#63 Conny Röhm: So geht gesunde Pferdefütterung
Wer Fragen rund um das Thema Pferdeernährung hat, wendet sich an sie: Conny Röhm. Sie ist die führende Expertin in Sachen Fütterung und Pferdewissenschaftlerin aus Leidenschaft. Diese Begeisterung trägt sie weiter und macht auch dir Lust, dich eingehender mit Pferdefütterung zu beschäftigen. Sie verrät dir, was gute Fütterung ausmacht und warum du einfach mal dein Pferd fragen solltest, wie viel es essen möchte.
Bei aller Freude und Begeisterung scheut Conny es aber auch nicht, Missstände aufzudecken: "68 Prozent unserer Pferde sind zu dick!" Eine frappierende Aussage. Denn Übergewicht beim Pferd hat Folgen! Im Gespräch mit Christian Kröber beschreibt die Expertin, wie du erkennst, ob dein Pferd zu viel auf den Rippen hat und welche Risiken der "barocke Look" birgt.
Der Futtermittelmarkt entwickelt sich ständig weiter. So rückt aktuell zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Fokus. Eine Entwicklung, die Conny sehr begrüßt. In diesem wehorse-Podcast gibt sie dir praktische Ideen, mit welchen kleinen Veränderungen du deinen Pferdealltag umweltfreundlicher gestalten kannst.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge im wehorse-Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute zu Gast die Fütterungsexpertin Conny Röhm. Die aktuelle Phase ist ja für uns alle auch die Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man sonst vielleicht eher links liegen gelassen hat oder wo schlicht und einfach die Zeit fehlte. Darunter fällt bei vielen auch das Thema Pferdefütterung. Wir haben seit heute einen neuen Online-Kurs dazu namens Grundkurs Pferdefütterung. Es geht darum, worauf du bei der Fütterung achten solltest, welche Aspekte wichtig sind und wie du es zu Hause auch umsetzen kannst. Darüber wollen wir nun auch sprechen im Podcast. Also, auf geht’s! Im heutigen Podcast habe ich eine wehorse-Instruktorin, eine frisch gebackene wehorse-Trainerin bei uns im Podcast. Hallo Conny Röhm.
[SPEAKER 1]Hallo.
[SPEAKER 2]Wir wollen sprechen über Fütterung. Das ist dein großes Thema, auch dein Herzensthema. Was ist eine gute Fütterung?
[SPEAKER 1]Oh, das ist eine ganz klassische Frage, die ich ganz häufig höre. Die gute Fütterung ist immer das, was das Pferd mit allem versorgt, was es braucht. Wir haben da ganz viele Aspekte. Den Gesundheitsaspekt, was braucht das Pferd, das ist relativ einfach. Und gleichzeitig haben wir noch einen anderen Aspekt und der ist, was braucht der Mensch. Denn wir haben es mit einem Markt zu tun und auch mit Pferdebesitzern, die heutzutage natürlich gerne füttern. Da hat der Markt auch darauf reagiert. Wir haben also Futtermittel, die machen sehr viel Sinn fürs Pferd und die braucht das Pferd auch. Und das ist, je nachdem wie das zusammengesetzt ist, sehr sinnvoll. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich einen hauptsächlichen Frauenmarkt, der auch gerne füttert. Und wir haben sicherlich auch Produkte, die auch gut sind, die aber nicht fürs Pferd gemacht sind, sondern für den Besitzer.
[SPEAKER 2]Und was macht konkret dann gute Fütterung aus? Also es ist ja, du hast es gerade selber angesprochen, wenn man jetzt über die Messen dieser Welt schlendert, es gibt 95 verschiedene Futtermittelsorten, es gibt dazu noch das klassische Raufutter, was es gibt. Was ist gute Fütterung?
[SPEAKER 1]Gute Fütterung baut natürlich als allererstes da auf den physiologischen Bedürfnissen von dem Pferd auf. Wir müssen uns also erst mal fragen, was braucht das Pferd eigentlich? Nun ist ein Pferd ein Dauerfresser und es ist ein Raufutterfresser. Das heißt, wir brauchen die Möglichkeit ausreichend Raufutter zu füttern und zwar in einer Art und Weise, dass das Pferd entsprechend seiner Fresszyklen auch fressen kann. Denn was ein Pferd nicht versteht, ist Hunger und Raufuttermangel. Das kommt in der Natur nicht vor.
[SPEAKER 2]Weil es ja immer am Grasen ist.
[SPEAKER 1]Es hat immer irgendwas zu fressen, genau. Wie viel Energie und wie viel Eiweiß und Nährstoffe in dem, was es dann frisst, drin sind, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber in der Natur kommt Hunger nicht vor. Das Grundbedürfnis muss einfach gedeckt sein, dass es Raufutter fressen. Raufutter hat sehr viele Gesichter. Raufutter heißt nicht Heu. Das kann Heu und Stroh sein, das können Heustroh und Knabberäste sein. Pferde fressen auch Blätter und Rinde und Beeren. Alles was so kreucht und fleucht auf Gottes grüner Erde. Und damit beginnt Fütterung. Das heißt eigentlich ist es die Frage, wie viel willst du essen Pferd? Und die Frage muss sich halt ein Pferdebesitzer auch stellen. Das ist die erste Frage, die er sich stellen muss. Wie viel möchtest du essen? Und danach fangen wir erst tatsächlich an zu sagen, okay, wo ist denn dein Bedarf? Das heißt, ein Pferd hat einen physiologischen Bedarf an Rauhfutter, um glücklich zu sein und auch satt zu sein. Sättigung ist was sehr Zentrales fürs Pferdewohlsein, dass das Pferd auch wirklich fit ist und psychisch gesund. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich einen rein feinstofflichen Bedarf, Kohlenhydrate, Eiweiß, Mengenspurenelemente, Vitamine. Der steht aber schon auf einem anderen Blatt. Aber grundsätzlich steht ganz vorne immer das Pferdewohl. Das Pferd muss entscheiden können, wie viel ich esse. Wir müssen dann entscheiden, weil wir sind diejenigen, deren Gehirn ein bisschen größer ist, wie viel Nährstoffe führen wir mit diesem Futter zu. Aber erstmal steht immer vorne das Pferd, denn nur ein glückliches Pferd ist ein gesundes Pferd. Das ist etwas, was gerne vergessen wird, dass wir gar nicht so auf die Glückseligkeit des Pferdes gucken. Wir schauen also viel aufs Exterieur und wie wird das trainiert und wie ist das bemuskelt und wie bringt das Leistung. Wir müssen uns als erstes mal fragen, was braucht mein Pferd, um glücklich zu sein. Was ist wichtig fürs Pferd und was ist total irrelevant? Und ganz häufig machen wir den Fehler von uns auf Pferde zu schließen. Pferde funktionieren aber völlig anders.
[SPEAKER 2]Ein bisschen die Vermenschlichung.
[SPEAKER 1]Total. Und was Pferden manchmal total wurscht ist, ist was die Halle für einen schönen Schwingboden hat oder ob das Reiterstübchen ein tolles Restaurant hat oder ob ich einen super schönen Echtholzoffenstall gebaut habe. Das ist dem Pferd am Ende des Tages eventuell völlig egal. Ein Pferd braucht ganz andere Dinge und das beginnt natürlich mit Licht und Luft und Artgenossen und einem guten Umfeld, wo das Pferd sich auch wohlfühlen kann. Und da beginnt auch irgendwo Fütterung. Denn die größte Fütterung ist nichts wert und die beste Fütterung ist auch nichts wert, wenn das Pferd nicht glücklich ist. Wenn ich es nicht schaffe, das Pferd in einen Zustand zu versetzen, wo es sagt, oh hier bin ich Pferd, hier kann ich sein, hier bin ich glücklich, dann können auch die besten Fütterungsexperten der Welt daran nichts ändern. Wir können ein Pferd nicht glücklich füttern. Das klappt ja nicht mal beim Menschen. Wir können natürlich uns temporär glücklich machen mit Pizza und Schokolade und Eiscreme. Aber das ist ja nur eine Krücke. Eigentlich müsste es nicht notwendig sein, dass wir so etwas tun. Und das ist beim Pferd genau das Gleiche.
