“Von wo nach wo musste ich nochmal reiten, wenn ich durch die ganze Bahn wechseln will?”. Kennst du diese Art von Fragen auch? Hufschlagfiguren und Bahnpunkte gehören zu den ersten Dingen, mit denen du als Reitanfänger konfrontiert wirst. Bei den vielen Regeln und Buchstaben verliert man allerdings schnell den Überblick. Deshalb haben wir für dich hier den ultimativen Hufschlagfiguren-Guide erstellt, der die wichtigsten Hufschlagfiguren beinhaltet. Außerdem erklären wir dir die Bahnregeln und die Linienführung und geben Tipps zum Auswendiglernen sowie kreative Trainingsinspirationen zu den einzelnen Hufschlagfiguren. Viel Spaß beim Lesen!
Was sind Hufschlagfiguren?
Hufschlagfiguren sind vordefinierte Linien, die Reiter im Dressurviereck mit ihrem Pferd reiten können. Die unterschiedlichen Hufschlagfiguren werden dabei aus unterschiedlichen Gründen geritten und verlangen dem Reiter und dem Pferd unterschiedliche Level an Durchlässigkeit, Rittigkeit, Balance und Ausbildungsstand ab.
Warum reitet man Hufschlagfiguren?
Hufschlagfiguren können dir in vielen Punkten mit deinem Pferd weiterhelfen. Einerseits kannst du mit ihnen die Durchlässigkeit deines Pferdes verbessern und es weiter ausbilden. Denn die Bahnfiguren geben dir die Möglichkeit, beide Seiten deines Pferdes gleichmäßig zu trainieren und zu gymnastizieren. So hilft du ihm, sich auszubalancieren und langfristig gerade zu richten. Andererseits kannst du beim Reiten von Hufschlagfiguren auch die Genauigkeit und Abstimmung deiner Hilfen überprüfen und ggf. verbessern. Stimmt das Zusammenspiel in der Hilfengebung nicht, dann wird es dir nicht gelingen, die Figuren punktgenau zu reiten und aus einer geraden Linie wird schnell eine ungewollte Schlangenlinie.
Außerdem ermöglichen es Hufschlagfiguren jedem Reiter, die Linienführung der anderen Reiter in der Reitbahn zu antizipieren. Mit den Hufschlagfiguren kannst du also auch auf einem Viereck mit vielen Reitern den Überblick behalten. So können mehrere Reiter gleichzeitig reiten, ohne dass es zu Unfällen kommt.
Daneben spielen Hufschlagfiguren, insbesondere in Dressurprüfungen, noch eine wichtige Rolle. Die Ausführung der Hufschlagfiguren geht hier mit in die Bewertung ein. Die Richter möchten sehen, dass du die Bahnfiguren nicht nur kennst, sondern auch punktgenau reiten kannst. Die exakte Linienführung dient den Richtern als Anhaltspunkt dafür, wie gut deine Hilfengebung abgestimmt ist und als Grundlage für den Vergleich zwischen den verschiedenen Reitern in einer Prüfung.
Was ist der erste, zweite und dritte Hufschlag?
Der erste Hufschlag bezeichnet die äußerste Linie, die du in der Reitbahn reiten kannst. Insbesondere die Hufschlagfigur Ganze Bahn wird in der Regel hier geritten. Wird von dir verlangt, dass du auf dem zweiten Hufschlag reiten sollst, dann reitest du die gleiche Linie, aber eine Pferdebreite, das entspricht ca. 1,5m, nach innen Richtung Bahnmitte versetzt. Um den dritten Hufschlag zu erreichen müsstest du vom zweiten Hufschlag einfach nochmal eine Pferdebreite weiter nach innen.
Wann befinde ich mich auf welcher Hand und was ist ein Handwechsel beim Reiten?
Die “Hand” gibt beim Reiten auf dem Viereck die Richtung an, in die du auf dem Hufschlag reitest. Ist deine rechte Hand innen und du reitest rechts herum, dann bist du auf der rechten Hand. Ist deine linke Hand innen, dann auf der linken.
Ein Handwechsel ist eine Hufschlagfigur, mit der du gleichzeitig auch die Richtung wechselst. D.h. wenn du vorher auf der rechten Hand geritten bist, befindest du dich nach dem Reiten des Handwechsels auf der linken und umgekehrt.
