Intervalltraining für Pferde: Der ultimative Guide

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Intervalltraining wurde schon vor Jahrhunderten von Sportlern als Trainingsmethode genutzt und das hat auch einen guten Grund. Die erste Form des Intervalltrainings wurde von den Hethitern (großes Reitervolk) zwischen 1600 und 717 v.Chr entwickelt. Damals wurde diese Art des Trainierens genutzt, um ihre Chariot Pferde auf lange Reisen in hoher Geschwindigkeit vorzubereiten. Heutzutage wird diese Trainingsmethode in vielen Disziplinen des Reitsports genutzt, hauptsächlich jedoch in der Vielseitigkeit und dem Distanzreiten. Das liegt daran, dass in diesen Sparten Ausdauer eine große Rolle spielt.

In diesem Artikel tauchen wir in das Intervalltraining ein und versorgen dich mit Tipps und Übungen, die du mit deinem Pferd ausprobieren kannst.

Was genau ist Intervalltraining?

Bevor wir ins Detail gehen, sollten wir zuerst klären, was Intervalltraining überhaupt ist. Laut Definition der Oxford Languages, ist Intervalltraining “physisches Training, das aus wechselnden Phasen einer hohen und geringen Aktivität besteht.”!

Genauer gesagt ist Intervalltraining ein Workout, das zwischen kurzen aber intensiven Phasen der Schnelligkeit oder Kraft und den langsameren Erholungsphasen wechselt. Diese zwei Phasen werden mehrere Male innerhalb eines Workouts absolviert.

Das Ziel dieses Workout ist es, die anaerobe Schwelle deines Pferdes zu überwinden, indem man sein System dazu animiert, so lange wie möglich zu arbeiten. Die anaerobe Schwelle ist die höchste Belastungsstufe, die dein Pferd für eine längere Zeit aufrechterhalten kann, ohne dass eine große Menge an Milchsäure produziert wird (der Körper produziert Milchsäure wenn er zu wenig Sauerstoff bekommt, den er aber benötigt, um Glukose in Energie umzuwandeln). Das bedeutet, dass Intervalltraining die Grenze der aeroben Schwelle nach hinten verschiebt und dein Pferd somit länger arbeiten kann bevor es diesen Punkt der Erschöpfung erreicht.

Wenn dein Pferd für eine längere Zeit unter hoher Anstrengung arbeitet, ohne sich ausruhen zu können, wird es zwangsläufig erschöpft sein. Wenn du also ein erfolgreiches Intervalltraining absolvieren willst, ist es wichtig, dass du sicher stellst, dass dein Pferd nur für eine kurze Zeit unter höherer Belastung arbeitet und danach wieder genug Zeit zum ausruhen hat.

Technisch gesehen sollte sich der Puls deines Pferdes dann fast bis zum Normalzustand, wie vor dem Training beruhigen, bevor das Intervall Training wieder aufgenommen wird. Das führt zu einer Stärkung der Muskeln, des Herzens und der Lungen. Dein Pferd wird dadurch auch lernen mit der Belastung besser umzugehen und kann sich beim nächsten Mal besser darauf einstellen.

Jetzt, da wir verstehen wie Intervalltraining funktioniert, ist es wichtig, dass wir sicherstellen, dass es auch korrekt ausgeführt wird. Der einfachste Weg dies festzustellen, ist wenn du mit einem Herzfrequenz-Messgerät reitest, so kannst du den Herzschlag deines Pferdes in Echtzeit verfolgen. Du kannst also beobachten wann die Herzfrequenz runtergeht, sodass du den perfekten Zeitpunkt abpassen kannst, um mit dem Training fortzufahren und die Intensität wieder zu steigern.

Wieso ist das wichtig?

Wissenschaftler haben noch nicht genau herausgefunden, wieso Intervalltraining die anaerobische Leistung mehr als andere Workouts verbessert. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es mit der Fähigkeit des Pferdes, Blut in das Herz zu pumpen zutun hat.

Beim Training generell verbesserst du die Fitness deines Pferdes, was wiederum die Menge an Blut vermehrt, das vom Herzen weggepumpt wird. Wenn du Intervalltraining durchführst, verbesserst du die Herzkapazität sogar noch mehr. (Die Menge an Blut, die gepumpt wird, wenn sich das Herz zusammenzieht).

Unter Berücksichtigung dieser Information kommt man schnell zu dem Schluss, dass man die Menge an Blut erhöhen muss, welche durch das Herz gepumpt wird, um die Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erhöhen. Besonders in belastenden Situationen wie bei einem Turnier ist dies der Fall.

