Kaum eine andere Pferderasse hat so einzigartige Fellzeichnungen wie der Appaloosa. Aber was macht ihn sonst so besonders? In diesem Artikel erfährst du alles über den Appaloosa von seiner Geschichte und Herkunft, über sein Aussehen, Charakter, Lebenserwartung, rassetypische Krankheiten, Haltung, Fütterung bis hin zu geeigneten Disziplinen. Viel Spaß beim Lesen!
Der Appaloosa im Steckbrief
In diesem Steckbrief findest du alle wichtigen Informationen zum Appaloosa:
Eigenschaft | Details |
Stockmaß | 142 – 162 cm |
Gewicht | 450 – 550 kg |
Lebenserwartung | 25 – 30 Jahre |
Fellfarben | Überwiegend Schecken |
Charakter | Intelligent, arbeitswillig, loyal, nervenstark, gelassen |
Gänge | Schritt, Trab, Galopp, Indian Shuffle Weich, leichtfüßig |
Geeignet für | Freizeitreiten, Westernreiten |
Geschichte und Herkunft des Appaloosas
Der Appaloosa entwickelte sich aus gepunkteten spanischen Pferden, die 1500 zunächst mit Siedlern aus Spanien nach Mexiko und dann weiter nach Amerika kamen. Da die Nez Percé Indianern die ersten waren, die den Appaloosa als Pferderasse gezielt gezüchtet haben, hat er seinen offiziellen Ursprung im Nordwesten Amerikas in der Palouse Prärie in Idaho. Von diesem Zuchtgebiet stammt auch sein Name. Die Indianer dort züchteten zum einen starke und zum anderen bunte Pferde, damit sie in ihrer Umwelt schwieriger zu entdecken waren.
Im späten 19. Jahrhundert kam es zwischen den Indianern und europäischen Siedlern zum Krieg. Während dieser Kriege mussten die Indianer 1877 bis an die Grenze zu Kanada fliehen. Dabei wurden viele Appaloosa getötet, sodass nur noch eine kleine Population existierte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühten sich die Menschen zunehmend um den Wiederaufbau sowie anschließend die Aufrechterhaltung dieser Rasse und das mit Erfolg. Mittlerweile ist die Anzahl dieser Pferde auf mehrere hunderttausend angewachsen und der Appaloosa gehört zu den größten Pferderassen weltweit.
Das Appaloosa Pferd in Deutschland und die Organisation der Zucht
1975 gab es die ersten Appaloosa in Deutschland. Allerdings handelte es sich hier nur einzelne Tiere, die noch nicht unter einem Verband oder Verein gebündelt waren. Darauffolgend gründete eine Gruppe von Liebhabern den “Verein Appaloosa Pferdestammbuch e.V.”, der unter anderem die einzelnen Tiere erfasste und die Information sowie die Interessenvertretung der Züchter und Freunde vom Appaloosa Pferd übernahm. Weiter sollte die Bekanntheit der Rasse gesteigert und ein unabhängiger Verband anerkannt werden. Seit 1994 gibt es nun den Appaloosa Horse Club Germany als staatlich anerkannten Verband, der für die Betreuung der Pferderasse zuständig ist.
Das Zuchtbuch für Nordamerika wird übrigens vom Appaloosa Horse Club verwaltet. Dieser befindet sich, wie auch ein Informationszentrum, in Moscow. Bei der Zucht selbst gibt es unterschiedliche Zuchtrichtungen. Einerseits ist ein Allrounder als ideales Freizeitpferd das Ziel, andererseits gibt es auch Appaloosa, die speziell für bestimmte Westerndisziplinen gezüchtet sind.
Wie sieht ein Appaloosa aus?
Diese physischen Eigenschaften sind für einen Appaloosa charakteristisch:
Exterieur
Der Appaloosa zeichnet sich durch einen kompakten, quadratischen und muskulösen Körperbau aus. Er hat einen kurzen bis mittellangen, gut bemuskelten Rücken, eine schräge kräftige Schulter und eine muskulöse, schräg abfallende Kruppe. Dies ermöglicht dem Appaloosa, kurze Strecken sehr schnell zu rennen und ein hohes Maß an Wendigkeit.
