Abwechslungsreiches Training für Pferde ist das A und O. Durch Abwechslung im Training werden nicht nur verschiedene Muskeln und Körperteile trainiert, auch die Motivation von Pferd und Reiter bleibt auf diese Weise erhalten. In diesem Beitrag findest du Trainingsideen und Anregungen, wie du die Arbeit mit deinem Pferd abwechslungsreich gestalten kannst.
Freiarbeit mit dem Pferd
Egal, wie lange Du am Stall bist – eine Horsemanship-Einheit hilft dir und deinem Pferd, eure Beziehung zu festigen und zu stärken. Sie ergänzt optimal das Training deines Pferdes. Wir haben so einige Kurse für Einsteiger aber auch für Fortgeschrittene zum Thema Horsemanship und Freiarbeit auf wehorse. In Jenny Wilds und Peer Claßens Kurs „Natural Horsemanship Teil 5: Erste Schritte der Freiarbeit“ geht es darum in die Pferde hineinzufühlen und in jeder Situation zu entscheiden, was genau ihr zusammen macht.
So ganz nebenbei ist währenddessen das Seil und das Halfter abgenommen. Sie üben die Aufgaben „Bleib bei mir“ oder auch das so genannte Zirkelspiel. Das sind Dinge für Menschen, die schon gut mit dem Thema Horsemanship-Training vertraut sind.
Ab ins Gelände!
So lange es möglich ist, geh‘ raus ins Gelände mit Deinem Pferd! Eis und glatt getretener Schnee kommen früh genug, dann geht’s nicht mehr (für die allermeisten). Nutze die Gelegenheit, frische Luft zu genießen! Deinen Ausritt kannst Du gymnastisch aufwerten, indem du dir leichte Ansteigungen im Gelände suchst.
Das von Kurd Albrecht von Ziegner entwickelte Hangbahntraining ist ideal um das Pferd auf spaßige Weise zu gymnastizieren. Für diese Art des Trainings sind 10 Prozent Gefälle optimal, du musst das aber nicht mit dem Lineal ausmessen. Die Pferde lernen durch das ständige Auf und Ab, sich selbst besser zu tragen und auszubalancieren.
Trainingsideen für Cavaletti-Training
Über Stangen und Cavaletti zu longieren ist gymnastisch besonders wertvoll – Dein Pferd wird angeregt, eifriger abzufußen, im Idealfall schwingt die Bewegung schön durch den ganzen Körper, es geht über den Rücken und hebt den Brustkorb an.
Nur welche Übungsaufbauten machen denn Sinn? Und wie steigt man ein? Ganz klassisch fällt wahrscheinlich jedem von uns dazu ein, im Trab über drei, vier Cavaletti zu longieren. Es gibt da aber noch mehr Varianten! Die Adresse für gutes Cavaletti Training ist natürlich Ingrid Klimke. Ein Mal in der Woche gehen alle ihre Pferde an der Longe über Cavaletti – sie hat das fest in den Trainingsplan integriert. Tipps aus ihrem Stall und Grafiken aus ihrem Cavaletti-Booklet findest du in diesem Artikel ebenso wie ganz andere Ansätze von Springausbilderin Eva Deimel.
Welche Abstände sind richtig?
Schritt-Stangen und Cavaletti sollten zwischen 0,80 bis 0,90 Meter auseinanderliegen. Dieses Maß gilt für das innere Ende, das zum Zirkel hin ausgerichtet ist. Nach außen hin sollten die Aufbauten etwas auffächern. Diese Angaben gelten für Großpferde. Trab-Stangen und Cavaletti liegen 1,20 Meter bis 1,30 Meter auseinander. Auch hier gilt, dass dies für das innere Ende gilt und sie nach außen hin auffächern. Möchtest Du im Galopp arbeiten, nutzt Du Abstände von 2 Metern innen, nach außen hin aufgefächert auf 3 Meter.
Achtung! Je nach Pferdetyp sind diese Angaben anzupassen – ein 1,55 Meter großes Pferd mit wenig Bewegung braucht natürlich kleinere Abmessungen, als ein 1,75 Meter großes Pferd mit viel Bewegung.
Höhe der Cavaletti
Wichtig ist auch, das eigene Trainingsziel zu beachten! Möchte ich erreichen, dass das Pferd mit weiten Bewegungen in Dehnungshaltung trabt? Dann wähle ich einen größeren Trabstangen-Abstand, als wenn mein Ziel heißt: Deutlicheres Abfußen bei mehr Hankenbiegung in Arbeitshaltung. Dafür müssen die Abstände kleiner sein und eine höhere Cavaletti-Höhe regt das Pferd an, die Gelenke mehr zu beugen. Für das Ziel weite Bewegungen sollte das Cavaletti eher kleiner aufgestellt werden.