Intervall Training für dein Pferd
Intervalltraining verringert das Verletzungsrisiko.

Die Vorteile von Intervalltraining

Es gibt zahlreiche Vorteile, die Intervalltraining mit sich bringt. Nicht zuletzt spart es dir Zeit und es ist auch noch angenehmer für dein Pferd!

  1. Schnellere und effizientere Workouts
    Wenn du viel zu tun hast, eignet sich Intervalltraining sehr gut um Zeit zu sparen. Es gibt dir die Möglichkeit, sehr viel in kurzer Zeit zu erreichen, da du ein komplettes Workout mit deinem Pferd in weniger als einer halben Stunde absolvieren kannst.
  2. Verringertes Verletzungsrisiko
    Mittlerweile ist uns klar, dass Intervalltraining die Variierung der Intensität während deiner Reiteinheit bedeutet. Das bedeutet auch, dass du im Vergleich zu längeren Einheiten, viel eher Verletzungen oder Überbeanspruchungen vermeiden kannst.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf, ist es umso wichtiger dass du dir des körperlichen Zustands deines Pferdes bewusst bist und das Intensitätslevel des Trainings darauf abstimmst.

Zum Beispiel: Wenn du dein Pferd nach zwei Monaten wieder antrainierst, würden wir dir einen langsamen Start ins Training empfehlen. Dazu würden sich ein paar Runden langsamer Galopp, kombiniert mit längeren Trab- oder Schrittphasen eignen.

Dein Pferd wird so in der Lage sein, seine Ausdauer und Fitness in einem ruhigen Tempo aufzubauen. Dies minimiert das Risiko von Verletzungen und Muskelfaserrissen.

  1. Verbessertes Durchhaltevermögen
    Intervall Training trainiert das Herz deines Pferdes, sodass es mehr Blut in die Muskeln pumpt und somit der Sauerstoff effizient herausgezogen werden kann. Daraus resultierend, wird deinem Pferd das zukünftige Training viel leichter fallen!
  2. Gewichtsverlust
    Mehrere Studien haben bewiesen, dass Intervalltraining auch schon bei einem moderaten Level viel Fett verbrennt und auch nach Beendigung des Trainings damit fortfährt. Daher ist es genau das richtige Workout für dich und dein Pferd, wenn du nach einem zeiteffiziennten und effektiven Training suchst (vor allem wenn dein Pferd abnehmen sollte)! Der beste Weg dahin ist, die Kalorien, die dein Pferd verbrennt zu messen und demnach die Fütterung anzupassen!
  3. Es macht Spaß!
    Dank der Zeitersparnis, bietet Intervalltraining mehr Abwechslung und macht das Training weniger langweilig für dein Pferd.

Es ist außerdem eine gute Ausrede, um aus der Halle rauszukommen und draußen Spaß zu haben!

Intervalltraining für Pferde im Galopp
Mit einem Sensor kannst du deine Daten aufzeichnen und später auswerten.

Wie du erfolgreich eine Intervall Trainingseinheit absolvierst

Suche dir ein passendes Messgerät bzw. Programm, das dein Training begleitet

Absolviere das Intervalltraining in einer Reitstunde mit deinem Trainer oder aber habe einen passenden Sensor parat, mit dem du deine Einheit aufzeichnen- und später die Daten auswerten kannst.

Suche die passende Umgebung für dein Workout

Am besten suchst du dir dafür eine Umgebung, die zu dem Intervall Training passt, das dir vorschwebt. Hügel sind eine großartige Trainingshilfe um die Schwierigkeit des Workouts zu erhöhen aber ein flacher Untergrund funktioniert natürlich genauso. Stelle aber in jedem Fall sicher, dass der Boden keine Löcher aufweist. Nicht, dass dein Pferd stolpert und das Intervalltraining in einer Verletzung endet!

Bestimmte die Dauer deines Workouts

Die Dauer des Workouts ist abhängig vom Fitness Level deines Pferdes. Es ist eine gute Idee den Fitnesszustands deines Pferdes von vorneherein mit deinem Trainer oder Tierarzt abzusprechen, bevor du mit dem Intervall Training beginnst. Sobald das erledigt ist, kannst du dementsprechend eine angemessene Dauer für das Training bestimmen. Danach entscheidest du die Dauer der verschiedenen Intensitäts- und Ruhephasen.

