Die gebisslose Trense wird in der Reiterei zunehmend wichtiger und beliebter. Mittlerweile gibt es immer häufiger Reiter, die auf eine gebisslose Zäumung umsteigen. Denn richtig angewendet lassen sich auch ohne Gebiss feine und präzise Hilfen geben und schwierige Lektionen reiten. In diesem Artikel erfährst du alles rund um die gebisslose Trense, inklusive Vorteilen, Funktionsweise und bekanntesten Arten. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist eine gebisslose Trense?
Eine gebisslose Trense ist eine Art der Zäumung, die ohne Gebiss auskommt. Stattdessen übermittelt sie mithilfe verschiedener Druckpunkte Signale an dein Pferd. Diese Druckpunkte wirken auf verschiedene Bereiche des Pferdekopfes wie Nase, Genick und Wange. Es gibt verschiedene Arten von gebisslosen Trensen, darunter Sidepull, Bitless Bridle, Hackamore, Glücksrad, Micklem und Bosal. Alles über verschiedene Zäumungsarten und Trensen, erfährst du in diesem Artikel.
Wie funktioniert eine gebisslose Trense?
Bei der Verwendung einer gebisslosen Trense entsteht der Druck an spezifischen Punkten am Kopf des Pferdes, abhängig von der Konstruktion der Trense. Die gebisslose Trense nutzt diesen Druck, um Signale an das Pferd zu übermitteln, was in der Regel durch Druck auf die Nase, das Genick oder die Wangen erfolgt.
1. Druck auf die Nase
Viele gebisslose Trensen wie Sidepulls oder Kappzäume wirken hauptsächlich auf die Nase des Pferdes. Der Nasenriemen übt Druck aus, wenn du die Zügel annimmst. Dieser Druck ist für das Pferd relativ gut spürbar, da die Nase ein empfindlicher Bereich ist. Besonders breite und weiche Nasenriemen können den Druck gleichmäßig verteilen, während schmalere Nasenriemen punktueller wirken.
2. Druck auf das Genick
Bei gebisslosen Trensen wie der Hackamore wird zusätzlich zum Nasenriemen Druck auf das Genick ausgeübt. Dies geschieht durch die Hebelwirkung der Schenkel, die an der Trense befestigt sind. Zieht der Reiter an den Zügeln, senken sich die Schenkel und üben Druck auf das Genick des Pferdes aus. Der Druck auf das Genick kann sehr intensiv sein, je nach Hebellänge und der Stärke des Zügelzugs.
3. Druck auf die Wangen
Manche gebisslosen Trensen, wie das Bosal, üben auch Druck auf die Wangen des Pferdes aus. Dieser Druck kann das Pferd dazu veranlassen, den Kopf zu drehen oder einer seitlichen Einwirkung zu folgen. Der Druck auf die Wangen erfolgt durch spezielle Konstruktionen, bei denen die Zügel direkt mit dem Nasenriemen verbunden sind und bei Annahme der Zügel den Druck weiterleiten.
Welche gebisslosen Trensen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten gebissloser Trensen, die mit einer unterschiedlichen Wirkung einhergehen. Wir haben für dich die bekanntesten rausgesucht:
Sidepull
Das Sidepull ist eine gebisslose Trense und ähnelt einem Halfter. Bei den meisten Sidepulls hat der Nasenriemen allerdings zusätzlich eine kurze Querverbindung zu den Backenstücken, so dass es besser und enger sitzt. Dadurch ist eine präzisere Einwirkung möglich. Der Zügel ist seitlich an der Trense befestigt, an der Stelle, an der sich bei einer Trense mit Gebiss ebenfalls der Zügel befindet. Daher der Name Sidepull. Das Sidepull gibt es in diversen Ausführungen. Wie scharf oder weich es ist, ist abhängig vom Nasenriemen. Nimmst du den Zügel an, wirkt es aber prinzipiell mit wenig Druck weich auf den Nasenrücken des Pferdes ein, ohne Hebelwirkung.
Bitless Bridle
Ein Bitless Bridle unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von einem Sidepull. Allerdings kreuzen sich bei dieser Art gebissloser Trense die Kehlriemen unter dem Pferdekopf und werden dann durch die seitlichen Ringe geführt. An diesen werden dann die Zügel befestigt. So wird der rechte Zügel unter dem Kopf des Pferdes zur linken Kopfseite geführt und der linke Zügel zur rechten Kopfseite. Dadurch wirkt das Annehmen des Zügels schiebend auf den Pferdekopf und es entsteht ein Druck auf Kiefer, Nasenrücken und Genick.
Hackamore
Charakteristisch für das Hackamore sind die sogenannten Shanks, welche auf beiden Seiten zwischen Genick-, Nasen-, Kinnriemen und Zügel eingeschnallt werden. Dabei handelt es sich um nach unten verlängerte Hebel. Diese können kurz, lang oder gebogen sein. Je nach Länge der Hebel, ist die Hebelkraft schwächer oder stärker und wirkt auf Kiefer, Nasenrücken und Genick. Dabei können durch die Hebel auf den Nasenrücken deines Pferdes solche enormen Kräfte wirken, dass du deinem Pferd damit die Nase brechen könntest. Ein Hackamore ist daher keine gebisslose Trense für Anfänger und erfordert viel Erfahrung.
