#118 Julia Mestern: Der Unterschied zwischen Angst und Respekt
Julia Mestern ist im Vielseitigkeitssport zuhause. Doch sie widmet sich auch noch einem ganz anderen Thema: Angst im Sattel.
In dieser Folge des wehorse-Podcasts erklärt Julia den Unterschied zwischen Angst und Respekt. Außerdem gibt sie wertvolle Tipps, wie jeder Reiter individuell mit seinen Ängsten umgehen kann.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und in dieser Folge spreche ich mit Julia Mestern. Sie ist Vielseitigkeitsreiterin, einige von euch kennen sie eventuell von Instagram. Sie betreibt einen Stall in der Lüneburger Heide und beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Thema Angst beim Reiten. Und das ist tatsächlich bis heute auch noch in gewisser Weise ein Tabuthema. Denn was bedeutet eigentlich Angst beim Reiten? Wie kann ich sie überwinden? Und wo verläuft die Linie zwischen gesundem Respekt vor dem Fluchttierpferd und aber echter Angst? Darüber spreche ich mit ihr in dieser Folge. Außerdem, einige von euch wissen das, in wenigen Tagen beginnt die Equitana, die Weltmesse des Pferdesports in Essen. Wir sind natürlich dort am Start mit einem Stand und würden uns sehr freuen, euch dort begrüßen zu können. Wir stehen in Halle 6, Stand C26, ganz in der Nähe des dortigen Rings in dieser Halle Und es gibt ein wirklich cooles Programm bei uns mit Stars wie Reitmeisterin Ingrid, Klimke, Katja Schnabel, Britta Schöffmann, vielen, vielen weiteren. Mehr Infos findet ihr auf wehores.com.go.equitana. Dort gibt’s die Infos, wann wer kommt. Es gibt dazu ein mega Gewinnspiel auch noch vor Ort. Daher sehr viele Gründe vorbeizuschauen an unserem Stand auf der Equitana vom 07. bis zum 13.04. in Essen. Und jetzt geht’s los mit Julia Mestern. Auf geht’s! Hallo Julia Mestern. Hallo. Schön, dass du da bist.
[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank. Ich freue mich sehr.
[SPEAKER 2]Einige kennen dich von Instagram. Du bist Vielseitigkeitsreiterin zu Hause in Norddeutschland im Herzen der Vielseitigkeitsreiterei in der Lüneburger Heide.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Ich habe das Glück, dass ich hier direkt vor Ort sein darf.
[SPEAKER 2]Und du bist Profi-Vielseitigkeitsreiterin, betreibst deinen eigenen Stall quasi in der Nähe Soltau, eigentlich zwischen Soltau und Hamburg. Schneverding. Hier sind wir gerade. Und du bist Vielseitigkeitsreiterin. Was ist die Passion Vielseitigkeitsreiten für dich? Warum bist du Buschreiterin?
[SPEAKER 1]Ja, ich komme ursprünglich aus der Dressur tatsächlich und bin sehr hoch Dressur geritten und habe einfach über ein Pferd den Weg in die Vielseitigkeit gefunden und muss einfach sagen, dass die Harmonie mit dem Pferd einfach in meinen Augen größer ist, dass die Pferde auch mehr da abgeholt werden, wo sie sich wohlfühlen und dass ich mich damit auch wohlfühle mehr. Und ja, das ist eigentlich die Passion, die ich da drin gefunden habe, dass man eben dieses Vielseitige hat mit dem Pferd auf jeder Ebene sozusagen in jeder Sportart. mit dem Pferd zusammenzuwachsen, das kennenzulernen und dann vielleicht auch mal festzustellen, dass einer viel glücklicher in der Dressur ist oder viel glücklicher im Springen. Ja, das kann man eigentlich da mit den Pferden wirklich gut sich auseinandersetzen und hat viel Spaß.
[SPEAKER 2]Sind diese Ebenen denn die Disziplinen?
[SPEAKER 1]Ja, genau. Das sind die Disziplinen. Dressur ist ja immer da, sozusagen. Es gibt ja kein Reiten ohne Dressur. Für mich ist Dressur das falsche Wort. Die Basis, der Kern. Genau, eigentlich wäre es Gymnastik oder sowas vielleicht für mich das richtige Wort. Und daraus entwickelt sich dann der eine, der halt mutig ist und Lust hat, im Gelände über alle Sprünge zu springen und das dem einfach gut tut, viel zu galoppieren. Und dann gibt es den anderen, der einfach lieber ein Kurzstrecken Springer ist und vielleicht lieber viel mehr Spaß hat an bunten Sprüngen. Und ja, so entwickeln die sich einfach ganz toll die Pferde und haben alle eine Chance, ihre eigene Sportart zu finden.
[SPEAKER 2]Ich habe dazu mal einen ganz schlauen Spruch gehört von einem sehr bekannten deutschen Springreiter. Da habe ich mal in grauer Vorzeit ein Praktikum gemacht und er sagte, zwischen den Hindernissen ist auch Dressur.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Und am Ende ist es das.
[SPEAKER 1]Ja, nur in der Luft nicht.
[SPEAKER 2]Und du bist in den Vielseitigkeitssport gekommen mit deinem Pferd Schorsch.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Der sollte ursprünglich auch Dressurpferd werden, wie die anderen Pferde bei uns im Stall. Und ja, George hat beschlossen, dass es ihm nicht gefällt, reines Dressurpferd zu werden. Und ich musste zu der Zeit, war ich halt auch in der Lehre, musste auch springen. Das heißt, ich bin halt auch die Pferde gesprungen, um einfach die Lehre zu schaffen und er hat sich ganz talentiert angestellt und dann bin ich halt irgendwann mal eine kleine Prüfung geritten in der Vielseitigkeit und das hat er gleich gewonnen und dann habe ich gedacht, wow, das ist genau das, was dieses Pferd braucht und am Ende hat es sich ja auch so herausgestellt, haben wir zusammen unseren Weg da rein gefunden.
