Das Longieren an der Doppellonge kann also ein unheimlich wichtiger Bestandteil in der Ausbildung des Pferdes sein. Da der Longenführer mit der Doppellonge allerdings deutlich mehr einwirken kann als mit der normalen Longe, muss er auch deutlich geschulter sein. Ansonsten kann er in der Ausbildung des Pferdes viel falsch machen.
Für was ist eine Doppellonge gut?
Ganz grundsätzlich lässt sich sagen: Wer Longieren als wichtig erachtet und sein Pferd dabei wirklich arbeiten will, sollte Longieren an der Doppellonge lernen. Denn dadurch, dass der Longenführer beim Longieren mit der Doppellonge nicht nur mit der inneren, sondern auch mit der äußeren Longe einwirken kann, ist die Arbeit deutlich effektiver als an der einfachen Longe. Hinzu kommt, dass durch die zusätzliche Möglichkeit des Begrenzens des Pferdes nach außen – vergleichbar zum äußeren Zügel beim Reiten – ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden können. So kann mit der Doppellonge beispielsweise an der Geraderichtung des Pferdes gearbeitet oder auch Lektionen wie Schenkelweichen und sogar Piaffe und Passage erarbeitet werden.
Welche Ausrüstung braucht man für das Longieren an der Doppellonge?
Wie lang muss eine Doppellonge sein?
Ganz klar: Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist die Doppellonge selbst. Sie sollte eine Länge von ca. 16 bis 18 Metern haben. Nur so kann man das Pferd auch auf einem größeren Zirkel longieren. Besonders wichtig für die Sicherheit ist, dass die Longe aus einem griffigen und rutschfesten Material besteht und gut in der Hand des Longenführers liegt. Wichtig ist auch, dass man vor dem Longieren immer den Zustand der Doppellonge überprüft. Nur wenn dieser einwandfrei ist, sollte man damit longieren!
Peitsche
Wie für das Longieren an der einfachen Longe, benötigt man auch an der Doppellonge eine Peitsche. Hier sind die Anforderungen nicht anders als bei der einfachen Longe. Grundsätzlich richtet sich die Länge der Peitsche nach der Sensibilität des Pferdes. Je sensibler das Pferd auf die Hilfen des Longenführers reagiert, desto kürzer kann bzw. muss die Peitsche sein.
Longiergurt/Sattel
Grundsätzlich kann das Pferd an der Doppellonge mit Longiergurt oder Sattel longiert werden. Allerdings empfiehlt sich nur dann mit Sattel zu longieren, wenn das Pferd nach dem Longieren noch geritten werden soll. Der Longiergurt muss gut gepolstert sein und dem Pferd passen. Für die Passform des Longiergurtes spielt nicht nur die Länge eine entscheidende Rolle, sondern auch die Befestigungsringe, da diese sich in einer zweckmäßigen Höhe befinden müssen. Auch für den Longiergurt gilt: Vor dem Longieren den einwandfreien Zustand überprüfen und bei gegebenenfalls festgestellten Mängeln die Ausrüstung nicht nutzen!
Handschuhe
Beim Longieren sollten grundsätzlich immer Handschuhe getragen werden. Falls ein Pferd einmal heftig wird, sich erschrickt oder ähnliches, können Handschuhe vor Verletzungen der Hände schützen.
Doppellonge: Wie lernt man selbst das Longieren?
Das Longieren an der Doppellonge ist im Vergleich zur einfachen Longenarbeit deutlich anspruchsvoller – und das nicht nur aufgrund der zusätzlichen Longe, die der Longenführer zu halten hat. Aus diesem Grund muss auch ein erfahrener Longenführer das Longieren an der Doppellonge lernen und üben. Wie beim Reiten ist hierbei zu beachten: Pferd oder Mensch müssen Erfahrung haben. Das heißt wenn der Longenführer das Longieren an der Doppellonge lernen will, braucht er ein Longierlehrpferd. Als Longierlehrpferd eignet sich jedes Pferd, dass mit der Arbeit an der Doppellonge vertraut ist und dem Longenführer Fehler verzeiht.
Doppellonge: Wie hält sie richtig?
Die Doppellonge kann man entweder einhändig oder beidhändig führen. Welche die “bessere“ Variante ist, hängt von der jeweiligen Situation und dem Pferd ab. Als Faustregel lässt sich sagen, dass die beidhändige Führung der Doppellonge sich besonders bei jungen oder heftigen Pferden bzw. bei schwierigeren Anforderungen eignet, während die einhändige Führung eher für das Longieren in einem gleichmäßigen, regulierten Tempo geeignet ist.
