Spanischer Schritt gehört zu den eindrucksvollsten Bewegungen, die ein Pferd ausführen kann. Er ist nicht nur ein Blickfang bei Vorführungen, sondern auch eine wertvolle Übung zur Gymnastizierung und Verbesserung der Bewegungsqualität. In diesem Artikel erfährst du, was den Spanischen Schritt ausmacht, wie er deinem Pferd helfen kann, beweglicher zu werden und wie du ihn Schritt-für-Schritt trainieren kannst.
Was ist der Spanische Schritt?
Der Spanische Schritt ist eine elegante Bewegung, bei der das Pferd im Schritt die Vorderbeine abwechselnd hoch anhebt und gestreckt nach vorne führt. Obwohl er oft als Zirkuslektion bezeichnet wird, erfüllt er weit mehr als nur einen Showzweck. Durch die bewusste und kontrollierte Bewegung unterstützt der Spanische Schritt die Gymnastizierung des Pferdes und fördert die Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter. Diese Lektion findet Anwendung in unterschiedlichen Reitweisen, von der klassischen Dressur bis zur Bodenarbeit.
Spanischer Schritt: Ursprung und Bedeutung
Die Wurzeln in der klassischen Reitkunst
Der Spanische Schritt hat seinen Namen aufgrund seiner historischen Herkunft und seines eleganten Bewegungsbildes. Diese Lektion stammt aus der klassischen Reitkunst und wurde besonders in Spanien zur Präsentation gut ausgebildeter Pferde genutzt. Spanische Pferderassen wie der Pura Raza Española (PRE) oder der Lusitano zeigen von Natur aus eine hohe Knieaktion und eine ausgeprägte Schulterfreiheit. Diese Eigenschaften machen sie besonders geeignet für diese exaltierte Bewegung.
Der Begriff „spanisch“ bezieht sich somit auf die Tradition der spanischen Hofreitschulen und die dort gezüchteten Pferde, die diese Bewegung oft spielerisch und ausdrucksstark zeigen. Zudem war der Spanische Schritt ein fester Bestandteil der Pferdevorführungen an europäischen Königshöfen, insbesondere in Spanien und Portugal. Auch in der barocken Reitkunst wurde diese Lektion genutzt, um die hohe Ausbildung und die besondere Qualität eines Pferdes zu demonstrieren.
Die natürliche Bewegung des Pferdes
Auch auf der Weide sieht man den Spanischen Schritt hin und wieder, wenn Pferde ihn natürlich zeigen. Wenn Pferde ausgelassen spielen, heben sie die Beine in einer ähnlichen Weise. Dieses Verhalten zeigt, dass der Spanische Schritt keine erzwungene Bewegung ist, sondern sich auf die natürliche Körpermechanik des Pferdes stützt.
Was bedeutet der Spanische Schritt für das Pferd?
Sowohl durch natürliche Bewegungen auf der Weide als auch wenn der spanischen Schritt gezielt geübt wird, hat er positive Auswirkungen auf Pferde.
Verbesserung der Bewegungsqualität
Der Spanische Schritt dehnt und mobilisiert die Vordergliedmaßen deines Pferdes. Dadurch wird die Beweglichkeit gefördert und Verspannungen können gelöst werden. Gleichzeitig unterstützt diese Übung die Geschmeidigkeit und die Losgelassenheit, was sich positiv auf die Gesamtkörperhaltung deines Pferdes auswirkt.
Gymnastizierung und Muskelaufbau von Schulter und Rücken
Beim Spanischen Schritt werden die Schulter- und Rückenmuskulatur besonders intensiv aktiviert. Diese Muskeln spielen eine zentrale Rolle für die Stabilität und Bewegungsfreiheit des Pferdes. Zudem verbessert die Übung das Zusammenspiel von Vorder- und Hinterhand, was langfristig die Balance und das Körperbewusstsein deines Pferdes stärkt.
Förderung von Balance und Körperbewusstsein
Der kontrollierte Bewegungsablauf des Spanischen Schritts schult das Gleichgewicht des Pferdes. Gleichzeitig lernt dein Pferd, bewusster mit seinem Körper zu arbeiten. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für die Lektion selbst wichtig, sondern verbessern auch die Ausführung anderer Bewegungen und Lektionen.
Wie kannst du den Spanischen Schritt sinnvoll einsetzen?
Klassische Dressur
In der klassischen Dressur ist der Spanische Schritt ein fester Bestandteil der Lektionen der Hohen Schule. Er dient als Ausdruck von Eleganz und Harmonie und zeigt das hohe Ausbildungsniveau von Pferd und Reiter. Zudem fördert der Spanische Schritt die Leichtigkeit und Präzision in der klassischen Reitweise.