[SPEAKER 2]Und du hast ja trotz allem das goldene Reitabzeichen in der Dressur auch erritten.
[SPEAKER 1]Genau, genau.
[SPEAKER 2]Also es war jetzt nicht so, dass du ein bisschen Dressur geritten hast und dann kam ein Pferd wie der Schorsch vorbei und es ging Richtung Vielseitigkeit. Inzwischen hast du ja sogar die Drei-Sterne-Vielseitigkeit in Aachen geritten. Es ist schon am Ende auch ein bisschen ein Zufall gewesen.
[SPEAKER 1]Total, also das war ein absoluter Zufall und das ist ja auch nicht normal, sage ich mal, dass man mit einem Pferd in der Dressur startet, aber dass man mit einem Pferd anfängt Vielseitigkeit zu reiten und er ist bis Deutsche Meister, also wir haben Deutsche Meisterschaft gewonnen, sind Europameister gegangen, dieses zweimal Bokelo gewonnen, das sind natürlich einfach so Erfolge, die man vielleicht nicht unbedingt mit dem ersten Pferd einfach so Aber wir haben einfach zusammen alles erarbeitet und dann hat es halt einfach funktioniert.
[SPEAKER 2]Habt ihr wie Klick gemacht.
[SPEAKER 1]Genau, genau.
[SPEAKER 2]Inzwischen ist ja auch ein Thema, dem du dich widmest, das Thema Angst.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Und du gibst Workshops mit deiner Kollegin Lisa Siegel dazu.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Einige haben es vielleicht auf Instagram auch gesehen. Und Angst ist ja ein großes Thema. Was ist genau Angst in Bezug auf Pferde?
[SPEAKER 1]Ich glaube, Angst ist vielleicht in Bezug auf Pferde etwas zu viel, aber Respekt muss man immer haben. Ganz, ganz wichtig. Angst ist auch nichts Schlechtes im Ganzen. Das ist ja immer so, dass Menschen denken, gerade im Sport, im Pferdesport, Wenn einer Angst hat, dann ist der irgendwie schlecht oder nicht gut oder darf das nicht zeigen. Und das ist genau das, was wir in diesem Workshop auch so darstellen wollen, dass eben Angst ganz wichtig ist und eben Respekt noch viel wichtiger ist, weil es sind einfach riesengroße Lebewesen, die, egal wie brav sie sind, einfach die Möglichkeit haben, uns zu verletzen. Und am Ende können wir sie ja dann auch verletzen, wenn sie freikommen oder so. und sich dann selber verletzen. Und dementsprechend ist eben dieses Thema Angst ganz, ganz wichtig. Und man muss sich damit auseinandersetzen und positiv auseinandersetzen. Und wo wir eben auch so darauf eingehen, ist diese verschiedenen Arten der Angst. Also es gibt zum Beispiel Menschen, zum Beispiel ich bin so ein Typ Mensch, ich werde vor einer Prüfung total müde. Also wenn ich aufgeregt bin oder merke, etwas stimmt nicht, dann werde ich total müde. Dann könnte ich einfach einschlafen. Also ich könnte direkt vor dem Gelände.
[SPEAKER 2]Also Angst macht dich müde, also ich sag du ziehst dich quasi zurück.
[SPEAKER 1]Genau, es gibt also Menschen die werden total wild, also die werden ganz hibbelig und es gibt eben Menschen wie mich, die einfach der Aktivierungslevel ist sozusagen geht total runter und der geht dann in dem Moment in diese Aufregung lehmt sozusagen und zieht einen ganz zurück und da versuchen wir das auch den Menschen eben zu erklären. in diesem Workshop, dass es eben diese verschiedenen Levels gibt. Und das manchmal denke ich gar nicht, dass ich Angst habe. Ich übertrage trotzdem eine Angst auf mein Pferd. Und das ist ja das, was es dann sag ich mal, so ein bisschen gefährlich macht, weil das Pferd natürlich fühlt, dass man eine Angst hat oder eine schlechte Reaktion hat oder eine nicht so schnelle Reaktion und darauf dann wieder reagiert. Vielleicht durch eigene Angst oder durch ein Abwehrverhalten. Und wenn jemand eben nicht weiß, dass er, wenn er so besonders ruhig oder müde ist, Angst hat, dann ja, woher soll es wissen?
[SPEAKER 2]Du hast ja eben den Begriff Respekt abgegrenzt von Angst. Häufig ist das ja auch ein fließender Übergang. Also Respekt, finde ich, ist ja eher so das positiv formuliertere, dass man mit der Angst quasi, die potenziell da sein kann, positiv umgeht. Während Angst ja schon, allein das Wort Angst verkörpert ja für einen schon, dass es irgendwie was Negatives hat.
[SPEAKER 1]Genau, das meine ich, genau.
[SPEAKER 2]Wovor läuft für dich die Linie zwischen Respekt und Angst?
