#46 wehorse-Trainer Falk Stankus über faire Pferdeausbildung
Der wehorse-Trainer Falk Stankus spricht im Interview mit Christian Kröber über faire Pferdeausbildung und Probleme im Turniersystem. Erfahre mehr über den Mann, der mit 15 – ganz zufällig – seine erste S-Dressur ritt, mit 18 den ersten Grand Prix gewann und mit 20 das goldene Reitabzeichen verliehen bekam. Heute reitet der Pferdewirtschaftsmeister nicht nur bis zur schweren Klasse, sondern bildet auf seiner Reitanlage in Ostholstein, dem Dorotheenhof, Pferde und Reiter in allen Disziplinen aus.
"Ich möchte nicht, dass die Pferde durchs Raster fallen, die den Turnierbedingungen nicht gewachsen sind", sagt Falk Stankus im Podcast. Jedes Pferd verdient es, individuell gefördert und geformt zu werden! Unabhängig vom Papier oder atemberaubenden Bewegungsabläufen. Hör dir an, wie der Ausbilder Stärken und Schwächen eines Pferdes erkennt und sein Ziel, eine möglichst feine Kommunikation mit dem Pferd, erreicht.
Ist feines Reiten auch automatisch erfolgreiches Reiten? "Nein!", ist die Antwort des aktiven Turnierreiters. Welche Kritik Falk Stankus an heutigen Prüfungen übt und warum eine goldene Schleife nicht unbedingt pferdegerechte Ausbildung auszeichnet, hörst du im wehorse-Podcast.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich Willkommen zur Folge 46 des wehorse Podcasts. Wir haben mal wieder einen wehorse Trainer zu Gast. Diesmal ist es der Dressurausbilder Falk Stankus, den viele über seine Lernvideos zur Ausbildung von Dressurpferden auf wehorse.com kennen. Es geht über seine Philosophie, warum jedes Pferd besonders ist und auch wie man sich am besten auf sein eigenes Pferd einstellt. Falls du gerne mal dir einen Podcast-Gast wünschen möchtest, haben wir derzeit dazu übrigens eine Umfrage, ein Voting laufend in unserer Facebook-Gruppe, Ausbildung von Pferd und Reiter, die Community. Also am besten schaust du direkt mal vorbei, schlägst jemanden vor oder votest für deinen liebsten Kandidaten. Also nochmal, Ausbildung von Pferd und Reiter, die Community, die Facebook-Gruppe. Nun viel Spaß mit Falk Stankus. Ein neuer wehorse-Podcast. Ich freue mich sehr. Wir sind in Ostholstein, wie ich gelernt habe, auf dem Dorotheenhof bei wehorse-Ausbilder Falk Stankus. Hallo Falk. Moin. Hallo. Schön, dass du bei uns bist im Podcast der Dorotheenhof. Ihr betreibt ihn hier. Ein Dressurstall kann man sagen. Was genau ist der Dorotheenhof? Was macht ihr hier?
[SPEAKER 2]Ja, wir sind ein Reitbetrieb, Ausbildungsbetrieb. Du sagtest Dressur. Das ist auch tatsächlich ein großer Schwerpunkt. Am Ende geht es hier um Reiten. Also in vielen verschiedenen Facetten. Das findet durch Reitunterricht statt. Das findet durch natürlich die Ausbildung der Pferde statt. Dadurch, dass wir ein Ausbildungsbetrieb sind, sind wir natürlich nicht nur dressurlastig, sondern auch in Dressur und Springen und Gelände, wenn man die Disziplinen ansprechen will unterwegs.
[SPEAKER 1]Also ein Pferd wird bei euch nicht direkt in die Schiene Dressur gedrückt, sondern ihr seid so ein bisschen ganzheitlicher unterwegs.
[SPEAKER 2]Ja, man kann schon sagen, dass die Kunden uns wegen Dressur hauptsächlich ansprechen. Das ist ja mein Werdegang auch gewesen. Es ist durch die Professionalisierung, dadurch, dass es ein Ausbildungsbetrieb ist, ja gar nicht möglich, nur zu sagen, wir machen nur Dressur. Am Ende ist es Reiten. Also Reiten in dem Sinne, dass wir dann auch natürlich Dressurturniere reiten, aber auch eine vielseitige Grundausbildung dafür möglich machen wollen.
[SPEAKER 1]Und das ist, glaube ich, auch euer großes Credo, also die vielseitige Grundausbildung, wo es dann erstmal egal ist, ob es Richtung Dressur am Ende geht oder ob ihr doch ein Buschpferd werdet.
[SPEAKER 2]Das ist jetzt tatsächlich auch schon mal so gekommen. Also ich habe dadurch eine große Erfahrung sammeln können oder Erfahrungen sammeln können durch Vielseitigkeitsturniere, die ich besuche, durch ein Pferd, was hier in Ausbildung gekommen ist, was ich dann für diese Richtung mehr veranlagt gezeigt hat und dementsprechend dann auch in diese Richtung gefördert wurde. Und so bin ich zu Vielseitigkeitsturnieren dann zum Beispiel gekommen, ja.
[SPEAKER 1]Obwohl man ja sagen muss, wie du selber schon angesprochen hast, Dressur ist dann doch ein ganz großer Baustein. Du hast nämlich mit 15 Jahren deine erste Essdressur geritten. Stimmt das? Das stimmt, ja.
[SPEAKER 2]Das ist ein Zufall gewesen, weil mein Stiefvater sich in den Daumen gesägt hat. Ja, der war mit der Kreissäge aktiv und hatte da einen Unfall. Und dann hatte meine Mutter zu dem Zeitpunkt gesagt, ich habe das Pferd immer mal auch geritten und kann ich das nicht genauso mal machen. Und so bin ich dann ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen worden und durfte da reiten. Und so bin ich da auch, habe ich da Fuß gefasst, so in diesem, in dieser Idee, dass ich das, ich hab das dann auch noch weiter vorgestellt, dass ich da Dressur-mäßig und Turnier-mäßig ehrgeiziger reite.
[SPEAKER 1]Und man muss sagen, du bist ja reiterlich vorgeprägt durch deinen Vater, Franz Martin Stankus.