Legérèté – die Reitweise der Leichtigkeit
In der Legérèté, einer Reitweise, die von Philippe Karl entwickelt und verbreitet wurde, spielt die Losgelassenheit eine zentrale Rolle. Diese Schule der Reitkunst basiert auf Leichtigkeit, Präzision und Respekt vor der natürlichen Biomechanik des Pferdes. Der Spanische Schritt wird gezielt genutzt, um die Feinabstimmung zwischen Pferd und Reiter zu verbessern. Durch präzise Hilfen lernt das Pferd, seine Beine bewusst und kontrolliert zu heben, ohne Spannung oder Widerstand aufzubauen.
Philippe Karl legt besonderen Wert darauf, dass jede Lektion die Geschmeidigkeit und Harmonie des Pferdes unterstützt. Im Spanischen Schritt bleibt das Pferd leicht in der Hand, reagiert sensibel auf die Gewichts- und Schenkelhilfen und bewegt sich in einem ausbalancierten Rhythmus. Die korrekte Ausführung dieser Übung fördert nicht nur die Mobilität der Schulterpartie, sondern auch die allgemeine Durchlässigkeit. Das Pferd entwickelt eine bessere Selbsthaltung, ohne dass Zwang oder mechanische Hilfsmittel eingesetzt werden. In der Legérèté dient der Spanische Schritt somit nicht nur der Ausdrucksstärke, sondern auch der Gymnastizierung und der Verfeinerung der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter. Unsere Kurse mit Trainer Philippe Karl können dir viele Einblicke in die leichte Arbeit mit dem Pferd gewähren.
Zirkuslektionen
Als Zirkuslektion ist der Spanische Schritt ein echtes Highlight. Gleichzeitig kombiniert er Gymnastizierung und Spaß, was sowohl für das Pferd als auch für den Reiter eine positive Lernerfahrung schafft. Mit etwas Geduld und Training wird der Spanische Schritt zu einem beeindruckenden Showelement. Wie du dir vom Boden aus verschiedene Lektionen erarbeiten kannst, das erfährst du in unseren Kursen zur Bodenarbeit.
Barock
Spanischer Schritt ist eine Lektion der Hohen Schule in der barocken Reitkunst. Das Pferd hebt dabei die Vorderbeine abwechselnd in einem weiten, ausdrucksstarken Bewegungsablauf. Diese Lektion verbessert die Schulterfreiheit, die Koordination und das Körperbewusstsein des Pferdes. In der barocken Reitweise dient der Spanische Schritt nicht nur der Präsentation, sondern auch der Gymnastizierung. Er fördert die Versammlung und trägt zur Entwicklung weiterer Lektionen wie der Passage bei. Die Ausbildung beginnt am Boden, indem das Pferd schrittweise an das Heben der Vorderbeine gewöhnt wird. Anschließend erfolgt die Umsetzung unter dem Sattel. Ein fein abgestimmter Einsatz von Gewicht, Schenkel- und Zügelhilfen sorgt für eine korrekte Ausführung.
Den Spanischen Schritt erarbeiten: Die Schritte
Voraussetzungen für das Training
Bevor du mit dem Training des Spanischen Schritts beginnst, sollte dein Pferd grundlegende Übungen sicher beherrschen. Eine solide Basisarbeit, geprägt von Vertrauen und Losgelassenheit, ist essenziell. Für die Arbeit am Boden kannst du einen Kappzaum oder ein gut sitzendes Halfter verwenden, um die Kontrolle und Kommunikation zu erleichtern.
Erste Schritte am Boden
Starte die Arbeit am Boden, indem du deinem Pferd die Bewegung langsam erklärst. Mit einem Stick oder durch eine sanfte Berührung an der Schulter kannst du die erste Reaktion hervorrufen. Belohne dein Pferd sofort, wenn es den Huf leicht hebt. Positive Verstärkung, zum Beispiel durch Lob oder ein Leckerli, motiviert dein Pferd, die Bewegung zu wiederholen.
