Wetten, Du kennst gleich mehrere unhöfliche Pferde in Deinem Umfeld? Die gern Reitertaschen mit der Nase kontrollieren? Manche Pferde machen das vielleicht noch auf eine nette Art, andere sind so richtig aufdringlich. Meist beginnt es freundlich, irgendwann wird es unangenehm oder sogar gefährlich. Unsere wehorse Trainer Sibylle Wiemer und Bea Borelle erklären Dir, wie Du diese Situation wieder veränderst. Sibylle Wiemer löst das Problem sehr pragmatisch, Bea Borelle hat eine Lösung zu bieten, die das Pferd wieder höflich werden lässt.
Die radikale Lösung: Kein Futter aus der Hand
Sibylle Wiemer entscheidet ganz konsequent: „Pferde, die schnappen oder in die Tasche kriechen wollen, werden bei mir grundsätzlich nicht aus der Hand gefüttert“, erklärt sie. Ihr eigener Haflinger Rudi sei so ein Typ: „Ein Leckerli und der ist für Wochen wie von Sinnen“, sagt sie, „eben ein typischer Haflinger, auch wenn das Pferde anderer Rassen auch machen.“ Vor allem für Schul- und Therapiepferde gilt für sie der Grundsatz, nie aus der Hand zu füttern. „Grundsätzlich ist mein Ansatz: Meine Pferde sollen mich liebhaben, weil sie mich liebhaben, und nicht, weil sie mich als Futterstelle erkennen.“
Leckerli nutzen, aber richtig
Bea Borelle hingegen schult ihre Pferde darin, Futter höflich aus der Menschenhand zu nehmen. „Das mache ich schon seit vielen Jahren so, allerdings habe ich meine Methode inzwischen verfeinert“, sagt sie. Die Fütterungsdisziplin hat sie um die Vorgehensweise von Clicker-Expertin Marlitt Wendt ergänzt. „Ich schule die Pferde in fünf Etappen“, erklärt sie. Die erste Etappe lautet: Der Mensch steht mit dem Rücken zum Pferdebauch. So kann das Pferd den Mensch kaum schnappen. Unerwünschtes Verhalten, wie den Hals zum Mensch drehen, wird ignoriert. Das Pferd wird mit einem Click und einem Leckerli belohnt, wenn es einfach wie eine Statue da steht, also geradeaus schaut und den Hals nicht zum Menschen dreht. Wegdrehen ist okay.
Fünf Schritte führen zum Erfolg
Der zweite Lernschritt ist: Der Mensch stellt sich auf Kopfhöhe des Pferdes und das Pferd soll hier wieder das umsetzen, was es zuvor mit dem seitlich positioniertem Menschen erlernt hat. Es wird ignoriert, wenn es bettelt und es wird mit einem Klick und Futterlob belohnt, wenn es Kopf und Hals geradeaus oder weg vom Menschen hält. Jeder nächste Lernschritt wird erst begonnen, wenn der vorherige sehr gut funktioniert. Den dritten Lernschritt nennt Bea Borelle „Du bist nicht der Nabel der Welt“. Dafür braucht man einen Helfer. Beide Menschen positionieren sich rechts und links des Pferdekopfes. Wieder wird still stehen und nicht betteln wie oben beschrieben belohnt. Die vierte Etappe heißt Provokation. „Ich stehe mit Abstand zum Pferd und esse einen Apfel. Dabei finde ich es als Ausbilderin klasse, dass ich die Ressource Apfel oder Möhre selbst verwalte und genüsslich esse. Das klärt, welche Ressource mir gehört und welche dem Pferd.“ Der fünfte Schritt funktioniert so: Der Mensch soll Halfter und Zäumung anfassen können. Das Pferd wird wiederum fürs Stillhalten belohnt.
Vorteile des Clickertrainings gegen das Betteln
Bea Borelle ist sehr überzeugt von dieser Vorgehensweise in Etappen: „Die Methode funktioniert wahnsinnig schnell. Man lässt die Pferde anfangs ins Leere laufen und das macht viel mehr Sinn, als Wallache und Hengste, die in so einem Schnappspiel drin sind, mit der Gerte auf die Nase zu tippen, um zu sagen: ‚Lass’ das sein.’ Das fördert dieses Schnappspiel nur.“