Beidhändige Longenführung
Die beidhändige Führung der Doppellonge ähnelt sehr der Zügelführung beim Reiten. Die einzelnen Longen werden zwischen dem kleinen und dem Ringfinger gegriffen. Die Enden der beiden Longen werden dann in einer geordneten Schlaufe mit der Hand aufgenommen, die nicht die Peitsche hält.
Longiert man also beispielsweise links herum, befindet sich in der linken Hand die linke Longe sowie die Enden von beiden Longen und in der rechten Hand die rechte Longe sowie die Peitsche.
Einhändige Longenführung
Die einhändige Führung der Doppellonge ist etwas anspruchsvoller als die beidhändige. In der Grundhaltung wird die innere Longe zwischen Zeigefinger und Daumen aufgenommen, die äußere Longe zwischen Mittelfinger und Ringfinger. Das Ende beider Longen kann in einer geordneten Schlaufe über den kleinen Finger gelegt werden.
Die grundsätzliche Hilfengebung ist weiterhin möglich. Zusätzlich dazu kann das Pferd über ein Drehen der longeführenden Hand nach innen gestellt werden.
Wie arbeite ich mit der Doppellonge?
Die Hilfen, die mit der Doppellonge gegeben werden, gleichen den Zügelhilfen beim Reiten sehr. Genau wie beim Reiten muss das Pferd über halbe Paraden in die Anlehnung gebracht werden. Auch an der Doppellonge sind dabei die treibenden Hilfen vorherrschend. Sobald der Longenführer merkt, dass das Pferd anfängt im Genick nachzugeben, muss er mit den Longenhilfen nachgeben.
Sowohl Stellung, als auch Biegung können an der Doppellonge sehr gut erarbeitet werden. In beiden Fällen ersetzt die Peitsche den inneren Schenkel des Reiters und macht so die diagonale Hilfengebung möglich. Da die äußere Longe die Hinterhand des Pferdes umschließt ist sie in ihrer Wirkung und Hilfengebung nicht nur mit dem äußeren Zügel sondern auch dem äußeren Schenkel beim Reiten zu vergleichen. Wie auch beim Reiten kann durch die Begrenzung der Hinterhand die Längsbiegung des Pferdes erarbeitet werden. Wichtig ist allerdings, dass die äußere Longe, wenn sie um die Hinterhand geführt wird, nur eine leichte Verbindung hat. Wird die äußere Longe zu stark angenommen, überträgt sich die Bewegung der Hinterhand des Pferdes über die Longe an das Gebiss.
Doppellonge: Wie macht man einen Handwechsel?
Der Handwechsel unterscheidet sich von dem an der einfachen Longe sehr. Da man bei einem Handwechsel an der Doppellonge nichts umschnallen muss, ergeben sich zwei Möglichkeiten für einen Handwechsel. Man kann entweder durch oder aus dem Zirkel wechseln. Für beide Möglichkeiten gilt: Wenn man geschult im Umgang mit der Doppellonge ist und sich während des Handwechsels ausschließlich auf das Pferd konzentrieren kann, kann man je nach Ausbildungsstand des Pferdes den Handwechsel in allen drei Grundgangarten vollziehen. Solange der Longenführer allerdings noch auf das korrekte Halten der Longe oder Ähnliches achten muss, sollte der Handwechsel ausschließlich im Schritt durchgeführt werden.
Durch den Zirkel wechseln
Um an der Doppellonge durch den Zirkel zu wechseln, muss der Longenführer sich zuerst nach außen in Richtung Bande bewegen. Durch den veränderten Mittelpunkt des Zirkels muss das Pferd in den Zirkel kommen. Ist das Pferd kurz vor der Mitte des Zirkels, der Longenführer zuerst an der neuen äußeren Longe nach, bevor man die neue innere Longe etwas verkürzt. Hierdurch wird das Pferd umgestellt. Nach dem Nachgeben bzw. Annehmen der Doppellonge muss der Longenführer sich wieder in Richtung Zirkelmitte bewegen. So hat das Pferd die Möglichkeit, wieder auf der Zirkellinie zu laufen.
Für viele Longenführer ist das Handling der Doppellonge und der Peitsche im Handwechsel anfangs schwer. Hier ist darauf zu achten, dass man sich genug Zeit lässt und nicht hektisch wird. Am besten wird die Peitsche bereits während des Umstellens über den Kopf gewechselt und die Longen erst nach dem Umstellen sortiert.
Aus dem Zirkel wechseln
Aus dem Zirkel zu wechseln ist deutlich einfacher als durch den Zirkel. Kurz vor Höhe der Mittellinie fängt der Longenführer langsam an sein Pferd erst gerade und dann umzustellen. Hierfür gibt er zuerst an der neuen äußeren Longe nach, bevor er die neue innere Longe annimmt. Während des Umstellens bewegt er sich entlang der Mittellinie zum Mittelpunkt des neuen Zirkels.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit man ein Pferd an die Doppellonge heranführen kann?