Vom Boden in den Sattel: Der Übergang
Sobald dein Pferd die Bewegung am Boden sicher ausführt, kannst du den Spanischen Schritt unter dem Sattel erarbeiten. Die bereits am Boden erlernten Signale sollten dabei übernommen werden, damit dein Pferd die Hilfen leicht nachvollziehen kann. Idealerweise nutzt du eine feine Schenkelhilfe in Kombination mit einer leicht hebenden Zügelhilfe, um die Bewegung einzuleiten. Eine gut abgestimmte Gewichtsverlagerung unterstützt die korrekte Ausführung. Falls nötig, kann eine Gerte als ergänzende Hilfe eingesetzt werden, um dem Pferd die Anhebung der Beine verständlich zu machen.
Achte darauf, klare und präzise Hilfen zu geben, um Verwirrung zu vermeiden. Dein Pferd sollte genau verstehen, welches Bein es anheben soll, ohne dabei ins Stocken zu geraten oder die Balance zu verlieren. Wenn Unsicherheiten auftreten, gehe einen Schritt zurück und wiederhole die Lektion am Boden. So stellst du sicher, dass dein Pferd die Bewegung wirklich verinnerlicht hat.
Wiederhole die Übung in kurzen Einheiten, um Überforderung zu verhindern. Der Spanische Schritt erfordert ein hohes Maß an Kraft, Koordination und Konzentration. Zu lange Trainingseinheiten können zu Ermüdung oder Frustration führen. Lobe dein Pferd für jede richtige Ausführung und beende die Einheit mit einem positiven Erlebnis. So bleibt dein Pferd motiviert und wird die Lektion gerne ausführen.
Häufige Fehler und Korrekturen
Es kann vorkommen, dass dein Pferd im Spanischen Schritt im Takt unsicher wird oder die Bewegung nicht vollständig ausführt. Dies kann verschiedene Ursachen haben, wie mangelnde Balance, fehlendes Körperbewusstsein oder Unklarheiten in der Hilfengebung. Manche Pferde heben die Beine nur zögerlich oder führen die Bewegung nicht weit genug aus. Andere neigen dazu, sich zu verspannen oder den Takt zu verlieren, wenn sie unsicher sind.
In solchen Fällen hilft es, einen Schritt zurückzugehen und die Übung am Boden zu festigen. Die Bodenarbeit bietet die Möglichkeit, dem Pferd die Bewegung in Ruhe zu erklären, ohne dass es zusätzlich das Reitergewicht ausbalancieren muss. Durch gezieltes Training mit einer Gerte als taktile Unterstützung lernt das Pferd, auf feine Signale zu reagieren. Erst wenn das Pferd die Bewegung sicher, taktrein und entspannt ausführt, sollte die Übung wieder unter dem Sattel erarbeitet werden.
Achte darauf, dass dein Pferd stets losgelassen bleibt und die Hilfen korrekt versteht. Ein angespannter Rücken oder eine feste Halsmuskulatur erschweren die Ausführung der Lektion und führen zu fehlerhaften Bewegungsmustern. Dein Pferd sollte die Vorderbeine gleichmäßig und in einem ruhigen Rhythmus anheben, ohne dabei hektisch zu werden oder sich festzuhalten. Unterstütze es mit klaren, aber sanften Hilfen und lobe es für jede korrekte Ausführung. Geduld und eine ruhige Herangehensweise sind entscheidend, damit sich dein Pferd sicher fühlt und die Bewegung mit Freude zeigt.
Spanischer Schritt: Häufige Fragen
Ist der Spanische Schritt für jedes Pferd geeignet?
Ja, grundsätzlich kann jedes Pferd den Spanischen Schritt lernen. Allerdings solltest du das Training immer an die körperlichen Voraussetzungen und das Ausbildungsniveau deines Pferdes anpassen.
Welche Rolle spielt die Rasse oder das Alter des Pferdes?
Der Spanische Schritt eignet sich besonders gut für Pferderassen mit einer natürlichen Bewegungsfreude, wie iberische Pferde. Das Alter spielt eine untergeordnete Rolle, solange dein Pferd gesund ist.
Wie viel Zeit benötigt man, um diese Lektion zu erarbeiten?
Das Tempo hängt von deinem Pferd ab. Manche Pferde lernen den Spanischen Schritt innerhalb weniger Wochen, andere benötigen mehrere Monate.
Spanischer Schritt als wertvolle Lektion
Der Spanische Schritt ist mehr als nur eine Zirkuslektion. Er fördert die Gymnastizierung, verbessert die Bewegungsqualität und macht gleichzeitig Spaß. Mit Geduld und Feingefühl kannst du diese beeindruckende Lektion erarbeiten und deinem Pferd eine sinnvolle Abwechslung im Training bieten. Lass dich auf das Training ein und genieße die Harmonie, die diese Übung zwischen dir und deinem Pferd schafft.