#Interview mit Olympiasieger Christian Kukuk: Der unermüdliche Tüftler des Springsports
Er war derjenige, der mit seinem Pferd vor dem Schloss von Versailles bei Olympia 2024 zu olympischem Einzelgold im Springreiten ritt: Christian Kukuk ist in dieser Folge des wehorse-Podcasts zu Gast. Der 34-jährige war als Kind zunächst gar nicht so begeistert von seiner reitenden Familie und diesem zeitintensiven Sport. Aber irgendwann packte es ihn doch und zunächst zum Leidwesen seiner Eltern entschloss er sich nach seiner Ausbildung dazu, statt eine akademische Laufbahn einzuschlagen zum Telefonhörer zu greifen und bei seinem Idol Ludger Beerbaum anzurufen. Nach einem denkbar kurzen Gespräch war Christian Kukuk in Riesenbeck angestellt und seine ersten Wochen denkbar hart, erinnert er sich. Von Skikleidung und Fußmärschen erfährst du in diesem Podcast ebenso wie von seiner Leidenschaft für die Pferde und welche versessenen Züge sie bei Christian Kukuk einnimmt. Wenn der Springreiter sonntags zum Beispiel Zeit hat, baut er am liebsten selbst stundenlang Parcours auf, damit jede Linie, jeder Sprung und jede Stange sich genau da befindet, wo er sie haben möchte – und das alles bitte auch in der richtigen Farbe!
Viel Spaß mit dieser wehorse-Podcastfolge mit Olympiasieger Christian Kukuk!
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]
[00:00:01-00:00:05]
Heute zu Gast, der Olympiasieger im Springreiten Einzel, Christian Kukuk.
[SPEAKER 2]
[00:00:08-00:00:42]
Meine Pferde, die bei mir im Stall stehen, für die ich verantwortlich bin, das ist 24-7 bei mir oben. Spielt das im Kopf. Was machst du morgen? Was macht das Pferd morgen? Was willst du diese Woche mit dem Pferd machen? Was hast du gleich für Ziel diese Woche? Wann ist das nächste Turnier? Wie willst du jeden Tag trainieren? Wann springst du? Wann baust du Parcours? Auf welchen Parcours baue ich auf? Welche Stangen nehme ich für welchen Sprung? Was ist schwierig für das Pferd? Und ich glaube schon, dass es bei mir extrem ist und dass vielleicht das auch dann am Ende den Unterschied macht. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 1]
[00:00:44-00:01:38]
Im Sommer diesen Jahres hat unser heutiger Gast Geschichte geschrieben. Er holte mit seinem Pferd Checker das erste deutsche Einzelgold im Springreiten seit 1996 in Atlanta, wo Ulli Kirchhoff damals mit Jus de Pommes gewann. Ein Erfolg für die Ewigkeit, der für einige eventuell überraschend kam, aber für viele Experten ist Christian Kukuk seit Jahren schon absolute Weltspitze im Springreiten. Heute sprechen wir über die Emotionen rund um den Olympiasieg, welche Rolle seine Familie auch dabei spielt, die dahinterliegende Philosophie und Ausbildungsweise seiner Pferde, die Leidenschaft, die es dann auch braucht, um solche Erfolge zu feiern, aber auch auf der anderen Seite, was es von ihm ganz persönlich abverlangt und welche Opfer er bereit ist, für seine Karriere zu bringen. All das im Interview. Wir steigen rein. Viel Spaß mit dem Podcast mit Christian Kukuk.
[SPEAKER 2]
[00:01:40-00:01:41]
Hi Christian.
[SPEAKER 1]
[00:01:41-00:01:44]
Hallo. Schön, dass du da bist für unseren Podcast.
[SPEAKER 2]
[00:01:44-00:01:45]
Ja, danke.
[SPEAKER 1]
[00:01:45-00:01:56]
Wir befinden uns hier in Riesenbeck, Stall Beerbaum, wo du täglich reitest und am Ende auch die meiste Zeit deines Lebens wahrscheinlich zurzeit verbringst.
[SPEAKER 2]
[00:01:56-00:02:43]
Vor dreieinhalb Monaten bist du olympiasieger geworden wie fühlt sich das jetzt mit dreieinhalb monaten abstand an wenn jemand sagt christian kukuk olympiasieger und es fühlt sich immer noch gut an auch dreieinhalb monate später ist das immer noch ein tolles gefühl Wenn man das so hört und weckt zugleich auch immer natürlich noch die Erinnerungen so ein bisschen an den Tag in Paris, die ja sowieso niemals wirklich verblassen werden, aber wenn man das dann in so Momenten nochmal darauf hingewiesen wird, kommt das alles auch nochmal kurz als Flashback hoch und ist immer ein tolles Gefühl und ich bin mir relativ sicher, dass das auch so bleiben wird.
[SPEAKER 1]
[00:02:44-00:03:01]
Du warst in dem Stechen der erste von drei Startern. Nach dir kamen dann Steve Guerdat und Maikel van der Vleuten. Als erster ist es ja eigentlich immer etwas undankbar, auch wenn das bei dreien nicht so ganz tragisch ist, als wären es jetzt acht gewesen beispielsweise oder mehr. Was ist dir durch den Kopf gegangen, als du eingeritten bist?
[SPEAKER 2]
[00:03:01-00:03:31]
Irgendwas oder warst du einfach... Ich war komplett gelöst. Ich war so happy, dass ich eine Medaille gewonnen habe. Für mich war... Für mich war das alles, was kommt, eine Zugabe und genau so bin ich reingeritten. Total gelöst, entspannt, locker. Ich wusste, was wir in der Lage sind zu leisten und ich war konzentriert darauf, diese Performance abzurufen, aber auf eine total entspannte Art und Weise und das hat sich am Ende ausgezahlt.
[SPEAKER 1]
[00:03:31-00:03:34]
Hat sich für dich irgendwas im Leben verändert seitdem? Ist irgendwas anders?
[SPEAKER 2]
[00:03:35-00:04:30]
Ja, also generell gefühlt bin ich immer noch derselbe, der ich vorher war. Ich habe Springen gewonnen, aber natürlich war das ein ganz besonderes Springen. Und der größte Unterschied, glaube ich, der jetzt damit einhergeht, ist, dass man eine andere Art von Aufmerksamkeit hat. Also die... Ja, ich sag mal, als ich dann wiedergekommen bin aus Paris, wurde ich im Supermarkt und an der Tankstelle hier in Riesenbeck gratuliert von Leuten, die man vorher noch nie gesehen hat. Also man wird erkannt quasi auf der Straße. Die Leute, die einen kennen, oder ich sag mal, die jetzt so aus unserer Branche, da sind dann natürlich deutlich mehr Leute, die jetzt was von einem wollen.
[SPEAKER 1]
[00:04:30-00:04:31]
Dein Handy klingelt häufiger.
[SPEAKER 2]
[00:04:34-00:04:47]
Podcast-Anfragen sind durch die Decke geschnellt seit dem Olympiasieg. Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen, Galas, Events, Interviewtermine.
[SPEAKER 1]
[00:04:47-00:04:50]
Du warst sogar bei der NFL, habe ich gesehen, auf deinem Instagram.
[SPEAKER 2]
[00:04:50-00:04:51]
Bei der NFL, genau.
[SPEAKER 1]
[00:04:51-00:04:53]
In München bei dem Spiel da, ne?
[SPEAKER 2]
[00:04:53-00:05:42]
Ja, das war cool. Das sind auch so Sachen, die, also ganz generell habe ich wirklich versucht, fast nichts wirklich auszuschlagen, sondern zu sagen, komm, mitnehmen, was geht. Also bin da echt wirklich auch ganz positiv an alles rangegangen und habe da auch echt Spaß gehabt, auch wenn es ab und zu tatsächlich echt busy war. Also da waren ein paar Wochen bei. wo dann wirklich so drei, vier Termine waren. Aber ich habe versucht, das alles unter einen Hut zu kriegen, größtenteils. Und es hat auch echt Spaß gemacht. Aber so Sachen wie so ein NFL-Spiel zum Beispiel, da wäre ich jetzt ohne den Olympiasieg und die Einladung da vom Deutschen Sportbund, wäre ich da gar nicht so richtig drauf gekommen und wahrscheinlich auch nie gewesen. Und das sind geile Erfahrungen, die man tatsächlich jetzt dadurch auch irgendwie hat und erlebt.