Wir unterscheiden in unserer Auflistung unten Hufschlagfiguren und Handwechsel mit geraden und gebogenen Linien zur besseren Übersichtlichkeit. Grundsätzlich gilt aber, dass jeder Handwechsel für dein Training wertvoll und wichtig ist. Nur so kannst du beide Seiten deines Pferdes gleichmäßig trainieren und es im Verlauf der Ausbildung geraderichten.
Welche Bahnpunkte gibt es?
Um alle Hufschlagfiguren korrekt zu reiten, kannst du dich an den Bahnpunkten orientieren. Das funktioniert, egal wo du dich auf der Welt befindest, denn die Bahnpunkte sind international standardisiert. Welche Bahnpunkte es genau gibt und in welcher Reihenfolge sie im Dressurviereck zu finden sind, hängt von der Größe des Vierecks ab. Dressurvierecke können zwei verschiedene Größen haben: 20 x 40 Meter oder 20 x 60 Meter. Grundsätzlich bleiben ein paar Bahnpunkte allerdings immer gleich, egal welche Größe das Viereck hat.
- A und C kennzeichnen immer die Mitte der kurzen Seite.
- E und B die Mitte der langen Seite.
- M, F, K und H werden auch als Wechselpunkte bezeichnet und befinden sich immer sechs Meter von der kurzen Seite entfernt.
- Auf der Mittellinie liegen die Punkte D (zw. F und K), X (zw. B und E) und G (zw. M und H).
- Zusätzlich zu den Bahnpunkten findet man im Viereck auch Zirkelpunkte. Die Zirkelpunkte befinden sich immer zehn Meter von der kurzen Seite entfernt.
- In einem großen Viereck kommen zu diesen Bahnpunkten noch vier weitere hinzu. Wo die genau liegen, erklären wir dir unten im entsprechenden Abschnitt.
Hinweis: Wird von Zirkelpunkten gesprochen, geht es meist nicht nur um die “echten“ Zirkelpunkte. Da die Bahnpunkte A und C bzw. B und E für ein gleichmäßiges Reiten eines Zirkels auch relevant sind, werden diese auch umgangssprachlich auch als Zirkelpunkt bezeichnet.
Im Folgenden erklären wir dir den Unterschied zwischen dem kleinen und dem großen Viereck. Keine Sorge, für das Merken der Reihenfolge der Bahnpunkte gibt es gute Eselsbrücken. So behälst du bei deinen Hufschlagfiguren immer den Überblick.
Das Kleine Viereck (20 x 40 Meter)
Das kleine Viereck hat die Abmessung 20x40m und wird für Dressurprüfungen bis zur Dressurklasse L genutzt. Klassischerweise wird zum Einreiten bei Prüfungen immer bei A auf die Mittelline abgewendet.
Wenn du mehr über die unterschiedlichen Dressurklassen mit ihren Anforderungen erfahren möchtest, schau gerne in unseren passenden Artikel rein. Du findest ihn hier.
Merksatz für das kleine Viereck: Alte Kühe Essen Heu, Cälber Mögen Besseres Futter
Das Große Viereck (20 x 60 Meter)
Das Große Viereck ist mit den Maßen 20x60m genau 20m länger als das kleine Viereck. An der Breite ändert sich jedoch nichts. In der Regel geht es erst ab der Dressurklasse M auf das große Viereck, weil die längeren Wege nicht nur mehr Ausdauer, sondern auch mehr Konzentration von dir und deinem Pferd verlangen.
Als neue Bahnpunkte kommen an den langen Seiten V, S, P und R hinzu. Die Bahnpunkte an den langen Seiten sind dabei immer 10m voneinander entfernt. Und auch auf der Mittellinie werden zwei Buchstaben ergänzt: L (liegt zwischen P und V) und I (liegt zwischen S und R).
In diesem Fall schließt der Merksatz auch die Mittellinie mit ein, er lautet: Mein Ross Braucht Paraden Für Alle Korrekten Volten, Es Soll Hinter Celsius Gehen In Xanthippes Leichter Dressur.
