Bekannte Pferde wie Weihegold, Shutterfly oder Sam haben etwas gemeinsam. Sie alle sehen aus wie richtige Sportler! Die Ausstrahlung dieser Pferde kommt unter anderem durch einen gut trainierten Körperbau. Egal, ob es sich um ein Sportpferd oder Freizeitpferd handelt, die Muskulatur ist für ein Pferd lebenswichtig. Für die Fortbewegung haben Pferde insgesamt 520 Muskeln, die 40% der Gesamtkörpermasse ausmachen. Als Reiter solltest du dich unbedingt mit dem Thema Muskelaufbau Pferd beschäftigen. Wenn du verstehst, wie er funktioniert, kannst du ihn auch gezielt beeinflussen und fördern. Wissen über den Muskelaufbau beim Pferd ist für dich sehr wertvoll, da du dein Pferd damit gesunderhaltend trainieren kannst. So habt ihr lange viel Spaß miteinander. Zum Muskelaufbau gehört einerseits das richtige Training und andererseits die optimale Fütterung. Für beides geben wir dir hilfreiche Tipps mit an die Hand. Damit bist du bestens aufgestellt, also: Viel Spaß beim Lesen!
Was bedeutet Muskelaufbau beim Pferd eigentlich genau?
Irrtümlicherweise glauben viele, dass sichtbar mehr Muskelmasse gleichbedeutend mit mehr Muskelzellen ist. Dem ist aber nicht so. Stattdessen beruht der Muskelaufbau beim Pferd wie beim Mensch auf der Hypertrophie der Muskelzellen. Das heißt, Muskeln wachsen, weil die Größe der einzelnen Zellen zunimmt. Die Anzahl der Muskelzellen verändert sich dabei nicht.
Woher bekommen Muskelzellen den Anreiz zu wachsen?
Nur der Wunsch reicht leider nicht, um die Muskelzellen zum Wachstum anzuregen. Dafür braucht es die passenden Trainingsreize. Einen guten Trainingsreiz zu setzen bedeutet, dass du im Training bis zur oder leicht über die Belastungsgrenze deines Pferdes gehst. Dabei sollte das Training an dein Pferd und an euer Trainingsziel angepasst sein. Es darf anstrengend für dein Pferd sein, aber dein Pferd sollte danach nicht vollkommen erschöpft sein.
Durch die Beanspruchung kommt es in der Muskulatur zu einer Schädigung der Eiweißfäden. Der Körper repariert diese im Anschluss nicht wieder in den ursprünglichen Zustand, sondern baut extra etwas mehr auf, um für das nächste Training besser vorbereitet zu sein. Für den Wiederaufbau braucht der Körper allerdings Zeit. Deshalb ist das Pausenmanagement so wichtig. Wie du das optimal gestalten kannst, erklären wir dir weiter unten im Artikel.
Wie sieht die Muskelstruktur beim Pferd aus?
Abhängig von der Struktur werden verschiedene Muskeltypen unterschieden:
- Herzmuskulatur: Der Herzmuskel hat eine besondere Struktur und bildet einen eigenen Muskeltyp. Die Struktur ermöglicht ihm durchgängig und ohne Pause Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen durch den Körper zu pumpen. Gesteuert wird er durch das vegetative Nervensystem.
- Glatte Muskulatur der Organe: Die Glatte Muskulatur wird ebenfalls vom vegetativen Nervensystem gesteuert, d.h. willkürlich können wir sie nicht beeinflussen. Dieser Muskeltyp ist vor allem im Darm, aber auch in der Blase und den Wänden der Arterien zu finden.
- quergestreifte Skelettmuskulatur: Mit unserem Training sprechen wir die quergestreifte Skelettmuskulatur an. Anders als die glatte Muskulatur der Organe und die Herzmuskulatur ist diese willkürlich steuerbar und zuständig für die Bewegungen der Gelenke.
Äußerlich teilt sich ein Skelettmuskel in die Abschnitte Ansatz, Muskelbauch und Ursprung. Ursprung und Ansatz sind Anfang und Ende vom Muskel. Sie bilden die sehnige Verbindung zwischen Muskeln und Knochen. Da es sich hier um Sehnen handelt, sind die Durchblutung und die Dehnfähigkeit dieser Abschnitte geringer im Vergleich zum Muskelbauch.
Im Muskelbauch befindet sich eine Vielzahl von Muskelfaserbündeln. Das sind Gruppierungen von Muskelfasern, die durch Bindegewebe zusammengehalten werden. Die eigentlichen Muskelzellen sind die einzelnen länglichen Muskelfasern. Damit die Muskelzellen Kraft entwickeln können, besitzen sie spezielle funktionelle Einheiten, die Myofibrillen. Die einzelnen Bausteine der Myofibrillen nennt man Sarkomere, sie enthalten u.a. Eiweißfäden, sog. Aktin- und Myosinfilamente, die ineinandergreifen und sich ineinander schieben können
Kontraktionsformen der Muskulatur
Durch das Ineinanderschieben der Eiweiß-Filamente kontrahiert der Muskel und übt damit Kraft auf die verbundenen Knochen aus. Dabei können drei Kontraktionsformen unterschieden werden:
Isometrische Kontraktion
Hält der Muskel aktiv eine Position, ohne sich zu verkürzen oder zu verlängern, dann arbeitet er isometrisch. Diese Arbeit ist mit großer Anstrengung für den Muskel verbunden. Es kommt schnell zu einem Zittern der Muskeln und zu einem brennenden Gefühl. Ausgelöst durch eine unzureichende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, da die Gefäße durch die hohe Belastung eingeengt werden. Wenn du das gerne einmal ausprobieren möchtest, kannst du einfach ein Wasserglas am ausgestreckten Arm vor dich halten. Oder du gehst wie für eine Kniebeuge in die Hocke, doch anstatt wieder hochzukommen, bleibst du in der gehockten Position. Je besser deine Muskulatur trainiert ist, desto länger wirst du die Position jeweils halten können.