[SPEAKER 1]
[00:05:43-00:05:46]
Ihr wurdet da geehrt, glaube ich, mit drei anderen Sportlern warst du da.
[SPEAKER 2]
[00:05:46-00:06:04]
Ja, es waren alle Medaillengewinner eingeladen. Okay, so viele? Genau, am Ende waren es, ich sag mal in Anführungsstrichen, nur vier, die da waren. Und genau, wir haben im Mittelkreis, beim Münzwurf am Mittelkreis gestanden, haben eine kleine Ehrung gehabt und ja, das war schon cool.
[SPEAKER 1]
[00:06:05-00:06:16]
Realisierst du damit auch ein bisschen, dass so ein Olympiasieg dann doch für die Ewigkeit ist? Weil man kann viele große Preise gewinnen, man kann Weltmeister werden, Europameister, aber man sagt ja immer, Olympiasieg, das ist für die Ewigkeit.
[SPEAKER 2]
[00:06:16-00:07:01]
Ja, absolut. Das ist so. Das war mir auch schon vorher ein bisschen bewusst, weil ich sag mal zum Beispiel Uli Kirchhoff, das war ja der letzte 1996er, jeder Mensch verbindet mit Uli Kirchhoff den Olympiasieg. Und ja, jetzt ist das wahrscheinlich auch so, dass viele Menschen mit mir einen Olympiasieg verbinden. Also das Dass das was anderes ist als Weltmeister, Europameister oder Weltcup-Finale, ist außer Frage. Das hat eine ganz andere Reichweite und Tragweite.
[SPEAKER 1]
[00:07:01-00:07:28]
Das ist definitiv so. Wir sind ja gerade mit dem Taxi hergefahren vom Bahnhof und Da fragte der Taxifahrer, was macht ihr in Riesenbeck? Das wirkte ungewöhnlich, es scheint nicht jeden Tag eine Fahrt zu geben von Ippenbüren nach Riesenbeck mit dem Taxi. Und da sagten wir, wir wollen zum Stall Bärbaum und die erste Antwort war, ihr wollt zum Goldjung. Christian Kuckuck, also ist es wirklich bei den Leuten angekommen, dass du als Olympiasieger, man hat das Gefühl, ein bisschen Stolz schwingt auch mit hier für die Region?
[SPEAKER 2]
[00:07:29-00:08:18]
Ja, ich meine, das ist schön zu hören, wenn oder dass das so ist, aber tatsächlich habe ich das ja auch schon erfahren dürfen, als ich hier den Empfang in Riesenbeck hatte am Rathaus auf dem Marktplatz. Das war schon eine tolle Sache und da hat man tatsächlich auch, wie du das gerade sagst, gemerkt, also ich sage mal, 90 Prozent der Menschen kannte ich nicht persönlich, die da waren, aber trotzdem sind alle gekommen und es war ein ganz besonderer Tag, es waren ganz viele besondere Momente und Wir haben alle mit mir, oder haben mich gefeiert in dem Moment. Und dann, klar, wird dir natürlich schon bewusst, dass so ein, in Anführungsstrichen, kleines Dorf Riesenbeck, da tatsächlich auch stolz ist auf so eine Goldmedaille. Und ich finde auch zu Recht, also Gott sei Dank ist das noch so.
[SPEAKER 1]
[00:08:19-00:08:47]
Übrigens, nach dem Olympiasieg, ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, könntest du dir vorstellen, die westfälischen Nachrichten haben ja ein Posting gemacht des Empfangs in Hörstel, hier in Riesenberg. Und dann stand da, und ich habe da ein Screenshot von gemacht, weil ich habe mich wirklich schlapp gelacht. In Hörstel wurden Springreiter Christian Kuckuck und Pflegerin Sophie Karlsson gefeiert. Und jemand schreibt drunter, wieso hat Christian Kuckuck denn eine Pflegerin?
[SPEAKER 2]
[00:08:49-00:08:54]
Ja, das habe ich tatsächlich auch gelesen.
[SPEAKER 1]
[00:08:54-00:08:58]
Ich habe mich da vorgelegt, ich habe mich mit Präne verdrückt vor Lachen.
[SPEAKER 2]
[00:08:59-00:09:11]
Nicht wieso, sondern Gott sei Dank hat Christian Kuhn keine Pflegerin. Ich verstehe ja schon, wie das gemeint ist. Das sind so lustige Anekdoten, die mit der Bezeichnung Pfleger bei uns im Sport einhergehen.
[SPEAKER 1]
[00:09:13-00:09:25]
Wie sehr überfordert der mediale Moment kurz nach dem Sieg, also die Interviews, die ganzen Anfragen, wie sehr bist du davon einfach überfordert gewesen?
[SPEAKER 2]
[00:09:25-00:09:54]
Oder auch nicht? Gott sei Dank nicht. Abarbeiten war angesagt. Ich bin grundsätzlich jemand, der nie ein Interview scheut oder sich vor Medienanfragen nervös wird oder ein komisches Gefühl kriegt. Ich gehe da ehrlich gesagt immer ziemlich locker ran und mir macht das Spaß. Und ich habe die ganze Zeit schon immer gesagt, wenn das das Schlimmste ist, was mit dem Olympiasieg zusammenhängt, dann nehme ich das lieben gerne mit.
[SPEAKER 1]
[00:09:58-00:10:12]
Jetzt ist so ein Erfolg natürlich nicht planbar und man kann natürlich in so einen Tag von außen nicht reingehen mit dem Ziel, heute werde ich Olympiasieger, weil die Leistungsdichte ist ja enorm in so einem Finale. War das denn aber immer ein Traum von dir, mal Olympiasieger zu werden?
[SPEAKER 2]
[00:10:13-00:11:19]
Ja, auf jeden Fall. Also den Traum habe ich definitiv gehabt, dass ich den tatsächlich am Ende dann wirklich mal verwirklichen werde. Wow, das ist so ein bisschen wie du gesagt hast, das ist absolut nicht zu planen. Das passiert dann einfach am Ende, aber ich meine, dafür tun wir das, was wir tun, dafür mache ich das, was ich mache, dafür... Offert man viel auch in seinem Leben. Man ordnet diesem Traum ja in gewisser Weise auch alles andere unter. Und dann ist es natürlich am Ende, macht es einen noch umso stolzer, wenn man dann am Ende auch noch so ein bisschen besser fühlen kann oder realisieren kann, wofür macht man das eigentlich alles. Und zwar machen wir das genau für diese Momente. Und dass ich jetzt wirklich in der glücklichen Lage gewesen bin, diesen Moment auch wirklich für mich realisieren zu dürfen und erleben zu dürfen, ja, damit fühle ich mich sehr geehrt. Das macht mich unheimlich glücklich und natürlich auch sehr, sehr stolz auf das, was ich da erreicht habe.
[SPEAKER 1]
[00:11:19-00:11:37]
Was sind so diese Entbehrungen, wenn du sagst, ich opfer da ganz viel für oder der Weg dahin ist lang? Was genau sind die Dinge, die du mehr machen musst als vielleicht andere? Oder wo du als Sportler sagst, da muss ich noch mehr investieren als jetzt der Otto-Normal-Bürger?
[SPEAKER 2]
[00:11:37-00:12:46]
Ja, also generell, das geht aber auch am Ende mit jedem Leistungssport einher, opfern wir eine ganze Menge Freizeit. Und das ist natürlich im Pferdesport noch ein bisschen spezieller als in vielleicht anderen Sportarten. Also ein Fußball, den legst du mal in die Ecke, wenn du jetzt schlechte Laune hast oder einen schlechten Tag hast. Aber das Pferd will jeden Tag raus und gefüttert werden und bewegt werden und sich darum gekümmert werden und Und da muss man dann, wenn man selber nicht in der Lage ist, das vielleicht aus irgendeinem Grund nicht machen zu können an einem Tag, muss man immer eine Lösung finden, dass man jemanden anders hat, der dann quasi die Aufgabe übernimmt. Also das ist dann doch noch deutlich zeitintensiver als eine normale Sportart, weil wir halt mit Lebewesen zusammenarbeiten. Aber das macht es am Ende ja auch so spannend. Und jetzt über die Freizeit hinaus sind es natürlich, jetzt für mich gesprochen, ganz viele familiäre Veranstaltungen, an denen man nicht teilnehmen kann. Also ich bin ein sehr familiärer Mensch.
