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#181 #Wissen Equine Cushing Syndrom mit Dr. Julius Krawczyk

Im Interview beantwortet Dr. Krawczyk die von Euch gestellten Fragen, wie zum Beispiel das Management eines Pferdes mit Equinem Cushing Syndrom (ECS), kurz Cushing, gestaltet werden muss, warum der ACTH-Wert nur ein Marker von vielen auf dem Weg zur Diagnosefindung ist und wie man Hormonerkrankungen wie Cushing, in Forschungskreisen heute übrigens PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, „gestörte Funktion des Hypophysenzwischenlappens”) genannt, effektiv vorbeugen kann.

Julius Krawczyk ist in einer Tierarzt-Praxis in Rheinland-Pfalz angestellt und auf internationalen Turnieren als vom Weltreiterverband (FEI) zertifizierter Tierarzt tätig. Durch seine Tätigkeiten bei dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim ist er stets auf dem neuesten Stand der Forschung.

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Podcast Transkript

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[SPEAKER 2]
[00:00:01-00:00:13]
Heute bei uns eine tiefe Wissensfolge zum Thema Equine Cushing Syndrom, auch bekannt als PPID mit Dr. Julius Krawczyk.

[SPEAKER 1]
[00:00:13-00:00:43]
Man muss immer das Gesamtkomplex irgendwie sich anschauen. Deswegen gibt es diesen Graubereich. Es gibt ganz, ganz viele Pferde, die in diesen Graubereich sind, die halt so ein bisschen ganz leichte, milde Symptome haben und wo man mit dem ACTH-Wert nicht genau weiß, ob der jetzt positiv oder negativ ist. Deswegen muss man immer das Gesamtbild sich zusammensetzen wie so ein Puzzleteil und dann seine Entscheidung fällen, ob das Pferd wirklich positiv ist oder nicht. Herzlich willkommen beim WeHorse Podcast mit Christian Kröber.

[SPEAKER 2]
[00:00:45-00:01:41]
Das Equine Cushing Syndrom, auch bekannt als PPID, ist eine Hormonstörung bzw. eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse, auch bekannt als Hypophyse. Es betrifft vorwiegend ältere Pferde und Ponys und ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, für die es keine ganz finale Heilung gibt. Ein Thema, das viele Pferdebesitzerinnen und Besitzer betrifft. Und wir wollen heute mal ganz tief eintauchen. Wie diagnostiziert man das Ganze? Was sind die Ursachen, die Symptome? Wie behandelt man das Ganze? Welche Prognose haben diese Pferde? Und wie kann ich auch unterstützen, tätig werden, um meinem Pferd das Leben so gut wie möglich zu machen? Dazu tauchen wir tief ein mit Dr. Julius Kraftschick. Er ist praktizierender Tierarzt. und schaut mit uns gemeinsam tief in dieses Thema rein. Keine große Vorrede, wir starten rein. Das Thema PPID bzw. Cushing mit Dr. Julius Krawczyk.

[SPEAKER 1]
[00:01:41-00:01:43]
Viel Spaß.

[SPEAKER 2]
[00:01:43-00:01:47]
Hallo Julius.

[SPEAKER 1]
[00:01:47-00:01:49]
Hallo Christian, moin. Schön, dass ich mal wieder hier sein darf.

[SPEAKER 2]
[00:01:50-00:02:01]
Schön, dass du wieder da bist. Wir wollen auch heute wieder, wie beim letzten Mal, einen richtigen Deep Dive machen in ein Thema, was viele Reiterinnen und Reiter umtreibt, nämlich das sogenannte Cushing-Syndrom.

[SPEAKER 1]
[00:02:02-00:02:23]
Ja, da hast du dir ein sehr komplexes Thema ausgewählt, würde ich sagen. Ein Krankheitsbild, was schon lange da ist, aber noch nicht so lange erkannt oder lange nicht erkannt worden ist. Und ja, ich bin gespannt, welche Fragen wir hier heute beantworten können. Ich hoffe, wir können sie alle beantworten und sind am Ende alle wieder ein Stück schlauer.

[SPEAKER 2]
[00:02:24-00:02:31]
Die wichtigste Frage vorweg. Es kursiert ja einmal, dass Leute Cushing sagen und andere sagen Cushing. Was ist es denn jetzt?

[SPEAKER 1]
[00:02:32-00:03:30]
Es heißt Cushing. Hintergrund ist, dass ein Neurologe, der diese Erkrankung erforscht hat als allererster, der hieß halt Herr Cushing und nicht Herr Cushing. Obwohl er Amerikaner oder Engländer war, heißt er doch Cushing. Und insofern ist der richtige Ausdruck Cushing Equinis. Cushing-Syndrom. Wenn man sich aber wirklich den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anpassen möchte, sagt man eigentlich PPID. Pituitary Path Intermediate Dysfunction, weil das die Erkrankung im Prinzip genauer beschreibt. Also die Tierärzte reden mittlerweile auch viele von PPID, weil es das Krankheitsbild so ein bisschen genauer darstellt und man eher jetzt weiß, dass das besser passt, weil diese Cushing-Erkrankung von dem Herrn Cushing, der diese Erkrankung beim Menschen gefunden hat, doch etwas anders ist beim Menschen als beim Pferd.

[SPEAKER 2]
[00:03:31-00:03:44]
Um vielleicht ganz konkret einzusteigen, was genau ist das Equine Cushing Syndrom oder das PPID, das du gerade beschrieben hast? Was ist genau die Symptomatik und die Ursache?

[SPEAKER 1]
[00:03:44-00:04:30]
Was ist es? Also im Prinzip ist das Equine Cushing-Syndrom eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse, also hier oben im Gehirn, bei der Hormone aus dem Gleichgewicht geraten. Und dadurch, durch dieses Ungleichgewicht der Hormone im Körper, kommt es dann zu diesen klinischen Symptomen, auf die wir später nochmal eingehen wollen. Wenn man sich das jetzt ein bisschen genauer anguckt, diese Ursachen von dem Equine Cushing-Syndrom, ist es so, dass wir ja im Gehirn eine relativ strikte Ordnung haben, wie Hormone gesteuert werden. Da haben wir zum einen zum Beispiel den Hypothalamus, der Dopamin, das ist so eine Art Glückshormon, kann man sagen.