Wichtig: Wenn du Hilfszügel wie Ausbinder nutzt, dann muss die Muskulatur deines Pferdes durchgängig isometrisch arbeiten. Frage dich also vorher, ob du sie überhaupt einsetzen möchtest und falls ja, passe deinen Einsatz unbedingt an dein Pferd und seinen Trainingszustand an.
Konzentrische Kontraktion
Kennzeichnend für die konzentrische Muskelarbeit ist die Annäherung von Ansatz und Ursprung. Damit verkürzt sich der Muskel unter der Anwendung von Kraft. Beispiele hierfür sind das Anheben einer Hantel oder auch Hochdrücken aus der Hocke bei einer Kniebeuge.
Exzentrische Kontraktion
Bei der exzentrischen Muskelarbeit ist es dagegen genau umgekehrt. Hier bewegen sich Ansatz und Ursprung langsam auseinander, der Muskel dehnt sich unter Spannung, um bspw. eine Bewegung abzubremsen. Versuch mal ganz langsam, ohne zu plumpsen, in die Hocke zu gehen, du wirst merken, dass das ganz schön anstrengend für deine Oberschenkel ist.
Muskelfasertypen
Neben Kontraktionsformen kann man die Muskelzellen auch anhand des Fasertyps unterscheiden. Es kommen immer alle Fasertypen in einem Muskel vor, allerdings können sich die Anteile je nach Pferderasse unterscheiden.
Rote (Slow Twitch) Muskelfasern
Rote Muskelfasern sind sehr ausdauernd und auch über einen langen Zeitraum leistungsfähig, allerdings kontrahieren sie im Vergleich langsamer. Typischerweise haben Distanzpferde einen höheren Anteil an roten Muskelfasern.
Weiße (Fast Twitch) Muskelfasern
Weiße Muskelfasern ermöglichen eine schnelle und kraftvolle Kontraktion, jedoch nur innerhalb eines begrenzten Zeitraums, bevor der Muskel ermüdet. Für kurze Sprints sind sie also perfekt geeignet, sodass z.B. Quarter Horses oft einen höheren Anteil weißer Muskelfasern aufweisen.
Intermediärtyp
Diesen Muskelfasertyp kann man, wie der Name schon sagt, zwischen den beiden oben beschriebenen Fasertypen einordnen.
Training zum Muskelaufbau beim Pferd dem Fasertyp entsprechend gestalten
Die Gestaltung deines Trainings und deiner Trainingsreize ist abhängig von deinem Trainingsziel und den damit verbundenen Anforderungen an die Muskulatur von deinem Pferd.
Für die charakteristischen Muskelpakete eines Reitpferd braucht dein Pferd vor allem starke weiße Muskelfasern. Im Training solltest du deine Einheiten so aufbauen, dass sie kurz, dafür aber intensiv sind und du kurzzeitig Spitzenbelastungen erreichst. Dafür eignen sich z.B. Cavalettiarbeit oder Klettern am Berg.
Ausdauersportler wie Distanzpferde benötigen dagegen besonders die roten Muskelfasern. Hier solltest du in den Trainingseinheiten weniger auf die Intensität, sondern mehr auf eine höhere Anzahl an Wiederholungen setzen. Dafür eignen sich lange Strecken mit großen Wendungen, die du in einem möglichst gleichbleibenden Tempo zurücklegen kannst. Als Grundsatz für das Konditionstraining gilt dabei: Erst länger, dann schneller. Zuerst verlängerst du die Strecke und im Anschluss kannst du dann schrittweise das Tempo erhöhen.
Hinweis: Tatsächlich haben rote Muskelfasern ein weniger großes Volumen verglichen mit den weißen Fasern. Deshalb sehen ein trainiertes Reitpferd und ein trainiertes Distanzpferd auch ganz unterschiedlich aus. Der eine ist Typ Bodybuilder und der andere Typ Marathonläufer. Trotzdem sind beide optimal auf ihre Disziplin vorbereitet.
Unterstützend ist beim Muskelaufbau beim Pferd auch Boden- und Handarbeit zu empfehlen. Damit kannst du das Körpergefühl deines Pferdes verbessern und ihm die richtigen Bewegungsmuster erklären. So kann dein Pferd später die entsprechenden Muskeln auch in komplexen Bewegungsmustern besser ansteuern.
Welche Muskelpartien du beim Muskelaufbau beim Pferd unbedingt berücksichtigen solltest
Ein häufiger Reiterwunsch ist es, die Rückenmuskulatur des Pferdes aufzubauen. Tatsächlich müssen für das funktionale Reiten mehrere Muskelgruppen zusammenarbeiten. Nur einen bestimmten Muskel zu kräftigen reicht dafür nicht aus.
Vergessen wird beim Thema Rückenmuskulatur zum Beispiel gern, dass unter anderem die Bauchmuskulatur als Gegenspieler für die Rückenmuskulatur sehr wichtig ist. Deshalb haben wir hier einen kurzen Überblick über die wichtigsten Muskelpartien für dich.