Glücksrad
Das Glücksrad ist ein Rad mit sechs Speichen. An diesem Rad werden Genick-, Nasen- und Kinnriemen befestigt. Je nachdem, in welche Speiche du den Zügel schnallst, dreht sich das Rad beim Annehmen des Zügels mehr oder weniger. Demnach entsteht mehr oder weniger Druck auf das Genick oder den Nasenrücken deines Pferdes.
Micklem
Ein Micklem sieht aus wie eine Trense mit einem besonderen Reithalfter, an dem zusätzliche Ringe angebracht sind. Dabei kannst du entscheiden, ob du es gebisslos oder mit Gebiss nutzen möchtest. Typisch für ein Micklem ist der besondere Verlauf des Reithalfters, das bestimmte Nervenregionen ausspart. Denn es wird ziemlich weit oben am Oberkiefer und ziemlich weit unten, dort wo ein Sperrriemen sitzen könnte, fixiert. Dadurch verrutscht es nur wenig. Nutzt du das Micklem als gebisslose Trense, kannst du es wie ein Sidepull nutzen.
Bosal
Charakteristisch für das Bosal ist ein recht fester und großer Nasenriemen. Er ist tropfenförmig, befindet sich auf der Nase relativ weit oben und fügt sich unter dem Kinn spitz zusammen. Dieser Nasenriemen sollte gut auf die Pferdenase passen, ohne punktuellen Druck zu erzeugen. Die Zügel, sogenannte Mercante, werden am unteren Teil des Nasenriemens befestigt. Nimmst du den Zügel an, entsteht demnach Druck auf den Nasenrücken, aber auch auf den seitlichen Unterkiefer des Pferdes.
Ist gebisslos reiten besser?
Ob gebissloses Reiten besser ist, hängt ganz vom Pferd und Reiter ab. Für Pferde, die sensibel auf Gebisse reagieren oder Probleme im Maul haben, kann eine gebisslose Trense eine schonende Alternative sein. Sie nimmt den Druck von Zunge und Kiefer, was oft angenehmer für das Pferd ist. Allerdings braucht es mehr Feingefühl vom Reiter, da die Kommunikation vor allem über Gewicht und Schenkelhilfen erfolgt. Gebissloses Reiten kann besonders gut funktionieren, wenn das Pferd gut ausgebildet ist und der Reiter über ausreichend Erfahrung verfügt. Es passt aber nicht zu jeder Disziplin und jedem Pferd, da die Zügelführung weniger präzise ist. Daher ist es eine individuelle Entscheidung, was für dein Pferd am besten funktioniert. In unserem Artikel über das gebisslose Reiten haben wir einige Tipps und Tricks, wie du mit deinem Pferd das gebisslose Reiten üben kannst.
Ist das Reiten ohne Gebiss eigentlich sicher?
Ja, Reiten ohne Gebiss kann sicher sein, wenn die Trense richtig sitzt und du als Reiter ein gutes Gefühl für dein Pferd hast. Gebisslose Zäumungen wirken anders, daher ist es wichtig, fein mit den Hilfen zu arbeiten. Wenn dein Pferd gut trainiert ist und du die Zügel sanft führst, kann gebissloses Reiten eine super und sichere Alternative sein. Achte darauf, die Trense richtig anzupassen, damit kein unnötiger Druck auf Nase oder Genick entsteht.
Was sind die Vorteile einer gebisslosen Trense?
Richtig angewendet, kann eine gebisslose Trense für Pferd und Reiter zahlreiche Vorteile bieten. Hier findest du einige dieser Vorteile:
- Keinen Druck im Maul auf Zunge oder Kiefer
- Zügelunabhängigeres Reiten
- Verbesserung der Gewichts- und Schenkelhilfen
Was sind die Nachteile einer gebisslosen Trense?
Eine gebisslose Trense kann auch mit einigen Nachteilen einhergehen.
- Mehr Druck auf das empfindliche Genick und Nasenbein
- Präzisere Hilfengebung notwendig
- In Dressurprüfungen und auf Turnieren nicht erlaubt
Das Reiten mit einer gebisslosen Trense erfordert eine präzisere Hilfengebung. Den Gewichtshilfen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Alles rund um das Thema wie du deinen Reitersitz verbessern kannst, haben wir hier für dich zusammengefasst. Entdecke effektive Übungen und Tipps von Top-Trainern und werde jeden Tag ein bisschen besser.
Unsere Übersicht – kurz und knapp
- Eine gebisslose Trense ist eine Zäumung, die ohne Gebiss auskommt.
- Sie übermittelt Signale durch Druckpunkte am Kopf des Pferdes.
- Die Druckpunkte können auf verschiedene Bereiche wirken: Nase, Genick und Wangen.
- Bekannte Arten gebissloser Trensen sind Sidepull, Bitless Bridle, Hackamore, Glücksrad, Micklem und Bosal.
- Der Vorteil einer gebisslosen Trense ist, dass kein Druck im Maul auf Zunge oder Kiefer entsteht.
- Sie fördert zügelunabhängiges Reiten, da das Pferd besser auf Gewichts- und Schenkelhilfen reagiert.