[SPEAKER 2]Ja, das ist mein Stiefvater. Meine Mutter hatte dann in zweiter Ehe, also hat ihn kennengelernt, die haben dann nochmal geheiratet und so ist letztendlich dann auch unsere Verbindung hierher zum Dorotheenhof gekommen, dass wir hier hochgezogen sind und dadurch im Grunde genommen erst dieses Reiter leben mit dem Hof und mit vielen Pferden und alles bei sich. Dadurch ist das erst entstanden. Und seitdem leben wir hier so.
[SPEAKER 1]Und was für dich von Anfang an klar ist, dass es in die Berufsreiterschiene geht? Du bist ja auch Pferdewirtschaftsmeister.
[SPEAKER 2]Nee, das war nicht klar. Es war für mich schon die Verbindung zum Pferd, die ich nie aufgeben wollte. In der Phase Schule nahezu zu Ende, was macht man danach, gab es bei uns die schwierige Situation, dass meine Mutter verstorben war und dadurch das Ganze so ein bisschen ins Wanken gekommen ist, diese Stringenz oder diese Idee, was macht man so jetzt in der nächsten Zeit, die hat sich einmal komplett, wie soll ich das beschreiben, die ist einmal komplett ins Rütteln gekommen und man hat so ein bisschen den Boden oder den Füßen verloren. Und so bin ich dann erstmal hier weiter natürlich geritten und wollte mich auch orientieren, war bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf, hab dort tolle Erfahrungen sammeln können und war dann wieder hier zu Hause. Ja, so ist das nach und nach gekommen, dass ich im Grunde genommen für mich entschieden habe, dass ich das wirklich voll beruflich machen möchte. Ich habe dann ein Fernstudium noch angefangen, das dann aber über die Entscheidung hier, wirklich diesen Hof eigenverantwortlich zu übernehmen, dann, das ist dem gewichen, diesem Hof gewichen, das habe ich nicht zu Ende gemacht. und bin aber seitdem hier wieder ganz zufrieden mit der Entscheidung und stehe voll dahinter, dass ich jetzt hier auf dem Dorotheenhof sein darf.
[SPEAKER 1]Obwohl Bundeswehr-Sportschule, hast du gerade angesprochen, also es ist ja so, dass die Bundeswehr auch eine quasi reitsportliche Abteilung betreibt im Rahmen der Leistungssportförderung, angesiedelt in Warendorf, auf der anderen Straßenseite der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Wenn man das ja macht, ist das ja schon ein recht ambitionierter Weg. Das ist ja nicht, na ich guck mal, ob ich den Hof übernehme, das ist ja schon der sportliche Einschlag, der da mit einhergeht.
[SPEAKER 2]Das stimmt, das ist definitiv so. Wobei ja da nicht vorgegeben ist, dass man das wirklich so machen möchte, dass man davon leben muss. Das ist ja getrennt. Das ist ja tatsächlich der Sport, der dort gefördert wurde. Und dieser Sport wurde bei mir in der Zeit extrem gefördert. sehr viele Möglichkeiten, konnte die gut nutzen und das war für mich ein Sprungbrett und ich habe dadurch viele Menschen kennengelernt, ich durfte an Turnieren teilnehmen, die mir Einblicke gegeben haben, wie das vielleicht so abläuft und dieser kleine, dieser Traum, den man vielleicht von klein auf, wenn man, wenn man sportlich denkt, hat, man möchte da die höchsten Ziele erreichen. Ja, da habe ich doch schon so ein bisschen mehr Einblicke bekommen dürfen und ein Gefühl für entwickelt, ob ich da in so eine Richtung wirklich weitergehen möchte und Ja, und wie ich sagte, die Entscheidung, das wirklich hauptberuflich zu machen, die ist dort auch mitgereift, ist aber danach auch wirklich noch mehr zur Gewissheit gekommen. Und ich trenne das auch, das Sport, dieses sportliche Reiten. Und Reiten als Beruf oder Reiten im Sinne von, dass man ein Pferd ausbildet, das ist für mich nicht zwangsläufig miteinander verbunden.
[SPEAKER 1]Warum ist das sich aus deiner Sicht miteinander verbunden?
[SPEAKER 2]Weil es einfach viele Pferde gibt, die nicht den Regeln, den Gesetzen des Sports oder den Verpflichtungen, die dazu gehören, die da nicht so reinpassen. Auch zahlenmäßig ist der Sport ja eher unterlegen, wenn man jetzt im Vergleich die große Masse an Pferden sieht, die es gibt, die auch mit, wie ich sagte, mit sportlichem Reiten so gar nicht so viel zu tun haben. Nicht nur Pferderassen, sondern auch einfach, es gibt ja sehr viele Reiter, die gar nicht den Anspruch haben auf Turnier zu gehen.
[SPEAKER 1]Also steht für dich auch wirklich die Pferdeausbildung, wie du ja sagtest, unabhängig von dem Weg, ob es dann Richtung Vielseitigkeit oder Dressur oder sei es auch nur ein Gangpferd, steht für dich da mehr im Vordergrund als wirklich der sportliche Anreiz, jedes Wochenende die goldene Schleife nach Hause zu holen.
[SPEAKER 2]Genau, das ist die Grundlage. Und das kann ja daraus entstehen. Man kann ja daraus sowas machen, dass man wirklich dann sehr regelmäßig losfährt und sehr erfolgreich, sportlich erfolgreich reitet. Aber es ist ein Weg.
[SPEAKER 1]Es gibt viele Wege.
[SPEAKER 2]Dem Pferd ist es am Ende ja egal. Das Pferd fragt nicht danach, aufs Turnier zu fahren, sondern das Pferd will ordentlich behandelt werden und hat andere Bedürfnisse als das, was wir da vorschlagen und wir müssen gucken, dass das übereinstimmt. Und ich möchte nicht, dass die Pferde durchs Raster fallen, beziehungsweise ist das ja auch der Grundstein dessen, dass die Pferde, die wirklich Talent und auch von der Psyche und von dem ganzen Drumherum, was für Sport reiten und fahren und einstallen und alles das, was dazu gehört, Publikum, dass die das gut verkraften, das ist ein Teil des Ganzen.
[SPEAKER 1]Es ist ja am Ende wie bei Menschen. Nicht alle können vor 80.000 Zuschauern bei Borussia Dortmund Fußball spielen. So ist es.
