem Pferd. was er will. Wenn er ungerecht ist mit dem Pferd, das Pferd rächt sich. Haben wir gesehen. Wir haben im vergangenen Turnier gesehen, dass die Leute über dieses, das geschöpfte Pferd hinweggegangen sind, haben es trotzdem geritten, obwohl es nicht in Ordnung war. Obwohl es krank war. Und hinterher waren sie weg vom Fenster.
[SPEAKER 2]
Also ein Aufruf auch zu mehr Demut in dieser ganzen Thematik.
[SPEAKER 1]
Ja, Demut. Demut, das ist wirklich gefragt.
[SPEAKER 2]
Lieber Klaus, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts habe ich die vier klassischen WeHouse-Fragen. Die möchte ich auch dir stellen. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
Also ich sage immer, wenn ich unterwegs bin, ich kann das etwas länger antworten. Wo ich sage, das Leben ist bereichert durch Sonne, Arbeit, Bewegung und Hochachtung mit Menschen und Tieren.
[SPEAKER 2]
Sehr gut.
[SPEAKER 1]
Ja, das ist eine.
[SPEAKER 2]
Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich, vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde, besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
Das ist der Otto Hartwig, der ehemalige Leiter der Polizeireiterschaft in Düsseldorf. der ein väterlicher Freund war und ein unglaublich gutherziger Mensch war, trotz seines Wissens um das Pferd, der nie ein Sportreiter war, der eigentlich keinen fliegenden Wechsel reiten konnte, aber was er konnte, sich in ein Pferd hineindenken Und wie zum Beispiel hohe Schulreiten wie Pierre von Passage, der aber den Dienst bei der Polizeireiterstaffel gemacht hat, der aber das Zeug hatte, nun jetzt ein ganz Großer in der Reiterei zu werden. Aber er war einfach zu bescheiden, das muss man sagen. Und er war zu den Menschen was ich nie wieder so richtig erlebt habe, zu den Menschen zu vorkommen, er sich selbst zurückgenommen hat, das hat mich fasziniert, wie er so die Herzen jedes Menschen sofort erobert hat. Das war toll.
[SPEAKER 2]
Im Dienst der Sache am Ende.
[SPEAKER 1]
Im Dienst der Sache, aber so rein menschlich gesehen, das war unglaublich.
[SPEAKER 2]
Dann Frage Nummer 3. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen auf dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
Geduld.
[SPEAKER 2]
Klare Antwort. Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
Erste Priorität.
[SPEAKER 2]
Großartig. Danach kommt glaube ich nichts. Lieber Klaus, wie verbringt die als Familie die Weihnachtszeit?
[SPEAKER 1]
Ja, so familiär. Und wir werden, was wir immer gemacht haben, hier in diesem Raum einen großen Weihnachtsbaum aufstellen. Der passt kaum unter die Decke, aber meine Frauen lieben das. Ja, und meine Tiere auch. Wir haben hier vier Hunde, du hast sie alle gesehen. Und das Haus geht hier. Und wir haben draußen, wenn du rausguckst mal, und du siehst dann die Vögel, wie die da rumflattern. Wir sind ja praktisch hier, das ist pure Natur. Und das ist das, was mich auch am Leben hält. Wir fühlen uns so geborgen. Und wir staunen dann jedes Mal, wenn wir dann immer wieder über die Nachrichten hören, wie viele schlimme Geschichten passieren. Ich freue mich meistens immer, wenn wir hier sitzen und frühstücken oder machen was Schönes, dass wir dann hören über die Nachrichten, Stau, da Stau, da Stau, da Stau, da Stau. Und ihr in Ruhe am Frühstück.
[SPEAKER 2]
Ja.
[SPEAKER 1]
Aber so leben wir auch Weihnachten schön hier zu Hause. Und wir sind noch so ein bisschen was vom alten Schlag, wir besuchen die Kirche und dann, naja, aber so ist das Leben. Familiäres Leben und Besinnen und eine besinnliche Zeit, das ist toll. Und unsere Pferde müssen natürlich arbeiten, das heißt also, die müssen Bewegung haben, die werden dann halt so, jetzt wirklich während dieser Weihnachtszeit, über die Weihnachtszeit hinaus, leicht bewegt, abgaloppiert, sodass die auch wirklich mal ein bisschen rumspacken können und sowas.
[SPEAKER 2]
Also Besinnlichkeit für die Menschen und für die Pferde.
[SPEAKER 1]
Und absolut für die Pferde. Das ist uns sehr, sehr wichtig.
[SPEAKER 2]
Also schöne Weihnachten und vielen Dank, Klaus Balkenholz.
[SPEAKER 1]
Ja, danke dir auch. Ich möchte, dass du auch eine schöne besinnliche Weihnacht sein darfst und nicht immer in den Stiefeln stehst.
[SPEAKER 2]
Danke, danke.
[SPEAKER 1]
Ciao.
[SPEAKER 2]
Schön, dass du dabei warst bei dieser Folge. Wenn du möchtest, lass gerne eine positive Bewertung da. Das geht zum Beispiel bei Spotify oder auch bei Apple Podcast. Ansonsten hören wir uns wieder in zwei Wochen mit der nächsten Folge des wehorse Podcasts.