Egal ob Dressurreiter, Springreiter, Westernreiter oder Freizeitreiter. Seitengänge lohnen sich für jedes Pferd und jeden Reiter. In diesem Artikel erhältst du einen Überblick über die Seitengänge beim Pferd. Lerne alles über Schulterherein, Travers, Renvers und Traversale und wie du sie reitest. Viel Spaß beim Lesen!
Was sind Seitengänge beim Pferd?
Als Seitengänge werden Vorwärts-Seitwärts-Bewegungen mit gleichmäßiger Stellung und Biegung bezeichnet, die in entsprechender Versammlung geritten werden. Takt, Tempo und Bewegungsfluss bleiben dabei zu jeder Zeit erhalten. Sie sind im Schritt, Trab oder Galopp möglich.
Welche Seitengänge beim Pferd gibt es?
Die Lektionen Schulterherein, Travers, Renvers und Traversalen werden als Seitengänge bezeichnet. Das Schenkelweichen zählt hingegen nicht zu den Seitengängen, da das Pferd hierbei nur gestellt, aber nicht gebogen ist. Auch muss es nicht in Versammlung laufen.
Warum Seitengänge beim Pferd?
Seitengänge sind viel mehr als nur Lektionen. Sie können unzählige positive Effekte haben. Mithilfe von Seitengängen kannst du dein Pferd gymnastizieren. Sie können Balance, Beweglichkeit, Koordination, Geschmeidigkeit, Losgelassenheit und Geraderichtung verbessern. Auch können sie kräftigend sein und die Hinterhand aktivieren. Gleichzeitig können sie die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter verbessern, was zu einer stärkeren Bindung und gegenseitigem Vertrauen führt.
Schenkelweichen
Wie bereits erwähnt, zählt das Schenkelweichen nicht zu den Seitengängen beim Pferd, da das Pferd hierbei nur gestellt, aber nicht gebogen ist und nicht in Versammlung läuft. Allerdings dient das Schenkelweichen als Grundlage der Seitengänge. Beim Schenkelweichen bewegt sich dein Pferd leicht im Genick gestellt, aber nicht im Körper gebogen vorwärts seitwärts. Die Abstellung sollte nicht mehr als 45 Grad betragen. Die Vorder- und Hinterbeine deines Pferdes kreuzen gleichmäßig.
Welche Hilfen beim Schenkelweichen?
Stelle dein Pferd zur Seite des seitwärts treibenden Schenkels. Der seitwärts treibende Schenkel wird demnach zum inneren Schenkel. Dieser liegt vorwärts seitwärts treibend hinter dem Gurt. Belaste dabei vermehrt deinen inneren Gesäßknochen. Dein äußerer Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und verhindert, dass dein Pferd mit dem äußeren Hinterbein ausbricht. Dein äußerer Zügel lässt Stellung zu, aber verhindert gleichzeitig eine zu starke Stellung. Zudem begrenzt er die äußere Schulter, um ein Ausweichen zu vermeiden.
Schulterherein
Das Schulterherein ist eine grundlegende Lektion in der Dressurausbildung eines Pferdes. Dabei ist dein Pferd gegen die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Beim Schulterherein wird die Vorhand des Pferdes soweit in die Bahn hineingeführt, bis die äußere Schulter vor der inneren Hüfte liegt. Dabei fußt das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt deines Pferdes in die Spur des äußeren Vorderbeines. Die Hinterhand bleibt auf dem Hufschlag und bewegt sich weiter geradeaus. Die Hinterbeine kreuzen daher nicht. Die Abstellung sollte nicht mehr als 30 Grad betragen.
Wie geht Schulterherein beim Pferd?
Führe die Vorhand deines Pferdes nach innen. Belaste dabei vermehrt deinen inneren Gesäßknochen. Dein innerer Schenkel liegt am Gurt und treibt dein Pferd vorwärts seitwärts. Auch veranlasst er dein Pferd dazu mit dem inneren Hinterbein mehr Last aufzunehmen. In Verbindung mit deinem inneren Zügel, ist dein innerer Schenkel für die Längsbiegung verantwortlich. Dein äußerer Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und verhindert, dass dein Pferd mit dem äußeren Hinterbein zu weit seitwärts tritt und ausbricht. Dein äußerer Zügel gibt etwas nach, um die äußere Schulter vorzulassen. Gleichzeitig begrenzt er die Stellung deines Pferdes.
Travers
Beim Travers ist dein Pferd in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Die Vorhand bleibt auf dem Hufschlag, während die Hinterhand ins Innere der Bahn geführt wird. Die Abstellung sollte nicht mehr als 30 Grad betragen. Die Vorder- und Hinterbeine deines Pferdes kreuzen gleichmäßig.
Welche Hilfen beim Travers?
Führe die Hinterhand deines Pferdes über die Gewichtshilfe und den äußeren Schenkel in das Bahninnere. Der innere Gesäßknochen wird hierbei vermehrt belastet. Dein innerer Schenkel liegt am Gurt. Er treibt das innere Hinterbein deines Pferdes nach vorne und sorgt in Verbindung mit dem inneren Zügel für die Biegung. Dein äußerer Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und treibt dein Pferd vorwärts seitwärts. Der innere Zügel gibt die Stellung vor. Der äußere Zügel gibt leicht nach, begrenzt aber gleichzeitig die Stellung.
