Alles über Kaltblüter: Rassen, Aussehen, Charakter & Haltung

Ein Kaltblüter trabt über eine Weide
Inhaltsverzeichnis
Mehr von uns
100% Pferdewissen

Weitere Tipps und noch mehr Experten-Wissen zu allen Pferdethemen bekommst du in unseren Online-Kursen.

Die besten Trainer

Wir haben die besten Trainer und Experten der Pferdewelt sorgfältig für dich ausgewählt. 

Pferderassen wie das Clydesdale, das Shire Horse oder das Süddeutsche Kaltblut gehören zu den größten Rassen der Welt. Neben der imposanten Größe haben sie aber eine weitere Gemeinsamkeit. Die Pferderassen gehören alle den Kaltblütern an. In diesem Artikel erfährst du alles über die Kaltblüter, inklusive welche Rassen dazu gehören, Geschichte und Ursprung, Aussehen, Charakter, Temperament, Haltung, Fütterung, Pflege und für welche Disziplinen diese Pferde geeignet sind. Viel Spaß beim Lesen!

Was sind Kaltblüter?

Kaltblüter umfassen eine Gruppe von Pferderassen, die sich durch ihre imposante Größe, ihre Kraft und ihr ruhiges Temperament auszeichnen. Die Bezeichnung bezieht sich allerdings nicht auf deren Körpertemperatur, denn diese liegt genau wie bei allen anderen Pferderassen zwischen 37-38,2 Grad Celsius. Sie bezieht sich auf ihr geduldiges und gelassenes Wesen. Aus diesem Grund werden die Kaltblüter auch häufig sanfte Riesen genannt.

Bekannteste Kaltblutrassen

Es gibt viele Kaltblutrassen, zu den bekanntesten zählen: 

Was ist der Unterschied zwischen Vollblüter, Warmblüter und Kaltblüter?

Wie bereits erwähnt, zeichnen sich Kaltblüter durch ihre Größe, ihr Gewicht und ihr ruhiges Wesen aus. Sie sind sehr kräftig und gutmütig. Vollblüter hingegen sind eher schlank, was ihnen zu Schnellig- und Wendigkeit verhilft. Außerdem sind sie deutlich temperamentvoller. Warmblüter stammen ursprünglich von den Kaltblütern ab. Allerdings wurden diese über die Jahre mit Vollblütern gekreuzt, wodurch sich eine Mischung der beiden ergab. Warmblüter sind also deutlich leichter und wendiger als Kaltblüter, sind sehr aktiv und leistungsbereit.

Ein Kaltblüter zieht einen Pflug
Früher wurden Kaltblüter häufig als Arbeitspferde in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt.

Ursprung und Geschichte

Der Ursprung der Kaltblüter reicht weit in die Vergangenheit zurück. Aufgrund ihrer Größe, Kraft und Robustheit unterstützen sie die Menschen als Arbeitspferde in der Forst- und Landwirtschaft und im Bergbau. Auch dienten sie als Kriegspferde, da sie in der Lage waren, die Ritter samt ihrer schweren Rüstungen durch die Schlachten zu tragen. 

Kaltblüter vom Aussterben bedroht

Aufgrund des technischen Fortschrittes nahm die Bedeutung der Kaltblüter für die Landwirtschaft nach und nach ab. So verkleinerte sich der Bestand einiger Kaltblutrassen über die Jahre und diese wurden in die Liste der gefährdeten Nutztierrassen aufgenommen. Diese Kaltblutrassen zählen als gefährdet:

  • Pfalz-Ardenner Kaltblut
  • Rheinisch-Deutsches Kaltblut
  • Süddeutsches Kaltblut
  • Schwarzwälder Kaltblut
  • Schleswiger Kaltblut
  • Noriker
Ein Kaltblüter mit dichtem Schweif und Fesselbehang
Typisch für die Kaltblüter ist der üppige Fesselbehang und die dicke Mähne und der Schweif.

Wie sehen Kaltblüter aus?

Hier findest du wichtigsten Informationen über das Exterieur der Kaltblüter:

  • Größe & Gewicht: Kaltblüter sind typischerweise größer und schwerer als die meisten anderen Pferderassen. Ihre durchschnittliche Widerristhöhe liegt zwischen 160 und 180 cm. Ihr Gewicht kann zwischen 600 und 1300 kg betragen.
  • Körperbau: Kaltblüter haben einen massigen, muskulösen und kompakten Körperbau mit einem schweren Ramskopf. Sie haben einen kräftigen Rücken und eine starke Hinterhand, eine tiefe und breite Brust und einen verhältnismäßig kurzen und breiten Hals. 
  • Fell: Das Fell von Kaltblütern ist oft dichter und länger als das von Warmblütern oder Vollblütern. Farben sind bei den unterschiedlichen Rassen fast alle vertreten. Charakteristisch für die Kaltblüter sind außerdem der üppige Fesselbehang und die dicke Mähne und der Schweif.