[SPEAKER 2]
[00:04:30-00:04:34]
Kennt man ja auch bei Menschen.

[SPEAKER 1]
[00:04:34-00:07:14]
Genau, dieses Dopamin wirkt dann eine Ebene tiefer auf die Hirnanhangdrüse und die Hirnanhangdrüse, auch Hypophyse genannt, die schüttet dann ACTH aus und sorgt dann für zum Beispiel unter anderem die Ausschüttung von Cortisol in der Nebennierenrinde. So ist es normalerweise. Beim Cushing, bei ECS oder ich werde jetzt lieber von PPID sprechen, weil das so ein bisschen der wissenschaftlich genauere Begriff ist. Dort ist es so, dass wir eine stark reduzierte Freisetzung von Dopamin haben. Und dadurch kommt es zu einer ungehemmten Ausschüttung von ACTH. Also Dopamin ist normalerweise dafür da, dass das ACTH reguliert. Habe ich viel Dopamin, habe ich weniger ACTH, habe ich weniger Cortisol im Blut. Das ist der normale Weg. Beim Cushing ist es jetzt so, dass diese Dopaminfreisetzung sehr, sehr stark reduziert ist. Und dadurch habe ich keine Hemmungen mehr vom ACTH in der Hirn- und Anhangdrüse. Und das ACTH wird die ganze Zeit rausgeschüttet, rausgeschüttet, rausgeschüttet. Und dadurch haben wir dann auch einen erhöhten Cortisolwert zum Beispiel in der Nebennierenrinde, der dann auch weitere Sachen, klinische Symptome mit sich bringt. Können wir später nochmal darauf eingehen. Aber jetzt ist natürlich die Frage... Warum ist das überhaupt so? Wie tritt das auf? Also warum haben Pferde auf einmal Cushing und warum habe ich zu wenig Dopamin auf einmal? Das muss man ehrlicherweise sagen, da ist man noch so ein bisschen, man hat eine Vermutung, man spricht von einer sogenannten neurodegenerativen Erkrankung, das heißt diese Bahnen, die das Ausschütten im Gehirn, die das Dopamin ausschütten oder weiterleiten, die funktionieren nicht mehr so ganz, werden so langsam abgebaut. Warum, weiß man auch nicht so genau. Die Rezeptoren sprechen nicht mehr so genau auf alles an und das ist halt ein degenerativer Prozess und da sind wir auch im Prinzip direkt bei der Population der Pferde, die Diese Krankheit betrifft also, welche Pferde leiden unter Cushing. Normalerweise sind das Pferde, die über 15 Jahre alt sind. Im Speziellen eigentlich eher Ponys, mehr Ponys und Kleinfärderrassen als Großpferde. Und man sagt, dass mittlerweile fast jedes fünfte Pferd über 15 Jahre alt an Cushing bzw. PPRD leidet.

[SPEAKER 2]
[00:07:16-00:07:18]
Das ist ja eine enorme Häufigkeit, muss man sagen.

[SPEAKER 1]
[00:07:18-00:08:34]
Das ist sehr, sehr viel. Es gibt auch neuere Studien, wo auch so ein bisschen gesagt wird, Mensch, die Population wird auch immer ein bisschen jünger. Also es kann auch sein, dass das 10 bis 15-jährige Pferde auch schon betrifft. Aber im Großen und Ganzen jedes fünfte Pferd, was über 15 ist, das muss man mal... wenn wir allein uns beide angucken, wie alt unsere Pferde sind, da ist die Wahrscheinlichkeit dann auch recht hoch, dass der Boxennachbar das dann auch irgendwann entwickelt, auf jeden Fall. Und das Interessante ist ja eigentlich, dass diese Krankheit auch dadurch entstanden ist, weil die Pferde ja deutlich älter werden heutzutage. Wenn ich so vor 30 Jahren, 40 Jahren, wie alt sind da die Pferde geworden, wenn man sich auch die Statistiken anguckt, die sind ja gerade mal 15, 20 Jahre alt geworden. Aber wie viele Pferde kennen wir denn jetzt mittlerweile heute, die über 20, 25 teilweise 30 Jahre alt sind? Also gerade diese Kleinfärderassen, ich habe irgendwann mal gelesen, das älteste Shetty der Welt soll irgendwie 52 Jahre alt sein oder so. Dadurch entstehen halt natürlich auch neue Krankheiten oder andere Krankheiten, sagen wir es mal so. Und Cushing gehört mit dazu.

[SPEAKER 2]
[00:08:36-00:08:49]
Du hast jetzt gerade die biochemischen Prozesse beschrieben, wie das Ganze abläuft bei PPID. Was verursacht das denn jetzt? Was sind denn die konkreten Auswirkungen, die das Pferd erleidet?

[SPEAKER 1]
[00:08:50-00:10:12]
Also da sind wir dann ja ganz klar bei den klinischen Symptomen. Also woran erkenne ich ECS, Cushing, PPID-Pferde? Das ist, dass bis zu 90% der Pferde, die an Cushing leiden, haben als erstes Symptom Fellwechselstörung. Das heißt, das ist die sogenannte Hypertrichose. Die wechseln nicht mehr so richtig das Winterfell durch, haben so ein bisschen... Langes, teilweise lockiges Haar. Im Frühstadium erkennt man das nur an den Beinen, dass einzelne Haare so ein bisschen länger sind als normalerweise. Und im fortgeschrittenen Stadium ist es wirklich so, dass die draußen 30 Grad sind und die stehen da noch mit dicken Winterfell und Haar nicht durch. Das ist eins der Kardinalsymptome. Was weiterhin noch auftritt, relativ häufig, oder was den Besitzern auffällt, ist, dass die Pferde sehr viel mehr Wasser lassen, dass sie viel mehr pinkeln, viel mehr trinken, dass sie auch so ein bisschen Muskeln abbauen, die werden vielleicht so ein bisschen apathischer, ein bisschen langsamer insgesamt. Und davor haben die meisten Patientenbesitzer eigentlich Angst. Das ist die Hufrehe, die auch entstehen kann und natürlich dramatische Folgen mit sich hat.