[SPEAKER 1]
[00:12:48-00:12:50]
Weil du einfach auf dem Turnier bist, unterwegs bist.
[SPEAKER 2]
[00:12:50-00:13:00]
Ja, genau. Wir haben eine große Familie und da stehen halt viele Geburtstage, Hochzeiten, für meine Oma auch noch ganz wichtig, Namenstage.
[SPEAKER 1]
[00:13:00-00:13:04]
Namenstage werden auch gefeiert?
[SPEAKER 2]
[00:13:05-00:13:27]
Ja, ja. Wenn es nach Oma geht, am liebsten alle, ja. Das ist schon so ein bisschen, also jetzt gibt es einen Anruf und so, damit ist es dann auch ganz gut getan, aber Ich will damit nur sagen, generell sind wir eine Familie, die auch gerne zusammenkommt und besondere Anlässe feiert. Da gibt es dann halt auch einige von, aber da war es dann halt auch schon oft so, dass ich dann derjenige war, der nicht vor Ort war, weil ich auf dem Turnier war.
[SPEAKER 1]
[00:13:28-00:13:38]
Ist das dann... So ein Olympiasieg macht das dann etwas einfacher zu verschmerzen oder ist das etwas, wo du sagst, okay, da bin ich bereit eine gewisse Periode zu machen, aber dann muss sich das ändern, dass du vielleicht weniger Turniere hattest zum Beispiel?
[SPEAKER 2]
[00:13:39-00:14:29]
Ne, also generell muss ich sagen, habe ich da eine mega Unterstützung von der ganzen Familie immer erhalten. Die haben mir nie das Gefühl gegeben, dass ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben müsste oder hätte. Klar sind die vielleicht traurig, natürlich im ersten Moment, wenn ich dabei sein kann, aber dann ist das eigentlich immer eher andersrum, dass sie dann auf der Veranstaltung eigentlich aber immer noch mit Gedanken auch bei mir sind, bei meinem Sport und einen Fernseher aufbauen und alle zusammen gucken und mich wirklich supporten. Also das ist eigentlich eine ganz, ganz, ganz tolle Sache. Und natürlich hat man aber jetzt dann auch mit so einem Olympiasieg Gerade, weil das natürlich jetzt bei mir auch noch so speziell war, dass gefühlt alle da waren, auch noch wirklich vor Ort. Aber da hat man schon so ein bisschen das Gefühl, ich konnte jetzt auch was zurückgeben.
[SPEAKER 1]
[00:14:29-00:14:41]
Wie ist der Tag verlaufen? Ich weiß, diese Frage wurde schon tausendmal gestellt, aber gerade vor dem Hintergrund, dass deine Familie auch da war. Das ist ja schon was Besonderes, aber dann wird man ja überwältigt von der ganzen Mediengeschichte.
[SPEAKER 2]
[00:14:41-00:15:07]
Die hast du wahrscheinlich ja erst Stunden später gesehen, das erste Mal, oder? Ja, genau. Also... Es war ja relativ speziell, dass unser Springen um 10 Uhr morgens losgegangen ist. Das ist eine sehr ungewöhnliche Zeit für uns. Das heißt aber, wir waren mittags fertig. Also um 1 Uhr war das ganze Ding gelaufen. Und ich war Olympiasieger. Und ich habe meine Familie abends um halb 10 das erste Mal gesehen.
[SPEAKER 1]
[00:15:07-00:15:08]
Im Hotel dann?
[SPEAKER 2]
[00:15:09-00:15:10]
Im deutschen Haus.
[SPEAKER 1]
[00:15:10-00:15:12]
Wo dann danach immer gefeiert wird. Da ist ja die Party.
[SPEAKER 2]
[00:15:12-00:15:13]
Genau.
[SPEAKER 1]
[00:15:13-00:15:45]
Du kommst selber aus einer absoluten Pferdesportfamilie. Dein Großvater war beim nordrhein-westfälischen Landgestüt in Warendorf Sattelmeister. Deine Mutter war lange beim DOKR, dem Deutschen Olympischen Komitee für Reiterei, auch angestellt. Du hast ja vorher im Vorfeld, als ich mir nochmal deine Vita angeschaut habe, ja gar nicht unbedingt direkt den Weg Richtung Reiten gefunden. Ist dann doch Reiten jetzt dein Sport am Ende geworden? Weil vorher war ja eher so Fußball, glaube ich, die Idee, ne?
[SPEAKER 2]
[00:15:47-00:17:06]
Ja, genau. Vorher war Fußball die Idee, aber Reiten ist dann am Ende ja tatsächlich nicht nur mein Sport geworden, sondern mein Leben. Reiten, der Reitsport und Pferde sind mein Leben geworden. Ich glaube, das kann auch tatsächlich jeder sagen, der auf dem Level den Reitsport betreibt, da ist das kein Sport mehr, sondern da ist das ein Lebensinhalt und da ist das eine Passion, die man da hat. Und Gott sei Dank ist das so, weil wie ich eben gesagt habe, wir arbeiten mit Lebewesen zusammen und ohne Passion geht das nicht. Und Ja, also wie gesagt, ich komme aus einer sehr Reitsport-vorbelasteten Familie, das ist richtig. Habe mich da so ein bisschen gegen gewehrt tatsächlich aber am Anfang. Ist ja häufig so, ne? Genau, halt einfach... Nicht cool, als Junge der Einzige zu sein, der irgendwie reizt. Völlig uncool. Und hat mich tatsächlich auch am Anfang nicht so richtig gereizt. Fußball hat Spaß gemacht. Konnte ich auch Gott sei Dank ganz gut. War da relativ erfolgreich. Und ja, das war mein Ding. Bis zu dem Zeitpunkt, wo mich der Pferdevirus dann doch irgendwann erwischt hat und dann, wie gesagt, ist es auch echt relativ schnell dann mein Ding geworden.
[SPEAKER 1]
[00:17:07-00:17:38]
Du hast dann bis 2012 unter anderem am DOKR auch geritten und bist dann hier nach Riesenbeck in den Stahlbewerber gekommen. Wie war dieser Weg hierher? Erstmal eines talentierten Nachwuchsreiters, dann doch hier nach Riesenbeck in den Stall von Ludger Baerbaum, wo ja zu der damaligen Zeit Henrik von Eckermann, Marco Kutscher, das ist ja hier schon eine absolute Schmiede für Olympiasieger am Ende oder Weltmeister. Wie war der Sprung hierher?
[SPEAKER 2]
[00:17:41-00:18:38]
Der Sprung hierher war spannend natürlich. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Industriekaufmann, genau. Nach meinem Abitur. Und habe dann irgendwann für mich den Entschluss gefasst, ich will Reiten nicht nur als Hobby, sondern ich will das wirklich professionell betreiben und für mich selber gucken, wo ich lande. Alles dafür tun, alles versuchen und dann Wenn ich irgendwann den Punkt erreiche, hätte ich mir mehr erhofft oder gewünscht, dann kann ich wieder auch genauso gut was anderes machen. Aber ich wollte es auf jeden Fall nicht unversucht lassen, einmal wirklich in die professionelle Sparte reinzugehen. Und so der Entschluss ist irgendwann bei mir gekommen. Das habe ich dann meinen Eltern mitgeteilt. Die waren mittelmäßig begeistert davon, würde ich mal sagen. Die hatten eigentlich für mich so ein bisschen einen anderen Weg vorgesehen.
[SPEAKER 1]
[00:18:39-00:18:40]
Die fanden das nicht gut erst.
[SPEAKER 2]
[00:18:40-00:18:44]
Die fanden das nicht so richtig super. Da war eigentlich mehr so Studium angesagt und dann normalen Job und Reiten.
[SPEAKER 1]
[00:18:44-00:18:45]
Und nebenher reiten.