Um mit dem Longieren an der Doppellonge beginnen zu können, sollte das Pferd bereits anlongiert sein. Außerdem ist es wichtig, dass das Pferd Vertrauen zum Longenführer hat und sich an der einfachen Longe mit feinen Hilfen longieren lässt. Wie bei allem, was man einem Pferd beibringen will, sind grundsätzlich Ruhe und Vertrauen die Basis. Sind diese Ruhe und das Vertrauen da, lässt sich ein Pferd auch an der Doppellonge anlongieren. Da das Handling der Doppellonge allerdings deutlich schwieriger ist als das der einfachen Longe, sollten das nur wirklich erfahrene Longenführer tun.
Wie verschnallt man eine Doppellonge?
Das Erarbeiten des Longierens mit der Doppellonge lässt sich in drei Schritte unterteilen. Die Schritte unterscheiden sich dabei in der Verschnallung der Longen und damit in der Art und Stärke der Einwirkung, die der Longenführer auf das Pferd hat.
Schritt 1
Im ersten Schritt wird die innere Longe durch den inneren Gebissring geführt und dann am Longiergurt auf Höhe des Buggelenks in den dafür vorgesehenen Ringen befestigt. Die äußere Longe wird über den Sattel bzw. den Rücken, auf Höhe des Buggelenks durch den Befestigungsring am Longiergurt geführt und dann am äußeren Gebissring des Pferdes eingeschnallt.
Sind beide Longen derart verschnallt, kann der Longenführer sein Pferd sicher auf der Zirkellinie führen, auch wenn es aufgrund der neuen Situation deutlich mehr vorwärts geht.
Wichtig: Niemals darf die äußere Longe direkt um die Hinterhand des Pferdes gelegt werden. Die für die Pferde ungewohnte Situation kann schnell gefährlich werden, da die Reaktion des Pferdes nicht abgeschätzt werden kann.
Schritt 2
Ist das Pferd mit der in Schritt 1 erklärten Verschnallung der Longen zufrieden und bewegt sich losgelassen im Takt, kann im nächsten Schritt die Longe langsam um die Hinterhand gelegt werden. Dabei bleibt die Verschnallung der Longen wie in Schritt 1 beschrieben.
Da die Situation für das Pferd ungewohnt ist, muss der Longenführer extrem achtsam auf die Reaktionen seines Pferdes sein und mit sehr viel Gefühl vorgehen. Zur Sicherheit sollte die Longe zu jedem Zeitpunkt ablaufbereit sein. Nur so kann der Longenführer das Pferd – sollte es sich erschrecken – schnell genug nach vorne weg lassen.
Wichtig in diesem Schritt ist, dass der Longenführer sich erst langsam mehr Spannung z.B. “Kontakt” statt “Spannung”? an der äußeren Longe aufbaut.
Schritt 3
Um mit dem dritten Schritt anfangen zu können, muss das Pferd die Doppellonge problemlos annehmen. Für Schritt 3 wird die innere Longe zuerst auf Höhe des Buggelenks durch den Longiergurt geführt und dann direkt im Gebissring des Pferdes eingehakt. Hierdurch ähneln sich Führung der Longe und der Zügel beim Reiten. Ein Handwechsel ohne Umschnallen ist möglich.
Auch im dritten Schritt geht es in erster Linie darum, dass das Pferd Vertrauen zu der neuen Situation bildet und anfängt losgelassen mitzuarbeiten. Sobald das der Fall ist, kann der Longenführer anfangen, das Pferd mehr und mehr zu fordern und fördern.
Doppellonge zum Erarbeiten von Lektionen
Viele Ausbilder arbeiten ihre Pferde gerne an der Doppellonge. So können sie dem Pferd neue Lektionen ohne Reitergewicht beibringen. Wenn du noch nach Trainingsinspiration für Übungen suchst, schau gerne mal auf wehorse vorbei.
Doppellonge: Wie erarbeitet man Kurzkehrt?
Je nach Ausbildungsstand des Pferdes kann der Handwechsel durch eine Kehrtvolte oder ein Kurzkehrt gemacht werden. Das Kurzkehrt an der Doppellonge erarbeitet man durch systematisches verkleinern der Kehrtvolte. Wichtig dabei ist, dass sowohl Stellung als auch Biegung des Pferdes bis zum Ende erhalten bleiben. Ein gutes Kurzkehrt zeichnet sich durch ein fleißiges, taktsicheres Mittreten der Hinterhand aus. Besonders hier zeichnet sich das Erarbeiten an der Doppellonge aus, da der Ausbilder die Bewegung der Hinterhand nicht erfühlen muss, sondern von unten sieht.
Doppellonge: Wie erarbeitet man Schenkelweichen?