[SPEAKER 2]
[00:10:13-00:10:34]
Wir haben ja hier, lieber Julius, auch die ein oder andere Community-Frage, also wir haben auf Social Media auch Fragen eingesammelt von unserer Community und da war eine Frage, Auch im Zusammenhang des Themas, was sagst du, die Ursachen und die Prozesse, die du eben beschrieben hast, gibt es denn auch Pseudo-Cushing?

[SPEAKER 1]
[00:10:34-00:10:38]
Pseudo-Cushing, ja, ja, ja.

[SPEAKER 2]
[00:10:38-00:10:45]
Ich mache die Frage nochmal. Gibt es denn nicht auch Pseudo-PPID?

[SPEAKER 1]
[00:10:46-00:12:11]
Ja, Pseudo-PPRD oder Pseudo-Cushing. Ich habe es extra nochmal im Vorfeld nachgeguckt, um mich da nochmal auf den neuesten Stand zu bringen. Also es ist so, dass der Begriff Pseudo-Cushing eher ein Laienbegriff ist in der Pferdemedizin. Es gibt keine einzige Studie. die den Begriff Pseudocushing beim Pferd beschreibt. Was es allerdings gibt, ist den Begriff Pseudocushing beim Menschen, denn die Erkrankung Cushing gibt es auch beim Menschen, hatte ich ja eingangs erwähnt, dass das ein Neurologe war, der Herr Cushing, der das beim Menschen zuerst erforscht hat. Da gibt es beim Menschen den Begriff Pseudocushing, wo es auch zu einem erhöhten Cortisolwert kommt, aber aufgrund anderer Probleme, nämlich aufgrund von zum Beispiel Alkoholmissbrauch, Fettleibigkeit, Depression. Die können alle zu einem erhöhten Cortisolwert führen, haben aber nicht diese endokrinologischen Ursachen, also diese Hormonursachen. Und da liest man ab und zu in Besitzerforen halt diesen Begriff Pseudokushing beim Pferd, der aber in der Literatur beim Pferd nicht beschrieben worden ist bisher. Das sind andere Ursachen oder andere Erkrankungen, muss man sagen, wenn Leute von Pseudokushing sprechen. Also fachlich korrekt ist dieser Begriff so beim Pferd nicht.

[SPEAKER 2]
[00:12:13-00:12:28]
Wir haben ja eben schon darüber gesprochen, dass tendenziell eher Ponys betroffen sind als zum Beispiel Großpferde. Auch die Häufigkeit haben wir eben schon einmal thematisiert. Was sind denn Risikofaktoren für die PPID-Erkrankung?

[SPEAKER 1]
[00:12:30-00:13:43]
Risikofaktoren sind ganz klar das Alter, muss man erstmal sagen. Also damit fängt es eigentlich an. Umso älter mein Pferd wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Pferd an Cushing erkranken kann. Die Rasse spielt eine Rolle. Also wenn ich... Ponybinden oder Bisse-Kleinfärder-Rassen. Dort ist auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass diese an Cushing leiden. Das Geschlecht spielt keine Rolle, egal ob Stute, Wallach, Hengst, das ist vollkommen egal. Man ist sich jetzt noch nicht so ganz so sicher, und da sind gerade gute Forschungsarbeiten unterwegs, welche Rasse jetzt genau wirklich betroffen ist, ob es wirklich ein Gen dafür gibt, dass diese Erkrankung mit sich trägt. Und da muss man noch gespannt sein. Aber wie gesagt, wichtigste Risikofaktoren sind natürlich Alter und Rasse. Ganz klar, diese Pferde, die alt sind und eher im Pony-Bereich zu finden sind, die erkranken eher, oder im Kleinpferde-Bereich, die erkranken eher in Kosching als ein sechsjähriger Hannoveraner zum Beispiel.

[SPEAKER 2]
[00:13:43-00:13:53]
Du hast ja eben auch schon über die ersten Anzeichen und Warnsignale gesprochen. Was sind denn so die Warnsignale, die ich wissen muss als Pferdebesitzer?

[SPEAKER 1]
[00:13:53-00:15:17]
Also die Warnsignale sind ganz klar dieser gestörte Fellwechsel. Da sollte ich auf jeden Fall hellhörig werden und das Pferd mal ganz genau angucken. Weitere Warnzeichen sind, wenn ich zum Beispiel auf einmal mehr, wenn die Box, wenn ich beim Ausmisten feststelle, dass die Box deutlich feuchter ist als sonst, wenn ich mehr Stroh, nasses Stroh raushole zum Beispiel oder wenn ich die Pferde aus dem Eimer trinke auf der Wiese zum Beispiel und ich da plötzlich viel mehr Wasser reinfüllen muss in die Tränke, Oder in die Kübel als sonst. Da sollte ich hellhörig werden. Wenn mein Pferd plötzlich an ungewöhnlichen Stellen schwitzt, ohne dass es körperliche Arbeit macht. Wenn ich irgendwo lokale... Stellen habt, die feucht werden, ohne dass das Pferd jetzt gearbeitet worden ist. Da müsste ich aufpassen auf jeden Fall. Und natürlich ganz klar, wenn mein Pferd an einer Rehe leidet, dann sollte man auch auf Cushing testen. Also ganz, ganz wichtig, jedes Rehepferd, was dem Tier jetzt vorgestellt wird, da sollte einmal der ACTH-Wert getestet werden. Und am Ende aber auch der Insulinhaushalt, weil viele Pferde, die unter Cushing leiden, unter PPID, 30 bis 60 Prozent ungefähr, leiden auch gleichzeitig unter einer Insulin-Dysregulation.