[SPEAKER 1]Also Respekt ist alles noch, wo ich positiv, eigentlich wenn ich es mir jetzt so vorstelle, am Pferd gehe ich noch positiv auf das Pferd zu und Angst wäre für mich der Teil, wo ich eigentlich so ein Rückwärtsgewand bin, wo ich also nicht mehr positiv auf das Pferd eingehen kann, sondern wo ich mehr in mich gehe und anfange, Abstand zu halten, Respekt, also negativen Respekt eigentlich zu kriegen. Ich glaube, so kann man es… Wahrscheinlich ist es so nicht richtig ausgedrückt, aber… Du sollst, sag ich mal, ein Angstforscher sein. Ja, genau das meine ich. Also bloß, dass nicht jetzt gleich einer kommt und dann… Nein, aber das ist so für mich einfach. So würde ich es mir… Und ich denke, das ist auch das, was wieder so ein bisschen unsere Arbeit da ausmacht, ist eben dieser Teil, dass wir versuchen auf die Leute wirklich einzugehen und das so zu erklären, eben nicht wie ein Angstforscher, der sich dann hinstellt, einem alles genau erklärt und man hat eigentlich am Ende nichts begriffen, sondern dass es so aus dem Leben herauskommt. Also dass ich erzähle meine Geschichte und Lisa erzählt eine Geschichte von sich und die Leute können sich da einfach auch wiederfinden. Und erkennen eben auch, dass sie ganz, ganz viele sind. Ich glaube, das ist ganz wichtig im Thema Reitsport, dass viele denken, sie sind ganz alleine mit ihrer Angst. Und das ist eben nicht so. Es sind eben ganz, ganz viele, die genau diese Ängste haben, egal ob da jemand an der Bande steht und über sie lästert und sie deswegen nicht mehr reiten können oder ob sie mal runtergefallen sind und sich nicht mehr trauen, im Gelände zu galoppieren und das halt nicht sagen wollen. Also das ist ganz interessant, wirklich.
[SPEAKER 2]Ein kurzer Hinweis auf unser Jobportal. In den letzten Jahren sind wir von 3,5 Leuten auf inzwischen knapp 30 Leute gewachsen und suchen immer wieder Verstärkung von Menschen, die wirklich einen Unterschied machen wollen und die Lust haben, Pferdegerechtes Training weltweit zu verbreiten. Die Jobausschreibung findet ihr auf jobs.wehouse.com. Wir würden uns auch über jede Initiativbewerbung freuen, denn wir suchen wirklich in ganz vielen Bereichen Leute im Marketing, in der Erstellung der Kurse, aber auch in der Softwareentwicklung und in vielen Bereichen darüber hinaus. Deswegen, wenn ihr mögt, schaut gerne vorbei, jobs.wehouse.com. Und ich glaube, dieses Thema Angst hat jetzt mit eurem Workshop nichts zu tun, aber wir nehmen jetzt gerade Mitte März auf und im Zuge der Ukraine-Krise, finde ich, zumindest für mich ganz persönlich, hat sich dieser Begriff Angst auch nochmal verändert, weil man auf einmal mit Ängsten konfrontiert ist, die man ja gar nicht kennt. Gibt es einen Atomkrieg mitten in Europa? In tausend Kilometern Entfernung werden Leute aus ihren Häusern gebombt. Das sind ja dann auch, sagen wir mal, Angstbegriffe, die man auch immer wieder neu lernt. Es ist ja quasi nie zu Ende.
[SPEAKER 1]Genau, also das ist es. Gerade was jetzt passiert ist ja gar nicht zu greifen einfach. Und wenn man sich wirklich darauf einlassen würde, auf diese Angst, würde man wahrscheinlich auch in den Keller gehen und sich da hinsetzen und könnte eigentlich nicht mehr leben, weil die Angst würde einem ja total fertig machen. Also wenn wir jetzt davon ausgehen würden, dass wir jetzt sagen, oh Gott, natürlich kann alles passieren, aber es passiert jetzt, also wir kriegen diese Angst so extrem. dass jetzt zum Beispiel ein Atomkrieg entsteht hier. Das kann man einfach nicht deuten. Das heißt, diese Angst ist schon auch von einem so ein bisschen abgrenzbar. Der Mensch hat ja schon gelernt zu sagen, ich kann mich davon etwas distanzieren. Was auf der einen Seite natürlich nicht so gut ist, wenn man sagt, die haben es jetzt und wir hoffen, dass es bei uns nicht kommt. Aber so anders kann man wahrscheinlich nicht überleben. Ich denke, das ist einfach schwierig. Die Zeit ist sehr, sehr schwer.
[SPEAKER 2]Wie bist du im Laufe deiner Karriere denn mit dem Thema umgegangen? Du hast ja auch Stürze gehabt, Knochenbrüche. Das war jetzt ja auch nicht immer, die Amis würden sagen, smooth sailing.
[SPEAKER 1]Ja, also für mich ist es ganz wichtig, immer zu analysieren, was ist eigentlich passiert, warum ist es passiert und hätte ich es verhindern können. Und wenn ich so eigentlich damit, also jetzt gerade bei Stürzen halt, dass ich einfach sage, warum bin ich gestürzt, was waren die Vorzeichen und kann ich das ändern? Und wenn ich das kann, dann kann ich sehr gut damit leben. Und wenn ich jetzt sage, ich hätte es nicht ändern können, dann könnte ich wahrscheinlich nicht so gut damit leben. Aber ich kann eben bei jedem Sturz, den ich hatte, haben wir glücklicherweise oder auch nicht, Also fast bei jedem, aber es ist immer irgendwo eine Kamera gewesen, die das gefilmt hat, wo man genau sagt, okay, siehst du, da hast du einfach diesen Fehler gemacht und deswegen ist das einfach passiert. Und wenn man den Fehler in so einem Moment einfach bei sich sucht, dann funktioniert das halt auch.
[SPEAKER 2]Gab es für dich denn schon Momente, wo die Angst fast so groß war, dass du gesagt hast, okay, den einen Schritt weiter gehe ich nicht?
