Andreas Hausberger ist Oberbereiter an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Außerdem unterrichtet er viele internationale Sportreiter in der Arbeit an der Hand und am langen Zügel. In einem unserer Online-Kursen zeigt er, wie das zum Beispiel bei Jessica von Bredow-Werndl aussieht. Wir wollten von ihm wissen, wie seine lange Verbundenheit zur Spanischen Hofreitschule begann.
Sie sind mit 19 Jahren als Eleve zur Spanischen Hofreitschule gekommen. Können Sie sich noch an den ersten Eindruck erinnern?
Ja, ich weiß noch genau wie ich zum Vorreiten nach Wien kam und dort mit meinem Koffer vor der Reitschule stand. Überwältigend diese Pracht, die Pferde, die außergewöhnlich guten Reiter. Ich war sehr beeindruckt.
Wie sind Sie an diesen Vorstellungstermin gekommen?
Schon mit 15 Jahren habe ich mich dort beworben. Sie haben mich nicht zum Vorreiten eingeladen. Drei weitere Bewerbungen habe ich ihnen geschickt, jedes Jahr eine. Als ich schon aufgegeben hatte und dachte, die nehmen mich eh nicht, rief die Hofreitschule auf einmal meine Mutter an und fragte an, ob ich noch Interesse hätte, mich persönlich vorzustellen.
Wie lief das Vorreiten denn damals ab?
Man ritt in Turnierkleidung mit weißen Handschuhen und Reitrock. Es war noch ein zweiter Bewerber da und ich dachte: Ich kann eh‘ zu wenig. Ich ritt ohne Steigbügel auf einem Hengst mit dem Namen Pluto Verona. Als der erste Oberbereiter lautstark sagte: „Jetzt strecken sie sich mal aus!“, da dachte ich: jetzt war’s das. Kurz darauf sollte ich absteigen und der nächste war dran. Ich wurde ins Büro des Direktors gebeten, der saß an einem so schönen, barocken, großem Schreitisch. Es dauerte etwas, dann sagte er: „Wir wollen es mit Ihnen probieren.“
Ein Ritterschlag. Ich dachte: „Wow, das kann jetzt nicht sein, die nehmen mich!“ Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich im Staatsgestüt Bundesanstalt für Pferdezucht in Stadl Paura. Dort kündigte ich, und war ab Februar 1984 in der Hofreitschule angestellt.
Wer bildete Sie denn zuvor so gut aus?
Meine Eltern hatten ein Gestüt in Niederösterreich und züchteten Haflinger. Ich saß im Alter von sieben Jahren das erste Mal auf dem Pferd. Wir, mein Bruder und ich, hatten das Glück, dass unsere Eltern uns nie gepusht haben. Sie engagierten einen hervorragenden Reitlehrer. Er hat uns mit Liebe gefördert, wir hatten schon Freude, wenn der kam und unterrichtete! Walter Schlemmer hieß er. Für uns war er ein väterlicher Freund, nie fiel ein lautes Wort.
Was glauben Sie hat die damaligen Entscheider in der Hofreitschule von Ihnen überzeugt?
Ich konnte unabhängig sitzen und Anweisungen umsetzen. Ansonsten konnte ich nicht viel. Das ist ja auch heute noch so: Wenn wir heutzugtage Eleven nehmen, wollen wir ja gar nicht, dass die etwas können, wir wollen die ja selbst so formen, wie wir sie haben möchten. Den eigenen Körper unter Kontrolle haben, auch wenn ein Pferd mal lustiger wird, das ist wichtig.
Jemand, der so viele Reiter und Pferdepaare gesehen hat: wofür können Sie sich immer wieder begeistern?
Wenn der Reiter das Pferd respektiert. Wenn er es nicht als Maschine sieht, aber trotzdem professionell ist. Das freut mich, da geht mir das Herz auf. Gerade war ich wieder bei Familie Werndl, und das finde ich traumhaft dort. Der Zugang zum Pferd ist der richtige. Das ist so bei denen, das spielen die nicht für die Kamera, die leben so.