[SPEAKER 2]
[00:15:17-00:15:35]
Wann ist denn der Zeitpunkt, wo ich dann einen Tierarzt involviere? Also stellen wir uns mal vor, ich habe beispielsweise festgestellt, die Box ist feuchter als sonst oder ich muss einfach viel mehr tränken. Ist dann schon der Moment, wo ich ganz schnell einen Tierarzt hole oder muss ich mir dann noch keine Sorgen machen? Wie ist das am besten für mich als Pferdebesitzer regelbar?

[SPEAKER 1]
[00:15:37-00:16:45]
Also generell, wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, gilt natürlich, je früher, desto besser. Das muss man ganz klar sagen. Also sollte ich mir bei irgendeiner Veränderung meines Pferdes nicht sicher sein, sollte ich am besten direkt meinen Tierarzt anrufen oder Tierärztin, damit der immer vorbeikommt und sich das Pferd anschaut. Manchmal sind es auch ganz kleine Symptome, wie zum Beispiel Schmerzen. längere Haare an vereinzelten Körperteilen oder ich habe so eine kleine Fettumverteilung an den Augen zum Beispiel. Das sind ganz kleine Symptome, die dazu führen können oder die Anzeichen sein können von dieser Erkrankung. Manchmal sind es auch zum Beispiel, wenn mein Pferd vermehrt an Infektionskrankheiten leidet, der hat immer wieder irgendwie ein bisschen mit Husten zu kämpfen, ein bisschen mit Fieber zu kämpfen oder hat vermehrt Hufabzesse. Das sind alles so Themen, wo man wirklich an Cushing denken sollte und den ACTH-Wert mal vom Tierarzt kontrollieren lassen sollte.

[SPEAKER 2]
[00:16:45-00:16:58]
Dann eine Community-Frage. Kann ein Pferd mit Cushing wenig bis gar keine Symptome haben? Also gibt es die Möglichkeit, dass ich ein Pferd habe, das Cushing hat, aber ich erkenne es nicht?

[SPEAKER 1]
[00:16:58-00:18:08]
Ja. Gar keine Symptome würde ich jetzt nicht sagen. Wenig Symptome, ja auf jeden Fall. Weil irgendwann beginnt diese Krankheit halt und irgendwann zeigen sich klinische Symptome. Und manche sind eher ganz, ganz gering. Und ein aufmerksamer Pferdebesitzer, dem fallen vielleicht auch schon die geringsten Symptome auf. Aber ich würde jetzt nicht dazu rübergehen und sagen, ja, jedes Pferd über 15 sollte regelmäßig, sollte jedes Jahr bei so einem Wellness-Check oder so den ACTH-Wert getestet bekommen. Das, denke ich, geht zu weit, weil dieser Laborwert, da gehen wir ja gleich bestimmt nochmal drauf ein, auch mit gewisser Vorsicht, will ich mal sagen, interpretiert werden muss. Das würde ich jetzt nicht sagen, dass man jedes Pferd einfach stumpf ohne Symptome auf ACTH testen sollte. Sobald das Pferd milde Symptome hat, und da ist es halt wichtig, sich mit dem Tierarzt auszutauschen, damit der auch ein Gespür dafür bekommt, wie sich das Pferd verhält, dann sollte man auf jeden Fall diesen ACTH-Wert testen.

[SPEAKER 2]
[00:18:08-00:18:24]
Das ist auch ein gutes Stichwort. Wenn wir jetzt schauen, wie ist denn die Diagnostik, auch dieser ACTH-Wert ist am Ende derjenige Wert, der diagnostiziert wird, wenn man drauf schaut, hat man Pferd Cushing bzw. PPID.

[SPEAKER 1]
[00:18:25-00:22:60]
Genau. Als allererstes kommen natürlich die klinischen Symptome. Das heißt, der Pferdebesitzer, dem fallen gestörte Fellwechsel bei seinem Pferd auf. Dann ruft der Tierarzt an, dann guckt er sich das Pferd oder das Pony an, unterhält sich, fragt so ein bisschen nach der Geschichte des Pferdes, falls er das Pferd nicht schon kennt. Und dann kann man den ACTH-Wert bestimmen. Warum bestimme ich diesen ACTH-Wert? Das sollte man vielleicht nochmal ein bisschen herauskristallisieren. Ich habe eingangs gesagt, dass die Ursache für diese Erkrankung zu wenig Dopamin ist und durch dieses zu wenige Dopamin habe ich eine erhöhte ACTH-Ausschüttung aus der Hirnanhangsdrüse, die dann wiederum Das ACTH wirkt dann auf die Nebennierenrinde, es kommt zum Cortisolanstieg und da dann auch im Zuge dessen, das ist eigentlich ganz spannend, im Zuge dessen setzt der Körper Glucose frei, also Zucker. Und dadurch kommt dann, weil der Körper so viel Zucker in sich hat, dann im Blut, kriegt das Pferd Durst. Trinkt viel, weil es Zucker rausschütten will und hat dadurch dann auch vermehrt dieses Wasserlassen. Das ist ganz spannend. Jetzt zu diesem ACTH nochmal zurück. Den können wir messen. Diesen ACTH-Wert können wir messen in einem Bluttest und dort gibt es Grenzwerte. Früher war es so, da gab es nur ein Schwarz und Weiß. Da wurde anhand von Von Reihenuntersuchungen wurde gesagt, okay, das ist der Cut-off-Wert, also da gibt es einen gewissen Wert, dann ist das Wert positiv auf Cushing oder halt nicht. Mittlerweile ist man dazu übergegangen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern es gibt auch einen gewissen Graubereich. Das heißt, dieser Graubereich zeigt so ein bisschen die Tatsache, dass wir Wir behandeln nicht nur einen Blutwert, wir behandeln immer das gesamte Pferd. Man muss immer das Blutergebnis zusammen mit den klinischen Parametern des Pferdes auf jeden Fall zusammen sehen, weil, wie gesagt, es macht keinen Sinn, einfach nur einen Blutwert zu untersuchen. Man muss immer das Gesamtkomplex irgendwie sich anschauen. Deswegen gibt es diesen Graubereich. Das heißt, es gibt Pferde, die haben einen mega hohen ACTH-Wert, haben mega starke klinische Symptome, das ist ganz klar, dass die Cushing haben. Es gibt natürlich auch die negativen Pferde, die keine Symptome haben, aber es gibt ganz, ganz viele Pferde, die in diesem Graubereich sind, die halt so ein bisschen ganz leichte, milde Symptome haben und wo man mit dem ACTH-Wert nicht genau weiß, ob der jetzt positiv oder negativ ist und deswegen muss man immer das Gesamtbild sich zusammensetzen wie so ein Puzzleteil und dann seine Entscheidung fällen, ob das Pferd wirklich positiv ist oder nicht. Wenn man ein Pferd testet, dann kann man auch nochmal, sollte der ACTH-Wert im fraglichen Bereich sein, in diesem Graubereich und das Pferd hat, ja man weiß nicht genau, ob das jetzt klinische Symptome hat oder nicht, dann kann man auch noch weiterführende Diagnostik machen und andere Tests durchführen, aber das ist immer erst der zweite Schritt. Wichtig bei dieser Diagnostik, Labordiagnostik, ist auch noch, dass der ACTH-Wert, jahreszeitlichen Schwankungen, Das heißt, der ist zu einer gewissen Zeit ein bisschen höher als zu einer anderen Jahreszeit. Und da gibt es aber glücklicherweise jetzt mittlerweile, weil man so viel geforscht hat, eine Referenzwerte, die sich an die Jahreszeit angepasst haben. Das heißt, ich muss, aber das steht glücklicherweise auch auf dem Laborzettel drauf, da steht drauf, in welchen Monaten wie der Referenzwert ist. Das ist relativ wichtig. Insofern ist das nicht einfach mal eben so schnell Blutprobe ziehen und ich gucke aufs Papier und sage, der hat Cushing, sondern man muss da wirklich jedes Pferd individuell sehen, denn das finde ich ist auch eine sehr, sehr wichtige Message nach draußen, dass wir sprechen hier von einer Hormonerkrankung und Hormone sind sehr, sehr individuell. Insofern ist halt auch diese Erkrankung beim Pferd Cushing oder PPID ist eine sehr individuelle Krankheit bei jedem Pferd, bei jedem Patienten und Und da muss man wirklich in enger Kooperation mit dem Tierarzt einfach das Gesamtbild betrachten.