[SPEAKER 2]
[00:18:45-00:20:26]
Genau, nebenher reiten, so wie das bei uns in der Familie eigentlich üblich war. Ja, aber gut, ich habe mich dann da in dem Moment durchgesetzt. Für mich war immer klar, ich will nach Riesenbeck zu Ludger, weil das war mein Vorbild, mein Held. Ich wollte so werden wie er und ich wollte von, für mich war und ist er der Beste auf der Welt und ich wollte nur von ihm lernen. Für mich gab es, ich habe mich wirklich auch mit nichts anderem beschäftigt, außer nur, ich will nach Riesenbeck. Und dann habe ich damals Reinhard Wendt mit ihm zusammengesessen, weil wir damals zusammen für den Förderkreis Reiternachwuchs in Warndorf zusammengearbeitet haben und wir hatten eine Beiratssitzung einen Abend und dann haben wir noch zu zweit zusammengesessen und dann habe ich ihm davon erzählt, von meinen Plänen und dann habe ich ihm nach der Nummer von Ludger gefragt und dann hat er mir die Telefonnummer gegeben und dann habe ich Du hast einfach angerufen? Genau, habe ich einfach angerufen, habe mich kurz vorgestellt und habe ihm kurz erklärt, worum es geht und wie es aussieht und dann hat er gesagt, ja Mensch, komm doch mal vorbei, treffen wir uns, setzen uns zusammen und sprechen drüber. Das war ein paar Tage später dann tatsächlich, haben wir uns getroffen, war ich hier in Riesenbeck, sehr aufgeregt, aber am Ende war es völlig unaufgeregt, zehn Minuten gedauert glaube ich das Gespräch und dann waren wir uns einig und haben gesagt, ja. Morgen geht's los. Morgen ging nicht, weil da war ich tatsächlich noch in der Ausbildung und so, aber ich musste ja für mich entscheiden, wie geht's dann weiter. Ich wollte jetzt auch nicht danach lange in der Luft hängen. Also war es dann so, dass ich Ende Januar... Ende Januar meine Ausbildung, meinen letzten Tag hatte, abgeschlossen habe und am 1. Februar, direkt ein paar Tage später, hier in Riesenberg angefangen bin.
[SPEAKER 1]
[00:20:27-00:20:36]
Was ja dann doch als Lebensentscheidung ein ganz anderer Weg ist. Industriekaufmann versus hier breiter, du hast wahrscheinlich eine Lehre nochmal gemacht, breiter Lehre?
[SPEAKER 2]
[00:20:36-00:20:38]
Nee, habe ich nicht. Hast du das gekippt?
[SPEAKER 1]
[00:20:38-00:20:47]
Nee, genau. Weil es ist ja schon am Ende so ein Entscheidungsknoten im Leben, in welche Richtung geht es, ne? Reiten als Hobby oder halt Vollgas?
[SPEAKER 2]
[00:20:47-00:21:25]
Ja, natürlich. Aber wie ich es eben gesagt hatte, ich hatte ja dann eigentlich erstmal alles, was man so braucht. Ich hatte ein Abitur, ich hatte eine abgeschlossene Ausbildung. Also da hatte ich was, wo ich hätte immer darauf zurückgreifen können. Aber für mich war klar, ich will jetzt versuchen, im Reitsport professionell meinen Weg zu finden. Und wenn das aus irgendeinem Grund nicht geklappt hätte, hätte ich mir immer sagen können, okay, du hast es versucht, du kannst es dir nie vorwerfen, Mensch, hättest du mal oder so. Sondern du hast es versucht, hat leider nicht geklappt und dann gehst du halt wieder einen Schritt zurück und fängst da an, wo du mit der Ausbildung aufgehört hast und machst da weiter.
[SPEAKER 1]
[00:21:25-00:21:27]
Wie muss ich mir die ersten Tage im Stahlbeerbaum vorstellen?
[SPEAKER 2]
[00:21:30-00:21:53]
Das war hart, muss ich tatsächlich sagen. Das war einer der härtesten Februar, die wir, glaube ich, gefühlt hatten. Also, das werde ich nie vergessen. Das waren Tage minus 18 Grad hier, so zwischen minus 15 und minus 30 Grad. Richtig Winter. Richtig, richtig Winter. Schnee. Und ich hatte die Pferde nicht hier auf der Anlage stehen, weil zu der Zeit Philipps Stall in der Bauphase war.
[SPEAKER 1]
[00:21:53-00:21:55]
Philipp Weiß auf der Enschal-Kollege.
[SPEAKER 2]
[00:21:56-00:22:24]
Und deswegen so ein paar Pferde ausgesiedelt werden mussten. Ich war der Neue und ich war derjenige, der erstmal schön hier einen Kilometer weiter weg den Stall hatte und bin dann tatsächlich mit jedem einzelnen Pferd hier immer zur Anlage gelaufen und wieder zurück. Hab mir meine Ski-Ausrüstung geholt, Skihose und Skijacke und so eine Haube fürs Gesicht tatsächlich, weil es war wirklich hart, aber hat auch nicht geschadet.
[SPEAKER 1]
[00:22:25-00:22:30]
Und dann bist du hier rüber und dann wurde gesagt, hör zu, du hast jetzt hier diese fünf Pferde, da kümmerst du dich jetzt drum, bitte mach jetzt ABC mit denen.
[SPEAKER 2]
[00:22:31-00:23:36]
Genau, ja, also Ludger hat gesagt, hier, das sind sechs Pferde, hatte ich zu dem Zeitpunkt, da ist der Stall, da hinten ist die Anlage, das ist der Weg und Da läufst du hin und zurück, da sind die Pferde, kümmerst du dich drum. Ja, und dann habe ich das gemacht. Und dann habe ich das jeden Tag meinen Job gemacht. Und natürlich war mein Glück, dass ich dann jeden Tag mit den ganzen berühmten Reitern hier zusammen in der Halle reiten durfte und zugucken durfte, wie die trainieren. Mich aber natürlich gleichzeitig auch auf meinen. auf das, was ich da zu tun hatte, konzentrieren musste. Ich hatte junge Pferde, die ich ausbilden sollte und weiterbringen musste und das hat sich dann so Stück für Stück entwickelt. Dann haben die mich natürlich auch immer gesehen mit den jungen Pferden, haben Fortschritte gesehen, dann durfte ich mal zum Turnier fahren, dann hat das mal ganz gut geklappt, dann hat das natürlich auch mal überhaupt nicht geklappt. Also alles dabei war, was ich mir so vorstelle, aber ganz grundsätzlich... Haben sie dann wahrscheinlich erkannt, okay, der macht das tatsächlich nicht so schlecht. Und dann ging das so Stück für Stück für Stück immer ein bisschen weiter. Und irgendwann hatte ich meinen Stall hier auf der Anlage.
[SPEAKER 1]
[00:23:36-00:23:38]
Das ist ja schon mal ein Aufstieg.
[SPEAKER 2]
[00:23:38-00:23:41]
Genau, ja. Dann war auch irgendwann mal ein älteres Pferd dabei.
[SPEAKER 1]
[00:23:41-00:23:52]
Und hier ist ja eine enorme Leistungsdichte bei euch. Sagen die anderen dann, wenn so ein neuer kommt, ja, Christian, schön, dass du da bist. Oder sagen die, was will der jetzt hier machen?
[SPEAKER 2]
[00:23:53-00:24:30]
Ne, also das jetzt mit offenen Armen empfangen ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber das war, also man hat sich sofort aufgenommen gefühlt, es waren alle sehr nett, man hatte immer das Gefühl, dass man Fragen stellen durfte, egal an wen und dass man Hilfe bekommen hat, wenn nötig und also jetzt das Gefühl, was will der jetzt hier oder so, das hatte ich überhaupt nicht und Jeder, der hier neu anfängt, fängt im Grunde gleich an. Jeder weiß, der fängt unten an und muss sich hocharbeiten.
[SPEAKER 1]
[00:24:30-00:24:53]
Jetzt ist der Stall Bärbaum hier mit dir, mit deinem Kollegen Philipp Weishaupt, aber auch wenn man in die Historie schaut, Hendrik von Eckermann, Marco Kutscher und natürlich Ludger Bärbaum selber, unfassbar erfolgreich. Woran liegt es? dass ihr hier als Stall, als Gemeinschaft irgendwo auch so erfolgreich seid. Was ist das Geheimrezept, was vielleicht andere auch nicht haben?