[SPEAKER 2]Also beginnt es eigentlich, wenn man jetzt von einem in einer Box gehaltenen Pferd ausgeht, geht es quasi damit los, dass ausreichend, wenn es jetzt mit Stroh eingestreut ist, ausreichend Stroh da ist und ausreichend Heu.
[SPEAKER 1]Zum Beispiel und ausreichend Artgenossen und Licht und Luft. Das ist immer ganz wichtig. Das sind die grundsätzlichen Bedürfnisse, die das Pferd hat. Das ist Artgenossen, Licht, Luft, Wasser und natürlich Futter. Damit beginnt es. Ob ein Pferd dann in der Box klarkommt oder nicht, entscheidet das Pferd. Und ich bin überhaupt kein Freund von dem Wort artgerecht. Artgerecht ist ein ganz schwieriges Wort. Es muss eigentlich pferdegerecht heißen. Denn wir haben Pferde, an denen wir unterschiedlichen Anspruch stellen, die unterschiedlich gezüchtet sind. Wir dürfen nicht vergessen, wir reden über 5.000 bis 8.000 Jahre Selektionsvermehrung. Unsere Pferde haben also nichts mehr viel vom Wildpferd. Und selbst das, was wir als Wildpferde bezeichnen in Europa, ist ja nichts Wildes eigentlich. Da ist also durchaus menschliche Hand schon dabei gewesen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Pferde verändert haben, sowohl im Körper als auch in der Psyche. Und wir nun mal auch Pferde haben, die so stark veredelt sind, dass sie mit robusten Haltungen nicht klarkommen. Würden wir jetzt sagen, das wäre artgerecht, müssten wir all diese Pferde, die vielleicht extrem sensibel sind aufgrund ihrer Art und Weise, ihrer Zucht, müssen wir raus aufs Feld und los, ein freies Pferd. Das ist ja ganz süß, aber das funktioniert ja nicht. Richtig wäre tatsächlich zu sagen, es muss pferdegerecht sein. Wir sind also in der Lage und gerade hier in Europa, dadurch dass es uns ja auch so gut geht, sind wir in der Lage auch, ich sag mal, das Tierwohl auf ein anderes Level zu bringen. Und zu sagen, wir gucken nicht mehr auf die Pferde als große Entität, sondern wir haben den Luxus, Pferde einzeln zu betrachten. Und dann zu fragen, gut Pferd, was brauchst du denn, um glücklich zu sein? Fühlst du dich in deiner Box wohl oder brauchst du einen Offenstall? Möchtest du in einen Aktivstall oder möchtest du in einen Paddock-Trail? Möchtest du lieber in eine Paddock-Box, weil du die Ruhe brauchst, weil wir an dich vielleicht einen Anspruch stellen? Oder bist du aufgrund deiner Machart so sensibel, dass du mit feuchter Kälte nicht umgehen kannst? Ist nicht dein Ding, kriegst Rückenschmerzen von. Oder sagst du, mir ist drinnen viel zu warm, ich muss raus, lass mich raus. All diese Dinge müssen wir heute eigentlich sehen können. Und wir sind Gott sei Dank in einer Zeit, wo wir sehr, sehr viel Zugriff auf Informationen haben und sehr viel Zugriff auf Wissen, wie ja auch hier bei WeHorse. Wir können auf dieses Wissen ja zugreifen, können auch entsprechend reagieren und dann auch ganz individuell entscheiden, wie das Pferd lebt und wie wir es dann an dem Ort, wo es lebt, auch idealerweise vernünftig füttern können.
[SPEAKER 2]Das heißt ja eigentlich, der Isländer sollte anders gehalten werden als der Hannevaraner.
[SPEAKER 1]Definitiv. Er muss anders gehalten werden. Und es ist ja auch so, dass wir aus der Verhaltensforschung wissen, dass Pferde ja nicht alle Pferde sind. Also es sind natürlich Pferde, aber sie funktionieren alle anders. Es gibt nicht die Pferdesprache. Pferde kommunizieren auf ganz unterschiedliche Art miteinander. Isländer kommunizieren anders als Warmblüter, als Haflinger, als Freiberger, als Shetland Ponys. Natürlich sind es alles Pferde, mal groß, mal klein, mal dick, mal dünn, aber sie sprechen tatsächlich Dialekt. Sie sind von ihrer Verhaltensstruktur anders. Das heißt natürlich kann er sich in Isländer mit einem Hannoveraner unterhalten, das funktioniert schon. Aber sie würden tatsächlich von sich aus, wenn sie die Wahl haben, immer natürlich den Weg des geringsten Widerstands gehen und sich lieber in der Sprache einfacher auseinandersetzen, die für sie angenehmer ist.
[SPEAKER 2]Zu ihren Nächsten quasi.
[SPEAKER 1]Genau, man sagt den Pferden immer nach, das wären Rassisten. Das stimmt im weitesten Sinne auch, wobei ich das Wort nicht besonders gerne mag, aber sie gehen, als erstes mal den geringsten Widerstand. Und das ist beim Pferd in der Ernährung natürlich ganz gleich, denn das zieht sich ja in das Management mit rein. Wenn ich jetzt eine sehr heterogene Gruppe habe, und das sind Isländer und Shetland Pony und Hannoveraner und Vollblüter und Araber und was auch immer ein Haflinger und solche Sachen, natürlich raufen die sich zusammen. Aber es ist extrem schwierig, denen auch in einer Gruppe wirklich allen komplett gerecht zu werden. Die einen werden zu dünn, die anderen werden zu dick, wenn es um Ernährung geht. Und da ist man dann im Pferdebereich ganz schnell dabei, Krücken zu bauen. Das heißt, zu schauen, dass der eine eben nicht zu dick und der andere nicht zu dünn wird. Aber das ist aufwendig. Einfacher ist es, dann zu sagen, gut, wir halten Pferde mit gleichen Bedürfnissen zusammen. Und da trifft man ganz häufig auch Pferde, die auch tatsächlich im Sozialverhalten sehr ähnlich sind. Was nicht heißt, und das ist ganz wichtig, dass man das versteht, natürlich kann man heterogene Pferdegruppen zusammenhalten. Und ich kenne viele Stelle, wo das auch ganz wunderbar klappt. Aber wenn es nicht klappt, dann ist meistens sehr, sehr aufwendig für alle Beteiligten.
[SPEAKER 2]Also wenn man eigentlich je 20 Isländer und 20 Hanevaraner hätte, um bei dem Beispiel zu bleiben, könnte es sein, dass die quasi zwei Gruppen ausbilden. Ist aber sehr wahrscheinlich eigentlich.
[SPEAKER 1]Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie das tun oder zumindest die großen Teile davon. Es gibt natürlich immer Abweichungen und es ist auch vom Management und von der Ernährung her sinnvoll, die tatsächlich zu teilen. Das heißt, dass wir uns frei machen, Pferde unbedingt nach Geschlecht teilen zu wollen, nur die Wallacher und die Stuten zusammen oder sowas, sondern eher nach Bedürfnisgruppen. Wir Ernährer sprechen da eben von den Bedürfnisgruppen, die Pferde darstellen können und da können wir zum Beispiel die Bedürfnisgruppe haben der Hannoveraner, die vielleicht sensibel auf feuchte Kälte reagieren, die ein bisschen mehr Schutz brauchen, die auch vor allem mehr Futter brauchen, weil sie sehr sehr verschwenderisch mit ihren Ressourcen umgehen. Aus ihrer Zuchthistorie. Aus ihrer Zuchthistorie genau, das ist exteriör bedingt, wir haben ewig lange Beine, wir haben schmale Rümpfe, wir haben große exerzierte Bewegungen und das kostet Energie schlicht und ergreifend oder wir haben die Gruppe ich sag mal der kurzbeinigen Puschelponys, die ich sehr sehr liebe, Und die sind natürlich aufgrund ihres flachen Gangwerks und ihrer guten Isolation und ihrer noch besseren Verwertungsfähigkeit überlebenstechnisch im Vorteil. Die brauchen deutlich weniger und kriegen viel mehr Output. Und wenn man die trennt, macht sich das Leben oder ist es zumindest im Stallernährungs- oder im Ernährungsmanagement viel leichter.
[SPEAKER 2]Ist ja auch in der Realität so, also wenn man jetzt guckt, es ist ja selten, dass der Islandpferdereiter und der Dressurreiter den Stall teilen. Das gibt’s natürlich auch, hat auch andere Gründe, Trainingsbedingungen und so weiter, aber natürlich auch den Grund, den du ansprichst.