So fängst du mit der Cavaletti-Arbeit an
Dressurausbilderin Claudia Butry führt junge Pferden gern an das Cavaletti Training heran, indem sie zunächst nur Stangen und Blöcke nutzt. Sie legt die Seite je eine Stange auf einen Cavaletti-Block auf, die andere Seite der Stange bleibt auf dem Boden liegen. Welche Seite erhöht ist, wechselt sich ab, so dass immer abwechselnd rechts-links versetzt eine Stange hoch und niedrig eingestellt ist. „So müssen die Pferde unterschiedlich abfußen.“ Sie beginnt im Schritt mit zwei Stangen, wenn die Pferde das noch nicht kennen und nimmt nach einiger Zeit weitere Stangen hinzu. So lernen die Pferde erst im Schritt, gut hinzuschauen und sich zu koordinieren. Danach erst startet das tatsächliche Cavaletti Training.
Verschiedene Zirkellinien ausprobieren
Bei Ingrid Klimke lernt jedes Pferd viele Varianten des Cavaletti Trainings kennen. Die Pferde werden im Training immer mal wieder darüber geritten und auch beim wöchentlichen Longentraining werden die Cavaletti miteinbezogen. Schön ist es dabei, Cavaletti auf zwei Zirkellinien aufbauen zu können! So kann der Longenführer von einem Zirkel, auf dem Trab-Cavaletti aufgebaut sind, auf einen Zirkel wechseln, auf dem Schritt-Cavaletti aufgebaut sind. Gerade die Übergänge zwischen den Gangarten sind für das Ab- und Anspannen der Muskulatur sehr hilfreich, um den Trainingseffekt zu steigern.
Übergänge Trab-Galopp
Die Übergänge zwischen Trab und Galopp an der Longe übst du am besten erst mal ohne Cavaletti. Geht das gut und geschmeidig, kannst Du zum Beispiel nach drei Trab-Cavaletti eine halbe Zirkelrunde galoppieren lassen, um dann zeitig genug vor den Trab-Cavaletti wieder durchzuparieren. Das ist schon ganz schön anspruchsvoll!
Wenn das wirklich gut sitzt, kannst du auch auf einem Zirkel Trab- und Galoppcavaletti aufbauen. Zum Beispiel drei Trab-Cavaletti an der einen Zirkelseite und erst eins, dann zwei, dann drei Galoppcavaletti auf der gegenüberliegenden Zirkelseite. Diese Abfolge ist schon etwas für wirklich Fortgeschrittene an der Longe!
Trainingsideen für die Longenarbeit
Verschaffe Deinem Longieren mehr spannende Elemente! Denn das Training deines Pferdes an der Longe kannst du einfach abwechslungsreich gestalten. Gymnastiksprünge tun beinahe jedem Pferd sehr gut. Die Muskulatur lockert sich, die Pferde machen den Rücken auf, die Balance ist elementar wichtig und wird geschult.
Achtung beim Aufbau der Sprünge: Verwende nur Elemente, an denen die Longe nicht hängenbleiben kann, zum Beispiel Cavaletti-Blöcke. Oder lege Stangen zur Sicherheit an die Ständer, so wie es auf unserem Bild zu sehen ist. Philippe Karl nutzt übrigens einen Kappzaum für diese Longenarbeit.
Longieren am Halfter
Am Halfter ihr Pferd zu longieren ist für einige Reiter ganz normal, für andere eine Todsünde. Schließlich fehlt die äußere Begrenzung, das Halfter kann sich in Richtung Auge verziehen und die Einwirkung ist eingeschränkt. Doch es gibt auch Gründe für das Longieren am Halfter. Unsere Springausbilderin Eva Deimel lässt ihre Pferde zum Beispiel gern an der Longe mit Halfter joggen. „Ich mache das für’s Gemüt meiner Pferde, das ist ein Teil der Freizeitgestaltung für sie!“ Es zählt für die Ausbilderin nicht als Training, nicht als Arbeit, sondern als Auflockerung des Alltags. Dennoch laufen sie physiologisch ordentlich an der Longe: „Die jagen da nicht im Galopp her, sondern lassen joggend den Hals fallen. Auch ohne Trense und ohne Hilfszügel!“ Longieren mit Cavaletti ist nicht so ihr Ding. Schließlich ist so etwas auch Typsache. „Ich reite meine Pferde lieber ins Gelände, reite Dressur oder mache Springgymnastik mit ihnen“, erklärt sie. „Dazu gehen sie auf den Paddock oder galoppieren im Gelände – auch Freispringen ist nicht so meins, ich springe lieber unter dem Sattel eine Reihe!“ Eva Deimel nutzt Cavaletti allerdings gern, um Reiter an das Springen heranzuführen. Wie sie das macht, kannst Du in ihrem Springkurs ansehen. Schau gerne mal hier vorbei.