Der Kopf hat eine gerade bis leicht konvexe Nasenlinie und die Augen sind oft groß und ausdrucksstark. Ein besonderes physisches Merkmal des Appaloosas ist das sogenannte Menschenauge. Damit ist eine weiß umrandete Pupille gemeint.
Ein weiteres typisches Merkmal der Pferderasse Appaloosa ist die gefleckte Haut, auch “mottled skin” genannt. Sie ist dort sichtbar, wo kein Fell wächst, z.B. im Maulbereich. Sie führt im Übrigen auch dazu, dass ein Appaloosa Pferd häufig gestreifte Hufe hat. Das Besondere dabei ist, dass die Flecken auf der Haut von den Flecken auf dem Fell abweichen. Haut und Fell zeigen also nicht das exakt gleiche Muster.
Fell
Das Fell des Appaloosas zeichnet sich durch eine Vielzahl von Farben und Mustern aus. Diese findest du in den folgenden Abschnitten nochmal genauer erklärt.
Fellfarben
Beim Appaloosa kann zwischen 14 verschiedenen anerkannten Grundfellfarben unterschieden werden.
Appaloosa Farbe | Deckhaar (Fell) | Langhaar (Mähne & Schweif) | Besonderheiten |
Bay | helle Brauntöne unter Umständen mit Rotstich | schwarz | Beine unten ebenfalls schwarz |
Bay Roan | braun mit einzelnen weißen Haare | schwarz oder grau | keine |
Black | schwarz ohne hellere Stellen | schwarz | keine |
Blue Roan | schwarz mit einzelnen weißen Haaren | schwarz oder grau | oft stärkere Aufhellung an Stirn und Gesichtsknochen |
Buckskin | gelblich-gold | schwarz | schwarze Beine, Aalstrich möglich |
Dun | ähnlich zu Buckskin, gelblich-gold | braun. rötlich, gelb oder ein Gemisch aus diesen Farben | Aalstrich und weitere primitive Markings (z.B. Zebrastreifen an den Beinen) können auftreten |
Cremello | elfenbeinfarben | elfenbeinfarben | rosa Haut und blaue Augen |
Chestnut | fuchsfarben (von gold über kupfer bis dunkelfuchs) | gleich wie Deckhaar oder flachsfarben | keine |
Red Roan | wie Chestnut, aber mit einzelnen weißen Haaren | gleich wie das Fell (auch hier weiße Haare möglich) | Kopf und Beine meist einfarbig |
Dark Bay/Brown | dunkel- bis schwarzbraun | braun bis schwarz | hellere Stellen um die Nüstern, Augen, Schultern, Flanken, am Bauch und an den Beininnenseiten möglich |
Gray | Mix aus schwarzen und weißen Haaren | genauso wie das Fell | werden mit zunehmendem Alter oft heller |
Grulla | taubengrau (alle Haare dabei gleich gräulich) | schwarz | unten schwarze Beine, Aalstrich und primitive Markings möglich |
Palomino | goldig-gelb mit Glanz | meist weiß, aber immer heller als das Fell | keine |
White | weiß | weiß | mit zusätzlichen Punkten werden die Appaloosa “Leopards” genannt |
Fellmuster
Bei den Fellmusterungen kann zwischen sechs verschiedenen Mustern unterschieden werden:
- Blanket: Ein Appaloosa mit diesem Fellmuster hat großflächig weißes Fell über der Kruppe. Diese Stelle, die ein wenig aussieht wie eine Decke, ist eindeutig von der Grundfarbe abgetrennt.
- Spots: Spots bezeichnen weiße oder dunkle Flecken.
- Roan: Unter Roan kannst du einzelne weiße Haare verstehen, die zwischen den anderen auftauchen.
- Roan Blanket: Die Fellmusterung Roan Blanket umfasst ein Blanket, das nicht weiß, sondern stichelhaarig ist.
- Roan Blanket mit Spots: Zusätzlich zum Roan Blanket treten bei diesem Muster Sports auf.
- Solid: Hierbei handelt es sich um ein einfarbiges Pferd. Die Farbe entspricht dabei einer der 14 beschriebenen Grundfarben.
Welche äußeren Merkmale muss ein Pferd aufweisen, um offiziell als Appaloosa registriert zu werden?
