Magengeschwür beim Pferd – Ursachen, Symptome & Behandlung

Ein Pferd gähnt
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Das Magengeschwür ist eine der häufigsten Krankheiten beim Pferd. Leider bleibt es häufig unerkannt. Damit du eventuelle Magengeschwüre bei deinem Pferd frühzeitig erkennst, haben wir dir in diesem Artikel alle wichtigen Informationen über die Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prävention zusammengefasst. 

Was genau ist ein Magengeschwür beim Pferd?

Der Oberbegriff für Magengeschwüre beim Pferd stammt aus dem Englischen und lautet Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS). Dabei handelt es sich um entzündliche Veränderungen der Magenschleimhaut. Häufig beginnen sie oberflächlich in Form einer Magenschleimhautentzündung. Bleibt eine Magenschleimhautentzündung länger bestehen, werden die einzelnen Schichten der Magenschleimhaut so stark angegriffen, dass ein Geschwür entsteht.

Ein gähnendes Pferd
Häufiges Gähnen kann auf ein Magengeschwür beim Pferd hinweisen.

Symptome für ein Magengeschwür beim Pferd

Ein Magengeschwür kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Zu den wichtigsten Symptomen zählen:

  • Appetitlosigkeit
  • Schlechtes Fressverhalten
  • Gewichtsverlust
  • Vermehrtes oder reduziertes Trinken
  • Kotwasser
  • Durchfall
  • Wiederkehrende Koliken
  • Aufgasungen
  • Aufstoßen
  • Häufiges Gähnen
  • Leerkauen
  • Zähneknirschen
  • Stumpfes Fell
  • Schlechter Allgemeinzustand
  • Vermehrtes Schweifschlagen
  • Maulgeruch
  • Verhaltensänderungen
  • Unwilligkeit beim Reiten
  • Sattelzwang
  • Leistungsabfall

Diese Symptome können allerdings auch auf andere Krankheiten hindeuten. Wenn du ein Magengeschwür bei deinem Pferd vermutest, ist es daher wichtig, einen Tierarzt zu konsultieren.

Viele Pferde leiden unter Magengeschwüren, folgende Ursachen können Gründe dafür sein:

1. Fütterung

In der Natur dauert eine Fresspause nie länger als drei bis vier Stunden. Der Verdauungstrakt ist demnach auf viele kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten ausgelegt. Um diese Mahlzeiten zu verdauen, produziert der Pferdemagen 24/7 Säure. Nimmt dein Pferd allerdings über einen längeren Zeitraum kein Futter auf, greift die Magensäure die Magenschleimhaut an, wodurch Magengeschwüre entstehen können. 

Bis heute ist der Magen-Darm-Trakt unserer Pferde auf dieses Fressverhalten ausgerichtet. Deshalb sollte ausreichend qualitativ hochwertiges Raufutter die Grundlage der Pferdefütterung bilden. 

2. Stress

Steht dein Pferd unter Stress, wird von seinem Körper das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut führt dazu, dass die Magenschleimhaut weniger durchblutet wird. Dadurch sinkt deren Abwehrfähigkeit gegenüber der Magensäure, sie wird zusätzlich gereizt und langfristig können Magengeschwüre beim Pferd entstehen. Faktoren, die bei einem Pferd Stress auslösen können, sind von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Hier findest du einige Beispiele.

Zwei Pferde kämpfen
Eine unpassende Herdenzusammensetzung kann bei deinem Pferd zu Stress führen, wodurch ein Magengeschwür begünstigt wird.

3. Haltung

Ein Stallwechsel, ein Wechsel der Herde, eine unpassende Herdenzusammensetzung, ein häufiger Wechsel der Herdenmitglieder, zu wenig Fressplätze, Ausweichmöglichkeiten und Platz, Langeweile und fehlende Sozialkontakte können beim Pferd im Rahmen der Haltung zu Stress führen, wodurch Magengeschwüre begünstigt werden.