[SPEAKER 2]
[00:22:60-00:23:06]
Gibt es denn auch noch andere Methoden, PPID zu diagnostizieren, als jetzt nur auf diesen ACTH-Wert zu schauen?

[SPEAKER 1]
[00:23:09-00:25:32]
Ja, also ganz klar ist natürlich die klinische Symptomatik und wer sich da nochmal ein bisschen genauer informieren möchte, es gibt eine hoch anerkannte Expertengruppe, die unabhängig arbeitet, die sogenannte Equine Endocrinology Group, EEG. Da können wir in die Shownotes, können wir mal den Link zupacken. Da steht, die geben alle zwei Jahre, gucken die sich die aktuelle Literatur an und geben Empfehlungen raus, wie wie sich diese Krankheit entwickelt, wie man sie testen sollte, wie man sie therapieren sollte, wie sich die klinischen Symptome darstellen. Da kann man gerne mal, wenn man validierte Infos haben will, kann man sich das anschauen. Auf jeden Fall ist es so, dass dieser ACTH-Wert schon der erste Weg ist, den man sich anschauen sollte. Idealerweise gibt es eigentlich auch noch andere Hormone, die man sich gerne anschauen wollen würde. Dort ist allerdings das Problem, dass man keine Tests dafür hat, noch nicht hat. Es kann sein, dass wir in zehn Jahren vielleicht gar nicht mehr nur den ACTH-Wert anschauen, sondern auch andere Werte, aber dafür haben wir aktuell nicht die Tests. Was ich jedem Pferdebesitzer empfehlen würde, ist neben dem ACTH-Wert auch gleichzeitig den Insulinwert des Pferdes. sich anzuschauen. Denn, da müssen wir jetzt wieder so ein bisschen zurückgehen, ich hatte ja vorhin einmal gesagt, dass Glucose freigesetzt wird, unter anderem diese ACTH, Cortisol und so Geschichte, Glucose wird freigesetzt, dann wird auch Insulin freigesetzt und 30 bis 60 Prozent der PPID-Pferde leiden auch einer Insulin-Disregulation. Man weiß mittlerweile, dass die Ursache für diese Hufrehe, vor der ja alle Angst haben und was ja auch eine berechtigte Angst ist, ist der Insulinspiegel. Das heißt, wenn ich am Ende auch wissen will, wenn es zum Management geht des PPID-Pferdes und kann der zum Beispiel auf die Wiese oder nicht, dann sollte ich mir den Insulinstatus auf jeden Fall anschauen, denn da habe ich, der Insulinstatus gilt als prognostischer Marker für das individuelle Verhalten. Also deine Frage, gibt es noch andere Parameter, die ich mir anschauen sollte außer ACTH? Ja, man soll sich die Klinik anschauen und man sollte den Insulinwert des Pferdes messen.

[SPEAKER 2]
[00:25:33-00:25:36]
Also mit Klinik meinst du die klinischen Ergebnisse?

[SPEAKER 1]
[00:25:37-00:25:42]
Ne, mit Klinik meine ich die klinischen Anzeichen wie Wechselstörungen. Ja, ja, korrekt.

[SPEAKER 2]
[00:25:43-00:25:59]
Nur, dass wir klar sind, weil natürlich viele, die hier hören, sind natürlich keine Tierärzte, so wie du. Und nur, dass wir es einmal klar haben. Jetzt haben wir, stellen wir uns vor, wir haben diagnostiziert, jetzt geht es Richtung Behandlung. Wie sieht die Behandlung eines PPID-Pferdes aus?