[SPEAKER 1]Ja, natürlich. Wir sehen auch viele Pferdebesitzer, oder ich sehe die zumindest, die auch wirklich sehr sehr bunte Gruppen haben. Und wie gesagt, das ist gar nichts gegen einzuwenden. Gerade im Freizeitreiter-Bereich sehen wir da durchaus auch Pensionsstelle, auch kleine Betriebe, ich sag mal so bis 20 Pferde, die schon eine ganz, ganz wilde Mischung zusammen haben. Und das ist eigentlich auch ganz nett und das funktioniert ja auch gut, aber es ist natürlich sehr, sehr aufwendig, vor allem wenn es Gruppenhaltungen sind. Und je schwieriger oder je unterschiedlicher die Bedürfnisse dann der Pferde sind, umso aufwendiger ist es hinterher im Management. Für denjenigen, der füttert hauptsächlich.
[SPEAKER 2]Nun ist ja dein Bestsellerbuch Purzelspeck ab. Da sagst du ja, dass ich glaube es sind 60 Prozent aller Pferde seien übergewichtig. Woran liegt das?
[SPEAKER 1]Es sind mittlerweile sogar deutlich mehr als 60 Prozent. Es gibt eine neue Erhebung. Wir sind jetzt mittlerweile bei 68 Prozent. Wer erhebt das? Wir haben tatsächlich Umfragen gemacht, zusammen mit einer Universität, in einer Bachelorarbeit, die noch nicht veröffentlicht ist, und haben eine neue Erhebung gemacht und haben uns knapp 20.000 Pferde angeschaut bzw. Pferdegewichte erhoben. Ich habe Gott sei Dank auch Zugriff auf die Daten von sehr vielen Pferdewagen, die natürlich in der großen Menge, und das haben wir damals bei Pulsespektakel auch schon gemacht, in der großen Menge uns ein gutes Bild geben, vor allem über den sehr sehr weit und sehr sehr heterogenen Freizeitreiter-Bereich. Es gibt ja nicht den Freizeitreiter und es gibt auch nicht das Freizeitpferd. Aber es ist eben die breite Masse, das darf man nicht vergessen. Der Freizeitreiter-Markt ist enorm groß und ist unfassbar fantastisch vielseitig. Das ist schon beeindruckend, mit wie vielen unterschiedlichen Pferd-Mensch-Kombinationen man da zu tun hat. Und der ist so bunt, das ist herrlich. Auf jeden Fall, die neuen Zahlen haben jetzt gezeigt, es ist sogar noch mehr geworden, interessanterweise ausgerechnet in dem Jahr, wo jetzt die große Futterknappheit war. Die Pferde sind also nicht verhungert.
[SPEAKER 2]Wegen des Sommers 2018?
[SPEAKER 1]Genau, wegen des Sommers 2018. Die Pferde sind nicht verhungert, sie sind auch nicht dünner geworden, im Gegenteil, sie sind dicker geworden, das lag an der allgemeinen Panik. dass die Pferde verhungern könnten und so haben Pferdebesitzer die ein oder andere Tonne an Heukops gehortet und auch verfüttert, was dafür gesorgt hat, dass die Pferde dann doch arg viel aufgenommen haben.
[SPEAKER 2]Man muss dazu sagen, du bist Dozentin an einer niederländischen Universität?
[SPEAKER 1]War ich. Warst du. War ich. Ich bin nur noch selbstständig, weil ich habe so viel zu tun, dass ich für sowas im Moment keine Zeit finde, aber ich gebe eben auch sehr sehr viel Kurse und ich betreue nach wie vor Bachelor und Master Arbeiten von den diversen Hochschulen im Pferdebereich.
[SPEAKER 2]Woher kommt so ursprünglich deine Faszination für das Thema Fütterung und Haltung?
[SPEAKER 1]Naja, also dazu muss man wissen, dass ich ja tatsächlich ein bisschen ein Nerd bin. Ich habe ursprünglich BWL und Agrarwirtschaft studiert und habe dann den fatalen Fehler gemacht. Ich habe ein Austauschsemester gemacht an einer britischen Universität, also University of Essex, da habe ich dann einen Austauschsemester gemacht und bin durch Zufall in ein drittes Jahr Ernährung reingeraten. Das war gar nicht geplant. Und das Niveau in Essex war dermaßen hoch, was Pferdewissenschaften angeht, dass ich nicht mehr zurück konnte. bin tatsächlich nicht mehr zurück an meine Stammfakultät gegangen, sondern habe dann nach meinem Grundstudium Agrarwirtschaft Pferdewissenschaften studiert in Essex und habe da insgesamt zwölf Semester studiert.
[SPEAKER 2]Einer der ersten Unis wahrscheinlich damals, die das angeboten hat, oder?
[SPEAKER 1]Ja, es gab damals zu der Zeit nur zwei Universitäten mit Pferdewissenschaften in England, aber eben im Bachelor und Master, im Vollstudium mit einer sehr sehr großen wissenschaftlichen Tiefe, das haben sie bis heute, die Briten, Und ich habe tatsächlich wie gesagt insgesamt knapp zwölf Semester da studiert, habe eine Masterarbeit geschrieben und in diesen zwölf Semestern waren auch zwölf Semester Pferdernährung enthalten. Das ist also etwas anders gelagert, als das heutzutage in Europa gemacht wird. Das ist eine ganz andere Ausbildung, weil man konnte sich damals und das habe ich auch direkt spezialisieren auf die Ernährung. Das heißt, wir haben extrem tief da reinschauen können, anders als es auf anderen Hochschulen gemacht wird. Und es war eigentlich um mich geschehen, als ich das erste vernünftige Ernährungsbuch in der Hand hatte, was vom Umfang her das zwei- oder dreifache war von dem, was ich aus Deutschland kannte. Und ich war so fasziniert, dass ich das tatsächlich von vorne bis hinten gelesen habe, all den wissenschaftlichen Kram. Und ich konnte es nicht mehr aus der Hand lesen. Das war das erste Buch, was mich so gepackt hat, was Wissenschaft angeht. Ich hatte im Agrarwirtschaftstudium schon Interesse an Nutztierfütterung, aber es war nicht so mein Thema. Und dann hat es mich gepackt. Ich stamme natürlich auch, oder wir hatten auch immer mit Pferden zu tun, seit Kindesalter an, meine Schwester und ich. Und dann kam ich da nicht mehr weg und dann zeigte sich dummerweise auch ein gewisses Talent für das Thema und ich hatte so viel Freude, dass ich nach meinem Master auch direkt an die Universität in die Niederlande gegangen bin und dozent war. Zu der Zeit war ich allerdings auch schon in meinem heutigen Beruf selbstständig. Das ist parallel gelaufen. Das hat angefangen mit, du kennst dich ja aus, kannst du mal nach meinem Pferd füttern? Das war der erste Kunde, den ich hatte. Und es hat sich dann ausgewachsen zu dem Geschäft, was ich heute betreibe. Ich bin seit fast 15 Jahren im Geschäft, habe dann zwischenzeitlich pro Jahr knapp 600 Pferde in der Ernährungsberatung gesehen und ich gebe pro Monat im Moment um die 20 Seminare. Nur über Pferdeernährung. Das heißt es ist tatsächlich daraus erwachsen auf der einen Seite, dass ich ein Verrückter bin, weil man muss ein bisschen bekloppt sein damit sein Geld verdienen zu wollen und das ist ein hochwissenschaftliches Thema, was sich permanent verändert. Das ist auch das tolle an der Ernährung, das hört nie auf. Man dreht sich einmal rum, man fährt zwei Wochen in den Urlaub und zack ist wieder eine neue Forschung draufgetan.
[SPEAKER 2]Wie in der Humanernährung eigentlich.
[SPEAKER 1]Genau das Gleiche. Und es ist super spannend und ich kann mir im Moment auch nach wie vor nichts anderes vorstellen. Mein zweites Steckenpferd ist die Sportphysiologie. Das heißt für Pferde natürlich, nicht für Menschen, sondern für Pferde. Und wenn es um Leistung geht, um Leistungstraining, wobei Leistung einfach auch bei mir nicht automatisch heißt Sport und weiße Reithose. sondern Leistung in Form von physiologischer Leistung. Auch Wanderreiten ist Sport.