[SPEAKER 2]Wir alle wollen da hin und gucken dem Begeister zu. Andere eben interessieren sich für andere Sachen und wie ich sagte, dem Pferd ist es ja irgendwie von Grund auf, es wird nicht als Dressurstar geboren, sondern erstmal als Pferd.
[SPEAKER 1]Viele kennen deine WeHorse Lernvideos, wo es ja auch um die Ausbildung von Pferden geht. Wie sieht denn dein persönlicher Ausbildungsweg aus? Was ist die Pferdeausbildung aller Stankus? Das ist eine große Frage. Wir haben ja Zeit.
[SPEAKER 2]Die Ausbildung, es ist ein Teil davon, was ich eben sagte, bezieht erstmal die Grundbedürfnisse des Pferdes mit ein. Also wir reden ja jetzt von Ausbildung und denken vielleicht schon an Reiten. Und natürlich muss vorher und auch drumherum und nachher gegeben sein, dass man den Bedürfnissen des Pferdes so gut es geht gerecht wird.
[SPEAKER 1]Also Haltung beispielsweise.
[SPEAKER 2]Ja, Haltung ist auch sogar schon ein Überbegriff. Also, natürlich, wie das Pferd gehalten wird, aber das impliziert eigentlich schon, welche Einstellung ich zum Pferd habe. Wenn ich das Pferd als ganzes Wesen respektiere, dann mache ich mich schlau, welche Bedürfnisse es hat. Dann gucke ich, was dieses Pferd nochmal individuell braucht und dann will ich darauf eingehen. Und das ist für mich die Grundlage auch, dass ich das bis in den Sattel hinein fortsetzen möchte. Und wenn du jetzt fragst, was ist die Ausbildung aller Stankos, dann kann man sicherlich von außen auch sagen, das ist eine Sache, wo meine Persönlichkeit vielleicht so ein bisschen Schwerpunkte setzt. Aber ganz allgemein gesprochen, finde ich wichtig, dass das das Bedürfnis des Pferdes erst mal erreicht wird. Und dann beim Reiten geht es so weit, dass man eben die Biomechanik, die Physik und auch eben Reitlehre, die das alles beinhaltet, dass man die ernst nimmt und für sich dann auch immer mit Fortbildung und mit Austausch mit anderen Ausbildern guckt, dass man da für sich einen guten Weg findet. Und mein Schwerpunkt ist dann vielleicht, dass ich Ich kann jetzt vielleicht einmal so ein bisschen sagen, wie ich das im Unterricht mache. Es gibt viele Übungen. Es gibt eine große Wolke an Theorie. Und ich muss es schaffen, das auf das Pferd zu übersetzen. Im Unterricht sogar auf die Kombination Pferd, Reiter, Reiterin. Dass das für diese Situation, wo stehen die gerade in ihrer Ausbildung, welche Sorge hat der Mensch da gerade? dass ich es schaffe, die dort abzuholen und dementsprechend dann mitzunehmen in einen Weg. Und auf diesen Weg macht man sich dann gemeinsam. Und das trifft dann für mich persönlich auch zu, wenn ich ein Pferd ausbilde, dass ich einmal gucke, wo hole ich den ab? Was macht der gerade? Was hat der für einen Körper? Wie ist der vom Interieur her? Hat der eine Vorgeschichte? Was fühle ich gerade in der Situation? wo finde ich den Zugang, dass er mich akzeptiert als Reiter, dass ich ihm sagen darf, was ich von ihm möchte, dass er meine Sprache annimmt und ich ihm meine Sprache auch erklären kann. Und dann kann man sich auf den Weg machen. Und das ist im Grunde genommen dann die Frage, wo wir eingangs waren, wo geht es hin? Man hat dann vielleicht die Idee, man möchte mit dem Pferd am Ende Und das Ende wäre auch nicht messbar, sondern ich möchte auf dem Weg erreichen, dass ich ein gemeinsames Gleichgewicht erreiche. Also das Gleichgewicht des Pferdes mit mir darauf oder wenn ich jetzt das vom Boden mache, mit mir daneben. dass ich das anleiten darf, dass ich meine Vorstellung beim Geländerad durch verschiedene Bodenverhältnisse, durch das Wasser, über Hindernisse, dass ich diese Aufgabenstellung, die ich da äußere, dass das Pferd in der Lage ist, das mit mir gut zu machen. Und im Zuge dessen kann ich das auch in einem Wettkampf machen natürlich. Da gibt es dann bestimmte Bedingungen, Hindernishöhe, Strecken. Verlauf und so weiter. Oder eben in der Dressuraufgabe, dass ich dann bestimmte Lektionsfolgen hintereinander abrufen kann. Aber am Ende muss ich gucken, dass das zum Pferd passt.
[SPEAKER 1]Wenn wir jetzt nochmal beim Bedürfnis einsteigen, wie du gerade am Anfang auch geschildert hast. Wie finde ich denn dieses Bedürfnis heraus, wenn man jetzt sich die, Warmblut Pferde Zucht beispielsweise anguckt, da wird ja das Bedürfnis schon in gewisser Weise vorausgesetzt, wird sehr früh selektiert. Das eine ist ein Ressort-Pedigree, das andere ist ein Spring-Pedigree. Damit wird ja der Weg so ein bisschen auch vorgegeben. Wie finde ich es denn heraus?
[SPEAKER 2]Das ist der Weg, das stimmt, dann habe ich im Sinn, was das Pferd kann und wenn ich sehe junge Pferde, wenn die freispringen gehen, kann man natürlich ganz klar erkennen, welches Pferd Springgene in sich hat. Darauf wird ja auch im Freispringen dann auch schon Rücksicht genommen. Aber jetzt, du hattest gesagt, vor 80.000 Leuten Fußball spielen. Ich muss als Ausbilder natürlich herausfiltern, Oder das Pferdscannen, wenn man das so sagen kann, was, unabhängig davon, ob das jetzt noch so oder springen oder welche Veranlagung vorherrscht, was habe ich da für einen Körper, was habe ich da für ein Wesen vor mir? Ist das ängstlich, ist das eher introvertiert, ist das eher extrovertiert? Ist es gerade überbaut? Ist es fehlgestellt in dem Exterieur? Womit arbeite ich? Und dann natürlich das, was man im Umgang dann mitbekommt. Ich hatte schon Interieur-Kriterien genannt. Was macht das mit dem Menschen? Ist es eher, dass es mich in Frage stellt? Ist es eher, dass es sich nicht traut? Und da ist es dem Pferd ja auch erstmal egal, was es für ein Pedigree hat. Das ist ja erstmal die Ist-Situation für diese Sekunde, wo ich ja mit dem Pferd begegne, der Moment. Und damit arbeite ich.
