Hast du schon mal vom Reiten mit Franklin Bällen gehört! Was wie eine Spielerei aussieht, soll ein verblüffend effizientes Training sein. Doch was kann die Franklin Methode und wie wird sie richtig angewendet? Diese Fragen stellen wir im heutigen Blogpost und gehen dem Franklin Hype auf die Spur.
Ein Interview mit der Franklin-Bewegungspädagogin und Ausbilderin Christiane Maneke soll Licht ins Dunkel bringen. Die Sport- und Gymnastiklehrerin beschäftigt sich seit 33 Jahren mit Gesundheit und Prävention durch Sport. Außerdem stellen die wehorse Trainer Sibylle Wiemer und Eckart Meyners die Franklinbälle in Aktion vor und zeigen welche Auswirkungen die Franklin Methode auf die Reiter und ihre Pferde hat.
Was ist die Franklin Methode?
Mit der Franklin Methode kannst du deinen Sitz gezielt verbessern und so deine Reiterhilfen präziser geben. Denn die mit Luft oder Wasser gefüllten Franklin-Bälle übertragen und verdeutlichen die Bewegungen des Pferdes auf den Menschen. Das ermöglicht uns Reitern, uns unserem Sitz und dem eigenen Körpergefühl bewusster zu werden. So können mit der Franklin Methode gezielt an der Reiter-Schiefe, der Beweglichkeit des Beckens und der Bein- und Armposition gearbeitet werden. Die jeweiligen Bälle werden speziell an den Schwachpunkten des Reiters eingesetzt und können zum Beispiel ein Klemmen der Beine verhindern und zu einer besseren Federung der Absätze verhelfen. Die Franklin Bälle verbessern auch die Haltung im Schulterbereichs, was wiederum zu einer besseren Aufrichtung im Brustbeinbereich sorgt und automatisch das Gefühl für die Arme verbessert. Das ist so wichtig, da es sich direkt auf die Zügelführung und die Schenkelhilfen auswirkt. Das Resultat nach der Arbeit mit den Franklin Bällen, ist also ein Pferd, das losgelassener und freudiger vorwärtsgeht.
Die Franklin Methode im Sattel
Und wie sieht das ganze in Aktion aus? Unsere Zutatenliste: Ein Korb voll bunter Bälle und Rollen und sechs völlig unterschiedliche Reiter. Sie demonstrieren die Übungen der Franklin Methode im wehorse Kurs mit Sibylle Wiemer und Eckart Meyners. Die Reiter- zwei Jugendliche, zwei Profis und zwei ambitionierte Amateure- sollen nach den zwei Tagen Dreharbeit ein Fazit geben.
Wie werden die Franklin Bälle benutzt?
Es gibt Bälle und Rollen verschiedener Größe, mal mit Luft, mal mit Wasser gefüllt. Z.B gibt es: Die Mini-Rolle oder die Faszia-Rolle, den Original Franklin Ball, den orangefarbene Soft Ball sowie den Franklin Universal Ball. Diese kann man, um eingeschliffene Bewegungsmuster zu durchbrechen, dem Reiter an verschiedenen Stellen unter Arme, Beine und Gesäß legen.