Das größte Pferd der Welt 

Das größte Pferd, das jemals gelebt hat, war ein Shire Horse namens Sampson. Sampson hatte ein Stockmaß von 219 cm, wog um die 1500 kg und war ebenfalls ein Kaltblut. 

Interieur der Kaltblüter

Hinter dem imposanten Erscheinungsbild der Kaltblüter verbirgt sich ein liebevoller Charakter. Dieser ist von folgenden Merkmalen gekennzeichnet: 

  • Ruhiges Temperament: Kaltblüter sind in der Regel sehr ausgeglichen und gelassen. Sie bewahren stets einen kühlen Kopf, lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen und sind wenig schreckhaft.
  • Sanftmütig & menschenfreundlich: Kaltblüter gelten allgemein als sehr freundlich, sanftmütig und menschenbezogen. Sie genießen oft den Kontakt zu ihren Besitzern und bauen tiefe Bindungen zu ihnen auf.
  • Arbeitswillig & lernbereit: Trotz ihrer beachtlichen Größe und Gewichtes sind Kaltblüter oft sehr arbeits- und lernwillig und zeigen eine positive Arbeitseinstellung. Sie sind intelligent, lernen schnell und sind oft darauf bedacht, ihren Besitzern zu gefallen.

Sind Kaltblüter für Anfänger oder Kinder geeignet?

Kaltblüter können aufgrund ihres ruhigen Charakters und ihres ausgeglichenen Temperaments hervorragend für Anfänger oder Kinder geeignet sein. Sie sind oftmals sehr gelassen, unerschrocken und menschenfreundlich. Zudem sind sie sehr trittsicher und verfügen über sehr bequeme Gänge.

Wie alt wird ein Kaltblut?

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kaltbluts liegt zwischen 20 und 25 Jahren.

Rassetypische Krankheiten

Aufgrund von Übergewicht oder eines Nährstoffmangels als Resultat einer nicht bedarfsgerechten Fütterung können Kaltblüter zu diesen Krankheiten neigen: 

Arthrose

Arthrose stellt eine nicht heilbare Erkrankung der Gelenke dar. Der Gelenkknorpel, der im Gelenk als eine Art Stoßdämpfer dient, wird hierbei zunehmend zerstört. Das führt wiederum zu einer Entzündung des Gelenks, wobei sich der unter dem Knorpel liegende Knochen abnutzt. Dies kann zu Schmerzen und Lahmheiten führen.

Mauke

Bei Mauke handelt es sich um eine Hauterkrankung, die in den Fesselbeugen des Pferdes auftritt. Symptome können Rötungen, Schwellungen, Krusten, eitrige Bläschen, Juckreiz und Lahmheit sein. Bei den Kaltblütern liegt die Ursache für Mauke häufig in einer zu eiweiß-, zucker- und stärkehaltigen Fütterung in Verbindung mit einem Mineralienmangel.

Chronisch progressives Lymphöden (CLP)

Wird Mauke gar nicht oder unzureichend behandelt, kann es zur Entwicklung des Chronisch progressiven Lymphödems kommen. Diese Krankheit zeigt sich durch angelaufene bis teilweise offenen Beinen, Durchblutungsstörungen und dauerhaft geschwollenen Hautfalten in der Fesselbeuge des Pferdes. Wird  CPL nicht schnell genug behandelt, kann sich ein chronisches Ödem und dadurch immer dicker werdende vernarbende Haut entwickeln. Dies kann letztendlich zu starken Schmerzen, Lahmheit und einem Einschuss führen.

Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM)

Bei PSSM handelt es sich um eine Polysaccharid-Speicherkrankheit der Pferdemuskulatur, die zu einer degenerativen Muskelerkrankung und einer Störung im Kohlenhydratstoffwechsel führen kann. Dabei sterben die Muskelzellen ab und die betroffenen Pferde verlieren häufig an Muskulatur. Außerdem kann es zu Lahmheit kommen und die Pferde erscheinen sehr müde. Mehr zur Stoffwechselerkrankung PSSM erfährst du auch in dieser wehorse Podcast-Folge mit Dr. Ingrid Vervuert und Dr. Anna May.

Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

EMS bezeichnet eine Stoffwechselerkrankung beim Pferd, an der grundsätzlich jedes Pferd erkranken kann. Vor allem aber leichtfuttrige Pferde wie Kaltblüter, neigen eher dazu. Eine Ursache für diese Erkrankung kann starkes Übergewicht bei Pferden sein. Symptome können Muskelabbau, steife Bewegungen, Leistungsverlust, stumpfes Fell oder schnelles und starkes Schwitzen darstellen. Eine schwerwiegende Folgeerkrankung kann die Hufrehe darstellen.