[SPEAKER 1]Ja das ist bei mir schwierig, also ich hab ein sehr spätes Angst, also sehr sehr hohen Level sozusagen.
[SPEAKER 2]Stresslevel quasi.
[SPEAKER 1]Ja genau, also ich bin sehr cool und es dauert sehr sehr lange bis man mich wirklich aus der Saison bringt und dann passiert eben bei mir genau das Gegenteil, dass ich eben ganz ruhig werde und einschlafen möchte. Also wenn ich halt richtig, richtig, richtig gestresst bin, kann ich mich hinlegen und schlafen.
[SPEAKER 2]Also wenn man nicht irgendwo auf dem Turnier schlafen sieht, dann weiß man, du hast Angst.
[SPEAKER 1]Genau. Oder ich bin zumindest sehr gestresst. Also ich würde es ja immer, man fühlt es ja selber nicht als Angst, wenn man müde ist, fühlt man ja keine Angst. Das war auch was, was ich wirklich in diesem Prozess-Workshop eigentlich erst von mir selber erfahren habe, ist ganz spannend.
[SPEAKER 2]Ist so ein Selbsterkenntnis auch so ein bisschen.
[SPEAKER 1]Ja genau, total, weil ich hab halt immer gedacht, okay warum bin ich jetzt so müde, man denkt ja irgendwie du willst ja gleich in so ein vier Sterne Gelände gehen und kannst hier einpennen, das kann ja nicht sein und dann hat man sich immer hochgerechnet, naja gut man macht natürlich auch viel und schläft nicht so viel auf dem Turnier aber warum genau dann und jetzt im Nachhinein ist es mir natürlich klar, Und da gibt’s halt auch Übungen, mit denen ich, das werde ich jetzt auch tatsächlich mal versuchen umzusetzen, mit denen man sich vielleicht auch so ein bisschen motivieren kann.
[SPEAKER 2]Was sind das für Übungen?
[SPEAKER 1]Also entweder zum Beispiel Musik einfach hören oder auch so ein bisschen tatsächlich sich, also eine aktive Musik hören.
[SPEAKER 2]Aktive Musik heißt also?
[SPEAKER 1]Eine Musik, die man gut findet, aber die einen guten Beat hat. Also Tanzmusik oder sowas, ne? Was man einfach jetzt gut findet, wo man sagen würde, da würde ich jetzt abgehen.
[SPEAKER 2]Ich mach das übrigens auch manchmal. Ich hör dann ziemlich krassen Deutschrap.
[SPEAKER 1]Ja, sowas, genau. Irgendwas, wo man so richtig, ja, genau. Wo du einfach sagst, da werde ich wach von wieder. Und das finde ich, also sowas, oder man kann natürlich auch sagen, ich mache jetzt irgendwie Übungen, keine Ahnung, mache einfach nur ein Hampelmann. Also halte mich einfach künstlich aktiv, um einfach meinem Körper das nicht zu genehmigen, dass er jetzt eben sich schützt mit diesem Schlaf, in diesem Schlafbereich. Und damit man auch aktiv bleibt. Wenn ich am Pferd bin, ist es bei mir weg. Also ich schlafe jetzt nicht auf dem Pferd ein oder so. Das ist halt vorher, vor dem Fertigmachen oder so. Da werde ich dann mal so sehr ruhig.
[SPEAKER 2]Und in der Konzentrationsphase wahrscheinlich. Es gibt ja immer so vor der Prüfung diese Phase, wo man nochmal in sich geht, den Kurs durchgeht. Was sind die Klippen, worauf müssen wir achten heute?
[SPEAKER 1]Ja genau, das ist genau so ein Punkt, wo man dann plötzlich merkt, ach immer an dem Punkt zum Beispiel hängt man. Also man geht den Kurs nochmal durch und sagt, immer irgendwie bei dem Koffin oder was weiß ich, gehen meine Gedanken woanders hin. Und das ist ja dann so ein Zeichen, dass man sich eigentlich da nicht konzentrieren will drauf, sich nicht damit wirklich auseinandersetzen will. Wie gesagt, das war jetzt für mich super interessant, so eine echte Selbstfindung sozusagen, dass man sich damit auseinandersetzt und ich für mich auch gesagt habe, okay, das will ich ausprobieren, das finde ich spannend.
[SPEAKER 2]Wir hatten vor ein paar Wochen hier im Podcast die Greta Busacker. die Nachwuchs-Europameisterin der Vielseitigkeitsreizerei. Und mit der habe ich auch über dieses Thema Respekt vor dem Gelände gesprochen, weil auch im Nachwuchsbereich geht es ja sehr schnell sehr hoch und da stehen ja schon echte Klamotten drauf. Absolut. Und die sagte, sie würde sich für sich gar nicht zulassen, negativ draufzuschauen, sondern sie versucht immer, das Positive zu sehen. Und wie können wir gemeinsam Spaß haben heute? Und das ist ja eigentlich auch so ein Weg, mit der Angst umzugehen. Da muss jeder seinen Weg finden.