Als Kriterium für die reguläre Registrierung eines Appaloosas gilt, dass er folgende 3 Anforderungen erfüllen muss:
- Es muss ein sichtbares Muster im Fell sein.
- Die gefleckte Haut (mottled skin) muss vorhanden sein.
- Das Pferd muss noch eine weitere rassetypische Eigenschaft aufweisen, z.B. Menschenauge.
In diesem Fall erhält es dann eine reguläre Registrierungsnummer vom Appaloosa Horse Club Germany. Ist nur ein Muster im Fell vorhanden, aber keine gefleckte Haut und kein weiteres charakteristisches Merkmal, erfolgt die Einstufung als „nicht charakteristisch“. Auch diese Pferde erhalten eine Nummer, allerdings mit einem zusätzlichen “N” davor. Ein Appaloosa Pferd, bei dem “CN” vor der Registrierungsnummer steht, kann zusätzlich zu den oben genannten Anforderungen auch noch ein beglaubigtes Ahnenprogramm vorweisen und erhält daher diesen Zusatz.
Persönlichkeit und Temperament
Der Appaloosa ist nicht nur für sein markantes Aussehen bekannt, sondern auch für sein Temperament und seine einzigartige Persönlichkeit:
- Intelligenz & Leistungsbereitschaft: Der Appaloosa ist intelligent, aufmerksam, lernbereit, ausdauernd und in der Lage, schnell neue Dinge zu lernen. Das macht ihn zu einem vielseitigen Partner für verschiedene Disziplinen, der sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden möchte.
- Menschenbezogenheit & Loyalität: Ein Appaloosa ist von Natur aus sehr menschenbezogen und loyal. Er strebt nach einer tiefen Beziehung zu seinem Besitzer und möchte diesem stets gefallen.
- Mut & Nervenstärke: Ein Appaloosa ist oftmals mutig, nervenstark, ausgeglichen und gelassen. Er behält auch in ungewohnten und stressigen Situationen einen kühlen Kopf. Dies macht ihn zu einem Partner, auf den du dich jederzeit verlassen kannst.
Ist ein Appaloosa für Kinder und Anfänger geeignet?
Aufgrund seines freundlichen, menschenbezogenen, ausgeglichenen und ruhigen Wesens kann ein Appaloosa für Kinder und Anfänger geeignet sein. Sie wollen ihren Besitzern gefallen, sind geduldig und verzeihen Fehler. Außerdem haben Appaloosa sehr weiche, flache und dadurch gut zu sitzende Gänge.
Lebenserwartung und rassetypische Erkrankungen
Ein Appaloosa kann durchschnittlich zwischen 25 und 30 Jahre alt werden. Aufgrund verschiedener Einkreuzungen, kann auch er, wie alle Pferderassen, zu bestimmten rassetypischen Erkrankungen neigen:
Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM)
Bei PSSM handelt es sich um eine degenerative und genetisch bedingte Muskelerkrankung beim Pferd, die nicht heilbar ist. PSSM beim Pferd führt dazu, dass Zuckermoleküle, sogenannte Polysaccharide, nicht richtig verstoffwechselt werden können. Sie werden in Form von Glykogen in den Muskelzellen eingelagert, können aber nicht abgebaut werden. Das führt zum Absterben der Muskelzellen.
Hyperkaliämische periodische Paralyse (HYPP)
Bei der HYPP handelt es sich um eine unheilbare Stoffwechselerkrankung, die erblich bedingt ist. Sie kann beim betroffenen Pferd zu Muskelkrämpfen und Lähmungen führen.
Hereditäre Equine Regionale Dermale Asthenie (HERDA)
HERDA bezeichnet eine Hauterkrankung. Sie wird durch das Vorhandensein von abnormalem Kollagen in der Haut verursacht. Dadurch kann sich die Haut des Pferdes ablösen, wodurch großflächige Wunden entstehen, die oft schlecht bis gar nicht heilen.
Sonnenbrand
Pferde können genau wie wir Menschen einen Sonnenbrand bekommen. Vor allem helle Pferde sind gegenüber Sonneneinstrahlung besonders empfindlich. Das liegt daran, dass die Haut an den hellen Stellen rosa ist. Dort fehlen Pigmente, die normalerweise als Schutz gegen die Sonne fungieren. Besonders im Bereich von Maul und Nüstern, ist die Haut sehr dünn, wodurch ein Sonnenbrand begünstigt wird.