Hufschlagfiguren mit geraden Linien
Ganze Bahn
Ganze Bahn ist die einfachste und bei vielen Reitern am häufigsten gerittene Hufschlagfigur. Wenn du ganze Bahn reiten möchtest, dann reitest du einfach entlang der Bande auf dem ersten Hufschlag deine Runden auf dem Viereck. Viele nutzen das ganze Bahn Reiten zum Aufwärmen. Unser Tipp ist hier: Nutze schon relativ früh die Ecken, indem du sie richtig ausreitest und dabei Stellung und Biegung abfragst. Wenn du merkst, dass es hier irgendwo hakt, kannst du dein Training direkt anpassen und dir passende Übungen für die Lösungsphase überlegen.
Trainingstipp: Reite ganze Bahn, aber auf dem zweiten oder dritten Hufschlag und überprüfe so deinen äußeren Zügel. Das klingt zwar einfach, aber das ist es gar nicht. Dein Pferd kann sich hier nämlich nicht mehr an der Bande anlehen, sodass deine Hilfengebung gut genug sein muss, um dein Pferd trotzdem sauber auf der Linie zu halten. Diese Hufschlagfigur ist damit eine ideale Übung zur Verbesserung der Balance und Koordination.
Halbe Bahn
Halbe Bahn gehört zu den wenig gerittenen Hufschlagfiguren. Reitet man halbe Bahn, wendet man Mitte der langen Seite (bei E oder B) ab, reitet auf den jeweils anderen Bahnpunkt zu und wendet dann wieder ab. Für die korrekte Ausführung solltest du auf korrekte Ecken bei E und B achten und das Viereck dazwischen gerade durchqueren.
Trainingstipp: Das Reiten auf der halben Bahn eignet sich zur Vorbereitung des Zirkels (diese Bahnfigur findest du etwas weiter unten). Für die konstante Biegung auf der Kreislinie des Zirkels braucht dein Pferd eine gute Bauchmuskulatur. Wenn diese noch nicht stark genug ist, kannst du über die gerade Strecken zwischen den Ecken kurze Erholungspausen einbauen. Sobald dein Pferd mehr Kraft in seiner Bauchmuskulatur bekommt, kannst du die Ecken schrittweise abrunden und die gebogenen Strecken bis zum kompletten Kreisbogen verlängern.
Handwechsel mit geraden Linien: Durch die Bahn wechseln
Die beliebtesten Arten einen Handwechsel zu reiten, sind Hufschlagfiguren mit geraden Linien durch die Bahn. Die genaue Bezeichnung variiert je nachdem, von wo nach wo der Handwechsel geritten wird. Einige Punkte haben die folgenden Wechsel jedoch gemeinsam. Auf der Wechsellinie reitest du gerade aus und dein Pferd ist weder gebogen noch gestellt. Erst kurz bevor du am Hufschlag ankommst, stellst und biegst du dein Pferd in Richtung der neuen inneren Hand. Reitest du einen dieser Handwechsel im Leichttraben, dann sitzt du ca. eine Pferdelänge vor dem Erreichen des Hufschlages um.
Durch die ganze Bahn wechseln
Für die Hufschlagfigur durch die ganze Bahn wechseln, wendest du jeweils am ersten Wechselpunkt nach der kurzen Seite ab und reitest dann diagonal über X zum letzten Wechselpunkt der gegenüberliegenden Seite. Die Wechsellinie verläuft dann entweder von M nach K oder von H nach F bzw. jeweils anders herum.
Tipps zur korrekten Ausführung: Bereite dein Abwenden durch das tiefe Ausreiten der vorherigen Ecke vor und richte dann deinen Fokus direkt auf deinen Zielpunkt an der gegenüberliegenden Seite. So wird die Wechsellinie gerade. In einer Dressurprüfung möchten die Richter außerdem gerne sehen, dass die Schulter deines Pferdes genau am Wechselpunkt ankommt. Das gelingt dir, indem du den Hufschlag tendenziell etwas vor dem Wechselpunkt anpeilst.
Durch die halbe Bahn wechseln
Beim durch die halbe Bahn wechseln wendest du auch beim ersten Wechselpunkt nach der kurzen Seite ab, reitest dann aber zur Mitte der gegenüberliegenden langen Seite. Die Wechsellinie geht dann immer zu B oder E. Andersherum, d.h. von B oder E ausgehend, wird diese Hufschlagfigur in der Regel nicht geritten.
Im Vergleich zum durch die ganze Bahn Wechseln musst du hier deutlich steiler aus der Ecke heraus abwenden und die Wendungen folgen schneller aufeinander. Aufgrund des erhöhten Schwierigkeitsgrads wird das durch die halbe Bahn Wechseln in der Ausbildung von Pferd und Reiter erst auf einem höheren Level abgefragt.