Der Effekt der Utensilien ist zu sehen, wenn der Reiter sie wieder wegnimmt. Es ist dann von außen erkennbar, dass der Reiter sich durch die Übung mit den Rollen anders an sein Pferd anschmiegen kann. „Der Reiter kommt durch die Bälle enger ans Pferd, ohne zu klemmen. Er kann sich dennoch gut bewegen und hat durch dieses neue Körpergefühl, einen ganz anderen Kontakt zum Pferdemaul.“
Vom Formen zum Fühlen
Einen tollen Effekt kann Sibylle Wiemer bei einer Berufsreiterin feststellen. „Sie neigt dazu, eher fest zu werden. Das ist durch die Bälle aufgebrochen worden, die Reiterin sagte dazu: ‚Ich glaube, ich hab immer viel zu viele Hilfen gegeben.’“. Genau das sei ein Effekt des Balltrainings: „Sie stellt fest, dass sie mit minimalen Hilfen auskommt, wenn sie locker sitzt.“ Beide Berufsreiter bemerken, dass ihre Pferde immer feiner werden während des Trainings – „Das ist schon eine tolle Rückmeldung“, findet Sibylle Wiemer. Spannend findet sie auch die Formulierung von einer der Jugendlichen. Nachdem diese probieren, die Franklin Bälle unter den Oberarmen einzuklemmen, und danach ohne reiten, sagt eines der Mädchen: „Es ist jetzt ganz leicht, es fühlt sich an, als ob die Arme vom Oberkörper angesaugt werden!“
Der Reiter soll sich auf die Suche begeben und nachfühlen, was passiert. „Die Situation lehrt den Reiter, nicht die Instruktion“, sagt Eckart Meyners. Funktion vor Form eben. Das, was eigentlich seit Jahren gepredigt wird, wenn man sich über Unterrichtserteilung schlau macht. Und das noch so wenig tatsächlich umgesetzt wird. Besonders spannend finden sowohl Sibylle Wiemer, als auch Eckart Meyners, wie Berufsreiter Csaba Sarközi beschreiben konnte, was durch die Bälle passiert. „Er ist imstande, die kleinsten Veränderungen zu artikulieren.“ So kann er den Ausbildern und Zuschauern ganz genau erklären, was in seinem Körper dank der Rollen vor sich geht. Denn: Das was durch die Rollen ausgelöst wird, findet zwischen den Körpern von Reiter und Pferd statt. „Alle Reiter haben ihr eigenes Bewegen verändert, und dadurch auch das Pferd“, erzählt Eckart Meyners. „Das waren bei allen Reitern phänomenale Unterschiede.“
Wie lange hält der Effekt der Franklin Bälle an?
Eckart Meyners beantwortet die Frage, wie lange so ein Franklin-Ball-Trainingseffekt anhält, folgendermaßen: „Stellen Sie sich auch die Frage, wie lange hält ihr Reiten heute?“ Ups. Also: Der Effekt kann nur konstant gehalten werden, wenn der Reiter kontinuierlich mit den Bällen und der Franklin Methode arbeitet. Also mal mit Bälle, mal ohne Bälle ein paar Runden dreht. Zum Beispiel: Beim Abreiten die Franklin Bälle dazu nimmt, und sie für die Arbeitsphase wieder weglegt. „Die Bälle sind dafür da, den Weg aufzuzeigen, wie der Reiter funktionieren müsste“, erklärt Eckart Meyners. Und sie können etwas bewirken, was der rein sprachliche Reitunterricht nicht kann: „Sie erklären das eben nicht sprachlich, sondern auf der Gefühlsebene!“
Interview mit Christiane Maneke zur Franklin-Methode
Die Franklin-Bewegungspädagogin und Ausbilderin Christiane Maneke beschäftigt sich seit 33 Jahren mit Gesundheit und Prävention durch Sport. In diesem Interview erklärt sie, wie die Franklin-Methode uns Reitern helfen kann und was in unserem Körper bei der Ausübung der Franklin Methode passiert.
Sie erleben momentan auch einen richtigen Run der Reiter auf die Franklin Bälle. Aber was hat die Franklin Methode zu bieten?
Sie schult die Menschen darin, wahrzunehmen, wie sie sich bewegen. Sie lernen einerseits ihre Anatomie kennen, andererseits beobachten sie sich genau und lernen, wie sie ihre Gelenke so bewegen, dass diese keinen Schaden nehmen. Vieles wird durch Imagination in der Franklin Methode erlernt. Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob ich mir fließende oder schmerzende Bewegungen der Hüfte vorstelle.
Inwiefern ist die Franklin Methode denn nützlich, wie soll sie außerhalb des Sattels helfen?