Was sollte ich bei der Haltung eines Kaltbluts beachten?

Ein Kaltblut ist häufig sehr robust und anpassungsfähig. Er hat ein verhältnismäßig dichtes und langes Fell, welches ihn vor unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen schützt. Damit dein Kaltblüter gesund und glücklich ist, benötigt er allerdings, seiner Körpergröße entsprechend, viel Platz und ausreichend Bewegung. Dafür eignet sich beispielsweise die Haltung in einem Offenstall. Auch solltest du gewährleisten, dass dein Kaltblut immer Kontakt zu weiteren Artgenossen hat und nicht alleine gehalten wird.

Was sollte ich bei der Fütterung eines Kaltbluts beachten?

Ein Kaltblut gilt als leichtfuttrig und ist häufig ein guter Futterverwerter. Deshalb neigt er dazu, schnell zuzunehmen. Die Fütterung sollte, wie bei jedem Pferd, auf ausreichend Raufutter von guter Qualität basieren. 

Achte außerdem darauf, deinem Kaltblutpferd nicht zu viel Energie zuzuführen und Kraftfutter nur bei Bedarf einzusetzen. Auch hat der große und schwere Körper eines Kaltbluts einen anderen Bedarf an Mineralstoffen und Spurenelementen als ein Warm- oder Vollblüter. Berücksichtige deshalb, dass du das Mineralfutter an den individuellen Bedarf deines Kaltbluts anpasst.

Du möchtest mehr über bedarfsgerechte Pferdefütterung erfahren? Dann schau unbedingt auf unserer Seite vorbei. Futterexpertin Conny Röhm erklärt dir, wie du den Futterbedarf deines Pferdes ermittelst und eine optimale Ration zusammenstellst.

Ein galoppierender Kaltblüter
Trotz ihrer Größe und Masse, haben Kaltblüter häufig elegante und schwungvolle Gänge.

Die Gänge der Kaltblüter

Kaltblüter haben drei natürliche Gänge, darunter Schritt, Trab und Galopp. Zudem verfügen sie über eine hohe Trittsicherheit. Trotz ihrer beachtlichen Größe und Masse sind ihre Bewegungen oftmals elegant und schwungvoll

Für welche Disziplinen sind Kaltblüter geeignet?

Kaltblüter werden aufgrund ihrer Größe und Kraft häufig im Fahrsport eingesetzt. Aber sind Kaltblüter gut zu reiten? Ja, Kaltblüter sind gut zu reiten. Einige Kaltblutrassen eignen sich für leichte Dressurlektionen, Freiheitsdressur oder die klassische Reitkunst. Aufgrund ihres sanftmütigen Charakters und ihres ruhigen Temperaments eignen sie sich auch gut für das Freizeitreiten, Voltigieren oder als Therapiepferde.

Kaltblüter als Rückepferde in der Forstwirtschaft

Bis heute unterstützen uns Kaltblüter in der Forstwirtschaft. Sie helfen uns als sogenannte Rückepferde. Ihre Aufgabe ist es schwere Baumstämme aus dem Unterholz zu ziehen und wegzurücken, an Stellen an die keine Traktoren hinkommen.

Wie viel kostet ein Kaltblüter?

Wenn du ein Kaltblut wie ein Shire Horse, Rheinisch Deutsches Kaltblut oder Süddeutsches Kaltblut kaufen möchtest, musst du mit unterschiedlich hohen Preisen rechnen. Die Kosten für ein Kaltblüter Pferd können stark variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter Alter, Ausbildung, Gesundheitszustand und Abstammung. Du kannst mit Preisen zwischen 5.000 und 15.000 Euro rechnen.

Unser Fazit

Wie du siehst, ist die Welt der Kaltblüter sehr vielseitig. Von ihrer beeindruckenden Größe und Stärke bis hin zu ihrem sanften Temperament und ihrer Arbeits- und Lernbereitschaft, haben diese sanften Riesen viel zu bieten und können wunderbare Begleiter sein.

Share this post

Das könnte dich auch interessieren

Ein Mädchen reitet mit Franklin Ball
Reitersitz & Hilfengebung

Das hilft gegen den Stuhlsitz

Es gibt genau zwei Gruppen, die die Thematik Stuhlsitz beschäftigt: Zum einen Schüler zu Beginn ihrer Lebenserfahrung als Reiter und zum anderen viele, viele Reitlehrer

Mehr lesen >>
Ausrüstung

Zaumzeug – die Qual der Wahl

Die riesige Auswahl an unterschiedlichem Zaumzeug kann den Reiter von heute schon mal überfordern. Es gibt sie in allen möglichen Ausführungen, Formen und Zusammensetzungen. Wie

Mehr lesen >>