[SPEAKER 2]Du bist ja selber passionierter Wanderreiter.
[SPEAKER 1]Ich bin selber ein passionierter Wanderreiter. Das ist Sport. Und zwar für beide Parteien übrigens, nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen. Ich befasse mich sehr gerne mit diesen Formen von Sport, weil Sport einfach auch in unserer Reitkultur ein unglaublich schlechtes Image bekommen hat, was total schade ist. Weil Sport heißt eigentlich Bewegung über den Erhaltungsbedarf hinaus oder um es in einfachen Worten auszudrücken, jeder Gang macht schlank. Und ich versuche auch immer meine Kunden dazu zu motivieren Sport mit ihren Tieren zu machen, weil auch Pferde haben Spaß an Bewegung. Wie gesagt und Sport heißt nicht Turnier und Sport heißt nicht schleifen, Sport heißt Bewegung und das ist das womit ich mich an zweiter Stelle befasse und diese zwei Dinge haben zu dem geführt was ich heute bin und man nennt es auch im Fachjargon einen Vollblut Fachidioten.
[SPEAKER 2]Das ist aber charmant ausgedrückt eigentlich.
[SPEAKER 1]Ich finde das eigentlich ganz nett. Also es ist ja auch, was soll ich sagen, ich habe wirklich nur Ahnung von Ernährung. Ich bin ein relativ schlechter Reiter, finde ich. Nun muss man immer sagen, an wen man sich so misst, aber ich denke, man kann immer nur in einem wirklich gut sein und das ist etwas, man muss immer das tun, wofür das Herz brennt. Und es ist tatsächlich so, dass mein Herz auch nach all den Jahren immer noch für die Ernährung brennt und vor allem dafür, das auch weiterzugeben. Denn das ist im Endeffekt meine Kernaufgabe. den Menschen das weiterzugeben, was ich über viele, viele Jahre einfach gelernt habe und die Erfahrung, die ich gemacht habe. Neben der Wissenschaft kommt ja noch Erfahrung dazu, es geht immer Hand in Hand. Und das ist auch das, was mich nachts ruhig schlafen lässt und was mich sehr, sehr zufrieden abends sein lässt, wenn ich weiß, ich habe etwas weitergegeben und derjenige hat davon profitiert.
[SPEAKER 2]Wie siehst du so die Entwicklung in dem Fütterungs- und Ernährungsbereich? Also vor 25 Jahren hat man immer pauschal gesagt, naja die kriegen alle eine Schippe Pellets oder Hafer. Jetzt hat es sich ja schon ausdifferenziert, du hast es ja eben schon kurz ein bisschen angerissen. Das hat sich schon enormst entwickelt und auch die Vielfältigkeit steigt ja auch.
[SPEAKER 1]
Ja, also auf der einen Seite ist es eine Frage der Forschung, dass sich das so entwickelt, wie sich das entwickelt. Die Entwicklung per se im Pferdegesundheitsbereich in Europa ist fantastisch. Das dürfen wir also trotz aller Schwarzmalerei nicht vergessen. Wir hatten noch nie einen Pferdebestand, der so alt ist. der so alt wird, der so bunt ist auch, mit so viel Vielfalt und der so viele Menschen erreicht, die mit dem Hobby Pferd ihre Zeit verbringen möchten. Das heißt, wir haben ein sehr, sehr hohes Niveau an Haltung und auch an Fütterung erreicht. Natürlich, es gibt immer Raum nach oben. Wir können immer noch besser, ganz klar. Aber das Niveau selber ist schon sehr, sehr gut verglichen mit dem internationalen Vergleich. Die Pferdefütterungsbranche ist eine witzige Branche. Ich mag das sehr und ich habe auch sehr, sehr viele Kontakte in die Industrie natürlich, weil ich kann immer nur mit den Futtermitteln arbeiten, die es da gibt. Und ich teile das immer ein mit Futtermitteln. Also jedes Futtermittel auf dem deutschen Markt hat seine Begründung und seinen Platz. Das ist auch, selbst die, die so ein bisschen abgefahren zusammen sind, die riechen nach Erdbeer, die sind lila und glitzern oder nach Buttercremetorte, da gibt es etwas Neues, es riecht nach Buttercremetorte. Wir haben Müslisäcke mit Einhörnern drauf, es gibt blaue Leckerchen oder blau-lila. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Es gibt alles. Alles, natürlich. Und all das unterliegt natürlich an der Gesetzgebung. muss entsprechend gelabelt werden, wird auch überwacht in den Zusammensetzungen regelmäßig mal, weswegen keines dieser Futtermittel in einer vernünftigen Dosis zur richtigen Zeit gefüttert entfährt killen kann. Die überleben das alle.
[SPEAKER 2]
Also ich kann auch die Buttercremetorte bedenkenlos füttern?
[SPEAKER 1]
Genau, das Müsli, was nach Buttercremetorte riecht, kann man theoretisch auch bedenkenlos füttern, wenn man denn unbedingt möchte.
[SPEAKER 2]
Oder selber verspeisen.
[SPEAKER 1]
Man könnte es theoretisch wahrscheinlich auch selber verspeisen, wobei es andere Richtlinien zur Futtermittelherstellung gibt. Für Menschen. Als für Pferde.
[SPEAKER 2]
Also Obacht, wenn man die Buttercremetorte zu Hause hat.
[SPEAKER 1]
Genau. Also es ist ja nicht die Buttercremetorte, sondern es ist Pferdemüsli, was nach Buttercremetorte riecht. Buttercremerie. Genau.
[SPEAKER 2]
Was aber an sich schon ein bisschen verrückt ist.
[SPEAKER 1]
Natürlich ist das verrückt.
[SPEAKER 2]
Auch du als Fütterungsberaterin, das ist ja schon, man spricht ja immer so ein bisschen von Menschlichung. Das ist schon ein extremer Fall.
[SPEAKER 1]
Extrem, ja. Trotzdem verkauft sich das Produkt anscheinend extrem gut und da sehen wir auch, wie der Markt funktioniert. Pferdefütterung an sich oder die Frage nach all diesen Produkten ist immer, brauche ich das wirklich? Also braucht das Pferd das? Es hat sich natürlich entwickelt. Das heißt die ersten Futtermittel für Pferde das war Hafer und Gerste und dann kam mit der Industrialisierung kam das Pellet dazu. Das Pellet als erste Erfindung der Futtermittelindustrie ist entstanden, weil der Markt es so wollte. Es gab diese Pellet als Komplettfuttermittel für andere Spezies und der Pferdebesitzer aus dem Schweinebereich und der Pferdebesitzer an sich hat sich gedacht, Gibet dat mit hier auch für de Gäule. Und dann hat die Industrie gesagt, kein Problem, Bauer Jakob, das mach ich dir. Und so sind die Pellets entstanden. Also eigentlich aufgrund eines Marktwunsches. Es ist nichts Böses dran und gegen Pellets ist auch nichts einzuwenden, wenn wir es brauchen. Und daraus entwickelte sich dann irgendwann auch die Aversion gegen den Hafer. Der hatte einen unfassbar schlechten Ruf, was eigentlich überhaupt nicht notwendig ist, ein super Futtermittel. Und dann kam natürlich der Wohlstand dazu, es gab mehr Pferde, andere Leute reiten, Frauen reiten plötzlich und damit entwickelten sich dann auch Getreidemischungen. Erstens die Hafer, frei waren, gerade in den 80ern hat sich das ganz stark verbreitet und das Müsli war geboren. Und Müsli ist ja auch nichts anderes als eine Mischung aus Gerste und Mais und dann Fantasie. Gerste Mais, eventuell ein paar Pellets, bisschen Mineralfutter drin und der Rest ist Fantasie. Das heißt, dann kamen Obst und Gemüse dazu, dann kamen Aromastoffe dazu, Beimischung von Kräutern, Beimischung von anderen, von Leguminosen oder Erbsen und so weiter, alles Energie- und Eiweißträger. Und hinter jedem Produkt steckt ein kluger Produktmanager oder ein Rezeptersteller, der sich dabei auch was gedacht hat. Und das darf man nicht glauben, dass die Futtermittelindustrie da sitzt, sich die Hände reibt und sich überlegt, wie verarsche ich den Kunden heute, das stimmt nicht. Da sitzen Leute, die machen das mit Herzblut, die machen sich große Gedanken dazu. Natürlich machen die sich auch Gedanken dazu, wie kriege ich das am besten an die Frau. Aber in erster Linie ist auch bei diesen Firmen natürlich ganz klar, dass sie ein Produkt produzieren wollen, was dem Pferd einen Mehrwert bringt. Das heißt, was ein Nährstoffdefizit decken kann. Und das ist immer etwas, das darf man im Hinterkopf nicht vergessen. Da sitzen gute Leute. Die machen sich sehr viele Gedanken. Und natürlich, manche dieser Gedanken sind äußerst kreativ, aber wir sehen es ja in der Praxis, was verkauft sich am besten? Das, was am buntesten ist. Was blau ist oder glitzert.
