Wer sehnt sich danach mit dem eigenen Pferd mal gemütlich durchs Wasser zu plantschen? Mal angenommen, dieser Sommer läuft jetzt doch noch mal zur Hochform auf. Und wer sehnt sich dann nicht nach ein bisschen Abkühlung? Doch nicht mit jedem Pferd ist ein Planschen im Fluss oder gar Schwimmen gehen möglich. Also, wie kann man die wasserscheuen Exemplare am besten auf das Wasser vorbereiten? Hier die Anleitung, damit sie nicht staunend vor dem Bach oder dem Seeufer stehen, sondern beherzt hineingehen.
Wie gewöhne ich mein Pferd an Wasser?
Nina Steigerwald erarbeitet dies über das Clickern. Sehr kleinschrittig – doch sie sagt, dass wenn man alles so kleinschrittig aufbaut, „das zwar langatmig wirkt, aber man sehr flott voran kommt“. Wenn alles ideal durchgeführt wird, kann das hier beschriebene Programm durchaus innerhalb von zwei Stunden absolviert werden.
Wichtig vor jeglichem Training in diese Richtung ist, „eine Checkliste zu machen, was das Pferd bezüglich Wasser toleriert und was nicht“, sagt Nina Steigerwald.
Also:
Was kann mein Pferd schon? Was geht und was geht nicht in Punkto Wasser?
– Geht er durch eine Pfütze?
– Würde er einen Huf in einen Eimer setzen?
– Kann ich ihn abspritzen?
– Was tut er bei einem Rinnsal, der über den Hof läuft?
Dann ist noch das Ziel wichtig. Soll das Pferd bis zum Karpalgelenk ins Wasser, oder gar schwimmen gehen? Am Meer gibt es noch mehr Reize, die verlockende Weite zum Beispiel, das braucht also eine andere Vorbereitung.
Was tun, wenn das Pferd Angst vor Wasser hat?
Wir beschreiben hier nun Nina Steigerwalds Vorgehensweise für ein Pferd, das keine Pfützen mag. Das auch mit etwas treiben oder mit einem Führpferd sagt: „Nein danke!“
Die Zielformulierung lautet: Es soll lernen, durch diese zu schreiten, mit allen vier Füßen, und auch Wasser am Kronsaum zu tolerieren.
Dafür imitiert Nina Steigerwald Bestandteile einer Pfütze. Zunächst macht sie nur ein ein mal drei Meter großes Stück Hofplaster nass. So dass der Boden nass schimmert, aber noch kein taktiler Reiz ausgelöst wird.
Wichtig: Diese Vorgehensweise ist nur möglich, wenn die Pferde die Höflichkeitsübung zum Clickern schon kennen.
Das Pferd wird nun über die nasse Stelle geführt. „Wenn der Pferdehuf das nasse Plaster trifft, dann gibt es Click und Futter“, sagt die Ausbilderin. Alle vier Hufe müssen dafür jedoch auf dem Nassen stehen!
Erste Etappe: Wenn das Pferd alle vier Hufe im Wasser hat
Wichtig: Von Anfang an muss auch der vierte Huf auf der Fläche stehen! Dann erst gibt es die Belohnung. „Ich möchte ja nicht zögerliches Verhalten belohnen, sondern das komplette Verhalten – alle 4 Hufe, das ganze Pferd, soll auf dem nassen Untergrund stehen!“ Später gibt es so keine Diskussion, „welcher Huf noch reingenommen werden soll. Sie wissen gleich, es sind immer alle.“
Klappt das einwandfrei? Dann geht sie zum nächsten Schritt über. Mit einer Gießkanne oder einem Schlauch lässt sie es so plätschern, dass „ich ein kleines bisschen fließendes Wasser habe, und über das gleiche Stück führen kann, mit dem Unterschied, dass ich jetzt ein wenig Wasserbewegung habe.“ Wieder gilt: Wenn der Huf trifft, dann gibt es Click und Futter. Funktioniert das nicht, möchte das Pferd hier doch nicht alle Hufe aufsetzen, dann stuft Nina Steigerwald wieder zurück. Sie lässt dann zum Beispiel etwas weniger Wasser über die Fläche laufen oder dreht den Wasserzufluss noch mal ganz ab, „das hängt von der Oberfläche, auf der man arbeitet, ab.“
Darauf musst du achten beim Wasser-Training
Das Pferd soll lernen: Es lohnt sich, die Hufe auf den feucht schimmernden Untergrund zu stellen. „In dem Bereich muss ich arbeiten, dass das Pferd sagt juchu, lass’ mich dahin!“ erklärt die Clicker-Expertin. Zögerliches Verhalten vom Pferd ist für sie ein Warnsignal: Wenn das Pferd sagt ‚ich weiß nicht so’, dann ist das die Info für mich, dass ich Warnzeichen nicht beachtet habe“, erklärt sie.