Die Halsmuskulatur
Die Halsmuskulatur sorgt dafür, dass ein Pferd seinen Kopf in alle Richtungen bewegen kann. Sie besitzt gleichmäßige Muskelstränge, welche sich zwischen kurzen und langen Halsmuskeln unterscheiden. Entscheidend für die Tragfähigkeit der Vorhand sind die Rumpf- und die Brustmuskulatur eines Pferdes. Sie verbindet die Vorderbeine mit dem Rumpf, da ein Pferd, anders als der Mensch, kein knöchernes Schlüsselbein besitzt.
Der lange Rückenmuskel
Der lange Rückenmuskel ist der längste Muskel des Pferdes und reicht vom Kreuzbein bis zum Hinterhauptbein des Schädels. Eine gesunde Rückenmuskulatur ist von zentraler Bedeutung für die Biegung und Geraderichtung des Pferdes, sowie für die Freiheit des Brustkorbes. Nur mit einem starken Rücken kann dein Pferd dich ohne Probleme tragen.
Wenn du gerne mehr über die Rückenmuskel deines Pferdes erfahren möchtest, dann schau doch mal in diesen Artikel rein.
Die Bauchmuskulatur
Genau wie bei Menschen darf die Bauchmuskulatur nicht vernachlässigt werden. Durch die Verkettung von Bauch,- und Rückenmuskulatur sind die Bauchmuskeln der Gegenspieler der Rückenmuskeln. Ohne Bauchmuskulatur kann es zu folgenschweren Rückenschmerzen kommen, da sie das Becken und den Rumpf unterstützen, indem sie den Rücken heben und stützen.
Die Bauchmuskulatur kann zum Beispiel durch Seitengänge in der Bahn sehr gut angesprochen werden. Eine Übersicht über unsere Kurse passend zu diesem Thema findest du direkt hier.
Die Kruppenmuskulatur
Neben den genannten Muskelpartien darf auch die Kruppenmuskulatur nicht außer Acht gelassen werden. Besonders die Glutealmuskeln, die für Hüftbeugung und -streckung verantwortlich sind, und die Oberschenkelmuskeln sind wichtig, denn sie unterstützen ebenfalls den gesunden Bewegungsablauf deines Pferdes.
Wie oft sollte ich für den Muskelaufbau beim Pferd trainieren?
Pausen sind für den Muskelaufbau beim Pferd im Training extrem wichtig, denn innerhalb der Pause kann sich der Muskel erholen und wachsen. Um die Energiereserven wieder aufzufüllen und die Schäden in den Eiweiß-Strukturen zu reparieren, benötigt der Pferdekörper mind. 48 Stunden Zeit. Für deinen Trainingsplan bedeutet das, dass auf eine intensive Trainingseinheit zwei Pausentage folgen sollten. Pause muss aber nicht immer gleich den Stehtag bedeuten, leichte und lockere Bewegung wie z.B. ein Spaziergang oder entspannt an der Longe traben lassen, ist abhängig vom Trainingszustand auch erlaubt. Es sollte nur kein weiterer Trainingsreiz direkt folgen.
Mit 2-3 intensiveren Einheiten pro Woche kannst du so eine gute Trainingsgrundlage schaffen. Achte darauf, dein Training abwechslungsreich zu gestalten. Ein paar Inspirationen dafür geben wir dir weiter unten auch mit, sodass du möglichst viele verschiedene Muskeln ansprichst. Nur ein trainierter Bizeps macht aus einem Menschen ja keinen fitten Sportler, genauso ist es beim Pferd auch. Behalte also immer das Gesamtbild deines Pferdes im Hinterkopf, dann beugst du Unter- sowie Überforderung einzelner Muskelgruppen automatisch mit vor.
Was tun bei Verspannungen?
Ohne Pausentage oder bei einseitigem Training kommt es schnell zu Verspannungen in der Muskulatur. Ist die Muskulatur stark verhärtet, kann sie vom Stoffwechsel nicht mehr ausreichend versorgt werden und verliert ihre Dehnfähigkeit. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass sich dein Pferd dann nicht unbedingt gerne bewegen möchte und eher steif im Bewegungsablauf ist. Durch die verminderte Dehnfähigkeit der verspannten Muskeln können diese nicht mehr richtig arbeiten und andere müssen zur Kompensation einspringen.
Beobachte dein Pferd also gut und streiche immer mal wieder über die Muskulatur deines Pferdes. Denn Verhärtungen in der Muskulatur kann man tatsächlich auch fühlen. Je früher du sie erkennst, desto besser. Oftmals helfen Wärme, leichte Massage, vorsichtige Dehnübungen und langsame entspannte Bewegung dir dabei, die Verspannungen wieder zu lösen.
Wenn du dir damit unsicher bist, dann sprich am besten mit einem/r kompetenten Pferde-Physiotherapeuten/in oder -osteopathen/in. Zusammen bekommt ihr das Thema bestimmt schnell in den Griff und dem Muskelaufbau mit deinem Pferd steht nichts mehr im Wege.
Wie viel sollte ich für den Muskelaufbau beim Pferd trainieren?
Für die einzelnen Trainingsreize gilt nicht, dass viel immer viel hilft. Auch innerhalb einer Trainingseinheit solltest du Pausen bewusst regelmäßig und rechtzeitig einbauen. Pause kann hier eine Stehpause, eine kurze Schrittphase oder auch einfach nur das Entlassen in die Dehnungshaltung sein. Das ist wieder abhängig von eurem aktuellen Trainingsstand.