[SPEAKER 2]
Oder die Buttercremetorten.
[SPEAKER 1]
Oder Buttercremetorten auch mal. Und ich sehe das immer mit sehr viel Humor. Das heißt, all diese Futtermittel sind nicht per se giftig. Die Frage ist natürlich als Ernährer, die ich immer stellen muss, brauche ich das wirklich? Ich brauche all diese Futtermittel ja sowieso nur, wenn Heu nicht den Nährstoffbedarf des Pferdes decken kann. Dann muss ich zu diesen Futtermitteln greifen. Und dann kann ich überlegen, brauche ich den Hafer oder brauche ich was Buntes? Und da kommt auch die Sozialkomponente dazu, denn wir haben ja auch mit dem Menschenmarkt zu tun. Es ist ja nicht so, dass das Pferd mir Antwort gibt, was es braucht, sondern wir haben auch in der Regel eine weibliche Kundin dabei, die auch ein gewisses Bedürfnis daran stellt. Und die sagt, das füttere ich mit einem guten Gefühl.
[SPEAKER 2]
Aber nicht giftig ist ja das eine, aber angepasst auf die Bedürfnisse des Pferdes ja noch was anderes. Wie erkenne ich denn, was sich mein Pferd am besten füttern soll?
[SPEAKER 1]
Also grundsätzlich ist es so, dass ich eigentlich vom Pferdebesitzer heute erwarten muss, dass er sich weitestgehend bildet, zumindest grundsätzlich, was Pferdeernährung angeht. Und ich sage dann immer ganz salopp, wer reiten will, muss füttern können. Fütterungslehre ist etwas, was in der deutschen Ausbildung rund um Pferde viel zu kurz kommt. Die Leute lernen viel schneller reiten, als dass sie überhaupt lernen, was Futtermittel sind, was das Pferd benötigt, wie ein Pferd verdaut. Wir haben also durchaus, ich treffe auch in meinen Kursen immer wieder Leute, die haben seit 30 Jahren Pferde und die haben über Ernährung nur ein ganz, ganz rudimentäres Grundwissen. Und das finde ich eigentlich erschütternd. Denn wer nichts weiß, muss alles glauben. Je mehr ich weiß und je mehr ich ein Gefühl habe, was braucht mein Pferd eigentlich, wie sieht mein Pferd innen aus, wie funktioniert mein Pferd, wie verdaut das, was ist der physiologische Bedarf, was ist der Nährstoffbedarf, wie viel braucht mein Pferd, wenn ich mich damit mal befasse und das ist keine Raketentechnik. Ernährungslehre oder gerade Pferdernährungslehre ist keine Raketentechnik. Das ist nichts mystisches, das ist nichts esoterisches, das ist nichts super kompliziertes. Es ist auf den ersten Blick erstmal sehr viel, aber je mehr man sich damit befasst, desto einfacher wird es auch am Ende. Und jeder Pferdebesitzer sollte den Bedarf seines Pferdes kennen. Dafür muss er mal einen Kurs in Pferdenährung gemacht haben. Und da gibt es ja sehr, sehr viele Angebote, denn wir haben heute einfach auch die Möglichkeit, uns auf sehr mannigfaltige Weise zu bilden. Wir können Bücher lesen, es gibt Kurse, es gibt Webinare, es gibt Seminare. Es gibt Videos. Videos, genau. All so Zeug. Und wenn man sich die anguckt oder wenn man das wirklich vernünftig macht, dann ist es auch gar nicht, dass man sich jetzt wochenlang damit befassen muss. In der Regel hat man die Basics in 15 Stunden gut drauf. Wenn man also ein Buch noch dabei liest und so weiter und guckt Videos, man liest noch ein Buch dabei, dann macht es plötzlich Aha und dann geht dann so eine lustige Glühbirne über dem Kopf auf und denkt sich, ach so ist das, das ist ja einfach.
[SPEAKER 2]
Das sind ja so einfache Dinge wie, muss der Hafer gequetscht sein oder nicht?
[SPEAKER 1]
Zum Beispiel, genau. Muss er gequetscht sein oder nicht? Oder was ist die Appetitsgrenze von meinem Pferd? Die meisten Leute haben keine Ahnung, wo die liegt. Oder wie groß oder wie viel Raufaseranteile braucht mein Pferd denn, um satt zu sein? Und das sind alles so kleine Dinge. Und das Lustige ist ja, man hat so ein Pferd ja für gewöhnlich länger als ein Jahr. Normalerweise. sondern so ein Pferd begleitet so einen Reiter ja durchaus mal 15, 15, 25 Jahre und man befasst sich einmal damit. Und ich sage immer, wenn die Reiter sich einmal im Jahr für zwei Tage fortbilden, auf 20 Jahre gesehen, was das für ein Bildungsschatz wäre, Wenn die Reiters schaffen, sich einmal im Quartal zwei Tage fortzubilden, das ist egal, ob das Reiten ist, Fütterung ist, Haltung und so weiter. Das heißt, wenn die sich viermal im Jahr zwei Tage fortbilden und das 20 Jahre lang, was das für ein Wissenschatz wäre. Und das sind einfach Dinge, die würde ich erwarten. Das heißt, als Pferdebesitzer ist es eigentlich auch meine ethische Pflicht, mich damit zu befassen. Und da werde ich auch relativ streng mit meinen Leuten, dass ich sage, naja, ihr müsst das aber wissen. Das ist basic. Wer reiten kann oder wer reiten will, muss füttern können. Das ist definitiv wichtig und wir haben alle Möglichkeiten. Und Bildung muss nicht immer zum Brechen langweilig sein, da bin ich ganz ehrlich. Es gibt durchaus auch Pferdeernährungsbücher, da schlafe selbst ich nach zwei Seiten ein. Die sind so unglaublich öde. Ich weiß nicht, was die sich dabei gedacht haben. Und wir haben heute Möglichkeiten auch spannend Sachen zu lernen und zu erfahren und anzufassen und anzugucken und tolle Geschichten dazu zu hören, die selbst ein Erwachsener nicht vergisst. Denn Kinder sind da manchmal ein bisschen einfacher.
[SPEAKER 2]
Dem verschreiben wir uns ja auch, also wir versuchen das ja auch so näher zu bringen und so rüber zu bringen, dass es eben nicht langweilig ist und das ist glaube ich genau richtig wie du sagst, es gibt ja so viele Möglichkeiten heutzutage, dass es eigentlich keinen Grund mehr gibt, sich nicht weiterzubilden.
[SPEAKER 1]
Richtig.
[SPEAKER 2]
Nun ist ja die Aussage, die du gerade gemacht hast, dass deutlich über 60% der Pferde quasi übergewichtig sind in Deutschland, das ist ja schon enorm. Warum ist es denn schlecht für ein Pferd, übergewichtig zu sein?
[SPEAKER 1]
Naja, Übergewicht, also ein bisschen pummelig, das ist ja kein Problem. Das ist ähnlich wie bei Menschen. Bei Pferden gibt es die 10%-Regel. Das heißt, 10% über dem Idealgewicht hat noch keine großen körperlichen Einschränkungen zur Folge. Das heißt, ein bisschen Moppelig ist in Ordnung. Wir müssen uns also damit befassen, wie viel Übergewicht haben wir. Und alles darüber geht tatsächlich in das rein, was man Radipositas nennt. Wir haben dann noch eine Abstufung und ab einem gewissen Punkt haben wir eben auch die Problematik, dass wir von einer morbiden Adipositas sprechen müssen. Das heißt, das Pferd ist dermaßen fett, dass wir definitiv früh sterben.