[SPEAKER 1]Ist das eigentlich abhängig davon, wann ich dem Pferd begegne, ob’s jetzt ein Fohlen ist, ob’s ein Jährling ist oder ob’s vierjährig angeritten wird? Oder ändert sich das Interieur auch? Ist ja eigentlich wie beim Menschen. Menschen entwickeln sich ja auch weiter.
[SPEAKER 2]Ja, das Vertrauen wächst und das Hintergrundwissen verändert sich. Also das, wenn ich dem jungen Pferd, was noch, sag ich mal, in der Herde sozialisiert ist, begegne, ist das ein anderer Hintergrund, ein anderer Kontext, als wenn ich dem zehnjährigen, im Springsport aktiven Pferd begegne. Der kann, davon würde ich jetzt ausgehen, wenn er weiter ausgebildet ist, mit seinem Körper schon deutlich besser umgehen im Vergleich zu einem jungen Pferd. Aber ich muss da auch erst, ich kann nicht sagen, das Springpferd oder das Dressurpferd. Ich kann auch nicht sagen, die Linie. Man kann sicherlich Tendenzen abmachen und versuchen, das zu vergleichen, aber ich habe ja nur Individuellen. Es ist leider nicht verallgemeinerbar in der Hinsicht, wie man darüber sprechen würde.
[SPEAKER 1]Gibt es denn bei euch den idealtypischen Weg eines Pferdes, also wann reitet ihr an, wann kommen die Pferde zu euch, wie ist der weitere Weg dann?
[SPEAKER 2]Das gibt es doch nicht, nein. Weil wir ja selber nicht eine Aufzucht hätten, wo wir uns das alles aussuchen können. Wir müssen so ein bisschen auch gucken, dass wir mit den Ansprüchen der Kunden arbeiten. Wenn einfach ein Pferd im Alter von fünf Jahren hierher kommt und noch wenig geritten ist, das ist so ein bisschen das, was ich versucht habe zu beschreiben. Ich versuche einmal herauszufinden, wo man startet. Man bespricht mit den Besitzern, wo es hingehen soll. Und dann hat man schon mal zwei Eckpfeiler. Und vielleicht noch mal bildhaft gesprochen, ich befinde mich jetzt wie auf einer Karte. mitten auf einer Wiese, grüne Wiese und möchte zum Ort XY und habe einen Kompass bei mir. Ich muss mit den Gegebenheiten, die mir die Natur in dem Moment bietet, auf dem Weg dahin arbeiten. Wenn ich an einen Fluss komme, muss ich vielleicht einmal in eine komplett entgegengesetzte Richtung laufen. Und wenn man mich beobachten würde und wüsste, dass ich zu dem Ort hin wollte, könnte man sagen, ich laufe gerade entgegengesetzt, aber ich Suche für mich den besten Weg gerade seinen eigenen Plan quasi ganz genau und das ist deshalb. Ja, es gibt das Ziel und das Ziel ist sicherlich auch, wie ich das sagte, mit dem Besitzer des Pferdes oder der Besitzerin abgesprochen. Aber den Weg dahin, den muss ich fühlen. Also ob ich das junge Pferd schon mehr fordere, weil er sehr übermütig ist, sodass ich dem viel mehr Aufgaben gebe oder den einfach auch langsam heranführe. Oder das etwas ältere Pferd, Es geht ja so ein bisschen in das, wie man ein Pferd auch managt, wirklich intensiver in einer bestimmten Thematik arbeite, Kraft aufbaue, wenn ich zum Beispiel jetzt mal ins Reitthema reingehe, Galopp-Schrittübergänge viel mache, um versammelnde Arbeit zu entwickeln. So, das kann mal ein Schwerpunkt sein, aber ich würde daraus nicht gleich ein System entwickeln können, sondern es ist davon abhängig, wo ich gerade bin, wie ich das in dem Bild beschrieben habe und wo ich gerade hin will. Und es kann sein, dass ich gerade ein Hindernis vor mir habe, dass das Pferd gerade körperlich noch nicht ganz so mitkommt und dementsprechend länger an einer Stelle verweile, bis es dann in anderen Phasen, ja, Entwicklungsschübe gibt, wo man das Gefühl hat, jetzt geht gerade alles ganz schnell und alles ganz leicht.
[SPEAKER 1]Gibt’s auch Momente, wo man dann sagt, okay, an dieser Herausforderung arbeiten wir jetzt schon ein bisschen länger und wir kommen auch gar nicht weiter. Gibt’s auch. Dass man sagt, okay, vielleicht muss man da in der Ausbildung sagen, vielleicht einen anderen Schwerpunkt legen oder Schwierigkeitsgrad runternehmen. Wie geht man damit um?
[SPEAKER 2]Ja genau, so ist das. Genau, man muss, wie du das beschreibst, man muss wach bleiben, sich hinterfragen und den Gesamtplan, wo wollen wir hin, den darf man dann nicht zu verbissen angehen. Ja, es gibt Momente, wo die Pferde Probleme haben im Sinne von, dass sie das nicht erfüllen können, wie wir uns das vorstellen, weil gesundheitliche Mängel da sind oder Ausrüstungsgegenstände nicht optimal sind. Da muss man auch immer erst mal hinterkommen.
[SPEAKER 1]Genau. Du bist ja turniersportlich auch in der Vielseitigkeit unterwegs. Ist das etwas, was dich dann auch persönlich fordert? Also ähnlich wie man ja beim Pferd auch einen Weg begeht, ist dann diese Vielseitigkeitsreiterei nun mal als Beispiel auch etwas, was dich dann auch als Person weiterentwickelt? Klar.