Durch die Länge der Bahn wechseln
Um durch die Länge der Bahn zu wechseln, wendest du an der Mitte der kurzen Seite bei A oder C auf die Mittellinie ab. Dann reitest du entlang der Mittellinie, die hier zugleich die Wechsellinie ist, bis zur Mitte der gegenüberliegenden kurzen Seite und dort auf deine neue innere Hand. Die 40 m oder 60 m auf der Wechsellinie können länger sein, als du vielleicht denkst, merke dir also gut in welche Richtung du am Ende möchtest. Der Handwechsel wird ansonsten am Ende schnell unharmonisch.
Trainingstipp: Durch die Länge der Bahn wechseln ist eine der Hufschlagfiguren, die sich besonders gut zur Kontrolle der Geraderichtung eignen. Da dein Pferd auf der Wechsellinie keine Begrenzung durch die Bande hat, musst du es gut zwischen Schenkel-, Gewichts- und Zügelhilfen einrahmen. Außerdem ist es eine super Vorbereitung für jede Dressurprüfung, da dies genau die Linienführung für das Einreiten darstellt.
Hinweis: Wenn du diese Linie im Training ohne Handwechsel reitest, dann bezeichnet man es als durch die Länge der Bahn geritten.
Hufschlagfiguren mit gebogenen Linien
Zirkel
Der Zirkel ist die am zweit häufigsten gerittene Hufschlagfigur. Die Zirkellinie ist ein Kreis mit 20m Durchmesser, der von Zirkelpunkt zu Zirkelpunkt geritten wird. Grundsätzlich kannst du einen Zirkel bei A, C oder auch in der Mitte bei E bzw. B (Mittelzirkel) reiten. Für die korrekte Ausführung solltest du darauf achten, dass du die Ecken gleichmäßig abrundest, denn ein Kreis hat keine Ecken.
Trainingstipps: Der Zirkel kann dir in vielen Situationen helfen. Gerade am Anfang der Reitstunde eignen sich die großen gebogenen Linien dieser Hufschlagfigur, um dein Pferd zu lösen. Aber auch im weiteren Verlauf der Trainingseinheit kannst du mit Hilfe des Zirkels die Längsbiegung und die Durchlässigkeit deines Pferdes hinsichtlich der diagonalen Hilfengebung verbessern. Sollte deinem Pferd das Vorwärts-Abwärts auf der ganzen Bahn noch schwer fallen, probiere es beim nächsten Mal zunächst auf dem Zirkel. Für viele Pferde ist es hier zu Beginn leichter.
Hinweis: Für die Zirkel bei A und C gibt es noch zwei weitere wichtige Begriffe. Nämlich die geschlossene und die offene Seite. Die geschlossene Seite bezeichnet die Zirkelhälfte, die an der kurzen Seite durch die Bande begrenzt wird, und die offene Seite die Hälfte, die du in der Bahnmitte reitest.
Volte
Die Volte entspricht einem kleinen Zirkel mit einem maximalen Durchmesser von zehn Metern. Je nach Ausbildungsstand des Pferdes und des Reiters kann die Größe der Volte auch deutlich geringer sein. Das Minimum für die Größe einer Volte liegt dabei bei sechs Metern Durchmesser. Im Unterschied zum Zirkel sind Volten jedoch nicht an bestimmte Bahnpunkte gebunden. Du kannst sie also überall am Hufschlag oder in der Reitbahn reiten. Beachte jedoch, dass wenn du eine Volte am Hufschlag beginnst, dein Startpunkt auch gleichzeitig der Punkt ist, an dem du wieder am Hufschlag ankommen solltest.
Trainingstipps: Volten gehören zu den anspruchsvollen Hufschlagfiguren. Je kleiner du die Volte anlegst, desto schwieriger wird sie für dein Pferd. Der engere Kreisbogen fordert von deinem Pferd eine stärkere Längsbiegung und eine höhere Dehnfähigkeit der äußeren Muskulatur. Daher solltest du Volten erst in der Arbeitsphase dazunehmen, wenn dein Pferd bereits gelöst ist. Volten bieten dir eine tolle Möglichkeit, um die innere Bauchmuskulatur deines Pferdes und die Lastaufnahme der Hinterhand zu trainieren. Viele Reiter und Ausbilder nutzen die Volte deshalb als Vorbereitung von schwereren Lektionen wie beispielsweise dem Schultervor.