In den Pausen kann dein Pferd dann einmal durchatmen und die beanspruchten Muskeln entspannen und lockern, sodass sie wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Außerdem hat der Körper Zeit, die bei der Muskelaktivität angefallenen Abfallstoffe, wie z.B. Milchsäure, wieder abzutransportieren. Das ist wichtig, da es bei einer Anhäufung dieser Stoffe in der Muskulatur von deinem Pferd zu einer Übersäuerung kommen kann. Das kennst du auch, denn das ist der Moment, wo die Muskeln anfangen zu brennen.
Was tun bei Muskelkater?
Wenn du die Trainingsreize sehr intensiv gestaltest, dann kann es natürlich auch bei deinem Pferd zu Muskelkater kommen. Auch hier gilt wieder: Beobachte dein Pferd: Verhält es sich anders als sonst? Hat es weniger Bewegungslust oder bewegt es sich steif? Das können Anzeichen für Muskelkater sein. Wähle bei Muskelkater lieber leichte Bewegung für euer Training an diesem Tag und gib deinem Pferd im Zweifelsfall einen Tag länger Pause, damit die Muskulatur genug Zeit hat sich zu regenerieren.
Wie lange dauert der Muskelaufbau beim Pferd?
Die Muskulatur gewöhnt verglichen mit anderen Strukturen relativ schnell an neue und höhere Belastungen. Im besten Fall kannst du nach 8 Wochen schon erste Erfolge sehen. Aber Vorsicht: Sehnen, Bänder und Gelenke brauchen dagegen deutlich länger. In der Regel Monate bis Jahre. Dies solltest du beim Training unbedingt beachten und die Intensität nicht zu schnell steigern. Ziehen zu starke Muskeln an noch instabilen Gelenken und Sehnen kann es zu gesundheitlichen Problemen wie z.B. Lahmheiten und Durchtrittigkeit kommen.
Beginnt man jedoch von Null, vielleicht aufgrund einer Winterpause oder durch Krankheit bedingt, muss mehr Zeit für den Muskelaufbau beim Pferd eingeplant werden. Ingrid Klimke rechnet bei ihren Pferden nach einer Zwangspause mit acht bis zwölf Wochen, bis sie wieder im vorherigen Trainingszustand sind. Ihre ausführlichen Tipps findest du weiter unten im Artikel.
Anfangs ist Schritt die wichtigste Gangart für den Muskelaufbau, und geradeaus zu reiten ist ebenso wichtig. Erst nach und nach nimmt sie gebogene Linien hinzu. Die Gangarten Trab und Galopp kommen erst etwas später hinzu. Das dann ebenfalls langsam aufbauend. Das kann zum Beispiel bedeuten: erst fünf Minuten Trab, dann konstant immer etwas mehr verlangen. Genau erklärt Ingrid Klimke ihre Vorgehensweise in diesem Blogartikel.
Was ist vor und nach dem Training wichtig?
Vor dem Training solltest du dein Pferd immer ausreichend warm führen oder reiten. Plane hierfür 15-20 Minuten Schrittphase ein. Ein Kaltstart ist für die Muskeln und Gelenke nicht empfehlenswert und wird die Arbeit im Endeffekt nur erschweren. Außerdem kannst du diese Schrittphase bereits zum Lösen deines Pferdes nutzen. Mit Seitengängen an der Hand oder Abkauübungen, schaffst du optimale Voraussetzungen für den Muskelaufbau von deinem Pferd.
Tipp: Massieren ist nicht nur etwas für Pausetage. Massagegriffe, TTouches und Dehnübungen kannst du auch schon beim Putzen vor der Trainingseinheit mit einbauen.
Genauso wichtig wie das Aufwärmen vor dem Training ist die Cool-down Phase danach. Trainingsreize sind für dein Pferd körperlich anstrengend. Hat es also geschwitzt und ist die Atmung erhöht, dann reite oder führe es am Besten trocken, bis sich die Atmung wieder beruhigt hat.
Muskelaufbau beim Pferd durch die Arbeit am Boden
Um den Muskelaufbau des Pferdes zu unterstützen, solltest du das Training mit deinem Pferd abwechslungsreich gestalten. Damit die Muskeln richtig wachsen, werden sie im Training bis zur Belastungsgrenze ausgereizt, woraufhin sie während Ruhephasen wachsen. Zwischen anspruchsvollen Trainingseinheiten solltest du deshalb ruhigere Tage einbauen.
Handarbeit zur Gymnastizierung
Eine gute alternative Trainingsmethode, um den Muskelaufbau bei Pferden zu fördern, ist die Bodenarbeit. Mit der Arbeit an Boden hast du die Möglichkeit, die Beziehung zwischen dir und deinem Pferde zu verbessern. Darüber hinaus kannst du mit der Handarbeit dein Pferd auch wunderbar gymnastizieren. Für den Muskelaufbau ist das wichtig, weil nur ein dehnfähiger und elastischer Muskel auch wachsen kann. Ein verspannter Muskel wird weniger gut durch den Stoffwechsel versorgt und wird es daher schwieriger haben sich aufzubauen.
Der Leitspruch von Handarbeitsexpertin Kathrin Roida lautet ,,Die Gesunderhaltung der Pferde durch die Ausbildung steht an oberster Stelle“. Sie zeigt dir in ihren Kursen, wie sie Pferde gymnastiziert und sie beim Muskelaufbau unterstützt.