[SPEAKER 2]So ist das, ja. Für mich eine Erfahrung, dass es mich bestätigt darin, dass es um Reiten geht und dass die Disziplinen, sicherlich die Disziplinen erwarten unterschiedliche oder stellen unterschiedliche Anforderungen, aber das, ich sag mal, das Kommunikationssystem zum Pferd, muss einheitlich bleiben. Das ist für mich, wenn ich jetzt die Erfahrung aus dem Vielseitigkeitsreiten in sportlicher Hinsicht sehe, ist es für mich die Erkenntnis vor allem, Ich muss dem Pferd gegenüber treu bleiben, dass ich nicht sage, ich packe den Dressursattel drauf, heute ist Dressurtraining, ich mache den Springsattel drauf, morgen ist Springtraining und übermorgen, wenn es den gibt, den Geländesattel. Also gedanklich machen. Ich habe dann den Geländemodus. Sondern für mich fängt dann auch Reiten an, indem ich das Fährtschritt reite oder löse oder das unterscheidet sich so jetzt nicht wirklich. Ich versuche immer einen Takt zu finden. Ich versuche das passende Tempo zu finden. Und wenn ich dann natürlich im Gelände auf einem anderen Boden unterwegs bin als in der Reithalle, gilt das da genauso. Und dann baut sich das auf. Ich fange eigentlich an und galoppiere los über Hindernisse.
[SPEAKER 1]Also quasi nicht Schablone F einfach drüberlegen, sondern wirklich die Aufgaben, die einem gestellt werden, die meistert man gemeinsam. Egal, ob es jetzt irgendwie ein Drakenengraben ist oder eine Pürette, salopp gesagt.
[SPEAKER 2]Genau, das ist ja schon ein hoher Anspruch und das, was ich sagte mit dem Weg innerhalb der Ausbildung, wenn man das einfach mal über Jahre versucht zusammenzufassen, Das muss ich im täglichen, im Reiten auch, ich muss es erst mal anfangen. Ich muss einmal anfangen und gucken, was finde ich heute vor? Bin ich, wenn ich jetzt das Pferd im Gelände reite, ist es eine Wiese, muss ich gucken, dass der Takt einfach auch so gegeben ist, dass ich daraufhin ein Pferd habe, was loslassen kann, was leistungsfähig wird, was in die Anlehnung hineintrabt. wo die Übergänge auch funktionieren. Das ist für mich, wie gesagt, ein Kommunikationssystem, wo ich sicherstelle, dass ich mich mit meinem Anspruch, wenn ich so ein bisschen mehr den inneren Steigbügel austrete, dass das Pferd dann in die Wendung geht. Diesen Anspruch, den ich dann zum Beispiel fürs Geländereiten in Millisekunden treffen muss, das bereite ich vor. Und in der Dressurarbeit, wenn du die Galopp-Piolette ansprichst, will ich das auch erreichen, dass es über minimale Hilfen, damit es auch Hilfen bleiben, gewährleistet ist, dass das Pferd in seinem Gleichgewicht diese
[SPEAKER 1]Aufgabe meistern kann.
[SPEAKER 2]Und so, um das nochmal so zusammenzufassen, ist es die Erkenntnis mit dem Vielseitigkeitsreiten, es ist wichtig, dass ich für mich ein authentisches und in sich stimmiges Kommunikationssystem habe. Und dann kann ich das in die jeweilige Disziplin übersetzen.
[SPEAKER 1]Wie wichtig ist auch für dich der Austausch noch mit anderen Ausbildern, guckt man auch über den Tellerrand, viele kennen ja Olaf Müller, auch im Zusammenhang mit dir, mit dem du dich auch eng austauscht, also wie sehr schaut man auf, wie machen das andere, wie ist deren Philosophie gewachsen?
[SPEAKER 2]Ja das ist natürlich, Das Interesse gegenseitig, dass man, ja, jetzt wenn du sagst, wie machen das andere, das interessiert mich schon. Mit Olaf Müller speziell verbindet mich einfach eine enge Freundschaft. Unser Zusammenwirken geht nochmal mehr darüber hinaus. Also das ist wirklich ein intensiver Austausch. Das geht nicht nur darüber hinaus, dass man sagt, wie macht er das, was ja sicherlich eine Grundlage dafür ist, aber mit Reitunterricht, mit Mitreiten. Wir haben sehr intensive Zeiten gehabt, die das komplette Programm einer Zusammenarbeit beinhalten. Ich habe sehr viel von ihm gelernt oder lerne immer noch sehr viel von ihm. Wir versuchen uns gegenseitig auszutauschen, besser zu machen, gar nicht nur im sportlichen Sinne, sondern wir haben einfach eine, wir sind eine Art Interessensgemeinschaft.
[SPEAKER 1]Eine IG. Interessengemeinschaft.
[SPEAKER 2]Interessensgemeinschaft Pferd. Und haben eine gute Sprache. Wir können da gut mit über Pferde sprechen. Wir haben, ja, irgendwie da ein Draht.
[SPEAKER 1]Ja.
[SPEAKER 2]Und das macht es unheimlich wertvoll. Ich habe das auch in umgekehrter Weise erlebt. Man redet mit Pferdemenschen. und redet und hat ein gutes Gespräch und wenn man dann ins praktische übergeht, hatte ich doch auch schon mal das Gefühl, wir haben keine gemeinsame Basis.
[SPEAKER 1]Also der Anspruch zwischen Theorie und Praxis am Ende.
[SPEAKER 2]Ja oder man übersetzt und das ist eben der Teil den ich spannend finde. Man übersetzt die Reitersprache, wenn man also nicht Reiter ist, keinen direkten Zugang zum Pferd hat und hört Reitern untereinander zu, ist es ja schon mal ein bisschen vielleicht eine individuelle Sprache, die man dort vorfindet. Aber dann ist es dann doch noch so, dass selbst unter Reitern Gespräche stattfinden, Worte, Sätze, Floskeln ausgetauscht werden und man spricht am Ende doch nicht dieselbe Sprache.
[SPEAKER 1]Und da gibt’s ja ganze Bücher, die dazu schon gefüllt wurden, was für eine Sprache auch Pferdemenschen verwenden. Also ich kenn’s von mir, Kumpels von mir, die nicht aus dem Pferdesport kommen, die dann auch mal mit unterwegs waren, die sagen, über was habt ihr eigentlich hier geredet?