Handwechsel mit gebogenen Linien
Handwechsel können nicht nur auf geraden Linien durch die Bahn geritten werden, sondern auch auf gebogenen Linien. Hufschlagfiguren mit einem Handwechsel auf gebogenen Linien sind deutlich schwieriger zu reiten als Handwechsel auf gerader Linie, da du als Reiter nur eine Pferdelänge Zeit hast, um dein Pferd umzustellen.
Wichtig: Auch wenn dir bei diesen Hufschlagfiguren weniger Zeit bleibt, um dein Pferd in die neue Bewegungsrichtung umzustellen, solltest du bei der Ausführung auf eine feine Kommunikation achten. Das schließt eine einfühlsame Einwirkung mit der Hand ein. Gehe im Zweifelsfall lieber ein paar Schritte zurück und übe auf geraden Linien oder erstmal im Schritt.
Hinweis: Reitest du den Handwechsel im Leichttraben, erfolgt das Umsitzen während des Umstellens.
Aus dem Zirkel wechseln
Beim aus-dem-Zirkel-Wechseln wechselst du die Hand, indem du einfach von einem Zirkel auf den anderen Zirkel reitest. Hierfür musst du dein Pferd kurz vor X erst geraderichten und reitest ca. eine Pferdelänge geradeaus. Solltest du leicht traben, wäre dies der Moment zum Umsitzen. Anschließend stellst du dein Pferd um und reitest mit der entsprechenden Längsbiegung auf dem neuen Zirkel weiter. Das ganze sieht von oben dann wie eine Acht aus.
Trainingstipps: Aus-dem-Zirkel-Wechseln gehört zu den Handwechseln, die besonders in der Lösungsphase zu empfehlen sind. Auf der großen gebogenen Linie bleibt, kannst du dein Pferd gut lösen und schon mal die Durchlässigkeit abfragen bzw. verbessern. Wenn du den Schwierigkeitsgrad z.B. in der Arbeitsphase dann erhöhen möchtest, kannst du bei X z.B. einen Übergang oder auch einen Galoppwechsel einbauen.
Durch den Zirkel wechseln
Durch den Zirkel wechseln ähnelt von der Linienführung sehr der Hufschlagfigur aus dem Zirkel wechseln. Infolge der engeren und schnell aufeinanderfolgenden Wendungen ist diese Lektion jedoch deutlich schwieriger zu reiten. Für das durch den Zirkel wechseln wendest du beim Zirkelpunkt nach der kurzen Seite auf eine halbe 10 m Volte ab. So solltest du dann auf der Mittellinie auskommen. Ob du die Mittellinie getroffen hast, kannst du auch direkt sehen, weil du nun ein kurzes Stück geradeaus auf A oder C zu reiten musst. Dann erfolgt das Umstellen und du wendest auf eine zweite halbe 10m Volte auf die neue innere Hand ab. Solltest du die Linie im Leichttraben reiten, dann würdest du beim Überqueren der Zirkelmitte umsitzen.
Schlangenlinien
Schlangenlinien lassen sich in zwei verschiedene Gruppen unterteilen: Schlangenlinien entlang der langen Seite und Schlangenlinien durch die Bahn.
An der langen Seite kannst du Schlangenlinien super gut gut zum Lösen deines Pferdes nutzen. Für viele Reiter sind diese Hufschlagfiguren deshalb ein fester Bestandteil ihrer Lösungsphase.
Schlangenlinien durch die Bahn fordern von dir und deinem Pferd viel Präzision in der Ausführung ab. Aus diesem Grund werden diese Hufschlagfiguren meist erst in der Arbeitsphase geritten. Schlangenlinien durch die Bahn kannst du dir am besten als eine Folge von halben Volten vorstellen, di du mit kurzen geraden Strecken parallel zur kurzen Seite verbindest. Die Schwierigkeit von Schlangenlinien durch die Bahn steigt mit der Anzahl an Bögen, da sich der Durchmesser der halben Volten verkleinert. Deshalb reitet man auf dem kleinen Viereck in der Regel nur drei oder vier Bögen, während man auf dem großen Viereck bis zu 6 Bögen gut unterbringen kann.