Longieren
Besonders die Arbeit an der Longe, mit und ohne Stangen kann sich förderlich auf den Muskelaufbau auswirken. Stangen sind für das Muskeltraining sehr hilfreich, da das Pferd hierbei die Beine etwas höher nehmen muss. Im Wechsel mit normalen Schritten sorgt dies für eine erhöhte Beanspruchung der Rückenmuskulatur.
Tipp: Baue auch an der Longe das Vorwärts-abwärts mit ein. Denn dabei wird die Oberlinie deines Pferdes aufgedehnt, die Rückenmuskulatur kann sich lockern und wird so besser vom Stoffwechsel versorgt.
Muskelaufbau beim Pferd durch Ausreiten
Ein weiterer effektiver Weg, um den Muskelaufbau des Pferdes zu unterstützen, ist das Reiten im Gelände. Draußen galoppieren hilft, um die Bauchmuskulatur des Pferdes zu aktivieren. Doch auch in den anderen Gangarten lässt sich im Gelände prima arbeiten. Daneben gewinnt dein Pferd durch die unterschiedlichen Untergründe an Trittsicherheit und der Hufmechanismus wird gefördert. Warum der Hufmechanismus so wichtig ist, erklären wir dir in diesem Artikel.
Bergauf und -ab als Kraftraining
Lange Ausritte im Schritt, bei denen es die Möglichkeit gibt, bergauf und bergab zu reiten, helfen dabei gezielt Muskeln aufzubauen. Beim Bergauf muss dein Pferd den Rücken mehr wölben, sodass Bauch-, Kruppen- und Hinterhandmuskeln gestärkt werden. Dagegen kann das Bergabreiten die Hankenbeugung unterstützen. Wichtig ist dabei nur, dass dein Pferd nicht auf die Vorhand fällt. Steige ggf. ab, führe zunächst bergab und steigere dann langsam die Steigung der Berge.
Natürliches Aquatraining
Wenn sich dir im Gelände die Möglichkeit bietet, durchs Wasser zu reiten, dann solltest du diese auf jeden Fall nutzen, um die Pferdemuskulatur zu lockern. Durch den Widerstand des Wassers ist es für dein Pferd anstrengender, seine Beine zu heben. Mit lockerem Zügel in vorwärts-abwärts Halshaltung wird der Pferderücken durch einen Wasserdurchritt gut gelöst.
Muskelaufbau beim Pferd durchs Reiten in der Bahn
Richtiges Reiten, korrektes Gymnastizieren und ein zielgerichtetes Aufbautraining sind unumgänglich für den Muskelaufbau eines Pferdes. Bei der täglichen Arbeit solltest du auch in der Bahn ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm gestalten. Das Reiten von Lektionen hält das Pferd elastisch und in der Rippenpartie geschmeidig.
Übergänge reiten
Das vorwärts-abwärts Reiten ist dabei ein gutes Basistraining, da es alle Muskelgruppen anspricht. Ebenfalls unterstützend für den gesunden Muskelaufbau beim Pferd sind Übergänge. Flüssig ausgeführt, ausgehend von der Hinterhand durch den Pferdekörper, sind Übergänge die Premium Lektion für die Rückenmuskulatur. Übergänge begünstigen die Aufwölbung der Lendenwirbelsäule, die Stabilisierung der Brustwirbelsäule, die Entlastung des Nacken-Rückenbandes und trainieren dabei noch die Bauchmuskulatur.
Für einen schonenden Muskelaufbau wird empfohlen, zunächst einfache Übergänge zu reiten. Vom Schritt in den Trab und umgekehrt, sowie vom Galopp in den Trab und andersherum. Gerade die Trab-Galopp Übergänge sind doppelt gut für den Muskelaufbau, da sie einerseits die Rückenmuskulatur lösen und insbesondere die Bauch- und Kruppenmuskulatur stärken.
Um die Hinterhandmuskulatur zu verbessern, bietet sich anschließend der Wechsel zu Gangartenübergängen an. Das bedeutet vom Schritt in den Galopp und vom Trab in das Halten. Des Weiteren helfen häufige Handwechsel, gebogene Linien und Tempounterschiede dabei, den Muskelaufbau zu unterstützen.
Solltest du noch Ideen für die Linienführung brauchen, schau doch einmal in unseren ultimativen Hufschlagfiguren-Guide. Dort findest du bestimmt einige Anregungen für dich.
Rückwärts, seitwärts und gebogene Linien für Durchlässigkeit und die Lastaufnahme der Hinterhand
Eine weitere effektive Übung zum Aufbau der Muskeln und Stärkung der Hinterhand ist das Rückwärtsrichten. Damit es sich förderlich auf die Versammlungsfähigkeit des Pferdes auswirken kann, muss das Rückwärtsrichten korrekt ausgeführt werden. Das Pferd sollte diagonal im Zweitakt nach hinten treten und durchlässig an den Hilfen stehen. In diesem Artikel erklären wir dir nochmal genauer worauf du beim Rückwärts achten musst und wie du es deinem Pferd beibringen kannst.
Damit die Beweglichkeit im Schultergürtel eines Pferdes gefördert wird, sollten im täglichen Training außerdem Seitengänge und gebogene Linien eingebaut werden. Das Kreuzen der Beine beim Seitwärts macht die Schulter- und Kruppenmuskulatur elastisch. So bekommt dein Pferd mehr Schulterfreiheit und die Hinterbeine können weiter nach vorne schwingen.