[SPEAKER 2]Ganz genau, das ist der Blick von extern.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Und intern, das ist eben schön, wenn man jemanden findet, mit dem man jetzt auch tatsächlich so im Verbalen das Gefühl hat, man trifft sich auf einer Ebene und das dann natürlich in der Praxis noch bestätigt bekommt. Und das ist jetzt bei Olaf Müller und mir wirklich der Fall. Und ich finde es wichtig, das ist vielleicht ein Wunsch von mir und in meiner Tätigkeit so als Ausbilder auch ein Ziel. Ich möchte in gewisser Weise auch versuchen zu übersetzen, weil ich erlebe, dass die Floskeln, jetzt mal als Beispiel in der Reitsprache, ich möchte mein Pferd vor den treibenden Hilfen haben.
[SPEAKER 1]Der Klassiker, vor den treibenden Hilfen.
[SPEAKER 2]Ja, wie du das sagst, der Klassiker. Du könntest jetzt bestimmt auch einige von diesen Floskeln runterbeten. Und ich bin mir sicher, wenn man das Experiment wagen würde, man könnte vielleicht sogar einen Computer programmieren und den dann nachher Reitunterricht machen lassen. Und wenn man das hört, würde man immer sagen, ja, stimmt.
[SPEAKER 1]Qualifiziert ja unser Recht. Hat er recht.
[SPEAKER 2]Korrekte Fachsprache, tolle Ausdrücke. Ja, und es passt vielleicht in dem Moment gar nicht. Ja, es kann sein, dass das in dem Moment nicht zu dem passt, was dort in der Praxis, was das Pferd gerade braucht, was die Reiterin gerade braucht. Oder, das ist eben der wichtige Teil, was heißt denn das? Was heißt denn vor dem Schenkel? Was heißt denn halbe Parade? Man hat das mal gelernt und man hat das irgendwie auch schon oft gehört. Die Leute, die sich wirklich intensiver damit auseinandersetzen, die haben vielleicht auch schon mal ein Buch dazu gelesen oder nachgeforscht oder, oder, oder. Und ich erlebe das so in meiner täglichen Arbeit, dass ich, wenn ich es wirklich definieren müsste, ganz engmaschig beschreiben müsste, jetzt bei dem Beispiel halbe Parade, Es fühlt sich bei jedem Pferd und auch bei dem ein und demselben Pferd in unterschiedlichen Situationen, es ist immer was anderes. Es ist einmal ein Abfangen der Bewegung, um ein Wegeilen aufzufangen. Es ist einmal ein Aufmerksam machen. Es ist einmal ein dem Pferd Energie zuführen, um stabiler zu werden, um nicht im Körper auseinanderzufallen. Und das sind jetzt so in kurzer Form drei Beispiele, wo es eine ganz große Farbpalette an Möglichkeiten gibt. Und dieser Begriff halbe Parade versucht natürlich, oder eine Definition dazu, versucht natürlich all das zusammenzufassen. Und das ist finde ich in der Praxis als solches oft zu allgemein. Und dann kann man natürlich sagen, sie weiß, was damit gemeint ist, wenn ich jetzt jemanden anleite oder wenn ich das Pferd reite, das Pferd weiß, was damit gemeint ist, das muss ich überprüfen. Da ist der Mensch deutlich genügsamer als das Pferd.
[SPEAKER 1]Und zeigt ja auch, dass eigentlich dieser floskelhafte Unterricht ja dann doch gar nicht passt, weil es, wie du sagst, immer anders sein kann.
[SPEAKER 2]Ja, man muss es überprüfen. Ich kann mich in den Floskeln so ein bisschen retten, aber ich muss es im Zweifelsfall, und das lege ich auch wirklich den Reiterinnen und Reitern nahe, man muss es einmal hinterfragen. Was mache ich da gerade? Wenn man sich dann wieder darauf einigt, okay, das war eine halbe Parade, aber ich muss Umschreibungen finden, ich muss vielleicht auch Bilder verwenden, damit ich dann auch wirklich den Kern des Themas, was ich da gerade anspreche, auch wirklich finde. Um das wiederherzustellen, was wir schon besprochen haben, dass ich wirklich in der Ausbildung am Thema bleibe und nicht zu sehr jetzt sage, das sind ja immer Themenkomplexe, wenn ich sage, fliegender Wechsel, Traversale, La Piorette, was du angesprochen hast, oder Ich will über den Trakena-Sprung das Thema, dass das Pferd einfach mit natürlichen Hindernissen umgeht, über Gräben, über Treppen und so weiter. Das ist immer nur ein Themenkomplex. Am Ende muss ich wieder herausfinden, welches Kommunikationssystem bekomme ich hin, dass das Pferd mit einer Aufgabenstellung zurechtkommt.
[SPEAKER 1]Und nach der Kommunikation, die ich geleistet habe, komm, wir machen das gemeinsam.
[SPEAKER 2]Ich will mal ein Bild verwenden, das ich bei einem Vortrag von Carsten Huck bekommen habe. Das fand ich sehr interessant. Er hatte gefragt, was ist eine Distanz sehen? Wie kriege ich das hin? Das ist ja beim Springreiten essentiell, dass ich den Sprung treffe. Das ist jetzt übrigens auch so eine Floske. Mit der Reiter durchaus was anfangen können, aber von außen denkt man, was machen die da? Und da ging es natürlich auch um rhythmisches Reiten und um ein Bewegungsgefühl. Aber was ich mitgenommen habe, ist, ich habe als Reiter eine Idee, quasi wie in einem Comic eine Gedankenblase. Dann habe ich meinen Körper, das ist quasi mein Organ, über das ich kommuniziere. Und dann habe ich das Pferd als Empfänger und als Übersetzer dessen. Der muss es ja machen. Das Pferd muss dann die Aufgabe mit mir erfüllen können. Da gibt es, wie bei Stille Post, Schnittstellen, die letztendlich das Reiten interessant werden lassen, aber auch schwierig werden lassen, weil da geht was verloren. Das heißt, von meiner Idee, wenn ich das mal von Anfang an aufschlüssele, von meiner Idee, was mache ich da gerade, wo will ich hin, welche Aufgabenstellung ist da gerade? über meinen Körper. Wie übersetze ich das bis zum Pferd weiß es, was das bedeutet, was mein Körper da macht und kann es das dann annehmen. Wenn das alles stimmt und das hatte er damals so zusammengefasst, dann wird jeder Sprung perfekt.
