Das Shivering Syndrom, umgangssprachlich als Zitterkrankheit bezeichnet, ist eine neuromuskuläre Erkrankung beim Pferd. Die Erkrankung kann unwillkürliche Muskelkrämpfe insbesondere im Bereich der Hinterhand auslösen, die wie Zittern aussehen. In diesem Artikel erfährst du alles über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung von Shivering beim Pferd.
Was ist Shivering beim Pferd?
Bei Shivering handelt es sich um eine nicht heilbare neuromuskuläre Erkrankung beim Pferd. Die Erkrankung kann unwillkürliche Muskelkrämpfe, sogenannte Muskelspasmen, insbesondere im Bereich der Hinterhand auslösen. In manchen Fällen ist aber nicht nur die Hinterhand des Pferdes betroffen, sondern auch die Vorhand oder sogar der Kopf des Pferdes. Die Krämpfe können dabei wie ein Zittern aussehen, weshalb Shivering umgangssprachlich auch Zitterkrankheit genannt wird. Es wird davon ausgegangen, dass die betroffenen Pferde keine Schmerzen haben. Jedoch können sie die Muskelzuckungen nicht kontrollieren und leiden deshalb häufiger unter Verspannungen.
Wie erkenne ich Shivering beim Pferd?
Im Alltag verhält sich ein Shivering Pferd zunächst unauffällig. Die Symptome lassen sich nur in bestimmten Bewegungsabläufen erkennen. Die ersten Symptome kannst du häufig im Alter zwischen vier und sieben Jahren, nach Abschluss der Wachstumsphase beobachten. Bei einem Fohlen oder Jungpferd bleibt die Krankheit häufig zunächst unentdeckt, da sie bestimmte Bewegungsabläufe vermeiden. Erst mit Beginn der Ausbildung kann es sein, dass sie deutliche Symptome zeigen. Durch diese Bewegungen können die Symptome von Shivering ausgelöst werden :
- Hufe heben
- Rückwärtsrichten
- Längeres Stehen auf drei Beinen
- Langes Stillstehen
- Ruckartiges nach oben ziehen der Hinterbeine und Probleme beim Abstellen.
Je nach Grad der Erkrankung kannst du ein leichtes bis starkes Muskelzittern beobachten. In den meisten Fällen betrifft das Zittern die Hinterhand des Pferdes. Neben der Hinterhand kann das Zittern aber auch an den Vorderbeinen oder dem Kopf des Pferdes auftreten.
Durch das Zittern der Muskelzellen leert sich der Glykogenspeicher der Zellen schneller als bei einem gesunden Pferd. Ein Shivering Pferd neigt daher zu Muskelverlust und Gewichtsverlust.
Was ist der Unterschied zwischen Shivering und dem Hahnentritt?
Shivering wird häufig mit dem sogenannten Hahnentritt verwechselt. Der Unterschied liegt darin, dass ein Pferd bei einem Hahnentritt das Hinterbein ruckartig nach oben zieht und genauso ruckartig wieder absetzt. Bei Shivering zieht das Pferd das Hinterbein zwar ebenfalls ruckartig nach oben, verharrt dann jedoch kurz in dieser Position und stellt es langsam wieder ab, sobald der Muskelkrampf nachgelassen hat.
Woher kommt Shivering beim Pferd?
Shivering beim Pferd wird bereits seit einigen Jahren wissenschaftlich untersucht. Die genauen Ursachen sind allerdings immer noch unbekannt. Es wird angenommen, dass sie auf neurologische Probleme, genetische Dispositionen, Muskelstoffwechselerkrankungen oder Traumata zurückzuführen ist.
Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Informationen aus dem zentralen Nervensystem nicht vollständig über die Neuronen an die Muskelzellen weitergeleitet werden können. Diese unvollständige Weiterleitung führt zu plötzlichen unkontrollierten Muskelzuckungen. So funktioniert das Anspannen der Muskulatur, um eine Bewegung auszuführen gut. Das Entspannen nach der ausgeführten Bewegung funktioniert hingegen nicht gut. Wieso die Informationen aus dem zentralen Nervensystem nicht vollständig weitergeleitet werden, ist noch nicht klar.
Welche Pferde können an Shivering erkranken?
Prinzipiell kann jedes Pferd an Shivering erkranken. Als anfällig gelten allerdings große und schwere Pferde wie Kaltblüter oder Warmblüter. Besonders häufig betroffen sind außerdem Hengste und Wallache. Auch Pferde mit einem hohen Muskeltonus scheinen häufiger an Shivering zu erkranken.
Wie kann Shivering beim Pferd diagnostiziert werden?
