Bodenarbeit ist ein weit gefächerter Oberbegriff und umfasst alle Aktivitäten mit dem Pferd, bei denen der Mensch das Pferd vom Boden aus anleitet und ausbildet. Dazu gehören unter anderem die klassische Handarbeit, die Longenarbeit, Zirkuslektionen oder das Gelassenheitstraining.
Warum ist Bodenarbeit wichtig?
Im Umgang mit dem Pferd geht es um ein harmonisches Zusammensein, um Respekt und auch um die Sicherheit von Pferd und Reiter. Dabei gibt es Grundlagen, die jedes Pferd kennen und verinnerlichen sollte. Egal welche Rasse, egal ob Freizeit-, Spring– oder Dressurpferd. Gezielte Bodenarbeit hilft, diese Grundlagen zu erlernen und zu festigen. So wird das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd verbessert und das alltägliche Training durch facettenreiche Übungen ergänzt. Ein weiteres Ziel der Bodenarbeit ist es, neben dem Vertrauensaufbau, das Pferd zu gymnastizieren, die Muskulatur zu lockern und das Pferd zum Beispiel durch abwechslungsreiche Longenarbeit zu dehnen. Der Reiter kann dem Pferd neue Lektionen wie Seitengänge zunächst vom Boden aus beibringen oder versammelnde, anspruchsvolle Lektionen wie Piaffe oder Passage erarbeiten. Wenn du über den Aufbau von Vertrauen zwischen Mensch und Pferd mehr erfahren möchtest, dann schau gern in unsere Kurse, die unter anderem von Lisa Röckener und Laura Nettelbeck angeboten werden.
Auch für Fohlen ist Bodenarbeit ein erster wichtiger Ansatz das Vertrauen zum Menschen zu entwickeln. Jedes Fohlen sollte anfangs lernen, sich anfassen und führen zu lassen. Somit ist Bodenarbeit essentiell für die weitere Ausbildung. Um eine Kommunikations-Basis aufzubauen und das junge Pferd auf das Reiten oder Fahren vorzubereiten, beginnt man mit Führtraining und der Arbeit an der Longe. Bodenarbeit bildet damit die Basis sowie Vorbereitung für die später folgende Arbeit vom Pferderücken aus. Darüber hinaus kann die Bodenarbeit das Training unter dem Sattel optimal ergänzen.
Die Arbeit am Boden bringt Abwechslung in den Trainingsalltag und das Pferd kann ohne Reiter Muskeln aufbauen. Letzteres kann insbesondere beim Antrainieren nach einer Verletzungspause hilfreich sein. Vor allem aber kann die Bodenarbeit dazu genutzt werden, das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen.
Mit Bodenarbeit die Perspektive wechseln
Der Reiter neigt häufig dazu, Grundlagen in der Zusammenarbeit mit den Pferden für selbstverständlich zu halten und sie irgendwann nicht mehr infrage zu stellen oder zu überprüfen. Das kann zu ausweglosen und schwer zu lösenden Mängeln der Kommunikation zwischen Mensch und Reiter führen. Bodenarbeit hilft dem Reiter die Perspektive zu wechseln. Auf diese Weise kann er sein Pferd in einem anderen und von den Problemen losgelösten Kontext betrachten. Vorherige Probleme erscheinen so in einem anderen Blickwinkel und es ergeben sich neue Wege, die das Zusammenspiel zwischen Mensch und Pferd beleben können.
Welcher Bodenarbeits-Typ bist du?
Wenn es um die Bodenarbeit mit dem Pferd geht, gibt es drei unterschiedliche Typen. Wir haben hier für alle drei wertvolle Tipps. Aber schau doch erst einmal zu welchem Typ du gehörst:
- Typ 1: Du liebst Bodenarbeit und baust die Übungen regelmäßig in dein Training mit ein?
- Typ 2: Du findest Bodenarbeit spannend, hast aber noch nicht damit angefangen, weil du nicht so richtig weißt wie und dir alles planlos erscheint?