Die Biegung des Pferdes in diesen Lektionen dehnt die Außenseite der Muskulatur und verhilft zu einer besseren Beweglichkeit der Gelenke und fördert ebenso die Lastaufnahme. Mit der Lastaufnahme ist das aktive untertreten der Hinterhand unter den Schwerpunkt des Pferdes gemeint.
Wichtig: Entlasse dein Pferd immer wieder in die Dehnungshaltung. Zu viel Versammlung am Stück kann die Muskulatur deines Pferdes am Anfang sonst schnell überfordern. Wie oft du das genau machen solltest, ist abhängig vom Alter und Ausbildungsstand deines Pferdes. Bei jungen und noch wenig bemuskelten Pferden genügen zunächst 2-3 Minuten.
Stangen- und Cavalettiarbeit
Für ein abwechslungsreiches Training kannst du Cavaletti und Springgymnastik Übungen einbauen. Durch die Cavaletti Übungen muss das Pferd seine Beine stärker anheben, sodass es mit der Hinterhand mehr unter den Schwerpunkt fußen muss. Dadurch wird die Aufwölbung der gesamten Oberlinie erreicht und die Anlehnung und Losgelassenheit verbessert.
Eine bekannte Vertreterin der Cavalettiarbeit ist Reitmeisterin Ingrid Klimke. Sie baut bei ihren Spring,- Dressur,- und Vielseitigkeitspferden oft Übungen ein, um sie zu lösen und den Muskelaufbau zu unterstützen. Auf der Equitana hat sie ihre Cavaletti Übungen schon mehrfach live gezeigt und erklärt, worauf du bei den Übungen achten musst.
Kleine Sprünge zur Gymnastizierung
Auch Gymnastikspringen kann in das Training integriert werden, um den Muskelaufbau des Pferdes zu fördern. Damit die Anforderungen für unerfahrene oder junge Pferde nicht zu anspruchsvoll sind, sollten kleine Hindernisse aus einem rhythmischen Galopp geritten werden.
Den Muskelaufbau beim Pferd durch die richtige Haltung unterstützen
Wie bereits erwähnt, sorgt die Muskulatur eines Pferdes dafür, dass es sich gut bewegen kann. Durch die passende Haltung kann der Muskelaufbau sichergestellt und erhalten werden. Es sollte dafür gesorgt werden, dass genügend Auslauf auf der Weide vorhanden ist, damit die Muskulatur täglich in Bewegung ist. Offenställe und Aktivställe sind ebenfalls von Vorteil, da das Pferd jederzeit die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen. Dies wirkt sich positiv auf die Gelenke und die Durchblutung der Muskeln aus.
Hinzu kommt hier noch der Sozialkontakt mit Artgenossen. Auch das Spiel mit anderen Pferden trainiert den Bewegungsapparat und trägt durch die Stabilisierung von Stütz- und Bindegewebe zur Gesunderhaltung deines Pferdes bei. Neben dem wichtigen Beitrag zum Muskelaufbau hat das Ganze noch einen positiven Effekt auf die psychische Ausgeglichenheit deines Pferdes.
Aber auch ein Paddock oder Roundpen sind vorteilhaft für den Muskelaufbau. Als Reiter solltest du dafür sorgen, dass ein Pferd unabhängig vom täglichen Training ausreichend Bewegung bekommt. Steht ein Pferd hauptsächlich in der Box, leidet es unter Bewegungsarmut und baut Muskeln ab.
Den Muskelaufbau beim Pferd durch die optimale Fütterung unterstützen
Um den Muskelaufbau eines Pferdes bestmöglich und gezielt zu unterstützen, ist es wichtig, sich auch mit dem Thema Ernährung und Fütterung zu beschäftigen.
Die Muskeln der Pferde bestehen überwiegend aus Proteinen (Eiweiß). Deshalb ist eine ausreichende Eiweißzufuhr durch die Fütterung für den Muskelaufbau und den Muskelerhalt des Pferdes sehr wichtig. Eiweiße bestehen aus Aminosäuren, die sich in nichtessenzielle und essenzielle Aminosäuren unterscheiden. Nichtessenzielle Aminosäuren können vom eigenen Stoffwechsel des Pferdes hergestellt werden, essenzielle Aminosäuren müssen über das Futter aufgenommen werden.
Entscheidend ist, dass alle Aminosäuren in der benötigten Menge im Futter vorhanden sind. Ansonsten hilft ein hoher Gesamteiweiß-Gehalt im Futter beim Muskelaufbau nur bedingt weiter. Ist eine Aminosäure nicht oder nicht ausreichend im Futter vorhanden, kann der Körper keine neuen Eiweiße bilden. Um seinen Bedarf aber trotzdem decken zu können, muss er Eiweiß aus der Muskulatur nehmen. Das Ergebnis ist dann Muskelabbau statt Aufbau.
Raufutter Heu als wichtigste Eiweißquelle
Raufutter bildet die Basis einer guten Fütterung. Im besten Fall ist es hochwertiges Heu, das frei von Dreck und Schimmel ist. Denn Heu liefert Rohfasern, die wichtig für die Verdauung sind. Daneben ist Heu der wichtigste Eiweißlieferant für dein Pferd. Der genaue Eiweißgehalt ist abhängig vom Schnittzeitpunkt des Heus: vor der Blüte ist er höher als während oder danach. Passt die Qualität des Heus, dann ist es sogar möglich, nur mit Heu den Proteinbedarf deines Pferdes zu decken.