[SPEAKER 2]
Weil Gefäße verfetten, verengen und so weiter.
[SPEAKER 1]
Fett ist nicht nur außen. Wir sehen immer oder wir gucken immer, ach guck mal der fette Hals oder guck mal die Polster am Rumpf oder an der Hinterhand, guck mal wie das schwabbelt. Das ist ja nur die halbe Wahrheit. Wenn wir sagen, unser Pferd hat 100 Kilo Übergewicht, sprechen wir von 100 Kilo Fettmasse. 100 Kilo reine Fettmasse. Natürlich sitzt die am Rumpf und am Hals und auch an der Hinterhand und am Bauch. Die sitzt aber auch an der Leber, an der Bauchspeicheldrüse, am Herzen, an der Lunge. an allen Darmwänden dran und als Fett, wenn wir Pech haben, auch als Fettgeschwulste im restlichen Bauchraum. Die können auf den Darm drücken und eine Kolik produzieren. Die machen die Leber schlecht, die machen die Leber müde. Die Bauchspeicheldrüse findet das nicht mehr so lustig. Das heißt, diese langfristige Fettleibigkeit entsteht aus einer, eigentlich im weitesten Sinne kann man sagen, aus einer Kohlenhydratvergiftung. Wir haben also langfristig viel zu viel Kohlenhydrate oder Nahrungsfette gefüttert, und das Pferd hat sie aufgenommen und irgendwo eingespeichert. Das ist eine langfristige Überlastungssituation. Weder das Herz noch die restlichen Organe können damit umgehen. Und diese riesige Fettmenge, die schleppt das Pferd jeden Tag mit sich rum. Denn wenn wir sagen, wir haben ein 500-Kilo-Pferd, das hat 10 Prozent Übergewicht, reden wir schon von 550 Kilo. 20 Prozent Übergewicht, 600 Kilo. 100 Kilo und dann kommt da noch ein Reiter drauf. Und wenn wir Pferde haben, die noch dicker sind. Und ich habe da durchaus schon meine Kollegen gesehen. Ich habe also sicherlich aufgrund des Berufes ein paar Extremfälle gesehen. Eines der extremsten ist sicherlich ein Mehrheitspony, was ich gesehen habe, was so circa 450, 480 Kilo haben wollte mit 780 Kilogramm Körpergewicht. Dieses Pferd war so unfassbar fett, das konnte sich gar nicht mehr bewegen. Und natürlich stirbt das früher. Weil der Körper kann das nicht mehr leisten.
[SPEAKER 2]
Ist ja wie bei Menschen. Das gibt’s ja bei Menschen auch. Wurde ja auch lange Zeit so ein bisschen negiert. Dünn sein heißt ja nicht gleichzeitig fit sein.
[SPEAKER 1]
Richtig und es ist ja auch nicht notwendig, dass jeder super super dünn und super fit ist, das ist ja auch nicht Sinn der Sache, aber wir müssen schauen, dass wir natürlich eine ethische Verpflichtung haben, es nicht so weit kommen zu lassen, gerade bei unseren Pferden, denn die suchen sich das nicht aus. Es ist also nicht so, dass die in den Spiegel gucken und sagen, ach ja, ich bin ja ein bisschen barock geworden, ach guck mal ein Polster am Hintern, ich laufe jetzt ein bisschen mehr im Offenstall herum und mache ein bisschen Aerobic. Und Pferde nehmen das nicht wahr, sondern das Pferd fühlt sich immer schlechter und das ganze Endokrinensystem leidet darunter, die Atmung leidet, es leidet alles. Das Pferd kriegt auch keine Luft mehr, weil der Rumpf schon so prall gefüllt ist mit Fett, dass es gar nicht mehr wirklich atmen kann. Diese Pferde sind extrem kurzatmig.
[SPEAKER 2]
Das ist für Pferde enorm wichtig bei dem Lungenvolumen.
[SPEAKER 1]
Extrem. Die müssen ja atmen können, aber es ist einfach kein Platz mehr. Das heißt, wir haben ganz viele Dinge. Ganz am Ende der Kette steht natürlich auch die Belastung des Bewegungsapparates. Dass die Gelenke leiden, Sehnen geleiden, dass die Knorpelflächen der Gelenke Probleme kriegen. Aber das steht ganz am Ende der Kette. Wir kriegen riesige Probleme vorher. Und deswegen halte ich auch diese Adipositas bei Pferden für eine ganz gefährliche Angelegenheit. Und die Leute müssen sich darüber im Klaren sein, dass das eben nicht geht. Dass das auch ab einer gewissen Prozentzahl tierschutzrelevant ist. Das heißt, das ist tatsächlich dann eigentlich ein Verstoß gegen das Tierschutzrecht, wenn ich das Pferd so weit verkommen lasse, dass das so unglaublich dick ist. Wie gesagt, ein bisschen pummelig ist kein Problem. Ich mache es auch ganz ehrlich, mein Pferdebestand zu Hause, ich habe so kleine Plüschige. Einen ganzen Haufen davon. Was für Pferde hast du? Oh, ich habe ein Shetland Pony zum Beispiel, was ich fahre. Ich bin da so ein passionierter Fahrer. Suki? Ja, natürlich. Ich fahre seit fast 20 Jahren Kutsche.
[SPEAKER 2]
Respekt.
[SPEAKER 1]
Und habe da sehr viel Spaß dran. Ich bin früher Großpferde gefahren. Und wir fahren in der ganzen Familie nur noch Shetland Ponys, lustigerweise. Da gibt es aber auch viele. Ja, das ist definitiv auch ein Erwachsenen Hobby. Das ist ein Riesenspaß und ich kann es nicht verstehen, wenn Leute Shetland Ponys als Rasenmäher halten. Die sind so lustig und so leistungsstark, also wenn Shetland Ponys das beste Pferd im Stall, sag ich mal, extrem und die sind, die machen so viel Freude und die wollen auch arbeiten, die sind wahnsinnig clever. Und ich sage immer das ist mein gute Laune Pony, weil ich kann in den Stall kommen und hatte einen echt schlechten Tag oder super anstrengend und ich kann den einfach anspannen und wir fahren und es ist entspannend und ich habe Spaß, einen Erdspaß, das ist echt, echt super. Dann habe ich ein Reitpferd, das ist mittlerweile mein Wanderreitpferd, das kommt jetzt in die Jahre, das heißt wir haben jetzt auch ein Die Rentner, die wird jetzt denke ich in den nächsten Jahren Rente gehen. Das ist ein Mix aus einem Friesen und einem Haflinger. Die habe ich schon seit sehr vielen Jahren. Die hat mit mir die Welt gesehen. Das ist also mein Langstreckenpferd. Die ist fantastisch. Aber wie gesagt, die Zeit geht weiter und deswegen gibt es oder ist auch schon ein Nachfolger an Bord und das ist mein Maultier. Das heißt, ich habe nicht nur Pferde, sondern ich habe auch ein großes Maultier mit 1,58 m Stockmaß. Also ein sehr großes und sehr starkes, der hoffentlich mit mir bald die Welt bereist und über die Alpen geht. Als Lastenzier dann? Nein, als Reitpferd. Natürlich, man kann die hoffentlich, also die meisten Mauttiere sind sehr gut zu reiten, es ist halt kein Pferd, es muss anders ausgebildet werden.
[SPEAKER 2]
Anlehnungen und so gibt es da nicht.
[SPEAKER 1]
Doch, doch natürlich, die können was das angeht ganz ganz normal geritten werden, nur der Weg dahin ist ein anderer. Weil Mautiere sehr viel klüger sind als Pferde. Die lassen nicht jeden Mist mit sich machen. Und da muss man sehr kleinschrittig arbeiten mit sehr viel positiver Verstärkung. Aber natürlich, es gibt auch, nicht in Deutschland, aber durchaus in anderen Ländern, in den USA und auch in England, Mautiere, die sehr hochwertig dressurmäßig vorgestellt werden auf Turnier. Und auch wenn die Deutsche Reiterliche Vereinigung das nicht zulässt, in anderen Ländern ist es so, dass Mautiere auch außerhalb des Breitensports performen dürfen. Die Amerikaner haben dafür ganz eigene Klassen, sowohl Dressurklassen als auch Hunterklassen. Bei den Briten ist es immer noch so ein bisschen Goodwill, aber es funktioniert und es gibt da durchaus Mautiere in schweren Klassen.