Einfache Schlangenlinie an der langen Seite
Die einfache Schlangenlinie beginnt am ersten Bahnpunkt und endet am letzten Bahnpunkt der langen Seite (H-K oder M-F). Am ersten Bahnpunkt wendest du dein Pferd ab und reitest dann ca. zwei Pferdelängen geradeaus, bevor du dein Pferd umstellst und anschließend die Längsbiegung einforderst. Der Punkt der Schlangenlinie, der am weitesten von der Bande entfernt ist, sollte auf Höhe von E bzw. B liegen. Die Entfernung zur Bande beträgt an diesem Punkt genau fünf Meter. Circa zwei Pferdelängen vor Erreichen des Hufschlages stellst du dein Pferd wieder um, damit die Schulter deines Pferdes dann am letzten Bahnpunkt der langen Seite ankommt.
Tipp: Um den richtigen Zeitpunkt für das Umstellen zu finden, kannst du dich an den Zirkelpunkten orientieren.
Hinweis: Wenn du die einfache Schlangenlinie im Leichttraben reitest, dann erfolgt das Umsitzen während des Umstellens. Das bedeutet, dass du hier zweimal umsitzen musst.
Doppelte Schlangenlinie an der langen Seite
Die doppelte Schlangenlinie ist vergleichbar mit zwei einfachen Schlangenlinien, deren höchste Punkte 2,5 Meter von der Bande entfernt sind. Die einzelnen Bögen sind also deutlich flacher. Da du dein Pferd nicht nur zwei, sondern vier mal umstellen musst, empfiehlt es sich, die doppelte Schlangenlinie nicht mehr im Leichttraben, sondern nur im Aussitzen zu reiten. Damit bist du schneller in der Reaktion und kannst deine Hilfen feiner geben.
Schlangenlinie durch die Bahn mit 3 Bögen
Schlangenlinien durch die Bahn mit drei Bögen sind nicht ganz leicht einzuschätzen, da es in der Bahn keine Fixpunkte gibt, an denen du dich orientieren kannst. Aus diesem Grund ist es schwer, drei wirklich gleich große Bögen zu reiten. Überlege dir vorher gut deine Linienführung und reite es erstmal langsamer durch, sonst reicht der Platz am Ende vielleicht nicht aus.
Schlangenlinie durch die Bahn mit 4 Bögen
Um vier Bögen reiten zu können, müssen die halben Volten einen Durchmesser von zehn Metern haben. Für die Größe der einzelnen Bögen kannst du dich an den Zirkelpunkten orientieren, die immer zehn Meter von der kurzen Seite entfernt sind.
Merke: Reitest du Schlangenlinien durch die Bahn mit einer geraden Anzahl, reitest du gleichzeitig auch einen Handwechsel. Bei einer ungeraden Anzahl landest du am Ende der Hufschlagfigur wieder auf der gleichen Hand. Außerdem erfolgt das Umsitzen hier immer genau dann, wenn du die Mittellinie kreuzst.
Trainingstipp: Dir gelingt mal ein Bogen nicht so richtig? Kein Problem! Reite einfach eine komplette Volte und nimm dir kurz Zeit, um den Bogen zu korrigieren und deinem Pferd die Längsbiegung nochmal zu erklären. Dann geht es weiter zum nächsten.
Tipps zum auswendig Lernen und kreativ Nutzen
Die ganzen Hufschlagfiguren und Bahnpunkte können erstmal ziemlich verwirrend sein, deshalb macht es Sinn, wenn du sie dir erstmal für dich in Ruhe anschaust. Sie direkt mit dem Pferd auszuprobieren führt ansonsten schnell zu doppelter Verwirrung und Frust auf beiden Seiten, wenn es nicht direkt klappt. Du kannst dir die einzelnen Linien zum Lernen z.B. auf einem Papier, das dein Viereck darstellt, aufzeichnen oder sie ohne Pferd “trocken” üben. Das heißt, du gehst sie vorher einmal selbst zu Fuß ab. Oftmals können auch Merksätze helfen, da kannst du für dich kreativ werden. Als Beispiel für durch die ganze Bahn wechseln: die Katze jagt die Maus oder der Fuchs den Hasen. Zusätzlich kannst du dir fürs Training auch Hütchen aufstellen oder Gassen hinlegen. Das hilft dir, dich an die Linie zu erinnern und gibt deinem Pferd eine Orientierung.