4. Training

Unabhängig davon, wie gut du dein Pferd vorbereitest, intensives Training, Turniere und Hängerfahrten sind sowohl mit körperlichem als auch mit psychischem Stress verbunden. Deshalb steigt mit der Intensität der Wettkampfteilnahme auch die Wahrscheinlichkeit für ein Magengeschwür beim Pferd. Außerdem steigt im Trab und Galopp des Pferdes der Druck im Bauchraum. Dadurch gelangt die Magensäure länger an ungeschützte Teile der Magenwand.

5. Weitere Faktoren für Stress

Weitere Faktoren, die neben der Haltung und dem Training zu Stress führen können, sind der Verlust von Artgenossen und Futterwechsel.

6. Medikamente

Bestimmte schmerz- und entzündungshemmende Medikamente können bei längerer Verabreichung die Bildung von Magenschleimhaut und deren Abwehrmechanismen reduzieren. Dadurch ist die Magenwand nicht mehr ausreichend geschützt und kann von der Magensäure angegriffen werden. Das wiederum begünstigt das Entstehen von Magengeschwüren.

7. Kolik

Stress als Folge von Schmerzen, längerer Futterentzug und die Verabreichung schmerzhemmender Medikamente im Rahmen einer Kolik können die Wahrscheinlichkeit für ein Magengeschwür beim Pferd erhöhen.

Neigen bestimmte Pferderassen eher zu einem Magengeschwür?

Vollblüter leiden verhältnismäßig oft an Magengeschwüren. Es wird vermutet, dass dies damit zusammenhängt, dass Vollblüter sehr häufig im Leistungssport eingesetzt werden. In einigen wissenschaftlichen Studien wurde die Häufigkeit von Magengeschwüren beim Pferd untersucht. Dabei kam heraus, dass bis zu 40% aller Freizeitpferde, 60% aller Turnierpferde und 90% aller Galopprennpferde an Magengeschwüren leiden.

Kann man ein Pferd mit Magengeschwür reiten? 

Ein Pferd mit Magengeschwür sollte nicht geritten werden, da das Reiten den Stress und die körperliche Belastung erhöht, was die Beschwerden verschlimmern kann. Magengeschwüre bei Pferden sind oft schmerzhaft und können durch Anstrengung und Stress, die beim Reiten entstehen, verschärft werden. Stattdessen sollte das Pferd Ruhe erhalten und eine entsprechende tierärztliche Behandlung bekommen, um die Magengeschwüre zu heilen. Erst wenn das Pferd vollständig genesen ist und vom Tierarzt freigegeben wird, kann es wieder geritten werden.

Diagnose eines Magengeschwürs beim Pferd

Falls du bei deinem Pferd häufig eines oder mehrere der oben genannten Symptome beobachtest und ein Magengeschwür vermutest, solltest du unbedingt einen Tierarzt verständigen. Dieser kann die Krankheit mithilfe verschiedener Methoden diagnostizieren: 

  • Magenspiegelung: Eine recht zuverlässige Möglichkeit, ein Magengeschwür beim Pferd zu diagnostizieren, ist die Magenspiegelung, auch Gastroskopie genannt. Dafür wird ein Endoskop mit Kamera über die Nüstern deines Pferdes bis in den Magen und in den vorderen Bereich des Dünndarms eingeführt. Mithilfe der Aufnahmen kann dein Tierarzt Magengeschwüre erkennen und deren Schweregrad beurteilen. 
  • Diagnostische Therapie: Eine Alternative zur Magenspiegelung ist die diagnostische Therapie. Im Rahmen der diagnostischen Therapie wird dein Pferd mit Medikamenten gegen ein Magengeschwür behandelt. Verbessern sich daraufhin die Symptome, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Pferd an einem Magengeschwür leidet. 

Arten von Magengeschwüren – wo treten sie auf?