Man übt Bewegungsabläufe, die einem im Alltag die Bewegungen erleichtern und man dann in Stresssituationen gut abrufen kann. Vieles funktioniert hier über Imagination.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Wenn ich zum Beispiel merke, ich bin gestresst und verspanne meine Schultern, dann kann ich nach Schulung mit der Franklin Methode selbst in der stressigen Situation etwas dagegen tun. Ich stelle mir zum Beispiel vor , dass die Schulterblätter in in einer entspannten Atmosphäre nach unten-außen fließen, entlang des hinteren Bereich des Brustkorbs, neben der Wirbelsäule. Ich kann mir das wie Butter, wie warme Öle, wie Schaum vorstellen.
Wenn ich mir dieses per Imagination oft genug vorgestellt habe, kann ich das in stressiger Situation hervorrufen, ganz ohne Materialien.
Macht das alleine den Effekt aus?
Auch das Kennenlernen der Anatomie ist ein ganz wichtiger Punkt, dadurch entwickelt der Mensch ein ausgeprägtes Bewusstsein für seinen Körper. Ich leite Franklin-Workshops, und wenn ich da die Leute frage, wo sich ihr Hüftgelenk befindet, zeigen viele auf den Beckenkamm oder den großen Rollhügel am Oberschenkel außen. Korrekt ist: es liegt tief in der Leiste. Die Menschen bewegen sich komplett anders, wenn sie die Vorstellung haben, mein Hüftgelenk befindet sich in der Leiste, statt außen am Oberschenkel oder am äußeren Beckenkamm.
Wie gehen denn Menschen, die denken, dass ihr Hüftgelenk am äußeren Beckenkamm liegt?
Wenn die Leute der Meinung sind das Hüftgelenk ist außen, dann drehen sie insgesamt das feste Becken. Die Wirbelsäule ist dann nicht schwingend, sondern steifer. Es erinnert dann an den Gang von Affen, die kein bewegliches Becken haben. Wenn sie wissen , wo es liegt, schwingen sie mehr, und das Becken hat eine größere Beweglichkeit. Der Gang sieht dann pendelnd aus.
Seit wann gibt es diese Franklin Methode und wo wird sie unterrichtet?
Das ist gar nicht so neu. Eric Franklin hat diese Methode vor über 35 Jahren entwickelt. Aber jetzt scheint erst die Zeit reif dafür zu sein und es findet Gehör! Ich habe die Ausbildung vor 7 Jahren in der Schweiz gemacht, aber da hatte noch kaum jemand davon etwas gehört. Ich habe es stets in meine Rückenschul-Ausbildungen und Kurse integriert. Und da hat es meine Teilnehmer überzeugt und mich bestätigt diese geniale Methode anzuwenden. Und jetzt scheint die Zeit reif dafür, dass viele Leute die Franklin Methode kennenlernen wollen.
Wie funktioniert das denn, wenn man Franklin-Lehrer werden will?
Es gibt keine Zugangsvoraussetzungen, jeder der Interesse an Körperarbeit hat und seinen Körper entdecken möchte, kann die Ausbildung machen. Vier Module mit jeweils fünf oder sechs Ausbildungstagen kosten 3500 Euro. Zwischen den Modulen liegen jeweils drei, vier Monate Pause um das Lernen zu vertiefen und zu verkörpern, welches sehr wichtig ist. Die Ausbildung schließt mit einer Abschlussprüfung und Lehrprobe ab.
Ist das dann rein für Reitausbilder?
Nein, das ist die ganz normale Ausbildung zum Franklin-Bewegungspädagogen. Es gibt ein zusätzliches Modul, in welchem die Franklin-Methode auf das Reiten übertragen wird. Dabei werden mich dann die Franklin-Bewegungspädagogen für Reiter unterstützen. Meine Aufgabengebiet liegt mehr in der reinen Körperarbeit, obwohl das Zusammenspiel von Reiter und Pferd und die Auswirkungen immer neugieriger machen.
Übrigens: Auf wehorse findest du eine Reihe von Online-Videos zum Einsatz der verschiedenen Bälle und Rollen. Sibylle Wiemer erklärt dir alle Grundlagen über den Einsatz der Franklin-Bälle. Wenn du mehr Interesse hast deinen Reitersitz zu verbessern, haben wir auch hierfür zahlreiche Lehrvideos für dich.