[SPEAKER 1]Absolut. Aber das ist ein super Weg, den wir glaube ich auch im deutschen Team generell, sie ist da natürlich an einer guten Quelle, die wir natürlich im deutschen Team auch einfach lernen, dass man eben sagt, Mensch, was würde mich motivieren, also wenn ich jetzt auch zum Beispiel Schüler habe, die bei mir reiten, Angst haben vor einer Geländeprüfung, dann kann man auch wirklich sagen, Mensch, stell dir vor, du gehst jetzt ausreiten und sind halt ein paar Bäume unterwegs oder mal einen Graben. Nimm es halt nicht als Prüfung, sondern nimm es als tollen Ausritt einfach so. Und das hilft schon ganz vielen, mal umzudenken im Kopf und einfach zu sagen, okay, ich kann meine Angst da auch ein bisschen überlisten. Darum geht es ja auch, dass man in so einem Moment einfach die Möglichkeit hat, sich gar nicht erst in so eine Negativspirale kommen zu lassen und zu überlegen, was, also das sollte man sowieso nicht. Wenn man darüber nachdenkt, was kann passieren? Ich glaube, dann ist es schwer, also schlecht, auch loszureiten, weil die Pferde ja auch noch ein Teil von dem ganzen Team sind und die merken viel, viel früher als wir selber, wie wir drauf sind. Also die haben ja einfach diese Sensoren.
[SPEAKER 2]Die sind dann an.
[SPEAKER 1]Ja und die merken ja, wenn man da oben drauf sitzt und Angst hat, dann was sollen die machen? Man kann ja nicht von ihnen verlangen, dass sie da mutig losrennen und wir sitzen da wie die Hühner oben drauf. Das funktioniert einfach nicht. Natürlich gibt es solche Pferde, aber es ist trotzdem nicht gesund, weil man muss einfach das wollen und muss wach sein und Spaß haben und dann funktioniert das auch.
[SPEAKER 2]Hattest du zu Zeiten deiner Dressurkarriere auch schon solche Momente oder kam das eher in der Vielseitigkeitsreiterei?
[SPEAKER 1]Das kam jetzt eigentlich so im Vielseitigkeitssport, würde ich sagen. Also ich war immer schon so, auch so im Abitur oder so, dass ich so, ich hätte da echt verschlafen können. Also das ist schon, mein Typus ist einfach so. Aber ich habe natürlich jetzt vor der Dressur nicht irgendwie Angst gehabt, wenn ich da in eine Prüfung reingeritten bin. Was soll da passieren? Also das kann einem ja nichts passieren. Also klar kann man sich blamieren, aber das ist für mich jetzt kein Punkt, wovor ich Angst haben würde, sondern da hat man sich halt blamiert und das na und, egal.
[SPEAKER 2]Tauscht euch unter den Profis zu dem Thema auch mal aus oder ist das eher so ein sehr persönliches Thema, wo nicht so richtig reingeguckt wird? Man sieht es ja in anderen Sportarten, wo dann ja gewisse gesellschaftliche Themen auch mal auf den Tisch kommen. Jetzt ist Angst natürlich kein gesellschaftliches Thema, aber Themen, die sonst eher unter einem Tabu liegen. ist es ja hier nicht 100 Prozent, aber ein bisschen auch. Also niemand spricht ja gerne darüber eigentlich.
[SPEAKER 1]Ja, das denke ich auch.
[SPEAKER 2]Tauscht du dich mit den Kollegen aus?
[SPEAKER 1]Also eigentlich, wenn ich ganz ehrlich bin, haben wir da noch nicht so drüber gesprochen. Ich glaube aber auf eine andere Weise schon, weil ich glaube, dieses positive Motivieren des anderen im Gelände, also dass man einfach sagt, Mensch, guck mal, aber wenn du diese Linie gehst, dann geht das total super. Das ist ja eigentlich auch Ein Austausch, ohne dass man jetzt über Angst spricht. Es öffnet einem eine Tür des Positiven. Ich hoffe, das wird jetzt mit Peter genauso weitergehen. Aber wenn man mit einem Bundestrainer wie Hans Melzer abgegangen ist, dann wusste man… Peter Thomsen, der zukünftige Bundestrainer, Nachfolger von Hans Melzer. Genau. Ich denke, er hat ja bei Hans auch gelernt, er wird es sicherlich genauso positiv weiterführen. Ich bin auch mit ihm schon Gelände abgegangen. gegangen, der macht das auch wirklich toll, aber man geht ja mit solchen Trainern ab und die helfen einem einfach und die sagen auch, Mensch, hier, guck mal, das ist doch total, also die sagen nicht, das ist total einfach, die machen es nicht schlecht, sondern die sagen einfach, das schaffen wir, also du kannst das einfach, das ist kein Problem.
[SPEAKER 2]Wir packen das.
[SPEAKER 1]Genau so. Und dann ist man auch motiviert und positiv und dann funktioniert das auch, warum auch immer, aber es funktioniert.
[SPEAKER 2]Genau, am Ende, wenn man das Ziel sieht, hat es ja geklappt.
[SPEAKER 1]Genau, genau, so ist es.
[SPEAKER 2]Und das ist ja auch schon ein Erfolg eigentlich, gerade in der Vielseitigkeitsreiterei, das Ziel zu sehen, ist ja auch schon mal.
[SPEAKER 1]Ja, in der heutigen Zeit ist es ja sowieso, also es war immer schon, ich meine früher um Gottes willen, da würden wir heute uns alle ängstigen, sowas zu reiten. Aber auch in der heutigen Zeit wieder mit diesen ganzen technischen Aufgaben, die es gibt. Und ist es natürlich auch so, dass man schon das Ziel zu sehen ist, einfach ein Ziel. Und das macht diesen Vielseitigkeitssport auch so besonders, weil es eben nicht nur darum geht zu sagen, ich muss jetzt eine Prüfung, also wie in der Dressur. Ich muss jetzt alle Lektionen zeigen, sondern ich muss es wirklich einfach schaffen, in dieses Ziel zu kommen und mit meinem Pferd auch gesund vor allen Dingen auch. Das ist ja auch mal ein ganz großer Punkt.