[SPEAKER 1]
[00:26:01-00:27:24]
Da gibt es einen Wirkstoff, der Pergolid heißt, Pergolid-Mesilat, um genau zu sein. Das ist ein Wirkstoff, der aus Mutterkorn gewonnen wird. Mutterkorn kennt man vielleicht aus der Landwirtschaft, der eine oder andere. Das ist ein sogenannter Dopamin-Agonist. Das heißt, der ersetzt das fehlende Dopamin, was ich habe. Ich habe da ganz am Anfang gesagt, was ist die Ursache von Cushingen. wir haben zu wenig Dopamin und dadurch einen erhöhten ACTH-Wert. Wenn ich jetzt das Pergolit gebe, dann ersetzt das das Dopamin und dadurch Reduziert ist den ACTH wieder nach unten und ich habe eine Verbesserung der klinischen Symptome wie Fellwechselstörungen und dergleichen, Schwitzen, vermehrtes Trinken, vermehrtes Wasserlassen. Das alles kann ich durch diesen Wirkstoff Pergolit wieder in den Griff bekommen. Neben dieser Sache gibt es auch noch, neben dem Wirkstoff, gibt es natürlich noch ganz viele Management-Sachen, die wir machen können. Da gehen wir gleich sicherlich nochmal drauf ein. Das Wichtigste ist eigentlich, dass man das Pergolid dem Pferd geben sollte, dem Gewicht entsprechend, um hier wirklich dem Pferd die klinischen Symptome zu nehmen.

[SPEAKER 2]
[00:27:27-00:27:35]
Da eine Frage aus der Community, ob es da zu dem Pergolit auch eine natürliche Alternative eigentlich gibt.

[SPEAKER 1]
[00:27:35-00:28:32]
Ich habe ja gerade eben schon gesagt, dass das Pergolit aus dem Mutterkorn gewonnen wird. Insofern kann man so ein bisschen sagen, ja das ist ja natürlich, aber nein, es ist natürlich ein synthetisch hergestellter Wirkstoff, der nur aus dem Mutterkorn erstmalig gefunden worden ist. Es gibt die Möglichkeit, den Pferden zum Beispiel Mönchsfeffer zu füttern als Unterstützung. Da ist die Studienlage aber sehr, sehr schwach, muss man ganz ehrlich sagen. Eine reine Ersetzung des Pergolids nur durch Mönchsfeffer ist meiner Meinung nach kritisch zu sehen als Unterstützung dafür, Auf jeden Fall eine Sache, die man mit dem Tierarzt absprechen sollte und die man mit einführen sollte. Aber wenn ich die starken klinischen Symptome wirklich in den Griff bekommen will, dann führt in den meisten Fällen kein Weg an der Medikation dran vorbei.

[SPEAKER 2]
[00:28:33-00:28:45]
Was hat das dann für Auswirkungen eigentlich auf so die Lebenserwartung und auch die Belastbarkeit für ein Pferd, das PPID hat? Weil es ist ja dann schon auch eine Veränderung im Gesamtbild des Pferdes.

[SPEAKER 1]
[00:28:45-00:28:45]
Ja.

[SPEAKER 2]
[00:28:46-00:28:50]
Was bedeutet das dann für die Belastbarkeit?

[SPEAKER 1]
[00:28:50-00:30:58]
Also es ist, wenn ein Pferd unter Cushing leidet, unter PPID leidet, ist es ja sehr stark eingeschränkt. Es ist in sich gekehrt, es möchte sich nicht mehr so richtig bewegen. Das sind ja alles so und auch dieses vermehrte Wasserlassen, vermehrtes Trinken, das ist natürlich auch ein unschönes Gefühl, sage ich mal. Wenn ich jetzt das Pferd zum Beispiel mit Pergolit behandle, sieht man die ersten Verbesserungen nach ungefähr Ja, sechs bis acht Wochen, wo die Besitzer wirklich erzählen, Mensch, der ist zurück im Pferdeleben, der ist wieder wacher, der schaut ein bisschen besser rein und ist motivierter, mit dem kann ich wieder mehr spazieren gehen. Das ist eine schöne Sache, die man schnell sieht. Natürlich der Fellwechsel wird wieder besser. Ich muss die im Sommer nicht mehr scheren. Das sind natürlich alles Sachen, die Erleichterung bringen für das Pferd. Dass er, wenn er wieder einfach mehr am Leben teilnehmen kann, er schwitzt nicht mehr, muss nicht mehr so viel Wasser lassen, hat im Idealfall vielleicht nicht mehr so viele Hufabsätze, hat nicht mehr so viele Infektionskrankheiten. Das sind natürlich tolle Dinge. die die Lebensqualität ganz stark nach vorne bringen. Von der Lebenserwartung her muss man ganz ehrlich sagen, man sieht es ja auch an der Statistik, dass die Pferde immer älter werden. Die meisten Pferde, die an Cushing oder PPID leiden, das sind ja alte Patienten. Und das kennen wir vom Menschen ja auch. Umso älter man wird, umso mehr Leiden hat man auch, die jetzt nicht unbedingt nur auf die Erkrankung Cushing zurückzuführen sind. Ich spreche jetzt mal so als Beispiel Arthrose zum Beispiel. Das sind alles Dinge, die können wir nicht aufhalten. Das sind einfach normale Lebensprozesse. Aber es ist schon so, dass ich, wenn ich das Pferd mit Cushing, mit Pergolid behandle oder therapiere und gut manage, mit vielen anderen Dingen noch zusätzlich arbeite, habe ich hier wirklich eine deutliche Lebensqualitätssteigerung und kann dem Pferd was Gutes tun und kann wieder Spaß mit meinem Pferd haben.

[SPEAKER 2]
[00:30:58-00:31:23]
Das ultimative Risiko, vor dem ja alle immer ein bisschen Angst haben, haben wir ja schon ein paar Mal besprochen, ist ja die Reheerkrankung, die am Ende des Ganzen steht. Kannst du irgendwie sagen, wie hoch das Risiko ist oder ist das völlig pferdeindividuell, dass man gar nicht sagen kann, okay, im Schnitt 25 Prozent aller PPID-erkrankten Pferde erleiden dann am Ende Hufrehe. Gibt es sowas oder ist das wirklich extrem individuell?