Hier noch ein Tipp: Es kann sinnvoll sein, das Schulterherein und Travers am Anfang aus der Ecke oder einer Volte heraus einzuleiten. Dadurch kannst du bereits vorhandene Stellung und Biegung in den jeweiligen Seitengang mitnehmen.
Renvers
Das Renvers kannst du als Gegenstück zum Travers ansehen. Dein Pferd ist in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Allerdings bleibt die Hinterhand auf dem Hufschlag, während die Vorhand in die Bahn geführt wird. Die Abstellung sollte nicht mehr als 30 Grad betragen. Die Vorder- und Hinterbeine deines Pferdes kreuzen gleichmäßig.
Wie geht Renvers beim Pferd?
Die Hilfengebung im Renvers ist identisch mit der des Travers. Führe die Vorhand deines Pferdes nach innen. Belaste dabei vermehrt deinen inneren Gesäßknochen. Dein innerer Schenkel liegt am Gurt. Er treibt das innere Hinterbein deines Pferdes nach vorne und sorgt in Verbindung mit dem inneren Zügel für die Biegung. Dein äußerer Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und treibt dein Pferd vorwärts seitwärts. Der innere Zügel gibt die Stellung vor. Der äußere Zügel gibt leicht nach, begrenzt aber gleichzeitig die Stellung.
Traversale
Die Traversale kannst du dir als Travers entlang einer gedachten diagonalen Linie vorstellen. Auch hier ist dein Pferd in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen.
Wie geht die Traversale beim Pferd?
Die Hilfengebung in der Traversale ist identisch mit der des Travers. Du kannst eine Traversale mithilfe des Schulterhereins einleiten. Führe dafür die Vorhand deines Pferdes nach innen. Belaste dabei vermehrt deinen inneren Gesäßknochen. Dein innerer Schenkel liegt am Gurt. Er treibt das innere Hinterbein deines Pferdes nach vorne und sorgt in Verbindung mit dem inneren Zügel für die Biegung. Dein äußerer Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und treibt dein Pferd vorwärts seitwärts. Der inneree Zügel gibt die Stellung vor. Der äußere Zügel gibt leicht nach, begrenzt aber gleichzeitig die Stellung. Auch begrenzt er die äußere Schulter, um ein Ausweichen zu vermeiden.
Seitengänge beim Pferd: Häufige Probleme und wie du sie vermeidest
Beim Trainieren der Seitengänge können verschiedene Probleme auftreten. Hier findest du einige typische Probleme und Tipps, wie du sie vermeidest:
1. Falsche Gewichtshilfen
Ein Fehler, den du in Bezug auf die Gewichtshilfen machen kannst, ist den äußeren anstatt den inneren Gesäßknochen zu belasten. Achte aber ebenfalls darauf, den inneren Gesäßknochen nicht zu stark zu belasten. Denn wenn du dein Gewicht zu stark auf eine Seite verlagerst, führt das häufig zu einem Einknicken in der Hüfte. Dadurch verlagerst du unbewusst dein Gewicht auf die falsche Seite auf das innere Hinterbein. Das macht es deinem Pferd natürlich schwerer unter den Schwerpunkt zu treten. Versuche daher mittig zu sitzen und beide Gesäßknochen gleich zu belasten. Entdecke auf unserer Seite effektive Übungen, um deinen Sitz nachhaltig zu verbessern.
2. Zu viel innerer Zügel
Auch zu viel innerer Zügel stellt ein Problem dar. Viele Reiter tendieren dazu, ihr Pferd mit dem inneren Zügel zur Seite zu ziehen und es zu stark zu biegen. Das wiederum blockiert das innere Hinterbein und das Pferd weicht über die äußere Schulter aus. Achte also darauf, vermehrt mit den äußeren Hilfen einzuwirken. Dein innerer Zügel kann bei Bedarf seitwärts weisen.
3. Fehlendes Vorwärts
Ein häufiger Fehler bei den Seitengängen beim Pferd ist die fehlende Vorwärtsbewegung. Das bedeutet, das Pferd tritt mehr seitwärts als vorwärts-seitwärts. Das führt dazu, dass die Beine weit überkreuzen und somit nicht unter den Schwerpunkt greifen, sondern daran vorbei. Achte also darauf, dein Pferd aktiv vorwärts zu reiten.
4. Zu viel Abstellung
Ein weiterer Fehler ist zu viel Abstellung. Viele Reiter neigen dazu, die Seitengänge mit einem zu großen Winkel zu reiten. Auch das führt dazu, dass dein Pferd nicht unter den Schwerpunkt tritt. Achte demnach darauf, dass die Abstellung nicht größer als 30 Grad ist.
Unser Fazit
Zu den Seitengängen gehören die Lektionen Schulterherein, Travers, Renvers und Traversalen. Korrekt ausgeführt, können Seitengänge beim Pferd viele positive Auswirkungen haben. Sie fördern Balance, Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Geschmeidigkeit, Losgelassenheit und eine aktive Hinterhand. Gleichzeitig verbessern sie die Kommunikation zwischen dir und deinem Pferd, was zu einer stärkeren Bindung und gegenseitigem Vertrauen führt.
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