Tipp: Du bist dir unsicher, wie hoch der Proteingehalt in deinem Heu ist? Dann kannst du eine Heuanalyse vornehmen lassen. Auf Basis der Ergebnisse kannst du dann ganz genau die Ration für dein Pferd berechnen.
Futtermittel mit hohem Proteingehalt
Sollte dein Heu nur einen geringen Proteingehalt aufweisen, dann kannst du über andere Futtermittel Eiweiß zu zufüttern. Futtermittel, die viel Eiweiß enthalten, z.B.
- Sojaschrot
- Leinsamen
- Luzerne
- Bierhefe
Beachte bei der Fütterung bitte, dass viel Eiweiß im Futter nicht gleichbedeutend mit viel Muskelaufbau ist. Es kommt immer auf die Zusammensetzung der Eiweiße und auf die Verfügbarkeit der Aminosäuren im Körper an. Um zu verhindern, dass du insgesamt zu viel Eiweiß fütterst, kann es Sinn machen, einzelne Aminosäuren isoliert zum Futter dazu zu geben. Das sollte aber immer angepasst an die Trainingssituation und die Ration individuell entschieden werden.
Und was ist mit Mineralfutter und Kraftfutter?
Mit steigenden Trainingsanforderungen steigt auch der Bedarf deines Pferdes an Mineralstoffen, Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen. Damit dein Pferd hier alles bekommt, was es braucht, ist ein passendes Mineralfutter wichtig und sinnvoll.
Kraftfutter kann dir helfen, den durch das Training erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf deines Pferdes zu decken. Bitte beachte bei der Fütterung, dass ein Pferd nur einen verhältnismäßig kleinen Magen hat. Du solltest keine großen Mengen Füttern, sondern die Ration im Zweifelsfall auf mehrere Portionen aufteilen.
Tipp: Passe die Energiequelle an dein Training an. Öl eignet sich gut als Energiequelle für ausdauerndes Training, da die Energie dem Körper nur schrittweise nach und nach zur Verfügung steht. Dagegen sind Zucker und Stärke bei kurzen Spitzenbelastungen sinnvoll, weil die Energie hier vom Körper schnell und vollständig nutzbar ist.
Hinweis: Deinem Pferd unmengen an Energie für den Muskelaufbau zu zu füttern, ist nicht unbedingt ratsam. Die Kraftfutterration sollte passend zum Bedarf deines Pferdes sein. Überschüssige Energie aus dem Futter wird ansonsten als Körperfett im Pferdekörper eingelagert.
Den Muskelaufbau beim Pferd durch einen guten Reitersitz unterstützen
Wenn du als Reiter möchtest, dass dein Pferd in den nächsten Wochen fit wird, dann kannst du das ganz stark durch deine eigene Fitness fördern – oder behindern. Dein Pferd kann nur locker schwingen und mitarbeiten, wenn dein Sitz es zulässt. Blockieren dein Becken oder deine Hände die Bewegungen deines Pferdes, wird es nicht in das gewünschte Bewegungsmuster finden und somit keine gesund erhaltenden Muskeln aufbauen. Neben dem Bewegungsgefühl ist Körperbeherrschung das Mittel, um besser zu reiten. Als Reiter brauchst du für deine Körperbeherrschung weit mehr Körperspannung, als die meisten glauben! Es lohnt sich, dem Aufmerksamkeit zu widmen. Denn Fitness und Balance sind die Stellschrauben, an denen jeder Reiter drehen kann! Je besser du diese Fähigkeiten schulst, umso besser kannst du den Pferdebewegungen folgen und dein Pferd im Training für den Muskelaufbau unterstützen.
Wie viel Training sollte es denn zusätzlich noch sein?
Für die Beweglichkeit würde Sportpädagoge Eckart Meyners uns Reiter am liebsten jeden Tag auf der Gymnastikmatte sehen. Doch effektiv wird es schon, wenn wir zwei Mal die Woche auf die Matte gehen. Seine Faustregel lautet: „Ein Mal die Woche Training erhält die Kondition, alles darüber steigert de Kondition!“ Das hat uns Eckart Meyners in diesem Interview erzählt.
Besonderheiten im Muskelaufbau bei jungen Pferden und Muskelerhalt bei älteren Pferden
Besonders der Muskelaufbau bei jungen Pferden sollte schonend und langsam erfolgen. Mit sinnvoller Bodenarbeit sollte die Entwicklung des Pferdekörper unterstützt werden, sodass sich die Muskeln vorerst ohne Reitergewicht aufbauen können. Ein Anreiten sollte erst erfolgen, wenn Knochen und Sehnen gefestigt sind, sodass es zu keiner Überbelastung kommt und ein Pferd noch lange reitbar bleibt.
Der Muskelaufbau beziehungsweise der Muskelerhalt bei älteren Pferden ist meistens langwieriger als bei jüngeren Pferden. Da Sehnen, Knochen und Muskulatur von alten Pferden über die Jahre beansprucht wurden, sollte viel Wert auf die Aufwärmphase beim Reiten gelegt werden, um die Muskeln zu lockern.
Bei der täglichen Arbeit sollte auf ein abwechslungsreiches Programm zurückgegriffen werden. Spaziergänge, Ausritte und die Lockerung an der Longe sind für den Muskelerhalt bei Oldies sehr förderlich.
Muskelaufbau beim Pferd nach einer Verletzung
Nach einer Verletzung oder einer längeren Pause haben Pferde meistens einen Großteil ihrer Kondition und Muskulatur verloren. Konnte man sein Pferd während einer Pause zumindest leicht bewegen, ist dies vorteilhafter für das Antrainieren, da eine gewisse Grundfitness vorhanden ist. Damit kein Muskelkater durch zu anspruchsvolles Training entsteht, solltest du in den ersten Wochen besonderen Wert auf einen Wechsel zwischen Trainingseinheiten und Ruhephasen legen.