[SPEAKER 1]
[00:31:23-00:32:50]
Ja, ich würde es eher andersrum sagen. Ich würde eher sagen, dass man weiß, dass 80 bis 90 Prozent der Rehefälle eine Hormonstörung zur Ursache haben, also entweder PPID oder Oder EMS, das Equine Metabolische Syndrom. Das ist das, was man wirklich an Zahlen belegen kann. Das heißt, wenn mein Pferd eine Rehe hat, sollte ich es auf ACTH und Insulin testen. Denn da muss man vielleicht so ein bisschen zurückgehen auch. Was ist die Ursache von einer Rehe? Das ist ja... Da weiß man auch nicht so ganz genau, wie es jetzt funktioniert, aber man ist sich relativ sicher, dass Insulin eine Schlüsselrolle spielt. Insulin kriege ich in den Griff oder kann ich in den Griff bekommen, zum Beispiel durch Management. Das heißt, ich muss Pferde, um den Insulinlevel wieder zurückzuhaben, was mache ich da? Das ist wie bei Menschen. Mehr Bewegung, weniger Essen. Und das ist was, was man natürlich durchs Management, auch beim PPID-Pferd, gut in den Griff bekommen kann, dass man da schaut, wie der Insulinlevel ist und wie das Insulinlevel ist und dass man da dann... Wirklich guckt, dass die Ernährung stimmt, dass die Bewegung stimmt, an die Hufrehsituation angepasst und da dann schaut, dass man das Ganze im Griff hat.

[SPEAKER 2]
[00:32:50-00:33:02]
Dann lass mal auf das Management schauen, was ist denn erstmal in den Grundfesten zu beachten für PPID-Pferde? Dass wir einmal so von ganz oben drauf schauen, wenn ich ein solches Pferd habe, was sind erstmal so die wichtigsten Regeln, die ich wissen muss?

[SPEAKER 1]
[00:33:04-00:35:20]
Also die wichtigste Regel in meinen Augen ist, sprecht euch gut mit dem Tierarzt erstmal ab, weil der natürlich im Idealfall viel Erfahrung hat und es gibt auch gewisse Experten, innere Medizinexperten, die sich auf diese Erkrankung spezialisiert haben. Seid einfach im engen Austausch mit den Spezialisten, damit ihr euer Pferd bestmöglich behandeln könnt und managen könnt. Ansonsten ist es halt wichtig, dass das Pferd regelmäßig geimpft und entwurmt wird, diese ganzen Profilaxemaßnahmen, dass ich regelmäßig die Zähne kontrollieren lasse, dass da nichts im Argen ist auf jeden Fall und womit man natürlich gerade, wenn die Pferde so ein bisschen, wenn die Muskelabbau haben, durch diese Erkrankungen nicht mehr so leistungswillig sind, sage ich mal, nicht mehr so viel. Und Leistung ist für mich jetzt nicht Sport, sondern einfach wirklich eine Dreiviertelstunde im Schritt spazieren gehen im Wald. Das ist für mich, für einige Pferde, die unter PPID leiden, auch schon eine gewisse Leistung, dass ich die Fütterung vernünftig anpasse. Denn ich hatte es ja vorhin gesagt, dieser Glucose-Insulin-Faktor, Der Haushalt spielt eine sehr, sehr wichtige Rolle und den kann ich natürlich über die Fütterung gut steuern und da sollte man sich am besten mit Fütterungsexperten mal kurz schließen, um zu schauen, wie ich mein Pferd mit PPID gut ernähre. Es gibt so ein bisschen Faustregeln, wo man sagt, okay, das Pferd sollte natürlich weniger Zucker bekommen, sollte jetzt nicht unbedingt Heu bekommen, was im ersten Schnitt geerntet worden ist, sondern eher im zweiten, dritten Schnitt. Dann kann man überlegen, ob man vielleicht als Stärkeersatz ein bisschen Leinöl oder Sonnenblumenöl zufüttert. Wenn ich möchte, dass das Pferd Muskelaufbau hat vermehrt, kann ich zum Beispiel Soja-Extraktionsschrot hinzufüttern. Aber da ist meine Bitte und da habt ihr ja auch gute Kurse bei euch und gute Experten bei euch auf der Plattform, wie zum Beispiel die Ingrid Verführt, die war mal in einem Podcast hier oder die Conny, die ist ja auch, glaube ich, bei euch.

[SPEAKER 2]
[00:35:20-00:35:21]
Conny Röhm, genau.

[SPEAKER 1]
[00:35:21-00:35:35]
Genau, die wendet euch einfach an diese Experten und bespricht das individuell, wie die Fütterung angepasst Dann eine Frage aus der Community wieder.

[SPEAKER 2]
[00:35:35-00:35:40]
Was kann ich konkret gegen die Erschöpfung tun, die mein Pferd erleidet?

[SPEAKER 1]
[00:35:41-00:37:48]
Die Erschöpfung, natürlich muss man erstmal so ein bisschen die Ursache herausfinden. Ich habe es ja gerade eben gesagt, dass wir hier in der Regel von alten Patienten sprechen. Erstmal muss ich herausfinden, ist die Erschöpfung wirklich aufgrund der PPLD-Erkrankung oder hat das Pferd andere Probleme? Ein Pferd hat ja immer Anrechte auf zwei Krankheiten, sage ich. Es kann ja Pest und Cholera haben. Insofern sollte man zuerst einmal abklären, ob es wirklich die Erschöpfung aufgrund des PPID liegt, an Cushing liegt oder doch irgendwie Herzprobleme, Lungenprobleme, Gelenksprobleme vorliegen und dementsprechend natürlich handeln. Sollte es jetzt wirklich sein, dass das an Cushing liegt und das Pferd zum Beispiel zu wenig leidet, Energie hat oder dergleichen, dann sollte ich die Fütterung mir mal anschauen, dass das Pferd ideal bedarfsgerecht gefüttert wird durch Heukopse. Man kann Öle hinzufüttern, man kann auch das Soja-Extraktionsschrot hinzugeben. Das sind so Dinge, wo man dem Pferd was Gutes tun kann, ohne dann Gefahr darauf hinauszulaufen, dass ich einen erhöhten Glucose- beziehungsweise Insulinspiegel habe und das Pferd dann eine Rehe bekommt. Und was auch ganz wichtig ist, das unterschätzen viele, ich glaube, und das ist jetzt eine rein persönliche Meinung, das ist jetzt keine wissenschaftlich begründete Meinung, ich glaube, dass egal welche Krankheit wir haben oder die Pferde haben, dass es ganz wichtig ist, auch die sozialen Komponenten nicht zu vergessen. Das heißt, Pferde sind Herdentiere, die wollen nicht in Einzelhaft irgendwo gehalten werden, die wollen ihren Kumpel dabei haben und wir kennen das ja von uns. Wenn wir krank sind, Dann würde ich mal sagen, die meisten Menschen wollen, die sich die Freunde, die Partner oder ähnliches um sich herum haben, dass sie sich um sich kümmern. Und da denke ich, ist es auch sehr, sehr wichtig, dass der Pferdebesitzer sich einfach gut um das Pferd kümmert, dass der Boxennachbar oder Weidenachbar immer dabei ist und dass er einfach in einem schönen Wohlfühloase sozusagen lebt, um einfach den Heilungsprozess hier zu unterstützen.