[SPEAKER 1]Gibt’s darüber hinaus noch andere Ausbilder, wo du sagst, die machen das super auf ihre Art und Weise, da kann ich mir was abschauen oder da schaue ich auch gerne zu? Gibt’s so diese Personen? Du hast jetzt zwei Namen genannt, Olaf Müller und Carsten Huck, aber vielleicht darüber hinaus.
[SPEAKER 2]Gut, Carsten Huck kenne ich jetzt so als Reiter leider nicht mehr. Ich war schon auch mal bei ihm und wir haben auch Springunterricht gemacht, aber als… Unweit von hier muss man auch sagen.
[SPEAKER 1]Seid ja quasi Landsmänner. Ja.
[SPEAKER 2]Und mit Olaf Müller ist es natürlich schon eine tiefe Freundschaft und eine enge Verbundenheit, auch reiterlich. Genauso mit Michael Bünger, seinem Mann, der im Grunde genommen, zu dem ich erst Kontakt hatte, bevor ich Olaf Müller kennenlernen konnte und Sonst würde ich jetzt tatsächlich… vielleicht einfach auch die Qualität des Reitens hervorheben, die ich sehen will. Und die Qualität des Reitens ist für mich eine Stimmigkeit. Also nicht nur technisch, dass jemand da das Pferd nicht aktiv durch sein Handeln stört, sondern auch, dass ich das Gefühl habe, jemand hat sich da eine gute Idee vorgenommen und macht was, was dem Pferd gerecht wird, was das Pferd leisten kann. Und die beiden können das gemeinsam einfach schön nach außen bringen, beziehungsweise auch nach innen, dass die miteinander das machen. Das wäre für mich der Maßstab und das kann im Grunde genommen jeder sein.
[SPEAKER 1]Also es geht gar nicht um die großen Namen, sondern eigentlich ist das das feine und gute Reiten, das Entscheidende namensunabhängig.
[SPEAKER 2]Ja, so ist das. Der Name ist ja eigentlich, würde man ja denken, ein Produkt dessen. Dass man sagt, das gute Reiten stand als erstes da und dadurch ergibt sich ein guter Name. Das ist ja im Sport mitunter etwas komplizierter, weil diese Logik, dass feines Reiten immer das erfolgreichste Reiten ist, ist immer eine Krux. Das kann man nicht sagen und diese Verbindung muss man einfach so offen ansprechen, gibt es so eigentlich nicht, logischerweise, weil doch die Kriterien Manchmal vermischen, also manchmal heißt das, wenn das fährt, die Aufgabe korrekt und gut ausführt, gut, und dann ist es die Frage, was ist gut, im Sinne von, wenn man das bei der Drossur sagen kann, mit Aktion, mit Dynamik, mit einer gleichbleibenden Silhouette, dann ist das oft schon hoch bewertet. Wie die Entstehung dieser Lektion ist, findet daran vielleicht nicht immer so die Berücksichtigung, ob es möglich ist oder nicht. Also ich habe da jetzt nicht den Anspruch, dass das jemand falsch macht, sondern ich glaube, dass das im Sportreiten nicht zwangsläufig so einfach ist herauszufinden, wie hat jemand so etwas aufgebaut.
[SPEAKER 1]Wo liegt da aus deiner Sicht das Problem? Ist es etwas, was man gar nicht entschlüsseln kann oder ist es eher ein Richterproblem, wo immer wieder die Diskussion kommt, naja es sind jetzt die Bewertungsmaßstäbe die richtigen, wo liegt da für dich der Widerspruch?
[SPEAKER 2]Es ist eine Schwierigkeit. Für mich ist es, glaube ich, die Schwierigkeit, dass es Menschen sind. Jeder hat seine eigene Brille, durch die er guckt. Man möchte das vereinheitlichen. Aber es ist auch die Prüfungsform. Es gibt ja den Wunsch, das mediengerecht zu machen. Die Geduld der Menschen ist nicht mehr so groß, dass man sich eine Viertelstunde eine Dressuraufgabe anguckt, eine einzelne Dressuraufgabe. mit viel Schritt, mit wirklichen Überprüfungen der gemeinsamen Arbeit, sondern man möchte natürlich auch ein bisschen Effekthascherei im Sinne von, jetzt im Dressursport beispielsweise, viel Piaf und Passage, viel Pioretten.
[SPEAKER 1]In komprimierter Form.
[SPEAKER 2]Wo man wirklich was sehen kann, wo der Laie was sehen kann. Der Laie sieht das ja im Grunde genommen nicht, wenn man der täglichen Arbeit zuschaut und ein Pferd geht Schritt und ob das ja exakt an den Hilfen ist oder nicht, wie das Pferd sich stellen und biegen lässt, das wird dann natürlich nur oder möchte man für das breite Publikum in solchen Lektionen sichtbar machen. Das finde ich schwierig. Das hat für sich eine Berechtigung, wenn man dann auch das Fernsehen dazu haben möchte und auch wirklich die Zuschauer nicht langweilen möchte. Ja, der Fach Fremde. So ist das, so ist das, ja. Deshalb, es sind unterschiedliche Ansprüche und deshalb ist es vielleicht auch so, dass der Turniersport nicht immer das erfüllt, dass man sagt, ich möchte sehen, ob das Pferd ja ganz qualitätvoll ausgebildet ist.
[SPEAKER 1]Am Ende eines jeden WeHoS-Podcasts stehen die vier klassischen WeHoS-Fragen an. Natürlich auch für dich. Und die Frage Nr. 1, die ich dir gerne stellen möchte, ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Nee, hab ich so nicht.
[SPEAKER 1]Gar nicht?
[SPEAKER 2]Ja, es ist für mich so, dass ich das nicht so vor mir her trage und mir immer vornehme, so möchte ich das machen, sondern es hängt auch so ein bisschen davon ab, was gerade ist. schwierigen Situationen helfe ich mir durchaus durch etwas. Jedes hat so seine Zeit, alles zu seiner Zeit, wenn mal was nicht so vorangeht oder Irgendwofür wird es schon gut sein. Es gibt ja solche Floskeln auch, mit denen man, so ist es, mit denen man sich helfen kann. Und was mir oft hilft ist, wenn ich mir Vorsage, dass vieles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, um die Emotionen mal wieder rauszunehmen oder so versuche ich einfach in manchen Situationen mir zu helfen, aber es ist nicht das Lebensmotto oder die grundsätzliche Einstellung.