[SPEAKER 2]
Wirklich, das ist ja erstaunlich.
[SPEAKER 1]
Ja, nur in Deutschland leider nicht. Ich hoffe, wir sehen das früher oder später, dass es da kommt. Aber das Mautier, was ich habe, dessen Hauptaufgabe und Glückseligkeit und das, wo er am meisten Spaß dran hat, ist tatsächlich draußen reiten.
[SPEAKER 2]
Und woran würde man jetzt sehen, ob diese Pferde zu dick sind?
[SPEAKER 1]
Aber das ist ganz einfach zu sehen, es schwabbelt. Also wir sehen einen großen Halskamm. Also wenn meine Pferde oder auch andere Pferde zu dick sind, das erste woran es man sieht ist der Kammfett oben am Mähnenkamm. Wir sehen große Fettpolster am Rumpf rechts und links. Wir sehen es an der Schulter. Die Hinterhand schwabbelt und wenn ich es an der Longe habe und um mich herumlaufen lasse, sehe ich so eine Doppelwellenbewegung. Am Rumpf. Das heißt, es bewegt sich alles. Dann wissen wir eigentlich schon, es ist zu dick. Und zwar unabhängig von der Rasse. Also in dem Moment, wo ich es anfasse und es schwabbelt überall und ich kann die Rippen zwar fühlen, aber nur mit Porkeln, ist es viel, viel, viel zu dick. Es gibt Rassen, da will ich nicht unbedingt Rippen säen. Die neigen dazu oder die sind von der Genetik her auch ein bisschen runder.
[SPEAKER 2]
Das ist aber eher so Richtung Kaltblüte, oder?
[SPEAKER 1]
Ja, genau. Die haben von sich aus einen etwas höheren Körperfettanteil. Der diente der Isolation. Das heißt, sie müssen nicht alle aussehen wie ein strammer Trakener, gerade nach einem Vielseitigkeitsparcours, sondern es ist tatsächlich so, dass manche Rassen von sich aus ein bisschen runder sind. Aber in dem Moment, wo ich reingreife und es ist schwabbelig, ist schwierig. Und wenn diese Fettpolster dann auch noch hart werden, dann ist schon fünf nach zwölf. Dann ist es wirklich schon allerhöchste Eisenbahn und das Pferd in der Regel auch schon stoffwechselkrank. Und dann geht das plötzlich ganz schnell. Übrigens auch Vollblüter können solche Probleme entwickeln, auch wenn sie nicht so riesen Fettpolster entwickeln, aber auch ein überfütterter Vollblüter wird krank.
[SPEAKER 2]
Würde das denn einem Pferd in der freien Wildbahn passieren?
[SPEAKER 1]
Ja, natürlich. Tut es auch. Wenn wir wildlebende Bestände anschauen, die in sehr sehr großem Futterüberfluss leben, dann ist weder Hufrehe noch Fettleibigkeit ein Phänomen, was es nicht gäbe. Das heißt auch bei wildlebenden Gruppierungen und das ist egal, ob das jetzt Exmo-Ponys sind in England oder Mustangs, die auch da genau im Exmo noch frei leben oder Mustangs, dann hätten wir da ein sehr großes Problem und auch wenn wir natürlich Pferde anschauen hier in Deutschland, im Meerfelder Bruch, die Döminer, wenn die in einem Futterüberfluss leben würden, was sie nicht tun, würden wir da auch sehr sehr große Mengen Hufrehe und metabolischen Erkrankungen sehen. Immer dann, wenn quasi die Lebensumstände zu gut sind, dann wäre es ein Problem. Aber eigentlich sind Pferde in ihrer ursprünglichen Form eher Karklantiere gewesen und sind mit den reichhaltigen Weiden, die wir in Europa nun mal haben, auch schon selbst ohne menschliches Zutun, selbst Wildwiesen, sind für Pferde schon sehr, sehr reichhaltig, hätten sie da Probleme. Aber da wir nun mal auch kein Wildpferd mehr haben und selbst diese drei Gruppierungen jetzt gerade sind ja nicht mehr so wirklich wild, deswegen fällt es nicht so auf und die sind ja insofern schon veredelt, als dass sie auch einen höheren Bedarf hätten. Viele unserer Pferde hätten in der Wildbahn noch überhaupt keine Chance. Gerade unsere großen Warmblüter würden in der freien Wildbahn sehr wahrscheinlich den ersten Winter vielleicht, aber den zweiten Winter nicht mehr überleben. Dafür wären sie zu sensibel.
[SPEAKER 2]
Ist denn das Zückerchen, was man täglich gibt, dann ein Problem? Es gibt ja viele, die noch so ein Zückerchen geben.
[SPEAKER 1]
Das kann man machen. Die Menge macht das.
[SPEAKER 2]
Dann hieß es mal, also Dosis ist das Gift.
[SPEAKER 1]
Wenn das Pferd nicht gerade schon metabolisch erkrankt ist, in irgendeiner Weise davor geschädigt oder magendarmkrank, ist alles was wir da füttern in diesen kleinen Mengen völlig egal. Und dann ist es auch egal zu welchem Leckerchen man greift. Das kann ein Zückerchen sein, wenn es unbedingt sein muss, weil wir das schon seit 30 Jahren so machen. Oder ein handelsübliches Leckerli für Pferde, die kann man kaufen, freut sich der Hersteller. Wir können aber auch schlicht und ergreifend Möhrchen füttern oder einen Apfel. Das ist alles in Ordnung. Die Menge macht das Gift immer. Und mir ist es auch lieber, wenn Leute dann eine kleine Menge von Keksen in das Pferd hineinschieben und sich freuen. Das Pferd freut sich, alle freuen sich, als wenn sie sich gegenseitig traurig angucken. Aber in dieser kleinen Menge, wir müssen bedenken, wir haben es ja mit großen Tieren zu tun. Wir haben 500, 600 Kilo Körpergewicht. Als ob da 15 Gramm Leckerchen irgendeinen physiologischen Unterschied machen würden. Das ist total egal. Also rein damit. Und es muss natürlich mit Sinn und Verstand geschehen. Der Sinn und Verstand hört auf, wenn ich natürlich höre, dass ein Pferdebesitzer in drei Tagen ein Kilo Leckerchen wegfüttert. Das ist keine kleine Menge mehr.
[SPEAKER 2]
Also es sollte nicht zum Ersatzfutter werden.
[SPEAKER 1]
Nein, zwei, drei Leckerchen am Tag sind aber in der Regel völlig unproblematisch. Und dann kann man da auch die rosanen kaufen oder die lilanen.
[SPEAKER 2]
Vielleicht gibt es da ja auch den Butterkuchen.
[SPEAKER 1]
Gibt es tatsächlich Vanillearoma. Die sind von einem Hersteller auf Reisbasis mit Vanillearoma. Die sind auch schön vanillegelb. Pferde mögen die glaube ich ganz gern.
[SPEAKER 2]
Ja und es gibt ja auch verschiedenstes, also die Springweltmeisterin Simone Blum füttert ihrer Alice immer eine Mango.
[SPEAKER 1]
Ja, kann man machen. Auch solche Dinge, ich habe auch einen Kunden, der füttert jeden Tag eine Wassermelone. Aus physiologischer Sicht, also aus Ernährersicht muss ich sagen, naja, es ist sehr viel Zucker und Wasser, muss das wirklich sein. Auf der anderen Seite sind die Pferde sehr glücklich und er auch und die sehen auch gut damit aus und das sind alles Dinge, wo rein biochemisch eigentlich nicht viel dagegen spricht. Das wäre Mumpitz, wenn man jetzt behaupten würde, oh mein Gott, eine Mango, das geht gar nicht. Ja, das ist ja falsch. Die Mango besteht aus Wasser, aus Zucker, aus Zellstoff sehr wahrscheinlich und aus ein paar Mengen und Spurenelementen. Und im Endeffekt, rein biochemisch gibt es keinen Grund, es nicht zu tun. Natürlich, wenn es das Pferd glücklich macht und wenn es damit funktioniert, dann ist es möglich. Warum nicht? Wobei ich das nicht empfehlen würde insofern, dass man es natürlich nicht übertreiben darf. Man muss also ganz klar sagen, alles muss in Maßen geschehen und der Pferdebesitzer muss immer über solche Dinge eine gewisse Kontrolle behalten. Solange das aber funktioniert und der Pferdebesitzer sowas kontrolliert tut, ist da nichts gegen einzuwenden.