[SPEAKER 2]
[00:37:49-00:38:04]
Und es gibt ja gar keinen Grund, das Pferd zu isolieren, weil es ja nicht ansteckend ist. Es ist ja nicht ein Virus oder irgendwas, wo man dann Sorge hätte, okay, das kann den ganzen Bestand irgendwann betreffen hier. Sondern es ist ja wirklich etwas Individuelles aus dem Pferd heraus Erwachsenes.

[SPEAKER 1]
[00:38:04-00:38:16]
Ja, genau. Es ist eine komplette Einzeltiererkrankung. Und da kann auch in den meisten Fällen kein Mensch was dafür, dass das Pferd an Cushing erkrankt.

[SPEAKER 2]
[00:38:16-00:38:34]
Wenn man jetzt nochmal von ganz oben drauf schaut... Glaubst du, dass die Behandlung von PPID sich in der Zukunft noch weiter verbessern wird? Also sind wir jetzt in einem Prozess, du hast ja eben auch von Studien gesprochen, die sich das Ganze anschauen. Kann man davon ausgehen, dass man in 10, 15 Jahren das Ganze noch besser behandeln kann als jetzt?

[SPEAKER 1]
[00:38:35-00:39:25]
Ich hoffe es auf jeden Fall, denn wir haben immer noch relativ viele Pferde, wo wir einfach nicht zufrieden sind mit der Behandlung. Wo man sagt, okay, Pergolid ist das eine und das hilft aus sehr, sehr vielen Pferden. Aber es gibt auch einen gewissen Anteil an Pferden, die einfach immer noch nicht so ganz zufrieden sind, noch nicht ganz so aus der klinischen Symptomatik, vor allem aus der Hufrehe nicht herauskommen. Und da steckt gerade sehr, sehr viel Arbeit drin. Wenn man sich anschaut, wie viele Publikationen, wie viele Veröffentlichungsstudien in den letzten fünf Jahren zu diesen Themen schon rausgekommen sind, bin ich mir relativ sicher, dass da in den nächsten Jahren noch was Neues kommen wird. Also sagen wir mal so, die Zukunft der PPID-Behandlung sieht recht gut aus, würde ich sagen.

[SPEAKER 2]
[00:39:26-00:39:44]
So lieber Julius, wenn wir diese gesamte Reise durch die PPID-Welt noch einmal reflektieren, was sind so deine Main Takeaways, wie man ja inzwischen gerne sagt? Also was sind die Dinge, die du noch all denjenigen Pferdebesitzern mitgeben möchtest, die PPID-Pferde zu Hause haben?

[SPEAKER 1]
[00:39:45-00:40:39]
In meinen Augen ist es ganz, ganz wichtig, dass man sein Pferd, sein Pony auf jeden Fall gut kennt, gut beobachtet und sich auch die kleinsten Symptome einfach nur wirklich vergegenwärtigt. Mensch, ist das wirklich normal, was mein Pferd gerade hier macht? Oder sollte ich doch lieber mal genauer hinschauen? Und dann ist es ganz wichtig, sich mit dem Tierarzt des Vertrauens zusammenzuschließen, damit man einen gemeinsamen Plan schmieden kann, wie man dem individuellen Pferd weiterhelfen kann. Denn ich habe schon gesagt, PPID-Cushing ist eine individuelle Erkrankung. Man behandelt nicht nur ein Blutbild, man behandelt ein Lebewesen, das Gesamtpaket und das muss man immer im Blick haben und da bildet man am besten ein Team mit dem Tierarzt, mit dem Hufschmied, mit dem Physiotherapie, mit dem Osteopathen, mit wem auch immer, dass man da wirklich als Team nach vorne kommt und dem Pferd was Gutes tun kann.

[SPEAKER 2]
[00:40:40-00:41:07]
Wunderbar. Also der ganzheitliche Blick, der ist ganz wichtig und Wir haben sehr, sehr viele Fragen von euch auch, die ihr uns auf Social Media gestellt habt, beantwortet. Vielen Dank, lieber Julius. Danke, dass ihr da wart. Schön, dass du da warst, schon zum zweiten Mal. Wir können allen, die PPID-Pferde zu Hause haben, beziehungsweise Cushing-Pferde, auch nur sagen, kümmert euch drum und dann können die Pferde noch sehr, sehr lange leben.

[SPEAKER 1]
[00:41:07-00:41:09]
Definitiv.

[SPEAKER 2]
[00:41:09-00:41:12]
In diesem Sinne, vielen Dank, Julius und noch einen schönen Tag.

[SPEAKER 1]
[00:41:12-00:41:14]
Ciao. Danke, Christian, dir auch. Bis zum nächsten Mal. Ciao.

[SPEAKER 2]
[00:41:20-00:41:31]
Diese Folge wurde vorbereitet von Juliane Trenkler, produziert von Gloria Alter. Mein Name ist Christian Kröber. Wenn ihr mögt, hört ihr uns wieder bei der nächsten Folge des WeHorse Podcast. Ciao, ciao.

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