- Typ 3: Du hältst Bodenarbeit für überflüssig, findest es zu zeitaufwändig und sowieso ist das doch nur „Spielerei“?
Typ 1: Für Bodenarbeits-Liebhaber
Bist du Typ 1, hast du bestimmt schon festgestellt, dass sich die Beziehung zu deinem Pferd durch die Bodenarbeit vertieft hat und manche Lektionen auch unter dem Sattel besser funktionieren. Wenn du noch mehr Inspirationen für dein Training suchst, ist unser Whatsapp-Channel genau das richtige für dich! Wir freuen uns auf dich!
Typ 2: Für Bodenarbeits-Anfänger
Für Typ 2 haben wir eine Lösung: Einfach mit Bodenarbeit starten! Am besten noch heute und am besten mit einem kleinen Plan. Fange mit den grundlegendsten Übungen an, z.B. mit dem richtigen Führen. Jenny Wild und Peer Claßen zeigen dir, worauf du beim Führen achten musst. Wenn du dein Pferd vom Boden aus gymnastizieren möchtest, zeigt dir Kathrin Roida, wie du die Arbeit am Kurzzügel beginnst. Beobachte dein Pferd dabei, lerne seine Körpersprache zu lesen und schau dir von unseren Trainern ab, wie du bestmöglich mit deinem Pferd kommunizieren kannst. Du wirst sehen, du machst schnell Fortschritte und lernst dein Pferd noch einmal viel besser kennen.
Typ 3: Für Bodenarbeits-Skeptiker
An Typ 3 ist dieser Beitrag besonders gerichtet. Glaub uns, der Blick über den Tellerrand lohnt sich! Denn mit deinem Pferd am Boden zu arbeiten, es auf bestimmte Lektionen vorzubereiten oder zu gymnastizieren wirkt sich positiv auf dein Reiten aus! Und mal ehrlich: Reagiert dein Pferd auf dich? Bleibt es beim Führen stehen, sobald du stehen bleibst? Kannst du es rückwärts schicken, ohne dass du schieben und drücken musst? Das sind Grundlagen, die jedes Pferd allein schon aus Sicherheitsgründen lernen sollte. Schau doch mal ins Thema rein, die Abwechslung erschafft mehr Vertrauen und so manche Lektion könnte im Sattel plötzlich besser klappen als zuvor.
Welche Arten der Bodenarbeit gibt es?
Es gibt eine Vielzahl verschiedenster Möglichkeiten, das Pferd vom Boden aus zu arbeiten. Manche Arbeitsweisen in der Bodenarbeit sind dafür da, Muskeln beim Pferd aufzubauen und die Balance zu schulen. Andere Übungen stärken gezielt das Vertrauen und verbessern die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Wieder andere Aufgaben, wie Zirkuslektionen, sind auch für die Kopfarbeit und Konzentrationsfähigkeit des Pferdes förderlich. So kann man das Pferd beispielsweise auch während einer verletzungsbedingten Pause durch Bodenarbeit beschäftigen.
Im Folgenden stellen wir dir die verschiedenen Arten der Bodenarbeit einmal näher vor:
Führtraining
Führtraining ist grundlegend für alle Arten der Bodenarbeit und im täglichen Umgang mit dem Pferd relevant. Wenn du dein Pferd kontrolliert führen kannst, es auf dich achtet und dich respektiert, verändert das schon dein ganzes Zusammensein mit deinem Pferd – bei allen gemeinsamen Aktivitäten.
Natural Horsemanship
Unsere Natural Horsemanship Lehrer Jenny und Peer führen dich vom allerersten Schritt bis hin zu fortgeschrittenen Lektionen der Freiarbeit. Logisch aufeinander aufgebaut, kannst du immer ein Video nach dem anderen schauen und die Übungen Schritt für Schritt mit deinem Pferd ausprobieren. 10 Minuten pro Tag reichen schon! Dabei beginnen die beiden dir die Bodenarbeit nach dem Natural Horsemanship erstmal genauer vorzustellen.