[SPEAKER 2]
[00:24:53-00:27:32]
Das Mindset ist das. Also ich glaube... Es gibt ganz viele talentierte Reiter auf der Welt und ich bin ganz weit entfernt davon zu sagen, dass ich der talentierteste Reiter bin oder sonst was. Ganz sicher nicht. Und ich bin auch nie derjenige gewesen, der das größte Talent hatte. Ich musste mir das immer ein Stück weit erarbeiten und ich glaube, das ist grundsätzlich auch eines der... der Dinge, die so hier im Stall sind. Henrik zum Beispiel, glaube ich, war jetzt auch als Junior, der junge Reiter, nicht der, wo man gesagt hat, das ist das Jahrhunderttalent. Aber mit unserem Mindset, mit unserer Einstellung, mit unserem Arbeitswillen, mit unserem Drang, besser zu werden, mit unserem perfektionistischen Denken, jeden Tag alles irgendwie noch ein Stück besser machen zu wollen, Pferde besser zu machen zu wollen und selber besser machen zu wollen, lernen zu wollen und das jeden Tag aufs Neue morgens aufzustehen, raus aus dem Bett und wieder was machen wollen und was lernen wollen, ich glaube, das ist am Ende entscheidend. Du Man sagt ja so gerne, Talent macht auch faul. Und ich glaube, zu viel Talent ist am Ende tatsächlich überhaupt nicht gesund, sondern so ein bisschen diese Mentalität zu entwickeln, sich Sachen erarbeiten zu müssen. Ich glaube, das ist das, was am Ende den Unterschied macht. Und dieses Mindset, das lebt Ludger in Perfektion jeden Tag vor. Und das färbt ab. Und ich glaube, das ist das, was uns so stark macht. Und das ist... Und jeder auch, also ich sag mal, da ist Ludger, der so eine Philosophie und einen Weg vorgibt, aber trotzdem lässt er doch dann auch jeden Einzelnen sehr individuell und auch das machen, was, ja jeder ist unterschiedlich, was der eine vielleicht für ihn selber als komfortabler empfindet und der andere empfindet vielleicht was anderes. Also er lässt da dann doch auch jedem so ein bisschen freie Hand. Natürlich ist Die Richtung ist immer dieselbe, aber der Weg ist da so ein bisschen unterschiedlich, würde ich mal sagen, bei uns. Aber grundsätzlich ist dieses Mindset bei jedem von uns vorhanden. Wir sind überzeugt von der Philosophie, wir sind überzeugt von dem Weg. Wir sind auch ein Stück weit überzeugt von uns. Ich glaube, das muss man als Sportler auch sein mit Sport. Mit Zweifeln gewinnt man nicht.
[SPEAKER 1]
[00:27:32-00:27:33]
Kein Fußballer im Spiel.
[SPEAKER 2]
[00:27:33-00:27:46]
Genau, das ist so. Man muss in einer gesunden Art und Weise auch wirklich von sich überzeugt sein. Ich glaube, dass dieses Gesamtpaket, was ich jetzt mal so als Mindset bezeichnen würde, das ist das, was, glaube ich, unseren Stall so stark macht.
[SPEAKER 1]
[00:27:46-00:27:51]
Was sind die Eckpfeiler dieser Philosophie oder dieses Mindset? Wie äußert sich das im Täglichen?
[SPEAKER 2]
[00:27:52-00:28:20]
Das äußert sich erstmal mit Arbeitseinstellung, mit Motivation, Ehrgeiz. den Drang, besser werden zu wollen, lernen zu wollen. Das eine geht ja mit dem anderen einher. Aber ich glaube, das sind so die Eckpfeiler, die hier stehen.
[SPEAKER 1]
[00:28:20-00:28:33]
Ist das für jeden lernbar, würdest du sagen? Du siehst dich selber nicht als den Talentiertesten an, aber mit diesem Mindset, mit dieser Einstellung werden dann Dinge möglich. Ist das für jeden möglich, glaubst du?
[SPEAKER 2]
[00:28:33-00:29:12]
Ja. Ja, das ist für jeden möglich. Man muss nur dieses Mindset verinnerlichen. Dann ist es für jeden möglich. Hier kann ganz grundsätzlich jeder alles erreichen. Ohne Frage. Und davon bin ich auch überzeugt, dass es im normalen Leben so ist. Jeder kann mit dem Mindset das erreichen, was er erreichen will. Aber es ist natürlich, da gehört, ich meine, so ehrlich muss man sein, da gehört eine Menge zu, da gehören eine ganze Menge Opfer zu. Aber das ist jedem selbst überlassen. Ich bin trotzdem fest davon überzeugt, jeder, der das will, der kann das auch schaffen.
[SPEAKER 1]
[00:29:12-00:29:36]
Wie sieht so ein ganz normaler Tag bei dir aus? Jetzt bist du natürlich viel unterwegs, warst jetzt gerade am Wochenende zum Beispiel in Riyadh beim Finale der Global Champions Tour. Wie sieht so ein normaler Tag aus? Stehst du viel früher auf als andere? Reitest du mehr Pferde als andere? Beschäftigst du dich mehr mit der Materie als andere? Weil Am Ende, wo diese Intensität, die du am Ende ja beschreibst, wenn ich das mal übersetze, ist ja auch sehr viel Intensität dabei.
[SPEAKER 2]
[00:29:36-00:31:03]
Wie findet die Raum dann am Ende? Ich glaube, die Intensität ist bei mir eine andere Sache. Pferde, meine Pferde, die bei mir im Stall stehen, für die ich verantwortlich bin und mein Sport, das ist, wie man so schön sagt, 24-7 bei mir oben, spielt das im Kopf. Also ich kann schon schwer loslassen und auch wenn ich zu Hause bin oder wenn ich in der Mittagspause was essen bin oder wenn ich abends mit Leuten zusammen bin, Dann ist das vielleicht mal für ein paar Stunden oder eine gewisse Zeit so, dass das irgendwie mal nicht da ist. Aber dann ist es, sobald der erste Moment so ein bisschen leere wiederkommt, ist sofort wieder mein Kopf. Was machst du morgen? Was macht das Pferd morgen? Was willst du machen? Was willst du diese Woche mit dem Pferd machen? Was hast du vielleicht für ein Ziel diese Woche? Wann ist das nächste Turnier? Wie willst du jeden Tag trainieren? Wann springst du? Wann baust du Parkour? Auf welchen Parkour baue ich auf? Welche Stangen nehme ich für welchen Sprung? Was ist schwierig für das Pferd? Was will ich im Moment lernen mit dem Pferd? Haben wir gerade in speziellen Situationen im Parcours ein Problem, haben wir vielleicht mehr in der dressurmäßigen Durchlässigkeit zu arbeiten und weniger springen. Es sind so viele Sachen, die bei mir im Kopf abgehen. Ich glaube schon, dass es bei mir extrem ist und dass das am Ende den Unterschied macht.
[SPEAKER 1]
[00:31:04-00:31:09]
Das ist ja am Ende die Liebe auch zum Detail, sich damit auseinanderzusetzen, okay, welche Farbe muss jetzt dieser Sprung haben?
[SPEAKER 2]
[00:31:09-00:31:10]
Total.
[SPEAKER 1]
[00:31:10-00:31:20]
Vielleicht auch im Ausblick dann auf das nächste Turnier, wo man weiß, okay, da sind die und die Besonderheiten. Das ist ja am Ende auch so ein bisschen so eine Rätsel- und Tüftelaufgabe, wie man Dinge zusammensetzt, oder?
[SPEAKER 2]
[00:31:20-00:32:22]
Ja, ich bin, also das... kann ich auch ganz offen sagen, ich bin sehr speziell in dieser Hinsicht, mit detaillierten Sachen und das kann auch schon mal sehr anstrengend mit mir sein, da habe ich auch ganz oft mit meinen, vor allem mit meiner Pflegerin Sophie, möchte ich ganz oft nicht tauschen, ehrlich gesagt, weil ich, die sich bestimmt auch schon ein paar Mal gedacht hat, der tickt doch nicht ganz sauber, jetzt riecht er sich hier über so eine Kleinigkeit auf, aber das Das sind so Sachen, mit denen ich mich beschäftige. Kleine Details, die für mich wichtig sind, wo ich Wert drauf lege. Wie du gerade sagst, das fängt beim Parcoursaufbauen schon an. Ich habe für mich ganz klar im Kopf einen Parcours, den ich aufbauen will und dann Ist es eigentlich immer am besten, wenn ich das alleine mache, weil ich genau weiß, welche Farbe in welchem Sprung, welche Stange, wie das aussehen soll. Für mich gibt es manchmal nichts Schöneres, als einen Sonntag drei Stunden auf dem Platz oder in der Halle zu verbringen und den Parcours aufzubauen.