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass alles kann und nichts muss – jeder muss für sich und seine Pferde das richtige Trainingsprogramm finden. Und Abwechslung lässt sich auf viele Arten herstellen.
Gelassenheitstraining an der Longe
Um die Gelassenheit zu stärken, lässt sie die Pferde auch gern im Schritt über eine Plane an der Longe schreiten. Die Plane wird mit Hütchen fixiert. „Das Pferd lernt so, sich mit Außenreizen auseinanderzusetzen“, erklärt sie, es ist also eine Art Anti-Schrecktraining. „Je nach Mut des Pferdes mache ich das im Schritt oder auch im Trab und Galopp“, erklärt die Ausbilderin. Um es den Pferden anfangs zu erleichtern, wird die Plane zunächst nur schmal ausgelegt, „so dass die Pferde mit einem Schritt darüber gehen können.“ Dann wird sie zunehmend breiter gemacht, so dass die Plane raschelt, wenn die Pferde darauf treten.
Trainingsideen für die Arbeit an der Hand
Hast Du schon mal hineingeschnuppert? Die Arbeit an der Hand erleichtert später im Sattel vieles. Du kannst Dein Pferd ohne Gewicht im Rücken toll auf das Reiten vorbereiten und es mit Lektionen vertraut machen wie Schulter vor und Schulterherein.
Schritt für Schritt zeigt Dir Ausbilderin Saskia Gunzer in einem unserer Online-Kurse, wie der Einstieg mit der Arbeit am Langzügel gelingen kann. Für die Dreharbeiten hat sie nicht nur hervorragend ausgebildete Pferde genommen, sondern auch Pferde gezeigt, die noch ganz am Anfang stehen. Das anzusehen ist sehr hilfreich! Keine Scheu vor dem Einstieg – anfangs geht es um die korrekte Zügelhaltung und das Anhalten und Antreten. Wir haben hier im wehorse Blog auch einen ausführlichen Artikel zum Einstieg in die Arbeit an der Hand.
Ein toller Vorteil des Trainings an der Hand im Winter: Du hast Dein Pferd, auch wenn es kalt und knackig ist, an der Hand sehr gut unter Kontrolle. Beim Longieren ist das nicht immer der Fall. Wenn du longierst, solltest du dir sicher sein, dass dein Pferd nicht einfach mal unkontrolliert nach vorn schießt vor lauter Übermut. Das kommt ja bei kaltem Wetter schon mal vor, ist aber nicht ungefährlich. Bei der Arbeit an der Hand kannst du dein Pferd hingegen sehr kontrolliert aufwärmen.
Trainingsideen im Sattel
Bemerkst du, dass du gern das gleiche Programm im Sattel abspulst? Brauchst du ein paar frische Ideen? Schau dir mal Peter Kreinbergs Kurse an. Er wendet sich an Westernreiter, doch die Übungsabläufe sind reitweisenübergreifend gut nutzbar.
Acht aufeinander aufbauende Übungen, die das Übertreten und Seitengänge fokussieren, verhelfen die Schiefe des Pferdes und seine generelle Beweglichkeit zu verbessern. Zum Beispiel nutzt Peter Kreinberg eine Tonne (eine Pylone wäre eine Alternative), um voltenartig darum herum zu reiten und dann abwechselnd die Kruppe des Pferdes herein zu fragen oder die Kruppe heraus zu fragen. Der Nutzen dieser Übung: Kontrollierte Diagonalbewegungen auf zwei Hufschlägen verbessern die Geschmeidigkeit des Pferdes. Die Tonne oder Pylone erleichtert es dem Pferd, die Linie zu halten. Viereck verkleinern und vergrößern zeigt er ebenso. Beide Übungen sind Bausteine hin zu einer guten Traversale – und wer hat die wohl nicht auf seiner reitereichen To-Do- oder Ziele-Liste stehen?