Die Kurse mit Jenny und Peer findest du übrigens auf unserer Website, ein Blick lohnt sich definitiv!
Bodenarbeit für Jungpferde
Nicht umsonst bildet Stefan Schneider alle Pferde für seine Frau Uta Gräf am Boden aus. Uta sieht darin einen großen Vorteil für die Dressurausbildung. Du kannst die Bodenarbeit bereits mit jungen Pferden beginnen und dadurch Vertrauen aufbauen und Grundlagen für das spätere Training setzen!
Longenarbeit
Bei der Longenarbeit kann das Pferd an der einfachen Longe oder der Doppellonge optimal ohne zusätzliches Reitergewicht gymnastiziert werden. Der Reiter kann Stellung und Biegung erarbeiten und die Muskulatur des Pferdes schonend aufbauen. Um die Arbeit abwechslungsreicher zu gestalten, sind Cavalettis oder die Arbeit mit Stangen nützlich.
Handarbeit
Die gymnastizierende Handarbeit ist ein großes Thema in der klassischen Dressur. Ein großer Vorteil der Arbeit an der Hand ist, dass das Pferd ohne zusätzliche Belastung durch das Reitergewicht neue Bewegungsmuster lernen kann. Für komplexere Bewegungsmuster wie Seitengänge ist das eine große Hilfe. Wenn du über Seitengänge und das korrekte Reiten ebendieser mehr erfahren möchtest, dann schau auf unserer Themenseite vorbei, das lohnt sich ganz bestimmt. Bei der Handarbeit geht der Mensch in etwa auf Schulterhöhe des Pferdes. Dabei kann der Mensch auch höchste Dressur-Lektionen, wie Piaffe oder Passage erarbeiten und die Versammlungsfähigkeit des Pferdes fördern.
Langzügel
Auch die Arbeit am langen Zügel ist eine faszinierende Möglichkeit, das Pferd ohne Reitergewicht in allen hohen Dressur-Lektionen zu schulen. Bei der Langzügel-Arbeit geht der Mensch hinter dem Pferd her.
Anti-Schreck-Training:
Mit Regenschirmen, Planen und Co. kann das Pferd beim Anti-Schreck-Training gegen Außenreize desensibilisiert werden. So wird es gelassener im Umgang und lernt abschreckende Gegenstände und Situationen anzunehmen und zu erkunden, anstatt zu flüchten.
Bodenarbeit als Verladetraining
Bodenarbeit kann dir dabei helfen, dein Pferd einfach und stressfrei zu verladen. Am besten übst du Verladetraining in regelmäßigen Abständen mit deinem Pferd. So kannst du dir im Notfall Stress ersparen. Beispielsweise falls dein Pferd aus gesundheitlichen Gründen in eine Klinik transportiert werden muss.
Zirzensik
Mit Hilfe von verschiedenen Zirkuslektionen wie Kompliment oder spanischem Gruß bringt Zirzensik Abwechslung in den Pferdealltag. Die Tricks können außerdem die Motorik und die Körperwahrnehmung deines Pferdes verbessern.
Horse-Agility
Horse-Agility: Bei dieser Art der Freiarbeit trainiert der Reiter das Pferd mit verschiedenen Hindernissen, zum Beispiel mit einem Podest. An den Geräten muss das Pferd den Mut aufbringen, seine Füße auf neuen Untergrund zu stellen. Die Trittsicherheit und Unerschrockenheit werden genauso gefördert wie die Beziehung zwischen Mensch und Pferd.
Bodenarbeit und Turnier
Ähnlich wie in den klassischen Disziplinen Dressur oder Springen werden auch für die Bodenarbeit spezielle Turniere ausgetragen. Es gibt ein umfangreiches Angebot an Prüfungen, in denen Inhalte der Bodenarbeit abgefragt werden. Die meisten davon sind auf Basis der Wettbewerbsordnung (WBO) von Zuchtvereinen und kleineren Reitsportakteuren ausgeschrieben. Das Angebot ist vielfältig und für verschiedene Ansprüche gestaltet: von Küren am langen Zügel oder Zirkuslektionen bis hin zu geführten Trail-Parcours.