[SPEAKER 1]
[00:32:22-00:32:27]
Aber ist das Wissen, was du dir jetzt selber erarbeitest oder liest du dann ein Buch oder guckst irgendwie einen Online-Kurs oder...
[SPEAKER 2]
[00:32:28-00:32:34]
Nee, den Parcours habe ich mir selber in meinem Kopf zusammengereimt.
[SPEAKER 1]
[00:32:34-00:32:36]
Aber das ganze Wissen dazu auch.
[SPEAKER 2]
[00:32:37-00:33:03]
Es gehört ja noch mehr dazu. Genau, aber das ganze Wissen, das habe ich mir über die Jahre mit jedem Tag hier arbeiten, zugucken, auf dem Turnier anderen Reitern zugucken, verschiedene Parcoure reiten. aus Situationen lernen, selber Parcours geritten, Situationen gehabt, wo was besser oder schlechter geklappt hat. Also das hat sich in den ganzen Jahren, habe ich mir das angeeignet, ganz einfach blöd gesagt.
[SPEAKER 1]
[00:33:03-00:33:34]
Aber dann ist es ja auch enorm wichtig, die Pferde zu finden, die auch dann perfekt zu dir passen. Wie findest du jetzt Checker oder auch Mumbai? Wie kommen diese Pferde zu dir? Ihr habt ja hier einen viel größeren Pool an Top-Pferden als jetzt als jetzt andere Stelle, aber gerade in dieser Perfektion ist er dann in der Komplexität mit zwei Lebewesen, einmal Reiter, einmal Pferd, ja noch viel, viel mehr, als würdest du jetzt der perfekte Hockeyspieler werden wollen.
[SPEAKER 2]
[00:33:34-00:33:51]
Aber diese Perfektion heißt ja dann am Ende für mich oder für uns, dass wir in der Lage sind, uns auf egal welches Pferd einzustellen. Also ich sehe das weniger als, ich muss jetzt das perfekte Pferd für mich finden, sondern ich muss in der Lage sein, mich auf das perfekte Pferd einzustellen.
[SPEAKER 1]
[00:33:51-00:33:52]
Der perfekte Reiter zu sein.
[SPEAKER 2]
[00:33:52-00:34:36]
Genau, also so muss man das ja sehen. Ich meine, ich habe so viele Pferde mein ganzes Leben lang geritten und ich konnte mir die Pferde nicht aussuchen. Und deswegen... Ja, ist das eigentlich eine ganz glückliche Situation, weil man halt tatsächlich damit konfrontiert wird, dass man mit jeder Art von Pferd umgehen muss und dass man sich darauf einstellen muss und dass jedes Pferd anders bedient werden will. Und dass man natürlich für sich selber ein System entwickelt und eine Linie, aber dass man dieses System auf jedes Pferd irgendwie ein bisschen individuell und flexibel gestalten muss. Darauf kommt es am Ende an und das macht in dem perfekten Reiter aus.
[SPEAKER 1]
[00:34:36-00:34:40]
Hast du eine grobe Idee, wie viele Pferde du in deiner Karriere schon geritten hast?
[SPEAKER 2]
[00:34:40-00:34:47]
Hunderte. Ja, ganz sicher. Aber da jetzt eine Zahl zu nennen, wäre komplett geraten.
[SPEAKER 1]
[00:34:47-00:35:22]
Jetzt ist ja mit deinem Job am Ende auch, klar bist du passionierter Reiter und liebst das, was du tust, aber die Turniere, wenn man jetzt schaut... sind sehr global du reist sehr viel auch wie viel zeit bleibt denn eigentlich noch für das training hier Ja, das tatsächlich kommt manchmal kürzer, als einem lieb ist, dass man tatsächlich von Woche zu Woche unterwegs ist auf Turnieren und man manchmal das Gefühl hat, oh Mensch, ich wäre jetzt aber eigentlich lieber heute zu Hause und würde gerne konzentriert mich mit meinem Pferd im Training beschäftigen.
[SPEAKER 2]
[00:35:22-00:35:47]
Ist aber leider nicht möglich, weil ich gerade in Riyadh bin, in Doha, in Amerika, in China, in Frankreich, Spanien, Italien, egal wo. Aber das gehört dazu und es kommt am Ende darauf an, dann trotzdem zwischen diesem ganzen Termin oder in diesem vollen Terminkalender den bestmöglichen Plan, das bestmögliche Management zu entwickeln.
[SPEAKER 1]
[00:35:47-00:36:08]
Was ist denn dann Erfolg am Ende? Ist es dann das Pferd, das einen perfekten Plan bekommt von dir oder ist Erfolg dann doch die goldene Schleife, der Sieg, der Olympiasieg etc.? Weil das sind ja schon zwei am Ende ja dann doch auch unterschiedliche Welten, weil du ja auf der einen Seite auf dem Turnier bist oder halt hier zu Hause daran feiern kannst, an den Feinheiten noch weiter ausarbeiten.
[SPEAKER 2]
[00:36:08-00:37:17]
Ja, genau. Also ich bin tatsächlich, muss ich sagen, in der Hinsicht nicht der total ergebnisorientierte Sportler. Also für mich zählt nicht nur der Sieg, Sieg, Sieg. Sondern für mich ist der Weg dahin dann doch ein bisschen entscheidender. Eine Entwicklung muss da sein und ich kann wunderbar zufrieden sein, wenn ich einen Parcours absolviere, wo ich das Gefühl habe, wow, das war jetzt so, wie ich mir das vorgestellt habe, das war nahezu unperfekt und ich habe nicht gewonnen. Da kann ich wunderbar mit leben, weil ich trotzdem der Meinung bin... Der Sieg ist dann irgendwann das Ergebnis dieser Entwicklung. Der kommt irgendwann von alleine. Du musst nur deinem Weg treu bleiben, du musst dran glauben und der Rest kommt. Am Ende ist es wichtiger, dass du mit deinem Pferd deinen Weg findest und auch eine Entwicklung stattfindet, als dass das nur an Ergebnissen gemessen wird.
[SPEAKER 1]
[00:37:17-00:37:33]
So sehe ich das auf jeden Aber ein gewisser Ergebnisdruck kann ich mir vorstellen, herrscht ja hier trotzdem. Ihr fahrt ja nicht los und sagt, wir schauen jetzt mal, wie es so läuft und hoffentlich ist alles harmonisch, sondern am Ende herrscht ja auch ein gewisser Druck zu sagen, wir wollen ja auch gewinnen.
[SPEAKER 2]
[00:37:33-00:40:03]
Ja natürlich, aber trotzdem musst du immer bedenken, dass wir mit Lebewesen zusammenarbeiten. Du kannst für dich selber dieses Denken haben, aber ich halte das für total ungesund. Du kannst nicht dein Pferd in jedem Parcours, in jeder Runde abverlangen zu gewinnen. Das funktioniert nicht, oder? Du musst es dann natürlich runterschrauben und reitest nur ein paar Wettkämpfe im Jahr. Aber wenn du so einen vollen Terminkalender hast, wie wir das haben mit so vielen Events und Prüfungen, dann musst du das schon einteilen und dann kannst du nicht jedes Springen gewinnen. Das ist schlichtweg unmöglich und es ist auch ungesund, wenn du das versuchst. Das ist ganz meine persönliche Meinung. Das mag jemand anders sehen, aber das ist meine Meinung dazu. Ich finde, dass man auch, und natürlich gebe ich dir recht, und das habe ich genauso von mir immer, Ich will das maximale Ergebnis rausholen, was möglich ist. Aber das ist halt nicht immer nur der Sieg, sondern das ist manchmal halt auch ein fünfter Platz oder ein vierter Platz. Das ist dann das Maximale, was in der Situation und an dem Tag möglich war für mich und mein Pferd. Und dann muss man damit auch zufrieden sein. Aber natürlich habe ich auch Tage gehabt, wo eigentlich der Sieg möglich war und es hat nicht geklappt. Ja, dann bist du enttäuscht in dem Moment. Das gehört natürlich auch dazu, aber... Trotzdem darf man nicht zu sehr ergebnisorientiert und verbissen sein. Es ist nicht immer nur der Sieg, der zählt. Ich kann das verstehen, dass man das als Sportler hat. Als nur reiner Sportler gesehen habe ich das auch, will ich auch jedes Springen gewinnen. Aber wir arbeiten hier, ich wiederhole mich jetzt, in der Kombination mit einem Lebewesen zusammen, wo ganz, ganz, ganz viele andere Sachen ja dann auch immer noch mit einer Rolle spielen. Und das einfach, wie man so schön sagt, das sind keine Computer und es ist kein Roboter. Es ist nicht zu planen. Ja klar ist das der Reiz, aber Wir müssen auch darauf eingehen, wie fühlt sich mein Pferd heute an und wenn ich nicht das Gefühl habe, dass ich heute den Sieg vom Pferd verlangen kann, dann sollte ich das auch nicht tun. Wie gesagt, das ist so ein bisschen meine Philosophie und ich halte das für, wenn du mit deinem Pferd längerfristig wirklich konstant auf dem Level erfolgreich sein willst, für unabdingbar dieses Denken zu verinnerlichen.