[SPEAKER 2]Das sind natürlich jetzt die Beweggründe und die Ängste einer Profi-Reiterin quasi, die auf höchstem Niveau reitet. Aber du hast in den Workshops ja auch andere Arten der Angst kennengelernt. Wir haben eben, als wir vorher schon ein bisschen drüber geplaudert haben, hast du gesagt zum Beispiel, es gibt Menschen, die haben Angst davor, dass an der Bande oder auf der anderen Seite der Bande über sie gelästert wird. Also es gibt sehr viele Ebenen der Angst und sie ist sehr individuell.
[SPEAKER 1]Absolut, absolut. Also das macht es eben auch so, dass die Menschen oft das Gefühl haben, sie sind alleine. Also das ist eben bei der Angst ist es ja so, man spricht nicht drüber, wie du schon gesagt hast, man hat keine Angst. Also auch wenn man Reitschüler, wo ich genau sehe, dass die Angst haben, die würden sich nie eingestehen, dass sie Angst haben. Und das, was eigentlich ja gar nicht sinnvoll ist, weil es wäre viel sinnvoller, man würde darüber sprechen und würde dann feststellen, okay, wenn jemand an der Bande steht und über mich lästert, was bedeutet das eigentlich? Also das versuchen wir auch ein bisschen aufzuklären. Was ist eigentlich das Problem, wenn da jetzt jemand steht, über dich lästert? Ich sage halt einfach ganz ehrlich, die Leute sind so eifersüchtig, man kann eigentlich stolz auf sich sein, wenn man es geschafft hat, dass jemand an der Bande steht und über einen lästert, weil dann ist man nämlich was wert. Und ich glaube, dass das auch vielen Leuten einfach in dem Moment wieder diesen positiven Blick auch mal auf diese Geschichte gibt, weil Ich meine, natürlich kann immer irgendjemand vielleicht besser reiten oder irgendwas besser machen. Aber wenn ich auf meinem Pferd sitze und es so gut mache, wie ich irgendwie kann, dann ist es für mich, wenn es für mich in Ordnung ist, kann es auch für die anderen in Ordnung sein. Und wenn es für die nicht in Ordnung sind, sind sie einfach eifersüchtig und gut ist. Also da muss man wirklich sicherlich noch andere Wege auch finden, um sich selber dann wieder ein bisschen ruhiger zu kriegen und dass man sich konzentrieren kann. Aber auf jeden Fall sollte man sich sein tolles Hobby davon nicht kaputt machen lassen. Und das ja in vielen Reitstellen, ganz, ganz vielen Reitstellen.
[SPEAKER 2]Leider eigentlich, ne?
[SPEAKER 1]Ganz traurig, ja. Ganz, ganz traurig. Eigentlich ein so wundervolles Hobby und ich muss wirklich sagen, es sind die fast schwierigsten Menschen, glaube ich. Also die eigentlich der eine dem anderen nichts gönnen und das kann ich nicht so nachvollziehen, weil jeder, das ist das, was man vielleicht in der Vielseitigkeit lernt, weil es so direkt ist, dass man sensationell was gewonnen hat und am Boden liegt. Das ist so eng zusammen und nie zu greifen. Also wie gesagt, man kann hinterher analysieren, warum man drunter gefallen ist, aber in dem Moment hat man es ja nicht vor. Und das ist halt, ja, so ist das, macht es eben so schön. Also das ist eben wichtig.
[SPEAKER 2]Also ein Aufruf an euch, die jetzt zuhören. Einfach mal locker durch die Hose atmen.
[SPEAKER 1]Genau. Atmen ist ein ganz wichtiges Thema. Ganz wichtiges Thema. Genau.
[SPEAKER 2]Jetzt neben der Nehmen wir jetzt den Beispiel an der Bande, gibt es aber bestimmt noch ein paar andere Beispiele, die dir sicherlich in den Sinn kommen, wo du sagst, das sind schon etwas, was sehr viele Menschen beschäftigt. Gibt es da so noch mal ein paar Themen?
[SPEAKER 1]Ja, also es ist natürlich ganz extrem ausreiten, das Thema ausreiten, das Thema galoppieren, galoppieren in der Gruppe, dass eben keine Rücksicht genommen wird. Das ist auch ein Punkt im Reitsport, dass eben dann Menschen Ausreiten, vielleicht mit schwächeren Reitern, da keine Rücksicht drauf nehmen, eben ihren Galopp nehmen, den sie wollen und der schwächere Reiter hat halt einfach Angst, Sorgen und traut sich dann nicht mehr. Natürlich auch Stürze, ganz klar. Menschen, die dann gestürzt sind, auch schlimme Stürze hatten, das nicht analysieren können, weil da vielleicht auch kein Trainer dabei war oder der Trainer das nicht analysieren kann. Es ist natürlich so, auch, wir hatten einen Workshop, der war wirklich nur ganz speziell für zwölf Menschen sozusagen. Und wo wir ganz speziell ihre ganz speziellen Probleme auseinandergenommen haben. Und da ist den Leuten auch erstmal, die haben auch Videos eingeschickt, und da ist denen auch erst bewusst geworden, glaube ich, das einfach, wie wichtig das ist, das zu analysieren. Also rauszufinden, woher meine Angst kommt und sich damit auseinanderzusetzen. Das machen wir nicht, weil das eben ein Tabuthema ist, setzen wir uns ja auch nicht damit auseinander. Also es wird halt einfach, wenn einer jetzt runtergefallen ist, dann entweder war es das Pferd oder er war halt zu blöd zum Reiten. Aber was wirklich passiert ist und warum das dazu gekommen ist, das wird halt nicht ausgesprochen oder nicht darüber gesprochen. Und dann kann dieser Mensch ja nie aus dieser Spirale rauskommen. Also der kann ja nicht wissen, Wie kann ich es schaffen, dass das nicht nochmal passiert? Das ist ja das, was ich mache. Ich weiß dann hinterher, ich reite nicht nochmal so blöd dagegen oder ich nehme ein anderes Tempo oder ich reite nicht nochmal bei schlechtem Wetter, weil dieses Pferd das einfach nicht abkann. Und dann kann ich das ändern. Aber wenn du diese Lösung nicht hast, weil du eben kein Profi bist, der ständig täglich auf dem Pferd sitzt und sich damit auseinandersetzen kann, dann muss sich einfach jemand an die Hand nehmen und dir da auch einfach helfen. Und wie gesagt, großes Thema ist wirklich, dass jeder denkt, er ist allein mit seiner Angst. Und wir machen zu Anfang immer einen, da können Sie so Worte eingeben, was Sie also gerne schaffen würden. Und dann stehen immer alle da und die werden dann immer größer, die am meisten genannt werden. Das ist zum Beispiel immer galoppieren, alleine ausreiten, alleine irgendwie eben nicht mehr runterfallen, solche Sachen.