Gelassenheitsprüfung (GHP)
Bei Gelassenheitsprüfungen stehen nicht die sportlichen Fähigkeiten des Pferdes im Vordergrund, sondern der Charakter. Es wird überprüft, wie gelassen und souverän das Pferd seine Aufgaben meistert. Diese Prüfungen sind auch auf WBO Basis ausgeschrieben und in Deutschland recht verbreitet. Mit Hilfe von speziellen Gelassenheitshindernissen wird geprüft, inwiefern das Pferd seinem natürlichen Fluchtinstinkt folgt. Das kann zum Beispiel raschelndes Flatterband, ein aufklappender Regenschirm oder ein Stangen-U zur Überprüfung der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd sein. Es wird dabei Wert darauf gelegt, dass das Pferd aufmerksam ist und die Hindernisse wahrnimmt, sowie vor allem sensibel auf die Kommandos des Führers reagiert. Teilnehmen können alle Pferde, die mindestens drei Jahre alt sind.
Showmanship at Halter
Auch von der Ersten Westernreiterunion Deutschland e.V. (EWU) werden in den unteren Leistungsklassen Bodenarbeitsprüfungen ausgeschrieben. Bei der Showmanship at Halter wird das Pferd an der Hand den Richtern vorgeführt. Bewertet wird hierbei die Fähigkeit des Vorstellers, sein Pferd vom Boden aus mit minimalen Hilfen zu steuern und harmonisch zu präsentieren. Neben dem korrekten Händeln des Pferdes wird auch sein Pflegezustand und die Ausrüstung von Pferd und Mensch bewertet.
Bodenarbeit mit dem Pferd: Was du von Peter Kreinberg lernen kannst
Fünf Gründe, warum du auf jeden Fall unsere Lehrfilme mit Peter Kreinberg ansehen solltest!
- Seine Übungen sind für die Pferde verständlich und sinnvoll aufgebaut.
- Er ist ein Horseman alter Schule. Du findest in den Peter-Kreinberg-Filmen Wissen, dass er über Jahrzehnte gesammelt, angewendet und weitergegeben hat.
- Peter Kreinbergs Ansatz ist ganzheitlich. Sein Schulungssystem, mit dem er seit vielen Jahren auch Trainer ausbildet, heißt „The Gentle Touch“. Er bezieht immer Pferd, Reiter, Gesundheit, Ausbildungsstand, Biomechanik des Pferdes und des Menschen ein. Wie du Gesundheit und Wohlbefinden deines Pferdes außerdem steigern kannst, erfährst du bei uns.
- Schubladendenken funktioniert hier nicht! Auch wenn Peter Kreinberg als Horsemanship- und Westernausbilder gilt, arbeitet er seine Pferde hochwertig gymnastizierend. Deshalb wird er auch mit dem Begriff „Western Dressage“ in Verbindung gebracht. Vielseitige Ausbildung und interessante Übungen gehören für ihn selbstverständlich dazu.
- Wenn du dir ein sicheres Pferd wünschst, dass sich in Alltagssituationen wie Hängerfahrten, Ausritten, fremden Orten und Plätzen souverän und entspannt benimmt, dann solltest du dir anschauen, wie Peter Kreinberg vorgeht!
Bodenarbeit ist also ein wichtiger Bestandteil der Pferdeausbildung, um eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Pferd aufzubauen und das Pferd auf das Reiten oder Fahren vorzubereiten. Es gibt verschiedene Arten der Bodenarbeit, die unterschiedliche Fähigkeiten des Pferdes fördern und das Training abwechslungsreich gestalten können. Daneben kannst du die Bodenarbeit aber auch dazu nutzen, um das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen und dessen Muskulatur aufzubauen.