Es existieren verschiedene Arten von Magengeschwüren. Sie lassen sich nach dem Ort ihres Entstehens unterscheiden. Dafür musst du wissen, dass sich im Magen deines Pferdes unterschiedliche Arten von Schleimhäuten befinden. Diese Schleimhautarten teilen den Magen in zwei verschiedene Zonen ein, einen vorderen und einen hinteren Teil. 

Die Schleimhaut im vorderen Teil des Magens weist keine Drüsen auf. Demnach werden dort nur leicht verdauliche Kohlenhydrate und teilweise Proteine verdaut. Die Schleimhaut im hinteren Teil des Magens ist hingegen reich an Drüsen und produziert Magensäure. Deshalb wird die Magenwand in diesem Teil durch eine dicke Schleimschicht vor der Säure geschützt. 

Magengeschwür in der drüsenlosen Schleimhaut

Treten Magengeschwüre beim Pferd im vorderen Bereich des Magens, der drüsenlosen Schleimhaut auf, ist von der Equine Squamous Gastric Disease (ESGD) die Rede. In diesem Bereich ist der Magen weniger sauer. Aus diesem Grund ist die Schleimhaut dort nur wenig gegen Säure geschützt. Ist die Schleimhaut allerdings übermäßig viel Magensäure ausgesetzt oder wird anderweitig gereizt, kann es zu Verletzungen der Magenschleimhaut kommen.

Magengeschwür in der drüsenreichen Schleimhaut

Ein Magengeschwür, das hingegen im hinteren Bereich des Magens, der drüsenreichen Schleimhaut auftritt, wird als Equine Glandular Gastric Disease (EGGD) bezeichnet. Ist der Schutzmechanismus der Magenschleimhaut dort gestört, kann es auch hier zu Verletzungen der Magenschleimhaut kommen.

Die verschiedenen Arten von Magengeschwüren können sowohl einzeln als auch in Kombination vorkommen.

Kann ein Magengeschwür beim Pferd von selbst heilen?

Ein Magengeschwür beim Pferd kann in einigen Fällen von selbst heilen, insbesondere wenn die auslösenden Faktoren, wie Stress oder eine unangemessene Fütterung, beseitigt werden. Allerdings ist es riskant, darauf zu hoffen, dass ein Magengeschwür ohne tierärztliche Behandlung von selbst heilt. Unbehandelte Magengeschwüre können sich verschlimmern und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie, einschließlich diätetischer Anpassungen und gegebenenfalls medikamentöser Behandlung, sind entscheidend, um die Heilung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden.

Behandlung von einem Magengeschwür beim Pferd

Hat dein Tierarzt ein Magengeschwür bei deinem Pferd diagnostiziert, wird er dir eine geeignete Behandlung empfehlen. Magengeschwüre lassen sich in der Regel gut mit bestimmten Medikamenten behandeln. Die Medikamente reduzieren die Bildung von Magensäure. Dadurch hat die gereizte Magenschleimhaut die Möglichkeit, in Ruhe vollständig abzuheilen. Die Dauer der Behandlung ist zum einen vom Schweregrad der Magengeschwüre abhängig und wo genau sie sich im Magen befinden. Sie kann mehrere Wochen bis Monate dauern. 

Folgen einer unzureichenden Behandlung

Ein unbehandeltes Magengeschwür beim Pferd können zu weiteren Verdauungsproblemen, inneren Blutungen und einem Durchbruch der Magenwand führen, was tödlich enden kann.

Was sollte ich einem Pferd mit Magengeschwür nicht füttern? 

Einem Pferd mit Magengeschwür sollten keine getreidehaltigen Futtermittel, wie Hafer, Mais oder Mischfutter mit hohem Stärkegehalt, gegeben werden, da diese die Magensäureproduktion anregen und die Schleimhaut weiter reizen können. Auch scharfes oder stark gesüßtes Futter sollte vermieden werden, da es die Magensäure verstärken und die Symptome verschlimmern kann. Ebenso sollte Heu mit hohem Gehalt an löslichen Kohlenhydraten, wie Luzerne oder sehr junges Gras, sparsam gefüttert werden. Stattdessen ist eine Ernährung mit leicht verdaulichen Ballaststoffen, wie gutem Weidegras oder qualitätsvollem Heu, sowie häufige, kleine Fütterungen zu bevorzugen, um den Magen möglichst ruhig zu halten.