[SPEAKER 2]Also es lohnt sich hinzuschauen am Ende.
[SPEAKER 1]Genau. Und sich damit auseinanderzusetzen, dann geht es einem einfach besser hinterher.
[SPEAKER 2]Für alle Vielseitigkeitsreiter gibt es übrigens bei uns auf WeHost einen sehr spannenden Kurs von Chris Bartel, dem ehemaligen Bundestrainer, der sich auch zu dem Thema Sicherheit im Gelände angenommen hat. wo es zum Beispiel auch die Oh-Shit-Position gibt. Die habt ihr, glaube ich, auch alle im Kader immer von vorne bis hinten eingetrichtert bekommen. Und da wird auch nochmal viel über das Thema Angst gesprochen.
[SPEAKER 1]Das ist zum Beispiel genau was, was in unserem, was eigentlich mein Part ist in diesem Workshop, ist tatsächlich das Gewicht, also Gleichgewicht und Sitz. Weil Angst hat ganz viel mit Gleichgewicht zu tun. Das heißt, in dem Moment, wo ich kein Gleichgewicht habe auf dem Pferd, habe ich auch Angst. Mein Körper verkrampft sofort, weil er versucht, sich zu halten. Das heißt, ich nehme einzelne Punkte, zum Beispiel die Knie, mit denen ich mich festhalte, dann kriegt das Pferd Druck auf den Rippen, wird noch spanniger. Ich halte mich am Zügel fest, weil ich es bremsen will. Ein kurzer Zügel baut Spannung auf, das Pferd wird noch spanniger. Also all solche Dinge, die eben mit einem Sitz Mit einem Sitz im Gleichgewicht und zum Beispiel diese Old Shit Position versuche ich auch den Leuten zu erklären, ist ein bisschen schwierig, aber ich glaube ganz viele habe ich schon tolle Videos gekriegt, die es wirklich geübt haben und jetzt sich trauen über Sprünge zu springen. Also es ist schon wirklich cool. Also es bringt Spaß.
[SPEAKER 2]Idealerweise muss man sie ja nie zu 100% anwenden die Old Shit Position.
[SPEAKER 1]Genau, genau.
[SPEAKER 2]Hört sich übrigens jetzt ja komisch an, oh shit, Position, aber das ist quasi, wenn ich in eine Situation komme, wo ich denke, oh shit, wie komme ich hier wieder raus, dann brauche ich sie.
[SPEAKER 1]Genau, dann brauche ich sie und das muss ich halt trainieren, das ist ganz, ganz wichtig. Also ich brauche nicht denken, ich gucke mir einmal ein Foto an und dann mache ich das in dem Moment, sondern ich muss halt zu Hause einfach wirklich üben, dass ich da drin bin, dass ich einfach zack die Füße nach vorne kriege, den Hintern nach hinten, mein Gleichgewicht habe und dann kann das Pferd eigentlich fast machen, was es will und es passiert nichts. Mein letzter Sturz war ja, da habe ich ja die Oh-Shit-Position verlassen. Da hatten wir einen anderen Trainer und der hat eine andere Sitzposition gefordert und ich habe das dann auch brav ausgeführt. Und dann war ich viel zu weit vorne und das Pferd kam so ein bisschen auf so eine Ecke, so eine junge Stute, die sowas noch nicht gesprungen hat, sprang da einmal rüber, machte das ganz gut. Und dann sollte ich aber mit mehr Tempo, es wäre zu wenig Tempo und ich müsste halt mehr vorne sein. Habe ich das versucht und die kriegte ein bisschen Angst, machte einen bei und ich war natürlich viel zu weit vorne und konnte mich nicht, also wäre ich hinten gewesen, hätte ich glaube ich den Zügel durchrutschen lassen und sie hätte einfach sich wieder fangen können. Aber so war ich zu weit vorne, hab ihr auch noch das Gleichgewicht genommen.
[SPEAKER 2]Du hast quasi oben nochmal drauf gepusht.
[SPEAKER 1]Genau, und dann bin ich schön auf die Schulter geknallt und sie ist dann netterweise echt super so ein Stück an meinem Kopf vorbei, also fünf Zentimeter an meinem Kopf vorbei über mich rüber gesprungen.
[SPEAKER 2]Glücklicherweise.
[SPEAKER 1]Ja, richtig gut. Also die hat toll auf mich aufgepasst, echt. Ich bin ihr sehr dankbar.