Für eine zuverlässige Diagnose ist eine veterinärmedizinische Untersuchung, seitens deines Tierarztes notwendig. Dein Tierarzt hat unterschiedliche Möglichkeiten, Shivering bei deinem Pferd zu diagnostizieren:
- Blutuntersuchung: Im Rahmen einer Blutuntersuchung wird vor allem die Konzentration von Zink, Magnesium, Kupfer, Selen und Mangan im Blut betrachtet. Mithilfe dieser Werte kann dein Tierarzt Rückschlüsse über eine Shivering Erkrankung ziehen.
- Elektromyogramm (EMG): Eine Tierklinik kann eine Untersuchung mittels Elektromyogramm durchführen. Dabei werden die neuromuskulären Aktionen bei der Kontraktion der Muskelfasern gemessen.
Wie kann Shivering beim Pferd behandelt werden?
Die Behandlung dieser Erkrankung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Nachdem die Ursache für Shivering beim Pferd nicht bekannt ist, existiert leider auch keine Behandlung für eine vollständige Heilung. Allerdings lassen sich die Symptome durch eine angepasste Haltung und Fütterung lindern. Wie genau die Haltung und Fütterung deines Pferdes aussehen sollte, kann dir dein Tierarzt sagen.
Haltung
Häufig werden diese Aspekte in Bezug auf die Haltung eines Shivering Pferdes empfohlen:
- Ausreichend Platz: Ein Shivering Pferd benötigt viel Platz und Bewegung. Damit kann es enge Wendungen oder Rückwärtslaufen vermeiden. Eine Haltung im Offen- oder Aktivstall kann dafür ideal sein. So können lange Stehzeiten, beispielsweise in einer Box, vermieden werden.
- Stress vermeiden: Die Symptome von Shivering können sich bei Stress verschlimmern. Faktoren, die bei einem Pferd Stress auslösen können, sind von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Finde daher heraus, welche Faktoren bei deinem Pferd Stress verursachen und versuche diese zu reduzieren.
- Training: Neben der Bewegung im Offenstall, ist es empfehlenswert, deinem Pferd täglich Bewegung zu ermöglichen. Das kann vom Boden aus geschehen, aber auch aus dem Sattel heraus. Beim Reiten ist es wichtig, dass dein Pferd korrekt über den Rücken geht, um die Muskulatur nicht falsch zu belasten.
- Verspannungen lösen: Durch die Muskelkrämpfe leidet ein Shivering Pferd häufig an Muskelverspannungen. Eine regelmäßige Behandlung beim Osteopathen, spezielle Therapiedecken oder Massagen können helfen, diese zu lösen. Auf unserer Seite findest du bewährte Methoden wie Akupressur, TTouch, Masterson und Co., die dazu beitragen können, die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Pferdes nachhaltig zu steigern.
Fütterung
Es wird empfohlen diese Dinge in Bezug auf die Fütterung eines Shivering Pferdes zu berücksichtigen:
- Raufutter: Die Grundlage der Fütterung sollte ausreichend qualitativ hochwertiges Raufutter in Form von Heu bilden. Dieses sollte schimmel- und staubfrei sein. Heu- und Silage solltest du aufgrund des hohen Säuregehalts vermeiden. Die Säure kann die Leber deines Pferdes belasten und damit den Muskelstoffwechsel zusätzlich beeinträchtigen.
- Mineralfutter: Wurde mithilfe des Blutbildes festgestellt, dass dein Pferd an einem Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen leidet, sollte dieser ausgeglichen werden. Haben sich die Blutwerte deines Pferdes normalisiert, kannst du seinen täglichen Bedarf mithilfe eines qualitativ hochwertigen Mineralfutters, das alle wichtigen Mineralien, Spurenelemente und Vitamine enthält, decken. Die Frage ob, welches und wie viel Mineralfutter dein Pferd benötigt, kann dir dein Tierarzt oder eine Futterberatung beantworten.
- Kraftfutter: Kraftfutter dient in erster Linie als Ergänzung zum Raufutter. Benötigt dein Shivering Pferd Kraftfutter zur Erhaltung seines täglichen Energiebedarfs, eignen sich besonders getreidefreie und stärkereduzierte Futtermittel, die den Stoffwechsel nicht zusätzlich belasten.
Mehr zum Thema Pferdefütterung findest du auf unserer Seite.
Unser Fazit
Das Shivering Syndrom ist eine unheilbare neuromuskuläre Erkrankung beim Pferd. Die Erkrankung löst unwillkürliche Muskelkrämpfe insbesondere im Bereich der Hinterhand aus. Die Krämpfe können dabei wie ein Zittern aussehen, weshalb Shivering umgangssprachlich auch Zitterkrankheit genannt wird. Es wird davon ausgegangen, dass die betroffenen Pferde keine Schmerzen haben. Jedoch können sie die Muskelzuckungen nicht kontrollieren und leiden deshalb häufiger unter Verspannungen. Mit einer angepassten Haltung und Fütterung kannst du seine Symptome lindern und dein Pferd bestmöglich unterstützen.