Wie beuge ich einem Magengeschwür beim Pferd vor?

Für die Vorbeugung eines Magengeschwürs ist es wichtig, mögliche Ursachen zu minimieren. Hier sind einige Faktoren, die du berücksichtigen kannst:

Ein Pferd frisst Heu
Qualitativ hochwertiges Raufutter in ausreichender Menge ist für die Vorbeugung von einem Magengeschwür wichtig.

Fütterung

Diese Punkte kannst du im Rahmen der Fütterung deines Pferdes berücksichtigen, wenn du einem Magengeschwür vorbeugen möchtest:

  • Qualitativ hochwertiges Raufutter in ausreichender Menge (1 – 2kg pro 100kg Körpergewicht)
  • Faserreiches Futter
  • Ständiger Zugang zu frischem Wasser
  • Vermeide zu lange Fresspausen
  • Vermeide stärke- und zuckerhaltiges Futter
  • Raufutter vor dem Kraftfutter, der Weide und dem Training
  • Kraftfutter, wenn notwendig, in kleinen Mengen über den Tag verteilt
  • Wohltuende Magenkräuter wie Kamille, Fenchel und Anis
  • Flohsamenschalen oder Leinsamen

Mehr zum Thema bedarfsgerechte Pferdefütterung findest du auf unserer Seite

Reduktion von Stress

Um einem Magengeschwür beim Pferd vorzubeugen, versuche dein Pferd möglichst stressfrei zu halten und zu trainieren. Das kannst du tun:

  • Halte dein Pferd in einer ausgeglichenen, harmonischen Herde mit wenig Wechseln.
  • Sorge für genügend Fressplätze und Ausweichmöglichkeiten.
  • Sorge für ausreichend Platz und Bewegung.
  • Sorge für ausgiebige Sozialkontakte.
  • Passe das Training an den Leistungsstand deines Pferdes an.
  • Überfordere dein Pferd nicht.
  • Baue regelmäßig Schrittpausen ein.

Wie lang dauert die Heilung von einem Magengeschwür beim Pferd?

Die Heilung eines Magengeschwürs beim Pferd kann je nach Schweregrad des Geschwürs, der Behandlung und der allgemeinen Gesundheit des Pferdes zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten dauern. Bei leichteren Fällen, wenn die auslösenden Faktoren frühzeitig erkannt und beseitigt werden, kann die Heilung innerhalb von etwa vier bis sechs Wochen erfolgen. Schwere oder chronische Geschwüre hingegen benötigen oft eine längere Behandlungsdauer, die sich über mehrere Monate erstrecken kann. Wichtig ist, dass während der gesamten Heilungsphase die Fütterung angepasst und Stress minimiert wird, um die Heilung zu unterstützen und Rückfälle zu vermeiden. Eine regelmäßige tierärztliche Überwachung ist ebenfalls entscheidend, um den Heilungsprozess zu verfolgen und gegebenenfalls die Therapie anzupassen.

Unser Fazit

Ein Magengeschwür gehört zu den häufigsten Krankheiten beim Pferd, bleibt aber häufig unerkannt. Es kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen und viele verschiedene Ursachen haben. Falls du bei deinem Pferd häufig eines oder mehrere der typischen Symptome beobachtest und ein Magengeschwür vermutest, solltest du unbedingt einen Tierarzt verständigen. Dieser kann die Krankheit mithilfe verschiedener Methoden diagnostizieren und dir eine geeignete Behandlung empfehlen. Eine bedarfsgerechte Fütterung und eine möglichst stressfreie Haltung und Training können dazu beitragen, einem Magengeschwür bei deinem Pferd vorzubeugen.

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