Funktioniert dieser Schritt, dann wechselt Nina Steigerwald den Ort. Nun möchte sie das Plitschen und leichte Spritzen in der Pfütze beim Fußabsetzen simulieren. „Den taktilen Reiz vom Spritzen oder das Geräusch mögen viele nicht, das erscheint unangenehm“, sagt sie. „Ab da wo der Kronsaum ans Wasser kommt, das ist auch oft ein Moment, bei dem viele Pferde sagen – lieber nicht!“
Die nächsten Schritte auf dem Weg ins Wasser
Daher möchte Nina Steigerwald nun einen Übungsaufbau herstellen, in dem sie die Schwierigkeit des Wasserstandes schrittweise erhöhen kann. Übrigens ist dieses Wasser-trifft-Kronsaum-Problem auch eine Schwierigkeit dabei, wenn man Pferde daran gewöhnen möchte, die Füße in Plastikeimer abzusetzen und dort zu wässern. „Wie ich das zum Beispiel trainiere, wenn ich möchte, dass mein Pferd alle Füße in Eimer mit Wasser setzt, habe ich in meinem allerersten Buch „Clickerfitte Pferde“ beschrieben“, erzählt Nina Steigerwald.
Hier beim Pfützentraining findet der nächste Schritt nicht am Bach statt, „denn der lässt sich nicht modifizieren – wenn das Pferd dann sagt, nein, ich gehe da nicht rein, dann bleibt mir nur übrig, zu drücken oder zu klopfen. Aber das will ich ja nicht!“ sagt Nina Steigerwald.
Profitipp: Einen Fluß nachbauen
Deshalb baut sie aus einer großen Plane und vier Balken eine Wanne. Diese lässt sich mit Wasser befüllen. Aber geübt wird erst mal wieder kleinschrittig: Das Pferd lernt, alle vier Füße nur auf die Plane, noch ohne Balken, zu setzen. Dann lernt es, auf die Plane zu gehen, wenn die Balken schon drumherum liegen. Dann kommt etwas Wasser hinein und zuletzt immer mehr, bis die Wanne recht voll ist.
Fertig? „Nun, in der perfekten Welt würde ich die gefüllte Plane noch mal woanders aufbauen“, sagt Nina Steigerwald, „und auch mit anders farbigen Planen arbeiten – das nennt sich generalisieren“, erkärt sie. Im Training würden die Pferde nämlich sehr stark die Kontexte mit einbeziehen.
Klappt das Training auch mit der vollen Wanne, kann der Pferdebesitzer nun endlich tatsächlich zum Bach übergehen. „Das klingt sehr langatmig, aber es geht sehr schnell!“, sagt Nina Steigerwald. „Wenn man es richtig aufbaut, dauert das zwei Stunden. Denn wenn mein Pferd immer wieder ‚Ja’ sagt, und ‚kann ich’, und es immer etwas zu essen gibt, dann geht das rasend schnell.“ Da vorallem im Gelände immer wieder Herausforderungen in Form von Bächen oder Flüssen lauern, ist es eine gute Idee, zu lernen wie man sein Pferd im Gelände richtig händelt.
Was tun bei Fehlern
– Wenn die Pfütze zu klein für alle vier Füße ist, „dann führe ich über die Pfütze hinaus!“
– Wenn das Pferd ausweicht, dann wird dieser Fehler ignoriert. „Bis ich einen Erfolg habe, den ich loben kann!“
– Nicht füttern, wenn das Ziel nicht erreicht ist und zum Beispiel nur zwei Beine in der Pfütze sind. Denn: „Wenn die Konsequenz von zwei Füße sind im Wasser die gleiche ist wie vier Füße sind im Wasser, dann ist das die angenehmere und das Pferd wird diese wählen. Man kann definitiv davon ausgehen, dass mein Pferd den Zusammenhang versteht!“
Viel Freude und Erfolg beim Üben!