[SPEAKER 1]
[00:40:03-00:40:12]
Wir haben auch ein paar Community-Fragen. Und eine Frage ist zum Beispiel, wie sieht dein Alltag aus? Vor allen Dingen, wie viele Pferde reitest du pro Tag?
[SPEAKER 2]
[00:40:13-00:40:26]
Ja, das sind mittlerweile weniger als gewohnt. Das sind im Moment, das kommt ein bisschen auf den Tag an, aber zwischen sechs und acht Pferden.
[SPEAKER 1]
[00:40:26-00:40:34]
Was sind neben den sportlichen Zielen deine grundsätzlichen Lebensziele? Eine weitere Community-Frage.
[SPEAKER 2]
[00:40:35-00:40:43]
eine Familie gründen und ein toller Papa und ein guter Ehemann zu werden.
[SPEAKER 1]
[00:40:43-00:40:44]
Das steht ja an.
[SPEAKER 2]
[00:40:44-00:40:48]
Ihr kriegt Nachwuchs im April. Da arbeiten wir dran.
[SPEAKER 1]
[00:40:48-00:41:03]
Wir sind schon unterwegs. Dein Teil der Arbeit ist schon gemacht. Und dann die Frage, ob du irgendwann grundsätzlich auch ein eigenes Unternehmen starten möchtest oder ob erstmal das Ziel ist, hier zu bleiben.
[SPEAKER 2]
[00:41:03-00:42:17]
Ja, also ganz grundsätzlich ist das Ziel erstmal hier zu bleiben. Ich fühle mich total wohl hier, habe das auch immer wieder gesagt die letzten Jahre. Ich habe das Gefühl, dass ich hier genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Und ich bin aber jetzt nicht jemand, der, das habe ich noch nie so richtig gemacht, jetzt mein Leben fürs nächste Jahr, fürs Jahr darauf und in drei Jahren plane und strukturiere schon, sondern da sind meine Gedanken komplett bei den Pferden. Und alles andere entwickelt sich irgendwie. Da sind auch ganz viele Sachen, wo man nicht wirklich drauf Einfluss nehmen kann, ganz oft. Wie jetzt zum Beispiel die Familienplanung. Jetzt kommt ein Kind dazu. Jetzt kommt ein Umzug dazu. Also da sind so viele Sachen, die dann auch am Ende eine Rolle spielen, dass ich jetzt nicht sage, in fünf Jahren ist das noch genauso hier. Vielleicht sitzen wir hier in fünf Jahren und alles ist noch genauso und es ist so, aber vielleicht ist es auch in fünf Jahren und es ist nicht mehr so. Das wäre jetzt doof, da irgendwas auszuschließen, aber ganz grundsätzlich ist das jetzt kurzfristig nicht der Plan und ich fühle mich total wohl hier und habe das auch immer gesagt.
[SPEAKER 1]
[00:42:19-00:43:19]
Jetzt hast du eben ja die Philosophie beschrieben, wie du auch mit Pferden umgehst, was für dich Ausbildung bedeutet, wie du mit Pferden arbeitest. Jetzt ist es so, gerade im Umfeld der Olympischen Spiele hat man das auch wieder gemerkt, dass der Pferdesport in der öffentlichen Meinung dann doch mehr unter Druck steht und gerade wenn so Top-Events sind. Also im Zuge jetzt von Olympia war ja viel der Fall Chalat du Jardin, der dann auch, wie ich fand, zumindestens vor den Reitsportprüfungen, die übertragen wurden, sehr, sehr stark ausgebreitet wurde. Wenn man jetzt seine philosophiert, ist das ja etwas, wo eigentlich fast alle Leute sagen, das ist ja genau, wie man mit Pferden arbeiten sollte. Warum schaffen wir es nicht aus deiner Sicht, oder vielleicht siehst du es auch anders, Diese Begeisterung zu übertragen, dass mehr Menschen sagen, das ist ja wirklich ein richtig cooler Sport. Und warum sind wir so stark in der Defensive?
[SPEAKER 2]
[00:43:21-00:45:12]
Ja, weil wir nicht offensiv genug denken, also weil wir uns in die Defensive treiben lassen, weil sich in der Gesellschaft so ein bisschen die Meinung gefestigt hat, dass man mit Tieren keinen Sport machen sollte und dass wir Tiere aber nicht als Sportgerät sehen, sondern tatsächlich als Lebewesen, so wie ich das ja gerade auch immer wieder erklärt habe. Das kommt am Ende viel zu wenig rüber und Und da bin ich der Meinung, dass wir da nicht offensiv genug mit umgehen und den Menschen auch wirklich zeigen, wie wir eigentlich mit Pferden, mit dem Lebewesen Pferd umgehen. Und dass das nicht für uns nur ein Sportgerät ist, sondern dass da viel mehr hinter steckt. Ich bin fest davon überzeugt. Leider ist es ein bisschen, finde ich generell auch in der Gesellschaft, ein Problem, dass man sehr festgefahren, stur ist und wenig offen ist. Und dass viele Menschen das auch gar nicht richtig hören wollen. Sondern die haben ihre Meinung. Ja, die Reiter, die... Alles Tierquäler. Genau, alles Tierquäler sowieso. Und die sehen Pferde nur als Sportgerät und so weiter. Und... Brauche ich gar nicht sehen, weil kann mich sowieso keiner davon überzeugen. Aber ich glaube, wenn die Leute wirklich ein bisschen offen an unseren Sport rangehen und mal wirklich ein bisschen hinter die Kulissen gucken, dann werden sie doch merken und denken, wow. Das ist ja Wahnsinn, was die sich für Gedanken machen und was sie für ihre Pferde tun, damit die sich wirklich wohlfühlen und gut fühlen, weil nur wenn sich jemand wohl und gut fühlt, kann er auch am Ende Leistungen in einem Sport abrufen. Das kommt irgendwie bei den Menschen nicht so richtig an.
[SPEAKER 1]
[00:45:12-00:45:43]
Aber es ist ja paradox, weil auf der einen Seite das, was du sagst, das teile ich, würde ich sagen, aber und du wirst immer eine Minderheit haben, die du nicht dafür öffnen kannst, weil die einfach eine festgefahrene Meinung haben und da kriegt man die auch nicht raus. Aber im Kern ist das etwas, wo man, wie du sagst, offensiv spielen müsste und sagen müsste, hey, Tore und Türen auf, es ist alles extrem pro fährt.
[SPEAKER 2]
[00:45:43-00:46:20]
Warum kriegen wir es nicht hin? Angefangen müssen wir dafür erstmal die breite Masse an der Gesellschaft für unseren Sport zu begeistern und wie machen wir das? Das machen wir in erster Linie über die Turniere, über die Events, die stattfinden am Wochenende, wo wir Leute zusammenkriegen müssen, die außerhalb des Pferdesports kommen und sagen, boah, das ist aber eine tolle Sache, dass die hier machen mit Pferden und Wahnsinn und das finde ich interessant und damit möchte ich mich ein bisschen mehr beschäftigen. Warum haben wir diese Situation gar nicht so richtig? Weil es unfassbar teuer geworden ist, allein auf Turnierveranstaltungen zu kommen.
[SPEAKER 1]
[00:46:20-00:46:21]
Alle Veranstalter sind extrem unter Druck.