Wie sollte die Haltung eines Appaloosas aussehen?
Ein Appaloosa ist recht unkompliziert was die Haltung angeht. Da Pferde Steppentiere sind, die es gewohnt sind, den ganzen Tag über zu laufen, solltest du sicherstellen, dass er ausreichend Platz hat, um sich zu bewegen. Du kannst ihn sowohl in einem Offenstall mit Unterstand halten, als auch in einer Box mit tagtäglichem mehrstündigen Aufenthalt auf einem Paddock oder einer Weide.
Außerdem ist ein Appaloosa ein sehr soziales und geselliges Pferd, das den Kontakt zu anderen Artgenossen benötigt. Er sollte, wie alle anderen Pferde auch, nicht alleine gehalten werden.
Wie sollte die Fütterung eines Appaloosas aussehen?
Bei der Fütterung eines Appaloosas solltest du berücksichtigen, dass es sich bei dieser Pferderasse in der Regel um leichtfuttrige Pferde handelt. Aufgrund seiner Herkunft ist er es gewohnt, mit sehr wenig und kargem Futter auszukommen und ist daher ein extrem guter Futterverwerter.
Achte deshalb darauf, eine ausreichend große Menge Raufutter in Form von qualitativ hochwertigem Heu oder Heulage zu füttern. Falls dein Pferd Kraftfutter benötigt, passe die Menge an den Energiebedarf deines Pferdes an. Für leichtfuttrige Pferde reicht oft schon ausreichend Heu und ein gutes Mineralfutter, um sie mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen. Eine individuelle Futterberatung oder dein Tierarzt helfen dir sicher gerne weiter, wenn du bei der Fütterung unsicher bist. Mehr zum Thema Pferdefütterung erfährst du hier.
Die besondere Gangart “Indian Shuffle”
Der Appaloosa verfügt über die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. Zusätzlich ist bei dieser Pferderasse aber eine weitere Gangart zu finden, nämlich der sogenannte „Indian Shuffle”. Es handelt sich hierbei um eine passartige, sehr weiche, flache und dadurch gut zu sitzende Gangart, die insbesondere für das schnelle Zurücklegen langer Strecken geeignet ist. Der Beinablauf ist wie im Schritt ein Viertakt, allerdings in einem deutlich schnellerem Tempo.
Der Grund dafür, warum der Appaloosa diese Gangart aufweist, ist, dass im Verlauf der Zuchtgeschichte auch die Einkreuzung von Gangpferderassen stattfand.
Für welche Reitsportdisziplinen ist ein Appaloosa geeignet?
Die einzigartige Kombination aus Kraft, Wendigkeit, Geschwindigkeit, Ausdauer und Intelligenz macht den Appaloosa zu einer hervorragenden Wahl für viele Reitsportdisziplinen. Ob leichte Dressurlektionen, kleinere Sprünge oder zum Freizeitreiten, ein Appaloosa ist für alles zu haben.
Der “Cow Sense” im Westernreiten
Der Appaloosa verfügt über den sogenannten “Cow Sense”. Dieser Sinn bezeichnet die Fähigkeit eines Pferdes, seine Handlungen auf die einer Kuh abzustimmen. Zum Teil ist dieser Sinn angeboren, muss aber ebenfalls trainiert werden. Durch den Cow Sense ist ein Appaloosa besonders geeignet für verschiedene Disziplinen des Westernreitens wie Reining, Cutting, Western Pleasure oder Trail. Mehr Informationen über die verschiedenen Disziplinen des Westernreitens findest du in unserem Podcast mit Linda Leckebusch-Stark.
Wie viel kostet ein Appaloosa?
Der Preis eines Appaloosas hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, darunter Abstammung, Alter, Ausbildungsstand und Gesundheitszustand. Du kannst mit Preisen zwischen 5.000 und 10.000€ rechnen.
Unser Fazit
Der Appaloosa ist ein einzigartiges Pferd, das durch sein Aussehen, seinen Charakter und seine Vielseitigkeit beeindruckt. Ob als Freizeit- oder Westernpferd, der Appaloosa kann in vielen Bereichen überzeugen.