[SPEAKER 2]
Wir haben jetzt letztens lange diskutiert im Büro über das Thema nachhaltiges Futter, biologisches Futter. Das was ja am Ende in der humanen Ernährung auch ein Riesenthema ist, Biozertifizierung und so weiter. Hält das auch Einzug in die Pferdefütterung?
[SPEAKER 1]
Ja, Gott sei Dank. Und das ist auch gut. Also auf der einen Seite natürlich Bio und auf der anderen Seite aber auch, dass die Pferdebesitzer beginnen, sich Gedanken zu machen zu Futtermitteln, die vielleicht sehr lange Reisewege hinter sich haben. Futtermittel Nummer eins, was da definitiv im Fokus steht und was ich sehr sehr begrüßen kann, dass da so darüber diskutiert wird, sind Salzlecksteine aus Pakistan. Das heißt der sogenannte Himalaya-Salzleckstein, das ist in der Regel Steinsalz, die größte Menge kommt meines Wissens aus Pakistan. die dann natürlich da abgebaut wird en gros und dann per Tonnenweise, per Container mit dem Schiff hier rüber kommt, hier verpackt wird oder auf dem Weg irgendwo umverpackt wird, um dann hinterher in den Pferdelecksteinhaltern unserer Luxustiere zu stehen. Dazu muss man wissen, dass man Steinsalz gleicher Qualität für ein bisschen mehr Geld, das ist nicht besonders viel teurer, ich glaube es sind so 20 Cent im Kilo oder so, also es ist wirklich übersichtlich, auch in Deutschland kaufen kann. Es gibt mehrere Salinen in Deutschland und auch in Österreich, wo man Steinsalz kaufen kann. Der ist natürlich dann nicht so rund und der hat auch kein Loch in der Mitte, aber dem Pferd ist das am Ende des Tages egal. Steinsalz ist Steinsalz. Wir machen das schon sehr lange und wir haben dafür einen Druck extra, wo große Salzbrocken drin sind. Und es ist ökologisch meines Erachtens deutlich sinnvoller, als wenn das Zeug mit dem Tanker irgendwo herkommt. Das ist sicherlich das Futtermittel, wo am meisten im Moment darüber diskutiert wird, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Aber es gibt auch viele andere Dinge. Das beginnt mit genetisch modifizierten Futtermitteln. Das geht über, wo kommt mein Getreide eigentlich her. Ist es europäisches Getreide oder kommt das Getreide aus Übersee? Auch das passiert. Auch die Frage, was passiert jetzt mit dem Freihandelsabkommen und auch dem Import zum Beispiel von Luzern aus Kanada. Auch das wäre eine Variante, wo die Leute mal drüber nachdenken, wo kommt man Reisklei her. Abholzung des Regenwalds in Brasilien, ein Riesenthema. Und was wird da angebaut. Und natürlich muss man immer so ein bisschen die Kirche im Dorf lassen, wenn es jetzt um kleine Mengen geht oder um Zusatzstoffe, die einfach auch in Europa nicht zu bekommen sind. Nicht in der gleichen Qualität und oder schlicht und ergreifend hier nicht wachsen. Aber wir werden, was das angeht, sicherlich auch im Pferdebereich eine Diskussion führen müssen, eine Diskussion der Nachhaltigkeit und natürlich auch, welchen Beitrag wir als Pferdebesitzer zur Nachhaltigkeit langfristig leisten können und auch langfristig leisten müssen. Das beginnt sicherlich mit ökologisch wertvoller Einstreu, die leichter zu kompostieren ist Das geht über die Nutzung von Pferden wieder zu landwirtschaftlichen Zwecken, dass wir vielleicht den Bahnplaner stehen lassen und stattdessen das Pferd die Bahn abziehen lassen. Und das sind so viele kleine Dinge, die in der großen Summe auch einen Unterschied machen werden, denn da müssen wir einfach alle anfangen. drüber nachzudenken, welchen kleinen Anteil können wir denn tatsächlich in diese Richtung leisten. Und wir machen es tatsächlich so, okay, das ist ein wirklich albernes Beispiel, aber ich fahre regelmäßig mit meinem Shetland Pony einkaufen. Das heißt, ich fahre mit dem einkaufen, ich bin den am Supermarkt auch an, gehe einkaufen und fahre mit dem wieder zurück. Er hat gearbeitet, ich weiß, er hat gearbeitet, ich freue mich, weil er nicht dicker wird und gleichzeitig habe ich eingekauft. Das kann nicht jeder machen, das habe ich natürlich bei uns auf dem Land den großen Luxus, bei mir geht’s. Aber das sind so kleine Ideen.
[SPEAKER 2]
Kleine Bausteine.
[SPEAKER 1]
Kleine Bausteine, natürlich. Und das ist das große Ganze, was uns hinterhelfen wird. Und das ist das natürlich jeder Pferdebesitzer auch angehalten, sich darüber auch Gedanken zu machen, weil wir müssen auch in diesem Bereich, auch wenn es unser Hobby ist, natürlich einen gewissen Anteil leisten.
[SPEAKER 2]
Und damit leistet man schon einen sehr konkreten Anteil, CO2 zu reduzieren. Also man lässt das Auto stehen, man lässt den Bahnplaner stehen und kann selber dadurch noch das Pferd arbeiten, das Gute mit dem Nützlichen verbinden.
[SPEAKER 1]
Genau, und das sind kleine Dinge, wie gesagt, das wird sicherlich nicht die Welt retten, aber viele kleine Dinge von vielen Menschen machen auch was Großes. Und ich denke, da müssen wir uns auch mal so ein bisschen mit befassen.
[SPEAKER 2]
Am Ende eines jeden WeHorse-Podcasts, liebe Conny, stehen die vier klassischen WeHorse-Fragen, die ich auch dir gerne stellen möchte. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]
Oh, das ist eine schwierige Frage. Ja, natürlich. Alles, was man tut, muss einen erfüllen oder muss mich erfüllen. Und ich muss am Ende des Tages immer in den Spiegel blicken können.
[SPEAKER 2]
Sehr gut. Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]
Nein, den gibt es nicht. Es gibt sehr viele Menschen, die mich geprägt haben, die aber alle das Gleiche gelebt haben, mir auch vorgelegt haben, und das ist die Achtung vor dem Tier. Unabhängig von der Rasse, Größe, vom finanziellen Wert. Für mich und auch für meine Vorbilder, und das ist auch das, was mir alle mitgegeben haben, für mich ist jedes Pferd gleich viel wert.
[SPEAKER 2]
Also das Pferd in den Mittelpunkt.
[SPEAKER 1]
Das Pferd in den Mittelpunkt und seine eigene Besonderheit zu sehen, seine Persönlichkeit zu erkennen und immer wertzuschätzen.
[SPEAKER 2]
Das führt so ein bisschen zu Frage 3, die zum Teil vielleicht beantwortet ist, vielleicht finden wir noch einen kleinen Unterpunkt. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]
Habt Spaß mit den Pferden und zwar so, dass die Pferde auch Spaß haben. Man muss gemeinsam Spaß haben, gemeinsam Freude schaffen, dass alle zufrieden sind. Und auch unabhängig von allen äußeren Faktoren, am Ende des Tages müssen beide glücklich sein.
[SPEAKER 2]
Pferd und Reiter.
[SPEAKER 1]
Pferd und Reiter. Oder Fahrer. Oder Fahrer.
[SPEAKER 2]
Oder Fahrer. Und dann vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]
Das Größte.
[SPEAKER 2]
Ein guter Schlusssatz würde ich sagen.
[SPEAKER 1]
Gut.
[SPEAKER 2]
Dieses Podcast. Wir sehen deine Videos jetzt bei uns auf wehorse. Alles rund um Fütterung mit Constanze Röhm. Also jeder, der interessiert ist, gerne mal draufschauen auf wehorse.com und ich sage Dankeschön an Conny Röhm.
[SPEAKER 1]
Vielen Dank.
[SPEAKER 2]
Wenn dir dieser Podcast gefallen hat, lass gerne eine 5-Sterne-Bewertung da. Damit hilfst du, dass noch mehr Menschen davon erfahren. Bis bald beim wehorse Podcast.