Das Schenkelweichen dient dem Erarbeiten und der Überprüfung des Schenkelgehorsams des Pferdes. Wird das Schenkelweichen an der Doppellonge trainiert, ersetzt die Peitsche den Schenkel des Reiters, die Hilfengebung bleibt ansonsten identisch. Will der Longenführer sein Pferd mit dem Kopf in Richtung Bande schenkelweichen lassen, sieht die Hilfengebung wie folgt aus: Mit der äußeren Longe wird das Pferd leicht nach außen gestellt, während die Peitsche auf der äußeren Seite vorwärts-seitwärts treibt. Die innere Longe fängt das Pferd ab und weist den Weg in die Seitwärtsbewegung.
Doppellonge: Wie erarbeitet man Schulterherein?
Das Schulterherein baut auf dem Schenkelweichen auf. Aus diesem Grund sollte erst mit dem Erarbeiten des Schulterherein begonnen werden, wenn das Schenkelweichen sicher und problemlos klappt.
Beim Schulterherein ist das Pferd nach innen gestellt und gebogen und bewegt sich wie auch beim Schenkelweichen vorwärts-seitwärts. Da der Pferdekopf allerdings nicht in Richtung Bande, sondern in die Mitte der Bahn schaut, ist hier die äußere Longe von noch größerer Bedeutung. Sie begrenzt die Vorwärtsbewegung des Pferdes.
Doppellonge: Wie longiert man über Hindernisse?
Longieren kann man nicht einfach nur auf dem Zirkel. Für viele Pferde macht es durchaus Sinn, beim Longieren auch Bodenricks mit in die Arbeit aufzunehmen. Gerade an der Doppellonge fördert das Longieren über Hindernisse die gesamte Losgelassenheit; besonders auch die Rückentätigkeit. Des weiteren werden auch Balance und Trittsicherheit, Geschick und Aufmerksamkeit, sowie Reaktions- und Koordinationsvermögen geschult. Ganz wichtig gerade für jüngere Pferde ist, dass die Muskulatur des Rückens trainiert und dadurch gestärkt wird.
Damit das Training über Hindernisse den gewünschten Effekt hat, sollte man grundsätzlich erst mit Bodenricks beginnen und erst, wenn das Pferd diese Aufgabe spannungsfrei meistert, anfangen über Sprünge zu longieren.
Bodenricks
Auf keinen Fall sollte man versuchen, das Pferd direkt über die Bodenricks zu longieren. Im ersten Schritt sollte der Longenführer dem Pferd das Bodenrick in Ruhe zeigen und es darüber führen. Danach kann er das Pferd an der Longe über das Bodenrick traben lassen. Dies sollte so lange geübt werden, bis das Pferd spannungsfrei und zufrieden über das einzelne Hindernis trabt.
Wichtig: nicht über Cavaletti longieren! Die Kreuze an den Seite bieten ein hohes Verletzungsrisiko.
Erst wenn das Longieren über ein einzelnes Bodenrick klappt, kann die Anzahl langsam erhöht werden. Der mittlere Abstand zwischen den Bodenricks sollte dabei ca 1,30 Meter betragen. Dadurch, dass die Hindernisse auf einem Kreisbogen angeordnet sind, kann der optimale Abstand für das Pferd durch den Radius des Zirkels abgepasst werden (Pferde mit weniger Raumgriff sollten auf der Innenbahn bleiben, Pferde mit einem raumgreifenderen Trab eher auf der Außenbahn).
Springen
An der Doppellonge kann nicht nur über Bodenricks, sonder auch über Sprünge longiert werden. Da das Springen von Pferden an der Longe sehr schwer ist und viel Erfahrung benötigt, sollte es nur von erfahrenen Ausbildern gemacht werden.
Die Vorteile des Springens an der Doppellonge sind vielfältig: So lassen sich an der Longe besonders gut die Bascule, also das Aufwölben des Pferderückens, sowie die Beintechnik trainieren. Außerdem wird das eigenständige Taxieren der Hindernisse, die Aufmerksamkeit und das Selbstbewusstsein des Pferdes geschult.
Wie auch bei dem Longieren über Bodenricks muss der Longenführer dem Pferd im ersten Schritt das Hindernis zeigen. Anschließend kann er anfangen das Pferd erst über eine Stange und dann über das Hindernis zu longieren. Die Höhe des Hindernisses hängt dabei vom Ausbildungsstand des Pferdes ab und sollte erst nach und nach erhöht werden.
Wichtig: Um über Hindernisse longieren zu können, benötigt man spezielle Hindernisständer, an denen die Longe nicht hängen bleiben kann. Hat man diese nicht zur Verfügung, sollte auf das Springen an der Longe verzichtet werden, da das Verletzungsrisiko zu hoch ist.