[SPEAKER 1]Genau. Nicht das überbordende Thema.
[SPEAKER 2]Nee, das gibt es so nicht für mich. Es ist so ein bisschen situationsabhängig und demnach mache ich mir das, helfe ich mir da.
[SPEAKER 1]Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich persönlich vielleicht auch insbesondere im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]Ja, es gibt natürlich viele Menschen, die mir in meinem bisherigen Pferdeleben begegnet sind und es gibt Menschen, die haben viel Zeit, mit denen habe ich viel Zeit verbracht. Und es gibt Menschen, die waren vielleicht nur für einzelne Reiteinheiten mal dabei oder ein gutes Gespräch. Und wenn man das alles zusammenfasst, kann ich wohl sagen, dass Ja, die Verbindung zu Olaf Müller und Michael Bünger schon eine ist, die ich als, da bin ich sehr dankbar für, dass ich die beiden kennen darf und dass ich das Gefühl habe, dass ich die immer fragen darf und auch zu allem fragen darf und das ist etwas, was ich nicht missen möchte.
[SPEAKER 1]Sehr gut. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Ja, ich mache das ja beruflich. Ich gebe den Leuten was mit. Also dieser Konjunktiv trifft auf mich so gar nicht zu. Die Frage, die du da stellst, ist ja, was ist vielleicht die Quintessenz aus allen?
[SPEAKER 1]Korrekt.
[SPEAKER 2]Tja, ich tue mir ja schwer so mit ganz Verallgemeinerungen, hast du gemerkt. Ich versuche das immer so auf die Situation zu übersetzen, weil daraus dann wieder aus Situationen ein Bogen gespannt wird, der wieder was Ganzes ergibt. Insgesamt, glaube ich, tut es gut, aber das kann man auch nicht erzwingen, wenn man so ein bisschen eine demütige Haltung dem ganzen Gegenüber entwickelt, dass man sich eben nicht zu wichtig nimmt, nicht zu sehr im Vordergrund. steht, weil wir mit fremden Lebewesen arbeiten und die einen anderen Blick haben. Die haben andere Schwerpunkte. Denen ist das egal, was wir für Klamotten tragen. Da kommt es auf andere Werte an. Und da habe ich oft das Gefühl, dass wenn man sich selber oder seine eigene Wirklichkeit zu sehr in den Vordergrund stellt, dass das schon viele Barrieren mitbringt. die innere Haltung mitschwingt, wenn man dem Pferd begegnet und dass die, dass das wichtig ist, wenn man da sich einmal runterfährt. Ja, die muss sitzen, das sagst du so. Das ist ja, aber man kann das, glaube ich, auch nicht so mitgeben, sondern man muss vielleicht das vormachen oder man muss es, man muss es, genau, auch für sich erfahren. Ich habe neulich ein Gespräch gehabt, da sagte jemand, der leichte Weg des Lernens ist das Nachahmen, der schwere Weg ist es, sich über Nachdenken das zu erarbeiten und der ehrliche Weg ist es, es zu erfahren. Und das spielt da mit rein, ja.
[SPEAKER 1]Und zum Abschluss, Frau Vollständige, bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Pferde sind für mich so wichtig, dass ich mir nicht vorstellen möchte, ohne sie zu sein, weil sie mich, Pferde spiegeln und weil sie mir darüber eine gute Rückmeldung geben, wie ich gerade bin, dass ich mich darüber diszipliniere und Letztendlich, wie ich das sagte, den Pferden ist es egal, was für Klamotten man trägt, welche Haarfarbe man hat. Ich glaube, dass da Werte und Eigenschaften notwendig sind, die im zwischenmenschlichen Bereich auch unheimlich hilfreich sind.
[SPEAKER 1]Sehr gut. Zum Abschluss, bevor alles vorbei ist quasi, müssen wir, glaube ich, noch einen ganz wichtigen Hinweis allen mitgeben, denn es gibt ein großartiges Aufeinandertreffen von dir hier auf dem Dorotheenhof mit Anja Beran.
[SPEAKER 2]So ist es. Wir haben eine Veranstaltung, wo Anja Beran einen Vortrag macht und ich bin ganz gespannt auf Ja, die Zusammenarbeit dann auch mit ihr. Wir wollen im Anschluss noch zusammen mit Pferden arbeiten. Der Vortrag ist für die Öffentlichkeit. Wir müssen uns erstmal kennenlernen so reiterlich und dementsprechend… Ihr habt euch noch nie getroffen. Wir haben uns vorher noch nicht getroffen, ja. Und ich bin ja voller Vorfreude, dass wir da uns kennenlernen und Ja und dann vielleicht was tolles hinkriegen im Zusammenhang mit den Pferden und ich von ihr noch was lernen kann.
[SPEAKER 1]Wann wird das Ganze sein?
[SPEAKER 2]Am 19. Oktober ist der Vortrag abends hier in Sibstien auf dem Dorotheenhof. In der Reithalle wird das stattfinden und es sind schon viele Zusagen.
[SPEAKER 1]Und noch einige wenige Restkarten gibt es noch. Einige wenige. Die Managerin stöhnt mit dem Kopf. Es gibt noch einige wenige.
[SPEAKER 2]Wir sind noch nicht ganz so affin mit für uns größeren Veranstaltungen und müssen mal gucken, dass wir das gut hinkriegen. Wir sind guter Dinge, wir haben schon einen schönen Plan und haben auch viele Leute mit eingespannt und ich glaube, das wird eine tolle Sache.
[SPEAKER 1]Infos gibt’s www.?
[SPEAKER 2]www.falkstankus.de, bei Anja Beran sicherlich auch bei ihrer Website und Ja, da kann man sich einfach mehr holen.
[SPEAKER 1]Wir drücken alle Daumen und schön, dass du bei uns warst im Podcast. Vielen Dank, Falk Stankus. Vielen Dank. Das war der Podcast mit Falk Stankus. Noch einmal zur Erinnerung, das Voting für unsere nächsten Podcast-Gäste findest du in unserer Facebook-Gruppe. Ausbildung von Pferd und Reiter, die Community. Ausbildung von Pferd und Reiter, die Community.