[SPEAKER 2]Also ein sehr wichtiges Thema, was glaube ich auch viele Menschen einfach bewegt und glaube ich auch, sehr viel zu tun hat, fast schon mit Persönlichkeitsentwicklung, das ist ja ein großes Wort, aber es ist ja schon ein sehr ganzheitlicher Ansatz, seine eigenen Ängste zu verstehen und damit besser umzugehen.
[SPEAKER 1]Absolut, absolut. Und wichtig einfach, weil es eben tabuisiert wird. Das ist eben das Problem. Also dass du dich einfach damit nicht auseinandersetzt.
[SPEAKER 2]Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts warten die vier klassischen WeHouse-Fragen. Da du ja eben offenbart hast, dass du keine Podcast-Hörerin bist, sind sie ja völlig neu für dich. Ja, voll neu für mich. Aber ich bin mir sicher, du wirst sie gut meistern. Frage 1. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Positiv. Positiv. Alles Schlechte hat auch was Gutes.
[SPEAKER 2]Auch wieder was mit Angst zu tun, ein bisschen. Ja, stimmt. Dann Nummer zwei gibt es einen Menschen, der dich insbesondere aus reiterlicher Sicht, im Hinblick auf die Pferde, besonders geprägt hat.
[SPEAKER 1]Ja, Hans Melzer, sonst würde ich heute kein Viseitigkeitsreiter sein, sonst würde ich wahrscheinlich noch Dressur reiten.
[SPEAKER 2]Also der inzwischen ehemalige Bundesträger.
[SPEAKER 1]Ja, genau.
[SPEAKER 2]Was hat er genau, warum hat er dich gut begleitet?
[SPEAKER 1]Weil ich mit George in diese Vielseitigkeit übergegangen bin und George war ein sehr vorsichtiges Pferd und ich hatte keinerlei Ahnung, wie man Vielseitigkeit reitet. Also Gelände, wir reden ja mal von Vielseitigkeit, wenn wir im Gelände reiten. Also im Gelände wusste ich überhaupt nicht, wie man das reitet und es ging ein Sterne gut, damals hieß es nur ein Sterne, jetzt heißt es zwei Sterne, also zwei Sterne gut, drei Sterne gut. Drei Stände ging es nicht so gut und er hat halt ständig angehalten und obwohl ich ständig Stops hatte und alles, hat Hans halt gesagt, pass mal auf, komm mal zu mir zum Training, ich zeig dir das mal. Und dann hat er mir einfach wie einen doofen Dressurreiter, wie man dem das halt erklärt, zähl jetzt da bis drei, mach einen Wechsel und bleib gerade und nimm den Zügel und so weiter, hat er mir eben die Möglichkeit gegeben, mir zu erklären, wie man welches Hindernis reitet. Und das war eigentlich, weil ich war ja auch schon ziemlich alt. Also ich war ja 25 oder so, als ich damit angefangen habe. Und dementsprechend war das eben dann meine Chance, das zu schaffen. Und ab da, die nächste Prüfung haben wir gleich gewonnen. Und dann ging’s.
[SPEAKER 2]Da flutschte es.
[SPEAKER 1]Ja, flutschte es, genau.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Ich würde immer sagen, denkt bitte daran, dass Sie eine Fliege spüren. Also so viel Kraft braucht ihr auch nur für euer Pferd.
[SPEAKER 2]Hochsensibilitieren.
[SPEAKER 1]Genau. Und das ist mit der Handeinwirkung das gleiche wie mit dem Bein. Wenn ich einen Sporn da reinhacken muss und mit meinem Zügel rückwärts ziehen muss, dann muss was falsch sein, weil das Pferd braucht das nicht. Und ich möchte nicht, dass einer ohne Zügel reitet, aber man muss einfach wirklich versuchen, sein Pferd zu fühlen und die Sensibilität auch zu nutzen, die das Pferd hat und nicht dagegen zu arbeiten. Und kein Pferd macht irgendwas, weil es einem was Schlechtes möchte. Wir möchten was von den Pferden, also haben wir sie zu fragen und einfach positiv mit ihnen umzugehen.
[SPEAKER 2]Und zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Ja, mein Leben. Ich mache nichts anderes. Pferde sind für mich mein Leben und meine Familie auch und mein Zuhause. Und ja, also ich denke, ich bin mal gespannt, ob ich irgendwann mal eine Zeit ohne Pferde habe. Aber ich glaube nicht.
[SPEAKER 2]Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich nicht. Sehr gut. Vielen lieben Dank. Eine kleine Reise durch ein wichtiges Thema, wie ich finde. Uns hat sehr viel Spaß gemacht. Danke, Julia.
[SPEAKER 1]Ja, vielen, vielen herzlichen Dank. Hat mir auch ganz viel Spaß gemacht.
[SPEAKER 2]Wie immer wäre es klasse, wenn ihr uns eine 5-Sterne-Bewertung dalässt. Bei Spotify geht das inzwischen auch. Natürlicherweise auch bei Apple Podcast. Darüber hinaus sind wir in der Planung des Jahres 2022 mit vielen tollen Podcast-Gästen. Und wenn ihr auch noch einen Tipp für uns habt, wer unbedingt mal dabei sein sollte, wehorse.com. Da gibt es einen kleinen Link, da könnt ihr dann hinterlegen, wer mal aus eurer Sicht quasi dabei sein sollte bei uns. Und wir freuen uns, wenn ihr uns Einsendungen schickt. Wir prüfen das Ganze und schauen, ob wir diejenige Person schnellstmöglich bei uns in den Podcast kriegen. Also wehorse.com/podcast.