Zum Beispiel: Wenn dein Pferd einen niedriges Fitness Level hat (wenn dein Pferd einen höheren Puls als 130 bpm im ruhigen Galopp hat), ist es ratsam zwischen 1-2 Minuten hoher Intensität und 5 Minuten Pause/niedriger Intensität zu wechseln. Wenn dein Pferd in einem guten Trainingszustand ist, kannst du zwischen 10 Minuten mit hoher Intensität und 2 Minuten mit niedriger Intensität wechseln.

All dies entscheidest du selbst, finde aber eine gute Balance, die für dich und dein Pferd funktioniert. Versuche im Training ein ruhiges Grundtempo zu erhalten, sodass der Puls regelmäßig bleibt. Beende beide Intervall-Stufen nach diesem Prinzip.

Siehe die untere Tabelle als Hilfestellung:

Leicht
4 Wiederholungen von:
1 Minute Trab oder Galopp
5 Minuten Schritt

Mittel
5 Wiederholungen von:
3 Minuten ruhiger Galopp
3 Minuten Schritt
Oder
10 Wiederholungen von:
30 Sekunden verstärkter Galopp
2 Minuten Schritt

Hoch
5 Wiederholungen von:
5 Minuten ruhiger Galopp
2 Minuten Schritt
Oder
10 Wiederholungen von:
2 Minuten verstärkter Galopp
30 Sekunden Schritt

Die Aufwärm- und Abkühlphase

Es ist sehr wichtig, dass du sicher stellst, dass dein Pferd eine ausreichende Aufwärm- und Abkühlphase im Intervalltraining hat. Wir empfehlen dir eine Aufwärmphase von mindestens 15 Minuten und auch eine Abkühlphase von mindestens 10 Minuten in dein Training zu integrieren.

Die Do’s und Don’ts des Intervall Trainings

  • DO: Werde schneller. Stelle sicher, dass du ein eindeutig schnelleres Tempo in den anstrengenden Phasen als in den ruhigen Phasen verlangst. Das ist wichtig, um den notwendigen Unterschied in der Pulsfrequenz zwischen den beiden Trainingsvarianten zu erzielen. So kannst du den gesamten Trainingseffekt optimal maximieren.
  • DO: Integriere das Intervall Training mindestens einmal in der Woche in deinen normalen Trainingsplan, besonders wenn du in der Vielseitig- oder im Distanzreiten unterwegs bist.
  • DO: Denk an ein ordentliches Aufwärm- und Abkühlprogramm nach dem Workout. Das dient dazu, dass die Muskeln deines Pferd sich an die Belastung gewöhnen können, was wiederum eventuellen Verletzungen vorbeugen kann. Falls doch mal etwas passieren sollte, hilft eine Pferdeversicherung, um dich vor hohen Kosten zu schützen. So kannst du dich im Krankheitsfall ganz auf dein Pferd konzentrieren.
  • DO: Überwache das Training mit einem Fitness Tracker, sodass du die Leistung und den Zustand deines Pferd im Auge behalten kannst und das Risiko für Verletzungen oder Lahmheiten minimieren kannst.
  • DON’T: Praktiziere Intervall Training nicht an mehreren Tagen hintereinander. Diese Art des Trainierens ist sehr belastend für dein Pferd und eine angemessene Zeit zum Erholen ist wirklich notwendig.
  • DON’T: Absolviere kein Intervalltraining wenn dein Pferd nicht davor fressen konnte. Diese Art des Trainings verbraucht eine Menge Energie, daher ist es wichtig, dass dem Pferd ein ausreichendes Level an Energie durch Futter zur Verfügung steht.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Intervalltraining deinem Pferd bei der Verbesserung seiner Atemwege helfen kann, sowie bei der Unterstützung seiner Kreislauf Kapazität. Indem du dich an die oben empfohlenen Übungen hältst, kannst du das Herz deines Pferdes stärken, das dann wiederum in der Lage sein wird, mehr Blut durch den Körper zu transportieren. Die Muskeln profitieren davon, indem sie mit mehr Sauerstoff versorgt werden. Und das Hauptziel: Die anaerobe Phase weiter nach hinten zu verschieben, wird so erreicht.

Abschließend lässt sich sagen, dass man gut erkennen kann, wieso Intervall Training als eine der effektivsten Trainingsmethoden gilt. Wenn man es richtig ausführt, sprich mit einem angepassten Trainingsplan und dem passenden Messgerät, kann es sich als sehr erfolgreiche Ergänzung im Training herausstellen. Auf lange Sicht gesehen, wird es sich auch sehr vorteilhaft auf die Gesundheit deines Pferdes auswirken.

Noch mehr abwechslungsreiche Trainingsideen & Übungen findest du hier.

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