Deine Kreativität ist gefragt: Abwandlungen der Hufschlagfiguren
Sobald du die Linien verinnerlicht hast, kannst du die Linien der Hufschlagfiguren für dein Training kreativ nutzen. Baue Seitengänge, Tempi-Wechsel und Übergänge nach Herzenslust mit ein. Berücksichtige dabei nur den Ausbildungsstand von dir und deinem Pferd.
- Nutze die Diagonale beim durch die ganze Bahn wechseln für eine Verstärkung oder für mehrere Übergänge.
- Reite die Schlangenlinien durch die Bahn im Galopp mit einfachen oder fliegenden Galoppwechseln.
- Nutze die einfache Schlangenlinie, um beim ersten Umstellen anzutraben und beim zweiten schon wieder durchzuparieren.
- Kombiniere Zirkel und Volten, indem du an jedem Bahnpunkt des Zirkels zusätzlich eine Volte reitest.
- usw.
Du siehst, Hufschlagfiguren haben ganz viel Potenzial und sind nicht nur Linien, die man stumpf einpauken muss. Ganz im Gegenteil, mit ein bisschen Kreativität machen sie nicht nur dir sondern auch ganz bestimmt deinem Pferd Spaß! Die Pferde freuen sich meistens über die Abwechslung und fangen dann ganz von alleine an mitzudenken.
Merke: Für den Aufbau deiner Trainingseinheit gilt grundsätzlich, dass du mit großen Linien und Wendungen beginnen solltest. Nachdem du dein Pferd aufgewärmt und gelöst hast, kannst du die Linien schrittweise enger anlegen.
Volle Reitbahn: Welche Bahnregeln muss ich beachten?
Die Bahnfiguren sind eine gute erste Hilfe, damit du dich auch in einer vollen Reitbahn zurechtfinden kannst. Um Unfälle wie Zusammenstöße zu vermeiden, gibt es darüber hinaus noch ein paar wichtige Bahnregeln, die du beachten solltest.
- Möchtest du das Viereck betreten oder verlassen und andere Reiter befinden sich in der Reitbahn, rufe einmal laut “Tür frei, bitte”. Im Anschluss wartest du auf die Antwort “Tür ist frei” und öffnest erst danach die Tür. So haben alle anderen Reiter die Möglichkeit noch ihre Linie zu Ende zu reiten und ggf. vor der Tür Platz zu machen.
- Wenn du länger anhalten musst, z.B. zum Auf-/Absteigen oder Nachgurten, dann solltest du dies auf der Mittellinie tun. Am Besten sind dafür die Zirkelmittelpunkte geeignet. Sollte bei euch eine Aufstiegshilfe fest in einer Ecke stehen, ist auch hier Kommunikation das A und O. Sage deinen Mitreitern kurz Bescheid, dann können sie ihre Linien für den Moment anpassen und du kannst dort in Ruhe aufsteigen.
- Für deine Aufwärm- oder Arbeitsphase im Schritt nutzt du den zweiten oder ggf. auch den dritten Hufschlag. Der erste und auf einem sehr vollen Viereck auch der zweite Hufschlag sind für die Arbeit im Trab und Galopp vorgesehen. Tipp: Ist die Reithalle sehr voll und ihr habt die Möglichkeit, dann verlagere doch dein Aufwärmen nach draußen und gehe eine Runde mit deinem Pferd um den Hof.
- Achte grundsätzlich darauf genügend Abstand zu deinen Mitreitern einzuhalten. Reite deine Bahnfiguren möglichst vorausschauend und sprecht im Zweifelsfall kurz miteinander. Das ist immer besser, als wenn sich jemand schnell irgendwo durchquetscht.
- Bezüglich der Vorfahrt gilt beim Ganze-Bahn-Reiten, linke Hand vor rechter Hand. Das heißt, die linke Hand hat Vorfahrt und die Reiter auf der rechten Hand müssen nach innen ausweichen.
- Weiter gilt: Gerade Linie vor gebogene Linie, das bedeutet z.B. Reiter auf der ganzen Bahn haben Vorfahrt vor Reitern, die sich auf dem Zirkel befinden.
- Wenn sich zwei Reiter frei in der Bahn begegnen, dann müssen beide jeweils nach rechts ausweichen.
- Zu guter letzt: Möchtest du deinen Vordermann überholen, dann bitte immer innen und mit ausreichendem Abstand.