In den Erholungsphasen passt sich dein Pferd an das steigende Leistungsniveau an und baut Muskeln auf. Wird der Muskelaufbau nach einer längeren Pause zu schnell angegangen, dann bildet sich in der Muskulatur des Pferdes Laktat. Dies führt zu einer Übersäuerung. Daraus folgt zum Beispiel ein Verschlag und es kommt zu einem Leistungseinbruch. Es ist schwierig vorherzusagen, wie lange ein guter Muskelaufbau bei Pferden dauert, da es sich individuell nach dem Zustand und den Umständen deines Pferdes richtet.
Ingrid Klimke sagt, dass der Muskelaufbau eine langfristige Aufgabe ist und in einem durchschnittlichen Zeitraum von 8-12 Wochen stattfindet. Es sollte auch im Kopf behalten werden, dass sich Sehnen und Bänder an das steigende Leistungsniveau mit anpassen müssen. Ihre vollständige Videoantwort findest du im nächsten Abschnitt.
Tipp von Ingrid Klimke: Muskelaufbau nach einer längeren Pause
Das Pferd war verletzt, nun kann es endlich wieder losgehen. Doch: Wie baue ich mein Pferd nach einer Pause wieder korrekt auf? Das fragte eine Zuschauerin. Gute Frage, dachten wir, denn dies hat wohl jeder Reiter schon erlebt. Also haben wir für euch Ingrid Klimke gefragt und sie erzählt in einer Videonachricht, wie sie in solchen Fällen vorgeht.
Zum Merken, die wichtigsten Infos:
- Ein gesunder Muskelaufbau beim Pferd dauert 8-12 Wochen
- Beginnen, nach einer Pause mit Boxenruhe, mit viel Schritt geradeaus
- dann systematischer Aufbau: erst mal nur gerade Linien
- Trab und Galopp nacheinander und nicht gleichzeitig dazunehmen
- Behalte die Zeit im Auge: Beginne z.B. mit 5 Minuten Trab und steigere dann
- freier Auslauf immer nur nach dem Reiten, und erst, wenn das Pferd auch schon im Galopp gearbeitet wurde, um weitere Verletzungen zu vermeiden
- langes Schrittreiten ist immer empfehlenswert
- bei manchen Pferden empfiehlt es sich, sie 2x am Tag zu arbeiten
- erst nach frühestens 8-12 Wochen wird das Pferd wieder auf dem muskulären Stand sein, den es vor einer Zwangspause hatte
4+2 Tipps für den Aufbau der Muskulatur deines Pferdes
- Die Mischung macht es! Du brauchst eine gute Abfolge von Trainingstagen, die zwischen Trainingsreiz, lockerem Training bzw. Pausen abwechseln. Weder die direkte Folge von Trainingsreizen, noch zu viele Pausen- oder lockere Tage führen dazu, dass die Muskelzellen wachsen.
- Die Technik ist ausschlaggebend! Wichtigster Punkt: Nur physiologisch sinnvolle Bewegung bringt Muskelwachstum an den Stellen, die wir uns wünschen. Da gibt es leider keine Abkürzung, es gilt der Satz von Paul Stecken: “Richtig reiten reicht”. Das mag schwer sein, ist aber nicht schlimm: Reiten ist lebenslanges Lernen. Auf dem Weg sammelst du viel Wissen und dein Pferd profitiert direkt davon.
- Nimm den Kopf deines Pferdes mit und beziehe es auch mental ein! Das körperlich sinnvollste Training ist nicht viel wert, wenn dein Pferd mental nicht bei dir ist. Achte auf seine Signale, auch kleine, die Unwohlsein oder Stress zeigen! Die haben einen Grund.
- Behalte im Hinterkopf: Es geht nie nur um den Aufbau der Muskulatur, sondern auch um Sehnen, Bänder und Faszien. Diese Strukturen brauchen für die Anpassung länger, also hab Geduld!
Fehlerquelle 1: Zu wenig intensiv üben
Zwischen Beruf, Kind und allen möglichen Verpflichtungen ist es nicht einfach, einen vernünftigen Trainingsplan einzuhalten. Selbst wenn man lieber viel reiten würde, als am Boden etwas zu machen, ist das manchmal die schnellste Lösung. Ein Ausweg aus diesem „Teufelskreis“ können zum Beispiel regelmäßige Unterrichtseinheiten bei einem Trainer sein. Diese können dir enorm dabei helfen, nicht in der Wohlfühlzone herumzudümpeln, sondern wirklich sportlicher zu reiten und dein Pferd im Training auch mal richtig zu fordern.
Fehlerquelle 2: Zu intensiv und häufig das Gleiche üben
Klar gibt es auch genau das andere Extrem: Reiter, die viel zu lange täglich auf dem Pferd hocken und jeden Tag stupide dasselbe üben in der gleichen Intensität. „Die Reiter wundern sich dann, dass die Pferde immer müder, immer zäher werden “, erklärt Dressurausbilderin Claudia Butry. „Sie wundern sich, dass die Muskulatur immer weniger wird, obwohl sie so viel trainieren.“ Wer zu viel tut, erzielt keinen Muskelzuwachs, sondern die Leistung vermindert sich durch dieses Übertraining.