[SPEAKER 2]
[00:46:21-00:48:27]
Alle Veranstalter sind auf diese Ticketpreise angewiesen, weil sie tierisch unter Druck stehen, mit ihrem Event Geld verdienen zu müssen. Weil die Sponsoren-Nachfrage nicht mehr so überdimensional da ist, wie sie vielleicht schon mal war. was immer halt auf Kosten der Tickets geht. Das heißt, eine Familie, wenn die heute mit ihren beiden Kindern am Wochenende auf ein Fünf-Sterne-Event gehen möchte und da einen Sitzplatz haben möchte für alle, dann wird das unter 200 Euro schwierig für einen Tag Hobby. Und das kann sich nun mal heutzutage auch nicht mehr jeder leisten. Deswegen bin ich der Meinung, dass wir es schaffen müssen, auf irgendeine Art und Weise, und ich habe jetzt auch nicht die super Lösung vor Ort, aber zusammen mit den Verbänden, FII, FN und auch Veranstalter müssen irgendwie eine Lösung finden, dass dieser Druck von den Ticketpreisen runterkommt und dass wir die Leute am Ende viel mehr einladen können auf dieses Event und denen unseren Sport dann da erstmal anfangen zu präsentieren. Was diese Events für ein Potenzial haben, ich glaube, das haben wir in Paris miterlebt. Wie du es eben gesagt hast, unser Sport ist so ein bisschen versucht, totzureden vor den Olympischen Spielen mit einem Skandal nach dem anderen, der da entwickelt wurde und aufgepauscht wurde und ja auch nur gezielt danach gesucht wurde. Und dann haben diese Olympischen Spiele stattgefunden, die eine unfassbare Werbung für unseren Sport meiner Meinung nach gewesen sind. Wo wir all das, wovon wir eben gesprochen haben, wirklich in Perfektion der Welt gezeigt haben. Und auf einmal hat keiner mehr davon gesprochen. Nach den Olympischen Spielen war es kein Thema mehr. Das zeigt doch, diese Events, die müssen wir kreieren und die müssen wir haben, damit unser Sport wirklich auch wieder in der breiten Gesellschaft angesehen wird.
[SPEAKER 1]
[00:48:27-00:48:55]
Das ist ja schon problematisch, glaube ich, für Leute, die jetzt zum Beispiel die Global Champions Tour nicht eng verfolgen. Da hat man dann immer das subjektive Gefühl, naja, die reiten ja sowieso nur in Riyadh und Doha und anderen Orten, wo dann irgendwie 500 Zuschauer sitzen. Was ja dann ein bisschen dieses, wir brauchen große Events, auch in den Ländern, wo jetzt Reitsport groß ist. Fußball hat ja zum Beispiel ein ähnliches Thema mit der WM in Katar gehabt, wo man sagt, das sind ja die Orte, wo sowas eigentlich stattfinden muss. Stattdessen ist ja die Realität derzeit auch eine andere.
[SPEAKER 2]
[00:48:56-00:49:41]
Ja, natürlich, genau. Aber die Realität ist natürlich auch, dass wir von irgendwas leben müssen und dass unser Unternehmen halt einfach auch Geld erwirtschaften muss. Davon hängen 50 Arbeitsplätze hier in Riesenberg alleine ab. Deswegen sind wir darauf angewiesen, in diesen Zeiten auch die Turniere in Saudi-Arabien oder in Katar oder wo auch immer mitzumachen, wo der eine oder andere vielleicht mit einem kritischen Auge hinsieht. Aber da wir halt im Moment nicht in der Lage sind, leider, das nur in Deutschland jedes Wochenende stattfinden lassen zu können, so müssen wir das machen und müssen, ich sag mal in Anführungsstrichen, diese Kröte schlucken, dass wir tatsächlich dann halt auch Turniere reiten, nicht vor 40.000 Zuschauern in Aachen, sondern vor 500.
[SPEAKER 1]
[00:49:42-00:49:46]
Die ja trotzdem eine hohe Wertigkeit haben, aber dadurch natürlich in einem anderen Licht.
[SPEAKER 2]
[00:49:46-00:50:06]
Ja, natürlich, genau. Jeder Einzelne hat eine Wertigkeit. Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der zum Turnier kommt. Aber natürlich ist das eine andere Atmosphäre oder andere Emotionen als in der SÖ. Das ist ja ganz normal. Nur unser Sport lebt von diesen Emotionen und wir müssen halt wieder Wege finden, das zu kreieren.
[SPEAKER 1]
[00:50:07-00:50:15]
Ist dir sowas jetzt im Zuge des Olympiasiegs, weil jetzt mehr ist, merkst du das auf Social Media, ob Leute viel mehr kommentieren bei dir oder du einfach mehr auch im Fokus stehst?
[SPEAKER 2]
[00:50:17-00:51:38]
Wenn ich ganz ehrlich bin, befasse ich mich mit Kommentaren auf Social Media überhaupt nicht, weil ich das für total ungesund halte. Das war schon immer so bei mir. Es gibt eine Fanpage, auf der ich ganz viele tolle Fans habe und die meinem Sport folgen, aber Wenn man sich persönlich anfängt, sich mit Kommentaren im Internet auseinanderzusetzen von Leuten, die man ja gar nicht wirklich persönlich kennt und die einen selber auch gar nicht wirklich persönlich kennen und die dann am Ende so Situationen, gar nicht richtig einschätzen können. Und wenn ich anfange, mir das zu Herzen zu nehmen und mich damit zu befassen, dann glaube ich, läuft man Gefahr, sich selber zu verlieren und sich vielleicht auch selber zu viel in Frage zu stellen und am Ende viel zu viel nachzudenken und zu zweifeln. Ich halte das für ungesund. Deswegen tue ich das nicht. Es freut mich über jeden Glückwunsch, den ich bekomme und über jeden positiven Kommentar. Aber ich versuche da wirklich doch dieses Thema immer sehr realistisch zu sehen und weder zu extrem in die positive Richtung abzuschwenken, als dann auch andersrum in die negative.
[SPEAKER 1]
[00:51:38-00:51:42]
Man könnte auch sagen, als Athlet ist das Teil der Jobbeschreibung, Social Media.
[SPEAKER 2]
[00:51:44-00:52:12]
Ja, genau. Das gehört dazu. Das ist ja nicht nur bei uns so, sondern das ist in jedem Sport ja mittlerweile so, dass Social Media eine riesige Rolle spielt. Aber trotzdem gibt es einen Umgang mit Social Media, der ist so und es gibt einen, der ist so. Ich halte es für sehr gesund, wenn man dann doch da am Ende einen gesunden Abstand so hält. Ja.
[SPEAKER 1]
[00:52:13-00:52:28]
Zum Abschluss eines jeden WeHouse-Podcasts, lieber Christian, gibt es die vier klassischen WeHouse-Fragen. Die blühen jetzt auch dir. Und Frage Nummer 1 ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]
[00:52:28-00:52:32]
Umfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben.
[SPEAKER 1]
[00:52:32-00:52:36]
Dann Frage 2, gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]
[00:52:40-00:52:57]
Es würde dem nicht gerecht werden, wenn ich jetzt einen Menschen nennen würde, weil da gehören am Ende mehr zu. Das sind meine beiden Eltern, meine Mutter, mein Vater, Ludger Schulze-Nius und Ludger Bärbaum.
[SPEAKER 1]
[00:52:57-00:53:03]
Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]
[00:53:06-00:53:26]
dass sich jeder Zeit nehmen muss. Man darf nichts überstürzen. In unserem Sport kommt nichts von heute auf morgen. Und das ist, glaube ich, das Wichtigste, was man in unserem Sport mitnehmen kann. Nichts überstürzen.
[SPEAKER 1]
[00:53:26-00:53:29]
Und zum Abschluss vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]
[00:53:30-00:53:32]
mein Leben.
[SPEAKER 1]
[00:53:32-00:53:41]
Lieber Christian, vielen Dank für deine Zeit. Weiterhin alles Gute und auch für das anstehende, die zu gründende Familie jetzt.
[SPEAKER 2]
[00:53:41-00:53:43]
Alles Gute und bis bald. Danke, bis bald.
[SPEAKER 1]
[00:53:43-00:54:08]
Ciao, ciao. Diese Folge wurde vorbereitet von Annika Voss, produziert durch Gloria Alter und unterstützt durch Lena Sachse. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr unserem Kanal folgt oder lasst eine Bewertung oder Kommentar auch zu der Folge auf Spotify da. Das ist uns wirklich wichtig. Bis zum nächsten Mal hier beim WeHouse Podcast.